Friedensandacht. Stille. Lied Wir, an Babels fremden Ufern (GL 438)

Transkript

1 Friedensandacht (kann auch auszugsweise verwendet werden, bzw. gibt es einige Bausteine ) Einleitung Unsere Welt leidet an den Wunden von Hass, Terror, Krieg. Schreckensnachrichten und - bilder aus vielen Teilen der Welt erreichen uns täglich über die verschiedenen Medien. Ohnmächtig, resigniert, in Sorge, als Zuseher fragen wir uns (vielleicht): Wie ist das alles möglich? Wo führt das hin? Was kann ich tun? Papst Franziskus hat in einer Ansprache versucht, alle Christen und Menschen guten Willens wachzurütteln für den Schrei der an Krieg, Verfolgung und Vertreibung leidenden Menschen in Syrien, der auch für Irak, Palästina, Israel, Ukraine gilt. Heute, liebe Brüder und Schwestern, möchte ich mir jenen Schrei zu Eigen machen, der sich aus jedem Winkel der Erde, aus jedem Volk, aus dem Herzen eines jeden und aus der einen großen Menschheitsfamilie mit immer größerer Ängstlichkeit erhebt. Es ist der Schrei nach Frieden. Es ist der Schrei, der lautstark ruft: Wir wollen eine friedliche Welt; wir wollen Männer und Frauen des Friedens sein; wir wollen, dass in dieser unserer Gesellschaft, die durch Spaltungen und Konflikte zerrissen ist, der Friede aufbreche und nie wieder Krieg sei! Nie wieder Krieg! Der Friede ist ein zu kostbares Gut, als dass er nicht gefördert und geschützt werden müsste. [ ] Der Schrei nach Frieden erhebe sich laut, auf dass er die Herzen aller erreiche, auf dass alle die Waffen niederlegen und sich leiten lassen von der Sehnsucht nach Frieden (Papst Franziskus, Aus: Zenit, 1. Sept. 13) Erreicht dieser Schrei nach Frieden mein Herz? Friede ist eine Bewegung von Herz zu Herz, von Mensch zu Mensch, von Volk zu Volk Ist mein Herz von dieser Bewegung geleitet? Bin ich ein Mensch, der sich für Frieden und Versöhnung einsetzt? Bin ich ein/e Friedensstifter/in? Stille Lied Wir, an Babels fremden Ufern (GL 438) Kyrie Unsere Welt leidet an den Wunden der Kriege. Wir betrachten diese Wunde mit Angst und Sorge. Herr erbarme dich. Unsere Welt leidet an Lieblosigkeit und Unmenschlichkeit. Wir erleben diese Wunden auch bei uns. Christus erbarme dich. Unsere Welt leidet an jedem Schlag, an jedem Schuss, an jeder Bombe. Wir spüren unsere Mitverantwortung an diesen Wunden. Herr erbarme dich. 1

2 Psalm (Auswahlmöglichkeiten) Ps 44 Klage in Kriegsnot Ps 64 Bitte um Schutz vor Feinden Ps 85 Bitte um das verheißene Heil (GL 633,5-6) Ps 94 Gott der Anwalt der Gerechten Ps 142 Hilferuf in schwerer Bedrängnis (GL 75,1) Schriftwort (Auswahlmöglichkeiten) Mi 4,1 5 Schwerter zu Pflugscharen schmieden Offb 21,1 5 neuer Himmel, neue Erde, der Tod wird nicht mehr sein Mt 5,1f.5 9 Seligpreisungen Lied Selig seid ihr (GL 459) oder Die ihr auf Christus getauft seid (488) Fürbitten Einleitung: Wir entzünden ein Licht der Hoffnung und vertrauen unsere Bitten Gott an LektorIn: Wir entzünden ein Licht für die zahlreichen Opfer, die in Kriegshandlungen und terroristischen Akten ihr Leben lassen mussten (nach jeder Bitte Entzünden der Kerze in Stille und Bittruf): L: Erhöre unser Gebet A: Wir bitten dich erhöre uns L: Wir entzünden ein Licht für alle Menschen, die unter Verfolgung und Vertreibung wegen ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit leiden L: Wir entzünden ein Licht für alle Kinder, die von Krieg und Terror traumatisiert sind L: Wir entzünden ein Licht für alle Soldaten, die Angst vor dem Tod haben L: Wir entzünden ein Licht für alle Helferinnen und Helfer, die oft unter schwierigsten Bedingungen für Menschen da sind L: Wir entzünden ein Licht für die Friedensstifter, die sich für Versöhnung und Frieden einsetzen Schluss: Herr, schenke den Wunden der Welt Heilung, durch Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Heiland, der das Licht der Welt ist Vater Unser - Meditation Vater Unser im Himmel Du bist nicht nur unser Vater Du bist der Vater der Menschen in Österreich, Syrien, Irak Du bist der Vater von Julia und Elias, Tabitha und Yussuf Du bist der Vater aller Menschen Geheiligt werde dein Name 2

3 Liebender Vater Verzeihender Gott Gerechter Richter Ich bin für dich da Dein Reich komme Ein Reich des Friedens Ein Reich der Liebe Ein Reich der Versöhnung Ein Reich der Hoffnung Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden Gegen Gewalt Gegen Terror und Krieg Gegen Intoleranz Gegen Ungerechtigkeit Unser tägliches Brot gib uns heute Das Brot der Freundschaft Das Brot der Nähe Das Brot des Verzeihens Das Brot des Festes Und vergib uns unsere Schuld Misstrauen Hassgefühle Feindseligkeit Egoismus Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern Die uns ihre Überlegenheit vor Augen führen Die uns ihre Distanz spüren lassen Die uns ihren einzig wahren Glauben aufdrängen wollen Die uns das Lebensrecht absprechen Und führe uns nicht in Versuchung Der Bequemlichkeit Der Eigenliebe Des Desinteresses Der Teilnahmslosigkeit Sondern erlöse uns von den Bösen Lieblosigkeit Gier Hass Rache Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit Du bist der Herr des Lebens Du kannst die Not wenden Du bist grenzenlose Liebe 3

4 Amen Du machst alles neu So wird es sein Ich mache mit Ich stehe dafür ein Es wird alles gut Friedensgebet Allmächtiger, gütiger und barmherziger Gott, mit allen Menschen guten Willens bitten wir um den Frieden in dieser Welt. Rühre Du die Herzen der Menschen an und gib uns Gedanken des Friedens und der Versöhnung. Erfülle Du die Menschen mit Ehrfurcht vor dem Leben eines jeden Einzelnen, vor dem Leben aller Völker, Religionen und Nationen und vor dem Geschenk der Schöpfung. Gib, dass der Wille zum Frieden den Hass überwindet und Rache der Versöhnung weicht. Lass die Menschen erfahren, dass sie alle Deine Kinder und Geschwister sind, denen Du Deine Liebe schenkst. Und lass uns selbst in dieser Liebe leben. Gütiger Gott, mach' mich und alle Menschen zum Werkzeug Deines Friedens! Amen (Friedensgebet der Mönche des Europaklosters Gut Aich) oder: Herr mache mich zum Werkzeug deines Friedens (GL 19,4) Friedensgruß Lied Bewahre uns Gott (GL 453) oder Bleibe bei uns (GL 325) Segen Er mache uns zu Friedensstiftern und zu Zeugen seiner Gerechtigkeit. Er öffne unsere Sinne und unser Herz für die Schreie der Opfer der Kriege. Er mache unser Handeln zu Shalom, zum Heil aller Menschen in unserer Welt. 4

5 Baustein Friede In allen Kirchen wurde zu Gott gebetet: "Herr, schenke uns Frieden!" Und aus jedem Palast und jeder Hütte falteten sich die Hände empor: "Friede, Herr, gib uns Frieden!" Da hatte Gott erbarmen und der liebste seiner Engel schwebte hinab auf die Erde. Aber schon nach wenigen Tagen kehrte der Friede zurück. In seinen Zügen war eine tiefe Trauer zu lesen und auf seiner Stirn klaffte eine blutige Wunde. "Verzeihe, Herr!" sagte er bittend, "Die Menschen bedürfen meiner nicht." "Sie bedürfen deiner nicht? Sie, die täglich um Frieden bitten?" "Lass dir erzählen, Herr, wie es kam" antwortete der Engel. "Ich war nicht säumig, ich bin zu allen gegangen, aber nirgends konnte ich helfen, nirgends war ich willkommen. Ich kam zu Nachbarn, die im Zank lagen und jeder sagte mir: "Gib mir mein Recht!" Ich ging zu streitenden Eheleuten, zu Eltern und Kindern und jedes verlangte nur seinen Willen. Ich ging zu den Armen und sie sagten "Mach' uns reich!" Ich ging zu den Reichen und sie sagten: "Lass die Armen in Fesseln!" Ich ging zu den Priestern und sie forderten nur Gläubige für ihre Kirchen. Ich ging zu den Führern der Nationen und sie zeigten mir unermessliche Magazine voll von Mordwerkzeugen und sie sagten: "Gib uns noch mehr!" "Keiner hieß mich willkommen; alle meinten, wenn ich nur ihre Wünsche erfüllte, dann hätten sie ja den Frieden. Das aber vermochte ich nicht, Herr, und so...so kam ich wieder." "Und die Wunde, die Wunde auf deiner Stirn?" fragte der Herr traurig und zärtlich zugleich. Da neigte der Engel den Kopf und sagte leise, zitternd: "Ich stieß wider einen Baum...verzeih mir." Und der Herr trat näher...sah ihn lange an... und küsste ihn auf die Wunde. Emil Peschkau (?), aus der satirischen Wochenzeitschrift "Simplicissimus", 1896, 1. Jahrgang Nr. 5, Seite 3 5