Diplomarbeit Energie- und Umweltmanagement gemäß Hohenheimer Modell nach EMAS und ISO Stand 2013

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1 Universität Hohenheim Institut für Marketing & Management Fachgebiet Umweltmanagement Diplomarbeit Energie- und Umweltmanagement gemäß Hohenheimer Modell nach EMAS und ISO Stand 2013 Eingereicht am Fachgebiet Umweltmanagement Prof. Dr. Werner F. Schulz Von: Michael Papadopoulos Matrikelnr.: Rotweg Stuttgart Tel.: 0711 / mpapa@uni-hohenheim.de 21. Semester Abgabetag:

2 Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis...III Tabellenverzeichnis... IV Abkürzungsverzeichnis... V 1 Einleitung Die EG-Öko-Verordnung EMAS Entstehung, Entwicklung und Begriffserklärung Aufgaben und Ziele Die einzelnen Schritte zur Einführung von EMAS Vorbereitung und Planung Die Umweltprüfung Festlegung einer Umweltpolitik Erstellung eines Umweltprogramms Das Umweltmanagementsystem - Der PDCA-Zyklus Die Umweltbetriebsprüfung Die Umwelterklärung Externe Begutachtung und Validierung Registrierung Unterschiede zwischen EMAS und ISO Vorteile und Chancen der EMAS Verordnung Das Energiemanagement nach ISO Gründe zur Implementierung eines Energiemanagementsystems Einführung in die ISO Aufbau und Anforderungen der ISO Das Topmanagement und die Energiepolitik Planung Implementierung Überprüfung der Energieleistung Bewertung durch die oberste Leitung Unterschiede zur Vorgängernorm DIN EN Integrierte Zertifizierung nach EMAS und ISO Ziele und Vorteile durch Integration von Managementsystemen EMAS und ISO im Vergleich EMAS und ISO an der Universität Hohenheim...44 I

3 4.1 Umwelt- und Energiemanagement nach dem Hohenheimer Modell Die Universität Hohenheim Geschichte Leitung und Organisation Allgemeine Daten Aktuelle Situation an der Universität Hohenheim Umweltbemühungen der Universität Hohenheim Klimaneutraler Lehrstuhl Biogasanlage der Universität Hohenheim Ökostrom Energiespar-Contracting Analyse des Strom-, Wärme- und Wasserverbrauchs Vorgehensweise bei der Analyse Tierklinik Meiereihof Schloss Mittelbau Tropenzentrum Ergebnisse der Analyse Analyse der Abfallmengen Abfallwirtschaft an der Universität Hohenheim Vorgehensweise bei der Analyse der Abfallmengen Ergebnisse und Darstellung der Analyse Zusammenfassung und Ausblick...70 Literaturverzeichnis... VII Anhang... XVIII Eidesstattliche Erklärung... XXXIX II

4 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Die einzelnen Schritte zur Einführung von EMAS... 6 Abbildung 2: PDCA-Zyklus eines Umweltmanagementsystems Abbildung 3: Das EMAS-Logo Abbildung 4: Anforderungen von EMAS und ISO Abbildung 5: Vorteile und Chancen durch Einführung von EMAS Abbildung 6: PDCA-Zyklus eines Energiemanagementsystems nach ISO Abbildung 7: Organigramm eines Energiemanagementteams Abbildung 8: Unterschiede zwischen EMAS und ISO Abbildung 9: Lage der zu validierenden Gebäude nach EMAS Abbildung 10: Anteil Restmüll an der Gesamtabfallmenge im Jahr III

5 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Beispiele für direkte und indirekte Umweltaspekte... 8 Tabelle 2: Vergleich zwischen EMAS und ISO Tabelle 3: Unterschiede zwischen ISO und DIN EN Tabelle 4: Ausgaben und Einnahmen der Universität Hohenheim Tabelle 5: Wärme-,Strom- und Wasserverbrauch der Universität Hohenheim Tabelle 6: Verbräuche der Tierklinik Tabelle 7: Verbräuche des Meiereihofs Tabelle 8: Verbräuche des Schloss Mittelbaus, West- und Ostflügels Tabelle 9: Verbräuche des Tropenzentrums Tabelle 10: Abfallquellen der Universität Hohenheim Tabelle 11: Personal- und Studentenanzahl der Universität Hohenheim Tabelle 12: Durchschnittswerte zu Mengen der Abfallwirtschaft der Universität Hohenheim (Bsp. Jahr 2012) Tabelle 13: Abfallmengen der Universität Hohenheim der Jahre Tabelle 14: Abfallmengen der nach EMAS zu validierenden Gebäude Tabelle 15: Mengen der gefährlichen Abfälle der Universität Hohenheim in den Jahren IV

6 Abkürzungsverzeichnis Abb. ArbSchG BImSchG BMU bspw. BStMWIVT bzw. ca. CEN CO2 CPI DAU Dena DIN DIW Berlin EEG EMAS EN EnEG EnEV EnMs EU e.v. EWG Abbildung Arbeitsschutzgesetz Bundes-Immissionsschutzgesetz Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit beispielsweise Bayrisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie beziehungsweise circa Europäisches Komitee für Normung Kohlenstoffdioxid Climate Policy Initiative Deutsche Akkreditierungs- und Zulassungsgesellschaft für Umweltgutachter Deutsche Energie Agentur Deutsches Institut für Normung e.v. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin Erneuerbare Energien Gesetz Eco-Management and Audit Scheme Europäische Norm Energieeinsparungsgesetz Energieeinsparverordnung Energiemanagementsysteme Europäische Union eingetragener Verein f. folgende Seite ff. Fraunhofer ISI ha Hrsg. HWK IHK ISO km Europäische Wirtschaftsgemeinschaft folgende Seiten Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Hektar Herausgeber Handwerkskammer Industrie- und Handelskammer Internationale Organisation für Normung Kilometer V

7 KMU Kleinere und Mittlere Unternehmen kwh Kilowattstunde l Liter LFU Landesamt für Umwelt LHG Landeshochschulgesetz LRQA Lloyd s Register Quality Assurance GmbH LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden- Württemberg m² Quadratmeter m³ Kubikmeter max. maximal mbh mit beschränkter Haftung MWh Megawattstunde o. J. ohne Jahr PDCA Plan, Do, Check, Act S. Seite StMUG Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit t Tonnen T Tausend Euro TÜV Technischer Überwachungsverein UAG Umweltauditgesetz UBA Umweltbundesamt UGA Umweltgutachterausschuss VDE Verband der Elektrotechnik VDI Verein Deutscher Ingenieure vgl. vergleiche VO Verordnung z. B. zum Beispiel Euro % Prozent Paragraph VI

8 1 Einleitung Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz nimmt in der heutigen Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert ein. Aufbauend auf der Rio Konferenz im Jahr 1992 und der damit verbundenen Deklaration einer nachhaltigen Entwicklung, sind Umweltbedrohungen wie der Klimawandel und die Ressourcenknappheit ein Thema, mit dem sich die Politik, aber auch Unternehmen und Organisationen auseinandersetzen müssen. Vor allem das wachsende Umweltbewusstsein der Verbraucher und eine immer striktere Umweltgesetzgebung stellen Gründe für Unternehmen und Organisationen dar, ökologische Aspekte in ihre Geschäftspolitik einzubeziehen. Dies spiegelt sich auch bei der Entwicklung neuer Produkte wieder. Hierbei werden Umweltaspekte immer häufiger berücksichtigt, da die heutige Gesellschaft sich wünscht, einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten zu können. Des Weiteren haben Unternehmen erkannt, dass die Berücksichtigung des Umweltschutzes ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein kann, indem sie beispielsweise durch effektiven Einsatz von Ressourcen und Energie zugleich beachtliche Kosten einsparen können. 1 Angesichts des Klimawandels und der damit verbundenen Treibhausproblematik spielt das Thema Energieeffizienz eine zentrale Rolle bei den Umweltaktivitäten eines Unternehmens. 2 Um diese Ziele eines nachhaltigen Wirtschaftens zu verwirklichen, wird von den meisten Unternehmen versucht den Umweltschutz in ihre Geschäftsprozesse und Strategien zu integrieren. Dies ist auch der Grund, weshalb in Deutschland inzwischen zirka 1250 und in ganz Europa über 4000 Unternehmen an EMAS teilnehmen. EMAS ist ein Umweltmanagementsystem der Europäischen Union, welches im Jahr 1993 eingeführt wurde und den Fokus auf die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung eines Unternehmens legt. 3 Seit einer Novellierung der EMAS-Verordnung im Jahr 2001 dürfen auch Unternehmen bzw. Organisationen, die nicht im Industrie- oder Dienstleistungssektor tätig sind, ein Umweltmanagement gemäß EMAS in ihre Organisationstruktur implementieren. 4 Damit wurde auch der Grundstein einer Einführung dieses Systems für Hochschulen gelegt. Da eine Hochschule bzw. Universität ebenfalls Umweltauswirkungen verursacht, sollte man mit gutem Beispiel vorangehen und zur Wahrung der natürlichen Lebensgrundlagen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im 1 Vgl. BMU (2002), Vorwort. 2 Vgl. UGA (2009), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. artec (2006) S. 1. 1

9 Bereich des Umweltschutzes leisten. 5 In Bezug auf Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz steht das Thema Energie immer mehr im Mittelpunkt in Bezug aller wirtschaftlichen Aktivitäten einer Organisation und damit auch für eine Hochschule. Durch Ressourcenknappheit und steigende Energiekosten gewinnt die Notwenigkeit eines Energiemanagementsystems immer mehr an Bedeutung. Ein Beispiel für ein solches Energiemanagement ist die seit April 2012 geltende ISO Norm Um langfristig wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben und zugleich eine nachhaltige Entwicklung anzustreben sollten Organisationen bei der Einführung derartiger Managementsysteme eine mögliche Integration in Betracht ziehen. Diese Arbeit soll aufzeigen wie eine Einführung bzw. Integration eines Umwelt- und Energiemanagementsystems gemäß EMAS-Verordnung und ISO ermöglicht wird. In diesem Zusammenhang wird die Universität Hohenheim in den Vordergrund gestellt, da man hier eine Integration dieser beiden Managementsysteme mit einem speziell dafür geschaffenen Modell anstrebt. Das sogenannte Hohenheimer Modell stellt einen neuartigen und innovativen Schritt im Bereich der Integration von Umweltund Energiemanagement dar und steht für eine neuartige, innovative und gleichzeitig nachhaltige Entwicklung der Universität Hohenheim. Zu Beginn dieser Arbeit wird näher auf das Umweltmanagementsystem nach EMAS eingegangen, indem die Aufgaben und Ziele sowie der Aufbau dieser Verordnung aufgegriffen, verdeutlicht und mit der internationalen ISO Norm verglichen werden. Im Anschluss daran wird die Einführung des Energiemanagementsystems ISO erläutert und die wesentlichen Unterschiede zur Vorgängernorm DIN EN skizziert. Des Weiteren werden die Ziele und Chancen einer möglichen Integration dieser beider Managementsysteme in einer Organisation beschrieben. Im Praxisteil wird die Universität Hohenheim in den Mittelpunkt gerückt, da hier eine Einführung eines Umwelt- und Energiemanagementsystems geplant ist. Zuerst werden die Leitung und Organisation sowie allgemeine Daten der Universität vorgestellt. Der Schwerpunkt der Arbeit wird die Darstellung der aktuellen Umweltsituation der Universität Hohenheim sein, da im Herbst 2013 die EMAS Validierung angestrebt wird. Hierbei werden die Umweltbemühungen der Universität in den letzten Jahren in den Vordergrund gerückt. Anschließend soll eine Analyse der Energie- und Abfalldaten Auskunft über den aktuellen Stand im Bereich der Energie und des Abfallmanagements geben. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, in dem die gewonnenen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zusammengefasst werden. 5 Vgl. StMUG-Bayern (2005), S. 6. 2

10 2 Die EG-Öko-Verordnung EMAS Die Europäische Union hat mit der Einführung der EMAS-Verordnung ein Umweltmanagementsystem geschaffen, mit dem Unternehmen und Organisationen einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz beisteuern und somit den aktuellen und zukünftigen Umweltbedrohungen wie beispielsweise dem Klimawandel entgegenstehen. Zu Beginn dieses Kapitels soll auf die Entstehung und Entwicklung der EMAS Verordnung eingegangen werden. Anschließend werden kurz die Kernaufgaben und Ziele dieses Umweltmanagementsystems beschrieben. Danach folgt ein detaillierter Einblick in die einzelnen Schritte zur Einführung und den Aufbau von EMAS in Unternehmen bzw. an deutschen Hochschulen. Hierauf aufbauend soll ein Vergleich der EMAS Verordnung und der ISO-Norm stattfinden, welcher die Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten dieser beiden Umweltmanagementsysteme aufzeigt. Der letzte Teil befasst sich mit dem Nutzen und den Vorteilen, die durch die Implementierung eines solchen Umweltmanagementsystems entstehen. 2.1 Entstehung, Entwicklung und Begriffserklärung Das von der Europäischen Union geschaffene Umweltmanagement- und Umweltprüfungssystem EMAS bietet Unternehmen bzw. Organisationen seit 1993 ein Instrument, mit dem sie ihren eigenen Beitrag zum Umweltschutz verbessern können. 6 EMAS ist die Kurzbezeichnung für Eco-Management and Audit Scheme und wurde vom Europäischen Rat am 29. Juni 1993 als Verordnung (EWG) Nr. 1836/93 (EMAS I) über die freiwillige Beteiligung gewerblicher Unternehmen an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung erlassen und war anfangs in Deutschland auch unter dem Begriff EG-Öko-Audit-Verordnung bekannt. 7 Im Jahr 1995 erfolgte in Deutschland eine nationale Ausführung durch das Umweltauditgesetz (UAG), um EMAS in Deutschland wirksam durchführen zu können. 8 In diesem Gesetz werden unter anderem die Zulassung und Aufsicht der Umweltgutachter sowie die Registrierung der Organisationen geregelt. 9 Artikel 20 der EG-Öko-Audit- Verordnung sah vor, dass spätestens fünf Jahre nach ihrem In-Kraft-Treten das Ge- 6 Vgl. Fuhrmann (2009), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. Engelfried (2011), S Vgl. EMAS (2011a). 3

11 meinschaftssystem auf Grund gemachter Erfahrungen und internationaler Entwicklungen überprüft und gegebenenfalls geändert werden sollte. 10 Nach der Überprüfung von EMAS I und der Aufdeckung von Optimierungspotentialen, wurde dieses Verbesserungspotential in der Nachfolgeregelung der EG-Öko-Audit- Verordnung (EMAS II) berücksichtigt. Die Verordnung(EG) Nr. 761/2001 (EMAS II) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. März 2001 über die freiwillige Beteiligung von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung (EMAS) trat am 27. April 2001 in Kraft. 11 Durch die Erweiterung des Anwendungsbereiches war es nun möglich, dass sich an EMAS II alle Organisationen beteiligen konnten, wodurch eine Validierung nach EMAS II auch für nichtgewerbliche und öffentliche Branchen, wie Hochschulen ermöglicht wurde. 12 Am 22. Dezember 2009 wurde die Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 (EMAS III) im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Sie trat am 11. Januar 2010 in Kraft und löste somit die EMAS II-Verordnung ab. Diese Verordnung hat bis heute Bestand und ist die aktuellste Fassung eines Umweltmanagementsystems gemäß EMAS. 2.2 Aufgaben und Ziele Jedes Managementsystem verfolgt bestimmte Ziele und ist mit diversen Aufgaben und Prozessschritten verbunden. Das Ziel von EMAS ist die kontinuierliche Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes (Artikel 1 der EMAS-Verordnung). 13 Organisationen können mit Hilfe von EMAS ökologische und ökonomische Schwachstellen beseitigen sowie Material, Energie und damit Kosten einsparen. Diese kontinuierliche Verbesserung durch Organisationen wird erreicht durch: 14 Schaffung und Anwendung von Umweltmanagementsystemen durch die Organisationen (dies beinhaltet unter anderem die Festlegung und Umsetzung einer standortbezogenen Umweltpolitik, eines Umweltprogramms und Umweltmanagementsystems) 15 systematische, objektive und regelmäßige Bewertung der Leistung dieser Instrumente 10 Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. Brauweiler; Kramer (2003), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. Umweltbundesamt Austria (2013), S Vgl. Olböter (1996), S

12 offener Dialog mit der Öffentlichkeit und Bereitstellung von Informationen über den betrieblichen Umweltschutz für die Öffentlichkeit Möglichkeit der Mitwirkung der Arbeitnehmer am Umweltmanagementsystem durch aktive Einbeziehung sowie einer adäquaten Aus- und Fortbildung Die einzelnen Schritte zur Einführung von EMAS Für den Aufbau und die Aufrechterhaltung eines Umweltmanagementsystems (UMS) bedarf es verschiedenster Faktoren und Prozessschritte. In diesem Zusammenhang spielt der Faktor Zeit eine wichtige Rolle, da der Aufbau und die Einführung eines Umweltmanagementsystems sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Es ist jedoch wichtig, dass solch ein komplexes System zum Unternehmen passt, die Funktionalität gewährleistet und es auf Dauer angelegt ist. 17 Zur Beteiligung an EMAS müssen Unternehmen bzw. Organisationen gemäß Artikel 3 der EMAS-Verordnung verschiedene Schritte durchführen, um eine erfolgreiche Implementierung dieses Umweltmanagementsystems zu erreichen. 18 Ausgangspunkt bei der Einführung nach EMAS ist die Planungs- und Vorbereitungsphase, die eine Organisation im Zuge der Implementierung eines Umweltmanagementsystems anstrebt. Bei erstmaliger Einführung von EMAS folgt darauf die Durchführung einer Umweltbetriebsprüfung, bei der das Umweltverhalten der Organisation analysiert wird. Im Anschluss an die Umweltbetriebsprüfung muss die Organisation ein Umweltprogramm festlegen bzw. Umweltleitlinien formulieren, in denen die Gesamtziele und Handlungsansätze bezüglich ihres Umweltbeitrags festgelegt werden. Aufbauend auf der Umweltpolitik muss im nächsten Schritt ein Umweltprogramm erstellt werden, das den einzelnen Zielen konkrete Maßnahmen, (finanzielle) Mittel für deren Umsetzung, Verantwortlichkeiten und Zeitvorgaben zuordnet. 19 Anschließend muss die Organisation ein Umweltmanagementsystem aufbauen, um die Umweltleitlinien und das Umweltprogramm realisieren zu können. Bei der darauf folgenden Umweltbetriebsprüfung steht die Analyse und Beurteilung auf Richtigkeit und Wirksamkeit des erstellten Umweltmanagementsystems im Mittelpunkt. Der letzte Schritt vor der erstmaligen Begutachtung ist die Erstellung einer Umwelterklärung, welche sich primär an die Öffentlichkeit richtet, aber auch der Information der eigenen Beschäftigten dient. Vor 16 Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. EMAS (2013a). 18 Vgl. LfU (2001), S Vgl. StMUG-Bayern (2005), S. 6. 5

13 der Veröffentlichung der Umwelterklärung erfolgt jedoch noch die externe Begutachtung, Validierung und Registrierung. 20 Die einzelnen Schritte zur Einführung von EMAS werden in den Kapiteln noch einmal genauer betrachtet und sind zur Veranschaulichung in Abbildung 1 dargestellt. Abbildung 1: Die einzelnen Schritte zur Einführung von EMAS Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an StMUG-Bayern (2005), S Vorbereitung und Planung Für die Einführung eines Umweltmanagementsystems nach EMAS gibt es keine Standardmethode. Entscheidend für die Methodenwahl ist die Größe der Organisation, deren Produkte und Dienstleistungen sowie bereits vorhandene Erfahrungen Vgl. StMUG-Bayern (2005), S Vgl. UGA (2012a), S. 7. 6

14 Vor der Einführung von EMAS in eine Organisation müssen einige Vorbereitungen getroffen werden. Dies liegt unter anderem daran, dass neben dem Faktor Zeit auch Wissen, Fachpersonal, Motivation, Begeisterung, eventuell externe Beratung und nicht zuletzt finanzielle Mittel benötigt werden. 22 Durch die Einführung eines solchen Umweltmanagementsystems können diverse externe Kosten entstehen, beispielsweise. durch die Begutachtung des Umweltgutachters sowie die abschließende Registrierungsgebühr, Beratungsleistungen und Investitionen zur Verbesserung der Umweltleistung. Da die Zeitspanne vom Anfang des Projekts bis zur erstmaligen Validierung nach EMAS etwa ein Jahr dauert, sollte diese Zeit möglichst effektiv genutzt werden, um die Sicherung der Registrierung oder die Aufrechterhaltung der Registrierung zu erreichen. Hierfür kann ein Zeitplan erstellt werden, der einen Überblick schafft, welche Schritte zu gegebenen Zeitpunkten angegangen werden sollte. 23 Ein Beispiel für einen solchen Zeitplan ist im Anhang zu finden Die Umweltprüfung Gemäß Artikel 4 Abs. 1a müssen Organisationen, die sich an EMAS beteiligen wollen, eine Umweltprüfung durchführen. 24 Folgende Anforderungen an die Umweltprüfung müssen von Organisationen erfüllt werden: Erfassung der geltenden Umweltvorschriften Erfassung aller direkten und indirekten Umweltaspekte Beschreibung der Kriterien für die Beurteilung der Bedeutung der Umweltauswirkungen Prüfung aller angewandten Praktiken und laufenden Verfahren des Umweltmanagements Bewertung der Reaktionen auf frühere Vorfälle. 25 Die Umweltprüfung stellt somit den ersten Schritt in Richtung Umweltmanagement nach EMAS dar. Hierbei müssen Organisationen alle ihre Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen in Hinblick auf ihre Umweltleistungen bewerten. Die gesammelten Informationen und Bewertung der Umweltaspekte sollen dann als Basis für die Schaffung des bevorstehenden Umweltmanagementsystems dienen. Ziel der Umweltprüfung ist es, mit Hilfe der Identifikation und Bewertung der Umweltaspekte erste Schwachstellen der Organisation aufzudecken und entsprechend zu handeln. Auf Basis dieser 22 Vgl. UGA (2012a), S Vgl. UGA (2012a), S Vgl. EG-Umweltaudit-VO (2009), Artikel Vgl. EG-Umweltaudit-VO (2009), Artikel 4. 7

15 ersten Analyse und Bewertung werden dann die Schwerpunktebereiche des Umweltprogramms der Organisation abgeleitet. 26 Bei der Berücksichtigung der Umweltauswirkungen wird zwischen zwei Arten unterschieden, den direkten und indirekten Umweltaspekten. Direkte Umweltauswirkungen betreffen die Tätigkeiten der Organisation, deren Ablauf sie vollständig kontrolliert. Das erlaubte Ausmaß direkter Umweltauswirkungen ist oftmals durch rechtliche oder verwaltungsrechtliche Vorgaben an das Unternehmen z. B. in Genehmigungsbescheiden geregelt. Der Unterschied zu den indirekten Umweltaspekten besteht darin, dass eine Organisation bei direkten Umweltauswirkungen ihre Tätigkeiten kontrollieren kann. Indirekte Umweltauswirkungen sind Umweltauswirkungen, die mittelbar durch Tätigkeiten, Produkte oder Dienstleistungen der Organisation verursacht werden, ohne dass sie die vollständige Kontrolle darüber hat. 27 Im Folgenden sind Beispiele für direkte und indirekte Umweltauswirkungen dargestellt. Tabelle 1: Beispiele für direkte und indirekte Umweltaspekte Direkte Umweltaspekte Indirekte Umweltaspekte Emissionen Produktbezogene Effekte (Verpackungen, Verwendung, Wieder- Einleitungen und Ableitungen von Stoffen in Gewässer verwertung bzw. Entsorgung) Abfallvermeidung, -verwertung und Investition, Kreditvergabe, Dienstleistungen von Versicherungen -entsorgung, vor allem von gefährlichen Abfällen Umweltbezogene Verhalten von Auftraggebern und Lieferanten Verunreinigungen von Boden und Grundwasser Verwaltungs- und Planungsentscheidungen Rohstoff-und Ressourcenverbrauch Verkehr Produktpalette von Kunden und Lieferanten Lärm Erschütterungen Gerüche Staub Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an LfU (2001), S. 6 und StMUG-Bayern (2005), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S

16 Die EMAS-Verordnung verlangt, dass Organisationen alle für sie wesentlichen Umweltaspekte im Managementsystem berücksichtigt. Insbesondere für nichtindustrielle Organisationen ist die Beschäftigung mit den indirekten Umweltaspekten wesentlich. 28 Dementsprechend müssen sich Hochschulen bei der Umweltbetriebsprüfung überwiegend mit den indirekten Umweltaspekten auseinandersetzen. Welche Aspekte eine Organisation als wesentlich erachtet, muss die Organisation selbst beurteilen. Die Organisation legt in diesem Zusammenhang Kriterien fest, um die Wesentlichkeit der Umweltaspekte festzustellen. Die Kriterien müssen jedoch, umfassend, nachprüfbar und reproduzierbar sein, sowie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 29 Bei der Bestimmung der Wesentlichkeit bestimmter Umweltaspekte können folgende Punkte herangezogen werden: 30 Umweltzustand und potenzielle Gefährdung für die Umwelt Vorhandenes Datenmaterial über den Ressourcenverbrauch (Material- und Energieeinsatz) Rechtlich geregelte Umwelttätigkeiten Abfälle und Emissionen und die damit verbundenen Umweltauswirkungen Tätigkeiten im Bereich der Beschaffung Produktdesign, Produktentwicklung, Produktion, Vertrieb, Verwendung, stoffliche Wiederverwertung und Entsorgung der hergestellten Produkte einer Organisation Tätigkeiten einer Organisation, verbunden mit den wesentlichen Umweltkosten und deren Nutzen für die Umwelt Standpunkte interessierter Kreise Die Bewertung der Wesentlichkeit der Umweltauswirkungen werden nicht nur die normalen Betriebsbedingungen, sondern auch Bedingungen zu Beginn bzw. am Ende einer Tätigkeit sowie Notfallsituation berücksichtigt. Eine exakte Methode zur Beurteilung der Wesentlichkeit ist auch nach mehrjähriger Erfahrung in der Umsetzung von 28 Vgl. UGA (2012b), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. LfU (2001), S. 7. 9

17 Umweltmanagementsystemen nicht vorhanden. Es kann den Organisationen nur eine Empfehlung gegeben werden, die Beurteilung der Wesentlichkeit unter Würdigung der oben genannten Gesichtspunkte vorzunehmen. 31 Gemäß EMAS-Verordnung gehört zur Umweltprüfung eine Untersuchung, ob und wie eine Organisation die geltenden und für Sie relevanten umweltrechtlichen Anforderungen erfüllen. Die Organisation muss eine Liste der geltenden Rechtsvorschriften aufstellen und zusätzlich angeben, wie sie einen Nachweis dafür erbringen kann, dass sie verschiedene Vorschriften einhält. 32 Hierzu gehört unter anderem eine systematische und vollständige umweltrechtliche Bestandsaufnahme, ein Soll-Ist-Abgleich mit den Anlagengenehmigungen, Erlaubnissen und sonstigen behördlichen Feststellungen (Verwaltungsakte) und entsprechende regelmäßige Überprüfungen. 33 Ein weiterer Punkt der Umweltprüfung stellt die Prüfung der angewandten Praktiken und Verfahren des Umweltmanagements dar. Hierbei wird untersucht inwieweit die Verfahren und Praktiken ausreichen, um ein erfolgreiches Umweltmanagementsystem aufbauen zu können. Falls Handlungsbedarf besteht, muss man gegebenenfalls manche Schritte überdenken und neu planen oder eventuell externe Beratung suchen. Im Zuge der Umweltprüfung muss eine Organisation ebenfalls die Reaktion auf frühere Vorfälle bewerten und sich die Frage stellen, ob eine Wiederholung dieses Vorfalls eintreffen könnte oder inzwischen ausgeschlossen ist. 34 Der letzte Schritt der Umweltprüfung geht mit der Erstellung eines Umweltprüfberichts einher. Dieser Bericht richtet sich in erster Linie an die oberste Leitung und den externen Umweltgutachter. In diesem Prüfbericht wird ein kurzer Überblick über die Vorgehensweise der Umweltprüfung und über die aktuelle Situation bezüglich der Umweltorganisation und der Umweltleistung einer Organisation vermittelt. Dabei stellt der Umweltbericht ein Instrument für folgende vier Aufgaben dar: Dokumentation des Prüfungsumfangs 2. Dokumentation von Feststellungen und Schlussfolgerungen der Umweltprüfung 3. Informationsbereitstellung für die oberste Leitung und den Umweltgutachter 4. Dokumentation erforderlicher Korrekturmaßnahmen, falls Notwendigkeit besteht 31 Vgl. LfU (2001), S Vgl. EG-Umweltaudit-VO (2009), Anhang I. 33 Vgl. UGA (2012a), S Vgl. paeger consulting (2013). 35 Vgl. StMUG-Bayern (2005), S

18 Die Umweltprüfung ist ein wichtiger Bestandteil bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems, kann aber zu späteren Zeitpunkten wieder erforderlich werden. Im Laufe der Zeit können wesentliche Änderungen und Planungen in der Organisation dazu führen, dass wieder eine Umweltprüfung wie oben beschrieben durchgeführt werden muss. Hiermit können veränderte Umweltauswirkungen erfasst und bewertet sowie das Umweltmanagementsystem angepasst werden. 36 Wenn eine Organisation bereits ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem besitzt und die Anforderungen gemäß Artikel 9 der EMAS-Verordnung erfüllt, muss sie beim Übergang zu EMAS keine formelle Umweltprüfung durchführen. Das zertifizierte Umweltmanagementsystem muss jedoch die Bereitstellung von Informationen, die der Bewertung und Beschreibung der Umweltaspekte dienen, gewährleisten können. 37 Ähnlich wie für den gesamten EMAS-Prozess, gibt es für die Umweltprüfung keine Standardmethode. Entscheidend für die Methodenwahl ist die Größe der Organisation, deren Produkte und Dienstleistungen sowie bereits vorhandene Erfahrungen Festlegung einer Umweltpolitik Die Umweltpolitik (Umweltleitlinie) ist der zentrale Grundsatz für das Umweltverhalten einer Organisation. Gemäß Verordnung stehen hinter dem Ausdruck Umweltpolitik die Gesamtziele und Handlungsgrundsätze einer Organisation, sowie deren Verpflichtung zur Einhaltung aller Umweltvorschriften und zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung. 39 Diese Richtlinie muss von der obersten Leitung einer Organisation festgelegt, regelmäßig geprüft bzw. angepasst und in der Umwelterklärung veröffentlicht werden. 40 Die Umweltpolitik muss schriftlich vorliegen und den Beschäftigten der Organisation zugänglich gemacht oder auf geeignetem Weg mitgeteilt werden, beispielsweise. durch direkte Aushändigung, Internet, Intranet, Aushang, Unterweisung. 41 Die Umweltpolitik und Umweltleitlinien sollten so früh wie möglich formuliert werden, damit sich das Umweltmanagementsystem an diesen Grundsätzen orientieren kann. Eine Integration der Umweltpolitik in bereits vorhandene Unternehmensleitlinien oder eine Qualitätspolitik der Organisation kann hilfreich sein und somit den Grundstein eines integrierten Managementsystems bilden Vgl. UGA (2012a), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. UGA (2012a), S Vgl. Krinn; Meinholz (1997), S Vgl. StMUG-Bayern (2005), S Vgl. Engelfried, Justus (2011), S Vgl. UGA (2012a), S

19 2.3.4 Erstellung eines Umweltprogramms Das Umweltprogramm beinhaltet konkrete Ziele und Maßnahmen, durch welche die Auswirkungen der Umweltaspekte verbessert werden sollen. Die Zielsetzungen sollten hierbei eine klare und eindeutige Verbindung zu den bedeutenden Umweltauswirkungen des Unternehmens sowie zur Umweltpolitik erkennen lassen und zu einer tatsächlichen Verbesserung der Umweltleistung führen. Das Umweltprogramm setzt die Umweltpolitik des Unternehmens in die tägliche Praxis um und ist der Motor der kontinuierlichen Verbesserung. 43 Folgende Punkte sollten bei der Erstellung eines Umweltprogramms berücksichtigt werden: Festlegung der Ziele und Zuordnung der Maßnahmen 2. Festlegung von Verantwortlichkeiten, Fristen und Mitteln 3. Verabschiedung des Umweltprogramms durch die oberste Leitung 4. Beschäftigte und Studierende über das Programm informieren 5. Regelungen zur Verwaltung, Pflege und Kontrolle treffen sowie Fortschreibung des Umweltprogramms sicherstellen Im Umweltprogramm müssen die Verantwortlichkeiten, ein realistischer Zeitrahmen und die erforderlichen Mittel für das Erreichen der Ziele enthalten sein sowie kommuniziert und regelmäßig fortgeführt werden. Es können allgemeine Umweltzielsetzungen definiert werden wie z. B. Verringerung der Luftschadstoffe oder Verbesserung der Energieeffizienz. In einem nächsten Schritt werden diese Zielsetzungen durch Umwelteinzelziele konkretisiert, z. B. Verringerung des CO2-Ausstoßes in der Produktion um 20% bis 2014 gegenüber dem Wert von 2010 oder Treibstoffeinsparung des Fuhrparks um 10% zwischen 2012 und Das Umwelteinzelziel sollte so konkret wie möglich beschrieben, realistisch erreichbar, zeitlich festgelegt und nach Möglichkeit quantifiziert sein. Die Ergebnisse der Umweltprüfung bilden dabei die Grundlage für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Im nächsten Schritt werden die konkreten Maßnahmen formuliert, um das Erreichen der Einzelziele zu gewährleisten. Hierbei muss festgehalten werden, wer für die Umsetzung der Maßnahme zuständig ist und welcher Zeitrahmen vorgegeben ist. Die Finanzierung der Umsetzung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle und muss mit den Verantwortlichen schon im Vornherein geklärt 43 Vgl. UGA (2012a), S Vgl. StMUG-Bayern (2005), S Vgl. UGA (2012a), S

20 sein. Die aus dem Umweltprogramm aufkommenden Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Befugnisse müssen nicht nur dokumentiert, sondern auch intern kommuniziert werden. Die geplanten Aktionen und Maßnahmen, sowie auch der gesamte Fortschritt sollte allen Beschäftigten zugänglich gemacht werden. Zu einem späteren Zeitpunkt wird das Umweltprogramm, oder zumindest die Zielsetzungen und Einzelziele in die Umwelterklärung integriert und veröffentlicht. Die Veröffentlichung kann in einer reduzierten Version geschehen, wenn gewisse Inhalte wie beispielsweise Namen oder Kosten nicht veröffentlicht werden sollen. Dem Umweltgutachter muss jedoch das detaillierte Umweltprogramm vorgelegt werden Das Umweltmanagementsystem - Der PDCA-Zyklus Das Umweltmanagementsystem ist der wichtigste Bestandteil bei der Einführung nach EMAS, da hier die Umweltpolitik und das Umweltprogramm einer Organisation mitintegriert sind. In Anhang II der EMAS-Verordnung sind die Anforderungen an das Umweltmanagementsystem beschrieben. Demnach entsprechen die Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem im Rahmen von EMAS den Vorschriften der ISO Für Unternehmen bzw. Organisationen, die bereits die ISO integriert haben, besteht dadurch die Möglichkeit, mit geringem zeitlichen und finanziellen Aufwand auch EMAS in das bestehende System zu integrieren. Herzstück und Motor des Managementsystems ist der Kreislauf der kontinuierlichen Verbesserung (PDCA-Zyklus), den man bereits von anderen Managementsystemen wie z. B. dem Qualitäts-, Arbeitssicherheits- und Energiemanagementsystem kennt. Das Umweltmanagement durchläuft innerhalb des PDCA-Zyklus folgende vier Phasen: 1. Planung (Plan) 2. Implementierung und Durchführung (Do) 3. Kontroll- und Korrekturmaßnahmen (Check) 4. Bewertung durch die oberste Leitung (Act) 46 Vgl. UGA (2012a), S Vgl. EG-Umweltaudit-VO (2009), Anhang II. 13

21 Zur Veranschaulichung ist dieser Regelkreislauf in Abbildung 2 schematisch dargestellt. 48 Abbildung 2: PDCA-Zyklus eines Umweltmanagementsystems Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Umweltpakt Bayern (2001), S. 26. Ziel des PDCA-Zyklus ist die Weiterführung des Managementkreislaufs und die damit verbundene Aufrechterhaltung des Umweltmanagementsystems, um somit kontinuierliche Verbesserungen bezüglich der Umweltleistung zu erzielen. Im Folgenden werden die einzelnen Phasen des PDCA-Zyklus genauer beschrieben, die den Aufbau des Managementsystems darstellen. Plan bzw. Planung: Im ersten Schritt der Planung stehen die Umweltauswirkungen einer Organisation im Fokus. Wie bereits in Kapitel beschrieben, müssen alle wichtigen Umweltaspekte herausgefiltert und bewertet werden. Auch die in Kapitel und beschriebene Umweltpolitik und das Umweltprogramm sind wichtige Bestandteile im Zuge der Planungsphase des Aufbaus eines Umweltmanagementsystems. Von der Dokumentationspflicht der Umweltpolitik, der Verpflichtung der kontinuierlichen Verbesserung im Bezug auf die ökologischen Aspekte und der Einhaltung der Rechtskonformität bis hin zur Erstellung des Umweltprogramms, müssen alle Punkte im Schritt der Planung voll- 48 Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S

22 zogen werden. 49 Durch die Erläuterungen in den Kapiteln , sind deswegen keine weiteren Schritte mehr von Nöten. Do bzw. Implementierung und Durchführung: Für den Erfolg des Umweltmanagementsystems ist es wichtig, dass die Anforderungen des betrieblichen Umweltschutzes in die bestehenden Systemstrukturen- und Abläufe soweit wie möglich integriert werden und keine isolierte Lösung für den betrieblichen Umweltschutz aufgebaut wird. 50 Im ersten Schritt müssen Organisationsstrukturen geschaffen und Verantwortlichkeiten verteilt werden. Dabei müssen alle benötigten Mittel von der obersten Leitung zur Verfügung gestellt werden. Zu den benötigten Mitteln zählen finanzielle Mittel, als auch das erforderliche Personal um das ein Umweltmanagementsystem zu realisieren. Im Nachgang muss die oberste Führung einen Beauftragten der obersten Leitung bestellen, für den Verantwortlichkeiten und Befugnisse festzulegen sind, um sicherzustellen, dass die Forderung an das Umweltmanagementsystem gemäß der EMAS-Verordnung gegeben sind. 51 Beschäftigte mit Aufgaben, welche bedeutende Umweltauswirkungen verursachen können, müssen eine gewisse Kompetenz aufgrund entsprechender Ausbildung, Schulung und Erfahrung besitzen. 52 In diesem Zusammenhang spielt auch das Thema Fortbzw. Weiterbildung der Mitarbeiter im Bereich Umweltschutz eine zentrale Rolle. Demnach sind regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter für ein funktionierendes Umweltmanagementsystem unabdingbar. Damit das System als Ganzes funktioniert, muss jeder Mitarbeiter seine Funktion und Aufgabe im betrieblichen Umweltschutz verstehen. Dementsprechend sollte der Bedarf an Schulungen und Weiterbildungen jährlich für jeden Mitarbeiter ermittelt und festgelegt werden. Mitarbeiter sollten über die Entwicklung im Umweltbereich regelmäßig informiert werden und sich somit den Umweltschutz der Organisation immer vor Augen halten. Dies könnte beispielsweise durch direkte Kommunikation in Form von Veranstaltungen, Veröffentlichungen am schwarzen Brett oder gegebenenfalls im firmeninternen Intranet geschehen. Eine weitere Möglichkeit, um Mitarbeiter zur aktiven Mitarbeit am Umweltschutz zu bewegen oder ihr Interesse zu 49 Vgl. UGA (2012a), S. 7f. 50 Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. LfU (2001), S

23 wecken, könnten Prämien für gute innovative Vorschläge im Bereich des Umweltschutzes sein. 53 Nach der Bewusstseinsbildung des Personals für den Umweltschutz, muss als nächstes ein Verfahren für die interne und externe Kommunikation festgelegt werden. Um eine reibungslose Funktionalität des Umweltmanagementsystems zu gewährleisten, muss die interne Kommunikation zwischen den verschiedenen Ebenen und Funktionen der Organisation funktionieren. 54 Die Kommunikation muss intern mit und zwischen Mitarbeitern, sowie extern mit Geschäftspartnern, Behörden und der Öffentlichkeit funktionieren. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Umweltmanagements ist der offene Dialog über gegenseitige Bemühungen im Umweltschutzbereich und über die Umweltleistungen, welche in der Umwelterklärung beinhaltet sein müssen. 55 Die Umwelterklärung dient hierbei als wichtiges Informationsmittel für externe Adressaten einer Organisation. Auf die Funktionen der Umwelterklärung wird im Kapitel noch einmal genauer eingegangen. Im Anschluss an die Kommunikation spielt die Dokumentation sowie die Lenkung der Dokumente für die Unterstützung und Aufrechterhaltung des Umweltmanagementsystems eine wichtige Rolle. Im Rahmen des Umweltmanagements hat die Dokumentation die Aufgabe, die Anforderungen des betrieblichen Umweltmanagementsystems (Darstellung von Umweltpolitik, Umweltzielen und -programmen, Beschreibungen von Schlüsselpositionen und -verantwortlichkeiten, Beschreibungen von Ablaufverfahren sowie der Umweltleistungen) darzulegen, den ordnungsgemäßen Betrieb und die Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben rechtssicher zu belegen sowie den Nachweis darüber zu führen, inwieweit Umweltziele erreicht wurden. Im Hinblick auf die Rechtssicherheit sollte eine Organisation alle wesentlichen umweltrelevanten Aspekte und Maßnahmen elektronisch oder schriftlich dokumentieren. 56 Die Organisation muss ein Verfahren einführen mit dem sichergestellt werden kann, dass das Personal die nötigen Dokumente regelmäßig bewertet und notfalls überarbeitet werden können. Ebenfalls wichtig ist die Kennzeichnung ungültiger Dokumente, die aus rechtlichen Gründen bzw. zur Erhaltung des Wissenstandes aufbewahrt werden. Hierbei muss die Doku- 53 Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. StMUG-Bayern (2005), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S

24 mentation lesbar sein, mit Datum versehen und für einen gewissen Zeitraum aufbewahrt werden. 57 Die Regelung umweltrelevanter Betriebsvorgänge ist Gegenstand der Ablauforganisation. Dabei geht es um eine Beschreibung von Themen, bei denen ein erhöhte Umweltgefährdungspotenzial (z. B. Lagerung wassergefährdender Stoffe) besteht bzw. ein Regelungsbedarf hinsichtlich einer einzuhaltenden Abfolge von Arbeitsschritten und planmäßigen Beteiligung weiterer interner und externer Stellen gegeben ist. Mit der Festlegung der Ablauforganisation wird der Grundstein für tragfähige und verlässliche Steuerungs-, Einfluss-, Kommunikations- und Dokumentationskanäle und - möglichkeiten innerhalb Ihres Umweltmanagementsystems gelegt. 58 Der letzte entscheidende Punkt während der Implementierungsphase des Umweltmanagements ist die Notfallvorsorge. Die Organisation muss hierfür ein Verfahren für Notfälle und unvorhersehbare Situationen einführen, um mögliche Unfälle und deren Umweltauswirkungen zu verhindern bzw. zu begrenzen. Die Organisation muss sich mögliche Szenarien ausdenken, in denen Not- und Störfälle auftreten können. Die Szenarien, bei denen mit starken Umweltauswirkungen gerechnet wird, müssen durch ein Notfallprogramm abgesichert werden. 59 In der Regel besteht bei Organisationen mit reinen Büro- bzw. Verwaltungseinheiten (d.h. auch für Hochschulen) kaum die Möglichkeit, dass es zu Unfällen mit wesentlichen Umweltauswirkungen kommen kann. Hier genügen zum größten Teil die üblichen Vorsichtsmaßnahmen, wie z. B. Brandschutzpläne und Notfallbenachrichtigungen. 60 Check bzw. Kontroll- und Korrekturmaßnahmen Als Kontrollmaßnahmen dienen neben der sog. Umweltbetriebsprüfung, die ein regelmäßiges Untersuchungsverfahren (auch Audit genannt) der Umweltleistungen und des Umweltmanagementsystems darstellt und im Kapitel gesondert beschrieben ist, regelmäßige Prüfungen, Kontrollen und Überwachungen von Umweltauswirkungen, Anlagen und Geräten sowie das Führen regelmäßiger Aufzeichnungen. Durch die Auswertung der Kontrollmaßnahmen werden Abweichungen und Verbesserungspotenziale identifiziert. Durch Verbesserungsmaßnahmen, die den Abweichungen und deren 57 Vgl. LfU (2001), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. StMUG-Bayern (2005), S

25 Umweltauswirkungen gerecht werden, sollen künftige Abweichungen vermieden und verringert werden. 61 Act bzw. Bewertung durch die oberste Leitung: Das Umweltmanagementsystem muss regelmäßig durch die oberste Leitung der Organisation bewertet werden. Die Geschäftsleitung bewertet die Erreichung festgelegter Ziele, die Ergebnisse der Kontroll- und Korrekturmaßnahmen sowie die Eignung des Managementsystems an sich. Die oberste Leitung entscheidet, ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen getroffen und auf welche Weise Schwachstellen zukünftig dauerhaft vermieden werden können Die Umweltbetriebsprüfung Bei der Umweltbetriebsprüfung soll das aufgebaute Umweltmanagementsystem auf seine Wirksamkeit untersucht werden. Gemäß EMAS-Verordnung stellt die Umweltbetriebsprüfung ein Managementinstrument dar, mit dem Umweltleistung der Organisation und des Managementsystems regelmäßig, systematisch, dokumentierend und objektiv bewertet wird. 63 Die Prüfung kann sowohl von Mitgliedern der Organisation durchgeführt werden als auch von externen Beratern. Wichtig ist dabei aber, dass der Prüfer unabhängig und objektiv bewertet. Die Prüfer können entweder Angestellte der eigenen Organisation oder unternehmensexterne Berater sein. 64 Es gibt verschiedene Kriterien nach denen geprüft wird, beispielsweise. ob das Managementsystem nach den Vorgaben der EMAS-VO aufgebaut wurde und angewandt wird, es mit der Umweltpolitik und dem Umweltprogramm der Organisation übereinstimmt, alle einschlägigen rechtlichen Vorschriften eingehalten werden und es zur Bewältigung der umweltorientierten Aufgaben geeignet ist. 65 Ein Beispiel für einen schematischen Ablauf zur Durchführung von Umweltbetriebsprüfungen ist im Anhang dargestellt. Die Prüfung findet durch Begehungen, Sichtung von Dokumenten und Aufzeichnungen sowie Interviews mit Beschäftigten und Vorgesetzten statt. Der Umfang der Umweltbetriebsprüfung hängt ab von Art, Umfang und Komplexität der Tätigkeiten am Standort sowie von der Bedeutsamkeit der Umweltauswirkungen. Innerhalb des Umweltbetriebsprüfungszyklus von höchstens drei Jahren sind alle Tätigkeiten der Organisation einer Umweltbetriebsprüfung zu unterziehen. Der Umfang der Umweltbetriebsprüfun- 61 Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. UGA (2010a), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S

26 gen ist eindeutig zu Beginn des neuen Zyklus für die nächsten drei Jahre festzulegen, wobei zu prüfende Bereiche, zu prüfende Tätigkeiten und zu berücksichtigende Umweltauswirkungen erfasst werden. Je komplexer die Tätigkeiten und je wesentlicher die Umweltauswirkungen sind, desto häufiger sollten die Prüfungen dieser Tätigkeiten durchgeführt werden. Bei kleinen Organisationen, die nicht besonders komplex aufgebaut sind, kann die Umweltbetriebsprüfung unter Umständen alle Tätigkeiten erfassen. Dann bezeichnet der Umweltbetriebsprüfungszyklus den Zeitraum zwischen den Prüfungen. 66 Für kleine Organisationen kann gemäß 6 und 7 der EG-Verordnung Nr.1221/2009 der Zeitraum von drei auf vier Jahre ausgedehnt werden und die jährlichen Aktualisierungen können alle zwei Jahre erneuert werden. 67 Nach jeder Umweltbetriebsprüfung und nach jedem Umweltbetriebsprüfungszyklus wird von den Betriebsprüfern ein schriftlicher Bericht erstellt, der sämtliche Ergebnisse der Prüfungen sowie Vorschläge zu Verbesserungs- und Korrekturmaßnahmen enthält. Aus den Prüfergebnissen der Umweltbetriebsprüfung ergeben sich neue Umweltziele für den nächsten Validierungszyklus. 68 Durch Sichtung von geeigneten Umsetzungsmaßnahmen und der Bewertung und Auswahl von Alternativen beginnt die Planungsphase zur Realisierung der aktuellen Umweltziele. Damit hat sich der Regelkreis des Umweltmanagementsystems geschlossen und der Prozess der kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung der Organisation ist in Gang gesetzt. 69 Die Umweltbetriebsprüfung sollte im Wesentlichen die gleichen Inhalte umfassen wie die Begutachtung durch den externen Umweltgutachter, welche in Kapitel noch einmal genauer erklärt wird. Der Unterschied zwischen der internen Umweltbetriebsprüfung und der externen Begutachtung liegt darin, dass es im Anschluss an die interne Prüfung alle notwendigen Maßnahmen zur Zielerreichung umzusetzen gilt, wohingegen es im Anschluss an die Begutachtung zur Validierung kommen sollte Die Umwelterklärung Ziel der Umwelterklärung ist die Information der Öffentlichkeit und interessierter Kreise über die Umweltauswirkungen und die Umweltleistung der Organisation sowie über die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung. Diese Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit durch Berichterstattung stellt nur einen von vielen Vorteilen des EMAS- 66 Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. EG-Umweltaudit-VO (2009). 68 Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S

27 Systems gegenüber anderen Umweltmanagementsystemen wie beispielsweise. die ISO dar. 71 Nach Anhang IV der EMAS-Verordnung sollte eine Umwelterklärung mindestens folgende Elemente enthalten: 72 eine Beschreibung der Organisation sowie ihrer Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen die Umweltpolitik das Umweltprogramm die wichtigsten Umweltaspekte Daten über die Umweltleistung, bezogen auf die bedeutenden Umweltauswirkungen und die Kernindikatoren weitere Faktoren der Umweltleistung, unter anderem die Einhaltung von Rechtsvorschriften Bezugnahme auf die geltenden Umweltvorschriften Nach erfolgreicher Validierung durch den externen Gutachter (siehe hierzu Kapitel und 2.3.9) den Namen und die Zulassungsnummer des Umweltgutachters und das Datum der Validierung 73 Die Inhalte müssen unverfälscht, verständlich und korrekt sein. Ihre Richtigkeit wird in der Validierung vom Umweltgutachter überprüft und durch die Gültigkeitserklärung bestätigt. Die Informationen über die Umweltleistung sollten klar und übersichtlich in Form von Diagrammen dargestellt werden und den Vergleich mit den Daten aus den Vorjahren sowie gegebenenfalls mit rechtlichen Anforderungen ermöglichen. Ein brancheninterner Benchmark-Vergleich auf Grund der Zahlen aus Umwelterklärungen sollte ebenfalls möglich sein. Eine konsolidierte Fassung der Umwelterklärung ist alle drei Jahre zu erstellen. Diese ist Interessenten, die nicht in der Lage sind, die Informationen auf anderem Wege zu empfangen, in gedruckter Form vorzulegen. Darüber hinaus bietet sich an, auch andere Medien zur Publikation der Umwelterklärung zu nutzen (z. B. als Download im Internet oder Versand per ). In jährlichen Aktualisierungen der Umwelterklärung sind die wesentlichen Kennzahlen über die Umweltleistung fortzuschreiben sowie Änderungen des Umweltmanagementsystems zu beschreiben. Diese Aktualisierungen sind 71 Vgl. UGA (2012a), S Vgl. EG-Umweltaudit-VO (2009), Anhang IV. 73 Vgl. UGA (2012a), S

28 ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, etwa in Form von Einlegeblättern in die konsolidierte Fassung der Umwelterklärung oder im Internet. Für kleine Organisationen können diese Fristen auf vier (vollständige Umwelterklärung) bzw. zwei Jahre (überprüfte Aktualisierung) verlängert werden. 74 Kleine Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten und solche, bei denen es keine operationellen Änderungen am Umweltmanagementsystem gibt, werden von der jährlichen Aktualisierungspflicht der Umwelterklärung befreit Externe Begutachtung und Validierung Eine erfolgreiche Validierung nach EMAS setzt eine externe Begutachtung voraus, die von einem externen Umweltgutachter durchgeführt wird. 76 In diesem Zusammenhang sind Umweltgutachter natürliche oder juristische Personen und werden für eine oder mehrere Branchen zugelassen, so dass in der Regel ein Umweltgutachter, der Hochschulen begutachtet, keine Begutachtungen für Industrieunternehmen durchführt. Eine Organisation, die sich nach EMAS validieren lassen möchte, kann Kontakt mit der Deutschen Akkreditierungs- und Zulassungsgesellschaft für Umweltgutachter mbh (DAU) aufnehmen, um einen Umweltgutachter zu beordern. 77 Im Vorfeld der Prüfung muss eine Organisation dem Umweltgutachter folgende Unterlagen zukommen lassen, damit er sich einen Überblick über die Bedingungen verschaffen kann: 78 grundlegende Informationen über Ihre Organisation und Ihre Tätigkeiten z. B. Rechtsform, Größe, Lage, Tätigkeitsbereich, Struktur und Organigramm die Umweltpolitik und das Umweltprogramm eine Beschreibung des in der Organisation angewandten Umweltmanagementsystems Bericht der durchgeführten Umweltprüfung Berichte der durchgeführten Umweltbetriebsprüfungen und über etwaige anschließend getroffene Korrekturmaßnahmen einen aktuellen Entwurf der Umwelterklärung 74 Vgl. UGA (o. J.), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. DAU (2013). 78 Vgl. UGA (2012a), S

29 Bei einer Validierung zur Aufrechterhaltung der Registrierung muss die Organisation nur die jeweils aktualisierten Unterlagen liefern. Spätestens zur Begutachtung muss zudem die Managementbewertung der obersten Leitung vorgelegt werden. 79 Bei der Begutachtung prüft der Umweltgutachter in erster Linie die Einhaltung aller Rechtsvorschriften durch die Organisation. In diesem Zusammenhang achtet er darauf, ob die Vorschriften der EMAS-Verordnung, insbesondere bezüglich der Umweltprüfung, des aufgebauten Umweltmanagementsystems, der Umweltbetriebsprüfung und der Umwelterklärung, eingehalten wurden. Des Weiteren prüft er die Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit und die Richtigkeit der Daten und Informationen der Umwelterklärung sowie sonstiger für gültig zu erklärende Umweltinformationen, die mit dem Logo Geprüfte Information gekennzeichnet werden sollen. 80 Falls eine Organisation zum ersten Mal eine Validierung nach EMAS anstrebt, werden bei der ersten externen Prüfung detailliertere Untersuchungen vorgenommen. Bei der ersten Begutachtung legt der Umweltgutachter besonderen Wert darauf, dass die Organisation über ein funktionsfähiges, Umweltmanagementsystem verfügt. Er begutachtet, ob die Planung der Umweltbetriebsprüfung abgeschlossen ist und zumindest die Bereiche mit den wesentlichsten Umweltauswirkungen bereits überprüft wurden. Anschließen prüft er, ob die Bewertung des Systems durch die Organisationsleitung (siehe Kapitel 2.3.6) durchgeführt wurde und die Umwelterklärung den Anforderungen der EMAS-VO entspricht. 81 Stellt der Umweltgutachter fest, dass alle Anforderungen der EMAS-VO erfüllt sind, so validiert er die Umwelterklärung (d. h. er erklärt sie für gültig) Registrierung Mit der validierten Umwelterklärung kann die Organisation bei der jeweils zuständigen Registrierstelle, IHK oder HWK, einen Antrag auf Eintragung in das EMAS-Verzeichnis stellen. Dazu müssen neben dem Antragsformular eine Beschreibung der Betriebsteile der Organisation, die eingetragen werden sollen und die für gültig erklärte Umwelterklärung eingereicht werden. 83 Die Registrierstelle prüft die eingereichten Unterlagen, benachrichtigt die zuständige Kreisverwaltungsbehörde über die beantragte Registrierung und gibt dieser Gelegenheit zur Stellungnahme. Nach erfolgreich abgeschlossener Prüfung wird die an EMAS teilnehmende Organisation mit einer individuellen Re- 79 Vgl. UGA (2012a), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. LfU (2001), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S Vgl. Umweltpakt Bayern (2001), S

30 gisternummer in das nationale ( und europäische ( EMAS-Register eingetragen. Ab diesem Zeitpunkt kann das EMAS-Logo mit der dazugehörigen Registernummer (z. B. DE ) zu Marketingzwecken verwendet werden (bspw. Homepage, Briefbögen oder der Umwelterklärung), jedoch nicht auf Produkten oder deren Verpackungen. 84 In der Vergangenheit gab es zwei verschiedene Versionen des EMAS-Logos, doch seit dem Inkrafttreten der überarbeiteten EMAS-Verordnung (EMAS III) ist nur noch die Version des EMAS-Logos mit dem Zusatz geprüftes Umweltmanagement" zulässig. 85 In Abbildung 3 ist die aktuell zulässige Version des EMAS-Logos dargestellt. Abbildung 3: Das EMAS-Logo Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an EMAS (2013c). 2.4 Unterschiede zwischen EMAS und ISO Seit Mitte der 90er Jahre existieren in Deutschland zwei anerkannte normierte Umweltmanagementsysteme. Einerseits die europäische EMAS-Verordnung, andererseits die internationale privatwirtschaftliche Norm DIN EN ISO Im Rahmen der praktischen Einführung beider Systeme sind die Unterschiede sehr gering, zumal die Anforderungen von ISO komplett Bestandteil von EMAS sind. Eine Organisation, die EMAS einführt hat somit automatisch die Voraussetzung für eine ISO Zertifi- 84 Vgl. UGA (2012a), S Vgl. EMAS (2013b). 23

31 zierung geschaffen. 86 Der wohl größte Unterschied in der Praxis besteht darin, dass bei der Einführung von EMAS eine Umwelterklärung, wie bereits in Kapitel beschrieben, erstellt und veröffentlicht werden muss. Durch die Umwelterklärung wird die Öffentlichkeit über die Umweltleistung der Organisation informiert. Dies trägt zur Transparenz und damit zur Glaubwürdigkeit des Systems bei. Alle EU Mitgliedsländer sind von der europäischen Kommission aufgefordert, Umweltmanagement nach EMAS in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und für deren breite Anwendung zu sorgen. 87 Tabelle 2 veranschaulicht einen Vergleich der beiden Systeme und zeigt die wesentlichen Unterschiede auf. Tabelle 2: Vergleich zwischen EMAS und ISO Ziel / Leistungsmaßstab ISO kontinuierliche Verbesserung des Umweltmanagementsystems EMAS kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung Geltungsbereich weltweit Weltweit in EMAS global Teilnahmeberechtigte Branchen Prüfsystem Handel, Dienstleister und gewerbliche Unternehmen privatwirtschaftliches Prüfsystem alle Organisationen, die ihre Umweltleistung verbessern wollen hoheitliches Prüfsystem Prüfverfahren Zertifizierung Validierung und Registrierung Nachweis des Systems Zertifikat Eintrag ins Register, Teilnahmelogo Einstieg in das System Systemgrenzen Einrichtung des gesamten auditierbaren Systems (analog ISO 9001) Organisationseinheit (definierbar) über erste Umweltprüfung zur Umwelterklärung Organisation, kleinste Grenze ist der Standort Produktbetrachtung bedingt fester Bestandteil des Systems Öffentlichkeitswirksamkeit Veröffentlichungspflicht der Umweltpolitik Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an StMUG-Bayern (2012), S. 49. Veröffentlichungspflicht der Umwelterklärung sowie Werbung mit dem Teilnehmerlogo 86 Vgl. StMUG-Bayern (2012), S Vgl. StMUG-Bayern (2005), S

32 Wie bereits erwähnt, gestattet die Ähnlichkeit der beiden Systeme interessierten Unternehmen oder Organisationen, deren Umweltmanagementsysteme bereits die Anforderungen der ISO erfüllen und nach dieser Norm zertifiziert sind, einen leichten Einstieg in die Teilnahme an EMAS. 88 In Abbildung 4 ist das Verhältnis der Umweltmanagementsysteme nach ISO und EMAS dargestellt, wobei die zusätzlichen Anforderungen für EMAS aus dem Anhang II Teil B der EMAS-VO hervorgehen. 89 Abbildung 4: Anforderungen von EMAS und ISO Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an StMUG-Bayern (2012), S. 50. Dem vergleichsweise geringen Aufwand, dem ein nach ISO zertifiziertes Unternehmen durch zusätzliche EMAS Teilnahme unterliegt, stehen deutliche Vorteile gegenüber, die im nächsten Kapitel näher betrachtet werden. 88 Vgl. StMUG-Bayern (2012), S Vgl. EG-Umweltaudit-VO (2009), Anhang II Teil B. 25

33 2.5 Vorteile und Chancen der EMAS Verordnung Wie bereits ausgeführt bedeutet die Einführung eines Umweltmanagementsystems zunächst einen spürbaren zeitlichen und finanziellen Aufwand. 90 Andererseits eröffnet das System einen einfachen Einstieg in die Strukturierung und Zusammenführung der betrieblichen Umweltschutzaktivitäten. 91 Daraus ergeben sich wesentliche Vorteile und Chancen, die in Abbildung 5 skizziert sind und im Nachgang erläutert werden. Abbildung 5: Vorteile und Chancen durch Einführung von EMAS Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an StMUG-Bayern (2012), S. 14. Risikominimierung durch Rechtssicherheit: Umweltgutachterinnen und Umweltgutachter prüfen intensiv, ob sich ein Betrieb rechtskonform verhält, das heißt ob alle mit dem Umweltschutz verbundenen Vorschriften und Gesetze eingehalten werden. Organisationen können ihr Risiko minimieren, indem eine rechtssichere Dokumentation des ordnungsgemäßen Betriebs aller Maschinen und Anlagen sowie organisatorische Vorkehrungen zur Sicherstellung und regelmäßigen Kontrolle der Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben gewährleistet ist. 92 Dies bedeutet für EMAS-Teilnehmende eine erhöhte Rechtssicherheit und ein geringeres Haftungsrisiko. Dies wird auch vom Staat honoriert und gefördert. Die registrierten 90 Vgl. Engelfried (2011), S Vgl. StMUG-Bayern (2012), S Vgl. StMUG-Bayern (2012), S

34 Organisationen werden von Bund und Ländern unterstützt, indem sie Ihnen einige Erleichterungen beim Vollzug von Umweltvorschriften und finanzielle Vorteile ermöglichen. 93 Des Weiteren verstärkt die Prüfung durch den staatlich zugelassenen Umweltgutachter und das positive Ergebnis der Behördenanfrage vor der Registrierung die Glaubwürdigkeit einer Organisation bezüglich ihrer Umweltschutzaktivitäten. 94 Kosteneinsparung durch effektiven Einsatz von Ressourcen: Der effiziente Einsatz von Rohstoffen und Energieträgern ist sowohl ein Schwerpunkt der übergreifenden Umweltpolitik als auch des konkreten betrieblichen Umweltmanagements in der Praxis. Die dauerhafte Senkung der Kosten für Ressourcen ist für viele Unternehmen ein wichtiger Aspekt, ein Umweltmanagementsystem aufzubauen und an EMAS teilzunehmen. Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass durch die strategische Umsetzung eines Umweltmanagements nach EMAS, insbesondere bei Abfall, Energie und Wasser, die Kosten deutlich gesenkt und die Ressourceneffizienz verbessert werden kann. 95 Marktzugang und Imagegewinn: Die Teilnahme an EMAS und die damit verbundene Registrierung ermöglicht Organisationen bestehen mehr Absatzchancen durch den offiziellen Nachweis über ein funktionierendes Umweltmanagementsystem und entsprechende schriftliche und auch glaubwürdige Informationen für Kunden und Geschäftspartner. 96 Wenn beispielsweise auch der Geschäftspartner ein Umweltmanagementsystem besitzt und seiner Lieferantenbewertung ökologische Kriterien zugrunde legt, so kann sich das positiv auf die gemeinsame Geschäftsbeziehung auswirken. Des Weiteren wird auch durch die Nutzung des EMAS Teilnahmelogos ein positives Unternehmensimage gefördert. Im Zuge eines stetig steigenden Umweltbewusstseins der Bevölkerung bietet sich ein hohes Potenzial, das Unternehmen in der Öffentlichkeit umweltbewusst zu präsentieren. Weitere Vorteile entstehen am Arbeitsmarkt für Fachkräfte und am Absatzmarkt für Produkte bei umweltbewussten Kunden. Ein weiterer Imagegewinn kann dadurch entstehen, indem die Umwelterklärung, die bereits vollständig den ökologischen Teil eines Nachhaltigkeitsberichts abdeckt, zum Nachhaltigkeitsbericht oder in einem ersten Schritt zum Umwelt und Sozialbericht ergänzt wird Vgl. UGA (2009), S Vgl. StMUG-Bayern (2012), S Vgl. UGA (2009), S Vgl. UGA (2009), S Vgl. StMUG-Bayern (2012), S

35 Kommunikation und Motivation: Der Erfolg eines Unternehmens hängt neben der Verankerung des Umweltschutzes entscheidend von den Mitarbeitern ab. Es wird besonderer Wert darauf gelegt, dass nicht nur alle Managementebenen, inklusive Top-Management eingebunden werden, sondern auch alle Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich aktiv beteiligen zu können. Dadurch können vorhandenes Know-how und neue Ideen bestmöglich genutzt werden. 98 Durch die Einbindung und Motivation wird die Identifikation mit dem Unternehmen gestärkt und schafft eine positive Arbeitsatmosphäre. 99 Transparenz und Glaubwürdigkeit: Heutzutage stehen Unternehmen und Organisationen stärker denn je im Fokus der Öffentlichkeit und werden immer sensibler und kritischer betrachtet. Ein Einblick in das betriebliche Handeln wird Immer häufiger gefordert, wodurch In diesem Zusammenhang für Organisationen durch die Teilnahme an EMAS ein großer Vorteil entsteht. 100 Die geprüfte Umwelterklärung schafft Transparenz bezüglich Mengen, Kosten und Umweltrelevanz von Input und Output (eingesetzte Stoffe und Zubereitungen, Energie, Wasser und Abwasser, Abfälle, etc.) sowie über technische und organisatorische Prozess und Wirkungszusammenhänge. Weiterhin wird die Umwelterklärung als Entscheidungsgrundlage herangezogen, einerseits für betriebsinterne und branchenbezogene Vergleiche und andererseits für die Durchführung von Kostensparmaßnahmen. Vor dem Hintergrund einer immer bedeutender werdenden Produktverantwortung spielen diese Fragestellungen eine zunehmende Rolle. EMAS-Teilnehmer treten durch glaubhafte und detaillierte Unternehmensdaten in der Umwelterklärung und weiteren geprüften Umweltinformationen tritt in einen offenen Dialog mit der Öffentlichkeit und erzeugen damit Transparenz und Glaubwürdigkeit über deren betriebliche Umweltleistung nach außen. 101 Die EMAS-Registrierung und die damit verbundene Verwendungsmöglichkeit des EMAS-Logos stellt den sichtbaren Beweis des Engagements im Bereich des Umweltschutzes eines Unternehmens dar und kann demnach für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden Vgl. UGA (2009), S Vgl. UGA (2009), S Vgl. UGA (2009), S Vgl. StMUG-Bayern (2012), S Vgl. UGA (2009), S

36 3 Das Energiemanagement nach ISO In der heutigen Zeit ist in Anbetracht der Ressourcenknappheit ein Energiemanagementsystem (EnMS) für Unternehmen und Organisationen zur Notwendigkeit geworden. Dies ist jedoch nur einer von vielen Faktoren, warum ein Energiemanagement und die damit verbundenen nachhaltigen Umweltleistungen für eine zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Organisationen unabdingbar sind. Zu Beginn dieses Kapitels wird dargelegt, aus welchen Gründen Unternehmen sich dazu entscheiden, ein Energiemanagement einzuführen. Nach einer kurzen Einführung in die Norm DIN ISO wird detailliert dargestellt, wie die ISO aufgebaut ist und welche Anforderungen an Organisationen gestellt werden, die ein Energiemanagementsystem nach ISO einführen möchten. Anschließend wird ein Vergleich der ISO mit der Vorgängernorm DIN EN dargestellt. Zum Abschluss des Kapitels soll aufgezeigt werden, wie kompatibel EMAS und die ISO sind und welche Synergieeffekte durch eine Integration beider Managementsysteme erzielt werden können. 3.1 Gründe zur Implementierung eines Energiemanagementsystems Der wichtigste Aspekt für die Implementierung eines Energiemanagementsystems (EnMS) stellt vor allem das Potenzial der Energieeinsparung dar. Dieses Potenzial ist für energieintensive Unternehmen besonders hoch. Durch ein systematisches Energiemanagementsystem wird die Ressource Energie effizienter eingesetzt, weil Stromeinsparpotentiale aufgedeckt und dauerhaft in Unternehmen umgesetzt werden. Die Verbrauchskosten für Energie sinken. Der verringerte Einsatz von Energie leistet so einen Beitrag für Unternehmen den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen zu begegnen. Darüber hinaus wird durch einen verringerten Energieeinsatz das Weltklima geschützt, weil von geringerem Energieeinsatz weniger schädliche CO2-Emissionen ausgehen. Somit leisten Unternehmen, welche ein Energiemanagementsystem bereits implementiert haben, einen erhöhten Beitrag zum globalen Umweltschutz und zu einem nachhaltigen Wirtschaften insbesondere unter der Berücksichtigung von Rohstoffeinsparung und Ressourceneffizienz. Diese Tatsache verbessert die Außendarstellung von Unternehmen. Ein zertifiziertes Energiemanagement macht ein Unternehmen für die Öffentlichkeit glaubwürdig und ist oft Vorrausetzung für Unternehmen an öffentlichen Ausschreibungen teilzunehmen oder die Anforderungen privater Auftraggeber zu erfüllen. Des Weiteren ergeben sich durch verschiedene gesetzliche Regelungen, wie 29

37 beispielsweise das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), für viele Unternehmen die Möglichkeit, von einer kostensenkenden Ausgleichsregelung durch die Einführung eines Energiemanagementsystems zu profitieren. 103 Stromintensive Unternehmen des produzierenden Gewerbes können durch die EEG-Umlage Vorteile generieren. Die EEG-Umlage resultiert aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Der Hauptbestandteil der Energie-Umlage ist der Unterschied zwischen dem Marktpreis für eine Kilowattstunde Strom und die von der Bundesregierung festgelegte der Einspeise- Vergütung für Strom aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse. 104 Im Dezember 2011 trat eine neue Novelle zum EEG in Kraft, welche eine Ausgleichsregelung beinhaltet, wodurch stromintensive Unternehmen des produzierenden Gewerbes profitieren, wenn diese z. B. mindestens 1 Gigawattstunde von einem Energieversorger bezogen und verbraucht wurde, oder die Organisation nach EMAS oder ISO validiert bzw. zertifiziert wurde. Bei mehr als 10 Gigawattstunden Stromverbrauch ist ein Energiemanagementsystem Voraussetzung für einen erfolgreichen Reduzierungsantrag bzw. um von der Ausgleichsregelung zu profitieren Einführung in die ISO Die Anforderungen an ein Energiemanagementsystem wurden bisher durch die von der Europäischen Normungsorganisation (CEN) eingeführte europäische Norm DIN EN 16001:2009 gedeckt, welche im April 2012 von der internationalen Norm ISO abgelöst wurde. Die neue ISO-Norm basiert auf der Grundlage des europäischen Vorgängers und wurde erstmals im Dezember 2011 in der deutschsprachigen Fassung veröffentlicht. 106 Die ISO zeigt die Anforderungen an ein Energiemanagementsystem auf, welches den Unternehmen eine systematische Bewertung des Energieverbrauchs, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Anforderungen, ermöglichen soll. Damit kann zum einen die Energieeffizienz stetig verbessert und zum anderen können Kosteneinsparungen erzielt werden. Die Norm lehnt sich in ihren wesentlichen Zügen an die Anforderungen der ISO an. Diese wiederum ist elementarer Bestandteil der EMAS- Verordnung. Damit sind im Regelfall nur wenige Abstimmungen im Zusammenhang mit speziellen Begrifflichkeiten (wie z. B. Energieeffizienz und Energieverbräuche) sowie strukturelle Anpassungen notwendig, um die Vorgaben der ISO ohne größeren Mehraufwand einzuhalten. Die ISO kann damit in bestehende Managementsys- 103 Vgl. BMU (2012), S Vgl. SWR (2012). 105 Vgl. QUMsult (2012), S Vgl. LUBW (2013). 30

38 teme nach ISO 14001, EMAS oder auch nach ISO 9001 (Qualitätsmanagement) integriert werden. 107 Detaillierte Informationen bezüglich der Integration von Managementsystemen werden in Kapitel 3.5 näher beleuchtet. 3.3 Aufbau und Anforderungen der ISO Der Aufbau der internationalen Norm ISO basiert, ebenso wie die Normen für die Qualitäts-, Arbeitssicherheits- und Umweltmanagementsysteme, auf dem sogenannten PDCA-Zyklus, der bereits im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Umweltmanagementsystems nach EMAS in Kapitel erwähnt wurde. In Bezug auf EMAS hat der PDCA-Zyklus das Ziel der kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung des Unternehmens, wobei dies beim Energiemanagementsystem der Verbesserung der Energieleistung entspricht. 108 Die Abbildung 6 präsentiert die vier Phasen des PDCA-Kreislaufs mit den jeweiligen Maßnahmen zur Verbesserung der Energieleistung. Abbildung 6: PDCA-Zyklus eines Energiemanagementsystems nach ISO Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BMU (2012), S Vgl. LUBW (2013). 108 Vgl. BMU (2012), S

39 Bei der erfolgreichen Implementierung eines Energiemanagementsystems müssen, wie bei jedem anderen Managementsystem auch, zu Beginn die Randbedingungen definiert werden. Hierbei muss einerseits eine grundlegende Energiepolitik, andererseits die Verantwortlichkeiten aller Ebenen festgelegt werden. 109 Der Abbildung 6 ist zu entnehmen, dass Topmanagement und Energiepolitik separaten Bereichen zugeordnet ist. Das Topmanagement hat die zentrale Funktion, das System zu leiten, in dessen Rahmen sich alles um die Energiepolitik dreht. Die operativen Maßnahmen innerhalb des PDCA-Zyklus werden hingegen in den Unternehmensbereichen je nach Vorgabe des Topmanagements durchgeführt. In den folgenden Unterkapiteln werden die einzelnen Schritte zur Implementierung der ISO in eine Organisation näher erläutert Das Topmanagement und die Energiepolitik Im Vorfeld der Einführung eines Energiemanagementsystems in einem Unternehmen sind verschiedene Aspekte zu definieren. Zum Beispiel die Zielsetzung, die mit der Implementierung des Energiemanagementsystems verbunden ist oder das Verhältnis zu anderen, in der Organisation bereits bestehenden, Managementsystemen. 110 Das Topmanagement: Das Topmanagement, das im Unternehmen die oberste Leitungsinstanz repräsentiert, hat gemäß ISO verschiedene Aufgaben zu bewältigen. Die erste Aufgabe des Topmanagements besteht darin, eine Energiepolitik festzulegen und diese dauerhaft aufrechtzuerhalten. Des Weiteren muss die Verfügbarkeit der benötigten Ressourcen für die Einführung, Verwirklichung, Aufrechterhaltung und Verbesserung des Energiemanagements sichergestellt werden (Personal, spezielle Fähigkeiten, technische und finanzielle Mittel). Das Topmanagement muss einen Managementbeauftragten mit festgelegten Verantwortlichkeiten und Befugnissen für die Verwirklichung des Energiemanagements zu benennen ( Energiemanager ). Dieser sollte auch die Verantwortung für die Berichte über die Leistung und Ergebnisse des Systems an die Geschäftsleitung des Unternehmens haben. Zudem müssen Entscheidungen über weitere strategische Maßnahmen auf Basis der dokumentierten Ergebnisse interner Audits zum Thema Energie getroffen werden. Das Energiemanagementsystem der Organisation muss in festgelegten Zeitabständen vom Topmanagement auf seine Ergebnisse überprüft werden. Diese Überprüfung ist in Management-Reviews aufzuzeichnen und auf- 109 Vgl. BMU (2012), S. 20 ff. 110 Vgl. Frauenhofer ISI (o. J.), S

40 zubewahren. Abschließend ist zu erwähnen, dass die Bedeutung des Energiemanagementsystems in der Organisation kommuniziert werden muss, damit alle Beschäftigten sich am System beteiligen können. 111 Die Energiepolitik: Die Grundlage eines Energiemanagementsystems bildet die vom Topmanagement schriftlich formulierte und erklärte Energiepolitik, denn sie repräsentiert die Handlungsrichtlinien und die auf eine längere Zeit verteilten Gesamtziele des Unternehmens, an die sich alle Ebenen im Unternehmen halten müssen. 112 In der Praxis ist in vielen Unternehmen zu beobachten, dass sie zwar entsprechende Maßnahmen zum effizienteren Einsatz der Energie ergreifen, diese aber nur unkoordiniert durchführen. Eine klare Verankerung der Vorgehensweise des Unternehmens ist jedoch hinsichtlich seiner Energiepolitik für eine kontinuierliche Verbesserung unerlässlich. 113 Aus dieser Energiepolitik muss hervorgehen, dass sich das Topmanagement zur Verbesserung der Energieeffizienz bekennt und alle relevanten Mittel für die Realisierung der strategischen und operativen Energieziele bewilligt und zur Verfügung stellt. Des Weiteren besteht die Pflicht, die Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen sowie die Anschaffung energieeffizienter Produkte und Dienstleistungen sicherzustellen. Es ist notwendig und vorteilhaft, die Energiepolitik regelmäßig zu überprüfen und eventuell an veränderte Bedingungen anzupassen, um damit auf dem aktuellen Stand der anerkannten Vorgaben zu bleiben. Die Inhalte der Energiepolitik sollten sowohl intern als auch extern kommuniziert werden, um sowohl den Beschäftigten im Unternehmen als auch den Außenstehenden den Erfolg und auch die Konformität der festgelegten Energiepolitik mit der Norm ISO nachweisen zu können. 114 Nach der Formulierung der Energiepolitik kann im nächsten Schritt mit der Planung begonnen werden Planung Identifikation von Verantwortlichen Die Planungsphase beginnt zunächst mit der Bestimmung der Verantwortlichen, die für die Einhaltung der Anforderungen der Norm zu sorgen haben. In diesem Zusammenhang spielt die Motivation, die Kompetenz und die notwendigen Qualifikationen bei der Wahl des Managementbeauftragten durch die Unternehmensleitung, eine große Rolle. 111 Vgl. BMU (2012), S Vgl. BMU (2012), S Vgl. Engine SME (o. J.), S Vgl. BMU (2012), S

41 Ein Energiemanager ist zuständig für die Überwachung des Energiemanagementsystems, die Sicherstellung der Konformität mit der ISO und die Berichterstattung gegenüber der Unternehmensleitung über den Prozessablauf sowie auch über die Ergebnisse bezüglich der energiebezogenen Leistung. Um Unklarheiten zu vermeiden, müssen seine Aufgaben schriftlich festgehalten werden und zugleich auch allen Mitarbeitern bekannt sein. Der Energiemanager wird bei der Ausführung seiner Aufgaben durch ein selbst ernanntes Team unterstützt, das sich aus ebenso motivierten und qualifizierten Personen der jeweiligen Abteilungen zusammensetzt. Das Organigramm in Abbildung 7 soll die Position dieses Energiemanagers veranschaulichen. Abbildung 7: Organigramm eines Energiemanagementteams Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BMU (2012), S. 28 In Großbetrieben ist es empfehlenswert, die Leiter der bestehenden Managementsysteme mit einzubeziehen, sodass das Energieeffizienzteam von den bereits vorhandenen Erfahrungen profitieren kann. 115 In Kleinbetrieben ist es dagegen aus wirtschaftlicher Sicht vollkommen ausreichend, wenn mindestens eine Person, wie z. B. der Haustechniker, diese Aufgabe übernimmt und sich um die effiziente Energienutzung kümmert. Die klare Benennung eines Energiebeauftragten ist hierbei sehr wichtig, denn sonst fühlt sich im Betrieb niemand für diesen Bereich verantwortlich und es sorgt auch keiner für die Optimierung Vgl. BMU (2012), S Vgl. Engine SME (o. J.), S

42 Erfassung, Aufarbeitung und Dokumentation der Daten Bei der Implementierung eines Energiemanagementsystems in eine Organisation muss zuerst in der Anfangsphase die aktuelle Energiesituation festgestellt, analysiert und überprüft werden, um die optimale Energienutzung zu erreichen. Hierunter fallen alle Energieverbraucher, wie Anlagen, Einrichtungen und Dienstleistungen, die in irgendeiner Weise mit einem Energieeinsatz in Verbindung stehen. 117 Durch die erstmalige Bestandsaufnahme (IST-Analyse) wird untersucht und festgehalten, welche Energieträger (z. B. Elektrizität, Öl, Gas) im Unternehmen erforderlich sind, wo und wie sie umgewandelt werden und in welcher Form sie das Unternehmen verlassen (z. B. als Abwärme, Abgase, Lärm, Reststoffe). 118 Das Energieeffizienzteam untersucht und notiert hierbei sehr detailliert die Energieverwendung, um die hauptsächlichen Energieverbraucher zu erkennen und für weitere Untersuchungen eine Grenze zu ziehen, indem Prioritäten für die Reduzierung des Energiebedarfs gesetzt und zugleich die wesentlichen Einsparpotenziale aufgedeckt werden. Der Vergleich der aktuellen Periode mit der vorigen ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung, da aufgrund dessen die tatsächlichen Energiefresser und die Bereiche mit Veränderungen der Energienutzung identifiziert werden können. 119 Die Kosten und Zeit für die Messung dürfen jedoch dabei nicht außer Acht gelassen werden. Neben den Verbrauchswerten sind für eine genaue Auswertung der Daten die Messdauer, die Produktarten und Standorte näher zu betrachten. Um bei enormen Abweichungen der Daten die Probleme schnell zu erkennen, sollten ebenso die Produktionszahlen, das Herstelljahr, die aufgetretenen Ausfälle sowie auch Mängel an den Anlagen mit erfasst und dokumentiert werden. Die Dokumentation sollte in einer leicht verständlichen Weise den Energiefluss über einen längeren Zeitraum darstellen. Diese Dokumentation ist von großer Bedeutung, da sie als Grundlage für die Aktionspläne und die angestrebten Energieziele herangezogen wird. Für die Umsetzung der Energiepolitik müssen betriebliche Energiekennzahlen gebildet werden. Beispiele hierfür sind: 120 Spezifischer Energieverbrauch: 117 Vgl. DIN EnMs (2010), S Vgl. IBU (o. J.). 119 Vgl. GUTcert (2009), S Vgl. BMU (2012), S

43 Spezifische Energiekosten: Branchentypische Energiekennzahl: Spezifische Kosten pro Energieträger: Für die Aufzeichnung und Erfassung der Daten kann auf Energierechnungen oder Zählerstände zurückgegriffen werden. Wenn diese Informationen fehlen, können Typschilder und Messgeräte weiterhelfen, um eine Messung und Dokumentation zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang kann eine Softwareunterstützung sehr hilfreich sein, da hierdurch eine schnelle Datenerfassung und Dokumentation garantiert ist. Energieagenturen bieten beispielsweise gute Übersichten über die zahlreichen unterschiedlichen Softwareprogramme an. 121 Einbeziehung gesetzlicher Vorschriften Bei der Anwendung der ISO sind die aktuell geltenden gesetzlichen Vorschriften zu berücksichtigen. Das sind die Vorschriften und Anforderungen, die von den Organisationen bezüglich Energieeinsatz, -verbrauch und -effizienz eingehalten und erfüllt werden müssen. Einige Beispiele hierfür sind die Energieeinsparverordnung (EnEV), das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), das Energieeinsparungsgesetz (EnEG) und nicht zuletzt das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Ferner sind das Umweltrecht und auch das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) zu beachten. Diese externen Rechtsvorschriften, an die sich das Unternehmen halten muss, sind zusammengefasst in einer firmeneigenen Datenbank zu pflegen. 122 Definition von Energiezielen und Ausarbeitung eines Aktionsplans Nach der Erfassung der relevanten Daten können unter Beachtung sowohl der gesetzlichen als auch der finanziellen Rahmenbedingungen, die durch das Topmanagement vorgegebenen Energieziele realisiert werden. Es handelt sich dabei um die strategischen und operativen Ziele, die sich an die Energiepolitik der anlehnen. 123 Die operati- 121 Vgl. BMU (2012), S Vgl. BMU (2012), S Vgl. BMU (2012), S

44 ven Energieziele sind ins Detail gehende, quantifizierte Anforderungen an die Verbesserung der Energieleistung, die sich aus den strategischen Energiezielen ableiten. 124 Steigerung der Energieeffizienz um 5 % oder Senkung des Energieeinsatzes um 20 % sind Beispiele hierfür. Außerdem müssen diese Ziele spezifisch, messbar, angemessen, realistisch und terminiert (SMART) sein, damit ihre Umsetzung leicht nachprüfbar ist. Um das Erreichen der Ziele gewährleisten zu können, muss ein Aktionsplan aufgestellt werden, in dem die erforderlichen Maßnahmen, Ressourcen und der Zeitrahmen zur Erreichung dieser Ziele enthalten sind. Des Weiteren sollten die jeweiligen Verantwortlichen und die Methoden, die für das Erreichen der definierten Ziele unerlässlich sind, im Plan festgehalten werden. Die Messung des Erfolgs bei der Umsetzung des Energiemanagementsystems orientiert sich an der Erfüllung der strategischen und operativen Ziele beziehungsweise an der kontinuierlichen Verbesserung der energetischen Leistung Implementierung Nach Abschluss der Planungsphase folgt die Implementierung der definierten Prozesse unter Berücksichtigung des Aktionsplans. In der Umsetzungsphase ( Do ) werden die fest umrissenen Maßnahmen verwirklicht. Dies erfolgt unter starker Einbeziehung der Mitarbeiter der Organisation mittels Kommunikation und Schulung. 126 Für eine reibungslose Umsetzung sollten dem Energieeffizienzteam neben dem Personal jedoch auch die erforderlichen technischen und finanziellen Mittel durch die Unternehmensleitung zur Verfügung gestellt werden. Überdies ist sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter der Energieeinsatzbereiche durch eine angemessene Ausbildung, Schulung oder Erfahrung in der Lage sind, die an sie gestellten Aufgaben problemlos zu erfüllen. 127 Eventuell müssen Schulungen organisiert und angeboten werden, welche sich auf unterschiedliche Aspekte beziehen können. Die technische Schulung zur Nutzung von neuen Maschinen ist ein Beispiel dafür. Die Mitarbeiter sind in erster Linie über die Inhalte der Energiepolitik und ihre Verantwortlichen zu informieren. Die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter bezüglich des Energiemanagements aufrechtzuerhalten, spielt für den Erfolg eine entscheidende Rolle. Dies gelingt zusätzlich zu den Schulungsmaßnahmen und internen Sitzungen durch Flyer, Artikel in Mitarbeiterzeitungen oder über das Intranet. Kennen die Mitarbeiter die Vorteile der Energieeffizienz für die Umwelt und für das Unternehmen sowie die negativen Folgen bei Nichteinhal- 124 Vgl. WEKA (2013). 125 Vgl. BMU (2012), S Vgl. CPI Berlin; DIW Berlin; Fraunhofer ISI (2011), S Vgl. DIN EnMs (2010), S

45 tung der Anforderungen, steigt ihre Motivation und sie unterstützen die Unternehmensleitung dabei, die Energieziele zu erreichen. Für die Einsparung von Energie kann einfach mit dem Ausschalten des Lichts und aller Anlagen und Betriebsmittel bei Nichtnutzung begonnen werden. 128 Die richtige interne Kommunikation ist ein wesentliches Element für die Einführung eines Energiemanagementsystems. Motivierte Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen (z. B. Einkauf, Produktion, Controlling) werden durch regelmäßige Informationen aktiver, leisten mehr und halten sogar Verbesserungsvorschläge bereit. Die Organisation hat die wichtigsten Elemente des Systems schriftlich oder in elektronischer Form zu dokumentieren. Darunter fallen der Geltungsbereich des Energiemanagementsystems, die Energiepolitik, die Energieziele, der Aktionsplan und weitere Dokumente, die für die Einführung des Systems als unumgänglich betrachtet werden. Diese Dokumente sind in einheitlicher und verständlicher Form zu halten, damit ihre Überprüfung keine Schwierigkeiten bereitet, denn sie unterliegen einer regelmäßigen Prüfung auf Aktualität und Richtigkeit der in ihnen enthaltenen Informationen. 129 Der Umfang der Dokumente hängt von der Geschäftsart, der Komplexität der Aktivitäten und der Kompetenz der Mitarbeiter ab. 130 Der letzte Baustein der Umsetzungsphase ist die Ablauflenkung. Sie besagt, dass die Organisation alle energierelevanten Abläufe feststellen und planen muss, welche von der Energiepolitik, den Energiezielen sowie den Aktionsplänen tangiert werden, um sicherzustellen, dass die Prozesse unter Kontrolle gehalten werden und bei möglichen Abweichungen eine schnelle Gegensteuerung erfolgen kann Überprüfung der Energieleistung Damit die Funktionalität des Energiemanagementsystems gewährleistet ist, müssen in der Überprüfungsphase die wesentlichen Merkmale der Tätigkeiten, die zur kontinuierlichen Leistungsverbesserung führen sollen, in regelmäßigen Zeitabständen überwacht werden. 132 Bei der Messung und Analyse ist die Wirksamkeit des Aktionsplans von großer Bedeutung. In erster Linie muss eine Analyse und ein Vergleich der Ist-Werte mit den erwarteten Energieverbräuchen stattfinden, wobei alle Abweichungen bezüglich der energetischen Leistung berücksichtigt und dokumentiert werden müssen. Solche Überprüfungen werden als interne Audits bezeichnet, durch welche die Funktionalität des Energiemanagements weiterentwickelt und mögliche Chancen zur Optimie- 128 Vgl. BMU (2012), S Vgl. BMU (2012), S Vgl. DIN EnMs (2010), S Vgl. BMU (2012), S Vgl. DIN EnMs (2010), S

46 rung der Prozesse aufgedeckt werden können. Die internen Audits sind einmal jährlich nach dem definierten Ablauf- und Zeitplan von einem erfahrenen internen oder externen unabhängigen Auditor durchzuführen. 133 Um gegebenenfalls sich entwickelnde Ungereimtheiten zu beseitigen, müssen bestimmte Verfahren eingeführt werden. Falls die Anforderungen nicht erfüllt werden, müssen zunächst die Gründe festgestellt werden. Darauf folgt die Gegensteuerung mit entsprechenden Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen. Diese müssen aufgezeichnet und auf ihre Wirksamkeit hin regelmäßig überprüft werden Bewertung durch die oberste Leitung Die letze Phase des PDCA-Zyklus geht mit der Bewertung des Energiemanagementsystems durch die oberste Leitung einher, auch Management Review genannt. Nach Abschluss der Prozesse der vorherigen Phasen muss vom Topmanagement das Energiemanagementsystem als Ganzes auf seine Wirksamkeit und Eignung inspiziert, bewertet und gegebenenfalls Maßnahmen zur zukünftigen Verbesserung beschlossen werden. Als Grundlage des Reviews dienen unter anderem die Ergebnisse der Audits, der energiebezogenen Leistung und der Energiekennzahlen sowie die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen und die Qualität der Zielerreichung. Im Zuge der Bewertung sollte das Ergebnis des Management-Reviews durch das Topmanagement mit allen Änderungen der Energiepolitik konkret aufgezeichnet und der Organisation kommuniziert werden Unterschiede zur Vorgängernorm DIN EN Mit der Veröffentlichung der ISO entstand ein weltweit einheitlicher Standard für Energiemanagementsysteme, weshalb die DIN EN im April 2012 als zertifizierbare Norm zurückgezogen wurde. Die ISO ist also die Weiterentwicklung der Norm EN auf internationaler Ebene, unterscheidet sich jedoch nur geringfügig zur Vorgängernorm. Die wesentlichen Unterschiede werden in folgender Tabelle kurz dargestellt Vgl. BMU (2012), S Vgl. DIN EnMs (2010), S Vgl. DIN EnMs (2010), S Vgl. QUMsult (2012), S

47 Tabelle 3: Unterschiede zwischen ISO und DIN EN Anforderungen an ein Energiemanagementsystem gemäß ISO Allgemeine Anforderungen Verantwortung des Managements Energiepolitik Energieplanung Kommunikation Dokumentation Unterschiede zur ISO Die ISO fordert eine kontinuierliche Verbesserung der energiebezogenen Leistung und des Energiemanagementsystems, wobei die DIN EN nur eine Verbesserung der Energieleistung fordert Die Rolle des Top-Managements ist deutlicher und umfassender als bei der DIN EN 16001, vor allem bezüglich der Berücksichtigung der energiebezogenen Leistung bei langfristigen Planungen. Im Gegensatz zur DIN EN fordert die ISO eine Unterstützung und Festlegung der Beschaffung von energieeffizienten Produkten und Dienstleistungen in der Energiepolitik. Durch ein zugehöriges Diagramm im Anhang der ISO ist der energetische Planungsprozess klarer und strukturierter dargestellt als in der DIN EN Die ISO fordert in diesem Zusammenhang eine Identifikation und Dokumentation von Verbesserungspotenzialen, durch eine Analyse des Gesamtverbrauchs und einer Ermittlung von Anlagen bzw. Prozessen mit hohem Energieverbrauch. Im Gegensatz zur DIN EN wird bei der Einführung der ISO ein Prozesses gefordert, der eine Miteinbeziehung der Mitarbeiter ermöglicht, indem sie Kommentare und Verbesserungsvorschläge zum EnMS an das Unternehmen richten können. Die Dokumentation und Lenkung von Dokumenten bei der ISO ist präziser und 40

48 Überwachung, Messung, Analyse inhaltlich an die Forderungen der ISO und ISO 9001 angepasst. Die Überwachung, Messung und Analyse ist bei der ISO detaillierter und umfangreicher als bei der DIN EN Korrektur und Vorbeugungsmaßnahmen Vorbeugungsmaßnahmen sind bei der ISO Die der Forderungen an die Korrektur und detaillierter beschrieben, von der Ursachenfeststellung bis hin zur Kontrolle ergriffener Maßnahmen. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an LRQA (2012), S. 1 ff. 3.5 Integrierte Zertifizierung nach EMAS und ISO Richtig eingesetzte Managementsysteme sind ein bedeutender Erfolgsfaktor im zunehmenden internationalen Wettbewerb. Sie tragen wesentlich dazu bei, den Aufbauund den Ablauf in Organisationen entsprechend den Anforderungen von Markt, Kunden, Kapitalgebern, Gesellschaft und Staat zu entwickeln und zu verbessern. Vorhandene Managementsysteme sind oft Insellösungen, in deren Mittelpunkt jeweils Qualität, Umwelt oder Arbeitsschutz stehen. Ein Nebeneinander mehrerer Systeme verhindert das ganzheitliche Zusammenwirken, verschwendet betriebliche Ressourcen und überfordert kleine und mittlere Organisationen. 137 Das folgende Kapitel zeigt auf, welche Ziele und Vorteile die Integration von Managementsystemen verfolgt. Im Anschluss werden die Managementsysteme ISO und EMAS miteinander verglichen und deren Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten dargestellt Ziele und Vorteile durch Integration von Managementsystemen Heutzutage beschäftigt sich fast jede Organisation mit mindestens einem Managementsystem. Die Managementsysteme sind alle an Normen gebunden, so dass sich ihr Aufbau stark ähnelt. Bei der Überprüfung und Analyse einzelner Managementsysteme ist auffallend, dass einzelne Normen eine hohe Übereinstimmung der Inhalte aufweisen. 138 Dies wird vor allem bei den Führungsprozessen wie Berichterstattung, Mana- 137 Vgl. BStMWIVT (2003), S Vgl. CONSEDindustry (o. J.), S

49 gementreview, oder Qualifikation der Mitarbeiter deutlich. 139 Diese Tatsache bietet die Möglichkeit, Managementsysteme möglichst sinnvoll zu kombinieren, um dadurch den zeitlichen Aufwand und die Kosten der einzelnen Managementsysteme zu reduzieren. Durch klare Strukturen, Vermeidung oder Beseitigung von Überschneidungen, widerspruchsfreie Kommunikation nach Innen und Außen schaffen integrierte Managementsysteme Ordnung und erhöhen dadurch ihre Glaubwürdigkeit gegenüber der Öffentlichkeit. Die Integration einzelner Systeme führt zur Reduktion von Aufwand und Komplexität, indem beispielsweise klare Verantwortlichkeiten und Schnittstellen, gemeinsame Dokumentation und systemübergreifende interne Audits in die Organisation mitintegriert werden. 140 Im Sinne eines Zitats vom berühmten griechischen Philosophen Aristoteles das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, versuchen integrierte Managementsysteme identische Abläufe und Tätigkeiten miteinander zu verbinden, damit sie nicht widersprüchlich nebeneinander stehen und die Einzelsysteme den Blick auf ein gemeinsames Ganzes richten EMAS und ISO im Vergleich In diesem Kapitel soll aufgezeigt werden, dass eine sinnvolle Integration der ISO und EMAS-Verordnung möglich ist, da sich die ISO-Norm bzw. Verordnung nur durch Kleinigkeiten unterscheiden. Durch Ergänzungen kann die EMAS-Verordnung mit Prozessen der ISO ergänzt werden, so dass ohne großen Zusatzaufwand auch eine erfolgreiche Zertifizierung nach einem Energiemanagementsystem gemäß ISO erreicht werden kann. 142 Im Mittelpunkt eines Energiemanagementsystems nach ISO steht die Ambition einer Verbesserung der Energieeffizienz und einer Reduzierung des Energieverbrauchs durch eine systematische Vorgehensweise. Ein Umweltmanagementsystem nach EMAS greift ebenfalls den Umweltaspekt Energieeffizienz und Energieverbrauch auf. Die meisten teilnehmenden Organisationen betrachten dies sogar als wesentlichen Umweltaspekt. Dementsprechend könnte man das Energiemanagementsystem als einen Teil des EMAS-Systems bezeichnen. Die ISO geht jedoch in einigen Bereichen in ihren Anforderungen über EMAS hinaus. 143 Im Gegenzug fordert die EMAS- Verordnung jedoch in einigen Punkten mehr als die DIN ISO Vgl. CONSEDindustry (o. J.), S Vgl. BStMWIVT (2003), S Vgl. BStMWIVT (2003), S Vgl. UGA (2012b), S Vgl. StMUG-Bayern (2012), S Vgl. StMUG-Bayern (2012), S

50 In Abbildung 8 sind die Unterschiede der Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem nach EMAS und einem Energiemanagement gemäß ISO dargestellt. Abbildung 8: Unterschiede zwischen EMAS und ISO Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an StMUG-Bayern (2012), S. 51. Bezüglich der Verhältnismäßigkeit beider Managementsysteme lässt sich abschließend festhalten, dass die EMAS-Verordnung viele der DIN ISO Anforderungen bereits umgesetzt hat und in einigen Punkten sogar mehr fordert als die DIN ISO Wer also als EMAS Teilnehmer bereits großen Wert auf das Thema Energie gelegt hat, wird ohne großen Zusatzaufwand auch eine erfolgreiche Zertifizierung nach einem Energiemanagementsystem erreichen. Eine Organisation kann somit von den Integrationsmöglichkeiten und den damit verbundenen Nutzen und Vorteilen beider Systeme profitieren Vgl. StMUG-Bayern (2012), S

51 4 EMAS und ISO an der Universität Hohenheim Die Teilnahme an EMAS war Hochschulen nicht von Beginn an gestattet. Erst im Jahr 1998 konnten im Rahmen der Erweiterungsverordnung auch Hochschulen am Umweltmanagement- und Auditsystem nach EMAS teilnehmen. Bis dahin war es nur Unternehmen bzw. Organisationen aus dem Industrie- oder Dienstleistungssektor erlaubt, die EMAS-Verordnung in ihre Organisationstruktur zu implementieren. 146 Die erste Hochschule, die die EMAS-Verordnung in den Organisationsprozess implementiert hat, war die Hochschule Zittau/Görlitz im Jahr Seit 2001 erlaubt die europäische Verordnung Organisationen aus allen Bereichen ohne Einschränkung die Teilnahme. 147 Die Öffnung des Anwenderkreises auf alle Organisationen erfolgte nach längerer Überarbeitung der Ursprungsverordnung durch die in Kraft getretene EMAS II- Verordnung. In Deutschland sind mittlerweile 13 Universitäten bzw. Hochschulen nach EMAS validiert. Die aktuellste Validierung hat im Frühjahr 2012 die Hochschule Esslingen erlangt und ist somit neben der Universität Tübingen die zweite Hochschule in Baden-Württemberg, die mit dem EMAS-Logo werben darf. 148 Die Universität Hohenheim hat ähnliche Ambitionen, strebt jedoch weitaus mehr an. Dafür wurde ein spezielles Modell von der Universität Hohenheim geschaffen, das eine Verbindung von Umweltmanagement mit Forschung, Lehre und finanziellen Einsparungen darstellt. Das Ziel der Universität Hohenheim ist die Integration eines Umweltund Energiemanagementsystems gemäß EMAS und ISO Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das bisherige und zukünftige Umwelt- und Energiemanagement der Universität Hohenheim. Im ersten Teil dieses Kapitels wird die Idee des Hohenheimer Modells erläutert, welche mit dem Aufbau eines Umweltund Energiemanagements an der Universität Hohenheims verbunden ist. Im Anschluss daran wird die Geschichte, die Leitung und Organisation sowie allgemeine Daten hinsichtlich der Universität Hohenheim kurz dargestellt. Im darauf folgenden Abschnitt wird die aktuelle Situation in Bezug auf die Einführung nach EMAS und ISO erläutert. Aufbauend darauf werden die Maßnahmen der Universität Hohenheim in Bezug auf die Umwelt aus der jüngeren Vergangenheit beschrieben. Abschließend erfolgt in Kapitel 4.5 und 4.6 eine Analyse der vorhandenen Energiedaten und Abfallmengen, um den aktuellen Stand bezüglich des Energiemanagements und Abfallaufkommens der Universität Hohenheim wiederzugeben, wobei der Strom- Wärme- und Wasserverbrauch der Universität Hohenheim genauer betrachtet wird. 146 Vgl. artec (2006), S Vgl. artec (2006), S Vgl. EMAS (2012). 44

52 4.1 Umwelt- und Energiemanagement nach dem Hohenheimer Modell Wie bereits erwähnt wurde das Hohenheimer Modell geschaffen, um ein Nachhaltigkeitsmanagement in Hochschulen zu integrieren, welches durch Impulse der Lehre, der Forschung und Hochschulverwaltung eine nachhaltige Entwicklung garantiert. 149 Durch eine Verbindung von Umweltmanagement, Forschung, Lehre und finanziellen Einsparungen der Verwaltung, will die Universität ein nachhaltiges System aufbauen, welches Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz zusammenführt. Das Hohenheimer Modell greift den Gedanken der Integration eines Umwelt- und Energiemanagementsystems auf und strebt eine Validierung nach EMAS und der ISO an. Dies stellt einen innovativen und wichtigen Schritt bezüglich eines nachhaltigen Umwelt- und Energiemanagements einer Hochschule dar, da bisher noch keine andere Hochschule nach der ISO zertifiziert ist bzw. eine Integration beider Systeme eingeführt hat. Bei der Einführung der Managementsysteme setzt die Universität vor allem auf interne Fachkompetenz und Motivation der Mitarbeiter für das Thema Energie und Nachhaltigkeit. Anstatt die Aufgaben an externe Unternehmen weiterzugeben und somit hohe Kosten anzuhäufen, werden beispielsweise Abschlussarbeiten im Bereich Umweltmanagement als Teilprojekte vergeben. Die Einbeziehung der Mitarbeiter und Studierenden spielt bei der Einführung von EMAS eine große Rolle und ist ein strategischer Wettbewerbsvorteil für das EMAS-Pilotmodell von Hohenheim. Vorgesehener bzw. geplanter Validierungszeitpunkt für EMAS wird Ende des Jahres 2013 sein, falls alle geplanten Schritte zeitgemäß eingehalten werden. Der aktuelle Stand bezüglich des Pilotprojekts EMAS an der Universität Hohenheim wird in Kapitel 4.3 noch einmal genauer betrachtet Die Universität Hohenheim In diesem Kapitel wird zunächst ein kurzer Einblick in die Geschichte, die Leitung und Organisation der Universität Hohenheim gegeben. Da die Umwelterklärung gemäß EMAS-Verordnung in erster Linie die Sammlung und Bereitstellung aller Informationen und Daten einer Hochschule fordert, werden des Weiteren allgemeine Daten und Informationen der Universität skizziert. Bezogen auf eine Hochschule fallen hierunter beispielsweise Größe und Lage, Anzahl der Beschäftigten und Studierenden sowie die Einnahmen und Ausgaben der Universität. 149 Vgl. Lehrstuhl für Umweltmanagement der Universität Hohenheim (2013). 150 Vgl. Universität Hohenheim (2011a). 45

53 4.2.1 Geschichte Die Anfänge der Uni Hohenheim reichen bis zum Jahr 1818 zurück, als eine landwirtschaftliche Unterrichts- und Versuchsanstalt vom König Wilhelm I. von Württemberg geschaffen wurde. Im Laufe der Zeit wurden weitere Einrichtungen zum bestehenden Schloss angegliedert. In chronologischer Reigenfolge waren das: die Ackergerätefabrik ( ), die Landesanstalt für landwirtschaftliche Chemie (1865), die Landessaatzuchtanstalt (seit 1905) und das Landwirtschaftliches Maschinen- und Bauwesen (1883). Alle Anstalten bis auf die Ackergerätefabrik wurden über die Jahre an die entsprechenden Lehrstühle und Institute angegliedert. 151 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Jahr 1964 die agrarwissenschaftliche und naturwissenschaftliche Fakultät an der Uni eingerichtet wurde dann die dritte und bis heute letzte Fakultät, nämlich die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, in den Universitätsbetrieb aufgenommen. 152 Vor allem die agrarwissenschaftliche Fakultät genießt weltweit einen hervorragenden Ruf, aber auch im kommunikations- und wirtschaftswissenschaftlichen Bereich ist die Universität stets vorne in den Rankings zu finden Leitung und Organisation Die Organisation der Universität Hohenheim wird von drei Gremien geleitet, dem Universitätsrat, dem Rektorat und dem Senat. Der Universitätsrat ist mit dem Aufsichtsrat eines Unternehmens vergleichbar. Er überwacht die Tätigkeiten des Rektorats, trägt Mitverantwortung für die Ausrichtung und Entwicklung der Universität und wirkt außerdem bei der Steigerung der Leistungsund Wettbewerbsfähigkeit mit. Die einzelnen Aufgaben sind durch 20 LHG geregelt. Der Universitätsrat setzt sich aus 11 Mitgliedern zusammen. Davon gehören fünf der Universität Hohenheim an, die anderen sechs Mitglieder sind Externe Mitglieder. Vorsitzender des Universitätsrats ist ein externes Mitglied. Die Amtszeit umfasst drei Jahre. Eine Ausnahme stellt dabei der Vertreter der Studierenden dar, der jedes Jahr neu gewählt wird. 154 Das Rektorat stellt die Leitung der Universität dar. Sowohl der Rektor als auch der Kanzler sind hauptamtliche Mitglieder des Rektorats. Die drei Prorektoren sind nebenamtliche Mitglieder. Über die Dauer der Amtszeiten entscheidet der Universitätsrat, sie kann zwischen sechs und acht Jahren liegen. Das Rektorat legt auf Vorschlag des 151 Vgl. Universität Hohenheim (2013a). 152 Vgl. Universität Hohenheim (2013a). 153 Vgl. studivergleich (2013). 154 Vgl. Universität Hohenheim (2013b). 46

54 Rektors einen Vertreter und die Geschäftsbereiche der Mitglieder fest. Außerdem legt der Rektor Richtlinien für die Arbeit des Rektorats fest. Für die Wirtschafts- und Personalverwaltung ist der Kanzler der Universität zuständig. Für Beschlüsse, die den Haushalt der Universität betreffen, ist die Zustimmung des Rektors nötig. Im Einzelnen ergeben sich die Aufgaben des Rektorats aus 16 LHG. Weitere Zuständigkeiten an der Universität Hohenheim ergeben sich aus der Grundordnung der Universität. 155 Der Senat entscheidet unter anderem über Forschung, Lehre, Studium und Weiterbildung, ist aber darüber hinaus auch für weitere Bereiche zuständig. Die Aufgaben sind in 19 LHG geregelt. Der Senat setzt sich aus dem Rektorat, den Dekanen der drei Fakultäten Agrar-, Natur- und Wirtschaftswissenschaften, den Gleichstellungsbeauftragten sowie 16 gewählte Mitglieder zusammen. Die 16 gewählten Mitglieder setzten sich aus sieben Professoren, drei Studierenden sowie drei weiteren Mitarbeitern zusammen. Der Vorsitzende des Senats ist der Rektor. Die Amtszeit der drei Studierenden umfasst jeweils ein Jahr, während die anderen Senatsmitglieder vier Jahre im Amt bleiben Allgemeine Daten Der Campus der Universität befindet sich im Süden der Stadt Stuttgart in der Nähe des Flughafens und der Messe. Auf die Gesamtfläche bezogen ist die Universität Hohenheim mit 826 Hektar eine der größten Universitäten Deutschlands. Von der Gesamtfläche entfallen auf das Campusgelände 349 Hektar, während die Versuchsstationen außerhalb der Universität eine Fläche von rund 477 Hektar aufweisen (hierunter fallen: Ihinger Hof, Eckartsweier und Unterer Lindenhof). 157 Im Anhang ist der aktuelle Campusplan mit Gebäudenummern beigefügt. Nach dem Stand vom verfügte die Universität über ca m² Gebäudefläche. Die größte Fläche mit m² nehmen die Versuchsstationen in Anspruch. Weiterhin entfallen m² Fläche auf die Gebäude der drei Fakultäten und m² auf die allgemeinen Universitätsgebäude. 158 Eine genaue Aufteilung der Gebäudeflächen nach Einrichtungen kann einer Tabelle im Anhang entnommen werden Insgesamt 9220 Studenten waren im Wintersemester 2011/2112 in den drei wissenschaftlichen Fakultäten eingeschrieben, wobei der Anteil der Frauen 56% und der Anteil der Studierenden internationaler Herkunft 12% betrug. 159 Von den 9220 Studieren- 155 Vgl. Universität Hohenheim (2013b). 156 Vgl. Universität Hohenheim (2013b). 157 Vgl. Universität Hohenheim (2013e). 158 Vgl. Zahlenspiegel Hohenheim (2012), S Vgl. Zahlenspiegel Hohenheim (2012), S

55 den gehören mehr als die Hälfte (54%) der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen an, während 30% Fakultät Agrar- und Ernährungswissenschaften und 16% der naturwissenschaftlichen Fakultät zuzuordnen sind. 160 An der Universität Hohenheim sind insgesamt 2104 Mitarbeiter beschäftigt. Die Anzahl des Personals an der Universität Hohenheim setzt sich folgendermaßen zusammen. An der Uni Hohenheim lehren 114 Professorinnen und Professoren, welche von 821 wissenschaftlichen Mitarbeiter unterstützt werden, wobei der Frauenanteil bei den Professoren 14% und im wissenschaftlichen Dienst 45,6% entsprach. Den Rest der 1169 Beschäftigten bilden die Mitarbeiter aus den Bereichen Administration, Technik und Service und Drittmittelbeschäftigte. 161 Das Verhältnis zwischen Ausgaben und Einnahmen einer Universität spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in Bezug auf die Bereitstellung aller verfügbaren Informationen in der Umwelterklärung gemäß EMAS. In folgender Tabelle ist die Veränderung der Einnahmen- bzw. Ausgabenseite von 2007 bis 2011 der Universität Hohenheim dargestellt. Tabelle 4: Ausgaben und Einnahmen der Universität Hohenheim Einnahmen in T Beiträge der Studierenden Zuschüsse, Zuwendungen und Einnahmen aus wirtschaftlicher Tätigkeit Drittmittel Einnahmen vom Hochschulträger Einnahmen Gesamt Ausgaben in T Personalausgaben Übrige Verwaltungsausgaben Investitionen und Baumaßnahmen Ausgaben Gesamt Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Universität Hohenheim (2012a), S Vgl. Universität Hohenheim (2013d). 161 Vgl. Zahlenspiegel Hohenheim (2012), S

56 4.3 Aktuelle Situation an der Universität Hohenheim Wie bereits in Kapitel 4 angesprochen sind die Universität Tübingen und die Hochschule Esslingen bereits nach EMAS validiert. Die Universität Hohenheim strebt ebenfalls eine Validierung nach EMAS an, will jedoch einen Schritt weitergehen und einen neuen innovativen Schritt mit der Zertifizierung nach ISO wagen. Im Vergleich zu den anderen Hochschulen ist das Budget der Universität Hohenheim jedoch bescheidener. Dies stellt wiederum auch die Chance dar, für andere Hochschulen als Vorbild zu gelten, indem man mit geringen monetären Mitteln ein solches Projekt stemmen will. Für andere Hochschulen steht oftmals das grüne Image gegenüber der Öffentlichkeit und nicht der nachhaltige Gedanke an sich im Mittelpunkt. Nach außen hin will man nachhaltig wirken, doch wirtschaftlich schreibt man rote Zahlen. In der Vergangenheit hat die Universität mit der Umstellung auf Ökostrom (wird in Kapitel erläutert) bereits erwiesen, dass man grüne Ideen auch mit schwarzen Zahlen schreiben kann. An diesen Erfolg soll auch im Zuge der Einführung von EMAS und der ISO angeknüpft werden. 162 Für den Start konzentriert sich die Universität Hohenheim auf vier ausgewählte Gebäude, die nach EMAS validiert werden sollen. Trotz dieser Einschränkung auf einzelne Gebäude kann sich die gesamte Universität Hohenheim als EMAS validiert bezeichnen. Die Einschränkung muss jedoch in der Umwelterklärung festgehalten werden. Zu den teilnehmenden Gebäuden gehören: der Schlossmittelbau (1), der Meiereihof (2), die Tierklinik (3) und das Tropenzentrum (4), wobei der Fokus auf den ersten drei Gebäuden liegt, da diese gemäß des EMAS-Zeitplans zuerst validiert werden sollen. 163 Die Lage dieser Gebäude ist in folgender Abbildung hervorgehoben: Abbildung 9: Lage der zu validierenden Gebäude nach EMAS Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Kreeb (2013a) und Universität Hohenheim (2013l). 162 Vgl. Hohenheimer Online-Kurier (2011a). 163 Vgl. Kreeb (2013a). 49

57 Nach der Pilotzone wird entschieden, ob in einem späteren Schritt weitere Gebäude wie Klein-Hohenheim oder Gebäude der Tierphysiologie in der Fruwirthstraße folgen sollen. Dies hängt in erster Linie vom Erfolg des Pilotprojekts ab. Der EMAS-Zeitplan sieht vor, die Hochschule nach EMAS bis Ende 2013 zu validieren. Im Herbst 2013 soll ein externer EMAS-Gutachter die Hohenheimer Umwelterklärung auf ihre Richtigkeit und Zuverlässigkeit prüfen. Somit wäre das Umweltprogramm verbindlich und die Universität müsste im nächsten Schritt ihr geplantes Umweltmanagement umsetzen. 164 Dieses Ziel kann jedoch nur erreicht werden, wenn alle Überlegungen, Planungen und Umsetzungen im vorgegebenen Zeitrahmen liegen. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen jedoch noch einige Maßnahmen durchgeführt, Analysen ausgewertet und Datenmaterial gesammelt werden. Im Zuge dieser Diplomarbeit wurden ebenfalls Daten gesammelt und ausgewertet, um gemäß des Hohenheimer Modells den Fachbereich und die Universität im Laufe des EMAS-Projekts zu unterstützen und bei der Einführung mitzuwirken. Während dieser Diplomarbeit wurden Energiedaten und Abfallmengen der zu validierenden Gebäude gesammelt, untersucht und ausgewertet, welche in Kapitel 4.5 und 4.6 veranschaulicht werden. Die Universität Hohenheim hat sich schon vor dem Beschluss einer Einführung nach EMAS für den Umweltbereich eingesetzt und eine Verbesserung der Umwelteffizienz angestrebt. In der Vergangenheit sind diesbezüglich schon mehrere Projekte und Aktivitäten in die Wege geleitet worden, die den Nachhaltigkeitsgedanken der Universität wiederspiegeln und im Hinblick auf die Einführung von EMAS einen erheblichen Beitrag zum bisherigen Erfolg darstellen. Diese Umweltbemühungen werden im nächsten Kapitel noch einmal genauer betrachtet. 4.4 Umweltbemühungen der Universität Hohenheim Da auch das Arbeiten an einer Hochschule nicht umweltneutral ist, bietet es sich an, dass nicht nur Umweltschutz gelehrt wird, sondern die Institution mit gutem Beispiel vorangeht. Vorbildliches handeln bedeutet, selbst mehr an Umweltschutz umzusetzen, als laut gesetzlichen Richtlinien und Förderprogrammen zum Umweltschutzverhalten verlangt wird. 165 Dementsprechend setzen sich die Verantwortlichen der Universität Hohenheim schon seit mehreren Jahren für den Umweltbereich ein. Auf die Umweltbemühungen der Universität Hohenheim, vor allem im Bereich der Energie, wird in den folgenden Unterkapiteln eingegangen. 164 Vgl. Hohenheimer Online-Kurier (2011b). 165 Vgl. Kopytziok (2010), S

58 4.4.1 Klimaneutraler Lehrstuhl Seit 2005 besitzt die Universität Hohenheim mit dem Umweltmanagementlehrstuhl den ersten Lehrstuhl Deutschlands, der klimaneutral arbeitet. 166 Der Lehrstuhl für Umweltmanagement von Prof. Dr. Schulz ermittelte alle Energieverbräuche, die Treibhausgase produziert haben. Einen großen Teil der Emissionen konnte der Lehrstuhl selbst reduzieren, indem eine Wärmedämmung und andere Sparmaßnahmen eingeführt wurden, zum Beispiel durch Bildung von Fahrgemeinschaften. Der Rest der Emissionen wurde durch ein vom Lehrstuhl finanziertes Projekt in Afrika (Eritrea) kompensiert. 167 Innerhalb des Projektes wurden in Eritrea energieeffizientere Öfen gebaut, wodurch die jährlichen CO2-Emissionen deutlich reduziert werden konnten. Die neuen Öfen lassen sich nun mit weniger Holz beheizen, dadurch müssen weniger Bäume gefällt werden und die Wüste breitet sich langsamer aus. Auf diese Weise wird in Afrika die Menge an CO2 gespart, welche der Lehrstuhl für Umweltmanagement in Hohenheim verursacht. In der Bilanz verläuft die gesamte Arbeit des Lehrstuhls damit ohne Schadstoffausstoß und verhindert somit ein Stück weit den Treibhauseffekt Biogasanlage der Universität Hohenheim Einen großen Schritt in Richtung nachhaltige Energienutzung- und erzeugung stellt die Biogasanlage der Universität Hohenheim dar. Die Universität betreibt auf dem Unteren Lindenhof eine in Deutschland einmalige Biogasanlage zu Forschungszwecken. Die Biogasanlage ist seit 2008 an das Stromnetz angeschlossen. Die beiden Bioreaktoren und die Nachgäranlage fassen 923m 3 und müssen täglich mit 7.300kg Gülle, 3.500kg Festmist und 5.600kg nachwachsenden Rohstoffen wie Silomais, Sonnenblumen, Hirse, Grünroggen und speziellen Energiepflanzen nachgefüllt werden. Die verwendeten nachwachsenden Rohstoffe stammen vom eigenen Versuchsacker. Das Abfallprodukt der Gärung ist beinahe geruchlos und verfügt über viele Nährstoffe, es ist somit ein ausgezeichnetes Düngemittel. Jährlich produziert die Anlage ca m³ Biogas (Methangas). Ein Kleinkraftwerk nutzt die Energie der Forschung. Das Methangas wird bei einer elektrischen Leistung von 190 kw verbrannt. Auf diese Weise geht der Strom ins örtliche Netz, wobei der Erlös der Universität Hohenheim zu Gute kommt. Ziel der Anlage ist es, den Energieertrag der Pflanzen pro Hektar deutlich zu steigern und den bestmöglichen Einsatz von Energie und Abfallprodukten zu erhalten. Bioenergie soll zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Energiegewinnung liefern. Wie bereits erwähnt 166 Vgl. Vgl. LfU (2006). 167 Vgl. Lehrstuhl für Umweltmanagement der Universität Hohenheim (2005), S Vgl. LfU (2006). 51

59 lohnt sich der Betreib der Biogasanlage für Hohenheim auch aus wirtschaftlicher Sicht. Jährlich werden 1.450MWh Strom erzeugt, für dessen Einspeisung ins Stromnetz die Universität Euro erhält. Für eine bestmögliche Energiebilanz wird die Abwärme ebenfalls zur Heizung der Gebäude genutzt. Im Übrigen ist geplant, eine Gas- Tankstelle zu errichten und das Gas so zu reinigen, dass es direkt ins städtische Gasnetz eingespeist werden kann Ökostrom Seit 2011 bezieht die Universität Hohenheim grünen Ökostrom vom Energieanbieter Naturstrom und spart dabei Stromkosten von ca. 1 Million Euro jährlich und kann insgesamt gut 11 Mio. kg pro Jahr an CO2 einsparen (entspricht Haushalten mit Einwohnern). Die Verantwortlichen der Universität Hohenheim haben ihren Anbieter selbst ausgesucht. Bis zu diesem Zeitpunkt beteiligte sich die Universität Hohenheim wie alle anderen Hochschulen in Baden-Württemberg an einer Landesauschreibung und erhielt so ihren Strom. 170 Dabei handelt es sich bei diesem Ökostrom um reinen grünen Strom, der nach dem strengen Grünen Strom Label in Gold zertifiziert ist, da der Naturstrom sich aus 71,5% aus Wasser- und 28,5% aus Windkraft zusammensetzt. 171 Damit ist die Uni Hohenheim die erste Universität, die reinen Ökostrom bezieht und sich vom Atomstrom abkoppelt. 172 Die Uni Bremen bezieht zwar seit 2006 Ökostrom und die Hochschulen und Ministerien in Hessen ebenfalls, doch müssen hierbei klare Unterschiede gemacht werden. Die Uni Bremen hatte damals im Vergleich zum Graustrom eine Nachzahlung zu leisten, d.h. man hat sich den Ökostrom teuer erkauft. Der Ökostrom In Hessen ist teilweise nicht aus Deutschland, da die Wasserkraft aus Österreich stammt. 173 Das Problem liegt oftmals bei der Definition von Ökostrom. Viele Anbieter versuchen ihren Strom als grünen Strom zu verkaufen. Sie zahlen einen gewissen Betrag an Anbieter regenerativer Energien im Ausland und dürfen dafür selbst als Öko-Strom-Anbieter werben. Dies stellt jedoch keine Förderung von neuen Anlagen im Sinne der Nachhaltigkeit dar. Dies ist auch der Grund, weshalb die Verantwortlichen der Universität Hohenheim eine Premium-Zertifizierung nach dem oben genannten Grünen Strom Label in Gold als Ziel hatten. In punkto Umweltnutzen 169 Vgl. Hohenheimer Online-Kurier (2009). 170 Vgl. Universität Hohenheim (2010), S Vgl. Universität Hohenheim (2010), S Vgl. Greening Hohenheim (2013). 173 Vgl. Hohenheimer Online-Kurier (2010a). 52

60 und Glaubwürdigkeit ist diese Zertifizierung in der ÖKO-Test Ausgabe vom April 2010 als Testsieger hervorgegangen. 174 Der Lehrstuhl für Umweltmanagement der Universität Hohenheim von Prof. Dr. Schulz konnte hierbei durch vorhandenes Know-how entscheidend mitwirken, indem er die Marktanalyse begleitet hat. Dies spiegelt den Kerngedanken des Hohenheimer Modells wieder und zeigt eine gelungene und erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschaft und Verwaltung auf Energiespar-Contracting Ein großer Schritt in Richtung EMAS-Validierung und Einführung eines Energiemanagements gemäß ISO ist der Universität Hohenheim durch den Energiespar- Contracting-Vertrag mit dem Ingenieursbüro Cofely im März 2011 gelungen. In der Vergangenheit beliefen sich die jährlichen Ausgaben der Universität für Gas, Strom und Wasser auf mehr als 6 Millionen Euro. Das Ziel dieses Contracting-Vertrags besteht darin, durch Modernisierung der technischen Infrastruktur auf dem Campus und Umsetzung von diversen Maßnahmen, den Energieverbrauch zu senken und somit auch den CO2-Ausstoß zu verringern. 176 Im Allgemeinen versteht man unter Energiespar-Contracting, dass Einsparungen durch effizientere Energienutzung möglich sind, ohne ein Risiko eingehen oder zusätzliche Investitionen tätigen zu müssen. 177 Ein externer Dienstleister bzw. Contractor (in diesem Fall Cofely) übernimmt beim Energiespar-Contracting die Kosten für die Planung, Finanzierung und Realisierung von Maßnahmen zur Energieverbrauchsreduzierung beim Auftraggeber (hier Universität Hohenheim). 178 Der Contractor ist verantwortlich für einzelne, mehrere oder alle Maßnahmnen der Energiebewirtschaftung (Strom, Wärme, Wasser, Beleuchtung etc.), mit dem Ziel eine Energiekosteneinsparung für den Auftraggeber zu verwirklichen. Des Weiteren übernimmt der Contractor neben der Planung und Umsetzung aller Maßnahmen die Wartung und Instandhaltung der Anlagen sowie das kontinuierliche Energiecontrolling für die Gebäude. 179 Die Aufwendungen kann der Contractor durch eine Beteiligung an den eingesparten Kosten refinanzieren. 180 Er erhält während seiner Vertragslaufzeit die erzielten Einsparungen durch die Energieeinsparmaßnahmen als Ver- 174 Vgl. Hohenheimer Online-Kurier (2010a). 175 Vgl. Universität Hohenheim (2010), S Vgl. Hohenheimer Online-Kurier (2011d). 177 Vgl. DENA (2012). 178 Vgl. Cofely (2011), S Vgl. DENA (2012). 180 Vgl. Cofely (2013). 53

61 gütung. 181 Die folgende Aufzählung skizziert die einzelnen Schritte im Zuge des Energiespar-Contractings am Beispiel der Universität Hohenheim und zeigt, inwieweit die geplanten Maßnahmen bereits durchgeführt wurden. 182 I. Geplante Maßnahmen: Installation eines Blockheizkraftwerks im Kesselhaus mit einer Leistung von 640 kw (elektrisch) / 970 kw (thermisch) Geplante Fertigstellung: Sommer 2012 Aktueller Stand: Heizwerk ist vorhanden, installiert und in Betrieb II. Geplante Maßnahmen: Optimierung der Fernwärmenetze. Notwendige Voraussetzung für das Blockheizkraftwerk. Dadurch eigene Heißwasserversorgung der Mensa. Geplante Fertigstellung: Sommer 2012 Aktueller Stand: Installation abgeschlossen und in Betrieb III. Geplante Maßnahmen: Sanierung der Kälte- und Klimaanlage im Rechenzentrum: Installation von Umluftkühlgeräten im Rechenraum Installation einer neuen Klimaanlage zur Frischluftversorgung Erneuerung der Regelungstechnik Geplante Fertigstellung: Frühjahr 2012 Aktueller Stand: Installation abgeschlossen IV. Geplante Maßnahmen: Einbau einer Deckenstrahlheizung in der Landtechnikhalle: Sanierung der Warmwasserbereitung Geplante Fertigstellung: Frühjahr 2012 Aktueller Stand: Installation abgeschlossen 181 Vgl. Cofely (2011), S Vgl. Cofely (2011), S. 9 ff. 54

62 V. Geplante Maßnahmen: Freie Kühlung im Biozentrum: Energieeffiziente Kälteerzeugung im Winter mit Außenluft über die bestehende Kühlturmanlage Hydraulische Optimierung des Kaltwassernetzes Geplante Fertigstellung: Frühjahr 2012 Aktueller Stand: Installation abgeschlossen VI. Geplante Maßnahmen: Sanierung von Heizungs- und Regelungsanlagen in 30 Gebäuden: Erneuerung der Schaltschränke und Regelungstechnik, Austausch von Pumpen und Ventilen Teilweise komplette Erneuerung von Fernwärmeübergabestationen und Warmwasserbereitern Geplante Fertigstellung: Herbst 2012 Aktueller Stand: Sanierung abgeschlossen VII. Geplante Maßnahmen: Optimierung von bestehenden Regelungs-anlagen in 20 Gebäuden Optimierung der Laborlüftung im Biozentrum und in der LA Chemie Ergänzung von Raumtemperaturfühlern an Heizungsanlagen Geplante Fertigstellung: Herbst 2012 Aktueller Stand: Optimierung abgeschlossen VIII. Geplante Maßnahmen: Gebäudeleittechnik und Energiemanagementsystem Erweiterung der neuen INGA-Gebäudeleittechnik um die neu installierten Regelungsanlagen Installation eines Energiemanagementsystems mit Aufschaltung von über 300 Strom-, Wärme und Wasserzählern Verknüpfung von Gebäudeleittechnik und Energiemanagementsystem zur Korrelation von Energieverbrauchsdaten und Anlagenbetriebszuständen, wobei 55

63 dadurch eine automatische Erstellung von Energieberichten und eine Massendatenanalyse ermöglicht wird Geplante Fertigstellung: Ende 2013 Aktueller Stand: Aufschaltung der Energiezähler zu 80 % bereits abgeschlossen. Gebäudeleittechnik befindet sich in der Endphase. Energiemanagementsystem wurde bereits installiert und wartet auf die Verknüpfung mit der Gebäudeleittechnik. Fertigstellung ist innerhalb 2013 geplant. Die Universität Hohenheim verspricht sich durch das Energiespar-Contracting eine prognostizierte Einsparung von Euro pro Jahr zu erreichen, wobei jährlich auch Tonnen CO2 eingespart werden (dies entspricht ca. 700 Haushalten). 183 Um dieses Ziel zu erreichen, musste die Universität rund 4,5 Millionen Euro Investitionskosten tätigen, welche sich jedoch durch die jährlichen Euro Einsparungen schnell amortisieren sollten. 184 Der Zuständige der Universität Hohenheim für die Betreuung und Koordination mit der Firma Cofely ist Herr Ulrich Geisler von der Abteilung Technik und Gebäude (AT 1 Energie und Umwelt), der auch gleichzeitig für das Energiemanagement der Universität verantwortlich ist Analyse des Strom-, Wärme- und Wasserverbrauchs In diesem Kapitel wird der Fokus auf die Energiedaten im Bereich des Strom-, Wärmeund Wasserverbrauchs der zu validierenden Gebäude gelegt, die im Rahmen dieser Diplomarbeit gesammelt und erfasst wurden. Im Hinblick auf die Validierung der Umwelterklärung im Herbst 2013 wird versucht, den derzeitigen Stand der einzelnen Gebäude im Bereich Energie aufzuzeigen und gegebenenfalls Maßnahmen für eine Verbesserung festzulegen. Da gewisse Energiedaten für das Jahr 2013 erst nach Fertigstellung dieser Abschlussarbeit erhoben werden können, wird versucht mit den bis dato vorhandenen Daten den Ist-Zustand bestmöglich wiederzugeben. Zuerst jedoch muss die Vorgehensweise im Zuge der Analyse erläutert werden Vorgehensweise bei der Analyse Ein ebenfalls wichtiger Punkt in Bezug auf die bevorstehende EMAS-Prüfung ist die Angabe der Verbräuche von Strom, Wasser und Wärme in der Umwelterklärung. Der Gesamtverbrauch lässt sich jedoch ergebnisreicher erfassen im Vergleich zu einzelnen 183 Vgl. Kreeb (2013b). 184 Vgl. Hohenheimer Online-Kurier (2011d). 185 Vgl. Kreeb (2013b). 56

64 Gebäuden der Universität. Dies liegt daran, dass in Vergangenheit in vielen Gebäuden keine Wasser-, Strom- oder Wärmezähler vorhanden oder defekt waren und somit die Erfassung der einzelnen Gebäude extrem schwierig oder fast unmöglich war. Wie bereits in Kapitel erwähnt, wurden im Zuge des Energiespar-Contractings auf dem gesamten Campus neue Zähler installiert. Es konnte im Rahmen dieser Diplomarbeit jedoch festgestellt werden, dass immer noch diverse Zähler zur Messung für Strom, Wärme und Wasser in einigen Gebäuden fehlen, defekt sind oder im Moment noch umgerüstet werden. Die Aufschaltungsphase der neuen Zähler ist jedoch noch nicht komplett abgeschlossen, so dass in naher Zukunft mit genaueren Daten gerechnet werden kann. Eine Übersicht mit den bisherigen und geplanten Zählern (Stand 2013) wurde von Herrn Geisler (Abteilung Technik und Gebäude, AT 1 Energie und Umwelt) zur Verfügung gestellt und befindet sich im Anhang. In den folgenden Unterkapiteln wird jedoch versucht, über eine unkonventionelle Methode den Strom-, Wasser und Wärmeverbrauch der zu validierenden Gebäude zu ermitteln, bei denen keine Zähler vorhanden sind. Hierbei wird der Gesamtverbrauch (Stand: ) von Strom, Wasser und Wärme der Universität Hohenheim als Maßstab genommen und durch die gesamte Gebäudefläche der Universität dividiert. Der erhaltene Wert wird mit der Quadratmeteranzahl eines einzelnen Gebäudes multipliziert, um einen gewissen Anhaltswert über die Verbräuche, bezogenen auf dieses einzelne Gebäude, zu erhalten. 186 Bei der Berechnung des Stromverbrauchs der einzelnen Gebäude wird beispielsweise folgendermaßen vorgegangen: * m² des zu validierenden Gebäudes Damit zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls eine Aussage über den aktuellen Energieverbrauch der gesamten Universität getroffen und ein Fazit gezogen werden kann, sind in Tabelle 5 die Energiedaten und die damit verbundenen Kosten der gesamten Universität über die Jahre dargestellt. Tabelle 5: Wärme-,Strom- und Wasserverbrauch der Universität Hohenheim Energiedaten Wärme Verbrauch (MWh) Kosten ( ) Vgl. Kreeb; Hanke (2013). 57

65 Strom Verbrauch (kwh) Kosten ( ) Wasser Verbrauch (Trinkwasser in m³) Kosten (Trinkwasser in ) Kosten (Abwasser in ) CO2-Emissionen Ausstoß (t) 9.973, , ,4 - - Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Universität Hohenheim (2012a), S. 26, Geisler (2013b) und Umweltbundesamt (2013). Die durch den Strom verursachten CO2-Emissionen wurden in der Tabelle nur bis zum Jahr 2010 erfasst, da mit der Einführung des in Kapitel erläuterten Ökostroms keine oder nur noch geringe CO2-Ausstöße zu vermerken sind Tierklinik Die Tierklinik (Gebäudenummer 05.44) gehört der Fakultät Agrarwissenschaften an und wird von Prof. Dr. Werner Amselgruber geleitet, der zugleich auch Tierschutzbeauftragter ist. Zusammen mit dem Fachgebiet Anatomie und Physiologie der Haustiere (460a), Umwelt- und Tierhygiene (460b) sowie dem Zoologischen und Tiermedizinischen Museum (785), bildet es das Institut für Umwelt- und Tierhygiene sowie Tiermedizin mit Tierklinik (460). Die Tierklinik befindet sich etwas außerhalb der Universität, nicht weit vom Meiereihof entfernt. 187 Bezüglich des Strom-, Wärme- und Wasserverbrauchs der Tierklinik konnten von der Ingenieursgesellschaft Cofely und von Herrn Geisler keine Angaben gemacht werden, da immer noch keine Zähler in diesem Gebäude vorhanden sind. Der Einbau bzw. die Aufschaltung dieser Zähler ist bis Ende 2013 vorgesehen. 188 Es wird jedoch versucht über die in Kapitel erläuterte unkonventionelle Methode den Strom-, Wasser- und Wärmeverbrauch auszurechnen. Hierbei ist zu erwähnen, dass die Universität Hohenheim und Cofely unterschiedliche Angaben bezüglich der Gebäude machen. Das Ergebnis ist dementsprechend nicht zu 100 Prozent transparent. Die folgenden Daten basieren auf den Flächenangaben, die ich während meiner Diplomarbeit von Herrn Ulrich Geisler erhalten habe, wobei zu erwähnen ist, dass die 187 Vgl. Universität Hohenheim (2013f). 188 Vgl. Geisler, Ulrich (2013e). 58

66 Nutzfläche der einzelnen Gebäude als Richtwert genommen wurde. Die Nutzfläche setzt sich aus der Hauptnutzfläche und Nebennutzfläche zusammen, wobei die Verkehrsfläche in diesem Fall nicht mit eingerechnet wird. Eine Auflistung der Gebäudeflächen befindet sich im Anhang. Somit ergeben sich folgende Verbräuche für die Jahre 2011 und Beispiel für den Stromverbrauch der Tierklinik im Jahr 2012: * 848,15 m² = ,10 [kwh] Tabelle 6: Verbräuche der Tierklinik 189 Tierklinik (Gebäudenummer: 05.44) Haupt- und Nebennutzfläche: 848,15 m² Strom Verbrauch [kwh] , ,10 Preis [ / kwh] 0,1436 0,1717 Kosten [ ] , ,11 Wärme Verbrauch [MWh] 189,23 195,47 Preis [ / MWh] 49,97 56,91 Kosten [ ] 9.455, ,10 Wasser Verbrauch [m³] 653,89 870,21 Preis [ / m³] 1,87 1,80 Kosten [ ] 1.222, ,37 Quelle: Eigene Darstellung Meiereihof Die zwei Teilbereiche Meiereihof und Kleinhohenheim bilden zusammen die Versuchsstation (401). Beide Betriebsteile liegen am Rand der Filderebene, wobei der Meiereihof am östlichen Rand des Campus und Kleinhohenheim 3 km in nördlicher Richtung vom Campus entfernt liegen. Durch die Campuslage und die damit verbundene Nähe zu anderen Instituten und Labors, werden betreuungsintensive und Versuchsprojekte 189 Für die Datenermittlung wurden die Quellen Universität Hohenheim (2012), Geisler (2013b) und Geisler (2013c) hinzugezogen. 59

67 erst ermöglicht. 190 Der Forschungsschwerpunkt des ca. 80 Hektar großen Meiereihofs liegt im konventionellen und ökologischen Landbau, vor allem in der Milchvieh- Hochleistungsherde. 191 Hierbei werden neue Fütterungs- und Haltungstechniken realisiert und erarbeitet, indem Hochleistungskühe über Fütterungsmaßnahmen in ihrer Auswirkung auf Fruchtbarkeit, Tiergesundheit und Wohlbefinden wissenschaftlich untersucht werden. 192 Der Hof besteht aus den Gebäuden Getreide- und Futtermittelspeicher (05.23), Rinderstall (05.25), Stroh- und Heulagerhalle (05.27), Sozialräume und Schleppergarage (05.28), Holzwerkstatt und Schlosserei (05.31), sowie dem Hof dazugehörigen Büro- und Verwaltungsgebäude (05.24 und 05.21). Zur Ermittlung der Energieverbräuche des Meiereihofs wird ebenfalls die Vorgehensweise der angesprochenen Methode in Kapitel verwendet. Hierbei wird nur die Nutzfläche der einzelnen Gebäude des Meiereihofs bei der Berechnung berücksichtigt, nicht aber die Weidefläche der Nutztiere, da dies für die Darstellung des Energieverbrauchs nicht notwendig ist. Die einzelnen Energieverbräuche der Gebäude des Meiereihofs werden explizit betrachtet und sind in folgender Tabelle aufgelistet. Tabelle 7: Verbräuche des Meiereihofs 193 Meiereihof (Gebäudenummer: 05.21, 05.23, 05.24, 05.25, 05.27, 05.28, 05.31) Haupt- und Nebennutzfläche: 7.634,26 m² Strom Verbrauch [kwh] , ,79 Preis [ / kwh] 0,1436 0,1717 Kosten [ ] , ,79 Wärme Verbrauch [MWh] 1.703, ,42 Preis [ / MWh] 49,97 56,91 Kosten [ ] , ,82 Wasser Verbrauch [m³] 5.885, ,79 Preis [ / m³] 1,87 1,80 Kosten [ ] , ,03 Quelle: Eigene Darstellung. 190 Vgl. Betriebsspiegel (2011), S Vgl. Universität Hohenheim (2013g). 192 Vgl. Betriebsspiegel (2011), S Für die Datenermittlung wurden die Quellen Universität Hohenheim (2012), Geisler (2013b) und Geisler (2013c) hinzugezogen. 60

68 4.5.4 Schloss Mittelbau Das spätbarocke Schloss, das Herzog Carl Eugen Ende des 18. Jahrhunderts errichten ließ, ist nicht nur eine Sehenswürdigkeit, die sich an vielen Besuchern und Touristen erfreut. Das Schloss (Mittelbau) der Universität Hohenheim besteht aus vier Stockwerken und ist folgendermaßen aufgebaut: das Untergeschoss beziehungsweise Schlosskeller, das Erdgeschoss, das 1. Obergeschoss und 2. Obergeschoss. In den oberen Etagen befinden sich historische Säle, wie der Blaue Saal, der grüne Saal, das Tannenzapfenzimmer und der Balkonsaal, in denen Veranstaltungen der Universität und Feste stattfinden. 194 Die Universität Hohenheim hat aber auch in großen Teilen des Schlosses wichtige zentrale Einrichtungen untergebracht, beispielsweise das Rektorat, das Prüfungsamt, das Studieninformationszentrum (SIZ) sowie die Bereichsbibliothek. 195 Das Schloss (Mittelbau) soll ebenfalls nach EMAS validiert werden, wobei das Ingenieursbüro Cofely den Schloss Mittelbau noch einmal unterteilt in Ost- und Westflügel. Somit ergeben sich drei verschiedene Gebäude für die Validierung: Schloss Mittelbau (04.11), Schloss Westflügel (04.12) und Schloss Ostflügel (04.13). Es wurden zwar im Zuge des Energiespar-Contractings bereits einige Zähler sowohl im Schloss Mittelbau, als auch im West- und im Ostflügel aufgebaut, jedoch sind zurzeit noch nicht alle in Betrieb. Um ein einheitliches Ergebnis zu gewährleisten, wird in diesem Fall ebenfalls die Rechenmethode aus den vorherigen Kapiteln angewendet. Tabelle 8: Verbräuche des Schloss Mittelbaus, West- und Ostflügels 196 Schloss Mittelbau, West- und Ostflügel (Gebäudenummer: 04.11, 04.12, 04.13) Haupt- und Nebennutzfläche: 7.261,33 m² Strom Verbrauch [kwh] , ,98 Preis [ / kwh] 0,1436 0,1717 Kosten [ ] , ,18 Wärme Verbrauch [MWh] 1.620, ,48 Preis [ / MWh] 49,97 56,91 Kosten [ ] , , Vgl. Universität Hohenheim (2013h). 195 Vgl. Universität Hohenheim (2013h). 196 Für die Datenermittlung wurden die Quellen Universität Hohenheim (2012), Geisler (2013b) und Geisler (2013c) hinzugezogen. 61

69 Wasser Verbrauch [m³] 5.598, ,17 Preis [ / m³] 1,87 1,80 Kosten [ ] , ,30 Quelle: Eigene Darstellung Tropenzentrum Das Tropenzentrum (03.33) ist das älteste wissenschaftliche Zentrum der Universität Hohenheim. Der Beschäftigungsschwerpunkt des Tropenzentrums liegt in der interdisziplinären Forschung und Lehre im Bereich der tropen- und entwicklungsorientierten Agrarwissenschaften. In Deutschland gibt es drei weitere wissenschaftliche Zentren mit den gleichen Forschungspunkten (Witzenhausen, Göttingen, Bonn/Zentrum für Entwicklungsforschung ZEF), wobei das Tropenzentrum zurzeit die am breitesten gefächerte Fachkompetenz und damit auch Konkurrenzkraft unter den deutschen Tropenzentren aufweist. Grund dafür ist die konsequente Profilierung und Einbindung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen auch aus Fachgebieten, die nicht im Tropenbereich angesiedelt sind. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene sichert das Tropenzentrum der Universität Hohenheim in diesem Bereich einen deutlichen Vorsprung, indem die Hohenheimer Aktivitäten und Forschung auf dem Gebiet der entwicklungs- und tropenbezogenen Ressourcen-, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften gebündelt und gefördert werden. 197 Bezüglich des Energieverbrauchs des Tropenzentrums ist zu erwähnen, dass hier bereits Strom-, Wärme- und Wasserzähler vorhanden sind. Somit ist das Tropenzentrum im Vergleich zu den anderen untersuchten Gebäuden bezüglich der Energiedaten optimal ausgerüstet, wodurch wiederum transparente und valide Daten gesammelt werden konnten, die in folgender Tabelle dargestellt sind. Tabelle 9: Verbräuche des Tropenzentrums Tropenzentrum (Gebäudenummer: 03.33) Haupt- und Nebennutzfläche: 1.242,46 m² Strom Verbrauch [kwh] Preis [ / kwh] 0,1436 0,1717 Kosten [ ] Vgl. Liebig (2007), S

70 Wärme Verbrauch [MWh] 226,06 214,10 Preis [ / MWh] 49,97 56,91 Kosten [ ] Wasser Verbrauch [m³] 598,33 633,18 Preis [ / m³] 1,87 1,80 Kosten [ ] Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Geisler (2013d) Ergebnisse der Analyse Bei der Auswertung der Daten ist noch einmal zu erwähnen, dass die Universität Hohenheim und das Ingenieursbüro Cofely unterschiedliche Werte bezüglich der Gebäudeflächen angeben und die meisten erfassten Daten der zu validierenden Gebäude demnach auf Schätzungen basieren. Diese Werte sollen in erster Linie einen Anhaltspunkt bezüglich des Energieverbrauchs liefern, um den aktuellen Ist-Zustand der einzelnen Gebäude widerzuspiegeln. Im Hinblick auf die bevorstehende EMAS- Validierung Ende des Jahres ist dies vorerst ein entscheidender Schritt, wobei die Auswertung genauerer Daten leider noch nicht abgeschlossen ist. Des Weiteren war das Ziel dieser Analyse zu überprüfen, inwieweit ein Energiemanagementsystem an der Universität Hohenheim bereits aufgebaut wurde. Wie bereits in Kapitel erwähnt, hat die Aufschaltung und Montierung der neuen Energiezähler schon längst begonnen und wird voraussichtlich bis Ende 2013 vollendet sein. 198 Das Tropenzentrum ist in diesem Zusammenhang ein positives Beispiel, da hier bereits alle Energiezähler vorhanden sind. Hinsichtlich einer Einführung von EMAS und ISO und der damit verbundenen aktuellen Darstellung der Energieverbrauchsdaten, steht somit das Tropenzentrum von allen untersuchten Gebäuden am besten da. Das geplante Energiemanagementsystem zur Korrelation von Energieverbrauchsdaten und den Anlagenbetriebszuständen wurde vom Energiespar-Contractor Cofely bereits installiert und ist betriebsbereit. 199 Der Einbau der neuen Gebäudeleittechnik befindet sich derzeit in der Endphase und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis eine Verknüpfung zum Energiemanagementsystem hergestellt werden kann. Somit können in absehbarer Zukunft automatische Massendatenanalysen und Energieberichte erstellt 198 Vgl. Geisler (2013e). 199 Vgl. Cofely (2011), S

71 werden, die einen aktuellen und validen Energieverbrauch der Universität Hohenheim gewährleisten Analyse der Abfallmengen Im Hinblick auf die bevorstehende Validierung der Umwelterklärung im Herbst 2013 spielt die Darstellung und Angabe der Abfallmengen der Universität Hohenheim ebenfalls eine wichtige Rolle. In diesem Kapitel wird kurz das Abfallkonzept der Universität Hohenheim erläutert und versucht die aktuellen Abfallmengen bis zum jetzigen Zeitpunkt darzustellen. Hierbei wird nur auf die wichtigsten Daten in Bezug auf die Abfallwirtschaft eingegangen, da eine detaillierte Betrachtung den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Im Anschluss daran wird die Vorgehensweise bei der Datenzusammenstellung der Abfallmengen erläutert und die Ergebnisse im Nachgang zusammengefasst Abfallwirtschaft an der Universität Hohenheim Der Abfall der Universität Hohenheim wird grob in zwei Kategorien aufgeteilt. Diese sind zum einen die gefährlichen, zum anderen die ungefährlichen Abfälle. Folgende Tabelle zeigt auf, welche Abfälle in der Regel an der Universität Hohenheim anfallen. Tabelle 10: Abfallquellen der Universität Hohenheim Ungefährliche Abfälle Bauschutt und Erdaushub Elektro- und Elektronikschrott Papier und Kartonagen (außer Hygienepapier) Büromaterialien (außer Batterien) Verpackungsabfälle Essensreste, die nicht für den Biomüll bestimmt sind (Fleischreste, Schalen von Zitrusfrüchten) Essensreste, die potentiell für den Biomüll geeignet sind (rohe Gemüseund Obstreste, Kaffeefilter, Teebeutel) Glasabfall Grüngut der Parks / Höfe Gefährliche Abfälle Chemikalien aus den Laboren Leuchtstoffröhren Maschinen- und Getriebeöle Feste Abfälle aus Sandfanganlagen Schlämme aus Öl-/ Wasserabscheidern Verunreinigter Metallschrott Verunreinigtes Laborglas, Kunststoff, Holz Trockenbatterien Kühlschränke Monitore 200 Vgl. Geisler (2013e). 64

72 Sperrmüll Hygienepapier aus den Nasszellen Mischabfall (Coffee-to-go-Becher, Servietten, Einweggeschirr bei Veranstaltungen, Zigarettenkippen, Straßenkehricht) Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Amann (2013a). Für gefährliche Abfälle gibt es ein gesondertes Lager, das sich hinter dem Biogebäude in der Garbenstraße 30 befindet. Dort gibt es Ablagestellen für Sperrmüll und Laborglasabfälle sowie Behälter zur Sammlung von Altelektrogeräten, die bei Bedarf geleert und entsorgt werden. Elektronischer Abfall wie beispielsweise Rechner, Bildschirme und Drucker sind gemäß 10 (2) des Elektro- und Elektrogerätegesetz 201 von den Herstellern zur Entsorgung zurückzunehmen. Bei Neulieferungen werden diese regelmäßig abgeholt und entsorgt. Batterien und leere Tonerkartuschen gehen an die Beschaffungsstelle zurück, wo eine Verwertung über Sammelstellen oder deren Hersteller stattfindet. Für ungefährliche Glasabfälle sind in der August-von-Hartmann-Straße 3 Altglascontainer unterhalb des Biogebäudes aufgestellt. 202 Der Großteil der ungefährlichen Abfälle wird über den Restmüll entsorgt. Der Biomüll wird grundsätzlich ebenfalls dem Restmüll zugeordnet. Lediglich Papier wird gesondert entsorgt, wodurch die Frage nach Optimierung aufkommt, da hierdurch große Wertstoffpotenziale verloren gehen. Die im Restmüll oftmals enthaltenen wertvollen Rohstoffe wie bspw. Metall, Elektroschrott oder Holzabfälle aus den universitären Werkstätten könnten durch eine Verwertung für die Universität finanzielle Vorteile bringen. Die Entsorgung gefährlicher Abfälle sowie Sperrmüll und Elektronikaltgeräte wird vom Betriebsbeauftragten für Abfall Dr. Robert Amann verwaltet. Hierfür gibt es bereits ein Konzept, dessen Details in einem jährlichen Gefahrgutseminar geklärt werden. In diesem Seminar werden den beteiligten Personen und Abfallbeauftragten allgemeine Informationen zum Thema Entsorgung und ihre damit verbundenen Aufgaben vermittelt. Eine Übersicht über den Inhalt und Ablauf dieses Abfall- und Gefahrgutseminars befindet sich im Anhang Vorgehensweise bei der Analyse der Abfallmengen Bisher gibt es kein einheitliches Abfallkonzept für die Entsorgung ungefährlicher Abfälle an der Universität, wodurch die Restabfallmengen im Vergleich zu anderen Universitä- 201 Vgl. ElektroG, Vgl. Amann (2013a). 203 Vgl. Amann (2013b). 65

73 ten des Landes Baden-Württemberg relativ hoch sind. 204 Für die Entsorgung der Restabfallmengen ist die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) zuständig, welche die Entleerung der Müllgroßbehälter (MGB) und Presscontainer übernimmt. Die Abfallmengen der ungefährlichen Abfälle werden jedoch nicht gewogen, wodurch eine genaue Kalkulation und Darstellung der Abfallmengen erschwert wird. Im Folgenden wird unter Berücksichtigung einer Prüfung durch das staatliche Rechnungsprüfungsamt Tübingen im Jahr 2009 versucht, durch Schätzungen, die in einem Gespräch mit Dr. Robert Amann (Abfallbeauftragter der Universität Hohenheim) ermittelt wurden, die aktuellen Abfallmengen der Universität Hohenheim bestmöglich wiederzugeben. Hierbei wird der Durchschnittswert der Abfallmenge je Unimitglied der im Jahr 2009 durchgeführten Prüfung als Richtwert genommen und mit der Unimitgliederzahl der einzelnen Jahre multipliziert. Somit kann zumindest ein Durchschnittswert der letzten Jahre bezüglich der Abfallmengen wiedergegeben werden. Im Anschluss an die allgemeinen Abfallmengen folgt eine Tabelle, die genaue Kennzahlen bezüglich der gefährlichen Abfälle veranschaulicht, da diese von Dr. Robert Amann in jährlichen Abfallbilanzen gesammelt und für diese Abschlussarbeit zur Verfügung gestellt wurden. Damit zu einem späteren Zeitpunkt die Abfallmengen der gesamten Universität berechnet und veranschaulicht werden können, bedarf es jedoch zuerst der gesamten Mitgliederanzahl der Universität, welche aus Tabelle 11 zu entnehmen ist. Tabelle 11: Personal- und Studentenanzahl der Universität Hohenheim Studenten Mitarbeiter Unimitglieder gesamt Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Universität Hohenheim (2012). Zur Berechnung der Abfallmengen wurde unter Berücksichtigung des Prüfungsberichts im Jahr 2009 zusammen mit Dr. Robert Amann Durchschnittswerte der Abfallmengen (bspw. für das Jahr 2012) geschätzt und ermittelt, welche der folgenden Tabelle zu entnehmen sind Vgl. Staatliches Rechnungsprüfungsamt Tübingen (2009), S Vgl. Amann (2013b). 66

74 Tabelle 12: Durchschnittswerte zu Mengen der Abfallwirtschaft der Universität Hohenheim (Bsp. Jahr 2012) Kennzahl Gesamtmenge Abfälle je Unimitglied [kg] 57,5 Restmüllmenge je Unimitglied [kg] 48,5 Unimitglieder gesamt Restmüll gesamt [t] 573,3 Abfälle gesamt [t] 679,7 Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Amann (2013b) und Staatliches Rechnungsprüfungsamt Tübingen (2009), S. 12. Im Anschluss wurde für die Endberechnung der gesamten Abfallmengen für das Jahr 2012 folgendermaßen vorgegangen: Gesamtmenge Abfälle je Unimitglied [2012] * Unimitglieder gesamt [2012] = Gesamtmenge Abfälle [t] In Zahlen ergibt sich aus dieser Gleichung folgender Wert für die Gesamtabfallmenge des Jahres 2012: 57,5 kg * Unimitglieder = 679, 7 t Abfälle gesamt Ergebnisse und Darstellung der Analyse Unter Berücksichtigung der im vorherigen Kapitel erläuterten Vorgehensweise und Berechnung ergeben sich folgende Kennzahlen bezüglich des Abfallaufkommens der Universität Hohenheim für die Jahre Tabelle 13: Abfallmengen der Universität Hohenheim der Jahre Kennzahl Gesamtmenge Abfälle [t] 502, ,5 651,1 679,7 Ges. Restmüllmenge [t] 423, ,4 549,2 573,3 Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Amann (2013b) und Staatliches Rechnungsprüfungsamt Tübingen (2009), S

75 Der Anteil des Restmülls an der Gesamtabfallmenge der Universität Hohenheim im Jahr 2012 ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Abbildung 10: Anteil Restmüll an der Gesamtabfallmenge im Jahr 2012 Quelle: Eigene Darstellung Im Zuge der Einführung von EMAS und der damit verbundenen Validierung der Umwelterklärung im Herbst 2013 ist es ebenfalls notwendig die Abfallmengen der zu validierenden Gebäude anzugeben. Wie bereits erwähnt ist es jedoch nicht möglich die Mengen der ungefährlichen Abfälle exakt anzugeben, wodurch es einer Berechnungsmethode mit den oben bereits aufgeführten Schätzwerten bedarf. Für die Berechnung werden die Durchschnittswerte der ungefährlichen Abfälle je Unimitglied als Richtwert genommen und mit der Mitgliederanzahl des jeweiligen Gebäudes multipliziert. Da in den zu validierenden Gebäuden der größte Anteil an Abfall durch die Mitarbeiter verursacht wird und die Studentenfluktuation im Gegensatz zu anderen Gebäuden und Instituten der Universität eher gering ist, wird in der folgenden Tabelle grundsätzlich nur die Mitarbeiteranzahl der einzelnen Gebäude für die Berechnung berücksichtigt. Tabelle 14: Abfallmengen der nach EMAS zu validierenden Gebäude Gebäude und deren Mitarbeiteranzahl Tierklinik: - 2 Tierärzte (Vollzeit) - 2 Arzthelferinnen (Vollzeit) - 3 Auszubildende Anzahl der Abfälle gesamt Restmüll gesamt Unimitglieder [kg] [kg] 7 402,5 339,5 68