Training in China und die 2. traditionellen Wushu Weltmeisterschaften

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1 Training in China und die 2. traditionellen Wushu Weltmeisterschaften Dieses Jahr fand nur ein kleines swisswushu-team den Weg nach China, um an den 2nd World Traditional Wushu Championships teilzunehmen. Sandro Amrein und Urs Krebs reisten zuerst nach Beijing und nach zweieinhalb gemütlichen Tagen weiter nach Zhengzhou, wo bereits der Trainer des Provinzteams, Nie Jianguo auf sie wartete. Training mit den besten Athletinnen der Provinz Henan Wir bezogen rasch unser Zimmer im Wohntrakt des Trainingszentrums, denn bereits kurz nach unserer Ankunft am Montag Morgen, fing für uns um 08:30 Uhr die erste Trainingseinheit an. Die erste Trainingseinheit am Morgen bestand vor allem aus Grundschule inklusive einer intensiven Sprungschule und Wiederholen von Formen. Doch bereits am Nachmittag wurde es intensiver, denn die zweite Hälfte des Trainings bestand aus einem harten Konditions- und Krafttrainingsprogramm. In den ersten zweieinhalb Tagen machten wir das volle Konditionsprogramm mit, welches uns an unsere Grenzen brachte. Bewundernswert waren die Athletinnen des Provinzteams, welche solche Trainingseinheiten nicht mühelos aber doch beständig über die Runden brachten. Die Mahlzeiten nahmen wir immer gemeinsam mit unseren Trainingskolleginnen ein. Dabei entwickelten sich interessante Gespräche und Freundschaften, welche zum Teil schon bei unserem 1. Besuch vor zwei Jahren begonnen hatten. Die 2. Hälfte der Woche verwendeten wir vor allem für die Vorbereitung auf die Wettkämpfe der nächsten Woche, d.h. Grundschule, Sprungtraining und dann Formen. Die Zeit verging wie im Flug und bald war die Trainingswoche mit dem Provinzteam vorbei und es hiess Abschied nehmen. Dies geschah nicht ohne das Versprechen, wiederzukommen. Kurz nach unserer letzten Trainingseinheit um 17:30 wurden wir am Samstag Abend von einem Bus der Turnierorganisation abgeholt und ins Athleten-Hotel gebracht. Nach dem Einschreiben bezogen wir unser Zimmer. The 2nd World Traditional Wushu Championships 2006 Am nächsten Morgen nach dem Frühstück fand das Teamleader- und Coach-Meeting statt. Dabei wurden noch einmal die wichtigsten Regeln erklärt. Auch die Frage nach modernem Wushu wurde beantwortet. Solche Formen würden zwar bewertet, für die Schwierigkeiten würden aber keine Punkte vergeben. Wie beim ersten Mal würde es keine eigentlichen Rangierungen geben, sondern Einteilungen in drei Preiskategorien. Die Einteilung erfolge laut Reglement in eine 1. Preiskategorie

2 (die ersten 20% der Wettkämpfer), eine 2. Preiskategorie (21-50% der Teilnehmer) und eine 3. Preiskategorie (51 100% der Teilnehmer). Am Abend fuhr eine weit über einen Kilometer lange Buskaravane nach Dengfeng ins Songshan- Gebirge. Dort wurden wir in ein neu erstelltes Freiluft-Theater gebracht, welches in die Landschaft eingebaut wurde (ähnlich den Karl May-Festspielen in Bad Segeberg). Wir durften der einzigartigen Vorpremiere des Spektakels Chan Zong Shaolin (Zen of Shaolin) beiwohnen (wie übrigens auch der Abt des Shaolin-Klosters Shi Yongxin), das mit über 500 Artisten, der pittoresken Landschaft und einer eindrucksvollen Musik- und Lightshow, nachhaltigen Eindruck auf die Zuschauer hinterliess. Aufgrund von terminlichen Problemen mit der Fernsehübertragung wurde der 1. Wettkampftag der eigentlichen Eröffnungszeremonie vorgezogen. Sowohl Sandro Amrein, als auch Urs Krebs standen an diesem Wettkampftag im Einsatz. Sandro Amrein zeigte dabei in der Langwaffenkategorie mit seinem Pudao eine sehr gute Leistung, die ihm die vierthöchste Note der Kategorie einbrachte. Dies obwohl er sich am Tag zuvor eine Magenverstimmung eingefangen hatte und die ganze Nacht von Durchfall geplagt wurde. Die 1. Preiskategorie war im dadurch gesichert. Urs Krebs stand in der Kategorie Qiangshu (Speer) im Einsatz und erzielte mit seiner traditionellen Südspeer-Form der Familie Wu aus Guangzhou ebenfalls einen Preis der 1. Kategorie, dies mit der höchsten Note der Kategorie. Ein durchwegs erfolgreicher Start für das Schweizer Team. Am Nachmittag besuchten wir die chinesischen Wettkämpfe. Die Organisatoren hatten aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen beschlossen für die Chinesen und den Rest der Welt getrennte Wettkämpfe durchzuführen. Wir fanden das zwar schade, aber wenigstens konnten wir den chinesischen Wettkämpfern zuschauen. Dabei war es auch beruhigend, zu sehen, dass im traditionellen Bereich auch die Chinesen nur mit Wasser kochten, d.h. dass ein Europäer, der

3 jahrelang fleissig traditionelles Wushu geübt hat, sich durchaus mit einem Chinesen im Wettkampf vergleichen kann. Am Abend fand schliesslich das offizielle Welcome Banquet und im Anschluss daran die Eröffnungszeremonie statt. Wie schon vor zwei Jahren gab es einen Nationen-Einmarsch, welcher demjenigen der olympischen Spiele sehr ähnelte. Im Anschluss daran fand wiederum eine eindrucksvolle Show statt, in denen sich Stars aus Hong Kong (the Twins), Korea (Sara, Maya) und China mit Wushu-Vorführungen abwechselten. Ganz mit der Show vor zwei Jahren, konnte sie jedoch nicht mithalten (beim ersten Mal ist es natürlich auch eindrucksvoller). Am darauffolgenden frühen Morgen stand der gemeinsame Ausflug aller Mannschaften zum Shaolin- Kloster auf dem Programm. Auf den letzten Kilometern zum Kloster, die wir zu Fuss zurücklegten, zeigten Tausende junge Kung Fu-Schüler ihr Können in zahlreichen Darbietungen. Dies war im Gegensatz zum letzen Mal, als man mit Bussen den Vorführungen entlang fuhr viel angenehmer, weil man sich für die Vorführungen richtig Zeit nehmen konnte. Danach besichtigten wir das Kloster selbst, sowie den Pagodenwald. Am Abend gingen die Wettkämpfe weiter. Wir entschieden uns wiederum, die chinesischen Wettkämpfe anzuschauen. Dabei erlebten wir auch eine kleine Überraschung: Die inzwischen zurückgetretene Weltmeisterin Zhao Yangyang startete mit einer traditionellen Chen-Stil-Form (Lao Jia Er Lu) und wurde 3. (die chinesischen Wettkämpfe hatten richtige Ranglisten, keine Preiseinteilungen). Ihrem Taiji fehlt jedoch noch eine gewisse Lockerheit, dass sie sicher in den nächsten Jahren noch verbessern kann. Neben den Wettkämpfen faszinierten uns zwei kleine chinesische Zwillingsmädchen, die wir sofort in unser Herz schlossen. Auch sie hatten Freude an uns und so rückten die Wettkämpfe etwas in den Hintergrund.

4 Am darauffolgenden Morgen stand wiederum Sandro Amrein im Einsatz. Mit einer überzeugenden Leistung in der Kategorie Nanquan holte er sich den 1. Preis mit der vierthöchsten Note. Urs Krebs schloss die swisswushu-beteiligung an den Wettkämpfen in der Kategorie Chen-Stil Taijiquan mit der siebtbesten Note und einem 2. Preis ab. Auch Schweizer, die in lokalen Schulen seit einigen Monaten trainieren, nahmen an den Wettkämpfen teil. Marco Hauser erzielte einen 1. Preis und Fredy Bosshard einen 2. Preis in der Kategorie Hongquan (Xiao Hong Quan, Da Hong Quan). Somit gingen die Wettkämpfe für die Schweiz durchaus erfolgreich zu Ende. Am nächsten Tag besuchten wir letztmals die chinesischen Wettkämpfe. Interessant waren vor allem die Wettkämpfe der älteren Herren, die zum Teil recht interessante und uns unbekannte Stile zeigten. Am Nachmittag fand letztmals ein Höhepunkt dieser 2. traditionellen Wushu-Weltmeisterschaften statt: Aus Anlass des Besuchs der IOC-Delegation von Hein Verbruggen und Gilbert Felli fand eine Wushu-Vorführung mit den Teams der chinesischen Nationalmannschaft und der Provinz Henan statt. Die hochklassigen Darbietungen erhielten mehrmals begeisterten Applaus des fachkundigen Publikums. Vom Ort der Vorführung wurden wir anschliessend zum neu erstellten Zhengzhou Exhibition Centre gebracht, wo wir zuerst einem eindrucksvollen Wasserspiel kombiniert mit Musik und Lightshow beiwohnen durften. Anschliessend klangen die 2. traditionellen Wushu-Weltmeisterschaften mit einem Abschieds-Dinner kombiniert mit einem Showprogramm aus.

5 Fazit Die zweiten traditionellen Wushu-Weltmeisterschaften waren wiederum ein einmaliges Spektakel, welches allen Teilnehmern in Erinnerung bleiben wird. Es gibt allerdings auch Punkte die verbessert werden dürfen. So macht es beispielsweise keinen Sinn, Weltmeisterschaften durchzuführen, ohne Weltmeistertitel zu vergeben. Auch die Trennung von Chinesen und dem Rest der Welt macht irgendwie keinen Sinn, wenn der Anspruch Weltmeisterschaft gehalten werden soll. Nichts desto trotz war die Grundidee eine gute und alle Teilnehmer waren sich einig, dass dieses Turnier grossen Spass gemacht hat, weil Mitmachen wichtiger war, als Gewinnen / Swiss Wushu Federation