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1 IQ Netzwerk Sachsen Qualifizierung Prozess Anerkennung Diversität Inklusion Berufliche Integration Unternehmen Demografie Gesetz Zuwanderung Sprache Willkommen Fachkräfte Aufenthalt Potenzial Beratung Kulturelle Vielfalt Personalbedarf Berufsperspektive Existenzgründung Migration Qualifikationsanalyse Arbeitswelt Universität

2 Das Förderprogramm Integration durch Qualifizierung (IQ) wird finanziert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit.

3 Editorial Neue Wege zur Fachkräftesicherung Sehr geehrte Arbeitsmarktakteure in Sachsen, schön, dass Sie bei uns reinschauen. Diese Broschüre ist für Vertreterinnen und Vertreter von Jobcentern und Agenturen, von Wirtschaftsförderungen und Ausländerbehörden, von Unternehmen und Unternehmensverbänden, von Kammern und Branchenverbänden, von Migrantenorganisationen, Migrationsberatungsstellen, der Landespolitik und von Kommunen kurzum für alle, die auf Sachsens Arbeitsmärkten aktiv sind. Sie erfahren hier von Aktivitäten und Angeboten eines Netzwerks vielleicht sind Sie ja bereits Teil davon. Der Auftrag des IQ Netzwerks Sachsen im Förderprogramm Integration durch Qualifizierung (IQ) lautet: die Arbeitsmarktsituation erwachsener Migrantinnen und Migranten nachhaltig zu verbessern. Daran arbeitet der EXIS Europa e.v. als Koordination des IQ Netzwerks Sachsen mit verschiedenen Partnern bereits seit Jetzt, in der dritten Förderphase, führen die Entwicklungen am sächsischen Arbeitsmarkt dazu, dass wir bei der Bearbeitung aktueller Aufgaben mehr denn je mit Ihnen an einem Strang ziehen wollen. Das gilt beispielsweise für die Fachkräftesicherung, für die Bewältigung des demografischen Wandels und für die Schaffung einer Willkommenskultur für Fachkräfte. Sie haben die gleichen Ziele wie wir, wir haben den besonderen Fokus auf Migrantinnen und Migranten. Sie lernen hier bewährte und neue Handlungsansätze des IQ Netzwerks Sachsen kennen. Mehr noch, wir möchten Sie dazu gewinnen, mit uns zu kooperieren, damit aus den innovativen Ansätzen von heute funktionierende Arbeitsmarktstrategien von morgen werden. Kay Tröger Koordinator IQ Netzwerk Sachsen

4 Das Förderprogramm Integration durch Qualifizierung (IQ) zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Daran arbeiten bundesweit regionale Netzwerke, die von Fachstellen zu migrationsspezifischen Schwerpunktthemen unterstützt werden. 4 IQ Netzwerk Sachsen

5 Inhalt Der Arbeitsmarkt in Sachsen: Hoffen auf ausländische Fachkräfte 6 Gesamtkoordination des IQ Netzwerks Sachsen: Das Ganze im Blick 8 Anerkennung ausländischer Qualifikationen: Information und Beratung sind das A&O 10 Informations- und Beratungsstelle Anerkennung Sachsen (IBAS): Anerkennung und noch viel mehr 12 Qualifizierung zur interkulturellen Öffnung: Vielfalt gewinnt 14 QUASI Qualifizierung zur interkulturellen Öffnung: Aktuell, themenorientiert, zielgruppengerecht 16 Prozesskette für die berufliche Integration: Gemeinsam geht s besser 18 PsssT Prozesskette Sachsen: Angebotslücken finden und beseitigen 20 Berufliche Qualifizierung: Neue Konzepte sind gefragt 22 BAQ Bedarfsgerechte Anpassungsqualifizierung: Lernen nach Maß 24 Ausländische Studierende und Absolventinnen / Absolventen: Im Fokus deutscher Firmen 26 VISS Verbleibspotenzial internationaler Studierender in Sachsen: Akademiker für Sachsens Wirtschaft 28 Sonstige Verfahren / Qualifikationsanalysen: Fähigkeiten und Kompetenzen nachweisen 30 QAP Qualifikationsanalyse Praktisch: Handwerkskammern und Handwerksunternehmen sensibilisieren 32 Existenzgründung: Unterstützung in allen Phasen des Gründungsprozesses 34 IQ Gründungszentrum Dresden: Gründungsbegleitung von A-Z 36 Fachkräftebedarf und -sicherung: Ist qualifizierte Zuwanderung die Lösung? 38 Chef! - Was sagst Du dazu? Fachkräftebedarf und Migration aus Unternehmensperspektive 40 Die Akteure im Überblick 42 5

6 Der Arbeitsmarkt in Sachsen: Hoffen auf ausländische Fachkräfte Die gute Nachricht zuerst: Der Arbeitsmarkt in Sachsen entwickelt sich seit Jahren positiv. Zwar stagnierte die Wirtschaft in Sachsen 2012 und auch das erste Halbjahr 2013 war schwierig, aber die Dresdner Niederlassung des Ifo Instituts rechnet in seiner Konjunkturprognose 2013/14 mit einer Erholung der Konjunktur ab dem zweiten Halbjahr 2013, die in Sachsen etwas stärker ausfallen soll als im ostdeutschen Durchschnitt. Ein Wachstum von 0,5 Prozent im Jahr 2013 wird Sachsen prognostiziert. Es wird ebenfalls mit einer Steigerung der Erwerbstätigenzahl in Sachsen um 0,5 Prozent gerechnet werde diese Zahl stagnieren, so das Ifo Institut. Doch aktuell sinkt die Arbeitslosenquote noch recht rasant, wenn auch weniger stark als in den Jahren zuvor. In Sachsen ist besonders in der Region Leipzig, aber auch in Görlitz und in der Stadt Chemnitz ein starker Abbau der Arbeitslosigkeit zu beobachten. So ist eine andere Nachricht umso besorgniserregender: Der Bevölkerungsrückgang hält weiter an. Nach den Ergebnissen des Mikrozensus, die im Mai 2013 veröffentlicht wurden, schrumpft die Einwohnerzahl in Sachsen seit mehr als 50 Jahren. Heute leben hier etwa vier Millionen Menschen, das sind 15 Prozent weniger als Ende Hauptursache für den Bevölkerungsrückgang ist das Geburtendefizit. Die Wanderungsverluste verstärken die Entwicklung. Es gibt jedoch eine Bevölkerungsgruppe, die diesem Trend entgegenwirkt: Ausländerinnen und Ausländer im Freistaat. Beispielsweise steht dem allgemeinen Rückgang der Bevölkerung von zwei Prozent seit 2007 eine Zunahme der ausländischen, vor allem der weiblichen, Bevölkerung, um 0,9 Prozent gegenüber. In dem Zeitraum stieg auch der Anteil der ausländischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unter den ausländischen Erwerbsfähigen um 3,3 Prozent auf 18,5 Prozent. Entsprechend sank die Arbeitslosenquote ausländischer Erwerbsfähiger allerdings ist diese in Sachsen noch doppelt so hoch wie bei der deutschen Bevölkerung. Können also zugewanderte Fachkräfte dazu beitragen, den Fachkräftebedarf sächsischer Unternehmen zu sichern? 6 IQ Netzwerk Sachsen

7 Sachsens Bürger ausländischer Herkunft kommen vor allem aus Vietnam, der Russischen Föderation, Polen, der Ukraine, der Türkei, China, Ungarn und aus Tschechien. Was bringen sie mit für Sachsens Arbeitsmärkte? Zunächst punkten sie mit Fachhochschul- und Hochschulabschlüssen. Unter den ausländischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen haben rund 10 Prozent einen akademischen Abschluss das ist deutlich mehr als bei der deutschen Vergleichsgruppe. Aber: Unter den Beschäftigten, die über Berufsausbildungen oder Fachschulabschlüsse verfügen, haben die Deutschen mit einem Anteil von 40 Prozent die Nase vorn hier besteht Nachholbedarf bei Zugewanderten. Immerhin ist der Anteil der Beschäftigten mit ausländischem Pass, die keinen Berufsabschluss haben, in Sachsen deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt. Der Unterschied zwischen den deutschen und ausländischen Personen beträgt nur knapp vier Prozent. Fazit: Es besteht zwar Handlungsbedarf, um die Potenziale sächsischer Bürger mit ausländischem Pass zur Fachkräftesicherung auszuschöpfen und die richtigen Signale für Zuwanderungswillige zu senden, aber es gibt sie - die Potenziale. 7

8 Gesamtkoordination des IQ Netzwerks Sachsen: Das Ganze im Blick Drei Handlungsschwerpunkte haben die Förderer/ Mittelgeber Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) und Bundesagentur für Arbeit (BA) für alle IQ Landesnetzwerke vorgegeben: die Umsetzung des Bundes- und Landesanerkennungsgesetzes zu begleiten, die interkulturelle Kompetenz in Regelinstitutionen zu stärken und die Vernetzung von Arbeitsmarktakteuren sowie die Verzahnung ihrer Angebote vor Ort zu unterstützen. Zusätzlich zu diesen Aufgaben haben sich für Sachsen Handlungsbedarfe herauskristallisiert, die in der Förderphase 2013/2014 ebenfalls bearbeitet werden vor allem durch Modellprojekte: In Sachsen stehen in vielen Branchen schon jetzt zu wenige Fachkräfte zur Verfügung bzw. deren Aktivierung für den Arbeitsmarkt ist extrem schwierig damit rücken für die Wirtschaft qualifizierte Zuwanderung und Fachkräftesicherung in den Fokus, so auch ausländische Studierende an sächsischen Hochschulen. Ein Modellprojekt analysiert die Faktoren, die ausschlaggebend dafür sind, dass diese Gruppe nach dem Studium in Sachsen bleibt und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Im Kontext der beruflichen Anerkennung ist die Neu- und Weiterentwicklung von Maßnahmen zur Qualifizierung dringend erforderlich. Deshalb arbeitet ein Modellprojekt an Qualifizierungsbausteinen, die auf Kenntnis- oder Eignungsprüfungen vorbereiten bzw. wesentliche Unterschiede der ausländischen Qualifikation ausgleichen, während ein anderes Modellprojekt praktische Qualifikationsanalysen erprobt. Willkommenskultur ist bei zahlreichen Akteuren auf Bundes- und Landesebene ein zentrales Thema. Intensive Vernetzung in Sachsen soll das gemeinsame Ziel voranbringen eine Aufgabe, die alle sächsischen IQ Projekte wahrnehmen. 8 IQ Netzwerk Sachsen

9 Aktionen, Projekte, Strategien zur demografischen Entwicklung haben nur in geringem Maße und nicht in langfristigen Strategien das Thema Zuwanderung und Migration mitgedacht. Bestehende Ansätze voranzubringen, ist daher ein Leitthema aller sächsischen IQ Projekte. An diesen langfristigen Aufgaben und neuen Herausforderungen arbeiten im IQ Netzwerk insgesamt neun Projekte. Das Koordinationsprojekt in Trägerschaft des EXIS Europa e.v. koordiniert die Arbeit aller Projekte und begleitet jedes einzelne Projektteam inhaltlich. Bei Bedarf unterstützt die Koordinierung individuell und gewährleistet zudem eine gute Vernetzung innerhalb des Netzwerks Sachsen. Das Koordinationsprojekt stellt auch das administrative Zentrum für Sachsen dar und ist federführend bei der Zielerreichung. Neben der internen Koordinierung nimmt EXIS auch wichtige Aufgaben nach außen wahr: Auf Landesebene koordiniert das Projekt die Zusammenarbeit mit den strategischen Partnern also all den Arbeitsmarktakteuren, die nicht direkt über das IQ-Programm gefördert werden. Auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gehört zum Zuständigkeitsbereich des Koordinierungsprojektes. Auf Bundesebene bildet die Koordinierung die Schnittstelle der Netzwerkarbeit in Sachsen zum gesamten Förderprogramm IQ. Dazu zählen insbesondere der Fachaustausch und das transferorientierte Wissensmanagement mit anderen Netzwerken sowie die thematische Arbeit im Interessenverbund IQ Ost, dem Zusammenschluss aller ostdeutschen IQ Netzwerke. Die Koordinierung gewährleistet den Informationsfluss aus den sächsischen Projekten zu den Gremien auf Bundesebene, zu den fördernden Bundesministerien und der BA sowie von dort in die sächsischen Projekte. Kontakt: EXIS Europa e.v., Zwickau Kay Tröger Tel.: 0375 / , troeger@exis.de 9

10 Anerkennung ausländischer Qualifikationen: Information und Beratung sind das A&O Mehr berufliche Anerkennung für Menschen mit ausländischen Qualifikationen soll sowohl zur Verbesserung der beruflichen Integration von Migrantinnen und Migranten als auch zur Fachkräftesicherung beitragen. Das Gesetz zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen legte im April 2012 dazu den Grundstein. Seitdem gilt für Anerkennungssuchende, deren ausländische Qualifikationen den circa 500 bundeseinheitlich geregelten Berufen in Deutschland entsprechen: sie haben einen Rechtsanspruch auf ein Verfahren, der Verfahrensanspruch ist weitgehend unabhängig von der Staatsangehörigkeit, es gibt einheitliche Kriterien und Verfahren und es besteht die Möglichkeit, Anträge vom Inund vom Ausland aus zu stellen. Bundeseinheitlich geregelte Berufe sind vor allem die 350 Ausbildungsberufe, Meisterqualifikationen im Handwerk, Heilberufe, Justizberufe, Steuerberater, Notare und Fahrlehrer. Für landesrechtlich geregelte Berufe wurden bzw. werden in Anlehnung an das Bundesgesetz Landesanerkennungsgesetze entwickelt. Sie gelten beispielsweise für Lehrer, Architekten, Ingenieure, Sozialpädagogen oder Erzieher wobei einige Länder mit Ausnahmeregelungen liebäugeln. Das sächsische Landesanerkennungsgesetz wird voraussichtlich Ende 2013 in Kraft treten. Die Bundesregierung ging aufgrund der Daten des Mikrozensus 2008 davon aus, dass 2,9 Millionen Menschen mit ausländischen Berufsqualifikationen in Deutschland leben. Für die meisten wird ein Anerkennungsverfahren kein Thema sein weil sie bereits eine Anerkennung haben, weil sie in einem anderen Job beruflich Fuß gefasst haben oder weil sie schon zu lange aus ihrem Beruf raus sind. Doch das Bundesministerium für Bildung und Forschung vermutete, dass potenzielle Antragstellerinnen und Antragsteller in Deutschland leben. Innerhalb des ersten Jahres seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes wurden Anträge auf Anerkennung gestellt und die Mehrzahl der beruflichen Auslandsab- 10 IQ Netzwerk Sachsen

11 Arbeiten in Deutschland Ziel der Ratsuchenden Führung akademischer Grad Schulischer Abschluss Hochschulzugangsberechtigung, Anerkennung Studienleistungen, Aufnahme Aufbaustudium Berufsabschluss reglementiert nicht reglementiert Bund Land Das Netzwerk IQ wird gefördert durch: EU/ EWR/ Schweiz Drittstaat EU/EWR/Schweiz Drittstaat Ausnahmeregelung für Drittstaatsnachweise mit Anerkennung in EU/EWR/Schweiz + 3 Jahre Berufserfahrung ODER Kannregelung (RL 2005/36/EG) für Drittstaatsnachweise EU/EWR/Schweiz Drittstaat Ausnahmeregelung für Drittstaatsnachweise mit Anerkennung in EU/EWR/Schweiz + 3 Jahre Berufserfahrung ODER Kannregelung (RL 2005/36/EG) für Drittstaatsnachweise EU/EWR/Schweiz Drittstaat Erweiterung der Kannregelung (RL 2005/36/EG) für Drittstaatsangehörige Herkunft des Nachweises akademischer Beruf nein Ausbildungsberuf anderer Staat ja Österreich/ Frankreich/ Schweiz- n u r H a n d w e r k Niveau des Referenzberufs ja nein ja nein ja nein Verfahren nach spezifischem Berufsrecht unter Beachtung des allgemeinen Verfahrens nach RL 2005/36/EG 1. Antragstellung 2. Einzelfallprüfung 3. Abgleich des Beitrittsdatums des Herkunftslandes (Qualifikation) mit dem Datum des Abschlusses der Qualifikation, ggf. Anforderung einer Konformitätsbescheinigung 4. Bescheid (Anerkennung/ Anerkennung unter Auflagen/ Ablehnung) Besonderheit: automatisches Verfahren nach RL 2005/36/EG (Prüfung nach Anhang V, ggf. Einzelfallprüfung) für: Arzt/-in, Zahnarzt/-in, Tierarzt/-in, Apotheker/-in, Krankenpfleger/-in, Geburtshelfer/Hebamme Verfahren nach spezifischem Berufsrecht Verfahren nach spezifischem Berufsrecht unter Beachtung des allgemeinen Verfahrens nach RL 2005/36/EG 1. Antragstellung 2. Einzelfallprüfung 3. Abgleich des Beitrittsdatums des Herkunftslandes (Qualifikation) mit dem Datum des Abschlusses der Qualifikation, ggf. Anforderung einer Konformitätsbescheinigung 4. Bescheid (Anerkennung/ Anerkennung unter Auflagen/Ablehnung) Besonderheit: automatisches Verfahren nach RL 2005/36/EG (Prüfung nach Anhang V, ggf. Einzelfallprüfung) für: Architekt/-in Verfahren nach spezifischem Berufsrecht Gutachten der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) 1. Antrag unter 2. Prüfung 3. Gutachtenzustellung nach Bezahlung der Gebühr Verfahren nach Bundesvertriebenengesetz (BVFG) 1. Antragstellung 2. Einzelfallprüfung 3. Anerkennung/ Ablehnung Verfahren nach Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz (BQFG) 1. Antragstellung 2. Einzelfallprüfung 3. Anerkennung/ Ablehnung Verfahren wahlweise nach BQFG oder BVFG 1. Antragstellung 2. Einzelfallprüfung 3. Anerkennung/ Ablehnung Verfahren nach bilateralem Abkommen (Österreich, Frankreich oder Schweiz-nur Handwerk) Anspruch auf Prüfung der Umwandlung des ausländischen in einen deutschen Grad laut Hochschulgesetz des Bundeslandes kein Verfahren, allgemeine Regelung der Gradführung laut Hochschulgesetz des Bundeslandes 1. Antragstellung 2. Prüfung: Erreichung notwendiger Schuljahre, erfolgreicher Besuch bestimmter Schulfächer 3. Bescheid mit Einstufung des Schulabschlusses Besonderheit: 8 Jahre für Hauptschulabschluss nötig 1. Antragstellung 2. Prüfung: Erreichung notwendiger Schuljahre,erfolgreicher Besuch bestimmter Schulfächer 3. Bescheid mit Einstufung des Schulabschlusses Hochschulzugangsberechtigung, Anerkennung Studienleistungen, Prüfung Voraussetzungen Aufbaustudium Landesbehörde oder Kammer, die für die Ausbildung in Deutschland grundsätzlich zuständig ist. Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) Landesbehörde oder Kammer, die für die Ausbildung in Deutschland grundsätzlich zuständig ist. Reglementierung des Berufs im Rechtsebene Staatsangehörigkeit Aufnahmestaat Ort der Spätaussiedler Verfahren Zuständige Ausbildung Stelle Landesministerium, bei dem die Zuständigkeit für Hochschulen liegt Zeugnisanerkennungsstelle des Bundeslandes Akademisches Auslandsamt, ggf. uni-assist oder Hochschulstart.de (für Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin, Pharmazie prüfen) Stand Juni 2012 unter Beachtung des Gesetzes zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen (Anerkennungsgesetz), welches zum 1. April 2012 in Kraft trat. Diese Übersicht wurde durch das IQ-Netzwerk Sachsen, IBAS (Koordination: EXIS Europa e.v.) erarbeitet. GLOSSAR Beglaubigung: Nachweis durch Sie (jede öffentliche Dienstsiegel führt Originalen entspre Europäischer Wirts Mitgliedstaaten de Liechtenstein, Nor Spezifisches Beruf alle Rechts- und V ten im Zusammenhan ten Beruf bzw. ein Bei einem Umzug von Vertragsstaat in ei Richtlinie ebenfall - langfristig aufen Drittstaatsangehöri 2003/109/EG - Dauer - Drittstaatsangehö angehörige von Unio haben, sich im Hohe staaten frei zu bew (Richtlinie 2004/38 richtlinie) - Flüchtlinge bzw. (Richtlinie 2004/83 richtlinie) - Hochqualifizierte Blue-Card-Richtli Drittstaat: jeder Staat außerh Zeugnisbewertung: offizielles Dokume eine ausländische on beschrieben und akademischen Verwe bescheinigt werden Einstufung, aber k keine Rechtsansprü Nachweis: Diplome, Prüfungsz Ausbildungsnachwei Abschluss einer (B ausgestellt werden Staatlich anerkannt und Dolmetscher/-in Reglementierte Ber berufliche Tätigke oder Ausübung durc tungsvorschriften ter Berufsqualifik eine Art der Ausüb die Führung einer durch Rechts- oder ten auf Personen b über bestimmte Ber verfügen. ( 3 Abs Niveau des Referen bezieht sich auf d schen Berufs, mit Abschluss verglich Konformitätsbesche Bescheinigung der Herkunftsstaat, da Qualifikation den 2005/36/EG genügt. Nutzungshinweise ( weitere Informatio bei IBAS in Sachse AKADEMISCHE ANERKENNUNG BERUFLICHE ANERKENNUNG schlüsse als gleichwertig anerkannt über zwei Drittel der Anträge wurden in Gesundheitsberufen gestellt. Sächsische Studien schätzen, dass im Freistaat über ausländische Erwerbsfähige keinen anerkannten Abschluss haben sie sind im SGB II-Bezug, erwerbstätig oder arbeitslos. Da 70 Prozent der in Sachsen lebenden Ausländer Drittstaatsangehörige sind, eröffnen die neuen Gesetze für sie Chancen, aber leicht ist es dennoch nicht, eine volle Anerkennung zu erzielen. Daher ist es mit der Option eines Anerkennungsverfahrens alleine nicht getan, sondern Ratsuchende brauchen umfassende, aktuelle Informationen nicht nur zum Thema Anerkennung, sondern auch zu Kompetenzfeststellungsverfahren und Nachqualifizierungsmöglichkeiten sie brauchen eine individuelle, praxisnahe Beratung. 11

12 Informations- und Beratungsstelle Anerkennung Sachsen (IBAS): Anerkennung und noch viel mehr Damit die Möglichkeiten der Anerkennung und der Fachkräftesicherung, die durch Bundes- und Landesanerkennungsgesetze geschaffen wurden, auch Wirklichkeit werden können, ist rund um die Anerkennungsverfahren viel zu tun. Hier ist in Sachsen seit Oktober 2011 die IBAS in Trägerschaft des EXIS Europa e.v. in verschiedenen Arbeitsbereichen aktiv. Beratung und Berufswegeplanung: IBAS berät potenzielle Antragsteller im Vorfeld eines Verfahrens und verweist an die zuständige Stelle für die Anerkennung. Gemeinsam mit den Projektpartnern bietet IQ Sachsen darüber hinaus eine Verfahrensbegleitung sowie individuelle Fallbegleitung hinsichtlich Qualifizierungen, Bewerbungen und alternative Berufswegeplanungen an. In vier sächsischen Städten besteht ein persönliches Beratungsangebot: in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau. Telefonische, postalische und -Anfragen auch aus dem Ausland werden außerdem landesweit bearbeitet. Häufig eröffnen sich mit ausländischen Abschlüssen verschiedene berufliche Wege in Deutschland sie gilt es zu identifizieren und zugänglich zu machen. Dazu sind mitunter weitere Angebote erforderlich, wie Verfahren zur Kompetenzerfassung, Anpassungsqualifizierungen oder Vorbereitungskurse auf Prüfungen. Einige Ratsuchende kommen ohne Zeugnisse bzw. mit fehlenden Nachweisen hierfür sind laut Anerkennungsgesetz sonstige Verfahren einzusetzen. Schließlich ist der Schulterschluss zu Unternehmen in Sachsen wichtig denn dort werden Fachkräfte gesucht. Zu all diesen Aspekten wurden im IQ Netzwerk Sachsen Modellprojekte initiiert, die mit der IBAS Hand in Hand arbeiten. Vernetzung und Transfer: Die IBAS setzt auf die Zusammenarbeit mit anderen Beratungsstellen sie vernetzt sich mit allen arbeitsmarktnahen Migrationsnetzwerken Sachsens. Ihnen bietet IBAS Moderation und Wissenstransfer rund um die Anerkennung. Im Fokus der Projektarbeit stehen die zentrale 12 IQ Netzwerk Sachsen

13 Recherche, Aufarbeitung, Bereitstellung und ständige Aktualisierung von Informationen zum Thema Anerkennung und Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund für verfahrensrelevante Partner des Landes und politische Entscheidungsgremien. Ergänzt wird dieser Service durch das Schnittstellenmanagement zu Anpassungsqualifizierungen und zu aufenthaltsrechtlichen Aspekten. Zur themenübergreifenden Zusammenarbeit wurde der AktionsPol Sachsen ins Leben gerufen, der an die IBAS angegliedert ist. Hier laufen die Fäden für alle thematischen Schwerpunkte der Netzwerkarbeit zusammen er dient dem Erfahrungsaustausch und dem regionalen Ergebnistransfer. Informationsveranstaltungen und Schulungsangebote: Schulungen für Beratungsstellen zum Thema Anerkennung informieren über Gesetzesgrundlagen, Verfahren und Informationsmöglichkeiten durch den Einbezug von Praxisfällen sind sie vor allem auf die Anwendung des erworbenen Wissens ausgerichtet. Ergänzend werden Materialien zur Unterstützung der Beratungsarbeit angeboten. Kernstück ist eine einseitige Übersicht, mit der anhand von wenigen Fragen das jeweils richtige Verfahren gefunden werden kann. Daneben stehen Merkblätter zu allen reglementierten Berufen zur Verfügung, in denen Informationen zum Anerkennungsverfahren zusammengestellt sind. IBAS führt zudem Informations- und Schulungsveranstaltungen in Bildungs- und Beratungseinrichtungen sowie in Migrantenorganisationen durch. Weitere Zielgruppen ergeben sich durch die Kooperation mit den Modellprojekten die Angebote werden für Unternehmen, Kammern und Bildungsdienstleister konzipiert. Kontakt: EXIS Europa e.v., Dresden Sandra Scheibe Tel.: 0351 / , anerkennung@exis.de 13

14 Qualifizierung zur interkulturellen Öffnung: Vielfalt gewinnt Deutschlands Gesellschaft ist vielfältiger denn je unterschiedliche Herkunftsländer, eine andere Sozialisation, individuelle Lebensmodelle sind Beispiele dafür, was diese Vielfalt ausmacht. Eigentlich eine spannende Sache, wenn man damit umzugehen weiß. Auch die Bürger und Bürgerinnen des Freistaats Sachsen werden vielfältiger. So wächst mit den steigenden Anteilen von Menschen mit ausländischem Pass beziehungsweise mit Migrationshintergrund die kulturelle Vielfalt im Bundesland und verlangt nach einer Öffnung für Menschen, die in der einen oder anderen Weise anders ticken als man selbst. Ziel ist nicht nur, irgendwie mit ihnen klarzukommen, sondern ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie willkommen sind. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt und ist damit ein wichtiger Aspekt im Förderprogramm Integration durch Qualifizierung (IQ). Umgang mit Vielfalt ist beispielsweise ein großes Thema für Fachleute, die berufliche Beratung anbieten sie sollen interkulturell kompetent sein. Da diese Kompetenz Menschen nicht in die Wiege gelegt wird, muss sie erworben werden durch Trainings, durch Erfahrungen, durch zusätzliches Wissen. Es geht darum, alle Herausforderungen zu meistern, die aufgrund eines Migrationshintergrunds in der Beratung auftreten können. Man lernt zum Beispiel, mit Menschen umzugehen, die aus ganz anderen Kulturen stammen. Schubladendenken wie so tickt eine Vietnamesin, so der Russe und so der Türke sind unerwünscht. Es geht um Offenheit gegenüber Anderen, es geht um Basiswissen über andere Kulturen und es geht darum, Situationen zu meistern, auch wenn man die Verhaltensweisen des Gegenübers gerade überhaupt nicht versteht. Beratungsfachkräfte benötigen auch zusätzliches Wissen wie Kenntnisse von Aufenthalts- oder Arbeitsrecht oder andere Gesetzeslagen. Oder: Beratende sollten lernen zu erkennen und damit umzugehen, wenn Ratsuchende mit Migrationshintergrund Diskriminierungserfahrungen in Deutschland gemacht haben. Vielleicht herrscht bei ratsuchenden Zugewanderten auch ein ganz anderes Verständnis von Bildung und Arbeit vor, zum Beispiel aufgrund anderer Hintergründe im Herkunftsland auch da gilt es Lösun- 14 IQ Netzwerk Sachsen

15 gen zu finden, ohne Ratsuchende zu bevormunden. Kurzum: Das Portfolio interkultureller Qualifizierungen für Beratungsfachkräfte ist beeindruckend. Qualifizierungen zur Interkulturellen Öffnung sind aber auch für andere Zielgruppen enorm wichtig für Unternehmen zum Beispiel. Hier sind dann Aspekte interessant wie die Akquise und diskriminierungsfreie Bewerbungsverfahren ausländischer Fachkräfte, die Kenntnisse einschlägiger Gesetze, die Bildung interkultureller Teams, das Erkennen und Nutzen spezifischer Kompetenzen oder die Möglichkeiten der passgenauen Weiterbildung. Auch Migrantinnen und Migranten brauchen Qualifizierungen zur interkulturellen Öffnung es ist ein Irrglaube, dass jemand ganz automatisch interkulturell kompetent ist, nur weil sie oder er in ein anderes Land gezogen ist. Daher sind entsprechende Qualifizierungen für Vertreterinnen und Vertreter von Migrantenorganisationen durchaus sinnvoll. Behörden, die Anlaufstellen von Zugewanderten sind, Bildungsdienstleister, die Qualifizierungen für Migrantinnen und Migranten anbieten, sind weitere Zielgruppen. das zeigt: die Möglichkeiten der Qualifizierungen für Interkulturelle Öffnung sind in mehrfacher Hinsicht ausgesprochen vielfältig. 15

16 QUASI Qualifizierung zur interkulturellen Öffnung: Aktuell, themenorientiert, zielgruppengerecht Eine Besonderheit der interkulturellen Qualifizierungen, die vom IQ Netzwerk Sachsen durch die inpro! Bildungsund Beratungsgesellschaft mbh angeboten werden, ist die Kopplung eines wichtigen Fachthemas mit dem Training zur interkulturellen Kompetenz. Anerkennung ist beispielsweise für Jobcenter, Arbeitsverwaltungen, Bildungsanbieter, Migrantenorganisationen, Beratungsstellen ein guter fachlicher Aufhänger. Eine weitere Besonderheit ist das maßgeschneiderte Angebot, das durch den QUASI-Katalog gelingt. Das Format eines Katalogs erlaubt es dabei, alle gewonnenen Erfahrungen aus Schulungen beispielsweise im Hinblick auf Gruppenzusammensetzungen, den Umfang einer Maßnahme, einzusetzende Materialien und Methoden sowie notwendige Vor- und Nachbereitungsschritte stetig einzubinden. Auch Informationen zu Qualifizierungsbedarfen werden hier festgehalten. Bedarfe, die sich beispielsweise aus den Befragungen von Ratsuchenden zur beruflichen Anerkennung ergeben, woraus verschiedene Angebote entwickelt werden: für Beratungskräfte, Fachleute aus Bildungseinrichtungen, Unternehmensvertreterinnen und -vertreter sowie für Migrantinnen und Migranten. Das alles setzt voraus, dass der QUASI-Katalog fortlaufend aktualisiert wird übrigens auch um weitere Zielgruppen und zusätzliche Themenfelder. So liegt 2013 und 2014 der Fokus der Projektarbeit darauf, neben der bisher primären Zielgruppe Fachleute aus Jobcentern und Arbeitsagenturen auch maßgeschneiderte Angebot für neue Zielgruppen zu schaffen allen voran Vertreterinnen und Vertreter kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) und von Migrantenorganisationen. Zudem sollen in weiteren Regionen im Freistaat Sachsen bewährte und neue Qualifizierungsangebote verfügbar werden. Zwei Beispiele aus dem Portfolio der Interkulturellen Qualifizierungen des IQ Netzwerks Sachsen veranschaulichen die Angebotsgestaltung: 16 IQ Netzwerk Sachsen

17 QUASI hat eine modulare Themenreihe zum Prozess der Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und Migranten mit ausländischen Qualifikationen entwickelt. Dort geht es um Probleme und Herausforderungen von Migrantinnen und Migranten bei der Jobsuche: Es werden in den Modulen des 1x1 für höhere Arbeitsmarktchancen Wege aufgezeigt, wie man sich erfolgreich mit ausländischen Abschlüssen bewerben kann. Es wird deutlich gemacht, was Jobsuchende selbst tun müssen und welche Unterstützungen Arbeitsagentur, Jobcenter oder Beratungsstellen leisten können. Die Themenreihe wird verschiedenen involvierten Zielgruppen angeboten, jeweils zugeschnitten auf deren Interessen und Wissensbedarf. Neue Leitthemen wie Willkommenskultur, Fachkräftesicherung oder demografischer Wandel werden im Rahmen der interkulturellen Qualifizierungen aufgegriffen. Denn diese Leitthemen bestimmen derzeit den Blick auf Migration, Integrations- oder Zuwanderungsfragen. QUASI wird seine Angebote darauf abstimmen über dazugehörende Trägerthemen und in einem passenden Organisationsrahmen. Da diese Leitthemen die Arbeit aller Projekte im Netzwerk betreffen, werden in enger Kooperation mit ihnen Informations- und Diskussionsreihen IQ lädt ein oder IQ informiert angeboten. Last but not least ist zu erwähnen, dass viele Angebote von QUASI auch als Train-the-Trainer-Konzepte vorliegen. Das dient einerseits Multiplikationseffekten und andererseits der Nachhaltigkeit so kann Sachsen diese interkulturellen Qualifizierungen noch nutzen, wenn die Förderung durch IQ irgendwann wegfällt. Kontakt: inpro! Bildungs- und Beratungsgesellschaft mbh, Dresden Grit Mager Tel.: 0351 / , mager@inpro-bildung.de 17

18 Prozesskette für die berufliche Integration: Gemeinsam geht s besser Die Erkenntnisse, die dem Modell Prozesskette für berufliche Integration zugrunde liegen, sind eigentlich trivial. Erstens: Die berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten klappt besser, wenn die Beteiligten zusammenarbeiten und sich vernetzen. Zweitens: Die Beteiligten stimmen ihre Angebote für die Zielgruppe aufeinander ab und verweisen auf passende Folgeangebote Dritter; jeder orientiert sich bei der Angebotsentwicklung an seinen Kernkompetenzen. Denkt man nur ein wenig über die Umsetzung dieser Erkenntnisse nach, wird schnell klar: So trivial die Ursprungsidee auch ist, so dick sind die Bretter, die zur Umsetzung gebohrt werden müssen. Die Prozesskette definiert fünf typische Phasen, zu denen Angebote bereitgehalten werden sollten: Zugang, Ansprache und Information steht für den Zugang von erwachsenen Migrantinnen und Migranten zu Informationen, sei es für einen beruflichen Einstieg, einen Wiedereinstieg aus der Arbeitslosigkeit oder die berufliche Weiterentwicklung. Die Phase Berufliche Orientierung und Planung kommen Angebote zur beruflichen Beratung, zur Kompetenzfeststellung und zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen zum Einsatz. In der Phase Umsetzung und Qualifizierung geht es darum, mit Hilfe von Qualifizierungen die individuellen Chancen von Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Mittel zum Zweck sind Trainingsmaßnahmen, berufsbezogene Deutschkurse, Anpassungs- und Nachqualifizierungen oder auch abschlussorientierte Weiterbildungsangebote. 18 IQ Netzwerk Sachsen

19 In der Phase Einstieg in die Erwerbstätigkeit sind Bewerbungs- und Vermittlungsangebote wichtig, die Unterstützung bei der Suche nach Praktikumsplätzen oder auch eine Existenzgründungsberatung. Die Ansprache und Sensibilisierung von Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber spielt hier ebenfalls eine entscheidende Rolle, denn Bestandteil dieser Phase ist es auch, die Bereitschaft von Unternehmen zu fördern, Migrantinnen und Migranten einzustellen. Die Phase Erwerbstätigkeit sichern und entwickeln zielt darauf ab, langfristig abhängig oder selbständig zu sein unabhängig von staatlichen Transferleistungen. In dieser Phase sind beispielsweise betriebliche Qualifizierungen von Bedeutung oder Beratungsangebote, um Existenzgründungen zu stabilisieren. Die Verortung der aktiven Partner entlang der Prozesskette ist aus verschiedenen Gründen nicht leicht. Zunächst ist es schon eine Herausforderung, alle Beteiligten oder wenigstens die meisten an einen Tisch zu holen. Oder Zugang zu Tischen bzw. Gremien zu bekommen, die vor Ort bereits existieren. Dann kann die Abstimmung von Angeboten zwischen den Partnern durchaus Konkurrenzsituationen hervorrufen. Auch der Anspruch, Migrantinnen und Migranten optimal durch die berufliche Integration zu geleiten, ist alles andere als gering dazu ist ein hohes Maß an Transparenz erforderlich. Trotz aller Hürden: Der Grundgedanke ist richtig, auch wenn die Bretter zu dick zum Bohren sind. Verschiedene Netzwerke sind daher auf die gleiche Lösung gekommen: Sie wählen zunächst ein dünnes Brett. Das heißt: Sie setzen die Prozesskette anhand eines ganz konkreten Themas um, beispielsweise für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen oder den Ablauf bei Existenzgründungen. 19

20 PsssT Prozesskette Sachsen: Angebotslücken finden und beseitigen Die Verankerung des Modells Prozesskette für berufliche Integration obliegt im IQ Netzwerk Sachsen dem Träger IST - Intelligenz System Transfer Dresden. In den letzten beiden Jahren wurde die Prozesskette im Freistaat anhand der Handlungsfelder Anerkennung ausländischer Qualifikationen und Existenzgründung beleuchtet. Das Modell diente zur Analyse vorhandener sowie fehlender Angebote, zur Vernetzung der Anbietenden und weiterer wichtiger Akteure und zur Verzahnung der Angebote. Im Förderzeitraum 2013/2014 verfolgt das Projekt nun vier Ansätze: Der Existenzgründungsprozess und die Vernetzungen zur Anerkennung werden optimiert. Neu hinzu kommt eine Prozessbegleitung der Projektpartner sowie der externen Partner. Außerdem wird intensiv an der Einbeziehung der Wirtschaft gearbeitet, da die beiden letzten Phasen der Prozesskette besonderen Handlungsbedarf aufweisen. Der Konzeption des neuen Projektes PsssT liegt die Erkenntnis zugrunde, dass es nicht ausreicht, die regionalen arbeitsmarktrelevanten Angebotsstrukturen abzubilden und Angebote wie Akteure für die fünf Phasen der Prozesskette transparent zu machen. Ein größerer Stellenwert muss den Phasen der Prozesskette eingeräumt werden, in denen es bislang keine oder zu wenig Angebote gibt es gilt, diese zu entwickeln und auszugestalten. PsssT wird allen Projekten im IQ Netzwerk Sachsen Informationen über Angebotslücken zukommen lassen und sie bei der Entwicklung neuer Angebote und Instrumente zur Arbeitsmarktintegration begleiten. Im nächsten Schritt werden diese dann transferiert in andere Regionen oder an externe Partner. Folgende Schwerpunktaktivitäten kennzeichnen die Projektarbeit von PsssT: Entwicklung der konzeptionellen Grundlagen für das Modellprojekt IQ Gründungszentrum Dresden aus der regionalen Analyse der Angebotsstruktur zur Gründungsunterstützung und aus der Befragung von Existenzgründerinnen und 20 IQ Netzwerk Sachsen

21 -gründern mit Migrationshintergrund. Mitwirkung bei der Umsetzung der Prozesskette Existenzgründung. Begleitende Wirkungsanalysen und Ableitung von Handlungsempfehlungen für das Projekt IBAS, also im Handlungsfeld Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Der Fokus liegt dabei auf den Vernetzungen in der Arbeit der IBAS. Konkret werden Befragungen von Personen durchgeführt, die IBAS beraten hat, sowie von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Anerkennungsschulungen. Das dient der Weiterentwicklung der Angebote und Instrumente und ihrer Implementierung in regionale Prozessketten. Die Aktivitäten weiterer Projekte im IQ Netzwerk Sachsen werden ebenfalls analysiert und Projekte sowie deren Angebote und Instrumente in der Prozesskette verortet. Schnittstellen zwischen den Projekten werden identifiziert und Interaktionen initiiert. So soll aufgrund netzwerkinterner Erkenntnisse die Prozesskette weiterentwickelt werden. Dies ermöglicht den Projektträgern auch, das Analyseinstrument Prozesskette in der eigenen Organisation zu nutzen und es darüber hinaus verbreiten zu können. Die Erkenntnisse und die neuen Instrumente der Prozesskettenarbeit innerhalb des IQ Netzwerks Sachsen werden detailliert dokumentiert und stehen zum Transfer zur Verfügung. Handlungsempfehlungen zur Schnittstellenarbeit und zur Verortung von Angeboten und Anbietenden in der Prozesskette unterstützen den Transfer. Kontakt: IST - Intelligenz System Transfer, Dresden Dr. Christine Schmidt Tel.: 0351 / , ist.dresden@t-online.de 21

22 Berufliche Qualifizierung: Neue Konzepte sind gefragt Der Weiterbildungsmarkt für erwachsene Migrantinnen und Migranten beeindruckt auf den ersten Blick mit einer Fülle verschiedener Qualifizierungsarten: Anpassungsqualifizierungen oder -lehrgänge, Brückenqualifizierungen, Ergänzungsqualifizierungen, Nachqualifizierungen, Studienergänzungen, Zertifikatslehrgänge um nur einmal die gängigsten Bezeichnungen zu nennen. Da wird doch für jede und jeden das Richtige dabei sein, oder? Das ist schwer zu sagen, denn die Suche nach der richtigen Weiterbildung für Zugewanderte ist mit einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen vergleichbar. Erschwerend kommt hinzu, dass es manchmal gar keine Nadel gibt. Letztgenanntes gilt oft für Anpassungsqualifizierungen. Damit sind praxisnahe berufliche Qualifizierungen gemeint, die im Zuge eines Anerkennungsverfahrens erfolgen, um Defizite der ausländischen Qualifikation zum deutschen Referenzberuf auszugleichen. Sie sollten so individuell sein, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer genau das lernen, was ihnen zu einer vollen Anerkennung an Wissen und Fertigkeiten fehlt. Dazu müssen jenseits der Qualifizierungen für Gruppen ganz neue Konzepte entwickelt werden. Daran wird zwar derzeit mit Hochdruck gearbeitet, die Arbeiten hierzu dauern bis zum heutigen Zeitpunkt jedoch noch an. Im Gesundheits- und Pflegebereich gibt es aktuell die meisten Angebote, für Lehramtsberufe orientiert man sich am Referendariat und für alle anderen Berufe muss intensiv nach Angeboten gefahndet werden. Bei der Recherche sollten auch Qualifizierungen berücksichtigt werden, deren Ziel eine qualifikationsnahe Integration in den ersten Arbeitsmarkt ist es können Zertifikatskurse sein, Studienergänzungen, Ergänzungs- oder Brückenqualifizierungen. Der Vorteil: Davon gibt es deutlich mehr Angebote, fast immer im Rahmen von geförderten Projekten, und sie orientieren sich oft am Fachkräftebedarf der Wirtschaft. Der Nachteil: Ob diese Qualifizierungen den Teilnehmenden zu einer vollen Anerkennung ihrer ausländischen Qualifikation verhelfen, ist in der Regel eine Einzelfallentscheidung der zuständigen Stelle im Zuge des Anerkennungsverfahrens. 22 IQ Netzwerk Sachsen

23 Neben Qualifizierungen für zugewanderte Fachkräfte gibt es auch Angebote für An- oder Ungelernte, die über Berufserfahrung verfügen. Im Förderprogramm IQ werden sie als Nachqualifizierungen bezeichnet. Sie setzen bei vorhandenem Erfahrungswissen an und bereiten auf eine Abschlussprüfung vor. Konzeptionell sind diese Weiterbildungen ausgereift, da diese einen verbreiteten Ansatz darstellen, um vor allem benachteiligten Jugendlichen einen Berufsabschluss zu ermöglichen. Diese Konzepte können ebenso gut für die Erwachsenenweiterbildung adaptiert werden als berufsbegleitende Maßnahme oder in Vollzeit. Vor allem bei der zu leistenden Recherche ergeben sich Schwierigkeiten hinsichtlich der Existenz schon vorhandener Lösungsansätze für die Finanzierung der Qualifikation und der Sicherung des Lebensunterhalts. Damit Arbeitsmarktinstrumente des SGB (Sozialgesetzbuch) zur Finanzierung von Qualifizierungen Arbeitsloser beitragen können, müssen erst einmal die Bildungsdienstleister und ihre Angebote nach AZAV (Akkreditierungsund Zulassungsverordnung Arbeitsförderung) zertifiziert sein. Die Fördermöglichkeiten über SGB sind zudem vor allem auf Qualifizierungsveranstaltungen ausgelegt. Individuelle Maßnahmen fallen dagegen oftmals durchs Förderraster. So ist es nicht verwunderlich, dass derzeit die meisten Qualifizierungen für erwachsene Migrantinnen und Migranten als Pilotvorhaben im Rahmen von Förderprogrammen angeboten werden. Hier ist eine Teilnahme in der Regel kostenlos. Es bleibt die Frage, wie während einer Qualifizierung der Lebensunterhalt zu sichern ist eine Frage, auf die für Menschen, die nicht im Leistungsbezug der BA sind, noch keine Antwort gefunden wurde. 23

24 BAQ Bedarfsgerechte Anpassungsqualifizierung: Lernen nach Maß In Sachsen gibt es einen Bedarf an beruflichen Qualifizierungen für zugewanderte Migrantinnen und Migranten. Das wurde beispielsweise im Zuge der Beratungsarbeit von IBAS deutlich: Vor allem für Drittstaatsangehörige, in deren Anerkennungsverfahren oft wesentliche Unterschiede zum deutschen Referenzberuf festgestellt werden, fehlen Anpassungsqualifizierungen zur Vorbereitung auf Kenntnis- oder Eignungsprüfungen. Und: Vorhandene Angebote sind meist als Vollzeitmaßnahme über mehrere Monate angelegt, sodass viele Weiterbildungsinteressierte aus finanziellen oder familiären Gründen nicht teilnehmen können. So bleiben Kompetenzen ungenutzt ausländische Fachkräfte werden unter ihrem Qualifikationsniveau eingesetzt oder sind arbeitslos. Die DAA Deutsche Angestellten-Akademie GmbH will Situationen wie diese durch das IQ Projekt BAQ verbessern. Dabei soll der Fokus auf Qualifizierungen für Berufe liegen, in denen ein besonderer Bedarf besteht. In Sachsen ist das beispielsweise für den Bereich Gesundheit/ Soziales, zu dem die Berufe Altenpfleger/in, Erzieher/in und Lehrer/in gehören, der Fall. Daher analysieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts zunächst die aktuelle Situation der Anpassungsqualifizierung. Dabei wird auch auf Daten der IBAS und der zuständigen Stellen für Anerkennung sowie die Ergebnisse der Unternehmensbefragungen zurückgegriffen. Anschließend sollen identifizierte Angebotslücken gefüllt und vorhandene Qualifizierungsangebote bei Bedarf optimiert werden. Bei der Konzipierung und Optimierung dieser Angebote ist zu beachten, dass Zugewanderte eine abzulegende Abschlussprüfung bestehen bzw. wesentliche Unterschiede zum deutschen Referenzberuf ausgleichen müssen, um eine volle Anerkennung zu erhalten. Auch sprachliche Anforderungen werden im Zuge der Qualifizierungen berücksichtigt. Last but not least gilt es, die entscheidenden regionalen Akteure dafür zu gewinnen, dass für die angebotenen Maßnahmen adäquate Finanzierungsmöglichkeiten existieren damit eine Teilnahme nicht mehr aus finanziellen Gründen scheitert. Zur Optimierung des Angebots an Qualifizierungen werden folgende Aktivitäten umgesetzt: 24 IQ Netzwerk Sachsen

25 Für bereits vorhandene Qualifizierungsansätze werden die Ergebnisse aus der Analyse zu Bedürfnissen von Migrantinnen und Migranten dazu genutzt, Konzepte zu erarbeiten, um die Maßnahmen bedarfsgerecht zu gestalten. Dabei muss es gelingen, sowohl die Anforderungen der zuständigen Stellen für Anerkennung durch die Qualifizierung zu erfüllen, als auch die fachlichen und sprachlichen Voraussetzungen sowie die finanzielle und familiäre Situation der Teilnehmenden zu berücksichtigen. Aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktsituation im Freistaat Sachsen wird der Fokus zunächst auf Qualifizierungen von medizinischem Personal, Altenpflegerinnen und Altenpflegern, Pflegehelferinnen und Pflegehelfern, Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pflegern wie auch von Erzieherinnen und Erziehern gelegt. Für Berufsbereiche, in denen noch keine Qualifizierungsangebote existieren, werden neue Konzepte entwickelt und mit der zuständigen Anerkennungsstelle abgestimmt. Entscheidende Parameter für die Umsetzung sind der Bedarf von Arbeitgebern und Anerkennungsstellen, die finanzielle Machbarkeit für Bildungsträger bzw. Migrantinnen und Migranten sowie die strukturellen und gesetzlichen Grundlagen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DAA übernehmen neben der Entwicklung von Curricula auch die Abstimmung mit allen relevanten Institutionen, die für die berufliche Qualifikation und die Prüfungsabnahmen in Deutschland zuständig sind. Ziel ist in beiden Fällen, die Qualifizierungsangebote auf möglichst lange Sicht anzulegen. Kontakt: DAA Deutsche Angestellten-Akademie GmbH, Dresden Dana Schmidt Tel.: 0351 / , Dana.Schmidt@daa.de 25

26 Ausländische Studierende und Absolventinnen / Absolventen: Im Fokus deutscher Firmen Bei der Suche nach Fachkräften für Deutschland sind auch ausländische Studierende bzw. Absolventinnen und Absolventen (sog. Bildungsausländer) zunehmend ins Visier geraten. Ihr Anteil ist nach Angaben des Statistischen Bundesamts inzwischen auf elf Prozent von allen Studierenden gewachsen in absoluten Zahlen waren das im Wintersemester 2011/2012 rund China steht deutschlandweit als Herkunftsland an der Spitze, gefolgt von Russland, Bulgarien, Polen und Österreich. Die meisten studieren hier Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, gefolgt von Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften. Was diese Zugewanderten so begehrt macht, liegt auf der Hand: Sie verfügen über einen deutschen akademischen Abschluss, sie sind schon hier und sie können bereits gut Deutsch zumindest wird davon allgemein ausgegangen. Die Politik hat reagiert und im August 2012 für ausländische Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen aus Drittstaaten Regelungen verabschiedet, die die Aufnahme einer Beschäftigung während und nach dem Studium erleichtern. Nach diesem Gesetz zur Umsetzung der Hochqualifizierten-Richtlinie dürfen ausländische Studierende beispielsweise während des Studiums künftig 120 statt bislang 90 Tage im Jahr jobben. Nach dem Abschluss dürfen sie 18 statt bislang 12 Monate in Deutschland bleiben, um eine qualifizierte Arbeit zu suchen. Neu ist auch, dass bereits nach zwei Jahren eine Niederlassungserlaubnis, also ein zeitlich unbefristetes Aufenthaltsrecht, erteilt werden kann. Dennoch bleiben nicht so viele Absolventinnen und Absolventen nach ihrem Studium in Deutschland, wie das hierzulande gewünscht wäre. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) hat 2012 eine Studie darüber veröffentlicht, wie viele internationale Master-Studenten und Doktoranden in den fünf EU-Ländern Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden bleiben wollen, wie viele tatsächlich geblieben sind - und was ihre Entscheidungen beeinflusst. 80 Prozent der Befragten gab an, sie würden gerne in Deutschland bleiben, tatsächlich 26 IQ Netzwerk Sachsen

27 ist das aber nur bei 25 Prozent der Fall. Die Studie führt dies vor allem auf fehlende Informationen über rechtliche Möglichkeiten zurück: Das deutsche Ausländerrecht sei kompliziert, es müsse aufbereitet und an Studierende herangetragen werden - den Befragten zufolge auch auf Englisch, denn dies beherrschen viele besser als Deutsch. Wichtig ist zudem die Erkenntnis, dass nur 12,5 Prozent planen, länger als fünf Jahre nach dem Studium in Deutschland zu bleiben. Dann geht es, laut SVR, mit Berufserfahrung zurück in die Heimat oder zu attraktiveren Angeboten ins Ausland. Der Sachverständigenrat schließt nicht aus, dass dies mit schlechten Erfahrungen zusammenhängen kann, denn fast 40 Prozent der Befragten berichteten, sie hätten in Deutschland schon Vorurteile gegen Ausländer erfahren. Was ist zu tun, um diese Hochqualifizierten für Deutschland zu gewinnen? Das Institut der deutschen Wirtschaft (iw) hat im April 2013 Tipps für Unternehmen veröffentlicht, um mit ausländischen Studierenden in Kontakt zu kommen: Mit einem Aushang am Schwarzen Brett der Universität könnten Unternehmen bereits während des Studiums Praktika oder Werkverträge anbieten. Alternativ wird für solche Offerten ein Kontakt zu Initiativen ausländischer Studierenden empfohlen, Scharnierrollen übernähmen häufig auch die International Offices der Hochschule. Weitere Möglichkeiten sind Hochschulmessen, Online-Jobbörsen oder soziale Netzwerke. Einmal im Unternehmen angekommen, empfiehlt das iw, ausländische Studierende oder Absolventen gezielt zu unterstützen zum Beispiel über Mentoring. 27

28 VISS Verbleibspotenzial internationaler Studierender in Sachsen: Akademiker für Sachsens Wirtschaft Über internationale Studierende mit ausländischem Hochschulzugangszeugnis (sog. Bildungsausländer), wurden im Wintersemester 2011/2012 in Sachsen vom Statistischen Bundesamt erfasst, damit beträgt ihr Anteil etwa neun Prozent von allen Studierenden im Freistaat. Anders als bei der Verteilung im Bundesdurchschnitt kommen die meisten internationalen Studierenden in Sachsen aus Österreich (17,9 %), gefolgt von China (15,3 %), Russland (5,4%), Polen (4,2%) sowie Vietnam (3%). Angesichts des Fachkräftemangels hat auch die sächsische Wirtschaft bei ihrer Suche nach benötigten Fachkräften die internationalen Studierenden als potenzielle Beschäftigte entdeckt. Bislang bestehen jedoch erhebliche Unsicherheiten, ob die Interessen der Unternehmen sich mit den Interessen der internationalen Studierenden auch wirklich decken. Es fehlen entsprechende regionalspezifische Erkenntnisse, um seitens der Politik, der Unternehmen, der Verwaltung und der Hochschulen die nötigen Initiativen zu ergreifen. Das am Herder-Institut der Universität Leipzig angesiedelte Projekt VISS Verbleibspotenzial internationaler Studierender in Sachsen untersucht die komplexen Prozesse der Bleibeentscheidung und des Arbeitsmarktzugangs internationaler Studierender im Freistaat Sachsen exemplarisch entlang folgender Fragen: Welche Faktoren begünstigen die Entscheidung für den Verbleib, welche erschweren sie? Wie beeinflussen regionale Akteure internationale Studierende und ihre Karriereentscheidungen? Welche Kooperationsformen und Arbeitsteilungen zwischen Politik, Verwaltung, Hochschulen und Unternehmen haben sich entwickelt, um den Verbleib und die Aufnahme einer Beschäftigung zu ermöglichen? Zugleich soll damit eine Grundlage für die Entwicklung von praxisbezogenen Strategien geschaffen werden, die das Potenzial internationaler Studierender besser ausschöpfen. Inwieweit die Spezifika der sächsischen Wirtschaft und der sächsischen Hochschullandschaft 28 IQ Netzwerk Sachsen