Zeittafel Dreieich:

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1 Zeittafel Dreieich: um 800 In einer Sage wird Karl der Große mit Dreieichenhain in Verbindung gebracht. Danach pflegte der Kaiser im ausgedehnten Waldgebiet der Dreieich zu jagen. In diesem Zusammenhang ließ er an der Stelle der späteren Burg Dreieichenhain ein Jagdhaus errichten. 7. Januar 834 Ludwig II. ("der Deutsche") überträgt in einer Schenkung das Dorf Langen mit Kirche und allem Zubehör auf das Kloster Lorsch. In der getrennt von dem Schenkungsdokument erfolgten Grenzbeschreibung des besagten Gebietes sind erstmals "Ovemdan" (Offenthal) und "Spiren Dilinger marca" (Sprendlinger Gemarkung) urkundlich erwähnt; auch die Sprendlinger Flurbezeichnung Rostadt ist in "rosseshart" zu erkennen. 17. November 880 Ludwig der Jüngere bestätigt urkundlich die Schenkung seines Vaters Ludwig II., der die Kirche zu Sprendlingen mit zugehöriger Hube "aus Liebe zum Herrn" dem Salvatorstift zu Frankfurt übertragen hatte. 2. Dezember 882 Ludwigs Bruder, Karl der Dicke, bestätigt diese Schenkung. 12. April 977 Auch Otto II. bekräftigt urkundlich diesen Schenkungsakt In der Burg Dreieichenhain wird die fünfstöckige Turmhügelburg erbaut Erstmals wird neben dem Königsgutsbezirk Dreieich der Wildbann Dreieich (Trieich) urkundlich erwähnt. Als erster Verwalter des Dreieichgebietes ist Eberhard von Hagen urkundlich bezeugt Die Reichsministerialen von Hagen bauen die Burg im Hain zu einer staufischen Reichsburg aus (Bau des Palas, des Bergfrieds, der Burgmauern und des Burgtors). Eine der Burg südwestlich vorgelagerte Stadt mit Stadtmauern und Stadttor entsteht. Im Schutz dieser Mauern werden die Höfe der Burgmannen angelegt, darunter der Fronhof, der "des Heiligen Römischen Reiches Hundestall" genannt wird. Um diese Zeit ist vermutlich Götzenhain als "Küchendorf" des Hain entstanden, das wesentlich zur Versorgung des Hain mit Nahrungsmitteln beiträgt Die Söhne Kunos I. (Kuno II. und Ulrich I.) teilen den Hagen-Münzenbergischen Besitz. Ulrich I. erhält die Burg Hain, Kuno II. die Burg Münzenberg In einer Urkunde kommt der Name Hagen (später Hain) erstmalig in "cives in hagen" (Bürger in Hagen) vor. Die Stadtrechte wurden wahrscheinlich schon 80 Jahre früher verliehen Philipp I. aus dem Pfälzer Geschlecht von Bolanden erbt einen Teil des Hagen-Münzenbergischen Besitzes, nachdem Ulrich II. von Münzenberg im Jahre 1256 gestorben war. Den Falkensteinern gelingt es, im Laufe der Zeit den größten Teil der münzenbergischen Erbschaft an sich zu bringen und damit eine vorherrschende Stellung in der Wetterau und in der Dreieich zu erreichen Graf Eberhard von Katzenelnbogen bekennt, dass das Dorf Sprendlingen, welches Syfrid und Conrad, Ritter von Heusenstamm, von ihm zu Lehen tragen, bei der Erbteilung mit seinem Bruder Diether ihm zugefallen sei Das Dorf Götzenhain wird zum erstenmal Mal urkundlich erwähnt, als es einem Sohn Friedrich IV. von Falkenstein als Lehen zugeteilt wird. Der Name "Gotzenhayn" lässt sich als "umhegte Siedlung des Gotzo" (Gottfried) deuten.

2 1338 Kaiser Ludwig der Bayer läßt in Langen das Dreieicher Weistum aufschreiben Die Dreieicher Landwehr (Ringlandwehr) wird erstmals erwähnt. Sie dient zum Schutz vor Überfällen und Wildschäden und umschließt die Orte Egelsbach, Langen, Sprendlingen, Hain, Götzenhain und Offenthal In einem Verzeichnis der Orte, die in Frankfurt Burgrecht besitzen, werden Offenthal (Ovindan) und Götzenhain aufgeführt. Ihre Bürger haben somit das Recht, im Falle kriegerischer Bedrohung im befestigten Frankfurt Schutz zu suchen. Die Stadt Hain wird nach Westen hin durch eine Handwerkersiedlung erweitert, dem "Oberhain". Das Obertor mit einer ausgedehnten Stadtmauer wird gebaut Sprendlingen erwirbt gegen Zahlung einer Gebühr das Burgrecht in Frankfurt. Dieses Recht geht 1552 verloren. um 1400 Anna von Falkenstein, die älteste Schwester des Trierer Erzbischofs Werner von Falkenstein, lässt in Offenthal anstelle einer älteren Kapelle eine Wehrkirche errichten und stiftet dazu den anliegenden Friedhof stiftet sie im "Sloße zu Hene" (im Schloss zu Hain) ein Hospital für Arme und Sieche, das bis 1750 besteht Sprendlingen wird von Philipp dem älteren von Falkenstein an den Antoniterorden zu Roßdorf verpfändet. Es wird 1425 an Johann von Loen zurückgegeben Nach dem Tode von Philipp VII. von Falkenstein gehen die Falkensteinischen Besitzungen an Werner von Falkenstein, Erzbischof von Trier, über Werner von Falkenstein stirbt. Zwei Drittel des Falkensteiner Besitzes fällt 1420 durch Werners Nichten Anna (Gemahlin Gerhards I. von Sayn) und Elisabeth (Gemahlin Diethers I. von Isenburg- Büdingen) an die Häuser Sayn und Isenburg-Büdingen Sayn und Isenburg teilen den gemeinsam verwalteten Besitz folgendermaßen: Zu gleichen Teilen gehören beiden Burg und Stadt Hain, Langen, Offenbach und der Wildbann Dreieich. Zu den Orten, die Anna von Sayn (ab 1426 wegen 2. Ehe Anna von Loen) erhält, gehört unter anderem Sprendlingen, während Götzenhain und Offenthal zu dem Anteil Diethers von Isenburg-Büdingen kommt Unter den Isenburger Grafen erhält Hain eine bastionäre Verstärkung seiner Außenbefestigungsanlagen. Um 1460 wird in die Stadtmauer im Unterhain nach Osten hin ein weiterer Durchgang gebrochen, das Untertor. 25. April 1478 Hans von Sorgenloch, genannt Gensfleisch, lässt als Vogt des Sprendlinger Vogteigerichts im "Sprendlinger Weistum" die Rechte und Pflichten eines Vogts durch Befragen der Schöffen nach dem geltenden Recht niederschreiben Graf Gerhard der ältere von Sayn und seine Gemahlin Elisabeth verkaufen dem Grafen Ludwig von Isenburg und Büdingen ihren Anteil an Schloss und Stadt Hayn, unter anderem Offenbach, Langen, Sprendlingen Nach dem Tode Ludwigs II. können sich seine Söhne lange nicht über die von ihm geplante Teilung einigen. Es kommt im Teilungsprozess zu einer Spaltung der Grafschaft Isenburg-Büdingen in eine

3 Ronneburger Linie (Philipp) und eine Birsteiner Linie (Johann). Die linksmainischen Besitzungen mit Burg und Stadt Hain bleiben beiden Linien gemeinsam Seit 1526 ist Landgraf Philipp von Hessen bemüht, die Reformation in Hessen-Darmstadt durchzusetzen; auch im isenburgischen Sprendlingen, wo er das Einsatzrecht der Pfarrer hat holt er Erasmus Alberus als Pfarrer nach Sprendlingen. Dieser wirkt in Sprendlingen und der Filialgemeinde Götzenhain bis In Dreieichenhain wird der lutherische Glaube eingeführt. Die Hainer Pfarrer betreuen auch Offenthal In Hain wird das Gasthaus "Zum wilden Mann" (heute: "Zur alten Burg") erbaut. Es ist das älteste Gasthaus in Dreieichenhain und zugleich eines der ältesten in Deutschland Die "Privilegirte Hainer Schützengesellschaft", einer der ältesten Vereine in Hessen, wird gegründet Die dem lutherischen Glauben anhängenden Götzenhainer haben ständig Streit mit den reformierten Grafen von Isenburg. Die Folge ist, dass die Götzenhainer Kirche über 100 Jahre geschlossen bleibt (bis 1701) In Dreieichenhain bildet sich die erste reformierte Gemeinde Unter Graf Wolfgang Ernst beginnen in Hain, Götzenhain und Offenthal Hexenverfolgungen. In Offenthal werden 1598 zwei Frauen wegen Hexerei angeklagt Wolfgang Ernst von Isenburg-Birstein erbt 5/6 des Besitzes der Dreieich-Gemeinden Die Isenburger Grafschaft bleibt nur kurze Zeit unter Wolfgang Ernst I. geeint. Er teilt sie unter seinen Söhnen auf. Dabei erhält Wolfgang Heinrich das Amt Dreieich mit der Residenz Offenbach zu gesprochen Landgraf Ludwig annektiert das Amt Dreieich und die Dreieicher Dörfer Der Kaiser verleiht aus Dank für geleistete Dienste die gesamte isenburgische Grafschaft mitsamt der Landschaft Dreieich an den Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt. Nach dem Vertrag von 1642, der im Westfälischen Frieden von 1648 bestätigt wird, müssen sie wieder zurückgegeben werden In dem Marburger Vertrag von 1642 wird Hessen-Darmstadt ausdrücklich das Recht zugesichert, die Pfarrstelle in Sprendlingen mit einem lutherischen Pfarrer besetzen zu dürfen Graf Johann Ludwig lässt bei Götzenhain einen Tiergarten anlegen wird das Jagdschloss erstellt und 1684 ein Lustgarten angelegt Johann Philipp und Wilhelm Moritz von Isenburg teilen die Erbschaft des verstorbenen Grafen Ludwig. Johann Philipp bekommt Offenbach als Residenz und die Herrschaft Dreieich. Nach ihm erhält der Tiergarten den Namen Philippseich Johann Philipp lässt ein neues Herrschaftshaus erbauen, das sog. "Grüne Haus".

4 1704 In Götzenhain wird das erste Schulhaus erbaut Die heutige Kirche in Dreieichenhain wird in den Jahren 1710 bis 1716 erbaut. Die vorherige evangelische Kirche ist 1699 durch einen Brand zerstört worden. Die Herrschaft Isenburg tritt ihr Drittel von Dudenhofen an Hanau ab und erhält dafür deren Sechstel an der Burg und der Stadt Hain, das die Hanauer seit dem Aussterben der Hagen-Münzenberger besitzen Hessen-Darmstadt verzichtet auf alle Rechte zur Abhaltung des Vogteigerichts im isenburgischen Territorium; ebenso auf das Einsatzrecht des Pfarrers in Sprendlingen In Dreieichenhain lassen die Juden einen Betsaal und eine Schule im heutigen Haus Fahrgasse 49 bauen In Sprendlingen wird mit dem Bau einer größeren Kirche begonnen, wobei man Mauerwerk der früheren Kirche teilweise mitverwendet Der jüngere Sohn des 1718 verstorbenen Grafen Johann Philipp von Isenburg, Wilhelm Moritz II., erhält die Orte Götzenhain, Offenthal, Urberach und Münster der Herrschaft Hain. Er residiert in Philippseich Götzenhain erhält eine eigene evangelisch-lutherische Pfarrei Die Isenburger gestatten Offenthal die Anstellung eines lutherischen Pfarrers und Lehrers Die Offenthaler Kirche wird durch einen heftigen Sturm beschädigt. Im Jahre 1767 wird die baufällige Kirche renoviert Nachdem die alte gotische Kirche in Götzenhain im Jahre 1774 durch einen Sturm zerstört worden ist, erstellt man die heutige barocke Kirche Der Bergfried der Burg im Hain wird bis auf 1/3 seiner ursprünglichen Höhe angetragen, Teile des Burgtores und der Mauern bis auf die Grundmauern abgebrochen. 26. März 1794 Wolfgang Ernst II. hebt die Leibeigenschaft auf. Dadurch erreichen die Bauern eine soziale Gleichstellung mit anderen Ständen Die Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen während und nach der französischen Revolution greifen auch auf deutsches Gebiet über. Unser Gebiet ist zeitweilig von Franzosen besetzt (französisches Hauptquartier in Groß-Gerau). 22. April 1805 Johann Philipp Holzmann, Gründer der Phulipp-Holzmann-AG, wird in der Kreuzmühle (Götzenhainer Gemarkung) geboren Im lutherischen Schulhaus zu Hain verlebt Ludwig Erk ( ), der Sammler deutscher Volkslieder, seine Kindheit.

5 1816 Sämtliche isenburgischen Besitzungen werden dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zugeschlagen. Dazu gehören auch die Gemeinden Offenthal, Götzenhain, Sprendlingen und Dreieichenhain Die lutherische und reformierte Kirche im Hain vereinigen sich. 1830/31 Die Sprendlinger Synagoge wird gebaut An der Stelle der ein Jahr zuvor niedergerissenen Hospitalkirche in Dreieichenhain wird das Rathaus erbaut (Fahrgasse 42) Der Sprendlinger Gesangverein "Liedertafel" wird gegründet. Er geht später in die "Chorgemeinschaft 1835" über Pfarrvikar Justus Happel gründet als ersten Ortsverein den "Kirchlichen Gesangverein Götzenhain". Er ist der direkte Vorläufer der heutigen "Götzenhainer Kantorei" Seit dieser Zeit heißt Hain in der Dreieich amtlich Dreieichenhain Der Sprendlinger Heinrich Müller gründet eine Wurstfabrik, deren Spezialität die Herstellung der sogenannten Frankfurter Würstchen ist Angeregt durch die Ideen der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche ziehen Offenthaler und Götzenhainer Bürger mit ihren Bürgermeistern zum Schloss Philippseich, um dem Grafen ihre Forderungen vorzutragen In Sprendlingen wird die Sparkasse II, die spätere Volksbank Sprendlingen, gegründet In Sprendlingen wird ein Arbeiter- und Unterstützungsverein gegründet Gründung der "Freiwilligen Feuerwehr" in Sprendlingen. 5. Juli 1881 Der "Geschichtsverein für die Landschaft Dreieich" wird gegründet. Er ist der Vorläufer des heutigen Dreieichenhainer Geschichts- und Heimatvereins Der Sprendlinger Pflastermeister Jean Bratengeier gründet ein Straßenbauunternehmen Die "Spar- und Darlehenskasse Ofenthal" wird gegründet 1898 Erstmals erscheint die "Allgemeine Volkszeitung Sprendlingen" (Druckerei F. Biehler, Arheilgen) In Offenthal entsteht der erste "Arbeiterverein"; er ist der Vorläufer der SPD.