Silvestergottesdienst am um 17 Uhr (mit Organistin Beate Ammer und Aufwind; Liturg und Predigt: Ekkehard Purrer)

Transkript

1 Silvestergottesdienst am um 17 Uhr (mit Organistin Beate Ammer und Aufwind; Liturg und Predigt: Ekkehard Purrer) Glocken Aufwind: Sein ist die Zeit Begrüßung und Ankündigungen Gemeindelied: EG 64, (nach der Melodie EG 363) Confiteor - Zuspruch Psalm 801/3 Kyrie Aufwind: Von guten Mächten wunderbar geborgen Gebet Lesung: Aufwind: Herr, du bist mein Leben (= Credo) Gemeindelied: EG 58, 1-5: Nun lasst uns gehen und treten Predigttext: Lukas 12 Predigt Gemeindelied: 58, AM Liturgie Austeilung (während der Austeilung: Aufwind: instrumental) Dankgebet Segen Aufwind: Gott der Hoffnung Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. (Ps. 103, 8) Predigttext: Lukas 12, Legt euren Gürtel nicht ab und lasst eure Lichter brennen! 36 Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. 37 Selig die Diener, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie zu Tisch bitten und sie der Reihe nach bedienen. 38 Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie. 39 Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. 40 Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. 1

2 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen. Liebe Gemeinde! In einer Werihnachtsfabel heißt es: Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten. Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei. Na klar, Gänsebraten, sagte der Fuchs, was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten?! Schnee, sagte der Eisbär, viel Schnee! und er schwärmte zurück: Weiße Weihnachten! Das Reh sagte: Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern. Aber nicht so viele Kerzen, heulte die Eule, schön schummrig und gemütlich muss es sein, Stimmung ist die Hauptsache! Stimmung und stille Nacht! Aber mein neues Kleid muss man sehen, sagte der Pfau, wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten. Und Schmuck! krächzte die Elster, jedes Weihnachtsfest kriege ich was: Einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste an Weihnachten! Mach s wie ich, sagte der Dachs, pennen, pennen, pennen, das ist das Wahre! Weihnachten heißt für mich mal richtig pennen! Und saufen, ergänzte der Ochse, mal richtig einen saufen und dann pennen aber dann schrie er Aua!, denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt: Du Ochse, denkst du denn nicht an das Kind? Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte: Das Kind, ja das Kind, das ist doch die Hauptsache. Übrigens, fragte dann der Esel: Wissen das die Menschen eigentlich? Ja, liebe Gemeinde, haben wir es uns tiefer eingeprägt, dass das Kind und die Menschwerdung Gottes das Wichtigste an Weihnachten ist? Und dann der erwachsene Jesus Christus, von dem es an Silvester im Evangelium heißt, dass er wie ein Hochzeiter wieder kommen wird. Diese Botschaft steht ganz und gar quer zu den Schlagworten unserer Medien heute: Da lesen wir die unendliche Geschichte vom Krisenjahr 2008, von der geplatzten globalen Gier, von Wirtschafts- und Bankenkrise. Heribert Prantl, der Chefredakteur der SZ hat einen Artikel geschrieben mit der Überschrift Der Zorn Gottes. Darin lese ich: 2000 Jahre (nach Jesus) heißen die Hohenpriester anders, und die Methoden ihrer Abzockerei haben sich verfeinert 2

3 aber auch die neuen Hohenpriester haben sich dumm und dämlich verdient Das erinnert an die Heiligen drei Könige, die dem Kind in der Krippe Gold, Weihrauch und Myrrhe darbrachten. Die Milliardensummen werden aber nicht einem Kind, nicht den Armen der Welt, sondern einem fressenden Finanzmarkt dargebracht Und dann folgt jene Kurzgeschichte, die das Gewese des Finanzmarktes pfiffig erklärt: Chuck kauft für 100 Dollar einen Esel. Das Tier stirbt vor der Lieferung. Chuck will sein Geld zurück, der Farmer aber hat es angeblich schon ausgegeben. Nun will Chuck den toten Esel, um ihn zu verlosen. Verlosen? Ich sag den Leuten einfach nicht, dass Chuck tot ist. Einen Monat später trifft der Farmer Chuck wieder. Was aus dem Esel geworden ist? Ich hab ihn verlost, 500 Lose zu zwei Dollar verkauft und 998 Dollar Gewinn gemacht. Hat sich keiner beschwert? Nur der Kerl, der den Esel gewonnen hat. Dem habe ich seine zwei Dollar zurückgegeben Damit wir uns nichts vormachen, liebe Gemeinde, diese betrügerische Weltsituation kennt der sozialpolitische Evangelist Lukas auch. Wenige Verse vor unserem Predigttext heißt es in Lukas 21, 25: Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in der Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde... Dieses Verzagen mischt sich bei mir mit dem Krieg im Gazastreifen und der Schlagzeile: Israel droht mit Krieg bis zum bitteren Ende. Inmitten dieses neuen apokalyptischen Schreckens zum Jahreswechsel ruft uns Jesus zur Wachsamkeit und zur Tatkraft. Wir werden hellhöriger auf das Evangelium hören, das weiter sagt: Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Das ist es, liebe Mitchristen, was mich am christlichen Glauben stets zutiefst berührt hat: Der menschliche Gott ist inmitten unserer katastrophalen Welt da. Er ist da im Menschensohn Jesus und denen, die ihm folgen. Wer an diesen Menschensohn angefangen hat zu glauben, für den wird das Leben leichter, auch das Schwere wird leichter und ruft zur Hilfestellung, weil hinter dem Grauen das Morgengrauen des Menschensohnes aufleuchtet. Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht endlos sein, singen wir Christen in einem Weihnachtslied. Vielleicht kann ja der Schock des Wirtschaftsjahres 2008 dazu beitragen, dass wir wieder ernsthafter glauben lernen und wachsamer unsere Verantwortung wahrnehmen und uns politisch nicht zum toten Esel machen lassen! Vielleicht darf ich das heute Abend zur Jahreswende einmal ganz offen ansprechen: Glaube und Kirche brauchen ein Come back bei uns. Der Glaube ist es 3

4 doch, der uns stark macht, der Glaube, der uns Zuspruch gibt in unsere Katastrophenängste hinein, der Glaube, der uns zum Handeln herausfordert, wo Nichtgläubige vielleicht dumm daherreden oder gar wegschauen und ignorieren. Der Glaube ist es, der uns die Liebe Gottes kommunizieren lässt bis in jeden Alltag eines ganzen Jahres hinein. Wir brauchen den Glauben an Christus. Diesen Glauben müssen wir unseren Kindern weitergeben und ihn mit unseren Kindern einüben. Wir können unsere Kinder doch nicht einem seichten Glauben an sich selber überlassen! Wir haben es vielmehr nötig in unserem von Gott geschenkten Glauben zu wachsen, wachsende Gemeinde zu werden, wachsende Gemeinde in Gottes- und in Nächstenliebe! Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten!, heißt es im heutigen Evangelium voller Ermutigung. Und dann folgt jenes festliche Bild: Von einer Hochzeit kommt Christus, wenn er wiederkommt. Im Gedanken an diese kommende große Hochzeitsfeier mit Christus lasst uns Silvester feiern! Lasst uns dankbar an all das denken, was wir Schönes empfangen haben im vergangenen Jahr. Selig die Diener, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie zu Tisch bitten und sie der Reihe nach bedienen. Diese Worte strahlen eine riesige Überraschung aus: Dass Christus seinen Knechten dient, das ist die verblüffende Umkehr aller Verhältnisse. Wenn ER wiederkommt, dann wird unsere Welt auf den Kopf gestellt. Nichts bleibt beim Alten, die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten die Ersten. Dieser heilsamen Umkehrung und Umwertung gehört die Zukunft Gottes. Und wir dürfen uns davon ermutigen lassen an diesem Abend und fürs neue Jahr. Christus wird auch unsere Weltverhältnisse auf den Kopf stellen: Eine billige Konsum- und Spaßgesellschaft wird verändert werden. Christus dient denen zuerst, die wachsam sind, die die Erde und die Menschen lieben und sich für sie einsetzen. Mit der Katastrophe kann ja auch ein neues Verantwortungsgefühl über Steuergelder und Finanzmärkte erwachen! Und mit ihnen kann eine neue Hilfsbereitschaft in die Welt kommen. Lasst uns wachsame Zeitgenossen sein im neuen Jahr, die stets glauben: Von guten Mächten wunderbar geborgen Erwarten wir getrost, was kommen mag, Gott ist bei uns am Abend und am Morgen Und ganz gewiss an jedem neuen Tag. Amen. Wir danken dir barmherziger Gott, für das Jahr, das Du uns aus der Fülle Deiner Gnade geschenkt hast. Jeder Tag und jede Nacht, jeder Atemzug, den wir tun, jeder Pulsschlag, der uns bewegt, kommt von dir. Du gibst uns das Leben und den Mut zum Leben. Du schenkst uns Zeit, damit keiner leer ausgeht. Du lässt uns hoffen - über den Tag hinaus. 4

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