Herbizideinsatz in Winterraps
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- Werner Martin
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1 Unkrautbekämpfung Herbizideinsatz in Winterraps S. Waldschmidt Winterraps verfügt über eine sehr hohe Konkurrenzkraft, vorausgesetzt eine zügige Jugendentwicklung ist möglich. Das dies nicht immer der Fall ist, zeigte die vergangene Saison 2010/2011, in der man aufgrund lückiger Bestände vielfach flächendeckend mit Mohn oder Kamille besetzte Rapsbestände vorfand. Was dem einen oder anderen Urlauber freudige Erinnerungsbilder aus Mecklenburg-Vorpommern bescherte, sorgte bei den betroffenen Landwirten für Sorgenfalten im Gesicht. Eine erschwerte Ernte stand bevor, selbst im Raps mussten Sikkationsmaßnahmen durchgeführt werden. Das Potential an Unkrautsamen im Boden stieg enorm und wird nachfolgende Kulturen stark beeinflussen. Ursache waren starke Niederschläge zur Rapsaussaat 2010, die ein verzögertes und schlechteres Auflaufen des Rapses in den verschlemmten Böden zur Folge hatten. Die o.g. Unkräuter sind in der Regel Flachkeimer. Durch die hohen Niederschlagsmengen wurden die eingesetzten VA-Präparate schnell aus der oberen Bodenzone herausgewaschen, so dass nicht ausreichend Wirkstoff zur Verfügung stand, um die notwendige Wirkung zu erzielen. Clomazone-haltige Pflanzenschutzmittel was ist zu erwarten? Bislang stellt der Einsatz Clomazone-haltiger Präparate (Brasan, Centium 36 CS, Colzor Trio, Cirrus, CS 36, Echelon, Gamit 36 CS, Nimbus CS) aufgrund des günstigen Wirkungsspektrums (z.b. Rauke-Arten) eine Standardmaßnahme im Rapsanbau in Mecklenburg- Vorpommern dar. Es gilt aber, die strengen Anwendungsauflagen einzuhalten. (Tabelle 1) Tabelle 1: spezielle Auflagen zu Clomazone-Anwendungen in Winterraps NT 114 Bei der Anwendung des Mittels muss ein Abstand von mindestens 5 m zu angrenzenden Flächen (ausgenommen Straßen, Wege und Plätze sowie landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen, die zum Zeitpunkt der Anwendung keinen Kulturpflanzenbestand aufweisen) eingehalten werden. NT 125 Die Anwendung des Mittels ist bei zu erwartenden Tageshöchsttemperaturen von mehr als 25 C Lufttemperatur, gemessen an einer geeigneten Wetterstation (z.b. des amtlichen Pflanzenschutzdienstes oder des Deutschen Wetterdienstes), auf eine längere abendliche Abkühlungsperiode mit Temperaturen unter 25 C am Anwendungsort zu verlegen. NT 144 Das Mittel ist mit einem Wasseraufwand von mindestens 300 l/ha auszubringen. Die Anwendung des Mittels muss in einer Breite von mindestens 20 m zu angrenzenden Flächen mit einem verlustmindernden Gerät erfolgen, das in das Verzeichnis "Verlustmindernde Geräte" vom 14. Oktober 1993 (Bundesanzeiger Nr. 205, S. 9780) in der jeweils geltenden Fassung, mindestens in die Abdriftungsklasse 90 % eingetragen ist. Ist ein Abstand zu angrenzenden Flächen einzuhalten, gilt dies in einer auf diesen Abstand folgenden Breite von mindestens 20 m. Die Anwendung auf der restlichen zu behandelnden Fläche muss mit einem Gerät erfolgen, das in dem vorgenannten Verzeichnis mindestens in die Abdriftminderungsklasse 75 % eingetragen ist. Die Probleme mit Clomazone-haltigen Pflanzenschutzmitteln sind seit langem bekannt. So führte der Einsatz Clomazone-haltiger Produkte im Herbst 2011 zu gehäuften Beschwerden aus der Bevölkerung. Diese klagten sowohl über Geruchsbelästigungen und Gesundheitsbeeinträchtigungen sowie über Schädigungen an Pflanzen in ihren Gärten. Die Zulassungsbehörde (BVL) reagierte am und ordnete das Ruhen der Zulassung aller Clomazone-haltigen Pflanzenschutzmittel an. In Folge wurde seitens der betroffenen Zulassungsinhaber Widerspruch gegen diese Anordnung eingelegt, so dass die Präparate wieder gehandelt und eingesetzt werden durften. Aktuell werden erneut die gesundheitlichen Gefahren des Wirkstoffes Clomazone untersucht und bewertet.
2 Unkrautbekämpfung Ob und unter welchen Anwendungsbedingungen Clomazone-haltigen Präparate im nächsten Jahr noch zur Verfügung stehen werden, ist zurzeit noch nicht abzusehen. Alternative Unkrautbekämpfung zum Clomazone-Einsatz Bereits heute steht dem Rapsanbauer eine größere Anzahl von Mitteln ohne Clomazone zur Verfügung. Es befinden sich weitere Herbizide - auch mit neuen Wirkstoffen - in der Zulassung, die in den Ringversuchen des amtlichen Pflanzenschutzdienstes überprüft werden. Die Grundlage einer Clomazone-freien Unkrautbekämpfung bildet in der Regel die Vorlage eines metazachlorhaltigen Herbizids (z.b. Fuego), womit Kamille, Vogelmiere und Ehrenpreis ausgeschaltet werden. Sollte zusätzlich noch Storchschnabel das Unkrautspektrum erweitern, ist Butisan Kombi oder Butisan Gold zu bevorzugen. Die Kornblume kann zu einem späteren Zeitpunkt mit Effigo sicher erfasst werden. Das Effigo zeichnet sich zusätzlich noch durch eine sehr sichere Wirkung gegen große Kamille aus. Es gilt aber zu beachten, dass die Anwendung von Effigo in Wasserschutzgebieten verboten ist. Gibt es auf dem Rapsschlag Probleme mit Klatschmohn, kann man diesen durch eine Nachbehandlung mit Stomp Aqua bekämpfen. Ebenfalls wird der Ackerkummhals durch Stomp Aqua erfasst. Beim Einsatz dieses Herbizids sollte der Raps sein aktives Wachstum abgeschlossen haben. Sind auf dem Rapsschlag neben Ackerkrummhals auch Rauken vorhanden, bietet sich der Einsatz von Fox an. Fox hat sich gerade im Splitting Verfahren (0,3/ 0,7 l/ha) mit hohen Wirkungsgraden ausgezeichnet. Es besitzt auch eine gute Wirkung gegen Ackerstiefmütterchen. Diese werden von allen vorher erwähnten Herbiziden nur mit einer Teilwirkung bekämpft. Beim Einsatz von Fox gilt es folgende Anwendungsbedingungen unbedingt einzuhalten: - keine Mischung mit Graminiziden, Fungiziden oder Insektiziden Tage Spritzabstand zu Graminizden, Fungiziden und Insektiziden - kein Einsatz auf nassen Beständen Bei Nichtbeachten kann es zu erheblichen Schäden im Rapsbestand kommen, wie der nachfolgende Verträglichkeitsversuch (Abb. 1) aus dem Regionaldienst Schwerin deutlich macht. Die Ursache für die Schäden waren nasse Rapsbestände während der Applikation. Während sich in der durchschnittlich 15 Pflanzen/m² befanden, lagen die Varianten mit Fox bei 5,1 Pflanzen/m² und wiesen damit einen um 2/3 geringeren Pflanzenbestand auf. Selbst die sonst verträglichere Splitting Anwendung sorgte für Schäden im Raps. Anzahl Pflanzen / m² Fuego Fuego/Fox Fuego/Fox/Fox Abb. 1: Rapspflanzenverluste durch unsachgemäßen Einsatz von Fox
3 Unkrautbekämpfung Ein Versuchsergebnis aus Nordwestmecklenburg (Abb. 2) verdeutlicht die unterschiedlichen Wirkungsgrade einiger Herbizide. Ebenfalls zeigt er Unterschiede zwischen den verschiedenen Anwendungsterminen wie bei Butisan Gold zu sehen ist. In der NAK-Behandlung reißt die Wirkung gegen Kamille und Hirtentäschel deutlich ab. Alle anderen getesteten Mittel zeigen im Bereich Hirtentäschel eine sehr gute Wirkung. Beim Ackerhellerkraut zeigte das Colzor Trio im VA die beste Wirkung. Die Spritzfolge Fuego + PM 1 zeigte sich gegen das Hellerkraut aber auch als sehr sichere Variante. Bei der Mohn-Bekämpfung überzeugten die Butisan Gold Varianten, die Spritzfolgen Fuego + PM 2, Fuego + Fox aber auch das Colzor Trio. Im Bereich des Ackerstiefmütterchens lieferte Fox die beste Wirkung ab Butisan Kombi 2,5 VA Colzor Trio 3,5 VA Quantum Power 2,0 + 0,2 VA Butisan Gold 2,0 VA Butisan Gold 2,0 NAK Kamille Hirtentäschel Mohn Hellerkraut Stiefm. SF: Fuego 1,5 + PM 1 SF: Fuego 1,5; PM 2 SF: Fuego 1,5 ; Fox 1,0 Abb. 2: Rapsherbizidversuch aus Nordwestmecklenburg (Bonitur ) Welche neuen Herbizide sind zu erwarten Aktuell befinden sich mehrere neue Präparate in den Versuchen, welche z.t. neue Wirkstoffe für den Herbizideinsatz im Winterraps enthalten. Lontrel 720SG ist eine Neuformulierung des bekannten Lontrel 100. Das Anwendungsgebiet des neuen Mittels entspricht dem der alten Formulierung. Aufgrund des gestiegenen Wirkstoffgehaltes ist aber auf die verringerten Aufwandmengen (Tabelle 2) zu achten. Tabelle 2: Aufwandmengenveränderung beim Lontrel 720SG Lontrel 720SG Lontrel g/ha 1,2 l/ha 140 g/ha 1,0 l/ha 83 g/ha 0,6 l/ha 70 g/ha 0,5 l/ha 55 g/ha 0,4 l/ha Runway ist eine Kombination aus dem bereits bekannten Effigo und dem Wirkstoff Aminopyralid. Es zeigt seine Stärken in der Bekämpfung von Kamillearten, Klatschmohn, Kornblume, Ackerkrummhals und Leguminosen. Die Zulassung von Runway wird für den Herbst 2012 mit 0,2 l/ha erwartet.
4 Unkrautbekämpfung Clearfield ist eine Kombination aus dem Butisan Top und dem Wirkstoff Imazamox. Der Einsatzschwerpunkt des Clearfields liegt im Bereich der kreuzblütigen Unkräuter sowie bei Gräsern (Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Ausfallgetreide) und erfolgt in speziellen Imazamox-toleranten Rapssorten. Dadurch, dass Imazamox zu den ALS-Hemmern gehört, besteht die Gefahr einer Etablierung von ALS-resistentem Ausfallraps, welcher sich in den folgenden Kulturen (Getreide und Rüben) nicht mehr sicher durch Sulfonylharnstoffe bekämpfen lässt. Um eine ungewollte Ausbreitung zu verhindern, ist es wichtig, sowohl die Drill- als auch die Erntetechnik nach dem Einsatz sorgfältig zu reinigen. Des Weiteren empfiehlt es sich, Clearfield nicht auf Schlägen einzusetzen, auf denen Zuckerrüben in der Fruchtfolge stehen. Mit dem Debut fällt eine sichere Bekämpfungsmöglichkeit in Zuckerrüben gegen Clearfield-Raps aus. Ein aktueller Versuch (Abb. 3) im Regionaldienst Schwerin aus dem Herbst 2011 zeigt, wie schwer eine Bekämpfung von Clearfield-Raps ist. Selbst das Diflufenikan (hier in Absolute M) und auch das Biathlon waren keine sichere Alternative bei der Bekämpfung. Alle Getreideherbizide wurden im 2-Blattstadium des Rapses gespritzt. Das Debut erhielt eine Doppelbehandlung, um eine Zuckerrübenspritzfolge zu simulieren. Die erste Spritzung erfolgte im Keimblattstadium des Rapses. Keines der getesteten Mittel konnte in seiner Wirkung überzeugen, so dass das Absolute M mit ca. 22 % abgestorbener Clearfield-Pflanzen zum Boniturtermin noch am Besten abschnitt. abgestorbene Rapspflanzen in % 25 22, ,9 5,8 2,8 12,9 14,1 9,7 2,6 7,5 0 Lexus 20g/ha Absolute M 180g/ha Pointer SX 35g/ha Brazzos 25g/ha Biathlon 70g/ha Debut 2x30g/ha Concert SX 100g/ha Abb. 3: Bekämpfung von Clearfield-Raps (Bonitur ) Primus 100ml/ha Dirigent SX 35g/ha Salsa enthält mit Ethametsulfuron den ersten im Raps verträglichen Sulfonylharnstoff. Die Zulassung wird aber erst für den Herbst 2013 erwartet. Zum Wirkungsspektrum zählen Kreuzblütler einschließlich Rauke-Arten, Storchschnabel- und Kamillearten. Mit dem Salsa steht, nach erfolgreicher Zulassung, eine Alternative zu den Clomazone-haltigen Pflanzenschutzmitteln zur Verfügung. Ungrasbekämpfung im Winterraps Der Ungras-Resistenzproblematik im Getreideanbau sollte kulturübergreifend entgegengewirkt werden. Speziell im Raps bietet sich der Einsatz von Wirkstoffgruppen an, die einer geringeren Resistenzgefahr unterliegen. Während metazachlorhaltige Präparate in der Regel schon eine gute Wirkung gegen Ackerfuchsschwanz und Windhalm mitbringen, muss man eine zusätzliche graminizide Maßnahme gegen Ausfallgetreide einplanen.
5 Unkrautbekämpfung Die meisten Gräserbekämpfungsmittel gehören zu den DIM s oder den FOP s. Diese sind blattaktiv, d.h. die Ungräser müssen aufgelaufen sein um den Wirkstoff aufzunehmen. Mit dem Kerb Flo besitzt der Landwirt eine Möglichkeit zum Wirkstoffgruppenwechsel. Im Gegensatz zu den DIM s und FOP s ist es ein rein bodenaktives Mittel. Der Einsatz erfolgt vom Spätherbst bis in den Februar. Die Rapspflanzen sollten ihr aktives Wachstum eingestellt haben. Das Kerb Flo wirkt im oberen Bodenhorizont (obere 5 cm), daher dürfen die Ungräser nicht zu groß sein. Es besteht sonst die Gefahr, dass sie mit ihren Wurzeln aus diesem Bereich herauswachsen. Bei größeren Ungräsern ist eine Kombination mit anderen Graminiziden möglich. Tabelle 3: Ausgewählte Graminizide in Winterraps Mittel Aufwand l,kg / ha Termin Wirkstoff Gewässerabstand (m) Abdriftminderung g / l,kg - 90% Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung Wirkstoffgehalt NT- Auflage Agil-S 1,0 NAH NAF Propaquizafop Aramo 2,0 NAH NAF Tepraloxydim Focus Ultra 2,5 NAH NAF Cycloxydim Fusilade 1,0 / 2,0 NAH 101 / 102 Max 1,0 / 2,0 NAF Fluazifop / 102 Panarex 1,25 / 2,25 NAH 102 / 103 Quizalofop ,25 / 2,25 NAF 102 / 103 Select 240 EC 0,5 NAH Clethodim Targa Super Kerb Flo 1,25 / 2,0 NAH 102 / 103 1,25 / 2,0 NAF Quizalofop / 103 1,25 - NAH 1,875 Propyzamid
6 Tabelle 4: Wirksamkeit ausgewählter Herbizide gegen weit verbreitete Unkräuter in Winterraps Mittel Aufwand l,kg / ha Termin Wirkstoff(e) Wirkstoffgehalt g / l,kg Rauke Arten Ackerhellerkraut Ackerkrummhals Ackerstiefmütterchen Ehrenpreis Hirtentäschel Kamille Klatschmohn Klettenlabkraut Kornblume Storchschnabel Taubnessel Vogelmiere Fuego 1,5 NAH Metazachlor Butisan Kombi 2,5 VA Metazachlor 200 NAH Dimethenamid-P (+) (+) Butisan Gold 2,5 Metazachlor 200 VA Dimethenamid-P 200 NAH Qiunmerac (+) (+) Butisan Top 2,0 NAH Metazachlor (+) Brasan 2,0 VA Centium 36 CS Gamit 36 CS Quinmerac Dimethachlor Clomazone , VA Clomazone ++ - (+) (+) (+) Cirrus 0, Napropamid 188 Colzor Trio 4,0 VA Dimethachlor Clomazone 30 Effigo 0,35 NAH Clopyralid (+) - (+) (+) (+) +++ NAF Picloram (+) - Fox 1,0 NAH Bifenox (+) Fox Splitting 0,3/0,7 NAH Bifenox (+) Lontrel 100 1,2 NAF Clopyralid Nimbus CS 3,0 VA Metazachlor 250 Clomazone (+) QuantumPower 2,0 + Pethoxamid 600 VA 0,2 Clomazone Stomp Aqua 2,0 NAH Pendimethalin 455 (+) (+) (+) sehr gute bis gute Wirkung ++ gute bis ausreichende Wirkung + Teilwirkung (+) Einschränkung - keine Wirkung VA = Vorauflauf NAH = Nachauflauf Herbst NAF= Nachauflauf Frühjahr
7 Pilzkrankheiten und Wachstumsregulierung Pilzkrankheiten und Wachstumsregulierung im Winterraps K. Dömpke Das Anbaujahr 2010/2011 erwies sich für den Winterraps von der Aussaat bis zur Ernte als sehr schwierig. Keine termingerechte Bestellung, permanente Niederschläge im Herbst, starke Kahlfröste im Februar sowie ein trockenes Frühjahr boten keine optimalen Bedingungen für die Entwicklung des Rapses. Zusätzlich bereiteten in der vergangenen Saison die Krankheiten Phoma lingam und Verticillium longisporum große Probleme. Dagegen war die Pilzkrankheit Sclerotinia sclerotiorum kaum auffällig. Verticillium - Rapswelke Verticillium longisporum ist eine Fruchtfolgekrankheit und seit ca in Deutschland als wirtschaftlich bedeutende Krankheit im Raps bekannt. Der hohe Verseuchungsgrad auf unseren mit extrem rapsbetonten Fruchtfolgen bestellten Böden führt unweigerlich zu Ernteverlusten durch diese Krankheit. Ernteausfälle bis zu 50% sind in der Literatur beschrieben. In Mecklenburg-Vorpommern konnte zur Ernte 2011 starker Befall mit Verticillium beobachtet werden. Die Stängel des erntereifen Rapses sind grau verfärbt und unter der sich leicht ablösenden Epidermis befinden sich Mikrosclerotien. Die Infektion durch das Pilzmyzel erfolgt an der Wurzel. Eine chemische Bekämpfung dieses Pilzes ist nicht möglich, da aktuell keine Fungizide zur Verfügung stehen. % befallene Pflanzen Stoppelbonitur zu BBCH Jahr Abb.1: Befall durch Verticillium auf Kontrollflächen in M-V Es gilt, den Befall mit Verticillium so weit wie möglich einzudämmen. Bei Starkbefall sollten Mindestanbaupausen für Raps, Rübsen und Betarüben von drei bis vier Jahren eingehalten werden. Unkrautwirte, Stilllegungs- und Non Food -Flächen sollten unbedingt in Ihren Überlegungen mit einbezogen werden. Die Rapskonzentration ist notfalls unter 25% zu verringern, frühe Aussaaten sowie der Anbau von kruziferen Zwischenfrüchten sind zu vermeiden. Herbstbehandlung Die Herbstbehandlung mit Wachstumsreglern bzw. Fungiziden soll vor allem das Überwachsen der Bestände verhindern, die Winterfestigkeit der Pflanzen verbessern und zur Minimierung von Phoma lingam (Wurzelhals- und Stängelfäule) beitragen. Der Herbst 2010 war ge- 7
8 Pilzkrankheiten und Wachstumsregulierung kennzeichnet durch permanente Niederschläge. Zu diesem Zeitpunkt erfolgten besonders auf schweren Böden massive Phoma-Infektionen am Wurzelhals, welche zu starkem Befall (Symptome) im Frühjahr an diesen führten. Sichtbare Vermorschungen am Stängelgrund sowie Einschnürungen führten bis zum Stadium der Blüte zum Umfallen der Pflanzen. Ertragsverluste auf den betroffenen Flächen waren die Folge. Vorgenommene fungizide Herbstbehandlungen (Einfach- oder Doppelbehandlung) konnten diese frühzeitigen Infektionen am Wurzelhals nicht verhindern. Die fungiziden Wirkstoffe werden in der Pflanze akropetal transportiert, d.h. der Wirkstoff wird nach oben, aber nicht nach unten transportiert. Abb.1: Zum Zeitpunkt der Blüte durch Phoma- Infektion umgefallene Rapspflanze In diesem Herbst ist das Phoma-Auftreten als schwach anzusehen. Nur in einem nassen Herbst, wie 2010, kann sich der Pilz optimal entwickeln. Der Vorjahresbefall ist nicht entscheidend. Ab dem 4-Blattstadium sollten Fungizidanwendungen erfolgen. Tritt Phoma schwach auf, sollten die Mittel entsprechend der Wüchsigkeit des Rapses gewählt werden. Reduzierungen der Aufwandmenge sind möglich. Die Herbstanwendung gilt zwar als breit wirksame Schutzmaßnahme; die Wirtschaftlichkeit dieser ist jedoch keinesfalls sichergestellt. In Abb. 2 ist ein dreijährig zusammengefasster Mittelvergleich dargestellt. Signifikante Unterschiede sind kaum gegeben. Einzig die Variante mit Tilmor, das Splitting von Folicur und das getestete Prüfmittel weisen statistisch abgesicherte Mehrerträge auf ,2 Ertrag (dt/ha) 56 55,2 55,6 56,6 55,9 55,8 56,8 55,8 55, Carax PM Tilmor Toprex Folicur 0,7 Folicur; Folicur Folicur; Folicur; Folicur Caramba 0,7 Abb.2: Einfluss auf den Ertrag bei Herbstanwendung, Zeitraum
9 Pilzkrankheiten und Wachstumsregulierung Im Herbst 2011 stehen als neuere Produkte Tilmor und Toprex sowohl mit fungizider als auch wachstumsregulierender Wirkung zur Verfügung. Die Stärken von Tilmor (Wirkstoffe: 160g/l Tebuconazol, 80 g/l Prothioconazol) liegen bei der Phoma-Bekämpfung; Toprex (Wirkstoffe: 250 g/l Difenoconazol, 125 g/l Paclobutrazol) weist eine gute stauchende Wirkung auf. Für beide Produkte liegt ebenfalls eine Zulassung für die Frühjahrsanwendung vor. Frühjahrsbehandlung Die im Frühjahr durchgeführten Maßnahmen haben das Ziel, das Wachstum der Rapspflanzen zu regulieren und damit Lager zu vermeiden. Zudem sollen durch die Frühjahrsspritzung Krankheiten wie Phoma lingam bekämpft und durch physiologische Effekte das Ertragsergebnis positiv beeinflusst werden. Mehrerträge in den einzelnen Jahren sind durchaus möglich, wie unsere langjährige Versuchsreihe belegt (Abb.3) ,0 54,2 53,7 55,1 54,4 54, (n=12) Carax (n=12) Tilmor (n=7) Toprex (n=12) Caramba (n=9) Folicur (n=5) Ertrag (dt/ha) Abb.3: Frühjahrsanwendung im Winterraps, Zeitraum Das auf die Erzielung von Mehrerträgen durch Frühjahrsbehandlung keinesfalls grundsätzlich Verlass ist, stellt die Versuchsserie vom Frühjahr 2011 dar (Abb.4). Hier brachte keines der verglichenen Präparate einen signifikanten Mehrertrag im Vergleich zur. Ertrag (dt/ha) ,4 46,0 47,7 47,9 42 Carax Tilmor Toprex Abb.4: Fungizidanwendung im Frühjahr 2011 (n=3) 9
10 Pilzkrankheiten und Wachstumsregulierung Nach unseren Erfahrungen ist die günstigste Variante die Einmalbehandlung zum mittleren Knospenstadium (BBCH 55-57). Entscheidend, ob Einmal- oder Zweimalbehandlung, ist die Situation im Frühjahr. Das zeitige Einsetzen der Vegetation und starkes Phoma-Auftreten können eine frühe Behandlung unumgänglich machen. Die fungizide Wirkung steht dabei im Vordergrund. Im Knospenstadium des Rapses können dann wachstumsregulierende Fungizide zum Einsatz gelangen. Lageranfällige Sorten, hohe Bestandesdichten aber auch starkes Auftreten z.b. von Phoma lingam können Kriterien für diese Maßnahme sein. 62 Ertrag (dt/ha) ,4 57,2 59,6 58,7 59,5 58,8 53,4 53, ,7 48 Behandlung Splitting Abb.5: Frühjahrsbehandlung - Splitting Behandlung Splitting Behandlung Splitting Blütenbehandlung Der Erreger der Weißstängeligkeit (Sclerotinia sclerotiorum) hatte aufgrund ungünstiger Infektionsbedingungen 2011 nur geringe Möglichkeiten sich zu entwickeln. Das vergangene Erntejahr kann als schwaches Befallsjahr bezeichnet werden. Im Rahmen der Schaderregerüberwachung wurde 2011 in Mecklenburg-Vorpommern ein Befall von 3% ermittelt. Im Starkbefallsjahr 2007 betrug der Befall landesweit ca. 24% (max. Befall 86%). Die Bonituren erfolgten in unbehandelten Parzellen. Die Fungizidanwendung gegen die Weißstängeligkeit bleibt aus Gründen der Ertragsabsicherung weiter eine Standardmaßnahme. Positive Nebeneffekte wie die Erhöhung der Schotenplatzfestigkeit und die Bekämpfung von Alternaria werden bei der Behandlung genutzt. Nach wie vor ist das Stadium der Vollblüte (BBCH 65) der optimale Behandlungstermin. Nicht in jedem Jahr treten ertragswirksame Sclerotinia-Infektionen auf (siehe Abb.6). Hoch signifikante Mehrerträge sind gegenüber der unbehandelten in Befallsjahren (2007, 2009) zu erkennen. Die von uns geprüften Fungizide unterscheiden sich allerdings über die Jahre hinweg gesehen nicht wesentlich in ihrer Ertragsleistung. 10
11 Pilzkrankheiten und Wachstumsregulierung 60 59, , ,9 56,4 55,8 56,2 56, ,5 54,6 Ertrag (dt/ha) , ,1 46,2 44 Fungizid VB Fungizid VB Fungizid VB Abb.6: Ertragseffekte von Blütenbehandlungen ( ) Fungizid VB Fungizid VB Fungizid VB 11
12 Tabelle: Wirksamkeit ausgewählter Fungizide und Wachstumsregler in Winterraps Präparat Wirkstoffe (g/kg) Aufwand l, kg /ha Einsatzzeit NT- Auflagen Abstand Wachstumsregulatorischer Effekt Wirksamkeit in den zugelassenen Indikationen Phoma Sklerotinia Alternaria B- Auflage Gewässerabstand (m) Abdriftminderung - 90 % Randstreifen (m) bei >2% Hangneigung Boscalid (200) - 10 Cantus Gold 0,5 Herbst bis Blüte B Dimoxystrobin (200) i. Herbst Caramba Metconazol (60) 1,5 Herbst bis Blüte ++ ++(+) ++ - B4* Carax Contans WG Flamenco FS Metconazol (30) Mepiquatchlorid (210) Coniothyrum minitans (100) Prochloraz (174) Fluquinconazol (54) Folicur Tebuconazol (250) 1,4 Herbst + Frühjahr (+) - - B4* ,0 vor der Saat/ auf die Rapsstoppel B ,0 Blüte B4* ,5 (1,0) 1) Herbst bis Blüte ++ ++(+) B4* 15 (10) 1) 5 (1) 1) Harvesan Carbendazim (125) Flusilazol (250) 0,8 Blüte B4* Matador Tebuconazol (225) 1,0 / Triadimenol (75) 1,5 Herbst bis Blüte B4* Mirage 45 EC Prochloraz (450) 1,5 Blüte B4* Moddus Trinexapac (222) 1,5 Frühjahr B Orius Tebuconazol (200) 1,5 Herbst bis Blüte ++ ++(+) ++ - B4* Ortiva Azoxystrobin (250) 1,0 Blüte (+) +++ B Proline Prothioconazol (250) 0,7 Blüte B Score Difenoconazol (250) 0,5 Herbst + Frühjahr B4* 10 1 Tilmor Toprex Prothioconazol (80) Tebuconazol (160) Difenoconazol (250) Paclobutrazol (125) 5 i. Herbst 1,2 Herbst + Frühjahr ++ ++(+) - - B4* ,5 Herbst + Frühjahr (+) - - B4* 5 1 NG 341** - * Änderung der B-Auflage in Abhängigkeit des eingesetzten Insektizides; ** NG 341Paclobutrazol max. 80g Wirkstoff/ha und Jahr 1) Indikation Winterfestigkeit; -
13 Rapsschädlinge M. Hahn Die Untersuchungen auf Resistenzen verschiedenster Rapsschädlinge haben bundesweit einen hohen Stellenwert. Die intensive Arbeit auf diesem Gebiet zeigt, dass die Probleme keineswegs gelöst sind. Beim Rapsglanzkäfer und beim Rapserdfloh sind Resistenzen bereits seit mehreren Jahren nachgewiesen worden, aber auch Populationen anderer Schädlinge fallen immer wieder durch geringere Sensitivität auf. Vor allem der Kohlschotenrüssler gibt Anlass zu großer Sorge, da hier aufgrund der Untersuchungen aus den Jahren 2010 und 2011 von einer beginnenden Resistenz in Schleswig-Holstein und Westmecklenburg gesprochen werden muss. Viel liegt in der Hand der Praktiker. Ein sorgsamer und strikt an Bekämpfungsrichtwerten angelehnter Einsatz der verschiedenen Wirkstoffgruppen ist die effektivste Methode die Entwicklung und Ausbreitung weiterer Resistenzen zu unterbinden! Rückblick auf die vergangene Saison Zeitgleich mit den Großen Rapsstängelrüsslern wurden bereits Mitte März erste Rapsglanzkäfer in den Gelbschalen gefunden. In der ersten Aprilwoche setzte dann ein lang anhaltender Massenzuflug des Rapsglanzkäfers ein, der bis zum Osterwochende (24./25.4.) anhielt. Hier waren oftmals mehrere Insektizideinsätze notwendig und mehrfach wurden in der Praxis ungenügende Wirkungsgrade beobachtet. Dieses Phänomen betraf alle Wirkstoffe und lässt sich nicht grundsätzlich mit Resistenzerscheinungen erklären. Es gilt zu bedenken, dass zum einen einige moderne Wirkstoffe nicht das Potential zu einem 100%igen Bekämpfungserfolg haben und zum anderen, dass nicht jede Anwendung unter optimalen Bedingungen wie Temperatur und Wasseraufwand durchgeführt wurde. Ebenso erschwert in der Praxis der natürliche Zuflug eine korrekte Bewertung der insektiziden Leistungen der Präparate. Bemerkenswert war das Auftreten des Kohlschotenrüsslers. Spitzenwerte von bis zu 40 Käfern auf einem Haupttrieb wurden beobachtet. Vor allem in den südlichen Regionen des Bundeslandes wurden die Bekämpfungsrichtwerte weit überschritten, so dass erstmalig seit vielen Jahren vom amtlichen Dienst eine Bekämpfungsempfehlung ausgesprochen wurde. Zusammengefasst verlief die Bekämpfung der Insekten erfolgreich. Vereinzelt aufgetretene Ertragseinbußen durch Schädlinge wurden bei weitem durch die ungünstige Gesamtsituation in dem komplizierten Rapsanbaujahr überlagert. Schaderregerauftreten im Herbst 2011 Die Populationsdichte des Rapserdflohs ist weiterhin rückläufig. Im Herbst 2011 trat dieser Schädling nur noch gelegentlich oberhalb der Bekämpfungsrichtwerte auf. Höhere Anteile befallener Pflanzen, die im Rahmen der Schaderregeruntersuchung (Tab. 2) ermittelt wurden, waren immer mit äußerst geringen Larvenanzahlen verbunden. Die Versuche der letzten Jahre zeigen ein ernüchterndes Bild bezüglich des Bekämpfungserfolges durch chemische Maßnahmen. Die Abbildung 1 stellt die zusammengefassten Ergebnisse von 4 Versuchen aus den Jahren 2009 bis 2011 dar. Es wurde zwar regelmäßig eine deutliche Reduktion des Befalls befallene Pflanzen % UK Herbst früh Herbst spät Frühjahr Abb. 1: Bekämpfung des Rapserdflohs (n=4) erreicht, jedoch spiegelte sich dieser Erfolg leider kaum im Ertragsergebnis wieder. Alle Varianten lagen mit um 44,5 dt/ha eng beieinander. Da der Rapserdfloh in milden Wintern bis ins Frühjahr hinein aktiv sein kann, wurden auch Frühjahrsanwendungen getestet. Hier war Ertrag dt/ha
14 die Reduktion des Befalls nicht so deutlich ausgeprägt wie zu den Anwendungsterminen im Herbst. Der geringe Einfluss der Behandlungen auf den Ertrag kann aber nicht als Beleg für eine grundsätzliche Unwirtschaftlichkeit der Maßnahmen gewertet werden. In den Versuchen wurden die Bekämpfungsrichtwerte (Tab. 3) nicht erreicht, so dass die starke Kompensationsfähigkeit des Rapses größere Ertragseinflüsse verhinderte. Die mageren Bekämpfungserfolge, zusammen mit der auch im Jahr 2011 nachgewiesenen Resistenz des Rapserdflohs im westlichen Mecklenburg gegenüber den Pyrethroiden, sind Anlass genug, diesen Schädling auch bei abnehmender Populationsdichte nicht zu vernachlässigen und weiterhin genau zu beobachten. Auffällig war im Herbst das Auftreten von minierenden Fliegen. Eine nachhaltige Schädigung ist durch diese Tiere nicht entstanden, jedoch war diese Situation zumindest faunistisch interessant. Verursacher der Minen auf den Blättern war nicht die bekannte Minierfliege Phytomyza rufipes, sondern landesweit ausschließlich die Taufliege Scaptomyza flava. Empfehlungen für das Frühjahr 2012 Die den Praktikern zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Verhinderung einer weiteren Resistenzausbildung bei Rapsschädlingen sollten strikt umgesetzt werden! Die seit mehreren Jahren nachgewiesene Resistenz des Rapsglanzkäfers gegenüber den klassischen Pyrethroiden des Typs II ist bundesweit vorhanden und hat sich fest etabliert. Untersuchungen des JKI aus dem Jahr 2011 haben zwar keine Kreuzresistenz zwischen Pyrethroiden des Typs I (z.b. Karate) und denen des Typs II (Mavrik, Trebon) im Zusammenhang mit Rapsglanzkäfern nachgewiesen, aufgrund verstärkter Nutzung in der Praxis ist aber ein leichter Wirkungsverlust bei letzteren beobachtet worden. Dies lässt sich auch an einem Versuch aus dem Regionaldienst Greifswald erkennen (Abb. 2). Ausgangsbefall: 3,6 Käfer / Pflanze 3,0 2,5 2,8 2,7 2.Tg. 4.Tg. 7.Tg. 9.Tg. 2,1 Käfer/Pflanze 2,0 1,5 1,0 0,5 1,6 0,4 0,3 0,2 0,2 0,8 0,7 0,5 0,5 0,4 0,4 0,4 0,4 1,9 1,4 1,3 1,1 0,4 0,4 0,5 0,3 1,7 1,1 0,9 0,7 0,6 0,6 0,5 0,2 0,0 Plenum 50 WG Mavrik Mospilan SG Karate Zeon Biscaya Avaunt Trebon 30 EC Abb. 2: Insektizidvergleich Rapsglanzkäfer 2011, RD Greifswald Die neonicotinoid-haltigen Präparate Biscaya und Mospilan bleiben (bislang) in ihrer Wirkung stabil. Welche weiteren Wirkstoffgruppen bzw. Produkte in der kommenden Saison zur Verfügung stehen werden, lässt sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht absehen. Bemühungen um Zulassung bzw. Notfallzulassung nach Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 werden für Avaunt (WS: Indoxacarb), Plenum (WS: Pymetrozin) und verschiedene Organophosphate unternommen.
15 Bei der Bekämpfung sind folgende Grundsätze zu beachten: - Einsatz nur bei Erreichen der Bekämpfungsrichtwerte - immer die maximal zugelassene Aufwandmenge einsetzen - die Möglichkeiten eines Wirkstoffgruppenwechsels optimal ausnutzen - hohe Wasseraufwandmenge zur optimalen Benetzung (300 l/ha) - unbehandelte Kontrollfenster ermöglichen eine Beurteilung des Bekämpfungserfolges - der Bienenschutz hat höchste Priorität. Vorsicht bei Zumischungen von Additiven kurz vor oder während der Blüte, sofern keine B4 Freigabe vorliegt - mit beginnender Blüte sind nur unter extremen Befallssituationen Schäden durch den Rapsglanzkäfer zu erwarten Weitergehend sollten die verschiedenen Wirkstoffeigenschaften berücksichtigt werden. So können die Pyrethroide vor allem bei kühleren Temperaturen (5-15 C) ihr Wirkpotential voll und lang anhaltend entfalten, verlieren jedoch bei höheren Temperaturen rasch an Dauerwirkung. Höhere Temperaturen sichern im Gegenzug die Wirkungsgrade der Organophosphate ab. Die Neonicotinoide (Biscaya, Mospilan) sind relativ temperaturunabhängig, wirken jedoch hauptsächlich als Fraßgifte, so dass die Wirkung etwas verzögert eintritt. Die Käfer sollten zum Behandlungszeitpunkt aktiv sein und in den Knospen sitzen (>15 C, sonnig, wenig Wind). Avaunt und Plenum sollten nicht unterhalb von 10 C eingesetzt werden. Neonicotinoide IRAC 4A Organophosphate IRAC 1B Oxadiazine IRAC 22A Pyridin- Azomethine IRAC 9B Pyrethroide Klasse I IRAC 3 Biscaya Dursban Delta Avaunt Plenum Mavrik Mospilan SG Pyrinex 25 CS Trebon 30 EC Fyfanon Reldan evtl. Zulassung zur Saison evtl. Zulassung zur Saison evtl. Zulassung zur Saison Abb. 3: Rapsglanzkäferbekämpfung 2012 fünf Bausteine für den notwendigen Wirkstoffwechsel bei Insektizid-Folgen Zur Überwachung des Großen Rapsstängelrüsslers und des Gefleckten Kohltriebrüsslers müssen zeitig Gelbschalen aufgestellt werden. Die Behandlung, sofern notwendig, sollte einige Tage nach dem ersten Hauptzuflug erfolgen. Die frisch zugeflogenen Schädlinge sind erst mit einem Reifungfraß beschäftigt, der noch keine Schäden verursacht. Nachzügler können durch diese Anwendungsverzögerung mit erfasst werden. Beide Schädlinge werden ebenfalls intensiv auf das Entstehen von Resistenzen untersucht. Der Große Rapsstängelrüssler zeigte in den Untersuchungen des JKI eine stabile Sensitivität. Einzelne Populationen des Gefleckten Kohltriebrüsslers fallen jedoch immer wieder durch Wirkungsgrade unterhalb der Norm auf. Besondere Aufmerksamkeit muss nach den Erfahrungen der letzten Saison dem Kohlschotenrüssler gewidmet werden. Nachdem seit dem Jahr 2010 Proben aus Schleswig-Holstein verminderte Sensitivität gegenüber Pyrethroiden zeigten, wurde im Jahr 2011 eine solche auch in Mecklenburg (Bereich LWL) nachgewiesen. Aufgrund dieser Befunde ist auch bei diesem Schädling von einer Resistenz auszugehen. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl beim Kohlschotenrüssler als auch beim Rapserdfloh beide Pyrethroidgruppen (Typ I und II) vergleichbare Reaktionen zeigen. Zum Einsatz in der Blüte empfiehlt sich daher nach derzeitiger Zulassungssituation nur das Neonicotinoid Biscaya. Der Bekämpfungsrichtwert richtet sich nach den Ergebnissen der Kokonuntersuchungen der Kohlschotenmücke und liegt im Jahr 2012 für die Beratungsbereiche Schwerin und Neubrandenburg bei 0,5 Kohlschoten-
16 rüsslern je Pflanze. In den Bereichen Rostock und Greifswald ist eine Insektizidmaßnahme erst bei einem Besatz von 1,0 Käfern je Pflanze notwendig. Nützlinge schonen Eigene Untersuchungen der letzten Jahre haben immer wieder eine sehr hohe Parasitisierungsrate der Rapsglanzkäferlarven durch Schlupfwespen ergeben. Bis zu 80% der Larven waren parasitisiert und starben infolge dessen ab. Diese kostenlose Bekämpfung durch natürliche Gegenspieler wird durch einen Insektizideinsatz in der Blüte deutlich behindert. Unter Starkbefallsbedingungen durch Blütenschädlinge sind selbstverständlich Maßnahmen sinnvoll, jedoch kann eine Tolerierung eines unterschwelligen Befalls die Vermehrungsrate der Rapsglanzkäfer deutlich stören. Bundesweit erregten in den letzten Jahren immer wieder Meldungen über einen neuen Rapsschädling Aufmerksamkeit. Gemeint ist der Blaue Mauszahnrüssler (Baris coerulescens). Im Rahmen eines mehrmonatigen Monitorings in Zusammenarbeit mit dem JKI wurden zwei Tiere dieser Art in MV nachgewiesen. Somit besteht derzeit keine Gefahr für unsere Bestände. Die Gefährlichkeit dieses Rüsslers ist auch deutlich geringer im Vergleich zu anderen Arten, da er zu spät in der Saison auftritt, um ernsthafte Schäden anzurichten. Empfehlungen für den Herbst 2012 Beobachtungen der letzten Jahre belegen eindeutig, dass vornehmlich Frühsaaten durch einen Befall der Kleinen Kohlfliege gefährdet sind. Einzige wirksame Maßnahme zum Schutz der Bestände ist die Aussaat von mit Elado gebeiztem Saatgut. Diese Zusatzbeize reduziert nicht nur den Starkbefall durch Kohlfliegen, sondern wirkt auch gegen den Rapserdfloh. Zu späteren Aussaatterminen können andere Beizen mit insektiziden Wirkstoffen, wie Cruiser OSR oder Chinook, ebenfalls den jungen Raps in geringerem Umfang vor Erdflöhen schützen. Späteres bekämpfungswürdiges Auftreten erfordert den Einsatz von Pyrethroiden. Der sollte aber keinesfalls als vorbeugende Maßnahme im Rahmen einer Zumischung zu Fungiziden oder Herbiziden erfolgen, sondern nur bei Erreichen der Bekämpfungsrichtwerte (Tabelle 3). Vorschriften für neonicotinoidhaltige Saatgutbehandlungsmittel Bei der Aussaat von mit Neonicotinoiden (Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam) gebeiztem Saatgut sind folgende Auflagen zu beachten: - Keine Ausbringung des behandelten Saatgutes bei Wind mit Geschwindigkeiten über 5 m/s. - Das behandelte Saatgut einschließlich enthaltender oder beim Sävorgang entstehender Stäube vollständig in den Boden einbringen. - Die Aussaat von behandeltem Saatgut darf nur dann mit einem pneumatischen Gerät, das mit Unterdruck arbeitet, erfolgen, wenn dieses in der Liste der abdriftmindernden Sägeräte des Julius-Kühn-Instituts aufgeführt ist. - Der Betriebsleiter ist verpflichtet, die zur Aussaat des behandelten Saatgutes vorgesehene Fläche mindestens 48 Stunden vor der Aussaat Imkern bekannt zu geben, deren Bienenstände sich im Umkreis von 60 m um die Aussaatfläche befinden. Eine Auswahl der für etwaige Insektizidmaßnahmen zugelassenen Präparate ist in der Tabelle 1 zusammengestellt. Auf geänderte Auflagen ist zu achten, der Bienenschutz ist zu berücksichtigen (u.a. B4-Insektizide werden in Tankmischungen mit Fungiziden aus der Gruppe der Ergosterol-Biosynthese-Hemmer, z.b. Folicur, Carax oder Mirage, zu B2). Über die aktuellen Zulassungen informieren wir rechtzeitig per Warndienst.
17 Tabelle 1: Insektizide in Winterraps Wirkstoff/ Präparat Thiacloprid Biscaya Acetamiprid Mospilan SG Tau-Fluvalinat Mavrik Etofenprox Trebon 30 EC IRAC 4A 4A Indikation/ Zielorganismus beißende Insekten (keine Erdflöhe), Kohlschotenmücke Aufw.- menge l/ha bzw. kg/ha Anw. im Jahr Bienen schutz Gewässerabstand (m) Abdriftminderung - 90 Rand- Streifen (m) bei >2% Hangneigung NT- Auflage (Hecke etc.) 0,3 2x B Rapsglanzkäfer 0,2 1x B NT 102 beißende Insekten (ausgn. KTR, GRSR), Kohlschotenmücke Rapsstängelrüssler, Kohltriebrüssler, Rapsglanzkäfer, Kohlschotenrüssler 0,2 1x B4* NT 101 0,2 2x B2 n.z NT 101 Alpha-Cypermethrin Fastac SC, IRO beißende Insekten, Kohlschotenmücke 0,1 2x B4* n.z NT 109 Lambda- Cyhalothrin Trafo WG, Lambda WG Lambda- Cyhalothrin Karate Zeon Lambda- Cyhalothrin Cyclone, Shock down, Clayton Sparta Gamma-Cyhalothrin Nexide beta-cyfluthrin Bulldock Esfenvalerat Sumicidin Alpha EC Deltamethrin Decis flüssig Rapserdfloh 0,1 NT 102 Rapsstängelrüssler, Kohlschotenrüssler, Kohltriebrüssler, Kohlschotenmücke, Rapsglanzkäfer beißende Insekten, Kohlschotenmücke Rapserdfloh, Rapsglanzkäfer, Kohlschotenrüssler, Kohlschotenmücke beißende Insekten (kein Kohlschotenrüssler) beißende Insekten, Kohlschotenmücke 0,15 1x B4* NT 103 0,075 1x B4* NT 103 0,15 2x B2 n.z. 5 - NT 108 0,08 2x B1 n.z NT 102 0,3 3x B NT 103 beißende Insekten 0,25 2x B2 n.z NT 103 beißende Insekten 0,3 3x n.z Kohlschotenmücke, Kohlrübenblattwespe 0,2 1x 3x B2 n.z NT 109 zeta-cypermethrin Fury 10 EW, Minuet 10 EW Rapsstängelrüssler, Kohltriebrüssler, Rapsglanzkäfer, Kohlschotenrüssler n.z. = nicht zugelassen * in Tankmischung mit Fungiziden aus der Gruppe der Ergosterol-Biosynthesehemmer B2 0,1 2x B2 n.z. 5 - NT 103
18 Tabelle 2: Allgemeine Befallssituation in den Jahren 2010 und 2011 sowie erste Ergebnisse für das Erntejahr 2012 Schaderreger BBCH Greifswald Neubranden- Rostock Schwerin burg Rapsglanzkäfer Käfer/ Pflanze ,3 2,9 0,9 2,8 0,5 2,9 5,1 6,9 Rapserdfloh bef. Pflanzen % ,8 0 7,1 7,4 1,9 8,1 11,3 9, ,3 11,6 12,6 Kohlschotenrüssler ,3 0 0,4 0,1 0,4 Käfer/Pflanze Ø Anzahl d. 2 Kokon 100 cm 1,3 1,9 59,1 22,7 13,3 1,0 34,8 32,8 Kleine Kohlfliege bef.pflanzen % ,8 23,2 20,6 37,4 20,3 16,0 20,2 25,8 41,1 35,6 22,0 Tabelle 3: Schaderreger Rapserdfloh Bekämpfungsrichtwerte wichtiger tierischer Schaderreger in Winterraps Kontrolltermin Herbst Bekämpfungsrichtwert 10 % der Blattfläche durch Fraß zerstört oder Käfer (K)/m² oder 75 K/Gelbschale (GS) im Zeitraum 1. bis oder 50 K/GS im Zeitraum 10. bis oder 50 K/GS in 10 Tagen nach dem bis Ende Oktober Großer auf vorjährigen Rapsflächen im Bestand Rapsstängelrüssler Februar 10 K/GS in 3 Tagen bis April 30 K/GS* in 3 Tagen oder 3 K/25 Pflanzen Gefleckter Kohltriebrüssler ab Kleinstknospe 30 K/GS in 3 Tagen im Bestand oder 1 K/Pflanze Rapsglanzkäfer Pflanze/ Bestand geschwächt vital Kleinstknospe 1-2 K/Pfl. 3-4 K/Pfl. Kleinknospe 3-4 K/Pfl. 7-8 K/Pfl. mittl. bis große Knospe >4 K/Pfl. >8 K/Pfl. Kohlschotenrüssler (+Kohlschotenmücke) ab mittlerer Knospe 25 K/Linie (1 K/Pfl.) bei Kohlschotenmücken-Prognose schwach 12 K/Linie (0,5 K/Pfl.) bei Kohlschotenmücken-Prognose stark Rübsenblattwespe Herbst 1 Larve/Pflanze * mit Rapsextrakt von glukosinolathaltiger Sorte beködert auf vorjährigen Rapsflächen
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