Strba, Annelies, Nyima 343, 2006, Inkjet auf Leinwand, 126 x 200 cm. Bearbeitungstiefe. Štrba, Annelies. Staatszugehörigkeit

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1 Strba, Annelies, Nyima 343, 2006, Inkjet auf Leinwand, 126 x 200 cm Bearbeitungstiefe Name Namensvariante/n Lebensdaten Bürgerort Staatszugehörigkeit Vitazeile Tätigkeitsbereiche Lexikonartikel DE EN Strba, Annelies Štrba, Annelies * Zug Luzern CH Fotografin. Video, Photo Art Fotografie, Foto Art, Video Kindheit in Horgen; Ausbildung zur Fotografin Heirat mit dem Schmuckkünstler Bernhard Schobinger, Umzug nach Richterswil. Annelies Štrba fotografiert seit dem 15. Lebensjahr jeden Tag, zunächst ohne künstlerische Absicht vor allem ihre eigene Familie, insbesondere ihre drei Kinder Sonja, Samuel und Linda, später während vieler Jahre auch Orte, die ihr persönlich viel bedeuten. 1971, 1972 und 1973 Eidgenössischer Preis für Gestaltung. Erstmals tritt Annelies Štrba 1990 in der Kunsthalle Zürich mit auf Leinwand entwickelten Fotografien an die Öffentlichkeit. Nach dieser viel beachteten Ausstellung verschiedene Reisen, vor allem nach Ostdeutschland und Polen; es folgt eine rege Ausstellungstätigkeit Aufenthalt im Atelier del Sur in El Cabrito auf der Insel La Gomera Reise nach Japan, Aufenthalt in Hiroshima. Im folgenden Jahr reist Štrba Seite 1/6,

2 erneut nach Japan und besucht die zwei Monate zuvor von einem schweren Erdbeben schwer beschädigte Stadt Kobe Beteiligung an der Biennale of Sidney, 1996 an Prospect 96 in Frankfurt am Main und 1998 an Le Printemps du Cahors. Die Einladung zur Ausstellung The Epic & The Everyday 1994 in der Hayward Gallery in London lässt sich rückblickend als frühes Anzeichen eines rasch wachsenden internationalen Erfolgs werten als Stipendiatin der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr in London, Reise durch England und Schottland. Erste umfassende Museumsausstellung 1997 im Aargauer Kunsthaus Aarau. Weitere Einzelausstellungen (Auswahl): 1998 Museum of Contemporary Art, Chicago, sowie The Douglas Hyde Gallery, Dublin; 2001 Centre National de la Photographie, Paris, sowie Kunsthaus Zug; 2003 im Helmhaus Zürich; 2004 Gemeentemuseum, Den Haag; 2005 Galerie Rudolfinum, Prag; 2008 The Brontë Parsonage Museum, Haworth (Yorkshire, England); 2011 Summerending im Museum Langmatt, Baden (zusammen mit Adrian Schiess). Annelies Štrba lebt in Richterswil am Zürichsee. Obschon Annelies Štrba unter andern historischen Voraussetzungen und auch in einem anderen Medium als Balthus arbeitet, finden sich im Bereich der ästhetischen Haltung Übereinstimmungen mit dem viel älteren Maler, wobei neben der realistischen Bildsprache und der Kultivierung von Diskordanzen inhaltlich vor allem die Untersuchung der Beziehungsfähigkeit und -abhängigkeit der Menschen sowie das Sensorium für geistige Verwandtschaften auffallen. Wie Balthus beschäftigt sich Štrba intensiv mit den Schwestern Brontë, insbesondere mit dem 1847 erschienenen Roman Wuthering Heights von Emily Brontë; Mitte der 1990er-Jahre unternimmt Štrba mehrere Englandreisen an mögliche Romanschauplätze. Sowohl für die Schwestern Brontë als auch für Balthus und Štrba (oder den englischen Erzähler D. H. Lawrence, um einen weiteren Wahlverwandten zu erwähnen) spielt die erinnerte Zeit (Kindheit und Jugend) für Motivwahl und Intensität einer Darstellung die entscheidende Rolle. Dies gilt auch für die Bilder aus Osteuropa und Japan aus den späten 1980er- und frühen 1990er- Jahren. Damals entstehen, neben Aufnahmen der inzwischen erwachsenen Kinder und des Enkels Samuel-Maria, viele Stadtlandschaften (Hausansichten, Strassenzüge), fotografiert aus Innenräumen, manchmal wie Lichtreflexe und Unschärfen bezeugen durch Scheiben fahrender Autos oder Züge. Diese Fotografien erzählen von Geborgenheit und Isolation, vom Unterwegssein und von Menschen, Seite 2/6,

3 die zurückbleiben. Die Farbfotografien aus Hiroshima sind im Unterschied zu den dunklen und unscharfen Bildern aus Osteuropa meistens stark überbelichtet, was die Künstlerin mit dem Hinweis auf die Modernität Japans und in Anspielung auf den unheilvollen Lichtblitz der über der Stadt gezündeten Atombombe erklärt. Während ihres London-Aufenthaltes 1996 entstehen zahlreiche Bildnisse bengalischer Frauen und deren Kinder sowie für ihr Werk neue, ausgesprochen farbintensive Aufnahmen von Garten- und Parkanlagen. Einige der in England entstandenen Bilder wirken wir aus einer anderen Zeit: So erinnern beispielsweise die ausgebleichten Bilder von North Berwick (1995) an die niederländische Malerei aus dem 17. Jahrhundert. Erneut beginnt Štrba ihre Töchter zu fotografieren, diesmal in inszenierten Rollen, die wiederum den Brontë-Romanen entstammen (Sonja und Linda im Spiegel, Sonja als Cathy, beide 1996) dreht Štrba ihre erste Videoarbeit Max; in der Folge entstehen mehrere kurze Filme sowie teilweise nachbearbeitete Videostills. Ähnlich wie bei den Fotografien ist die Bildsprache der Videos durch eine malerische Unschärfe und scheinbare Beiläufigkeit geprägt. Als Zeichen dafür, dass der Korpus der fotografischen Arbeiten vorläufig abgeschlossen ist, zeigt Annelies Štrba 2001 im Centre National de la Photographie in Paris sowie anschliessend im Kunsthaus Zug die Dia- Schau Shades of Time, die 240 zwischen 1974 und 1997 entstandene Fotos in Dreiergruppen projiziert und begleitet von hartem Technosound eine Art Retrospektive ihres bisherigen Werkes darstellt. Trotz des Wechsels des Mediums ist Štrbas Werk von einer erstaunlichen Kontinuität geprägt: Während die Fotografie indessen auf einen Augenblick konzentriert ist, erlaubt der Videofilm eine Verflüssigung des Motivs, eine Bewegung auch, die in der statischen Fotografie nur angedeutet werden kann. Um die Jahrtausendwende entstehen eine Reihe von «Städtevideos»: New York (1999), Paris (1999), Berlin (2000) und Venedig (2001). Von einem Boot (oder im Fall von Berlin vom drehenden Fernsehturm) aufgenommen, zeigen die Aufnahmen ein bildnerisches Kontinuum, das anders als der touristische Blick nicht zwischen spektakulären und unspektakulären Motiven unterscheidet. Durch die extreme Verlangsamung des Bilderflusses entwickeln diese Filme eine meditative, fast tranceartige Atmosphäre, die bereits in ihren Fotografien latent vorhanden ist. Seite 3/6,

4 Unterstützt wird diese Wirkung durch die manipulierten Farben sowie die für Štrba typischen Unschärfe und/oder Überbelichtung der Bilder. Begleitet werden diese Filme von monotonen Klängen, komponiert von Pe Lang sowie Štrbas Sohn Samuel Schobinger. In Dawa (2001) kombiniert die Künstlerin Bilder ihrer Töchter und Enkel mit Landschaftsequenzen und Aufnahmen von Blumen. Die aus Filmen gewonnenen Einzelbilder bearbeitet sie am Computer, legt Konturen und farbliche Kontraste fest. Noch stärker als in den Städteaufnahmen arbeitet sie hier mit extremen Falschfarben und löst die Bilder auf, bis nur noch bunte Flecken zu sehen sind. Das gilt auch für Cathedrales de monnaies (2002), eine Serie von Wolkenkratzerbildern, die 2002 auf einer Reise in die USA im Hinblick auf die Ausstellung Von Claude Monet bis zum digitalen Impressionismus in der Fondation Beyeler entstehen. Seit Mitte der 2000er-Jahre gewinnt das Motiv des schlafenden Mädchens oder Frau, das im Werk Štrbas immer wieder auftaucht, erneut an Bedeutung. Dies gilt insbesondere für die Serie Frances and the Elves (2004) sowie für die Serie My Life Dreams (2008), für die Štrba erneut zur (digitalen) Fotokamera greift und ihre Protagonistinnen als sphärisch entrückte Leuchtgestalten, eingebettet in verwunschene Märchenlandschaften auf Waldlichtungen, Blumenwiesen und an Wasserfällen inszeniert. Ihre jüngste Werkgruppe besteht aus Madonnen-Bildnissen (2010), die an Ikonen erinnern und damit die latente Spiritualität, die ihren Bildern seit Anbeginn innewohnt, verstärkt zum Ausdruck bringt. Werke: Aargauer Kunsthaus Aarau; Kunstmuseum Bern; Bonner Kunstverein; Edinburgh, Scottish National Gallery of Modern Art; Hamburger Kunsthalle; Leeds City Museum; München, Pinakothek der Moderne; Paris, Centre Pompidou; Paris, Centre National des Arts Plastiques; Paris, Maison Européenne de la Photographie; Fotomuseum Winterthur; Kunstmuseum Winterthur; Kunsthaus Zürich; Zürich, UBS Art Collection; Zürich, Kunstsammlung Julius Bär; Zürich, Sammlung Credit Suisse; Kunstsammlung der Stadt Zürich; Kunsthaus Zug. Roman Kurzmeyer, 1998, aktualisiert 2012 Literaturauswahl - Annelies Strba. Madonna. Zürich, Graphische Sammlung der ETH, Seite 4/6,

5 2014. Mit einem Essay von Ilma Rakusa. Genève: Édition Galerie Anton Meier, Annelies Strba: My Life's Dreams. Autoren: John Hutchinson, Ildegarda Scheidegger. Stuttgart: Arnoldsche, Annelies Strba. My Life Dreams. Haworth, The Bronte Parsonage Museum, Haworth, Annelies Strba: Frances and the Elves. Frances und die Elfen. Ralf Christofori und Ilma Rakusa. Stuttgart: Arnoldsche, Annelies Štrba. NYIMA. Helmhaus Zürich, [Text:] Simon Maurer. Basel: Christoph Merian, Annelies Štrba. An1 - An11. Kunsthaus Zug, Annelies Strba. Aargauer Kunsthaus Aarau, Ausstellung und Katalog: Beat Wismer. Baden: Lars Müller, The eye of the beholder. Seven contemporary swiss photographers. New York, The Swiss Institute, [Texte:] David Streiff [et al.]. Baden: Lars Müller, 1996 [deutsch, englisch, französisch] - The Epic & the Everyday: Contemporary Photographic Art. London, Hayward Gallery, [Text:] James Lingwood. London, Annelies Strba. Aschewiese. Kunsthalle Zürich, Vorwort: Bernhard Bürgi; Essay: Georg Kohler. Zürich: Edition Howeg, 1990 Nachschlagewerke Website - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - Künstlerverzeichnis der Schweiz. Unter Einschluss des Fürstentums Liechtenstein. Répertoire des artistes suisses, la Principauté du Liechtenstein incluse. Dizionario degli artisti svizzeri, incluso il Principato di Liechtenstein Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Frauenfeld: Huber, Direktlink Normdaten GND Deutsche Biographie Seite 5/6,

6 Letzte Änderung Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet. Empfohlene Zitierweise AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, Zugriff vom Seite 6/6,