Fuggaberg, westlich St. Josef, West-Steiermark Muscheln und Schnecken aus einem schlammig-sandigen Gezeitenbereich (= Fuggaberg-3 in den Übersichten)

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Vincent Diefenbach
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1 Fuggaberg, westlich St. Josef, West-Steiermark Muscheln und Schnecken aus einem schlammig-sandigen Gezeitenbereich (= Fuggaberg-3 in den Übersichten) Geologie und Fossilien: In einem Graben westlich von St. Josef in der Weststeiermark sind in einem feinsandigen bis tonigen, weichen Gestein der Florianer Schichten des Weststeirischen Beckens stellenweise reichlich Muschelschalen und Schneckengehäuse enthalten: dünnschalige, glatte Muscheln unbestimmt, meist Plattmuscheln sehr häufig Austern Crassostrea gryphoides (SCHLOTHEIM, 1813) häufig Austern Ostrea digitalina DUBOIS, 1831 häufig Archenmuschel Striarca lactea (LINNAEUS, 1758) häufig Archenmuscheln Anadara sp. mäßig häufig Herzmuscheln Acanthocardia sp. mäßig häufig Jakobsmuschel unbestimmt 1x Samtmuschel Glycymeris sp. 1x Teppischmuschel(?) Tapes vetula (?) (BASTEROT, 1825) 1x Muschel unbestimmt, eine Art 1x Schlammschnecken Pirenella sp. (2 Arten) extrem häufig Kriecherschnecken Terebralia bidentata (DEFRANCE in G., 1832) häufig Reusenschnecken Sphaeronassa schoenni (HÖRNES & AUINGER, 1882) mäßig häufig Reusenschnecke Spharonassa edlaueri (?) (BEER-BISTRICKÝ, 1958) 1x Reusenschnecken Cyllenina nodosocostata (HILBER, 1879) sehr selten Reusenschnecken Hinia toulai (HILBER, 1879) sehr selten Reusenschnecken Hinia styriacus (HILBER, 1879) sehr selten Reusenschnecke Hinia sp. 1x Mondschnecken unbestimmt, mindestens 2 versch. Arten selten Kahnschnecken Theodoxus pictus (FÉRUSSAC, 1823) sehr selten Turmschnecken Turritella partschi ROLLE, 1856 sehr selten Bischofsmützenschn. Mitra goniophora BELLARDI, 1850 sehr selten Chinesenhutschnecken Calyptraea chinensis (LINNAEUS, 1758) 2x Feigenschnecke Ficus cingulata (BRONN, 1856) 1x Kronenschnecke Galeodes cornutus (AGASSIZ, 1843) 1x Stachelschnecke unbestimmt 1x Gitterschnecke Scapltia gradata (HÖRNES, 1856) 1x Schwarzdeckelschn. Melanopsis impressa KRAUSS, x Diese Tiere lebten im mittleren Miozän (Badenium), etwa vor 15 Millionen Jahren, in der Florianer Bucht, an der Küste eines seichten, subtropisch bis tropisch warmen, schlammig-sandigen Meeresbereiches. Die Schlamm- und Kriecherschnecken lebten im Gezeitenbereich auf weichem Untergrund ( Watt ), diese Schnecken kommen gerne auch in Mangrovenwäldern vor, die jedoch für dieses Gebiet bisher nicht postuliert wurden. Brackische Bedingungen sind nicht auszuschließen. Die großen Austern lebten ebenfalls im Gezeitenbereich und stammen aus Austernbänken, die nicht weit entfernt zu finden sind. Vereinzelt sind jedoch auch einige wenige Schnecken zu finden, die unterhalb des Gezeitenbereiches leben, hier sind besonders die Turmschnecken hervorzuheben. Weiters gibt es auch Formen, die auf festem Untergrund leben, wie z.b. die häufige Archenmuschel Striarca lactea und die Chinesenhutschnecken. All das spricht dafür, dass Muscheln und Schnecken aus verschiedenen Lebensräumen, die jedoch wahrscheinlich nicht allzu weit voneinander entfernt gewesen sind, in diesem Fossilvorkommen zusammengeschwemmt worden sind. Der Charakter als Gezeitenbereich-Schlammfauna ist dennoch eindeutig. Lage: Etwa 1700 m westlich der Kirche von St. Josef in der Weststeiermark. Wegbeschreibung: Von St. Josef in der Weststeiermark fährt man etwa 1.5 km weit in Richtung Nordwesten, bis eine schmale Straße in Richtung Westen nach Fuggaberg (Wegweiser) abzweigt. Nach wenigen 100 m steht gleich nördlich von der Straße ein einzelnes Einfamilienhaus. Etwa 200 m weiter (bevor die Straße deutlich steiler wird) kann man am südlichen Straßenrand parken. In diesem Bereich zweigt ein zuerst eher undeutlicher Traktorweg nach Südwesten in den Wald ab, dem man folgt. Dieser Traktorweg liegt mehr oder

2 weniger auf einer Verebnung, rechts und links von diesem Weg sieht man etwas entfernt steilere Hänge. Nach etwa 200 m endet dieser ganz leicht gewundene, mehr oder weniger horizontale Weg in einem undeutlichen Wendeplatz. Von hier geht ein steilerer Traktorweg in Richtung Westen weiter, weiters sieht man in wenigen Metern Entfernung bereits den Graben mit der Fossilfundstelle. Nach wenigen Schritten über den Waldboden kommt man zur Kante dieses Grabens mit den deutlichen Schürfstellen im Fossilvorkommen. Gehstrecke ca. 200 m, Gehzeit ca. 5 Minuten. Fundstelle: Stand Herbst 2016: Die Fossilien finden sich im aufgelockerten Anstehenden an der Kante des Grabens und lose in der Grabenflanke. Die Fundstelle scheint in einer großen Rutschmasse zu liegen und der in etwa 20 m Entfernung in Richtung Nordwesten gelegene Steilhang dürfte die Abrisskante dieser Rutschmasse sein. Geht man von dieser Fundstelle etwa 20 m weiter im Graben aufwärts, sieht man links und rechts im lockeren Material der steilen Hänge ebenfalls Fossilien liegen, hauptsächlich Schnecken, aber keine großen Austern. Fossilführendes Anstehendes konnte hier auf beiden Seiten des Grabens erschürft werden. Dieser Bereich wurde noch nicht intensiv erkundet. Stand Mai 2017: Seit November 2016 wurde an zwei ca. 15 m voneinander entfernten Stellen gegraben und dabei das Anstehende mit reichlich Fossilien freigelegt. Es lässt sich nun - eine maximal 50 cm mächtige liegende Schicht mit hauptsächlich Schlamm- und Kriecherschnecken (neben Archenmuscheln, dünnschaligen, glatten Muscheln etc. sowie hauchdünnen Kohlelagen). Dieser Bereich enthält auch Grabgänge/Wohnbauten. - und eine darüber folgende, m mächtige Schicht mit der kleinen Archenmuschel Striarca lactea als Hauptfossil (neben Schlammschnecken, Herzmuscheln usw.) unterscheiden. Durch kleine Schürfungen, Arbeiten im Anstehenden und durchsuchen der Rücklässe können Handstücke und einzelne Fossilien gewonnen werden. Es ist aber auch möglich, frei liegende Fossilien an den steilen Grabenhängen aufzusammeln, besonders die Bruchstücke der großen Austern sind bei der vorderen Grabung sehr auffällig. Vorsicht bei den Austern: Manchmal sind sie zweiklappig erhalten! Das Gebiet ist von oben her recht leicht begehbar, der steile Graben ist, wie in dieser Gegend üblich, natürlich sehr rutschig. Letzter Besuch: Präparation: Die Fossilien lösen sich sehr leicht aus dem Sediment und sind oft sehr gut und frisch erhalten. Reste des Sediments können mit einem angespitzten Zahnstocher im feuchten Zustand einfach entfernt werden. Örtlich ist das Sediment etwas toniger, es fühlt sich teilweise auch schmierig an. Solche Stücke werden beim Trocknen zwar rissig, zerfallen aber normalerweise nicht. Für Erkundungsfreudige: Grabenabwärts finden sich im kleinen Gerinne immer wieder lose Fossilien, die vermutlich von der beschriebenen Fundstelle stammen. Literatur: FLÜGEL, H. & HERITSCH, H. (1968): Das Steirische Tertiär-Becken. Sammlung geologischer Führer, 47, 196 Seiten, Gebrüder Bornträger, Berlin-Stuttgart. Geologische Karte der Republik Österreich, 1:50.000, Blatt 189 (Deutschlandsberg). Geologische Bundesanstalt, Wien, 1991 (Fossilzeichen in diesem Bereich). HOLLER, A. (1900): Über die Fauna der Meeresbildungen von Wetzelsdorf bei Preding in Steiermark. Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark, 36, (online verfügbar). KOPETZKY, G. (1957): Das Miozän zwischen Kainach und Laßnitz in Südweststeiermark. Mitteilungen des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum, Graz, 18, (online verfügbar).

3 Parkmöglichkeit bei der Fossilfundstelle Fuggaberg westlich von St. Josef. Parkmöglichkeit, Anmarschweg und Lage der Fossilfundstelle Fuggaberg westlich von St. Josef.

Fossilfundstelle an der Kante des Grabens. 20.9.2016.

4 Herbst 2016 Geländesituation und Funde Zugang zur Fossilfundstelle Fuggaberg. Im Vordergrund der undeutliche Wendeplatz, rechts der steilere Traktorweg, beim Pfeil die Fossilfundstelle an der Kante des Grabens Die Schürfe an der Grabenkante bei der Fossilfundstelle Fuggaberg. Links oben sind im Bereich des abgelagerten Holz in beiden Grabenböschungen ebenfalls Fossilien zu finden

Länge des Fragments ca. 11 cm, 20.9.2016.

5 Ein Bruchstück einer Austernschale Crassostrea gryphoides wie vorgefunden bei der Fossilfundstelle Fuggaberg. Länge des Fragments ca. 11 cm, Eine Archenmuschel Anadara sp. wie vorgefunden bei der Fossilfundstelle Fuggaberg. Breite der Muschel ca. 2 cm,

der Fossilfundstelle Fuggaberg. Bildbreite ca. 5 cm, 20.9.2016.

6 Eine Schlammschnecke Pirenella sp. (links) und eine Kriecherschnecke Terebralia bidentata wie vorgefunden bei der Fossilfundstelle Fuggaberg. Bildbreite ca. 5 cm, Frisch freigelegte Schlammschnecken Pirenella sp. in Matrix bei der Fossilfundstelle Fuggaberg. Bildbreite ca. 8 cm,

7 Außenseiten (unten) und Innenseiten (oben) von zwei zusammengehörenden Austernschalen Crassostrea gryphoides von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Länge der Schalen 17 cm, Nr. 2773, Fund

9 Archenmuschel Anadara sp. von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Breite der Muschel 27 mm, Nr. 2777, Fund Herzmuschel Acanthocardia sp. mit löffelförmigen Dornen von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Breite der Muschel 15 mm, Nr. 2783, Fund

Zweiklappig erhaltene Breite der Muschel 15 mm, Nr.

10 Herzmuschel Acanthocardia sp. von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Breite der Muschel 17 mm, Nr. 2023, Fund Zweiklappig erhaltene Herzmuschel Acanthocardia sp. von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Breite der Muschel 15 mm, Nr. 2924, Fund

Größte Schnecke 21 mm hoch, Nr. 2774, Fund 20.9.2016.

11 Schlammschnecken Pirenella sp. von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Größte Schnecke 21 mm hoch, Nr. 2774, Fund Schlammschnecken Pirenella sp. von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Größere Schnecke 24 mm lang, Nr. 2922, Fund

Links: Mondschnecke von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Größe der Schnecke 15 mm, Nr.

12 Kriecherschnecke Terebralia bidentata von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Länge der Schnecke 20 mm, Nr. 2775, Fund Links: Mondschnecke von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Größe der Schnecke 15 mm, Nr. 2825, Fund Rechts: Reusenschnecke Sphaeronassa schoenni von der Fossilfundstelle Fuggaberg. Höhe der Schnecken 10 mm, Nr. 2826, Fund

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