Erfahrungsbericht Auslandsstudium: University of California San Diego

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1 Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Erfahrungsbericht Auslandsstudium Persönliche Angaben Studiengang an der FAU: Gastuniversität: Gastland: Studiengang an der Gastuniversität: Aufenthaltszeitraum (WS, SS oder Jahr): International Production Engineering and Management University of California San Diego USA Mechanical Engineering Courses, Management Courses WS 14/15 Erfahrungsbericht Auslandsstudium: University of California San Diego 1. Vorbereitung Für mich stand schon relativ früh in meinem Studium fest, dass ich für ein Semester ins Ausland gehen werde, unter anderem auch aufgrund der Tatsache, dass ein Auslandsaufenthalt entweder in Form eines Studiums oder eines Praktikums in der Studienordnung ausdrücklich erwünscht ist. Dies war sogar ein Grund für mich, sich für das International Production Engineering and Management Studium an der FAU zu entscheiden. Präzise Informationssuche und konkrete Planung für das Semester im Ausland haben etwa ein Jahr im Voraus begonnen, also in meinem dritten Fachsemester. Hierbei habe ich mir verschiedene Vortragsreihen von unterschiedlichen Organisationen über diverse Destinationen angehört, um ein möglichst breites Bild aller Möglichkeiten zu bekommen. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Partnerhochschulen, in Form von ERASMUS oder anderweitig, und der Möglichkeit, als sogenannter Free Mover ins Ausland zu gehen. Meiner Erfahrung nach schadet es nicht, mehrere Optionen in Betracht zu ziehen und Bewerbungen parallel laufen zu lassen. Entscheidet man sich also für den etwas komplizierteren Weg als Free Mover, so gibt es diverse Organisationen, die einem i.d.r. kostenfrei beim Bewerbungsprozess helfen. Durch einen Vortrag hatte ich von International Education Center (IEC) erfahren und hatte auch direkt eine persönliche Ansprechpartnerin, die mir bei Fragen zur Seite stand. Auch wenn die Organisationen einem die Bewerbung enorm erleichtern, indem man mit Informationen, benötigte Bewerbungsdokumente, Deadlines etc. versorgt wird, ist festzuhalten, dass man sich nur an ausgewählten Partneruniversitäten dieser Organisationen bewerben kann. Nach langem Hin- und Her ist meine Entscheidung letztendlich aus mehreren Gründen auf die University of California San Diego gefallen, für die ich dann auch zu Beginn des Jahres 2014 meine vollständige Bewerbung abgeschickt hatte. Grundsätzlich gibt es viele Partnerhochschulen der Organisationen, bei denen man eine sofortige Sicherheit hat, einen Platz zu bekommen. Durch das erschwerte Auswahlverfahren der UCSD kam mein hoffnungsvoll erwarteter Letter of Acceptance für das Fall Quarter 2014 etwa drei bis vier Wochen, nachdem ich die Bewerbung abgeschickt hatte. 1

2 2. Anreise/ Visum Um das Visum musste ich mich bereits im Zuge meiner Bewerbung kümmern, was wie man das von den USA erwartet hat ein etwas aufwendigerer Prozess ist. Die Kosten für das gesamte F-1 Studentenvisum belaufen sich auf etwa 300 Dollar. Nachdem man durch das Online Procedere durch ist, bei dem man aber Unterstützung von der Organisation hat, muss man anschließend noch zur Botschaft, um diverse Dokumente abzugeben bzw. letztendlich das Visum für den Reisepass zu bekommen. Meinen Flug nach San Diego hatte ich etwa drei Monate im Voraus gebucht, also im Mai Leider habe ich den Fehler gemacht, Hin- und Rückflug nicht in einem zu buchen, was den Preis für den Rückflug unverhältnismäßig in die Höhe getrieben hat. Direktflüge von Deutschland gibt es leider keine, sodass man gezwungen ist entweder einen Stop-Over, wie ich zum Beispiel in Seattle, einzulegen, oder einen Flug nach Los Angeles zu buchen, von wo aus man mit Auto oder Bus in ca. zwei bis drei Stunden in San Diego ist. 3. Unterkunft Schon sehr früh hat sich für mich herausgestellt, dass On-Campus Housing (Studentenwohnheim) für mich keine Option darstellt, da es zum einen im Gegensatz zu Deutschland die teuerste Möglichkeit ist unterzukommen (ca Dollar pro Zimmer), zum anderen werden die Wohnheime vor allem von jüngeren Studenten zwischen 17 und 19 Jahren bewohnt. Entscheidet man sich allerdings für eine private Unterkunft, so ist es sehr schwer das Ganze von Deutschland aus zu regeln, weshalb ich mich entschieden habe, bereits im August nach San Diego zu fliegen, um für die ersten Tage in einem Hostel zu wohnen und nach Zimmern zu suchen. Leider gibt es keine spezielle Website für Studentenwohnungen, ähnlich der deutschen Seite WG-gesucht, sondern nur die sehr allgemeine Website Craigslist. Nach mehreren s, Telefonaten und Interviews bin ich aber doch schließlich fündig geworden und habe mir ein kleines Haus mit einem jungen, berufstätigen Amerikaner im Stadtteil Pacific Beach geteilt. 4. Studium Ganz grundsätzlich ist festzuhalten, dass sich ein Studium in den USA wirklich stark von dem in Deutschland unterscheidet. Am auffälligsten ist neben dem Quarter bzw. Trimester System (abhängig davon, ob man Kurse in der Summer Session belegt oder nicht) die doch sehr verschulte Struktur mit kontrollierten Hausaufgaben, Anwesenheitskontrollen und unangekündigten Tests. Nach einigen informativen Einführungstagen, in denen die Registratur vorgenommen, eine Campustour durchgeführt und die Einschreibung in die Kurse erklärt wurde, haben zwei sehr intensive Uniwochen begonnen. Dadurch, dass wir als Studenten im University Professional Studies (UPS) Programm über die UCSD Extension eingeschrieben waren, konnten wir uns nicht wie reguläre Studenten in die Kurse einschreiben, sondern mussten Kurse crashen. Dies bedeutet so viel wie acht bis zehn Kurse in den ersten beiden Wochen zu besuchen und um die Unterschrift des Professors zur Teilnahme am Kurs zu bitten. Erst nach zwei bis drei Wochen hat man dann erfahren, ob man sicher in den präferierten Kursen drin war. Hausaufgaben waren natürlich bereits in allen Kursen anzufertigen, ebenso fanden bereits Quizzes (unangekündigte Tests) statt, was alles schon für die Endnote zählte. Ich konnte mich erfolgreich für die Kurse Introduction to Energy & Environment, Nanomaterials, beide von der Jacobs School of Engineering, und Business Project 2

3 Management, von der Rady School of Management, einschreiben. Dadurch bin ich auf den vollen Course Load von zwölf Units gekommen, den man als Vollstudent braucht. Belegt man einen Kurs, der weniger als vier Units gibt, sodass man nur auf insgesamt elf Units kommt, so kann man zum Beispiel einen Sprachkurs über eine Unit absolvieren. Möchte man mehr als die besagten zwölf Units belegen, so muss man diese extra zahlen, da sie nicht in den Studiengebühren enthalten sind. Jedes meiner drei Fächer war anders strukturiert, hatte eine unterschiedliche Gruppengröße und hatte ein anderes System zur Notenvergabe. In Energy & Environment wurden zum Beispiel drei Midterms geschrieben, die insgesamt bereits 60% der Endnote ausmachten; das Final brachte dann die übrigen 40%. In Nanomaterials wurden Hausaufgaben eingesammelt, eine Group Presentation (inkl. Term Paper) gehalten und ein Midterm geschrieben, sodass das Final lediglich noch 35% ausgemacht hat. In meinem einzigen Management Kurs wurden wöchentlich Hausaufgaben kontrolliert, Quizzes geschrieben, die Anwesenheit kontrolliert und natürlich auch ein Midterm geschrieben. Das Final steuerte hier 30% zur Endnote bei. Alles in allem ist festzuhalten, dass in den USA meinem Eindruck nach kontinuierlicher gelernt und gearbeitet wird. Dies führt zum einen natürlich zu einer arbeitsintensiveren Zeit über das Semester hinweg, nimmt zum anderen aber auch ein wenig den Druck von den Schultern für die abschließende Klausur, da ein hoher Prozentsatz der Note bereits feststeht. 5. Betreuung an der Gastuniversität Die Betreuung vor Ort war vom ersten Tag an wirklich überzeugend, sowohl seitens der Academic Advisor, die die UPS Studenten an der Extension beraten, als auch seitens der Teaching Assistants (TAs) in den einzelnen Fachbereichen. Durch zwei umfangreiche Einführungstage wurden offene Fragen zum Thema Einschreibung in Kurse, Ablauf des Quarters etc. geklärt, wie oben bereits beschrieben. Über den Term verteilt fanden drei Academic Advising Sessions statt mit dem persönlich zugeteilten Advisor: eine zu Beginn, eine auf halbem Weg und eine zum Ende des Quarters. Hier konnten Fragen und Probleme offen angesprochen werden. Für die fachlichen Probleme in den einzelnen Kursen standen jeweils TAs zur Verfügung, die man entweder persönlich nach der Vorlesung bzw. in deren Sprechstunden ansprechen oder eben bequem per kontaktieren konnte. Auch die Professoren hatten ihre Sprechstunden, in denen sie gerne bereit waren über Probleme bezüglich des Unterrichtstoffes zu sprechen und hierbei weiterzuhelfen. Organisatorische Fragen konnten ebenfalls stets zeitnah geklärt werden. 6. Ausstattung der Gastuniversität Auch wenn die oftmals sehr hohen Studiengebühren im Ausland wirklich abschreckend wirken können, kommen sie absolut der Ausstattung der Unis zu Gute, mit der deutsche Universitäten nicht mithalten können. Angefangen von den zuvor erwähnten Teaching Assistants, die einen persönlich betreuen und beraten, über hochmodernen Vorlesungsräume bis hin zu einer exzellent ausgestatteten Bibliothek, wird einem das Studieren durch die Lernbedingungen vor Ort wirklich sehr erleichtert. In der Bibliothek zum Beispiel gibt es sowohl Windows Rechner, als auch Macs, die alle über ein riesen Softwarepaket verfügen, um den Studenten das Arbeiten auf ihrer bevorzugten Plattform zu bieten. Darüber hinaus gibt es Gruppenarbeitsräume mit Beamer und Whitebaord, um in sich in der Gruppe auf Präsentationen vorbereiten zu können. Außerdem gibt es neben der Hauptbibliothek am Campus, die Geisel Library, noch diverse Zweigbibliotheken mit einer Fülle an Literatur. 3

4 Natürlich wird auch ein riesiges Sportprogramm in hochmodernen Facilities angeboten, was gegen eine Gebühr von 100 Dollar für UPS Studenten genutzt werden kann: Tennisplätze, Fitnessstudio, Schwimmbad, Fußballfelder, Alltag und Freizeit Natürlich bleibt neben der Universität noch etwas Zeit, um Land und Leute zu erkunden, da auch oder vielleicht sogar gerade dies schließlich einen Auslandsaufenthalt so wertvoll macht. Mir persönlich war es wichtig, mit einem Amerikaner zusammen zu wohnen und dadurch einen etwas besseren Einblick in das kalifornische Leben zu erhalten. Was ich schnell gemerkt habe und wofür ich mich auch selbst schnell begeistern konnte, war die unglaubliche Aktivität der San Diegans und das Bedürfnis draußen zu sein. Durch die Nähe zum Ozean rückt dieser auch in den Mittelpunkt vieler Freizeitmöglichkeiten: Surfing, Beachvolleyball, Jogging oder Yoga am Strand, Longboarding auf der Promenade...die Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen sind unbegrenzt. Darüber hinaus finden sich in und um San Diego natürlich auch diverse Ziele, für die es sich lohnt, mal einige Kilometer zu fahren: USS Midway, Balboa Park, Potato Chip Rock, Gaslamp District, Coronado Island sind nur einige der vielen sehenswerten Dinge in San Diego selbst. Findet man die Zeit, etwas weiter zu reisen, so wird einem auch hier sicherlich nicht langweilig, selbst wenn man mehr als nur ein Quarter an der UCSD verbringt: Los Angeles, Tijuana (Mexiko), Grand Canyon, Las Vegas, San Francisco, Yosemite National Park,... Ich hatte persönlich noch das Glück durch meine schnelle Wohnungssuche zwischen Ankunft und Studienbeginn genug Zeit zu haben, um nach Vancouver zu fliegen, wo ich 2012 bereits ein halbes Jahr verbracht hatte. Wie auch viele meiner Kommilitonen in San Diego habe ich anschließend noch die Gelegenheit genutzt und bin aufgrund der mit Europa verglichen kurzen Anreise nach Hawaii geflogen, wo ich mir die Inseln Oahu und Kauai angeschaut habe. Natürlich muss man sich vor seiner Abreise, um einige organisatorische Dinge kümmern, die einem das Leben vor Ort wesentlich erleichtern. Wenn es um das Thema Bargeld geht, so ist es hilfreich zu wissen, dass man zum Beispiel mit einem Konto bei der Deutschen Bank bei der Partnerbank im Ausland (USA: Bank of America) kostenlos Bargeld abheben kann. Unverzichtbar ist sicherlich auch eine Kreditkarte zu besitzen in den USA. Will man zum Beispiel ein Auto mieten, so geht dies nur über eine Kreditkarte. Grundsätzlich ist arbeiten mit einem Studentenvisum nur auf dem Campus möglich. Wenn man sich also etwas hinzuverdienen möchte während seines Aufenthalts, kann man entweder als TA tätig werden oder auch in einem der zahlreichen Cafés und Stores auf dem Campus arbeiten. 8. Finanzielles Um ein Visum für das Studium an der UCSD zu erhalten, müssen vorab finanzielle Mittel in Höhe von Dollar nachgewiesen werden, die von der Universität berechnet worden sind und ein Quarter inklusive Studiengebühren (ca Dollar) finanzieren sollten. Allgemein habe ich festgestellt, dass Lebenshaltungskosten, insbesondere Lebensmittel, wesentlich höher sind als in Deutschland. Vor allem alltägliche Dinge wie Obst, Gemüse, Wurst oder Käse sind deutlich teurer als hier. Auch Miete variiert je nach Lage und Art der Unterkunft zwischen 550 Dollar (Doppelzimmer in College Area, sehr weit entfernt von UCSD) und 1100 Dollar (Einzelzimmer in direkter Strandnähe). Ein weiterer Kostenfaktor ist das Thema Transportation. Öffentliche Verkehrsmittel, d.h. Busse, sind etwas unzuverlässig und nehmen sehr viel Zeit in Anspruch. Allerdings bietet die Uni hier ein vergünstigtes 4

5 Ticket für Studenten. Viele meiner Freunde haben sich Autos angeschafft (gemietet oder gekauft), sodass Fahrgemeinschaften gebildet werden konnten. Ob und inwiefern man mit der berechneten Summe auskommt, hängt natürlich sehr stark von der persönlichen Gestaltung des Aufenthalts ab. Kurztrips, Reisen, diverse Speisen und Getränke etc. lassen das Ganze selbstverständlich teurer werden. Natürlich ist vor Antritt des Auslandsaufenthaltes die Finanzierung zu klären. Leider bekomme ich weder in Deutschland BAföG, noch habe ich Auslands-BAföG erhalten, was grundsätzlich etwas leichter zu erhalten ist und außerdem nicht zurückgezahlt werden muss. Neben dem DAAD-Stipendium, das die Universität ausschreibt und vergibt, war ich als Ambassador für IEC tätig und habe meine Erfahrungen vor Ort in einem Blog festgehalten, der auf der IEC Website zu finden ist. 9.Fazit Im Rückblick war die Entscheidung nach San Diego zu gehen für mich perfekt! Mit der UCSD hatte ich nicht nur die Gelegenheit an einer der absoluten Top- Universitäten der USA für technische Studiengänge einen Einblick ins amerikanische College Leben zu erhalten, sondern habe auch in einem Umfeld gelebt, was so abwechselungsreich war, dass Langeweile in San Diego wirklich ein Fremdwort geblieben ist. Eine der für mich beeidruckensten Erfahrungen waren die Dozenten und deren Vita. So hat zum Beispiel unser Professor für Nanomaterials von einem Forschungsprojekt mit einem Kollegen berichtet, das kurz nachdem er sich leider anderen Projekten zugewandt hat, mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Ebenfalls beeindruckend war die Dozentin in Business Project Management, die selbstständig tätig ist und in Projekte mit NASA und FBI involviert war, oder bei der Organisation des Super Bowls und der Olympischen Spiele beteiligt war. Eine der besten Erfahrungen neben dem Studium sind natürlich auch die verschiedenen Menschen, die man kennenlernt und von deren Bekanntschaft man unglaublich profitiert. Neben Amerikanern knüpft man durch das UPS Program auch viel Kontakt zu Menschen aus ganz der ganzen Welt, durch die der kulturelle Horizont wieder ein Stückchen erweitert wird. 10. Wichtige Ansprechpartner und Links - offizielle Website von IEC: - offizielle Website der UCSD: - Course Catalogue der UCSD: 5