Hydrophobierende Imprägnierung von Fassadenoberflächen Rainer Spirgatis und Dipl.-Ing. Jens Engel

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1 Hydrophobierende Imprägnierung von Fassadenoberflächen Rainer Spirgatis und Dipl.-Ing. Jens Engel Die wasserabweisende Ausrüstung von Fassadenoberflächen durch Behandlung mit geeigneten Imprägnierungen ist in der Bauwerkserhaltung kein neues Thema. Seit Jahrzehnten werden Imprägniermittel auf unterschiedlicher Wirkstoffbasis dazu verwendet. Ziel ist es mineralische Baustoffe möglichst ohne Einschränkung oder Veränderung der optischen Erscheinung wasser abweisend auszurüsten. Wozu eine Fassadenoberfläche wasserabweisend ausrüsten? Bautenschutz ist Schutz vor Feuchtigkeit! Nahezu alle Mechanismen, die zu Bauschäden führen, stehen in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit Feuchtigkeit. Viele der bekannten Schadensprozesse mineralischer Baustoffoberflächen können durch Reduktion der Feuchteaufnahme der Baustoffe verlangsamt, sogar gestoppt oder unterbunden werden. Mit dem Eindringen von Feuchtigkeit in einen Baustoff steigt zumeist auch dessen Schadstoffaufnahme. In gelöster Form werden z. B. Salze in den Baustoff hinein transportiert und können dort ihr Schadenspotential entfalten ; Schadstoffe aus der Luft werden vom Regen aufgenommen und von diesem nach dem Auftreffen auf die Fassade ebenfalls in den Baustoff hinein transportiert; Feinstaubablagerungen auf der Fassadenoberfläche werden bei Beregnung z. T. abgewaschen, z. T. mit dem kapillar in die Fassade eindringenden Wasser mitgenommen. Mit veränderten Feuchtegehalten verändern sich bauphysikalische Eigenschaften. Besonders betroffen ist hiervon die Wärmeleitfähigkeit. Da Wasser hervorragende Wärmeleitfähigkeit besitzt, bedeutet die Reduzierung des Feuchtgehaltes eines Baustoffes immer eine Verbesserung seiner Wärmedämmeigenschaften! Somit kann die wasserabweisende Ausrüstung einer beispielsweise einschaligen Ziegelfassade zu einer Erhöhung der innenseitigen Oberflächentemperatur führen, die die Gefahr einer Schimmelpilzbildung reduziert. Manche Baustoffe reagieren auf Feuchtigkeitsschwankungen mit Ausdehnungs- bzw. Schrumpfungsprozessen, dem sogenannten hygrischen Quellen und Schwinden. Herausragendes Beispiel hierfür sind tonmineralhaltige Natursteine. Teile der Tonmineralien, die sogenannten Schichtsilikate, lagern zwischen ihren Schichten Wassermoleküle an bzw. geben sie bei trockenen Witterungsbedingungen wieder ab, was zu dem besagten Quellen und Schwinden der entsprechenden Steine führt. Diese Eigenschaft findet sich nicht nur bei tonmineralhaltigen Natursteinen, sondern kann auch bei historischen, schwach gebrannten Ziegeln auftreten. Kaum Beachtung findet die Eigenschaft vieler Baustoffe, auf erhöhte Feuchtegehalte mit einem Verlust an Festigkeit zu reagieren. Die in Zusammenhang mit Feuchtigkeit stehenden Schadensprozesse sind weit vielfältiger als die hier beschriebene Auswahl und bei weitem nicht auf alle Schadensmechanismen ist das Fordern einer Wasserabweisung die richtige Antwort. Wenn jedoch ein feuchte bedingter Schadensmechanismus zweifelsfrei festgestellt werden kann und die Reduktion der kapillaren Wasseraufnahme des Baustoffs eine effektive Lösung des Problems darstellt, gilt es über Möglichkeiten des konstruktiven Feuchteschutzes nachzudenken, und dessen Anwendung zu prüfen. Aufwand, Optik und Es schreibt für Sie: Rainer Spirgatis Fachbereichsleiter Bautenschutz Plinderheide 2b, Telgte Telefon: ( ) 8 30 Telefax: ( ) Mobil: (01 60) spirgatis@dhbv.de In Zusammenarbeit mit: Dipl.-Ing. Jens Engel Produktmanager Fassadenschutz und Baudenkmalpflege Remmers Baustofftechnik GmbH Telefon: (05432) jengel@remmers.de ggf. denkmalpflegerischen Vorstellungen gerecht werdend, sollten z. B. Problembereiche wie Gesimse, Mauerkronen, Wasserschläge etc. konstruktiv geschützt werden. Es gilt zu berücksichtigen, dass wasserabweisende, deckende oder lasierende Beschichtungen eine hohe Wasserdampfdiffusion aufweisen sollten. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind und wie bei vielen steinsichtigen Bauwerken eine Beschichtung oder mineralische Dichtung nicht in Frage kommt, sind die Möglichkeiten einer hydrophobierenden Imprägnierung auszuloten. Mit hydrophobierend wirkenden farblosen Imprägnierungen erreicht man eine gleichmäßige und nur noch sehr geringe Feuchteaufnahme der Fassade ohne wesentliche Beeinträchtigung der Wasserdampfdiffusion. Damit wird auf Dauer der Feuchtigkeitsgehalt reduziert, eine erneute Wasseraufnahme verhindert. (1)

2 Was ist eine hydrophobierende Imprägnierung? Hydrophobierung? Viele Menschen haben Angst vor engen, geschlossenen Räumen. Diese Angst nennt man Klaustrophobie wobei Phobie Angst bedeutet. Bei einer Hydrophobie wird nun dem Baustoff Angst gemacht Angst vor Wasser (Hydro). Der Duden beschreibt hydrophobie auch mit der wasserflucht von Mensch und Tier, die unter Tollwut leiden. Imprägnierung? Das Wort Imprägnierung stammt von dem lateinischen Wort Imprägnare und bedeutet so viel wie Durchdringen/Eindringen. Hiermit ist gemeint, dass es sich um einen Schutzstoff handelt, der in den Untergrund eindringt. Damit ist nicht nur die Eigenschaft, sondern auch eine Anforderung verknüpft nämlich dass der Schutzstoff möglichst tief in den Untergrund eindringen soll. Funktion und Eigenschaften Die Wirkungsweise hydrophobierender Imprägnierungen lässt sich im Laborversuch sehr prägnant durch das Aufsetzen einzelner Wassertropfen auf die Baustoffoberfläche darstellen. Ist diese hydrophobiert, bleibt der Tropfen nahezu kugelig auf der Oberfläche stehen. Ist die Oberfläche hydrophil (sie mag Wasser), so spreitet der Wassertropfen auf der Oberfläche, d. h. er verliert seine kugelige Form und legt sich flach auf die Oberfläche. Technisch beschreibt man den Grad der Wasserabweisung über den sich zwischen Wassertropfen und Untergrund einstellenden Randwinkel (Bilder 1a und 1b). Bild 1a: Benetzung einer hydrophilen Porenoberfläche. Liegt der Randwinkel zwischen 90 und 180, so spricht man von einem hydrophoben Material; beträgt der Randwinkel zwischen 90 und 0, so spricht man von einem hydrophilen Material. Um die Wirkungsweise hydrophobierender Imprägnierungen zu verstehen, ist es notwendig, nicht nur die Oberfläche des Baustoffes zu betrachten, sondern vielmehr die oberflächennahe Zone. Die folgenden beiden Bilder zeigen jeweils wasserabweisend eingestellte Baustoffe (Bilder 2 und 3). Bild 2. Bild 3: Gefüge eines hydrophobierten Natursteins. In ein Wasserbecken wird ein dünnes Glasröhrchen (Durchmesser zwischen 1*10-4 und 1*10-7 m) hineingestellt. Das Wasser steigt im Glasröhrchen nach oben. Für dieses Phänomen verantwortlich sind die sogenannten Kapillarkräfte, die auf unterschiedliche Oberflächenspannungen der Glasrohrwandung und des Wassers zurückzuführen sind. Das Glasröhrchen steht stellvertretend für eine kapillar saugfähige Pore eines mineralischen Baustoffes. Wird diese Pore nun hydrophob ausgerüstet symbolisiert durch die roten Punkte an der Porenwandung so kehrt sich der Effekt um; das Wasser wird nicht länger eingesogen, sondern abgestoßen herausgedrückt. Unterscheidungs kriterien Nicht immer waren hydrophobierende Imprägnierungen so gut, wie sie es heute sind und nicht immer gab es innerhalb dieser Produktgattung die Fülle an Auswahlmöglichkeiten, die es heute gibt. Die heute am Markt verfügbare Variationsbreite der Produkte ist jedoch Fluch und Segen zugleich. Fluch, da weder Planer noch Verarbeiter in der Lage sind Vorund Nachteile des jeweiligen Produktes komplett zu überblicken und Segen, da für den versierten Fachmann die Möglichkeit besteht, ein dem Untergrund angepasstes Produkt zu wählen. Ein Blick in die Entwicklungsgeschichte der Hydrophobierungsmittel hilft Produktvorund nachteile zu verstehen und die heute am Markt befindliche Bandbreite an Produkten zu erklären. hydrophiles Material 0 Bild 1b: Benetzung einer hydrophoben Porenoberfläche. hydrophobes Material 180 Bild 2 zeigt das Gefüge eines Sanierputzes, der von Haus aus bereits wasserabweisend eingestellt ist. Bild 3 zeigt das Gefüge eines Natursteins, der im Nachhinein hydrophobierend imprägniert wurde. Auf beiden Bildern ist die, trotz Hydrophobie, offenporige Struktur des jeweiligen Baustoffes gut zu erkennen. Hier wird die besondere Eigenschaft hydrophobierender Imprägnierungen deutlich: Obwohl der Baustoff wasserabweisend eingestellt ist, bleibt die offene Porosität, und somit die Diffusionsfähigkeit erhalten. Um die Funktionsweise einer hydrophobierenden Imprägnierung klarer noch als am Baustoff selbst darzustellen, bietet sich ein einfaches Experiment aus dem schulischen Physikunterricht an (Bild 4). Bild 4: Wirkung hydrophobierender Imprägnierungen. Schützen & Erhalten September 2010 Seite 12

3 Bild 5: Entwicklungsgeschichte moderner Imprägniermittel. Beginnend mit der Nachkriegszeit, bis in die fünfziger Jahre hinein, wurden zur Hydrophobierung von Fassaden Methylsiliconate verwendet. Man kann diese Produktgruppe als hydrophobierte Wasserglasverwandte bezeichnen. Wassergläser werden auch heute noch im Bauwesen eingesetzt, z. B. als Bindemittel für Silikatfarben. Sie haben drei charakteristische Eigenschaften: 1. Sie sind hoch alkalisch (ph-wert >12) 2. Sie haben relativ große Moleküle. 3. Sie scheiden festigendes und Poren verengendes Kieselgel ab. Für die Hydrophobierung von Fassaden, sind alle drei Eigenschaften nicht unbedingt von Vorteil. Die Alkalität kann dazu führen, dass Bestandteile des Untergrundes mobilisiert werden (z. B. Eisenoxide) und zu Verfärbungen führen. Die großen Moleküle bedingen ein vergleichsweise schlechtes Eindringverhalten und die Gelabscheidung erzeugt eine zumeist unerwünschte Verfestigung der Oberfläche. Dies insgesamt eher negativ ausfallende Bild führte dazu, dass diese Produktgeneration mit Einführung der silikonharzbasierten Schutzstoffe für Fassadenhydrophobierungen nicht mehr eingesetzt wurde. Schäden auf Grund einer Behandlung mit solchen Schutzstoffen können aber auch heute noch beobachtet werden, sie sind jedoch nicht auf heutige Hydrophobierungsmittel übertragbar. Die ab der Mitte der sechziger Jahre verwendeten Silikonharzhydrophobierungen hatten ebenfalls relative große Moleküle und den damit verbundenen Nachteil beim Eindringverhalten. Gegenüber den Methylsiliconaten bestanden die Nachteile des hohen ph-wertes und der Verfestigung der behandelten Oberflächen jedoch nicht mehr. Ab Mitte der siebziger Jahre wurden die Siliconharze durch die neu entwickelten Silane bzw. Siloxane ersetzt. Diese Wirkstoffe reagieren mit Wasser, so dass sie zuerst nur in wasserfreien, lösemittelbasierten Produkten eingesetzt werden konnten. Mit steigendem Umweltbewusstsein in den 70er und 80er Jahren strebte man einen Austausch der organischen Lösemittel gegen ungefährlichere Stoffe an. In diesem Zuge entstanden wasserbasierte Systeme. Silane bzw. Siloxane, die sich als Wirkstoff bewährt hatten, wurden durch den Einsatz von Emulgatoren, die die Wirkstoffe gegenüber dem Wasser sozusagen abkapseln, stabilisiert. Die so entstehenden Wirkstoffblasen haben jedoch auf Grund ihrer Größe ein nachweislich schlechteres Eindringverhalten als die niedermolekularen Wirkstoffe in lösemittelhaltigen Produkten. Somit existieren bis heute beide flüssigen Produktvarianten

4 lösemittelhaltig und wässrig nebeneinander. Die jüngste Entwicklung bei Hydrophobierungsmitteln ist die so genannte Cremetechnologie. Hier werden die Produkte mittels patentierter Verfahren sozusagen schaumig gerührt. Das auf diese Weise pastös eingestellte Produkt verweilt über einen gegenüber flüssigen Produkten sehr viel längeren Zeitraum auf der Fassadenoberfläche und hat so die Möglichkeit hohe Eindringtiefen zu erreichen. Ein weiterer baupraktischer Vorteil der Cremetechnologie ist die einfache, punktgenaue Verarbeitbarkeit der Materialauftrag über Kopf ist ohne Tropfverluste problemlos möglich. Die aufwendigen und Kosten verursachenden Schutzmaßnahmen angrenzender Bauteile können deutlich minimiert werden. Gearbeitet wird bei der Cremetechnologie mit einer definierten Auftragsmenge zwischen ca g/m². Wirkstoffe In Hydrophobierungsmitteln der modernen Art, egal ob lösemittelbasiert oder in Form einer wässrigen Emulsion, werden Silane bzw. Siloxane als Wirkstoff eingesetzt. Diese sind jedoch keine gänzlich unterschiedlichen Wirkstoffarten sondern ein Siloxan ist lediglich eine etwas größere Ansammlung von Silanen, die bereits miteinander reagiert haben (Bild 6). Bild 6: Vom Silan zum Siloxan mit (Si-O-Si)-Bindung. Es sind somit gleiche Wirkstoffe, die sich lediglich in Ihrer Molekülgröße unterscheiden. Die bewusste Kombination unterschiedlicher Molekülgrößen birgt für den Einsatz am Bauwerk Vorteile. Da die kleineren Moleküle tiefer eindringen als die Großen, wird in den oberflächennahen Bereichen eine höhere Wirkstoffkon- zentration als in den tiefer liegenden Bereichen erzeugt. Es entsteht ein kontinuierlicher, sanfter Übergang von der hydrophobierten Oberflächenzone zur nicht hydrophobierten, tiefer liegenden Zone. Nach Abschluss der Reaktion der Silane und Siloxane entsteht ein Siliconharznetzwerk. Dieses Netzwerk hat die Struktur eines Spinnennetzes, d. h. es hat lediglich eine zweidimensionale und keine dreidimensionale Ausdehnung. Dies ist für die Funktionalität der Hydrophobierungen von immenser Bedeutung. Da das Ergebnis eine lediglich einmolekular dicke Schicht auf den Porenwandungen ist, wird zwar die Oberflächenspannung verändert der Kapillarsog wird in eine Kapillardepression umgewandelt der für die Dampfdiffusion notwendige offen Porenquerschnitt wird jedoch praktisch nicht eingeschränkt (vergleiche Bild 4). Kurz und bündig In der Praxis begegnet man häufig Ressentiments gegenüber hydrophobierenden Imprägnierungen. Diese lassen sich in drei immer wiederkehrenden Fragestellungen zusammenfassen: 1. Ist eine 100 %ige Hydrophobierung überhaupt möglich? Durch eine hydrophobierende Imprägnierung wird die vorhandene Grundstreuung der Feuchteaufnahme der Materialien verändert. Dies kann dazu führen, dass sich die Streubreite der lokal unterschiedlichen Wasseraufnahmekoeffizienten prozentual vergrößert, gleichzeitig wird jedoch die Gesamtwasseraufnahme abgesenkt. Somit ist in praktischer Hinsicht eine 100 %ige Hydrophobierung durchaus möglich. Was es in jedem Falle zu vermeiden gilt, sind größere Fehlstellen. Dies können z. B. häufige Fugenflankenabrisse sein, die instandgesetzt werden müssen. Solange es sich nur um vereinzelte Fehlstellen handelt, d. h. also das Verhältnis von Fehlstelle zur Gesamtfläche ausreichend klein ist, besteht in der Regel kein Handlungsbedarf. Sollten sich die Fehlstellen ausweiten, muss z. B. eine Ziegelfassadenfläche durch eine Neuverfugung entsprechend instandgesetzt werden. Hieraus könnte sich die Forderung ergeben, dass hydrophobierte Fassaden in bestimmten Zeitabständen überprüft und ggf. gewartet werden 2. Kann hinter die behandelte Fassadenoberfläche gelangtes Wasser nur zeitverzögert austrocknen? Bereits im unbehandelten Zustand schwankt die Wasseraufnahme einer steinsichtigen Fassade erheblich. Dies ist neben dem unvermeidlichen Wechsel von Stein und Fuge zumeist abhängig von der natürlichen Inhomogenität innerhalb der verwendeten Materialien. Durch eine hydrophobierende Imprägnierung ändert sich die Diffusionsfähigkeit des behandelten Baustoffes praktisch nicht. Da die kapillare Saugfähigkeit des Baustoffes jedoch stark abgesenkt wird, wird der gegenüber der Diffusion wesentlich leistungsfähigere Mechanismus des Feuchtetransports unterbunden. Was im Sinne des Fassadenschutzes (von außen angreifendes Wasser soll nicht eindringen können) sinnvoll ist, kann bei einer Hinterfeuchtung der hydrophobierten Oberfläche jedoch zu Problemen führen. Sie können darin bestehen, dass sich die hydrophobierte Oberfläche vom Untergrund ablöst. Wenn so etwas passiert, ist dafür in der Regel aus anderen Quellen, als über die Fassade aufgenommene Feuchtigkeit verantwortlich. Das häufigste Beispiel hierfür sind Sockelzonen, die durch aufsteigende Feuchtigkeit stark belastet sind (vergleiche Bild 7). Bild 7: Stark belastete Sockelzone. In solchen Fällen ist eine hydrophobierende Imprägnierung mehr als kontraproduktiv, da sie zu einer Erhöhung der Feuchtegehalte im Sockelmauerwerk mit entsprechenden Folgeschäden führen kann. 3. Ist die Haltbarkeit von Hydrophobierungen begrenzt? Die Frage nach der Haltbarkeit der Hydrophobierungen wird bei fast jedem Bauvorhaben erneut gestellt. Da nach einer gewissen Zeit ausnahmslos an allen hydrophobierten Bauwerken eine nachlassende Wirkung der Hydrophobierung an der Oberfläche im Sinne eines schwindenden Abperleffektes festzustellen ist, ist diese Frage nicht unberechtigt. Die in der Literatur zu diesem Thema zu findenden Angaben sind äußerst unterschiedlich. Es wird von Objekten berichtet, an denen eine Lebensdauer der Hydrophobierung von mehr als 30 Jahren durch Messungen belegt werden konnte. Gleichzeitig werden Objekte beschrieben, bei denen die Hydrophobierung bereits nach wenigen Jahren nicht mehr nachweisbar war. Der nach einer gewissen Zeit nicht mehr feststellbare Abperleffekt ist auf den Eintrag hydrophiler Fein(st)staub- und Schmutzpartikel zurückzuführen. Die in die Oberflächenporosität der Fassadenbaustoffe eindringenden Partikel überlagern den wasserabweisenden Effekt des Hydrophobierungsmittels. Bei relativ geschlossenen Oberflächen, wie sie beispielsweise bei Farbsystemen zu finden sind, kann der Abperleffekt durch Reinigen der Oberfläche reaktiviert werden. Bei porösen Fassadenbaustoffen, wo die Schmutzpartikel tiefer in die Oberfläche eindringen können, ist dies nicht ohne weiteres möglich. Dieser Überlagerungseffekt an der Baustoffoberfläche ist vermutlich auch als Grund für den Verlust der wasserabweisenden Eigenschaft an Schützen & Erhalten September 2010 Seite 14

5 bestimmten Objekten heranzuziehen. Erschwerend wurde in den meisten der beanstandeten Fällen eine viel zu geringe Eindringtiefe der Imprägnierung erzielt, so dass der Verlust der Wirkung im oberflächennahen Bereich bereits einem Totalverlust, Versagen gleichkommt. Fest steht allerdings, dass es sich bei den in der Literatur beschriebenen erfolgreichen Objekten zumeist um wichtige denkmalgeschützte Bauwerke handelt, bei denen die Hydrophobierung mit entsprechender Sorgfalt ausgeführt wurde und somit hohe Eindringtiefen erreicht wurden. Qualitätssicherung Um eine hohe Qualität der Hydrophobierung von Fassaden zu gewährleisten, wurde von der Arbeitsgruppe Hydrophobierung der WTA ein neues Merkblatt zu diesem Thema erstellt, das für Planer und Ausführende Hilfestellung zum Erreichen eines guten Ergebnisses bietet. Es liegt derzeit im Gelbdruck vor und kann in Kürze über die WTA erworben werden. (2) Das WTA-Merkblatt E-3-17 befasst sich mit der hydrophobierenden Imprägnierung von mineralischen Baustoffen, ausgenommen Beton. Es werden Entscheidungsgrundlagen und Ausschlusskriterien für eine wasserabweisende Behandlung aufgezeigt und notwendige Untersuchungen dargestellt. Die Bedeutung der Eigenschaften und des Zustandes des zu behandelnden Baumaterials wird herausgehoben und das Schädigungspotential von hydrophobierenden Imprägnierungen deutlich gemacht. Anhand eines Fragenkataloges wird dem Praktiker eine Entscheidungshilfe gegeben. Die einzelnen Produktgruppen von Tränkungsmitteln werden genannt und ihre Einsatzmöglichkeiten beschrieben. Es finden sich Angaben zur Applikation und zur Mittelaufnahme. Die Anforderungen an eine Imprägnierung und Verfahren zur Qualitätskontrolle nach der Maßnahme und zur regelmäßigen Überprüfung der Wirksamkeit werden dargestellt. Es empfiehlt sich nach einer Hydrophobierungsmaßnahme die Wirksamkeit zu überprüfen. Da der genannte Abperleffekt kein Qualitätskriterium darstellt und die Eindringtiefe des Hydrophobierungsmittels nur über zerstörende Prüfungen bestimmt werden kann, wird man sich in der Regel mit einer Messung der Saugfähigkeit am Objekt begnügen müssen. Hierfür sind das so genannte Karsten sche Prüfröhrchen bzw. Weiterentwicklungen dieses Verfahrens geeignet. Zusammenfassung Für die Qualität einer hydrophobierenden Imprägnierung ist vor allem die Sorgfalt bei der Ausführung entscheidend. Sie beginnt mit der Auswahl des Hydrophobierungsmittels und des Auftragsverfahrens, erstreckt sich über den Ausführungszeitpunkt, hinsichtlich der klimatischen Bedingungen und der Untergrundfeuchtigkeit, bis hin zur eingesetzten Materialmenge. Eine hydrophobierende Imprägnierung darf nicht dazu missbraucht werden, den konstruktiven Feuchteschutz zu ersetzen. Zudem müssen hydrophobierte Fassaden gewartet werden, um Fehlstellen wie, z. B. Fugenflankenabrisse rechtzeitig feststellen und instandsetzen zu können. Wenn Bauteile aufgrund von eindringender Feuchtigkeit Schäden entwickeln, dann ist die hydrophobierende Imprägnierung dieser Bauteile eine Variante der Feuchtigkeitsreduzierung an Fassadenoberflächen. Bei Beachtung der beschriebenen Randbedingungen ist das Prinzip: Reduzierung der Wasseraufnahme durch Hydrophobierung realisierbar. Quellen (1) WTA Merkblatt /D Instandsetzung von Mauerwerk- Standsicherheit und Tragfähigkeit, Imprägnierungen und Beschichtungen, WTA- Geschäftsstelle: Ingolstädter Straße 102, D Pfaffenhofen, Telefon +49 (0) , Fax: +49 (0) , (2) WTA Merkblatt E-3-17 Hydrophobierende Imprägnierung von mineralischen Baustoffen, Ausgabe: /D. Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V., Vertrieb: WTA Publications, Telefon +49 (0)89 / , Fax +49 (0) , wta@wta.de Bildnachweise Titelbild: Dipl.-Ing. Thomas Reuthe, Beratender Ingenieur, Florastraße 34 A, D Berlin, Telefon (0 30) , Mobil (01 72) , info@abfeberlin.de Bild 1a + 1b: Wacker Chemie AG, Hanns-Seidel-Platz 4, D München, Telefon +49 (0) , Fax +49 (0) , info@wacker.com, Bild 2/3/7 Remmers Baustofftechnik GmbH, Bernhard-Remmers-Str. 13, D Löningen, Telefon ( ) 83-0, Fax ( ) 39 85, info@remmers.de, www. remmers.de Bild 4/5/6 Co-Autor Jens Engel, Produktmanager für den Bereich Fassadenschutz, Denkmalschutz, Betoninstandsetzung und Energetische Sanierung, jengel@remmers. de, (siehe zuvor) WEBAC stoppt Wasser und das auch bei denkmalgeschützen Gebäuden. Abdichtende Injektionen ermöglichen einen schonenden Umgang mit der historischen Bausubstanz und sind für den Erhalt der Gebäude häufig unumgänglich. Die Malzfabrik Grevesmühlen zum Beispiel, das größte Industriedenkmal in Mecklenburg-Vorpommern, wurde mit folgenden WEBAC Produkten saniert: WEBAC PUR-Injektionsharz für 250 m² Horizontalsperre gegen kapillar aufsteigende Feuchtigkeit WEBAC Acrylatgel für 650 m² Flächenabdichtung durch Schleierinjektion im Bauteil WEBAC Chemie GmbH Fahrenberg Barsbüttel bei Hamburg Tel.: +49 (0) Fax: +49 (0) info@webac.de Schützen & Erhalten September 2010 Seite 15