Workshop: Linux als Zweitsystem auf USB-Stick Teil 1

Transkript

1 Workshop: Linux als Zweitsystem auf USB-Stick Teil 1 Es gibt einige gute Gründe, einen Computer auch von einem externen Speichermedium aus zu booten. Linux Distributionen lassen sich von einem externen Speichermedium aus sehr gut starten. Sie können Ihre Programme und Daten zusammen mit einem bootfähigen USB-Speicher unter Linux von fast jedem beliebigen Computer aus starten, ohne dass verwertbare Datenspuren auf der Festplatte des Gastrechners verbleiben. Linux auf dem Stick verwendet lediglich die Hardware für die Dauer der Sitzung. Alle moderneren Rechner können auch von externen Medien am USB- Port booten, externe DVD-Laufwerke ebenso wie bootfähige USB-Sticks oder bootfähig gemachte, externe Festplatten. Hardware-Voraussetzungen: Ideal ist ein Rechner (z.b. ein Laptop oder Notebook) der nicht die allerneuesten Komponenten verbaut hat, aber auch noch nicht zu alt und leistungsschwach ist. Ein zwei- bis fünf Jahre alter Rechner, mit der Leistung eines i3 Prozessors sollte dafür ideal sein. USB 3.0 ist vorteilhaft, es geht aber auch mit USB 2.0, wenn auch etwas langsamer. Verwenden Sie auf jeden Fall einen schnellen USB-Stick, auch wenn Ihr Rechner USB 3.0 nicht unterstützen sollte. Der Flaschenhals ist nicht unbedingt die Schnittstelle, sondern die Schreibgeschwindigkeit des Speichermediums. Für erste Versuche kann ich USB-Sticks von SanDisk der Reihe Ultra Flair bzw. Ultra Fit empfehlen. 16 oder 32 GB reichen für's erste aus. Welche Linux-Distribution? Linux selbst bezeichnet eigentlich nur der Betriebssystem-Kern, der als Schnittstelle zwischen den Programmen und der Hardware fungiert. Diesen Betriebssystem-Kern haben alle Linux- Distributionen gemeinsam. Was Sie als Benutzer aber sehen, ist die Benutzeroberfläche. Hier unterscheiden sich die zahlreichen Distributionen gewaltig. Neben der Benutzeroberfläche stellt eine Distribution aber auch zahlreiche Softwarepakete zusammen, die unter der jeweiligen Benutzeroberfläche idealerweise problemlos zusammenarbeiten. Wir wollen an dieser Stelle nicht auf die zahlreichen Distributionen eingehen, sondern beschränken uns auf das relativ beliebte Linux-Mint, weil es eine Windows-ähnliche Benutzeroberfläche aufweist. Linux Mint basiert auf das bekannte Ubuntu-Linux. Die (hauptsächliche) Leistung der Mint-Entwickler besteht drin, eine ansprechende Benutzeroberfläche gestaltet zu haben, aber das ist oftmals auch Geschmacksache. Ubuntu favorisiert die Benutzeroberfläche Unity mit Kacheln, nicht jedermanns Sache. Bei Mint kan man zwischen der Oberfläche Cinnamon wählen (ähnelt vielleicht ein wenig an Windows 7), oder Mate (schlichter, eher im alten XP-Stil). Die Benutzerführung zwischen Cinnamon und Mate ist ähnlich, Cinnamon erscheint moderner, benötigt jedoch etwas mehr Grafikleistung. Bei schwächeren Rechnern wäre daher evtl. Mate vorzuziehen. Linus aus dem Internet herunterladen: Auf der Webseite von können Sie die entsprechende ISO-Datei auf Ihren Rechner herunterladen. Zum ausprobieren wird die 32-Bit Variante empfohlen. Die 32-Bit Variante läuft auf allen Rechnern, auch auf denen mit 64-Bit Prozessor. Umgekehrt funktioniert es nicht. Von der Geschwindigkeit her macht es keinen spürbaren Unterschied, der Flaschenhals liegt beim Datentransfer des Speichermediums.

2 Bootfähigen Stick generieren: Sie könnten die ISO Datei (Abbild einer CD bzw. DVD) auch auf eine DVD brennen, und dann von der DVD aus booten. Das ist jedoch unkomfortabel. Besser und schneller geht das von einem USB- Stick aus. Besorgen Sie sich das Programm "Universal USB Installer" kostenlos aus dem Internet, z.b. von oder direkt von Starten Sie das Programm, und klicken Sie sich bis zur folgenden Maske durch: Wählen Sie im ersten Feld Linux Mint aus:

3 Im nächsten Schritt geben Sie (unter Browse) den Pfad an, wo sich die heruntergeladene ISO von Linux Mint befindet: Wählen Sie nun auch das Laufwerk aus, auf den Sie die Daten kopieren möchten. So ähnlich wie oben sollte es aussehen.

4 Setzen Sie nun noch Häkchen und den Schieber wie unten abgebildet... und drücken Sie anschließend Create. Nochmals mit Ja bestätigen. Sie Sollten besser keinen weiteren Stick angeschlossen haben, um Verwechslungen auszuschließen. Sonst könnte der falsche Stick überschrieben werden.

5 Das Programm erstellt nun einen bootfähigen USB-Stick, von dem Sie Linux-Mint als Live-System starten können. Im Gegensatz zu einer Live-CD haben wir hier die Möglichkeit genutzt, zusätzlich eine persistente Datei anzulegen. Hier werden alle Änderungen, die Sie später machen, gespeichert, und bleiben erhalten. Beim Starten von einer CD oder DVD gehen alle Änderungen verloren, sobald Sie den Rechner ausschalten. Falls Sie die persistente Datei nicht anlegen, verhält sich der Stick wie eine CD, d.h. alle Änderungen gehen dann ebenfalls verloren. Es dauert nun eine Weile, bis alles fertig ist. Wenn alles erledigt, dann meldet sich das Programm entsprechend. Quittieren Sie am Ende mit Close. Booten vom Stick: Fahren Sie Windows herunter. Lassen Sie den Stick am USB-Port und schalten Sie den Rechner wieder ein. Unmittelbar nach dem Einschalten drücken Sie die F12-Taste und halten diese gedrückt, bis sich das Bios des Rechners mit der Auswahl meldet, von welchem Medium aus ge-bootet werden soll. Markieren Sie den USB-Stick und bestätigen das mit der ENTER-Taste. Abhängig vom Bios des Recheners erscheint das Menü immer ein wenig anders. Bei den meisten Rechnern kann man durch Drücken der F12-Taste beim Start wählen, von welchem Medium aus der Rechner hochgefahren werden soll. Falls es nicht auf Anhieb klappt, probieren Sie es noch einmal. Evtl. ist man beim Drücken der F12 Taste zu langsam gewesen, und das System startet von Festplatte. Falls alles geklappt hat, befinden Sie sich nach kurzer Zeit im Live-System von Linux Mint. Sie können nun etwas herumspielen und erproben, ob Ihnen das System gefällt. Bitte beachten Sie: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben Sie Linux noch nicht auf Ihrem Rechner installiert. Bitte machen Sie das auch (noch) nicht. Auf dem Desktop befindet sich ein Button mit der Installationsroutine. Es passiert nichts, wenn Sie den Button versehentlich drücken sollten. Allerdings sollten Sie sich nicht durch die weiteren Menüpunkte durchhangeln sondern abbrechen. Falls Sie sich mit Linux Mint anfreunden können, zeige ich Ihnen einen Weg auf, wie Sie Linux auf einem zweiten USB-Medium installieren können, ohne den Bootsektor oder die Startpartition Ihrer eingebauten Festplatte zu kontaminieren. Sie können mit dem Live-System die wesentlichen Funktionen testen. Wenn alles einigermaßen gut funktioniert, können Sie sich immer noch für eine Installation entscheiden. Ein installiertes System funktioniert meist wesentlich besser als das Live-System.

6 Installation von Linux auf ein externes Medium: Linux lässt sich auf einen schnellen Stick installieren, und damit noch komfortabel arbeiten. Es reichen 32 GB aus. Besser sind 64 GB oder sogar 128 GB. Flash-Speicher habe jedoch nur eine begrenzte Lebensdauer, was die Beschreibbarkeit anbelangt. Da der Stick hier als Festplattenersatz fungiert, sind die Schreibzugriffe nicht unerheblich. Je nach Häufigkeit der Verwendung dürfte die Lebensdauer daher beschränkt sein. Bei nur gelegentlicher Benutzung von Linux als Zweitsystem ist ein USB-Stick durchaus geeignet. Bei häufigem Gebrauch sollten Sie die Installation auf einer externen SSD-Festplatte vorziehen. Vorteil ist eine normale Lebensdauer sowie deutlich schnelleres Arbeiten, da der Datentransfer um ein vielfaches höher ist. Nachteilig sind hier die höheren Kosten sowie das Handling über Kabel. Der SanDisk Ultra Fit z.b. ist extrem klein und unauffällig, passt in jede Geldbörse oder Hosentasche. Die Installation von Linux Mint auf einem externen Speichermedium wird im zweiten Teil unseres Workshops erläutert. Die Besonderheit hierbei ist, dass nicht die standardmäßige Installationsroutine verwendet wird, sondern eine Methode, die keine Einträge auf die eingebaute Festplatte schreibt. Hierzu ist etwas an Erfahrung notwendig. Haftungsausschluss: Es wird keinerlei Gewähr übernommen. Für etwaige Schäden, die durch diese Anleitung entstehen könnten, wird nicht gehaftet. Sie handeln auf eigene Gefahr und in eigener Verantwortung. Seien Sie sich bewusst, dass es zu Datenverlusten, im Extremfall sogar zu Beschädigungen der Hardware kommen kann. Verwenden Sie beim Experimentieren niemals einen Rechner, den Sie beruflich oder geschäftlich einsetzen. Sichern Sie regelmäßig Ihre wichtigen Daten, besonders vor jedem Experimentieren mit neuer Software. Bei sorgfältiger Vorgehensweise ist das Risiko zwar gering, aber niemals vollkommen ausgeschlossen. Viel Erfolg beim Ausprobieren...