Basismodul Unterrichten: Unterrichten II. Basismodul

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1 Praxis der Unterrichtsvorbereitung/Artikulationsphasen Basismodul Unterrichten Skript für Studierende und Lehrbeauftragte 1

2 Inhalt (mit didaktischem Kommentar): 1) Notwendigkeit der schriftlichen Unterrichtsplanung 2) Planungsprinzipien: Prinzipien, die bei allen Arten der Unterrichtsplanung zu berücksichtigen sind. 3) Unterricht planen ein komplexes Geschäft Dieser Text erklärt m.e. sehr anschaulich den Unterschied zwischen der Unterrichtsvorbereitung bei AnfängerInnen und erfahrenen Lehrpersonen. Ein Unterschied, über den die Studierenden (und die ReferendarInnen) immer wieder stolpern. 4) Erläuterungen zur Grobstruktur einer Unterrichtsvorbereitung : Erläutert das folgende Modell 5) Grobstruktur einer Unterrichtsvorbereitung Für das Schulpraxissemester wird dabei ausgegangen von folgender Situation: Die betreuende Lehrkraft sagt zur Praktikantin: Halten Sie doch mal in der nächsten Woche eine Stunde zum Thema X. Wie geht man nun vor? Vorausgesetzt wird dabei, dass fachliche Kenntnisse vorhanden sind. Geplant wird für eine weitgehend unbekannte Klasse. Die Stunde ist isoliert, baut also weder auf vorhergehende Stunden auf, noch bereitet sie die nachfolgende Stunde vor. (Im Sinne des Spiralcurriculums werden all diese Aspekte dann im Referendariat behandelt.) 6) Grobstruktur einer Unterrichtsvorbereitung Beispiele 7) Unterrichtsvorbereitung praktisch Arbeitsaufträge: Möglichkeit 1: Wahlen in Deutschland: Vorteil: Vergleichbarkeit der Ergebnisse; Nachteil: Für viele fachfremd. Möglichkeit 2: Fachspezifisch: Vorteil: Studierende planen für ihre Fächer; Nachteil: keine Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Vorschlag: Studierende entscheiden, welche Möglichkeit. 8) Hilbert Meyer: Sechs Fragen für die Kurzvorbereitung 9) Stufen des Lernens (nach H. Roth und W. Correll) Hinführung zum Thema Artikulationsphasen : Die TN bekommen ein Rätsel gestellt, müssen ihren eigenen Denkprozess beobachten und in die mittlere Spalte eintragen. 10) Unterrichtsplanung und Sequenzialisierung: Veranschaulicht, dass die Phasen einer Einzelstunde Teile eines kontinuierlichen Lern- und Kompetenzzuwachses sind 11) Die Unterrichtseröffnung (Möglichkeiten) Exemplarisch diese Artikulationsphase im SPS. Die anderen im Referendariat. 12) Funktionen der Konfrontationsphase/Konsolidierungsphase: Übersicht. 13) Unterrichtsplanung Einfache Dreischrittmethode Die Artikulationsphasen nutzbar gemacht für die Unterrichtsplanung 14) Planungsraster Vorlage: So kann eine schriftliche Unterrichtsvorbereitung aussehen. 15) Unterrichtsvorbereitung: Planung und Pläne Die Unterrichtsvorbereitung zwischen Bildungsplänen und Unterrichtsreflexion. 16) Visualisierungsmedien: Vor- und Nachteile Ziele: Die Praktikantinnen und Praktikanten können.. - die Notwendigkeit einer schriftlichen Unterrichtsvorbereitung erläutern - wesentliche Planungsprinzipien erläutern - bei der Unterrichtsvorbereitung systematisch vorgehen - die Artikulationsphasen lernpsychologisch begründen - Funktionen der Konfrontationsphase/Konsolidierungsphase erläutern - dieses Konzept für die Unterrichtsvorbereitung nutzen - Unterrichtseinstiege planen - die Unterrichtsvorbereitung zwischen Bildungsplänen und Unterrichtsreflexion verorten. 2

3 Wilhelm H. Peterßen: Notwendigkeit der schriftlichen Unterrichtsplanung (Handbuch Unterrichtsplanung. Oldenbourg S. 24ff) Eine schriftliche Planung ist notwendig, um einen Vergleich von geplantem und realem Verlauf anstellen zu können. - realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten - Planungsfehler können frühzeitig aufgedeckt werden Ihm [dem Lehr-Anfänger] ist die schriftliche Planung dringend anzuraten, auch wenn sie ihm persönlich oft übersteigert und unangemessen erscheint. Er vermag ein konturenreiches Bild von sich und seiner Lehrfähigkeit nur zu gewinnen, wenn er seine pädagogisch-didaktischen Absichten mit der unterrichtlichen Realität vergleichen kann, und ein sauberer Vergleich erfordert die Niederschrift der Planung. (S. 25) Schriftliche Planung bedeutet eine Entlastung bei der alltäglichen Unterrichtsvorbereitung: Notizen zu Lehr- und Lernmitteln, organisatorische Hinweise Schriftliche Planung sichert den kontinuierlichen Fortgang des Unterrichts, Anschlussplanungen können unmittelbar anknüpfen Schriftliche Planungen dienen der Dokumentation, auf sie kann später zurück gegriffen werden 3

4 M. Böhmann/Regine Schäfer-Munro: Unterricht planen - ein komplexes Geschäft [ ] Jeder Unterricht wird von Lehrer/innen irgendwie geplant, mal längerfristig, mal sehr kurzfristig, mal relativ starr, mal sehr offen. Dabei gilt als Berufsweisheit: schlecht geplanter Unterricht kann auch gelingen, gut geplanter Unterricht geht aber seltener schief. Eine wichtige Aufgabe Ihres Schulpraktikums ist es, dass Sie schrittweise daran herangeführt werden, Unterricht»gut«zu planen. Was bedeutet das konkret? Sie sollen in der gebotenen Ausführlichkeit und Reflexionstiefe diejenigen Überlegungen darstellen, die bei der Planung einer Unterrichtsstunde bzw. einer längeren Sequenz oder Einheit für Sie handlungsleitend waren. Wer berufserfahrene Lehrer/innen zu ihrer Unterrichtsplanung befragt oder diese dabei beobachtet, wird auf vielfältige Stile und Routinen treffen: Es gibt Kolleg/innen, die nur mit kleinen Notizen ins Klassenzimmer kommen, vielleicht haben sie sich auf einer Karteikarte die wichtigsten Punkte zum Ablauf einer Stunde oder eines Schultages notiert. Andere Lehrer/innen wiederum haben ein gebundenes Buch im DIN-A4-Format, in das sie alle wichtigen Phasen der Stunde notieren, mögliche Vermittlungshilfen für Lernschwächere aufschreiben und auch zentrale Arbeitsanweisungen oder Impulse im Wortlaut vorformulieren. Es soll sogar Lehrer/innen geben, die gänzlich ohne schriftliche Unterlagen die Stunde bestreiten. Gleichgültig wie viel zu der zu haltenden Stunde aufgeschrieben steht - alle Lehrer/innen müssen im Geiste mehr oder weniger intensiv ihren Unterricht planen. Dabei fallt auf, dass erfahrene Lehrer/innen die verschiedenen Aspekte der Unterrichtsplanung, z.b. die Analyse der Klassensituation, die Auswahl der Inhalte, die Bestimmung der Lernziele oder auch die Auswahl der Methoden, vernetzt in ihre Überlegungen mit einbeziehen, auf jeden Fall nicht so in einer bestimmten Reihenfolge, wie es das nachfolgende Schema assoziieren könnte. Die meisten Lehrer/innen tun dies, ähnlich wie das Unterrichten selbst, in einer sehr routinierten Art und Weise, die zu vergleichen ist mit dem Autofahren. Quasi simultan lenken sie, gleichen ihre Geschwindigkeit mit dem erlaubten Richtwert ab, schalten in den nächsten Gang, bremsen, halten nach Gefahrenpunkten Ausschau, versetzen sich in die Rolle des vor ihnen fahrenden Autos, unterhalten sich mit der Beifahrerin und beschäftigen die Kinder nebenher auf dem Rücksitz. Wer das Auto- fahren erst erlernen muss, braucht Hilfe und Unterstützung dabei, diese hochkomplexe Handlung in einzelne Tätigkeiten aufzugliedern und einerseits die Kompetenz in den einzelnen Bereichen zu steigern, andererseits aber auch aus den einzelnen Tätigkeiten ein gelingendes Ganzes zu schaffen. Sie als Noviz/in in diesem Berufsfeld, quasi als Fahrschüler/in, werden im Schulpraktikum Teilkompetenzen erlernen und gleichzeitig an die komplexe Gesamthandlung der Unterrichtsplanung herangeführt. Aus: M. Böhmann; Regine Schäfer-Munro: Kursbuch Schulpraktikum. Weinheim: Beltz 2005: 78 Arbeitsauftrag: Führen Sie in den nächsten Wochen mit (mindestens) zwei LehrerInnen ein Interview, in dem Sie sich genau erkundigen, wie diese ihren Unterricht vorbereiten. Bereiten Sie sich mit Hilfe des Textes auf dieses Interview vor und dokumentieren Sie Ihre Fragen und die Antworten in geeigneter Form, so dass Sie sie in der nächsten Sitzung präsentieren können. Lassen Sie sich dabei auch zeigen, wie die KollegInnen ihre Vorbereitung verschriftlichen (wenn das der Fall ist). 4

5 Grobstruktur einer Unterrichtsvorbereitung für Studierende im Schulpraxissemester Erläuterungen Die folgenden OHFn haben die Funktion, die Studierenden in die Praxis der Unterrichtsvorbereitung einzuführen auf allgemeine Weise, unabhängig von fachdidaktischen Spezifika. Berücksichtigt wird dabei die besondere Situation der Studierenden im Schulpraxissemester: Im Vergleich zu Referendaren sind sie nur eine kurze Zeit in einer Klasse und übernehmen einzelne Unterrichtsphasen bzw. stunden mitten im Stoffplan der betreuenden LehrerInnen. Üblicherweise sehen die Absprachen dann folgendermaßen aus, dass die betreuende Lehrperson zu den Studierenden sagt: In der nächsten Stunde würde es mit dem Thema X weitergehen, übernehmen Sie doch mal diese Stunde (bzw. einen Teil dieser Stunde). Didaktische Modelle beschreiben in der Regel, welche Überlegungen grundsätzlich und systematisch bei der Unterrichtsplanung zu berücksichtigen sind. Sie versuchen, den komplexen Prozess der Unterrichtsplanung umfassend abzubilden und haben dabei allerdings die elaborierte Version der erfahrenen Lehrperson im Auge, nicht die des Berufsanfängers. Aus diesem Grund wird im Folgenden z.b. auf die Analyse der anthropogenen und soziokulturellen Voraussetzungen bewusst verzichtet, da zum einen die Studierenden die Klassen kaum kennen, zum anderen fehlt ihnen die Erfahrung, wie sich diese Voraussetzungen auf die anderen methodisch-didaktischen Entscheidungen auswirken. Auch die Frage nach der Gegenwarts-, der Zukunfts- und der exemplarischen Bedeutung der Unterrichtsinhalte stellt sich dem Praktikanten in der Regel nicht, dies wird von den betreuenden Lehrern (bzw. von den Lehrplänen) vorentschieden. Als selbstverständlich wird dabei allerdings die fachliche Einarbeitung vorausgesetzt. Mit der Vorgabe der betreuenden Lehrerin stellt sich für die Studierenden ganz pragmatisch die Frage: Wie gehe ich jetzt vor? Was mache ich als erstes? Diese Fragen versucht das folgende Modell zu beantworten. Es ist daher prozessorientiert und nicht systematisch. Im Sinne Klafkis geht es dabei von der Vorstellung aus, dass am Beginn der Unterrichtsvorbereitung die Frage nach den Lernzielen (i.s.v. Stundenzielen) stehen muss 1, da sich daraus alle weiteren Entscheidungen ableiten lassen. Um einem häufigen Fehler (auch der Referendare) vorzubeugen, wird betont, dass der Unterrichtseinstieg zuletzt geplant werden sollte, ebenso die Phase der Konsolidierung (Ergebnissicherung, Übung, Transfer usw.). Die erste OH-Folie beschreibt den Ablauf einer Unterrichtsvorbereitung im o.g. Sinne, die zweite erläutert dies anhand von Beispielen. 1 Dies war in der Geschichte der allgemeinen Didaktik nicht unumstritten, jedoch fasst Peterßen zusammen: Die Priorität der Zielsetzung kann als heute allgemein anerkannte didaktische Auffassung zur Unterrichtsplanung gelten [ ] (Peterßen: Handbuch Unterrichtsplanung : 24) Der aktuelle vorherrschende Ansatz der Kompetenzorientierung bestätigt diese Aussage. 5

6 Planungsprinzipien (nach Peterßen 2000: 32ff ) Beispiel: Deutsch (Berufliches Gymnasium Eingangsstufe) 1) Kontinuität Entscheidung: Zu Beginn des Schuljahres LPE 2: Sprache und Kommunikation Kommunikation als Interaktion SW 1: Allgemeines Kommunikationsmodell SW 2: Watzlawick: Fünf Axiome der Kommunikation SW 3: Vier-Seiten-Modell der Kommunikation SW 4 Störungen der Kommunikation SW 5: Ich-/Du-Botschaften; aktives Zuhören (Übungen) SW 6: Textsorten: Appellative, expressive, darstellende Texte 2) Reversibilität Aktuell: Theaterbesuch der Klasse Vorbereitung des Theaterbesuchs 3) Eindeutigkeit/Transparenz Bsp.: LPE Sprache und Kommunikation Kommunikation als Interaktion Kommunikation: Modelle usw.? Sprachnormen Normabweichungen 4) Widerspruchsfreiheit - Inhalt: Aktives Zuhören - Ziel: Kenntnis der Merkmale Übungen zum aktiven Zuhören - Medien: Schulbuch - Methode: Lehrervortrag 5) Angemessenheit Drei Doppelstunden zum Aktiven Zuhören 6

7 Grobstruktur einer Unterrichtsvorbereitung Schritt 1: Festlegung der Lernziele: Was sollen die SS am Ende der Stunde wissen/können/wertschätzen? Schritt 2: Elementarisierung der Lernziele: Was müssen die SS wissen/können, um diese Ziele erreichen zu können? Teilziele Schritt 2a: In welchem Verhältnis stehen die Teilziele zueinander? - sie bauen sachlogisch aufeinander auf -> sachlogische Reihenfolge einhalten! - sie stehen additiv nebeneinander -> Reihenfolge an Schülerbedürfnisse anpassen Schritt 3: Wie kommen die SS zu ihrem Wissen? Entscheidungen treffen über - die Sozialformen: LV/UG, EA, PA, GA - die Methoden: Lernzirkel, Rollenspiel, Leittexte, Projekt usw. - die Medien: Schulbuch, Tafel, OHP, Arbeitsblatt usw. Damit steht der Kern einer Unterrichtsstunde, die sogenannte Erarbeitungsphase. Was nun noch fehlt, ist der Rahmen: Schritt 4: Der Unterrichtseinstieg: Wie möchte/kann ich die Stunde beginnen? Schritt 5: Wie können die Ergebnisse gesichert werden? Schritt 6: Wie kann ich überprüfen, ob die SS sich das Wissen tatsächlich angeeignet haben? Wie können die SS ihr neues Wissen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten anwenden, üben usw. Schritt 7: Wie viel Zeit werden die einzelnen Teile der Stunde beanspruchen? 7

8 Grobstruktur einer Unterrichtsvorbereitung - Beispiele Fach: Biologie/Ethik Schritt 1: Lernziel: Die SS können die Grundprinzipien der biologischen Evolution erläutern. Schritt 2: TZ 1: Überproduktion TZ 2: Variabilität (Ursachen) TZ 3: Selektion TZ 4: Vererbung Schritt 2a: Teilziele sachlogisch aufgebaut diese Reihenfolge Schritt 3: TZ 1: LV, OHF TZ2: Problematisierung: Ungleiche Geschwister - (OHF); Ursachen? - Text mit Fragen in PA - UG: Auswertung/Sicherung TZ 3: OHF, LV, Bsp. für Überlebensstrategien TZ 4: Vererbung, LV Schritt 4: Informierender Unterrichtseinstieg: Heute geht es um... Schritt 5: Ergebnissicherung: TA, Abl. o.ä. Schritt 6: Konsolidierung: Abl. mit Text aus Biologiebuch von 1957: SS sollen überprüfen/korrigieren/ergänzen Schritt 7: Zeitplanung abhängig vom Leistungsniveau der Klasse Fach: Gemeinschaftskunde Schritt 1: Lernziel: Die SS können die wesentlichen Kennzeichen der gesetzlichen Sozialversicherungen erläutern. Schritt 2: TZ 1: Krankenversicherung TZ 2: Unfallversicherung TZ 3: Arbeitslosenversicherung TZ 4: Rentenversicherung TZ 5: Pflegeversicherung Schritt 2a: Teilziele additiv Reihenfolge nach SS-bedürfnissen Schritt 3: Additive Teilzielordnung macht arbeitsteilige Gruppenarbeit (atga) möglich: G1: Krankenversicherung G2: Unfallversicherung G3: Arbeitslosenversicherung G4: Rentenversicherung G5: Pflegeversicherung Schritt 4: Lohnzettel: Unterschied Brutto netto: Was wird abgezogen und warum? Schritt 5: Ergebnissicherung: TA, Abl. o.ä. Schritt 6: Kurztest Schritt 7: Zeitplanung abhängig vom Leistungsniveau der Klasse 8

9 Einführung in die Planung von Unterrichtsstunden StD Christoph Miebach Arbeitsauftrag: Planen Sie in Gruppen eine Doppelstunde zum Thema Wahlen in Deutschland. Sichten Sie dazu das zur Verfügung gestellte Material und entscheiden Sie dann gemeinsam, ob Sie das gesamte Thema überblicksartig behandeln wollen oder nur ausgewählte Aspekte vertieft. Planen Sie für eine Berufsschulklasse, 2. Lehrjahr, alle SchülerInnen haben einen mittleren Bildungsabschluss, ansonsten ist die Klasse in jeder Hinsicht gemischt. Hinsichtlich der räumlichen und medialen Ausstattung ist alles gegeben, was Sie sich wünschen. Zeit: 60 Minuten Dokumentieren Sie anschließend Ihre Stunde auf einem Plakat (Ziele, Inhalte, Sozialformen, Methoden und Medien im zeitlichen Ablauf/Unterrichtsphasen). Sie können dazu die Schaubilder, Arbeitsmaterialien usw. der vorliegenden Materialien benutzen. Stellen Sie Ihr Endergebnis den anderen Gruppen zur Diskussion. 9

10 Einführung in die Planung von Unterrichtsstunden Erstellt von Judith Pfister Arbeitsaufträge Planen Sie in Gruppen für eine BS-Klasse (alle 25 Schülerinnen und Schüler haben einen mittleren Bildungsabschluss) eine Doppelstunde als Einführung in folgende Themen: Deutsch: Die Inhaltsangabe Fremdsprachen: Einführung einer Zeitform Ethik/Religion: Glück GGK: Wahlen in Deutschland Naturwissenschaften/Mathematik: Kraft 1. Themengebiet inhaltlich grob erschließen EA: Nehmen Sie sich 10 Minuten Zeit. Notieren Sie Ihr Vorwissen zum Thema in einer Ihnen angemessen erscheinenden Form. GA: Vergleichen Sie Ihre Notizen. Erstellen Sie ein aussagekräftiges MindMap zum Thema. Zeit: 20 Min. 2. Didaktische Fragestellungen Notieren und ordnen Sie alle Fragen, die Sie zur Vorbereitung des Unterrichts klären müssen. Zeit: 10 Min. Planen Sie nun gemeinsam den Unterricht. Räumlich und medial sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Zeit: 45 Min. 3. Sicherung und Präsentation Notieren Sie Ihre vorbereitenden Ergebnisse auf Papier zur Präsentation im Plenum mit der Dokumentenkamera. Die Planung skizzieren Sie bitte an einer Metaplanwand. 10

11 Unterrichtsplanung Erste Überlegungen zu einer Unterrichtsstunde nach H. Meyer 11

12 Stufen des Lernens 12 Stufen des Lernens nach Werner Corell Durch eine verhaltenspsychologische Analyse des Denkprozesses gelangt man [...] zu den folgenden Phasen des Lernvorganges: - Konflikt zwischen der bisherigen psychischen Einstellung und einer neuen Situation: Motivation durch das Erfahren einer Schwierigkeit - Begrenzung und Lokalisierung dieser Schwierigkeit: Zielsetzung für die Arbeit durch Definition des Problems - Entwicklung eines Ansatzes verschiedener Lösungsmöglichkeiten: Erste Verarbeitungsstufe - Logische Entwicklung der absehbaren Folgen dieses Ansatzes möglicher Lösungswege: Zweite Verarbeitungsstufe - Anwendung der konzipierten Lösungsmöglichkeiten in der Realsituation: Beurteilung oder Verifikation der Richtigkeit des Ansatzes durch praktische Konsequenzen. (Werner Corell: Lernpsychologie. Grundfragen und praktische Konsequenzen. Donauwörth 1978, S. 51f) Stufen des Lernens bei Heinrich Roth Auf wenige Stichworte gekürzt, können wir festhalten: Zu jedem Lernen gehören - ein Antrieb (Stufe der Motivation), - ein widerstehendes Objekt als Aufgabe in einer Lernsituation (Stufe der Schwierigkeiten), - eine Einsicht in einen geeigneten Arbeits- und Lösungsweg (Stufe der Lösung), - ein Tun, das diesen Weg als richtigen bestätigt findet (Stufe des Tuns und Ausführens), - ein Verfestigen des Gelernten (Stufe des Behaltens und Einübens) und - ein Bereitstellen des Gelernten für künftige ähnliche Aufgaben und Situationen durch neue Bestätigungen und Bewährungen (Stufe des Bereitstellens, der Übertragung und der Integration des Gelernten). (Heinrich Rot: Pädagogische Psychologie des Lehrens und Lernens. Hannover S. 226)

13 Arbeitsauftrag: Leiten Sie aus der Grafik Fragen ab, die Sie sich bei der Unterrichtsplanung stellen müssen. 13

14 Die Unterrichtseröffnung Provokation Sachliche Vorbesprechung Einstimmung Arbeitsplanung Zielangabe Pre-Test Wiederholung Anknüpfung Problemstellung verbal Problemstellung gegenständlich Problemstellung bildhaft Kontrastdarstellung Vorkenntnisermittlung Gegenüberstellung unterschiedlicher Vorgänge, Prozesse, Sachverhalte, Zustände; Voraussetzung: Fähigkeit des Ordnens und Vergleichens; Gefahr: Vergleichsinhalte zu wenig intelligibel, zu zahlreich; Erzeugung von Emotionen Stiften einer produktiven Verwirrung; Erschütterung der Erfahrungen bzw. der Kenntnisse der Schüler; Schaffen eines kognitiven Konfliktes; Darstellen einer Entscheidungssituation; Widerspruch hervorrufen Unmittelbare Ankündigung und Konfrontation mit dem neuen Lerngegenstand; Nennung der sachstrukturellen Elemente bzw. der Lernziele, außerdem der neuralgischen Stellen; da meist nüchtern, nur für ältere Schüler Aufbau einer subjektiven Betroffenheit; Schaffung einer inneren Teilhabe, einer stimmungshaften Ausgangslage; Mobilisierung habitueller Einstellungen; für emotional geprägte Lerngegenstände Bei dominant schülerzentrierter Lernprozessgestaltung; gemeinsame Besprechung des Arbeitsweges, der Arbeitsmittel, der Arbeitsverteilung Präzise, schriftliche Fixierung des Hauptzieles; wenn sinnvoll möglich, durch Schüler formulieren lassen (Finden der Problemfrage); Themenangabe als Statement Umfangreiche Überprüfung der Kenntnisgrundlagen über ein größeres Gegenstandsfeld in schriftlicher Form; durchzuführen in der ersten Unterrichtseinheit einer Lernsequenz; Ziel: ökonomische Lerngegenstandserarbeitung durch Weglassen bzw. schwerpunktmäßige Erfassung bestimmter Elemente Wiederholung unmittelbar vorher erarbeiteter Lernergebnisse in Form einer Rekapitulation; das Beherrschen dieser Lernergebnisse bildet die unerlässliche Voraussetzung für die neu zu erarbeitenden Qualifikationen Erwähnung des letzten Lernergebnisses als Anknüpfungspunkt (assoziative Stütze) für die neu zu erarbeitenden Lernresultate; dient der zuverlässigen Einordnung bzw. Orientierung Aussagegleiche Begriffe: Problemdarstellung, Problembegrenzung, Problemkonfrontation; ein Lerngegenstandselement wird als Teilproblem verbal dargeboten; Aussageträger ist das Wort (oft des Lehrers) oder ein Text Aussagegleiche Begriffe: originale Begegnung, Problemkonfrontation, Problemdarstellung und begrenzung; ein Lerninhaltsauschnitt wird als Teilproblem dargestellt (aufgesuchte oder bereitgestellte Wirklichkeit) Ein Lerngegenstandselement (Ausschnitt aus dem Unterrichtsthema) wird mit Hilfe einer Abbildung (Foto, Zeichnung, Grafik, Diagramm, Schaubild) erfasst und zum denkenden Durchdringen präsentiert; wesentlich ist, dass die angebotene Information ein für die Schüler erkennbares Problem darstellt Einholen der Vorkenntnisse zum anstehenden Problemgegenstand; Entgegennahme der Ergebnisse zu einem vorweg gestellten Arbeitsauftrag (Sammel-, erkundungs-, Beobachtungsaufgaben) Aufgreifen von Schülerfragen 14

15 Ansätze für eine sachbezogene Motivation: Das Rätselhafte das Problematische das Fehlerhafte das Andersartige das Brauchbare das Provozierende das Fragwürdige das Erschütternde das Unvollständige das Unglaubwürdige das Unbekannte das Überraschende das Ungewöhnliche das Neue das Interessante das Aktuelle das Verwirrende das Herausfordernde das Widersprüchlich. Arbeitsaufträge: Notieren Sie sich, wie in den von Ihnen besuchten Hospitationsstunden der Unterricht eröffnet wurde. Reflektieren Sie die Funktionalität der Unterrichtseröffnung im Hinblick auf den weiteren Unterrichtsverlauf sowie die angestrebten Lernziele der Stunde. 15

16 Funktionen: Bereich Erziehungswissenschaften, Schulpraxissemester Konfrontationsphase/Unterrichtseinstieg Er soll die Schüler neugierig machen, Interesse und Aufmerksamkeit wecken. Er soll über den Verlauf und das Ziel der Unterrichtsstunde informieren. Er soll Vorkenntnisse und Vorerfahrungen in Erinnerung rufen. Konsolidierungsphase/Ergebnissicherung Funktionen: Diese Phase dient der Protokollierung und Dokumentation der Unterrichtsergebnisse. Sie dient der Übung und Vertiefung des Gelernten. Ebenso dient sie der kritischen Bewertung und der Verständigung über die Unterrichtsergebnisse. 16

17 Einfache Dreischrittmethode Unterrichtsplanung Dieses Dreischritt-Schema erfasst die wichtigsten Stationen des schulischen Lehrens und Lernens: das Abholen der Schüler bei ihrem aktuellen Wissensstand das Hinführen zum Thema die Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff das Üben das Einbetten in einen größeren Sinnzusammenhang das Überprüfen des Lernerfolgs. Einstieg: Einstimmung auf das Thema Problemstellung durch Anknüpfung an Schülerwissen oder Alltagserlebnisse. Mögliche Formen für den Unterrichtseinstieg: Erarbeitung/Bearbeitung: Überblick über ein Thema erhalten etwas erfahren, erkennen, begreifen, verstehen, fühlen durch initiierte Lernprozesse (aktives Lernen fördern). Beispiele: Sicherung: Festhalten von Lerninhalten Vertiefen von Lerninhalten Überprüfen des Lernfortschritts Beispiele: 17

18 Planungsraster - Vorlage Unterrichtsstunde zum Thema... Ziel der Stunde:... Zeit Artikulation, Inhalte, Teilziele Unterrichtsform Methoden Medien, Material... Leitfrage: Teilziel:... Leitfrage: Teilziel: 18

19 Unterrichtsvorbereitung: Planung und Pläne UNTERRICHTSVORBEREITUNG BILDUNGSPLÄNE/LEHRPLÄNE - Reflexion der Bildungspläne - Verbindlichkeit, Freiräume - Stoffverteilung/Querverbindungen - Zusammenhang: Ziele-Inhalte UNTERRICHTSDURCHFÜHRUNG - Bedingungsanalyse - Impulse, Motivation - Didaktische Analyse - Steuerung von Lernprozessen - Ziele und Inhalte - Schüler- und Handlungsorientierung - Methoden und Medien - Lehrer-Schüler-Beziehung - Lernzielkontrollen - Flexibilität und Änderung - Stufen/Verlaufsplanung - Zielorientierung UNTERRICHTSREFLEXION - Erfolgsüberprüfung - Analyse: Erfolg-Misserfolg - Lehrer-Schüler-Beziehung: förderlich, nicht förderlich - Begründung der Änderungen - Auswertung der Erfahrungen - Erarbeitung von Alternativen - Aus: Reinhold Miller: Lehrer lernen. Ein pädagogisches Arbeitsbuch. Weinheim; Basel, Beltz Verlag 1995, S

20 Arbeitsaufträge: Ergänzen Sie die Tabelle mit dem Medium Dokumentenkamera. Erinnern Sie sich an eine Hospitationsstunde oder eine selbst gehaltene Stunde. Begründen Sie den Medieneinsatz im fachlich-didaktischen sowie pädagogischen Kontext. Material zusammengestellt und Aufgaben erstellt von Pfister, Judith und Miebach, Christoph 20