Ich will den Finanzminister machen Kinderstadt Dessopolis lockt 3000 Kids an

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1 Ich will den Finanzminister machen Kinderstadt Dessopolis lockt 3000 Kids an Aus den Boxen dröhnt lautstark Higway to hell von AC/DC. Mit dieser harten Kost wird gerade die Party zur Wiederwahl der Bürgermeisterin eingeläutet. Ula Abu Allel (13) steht nun in der 2. Wahlperiode an der Spitze der Kommune, die Erwachsene nur unter strengen Auflagen betreten dürfen. Für zehn heiße Sommertage verwalteten Kinder ihre Stadt mit Einwohnermeldeamt, Kirche, Apotheke, Post, Zeitung, Müllabfuhr und Arbeitsamt selbst. Die 3. Auflage des beteiligungsorientierten Großprojekts (mehr dazu hier...), wiederholt gefördert und unterstützt vom Lokalen Aktionsplan (LAP), kann am erstmals gewählten Standort in der Steneschen Straße einen neuen Besucherrekord verzeichnen und dabei einen ganz besonderen Gast begrüßen: Annemarie Eilfeldt.

2 Neben Spiel, Spaß und Überraschung, verfolgt Dessopolis aber auch lebenswirklichpädagogische Anliegen: Kindern die oftmals komplexen Abläufe in einem demokratisch verfassten Gemeinwesen altersgerecht zu vermitteln, ist eins davon. Das Konzept ist auch in diesem Jahr vollends aufgegangen. Verweilort für die Großen: der Elterngarten

3 Bürgernmeisterin Ula Abu Allel präsentiert stolz den Rathausschlüssel Dass Wahlprogramme durchaus auf eine A4-Seite passen können und dennoch an Profilschärfe und Klarheit nichts zu wünschen übrig lassen, ist nur eine Wahrheit, die Erwachsene in Dessopolis lernen. Wieland Breitfeld kandidiert für den Kinderstadtrat und fasst sein realpolitisches Credo treffend zusammen: Wählt mich oder auch nicht! Aber wenn nicht, dann gehen Eure Wünsche auch nicht in Erfüllung. Die hohe Wahlbeteiligung bei der 2. Stadtrats- und Bürgermeisterwahl in nur 7 Tagen, überrascht nicht nur Heiko Bergt. Der Projektleiter vom veranstaltenden Punkt e. V., der die Kinderstadt auch anno 2009 zusammen mit 70 Helfern und Betreuern aus dem Boden gestampft hat (mehr dazu hier...), rechnet stolz vor: Von 190 beim Meldeamt registrierten Einwohnern haben 176 an der Wahl teilgenommen. Das macht immerhin 92 %. Von Politik- oder Demokratieverdrossenheit also weit und breit keine Spur und das, obwohl Unbekannte in den frühen Morgenstunden die Arbeit des Stadtparlamentes unwirsch kritisiert hatten. Heut morgen fanden sich in der Stadt Boykott-Plakate gegen den amtierende Stadtrat, räumt der Sozialpädagoge verschmitzt ein. Mit solchen Fußnoten im politischen Alltagsgeschäft müsse halt gerechnet werden: Man kann sagen: Wie im richtigen Leben. ein Wahlprogramm das fast auf einen Bierdeckel passt...

4 ...hält jeder Kritik stand gespannt wird die Verkündung der Wahlergebnisse erwartet...

5 ...bis sich schließlich der neue Stadtrat vorstellt Von solchen Kampagnen völlig unberührt, zieht sich der neue Stadtrat bereits rekordverdächtige 15 Minuten nach der Wahl zu seiner konstituierenden Sitzung zurück. Diese findet natürlich hinter verschlossenen Türen statt und die Presse ist nicht wirklich erwünscht. Doch eine Forderung eines Parlamentariers dringt dann doch lautstark nach außen: Ich will den Finanzminister machen. Eben ganz wie im richtigen Leben. im Stadtrat werden die Posten verteilt Als im Rathaus noch munter um die Posten gewürfelt wird, überschlagen sich in der Stadt wie so häufig die Ereignisse. Die Redakteurin der Desso-Times animiert die potentiellen LeserInnen von der Bühne aus, sich doch unbedingt an der ausgeschriebenen Schnitzeljagd zu beteiligen, um die attraktiven Preise abzuräumen. Einfach scheint das nicht zu werden, ist doch die aktuelle Ausgabe der Zeitung fast vergriffen ist. Schließlich berichtete das Blatt vom Besuch Annemarie Eilfeldts in der Kinderstadt einen Tag zuvor. Zeitgleich traut Pfarrer Markus Thöner (12) heiratswillige Paare in der stadteigenen Kirche im Halbstundentakt. Eine Betreuerhochzeit, wohl nicht die erste wie umfängliche Recherchen vermuten lassen, sorgt bei den Kids für besonders große Aufregung.

6 in der Desspolis-Kirche haben Ja-Worte Hochkunjunktur ein besonderer Aufreger: die Betreuerhochzeit Stadtgespräch ist auch der Streik des örtlichen Malerfachbetriebes. Die KollegInnen sind in den Ausstand getreten, um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen

7 durchzusetzen. Und während im hiesigen Spaßbad, in der Post und im Kaufhaus nicht gerade der Bär steppt, bilden sich vor der Apotheke, der Bank und dem Arbeitsamt lange Schlangen. im Malerfachbetreib wird derweil kein Pinsel geschwungen......während vorm Arbeitsamt großes Gedränge herrscht...

8 ...und in der Apotheke die Scheine nur so über den Tisch gehen Heiko Bergt, mit einem Auge immer auf der Suche nach dem nächsten Brennpunkt, zieht derweil ein positives Resümee. Der Umzug auf das Gelände der Pestalozzi-Schule habe sich nicht negativ auf die Besucherzahlen ausgewirkt. Fast 300 Kinder und ihre Personensorgeberechtigten, die freilich die meiste Zeit mit einem Platz im Elterngarten vorlieb nehmen mussten, seien pro Tag in die Kinderstadt gekommen. Bewährt habe sich vor allem die Zusammenarbeit mit örtlichen Unternehmen und lokalen Trägern. Ohne die tatkräftige Unterstützung dieser Akteure, beispielhaft benennt Bergt die Kirchengemeinde in Dessau-Alten, die Diakonie Mitteldeutschland und die Apotheke am Leipziger Tor, wäre das Vorhaben nicht zu realisieren gewesen. Die Kids nehmen derweil von solchen Analysen wenig Notiz und stürzen ihre Boom-Town in Dessaus Süden erneut ins kreative Chaos. verantwortlich für den Artikel:

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