Jahresbericht der Museumsleiterin Silvia Zehnder-Jörg

Transkript

1 Jahresbericht der Museumsleiterin Silvia Zehnder-Jörg Allgemeines: Das Sensler Museum hat dem Besucher dieses Jahr verschiedene kleine Neuerungen in der Dauerausstellung angeboten: Objekt der Jahreszeit (Bettflasche / Beichtzettel / 1. August- Abzeichen / Gemüsesraffel und Einmachtopf / Skis), Kinderverkleidungsecke oder Ausweitung der Sonderausstellungen in die Räume der Dauerausstellung. Der Sternmarsch am 25. Juli 2010 wurde zum Anlass genommen, ein Jakobus-Zimmer einzurichten. An der Eröffnung an diesem Sonntag haben 485 Personen das Museum besucht und die Jakobusstatue aus dem Umkreis von Hans Gieng (Anfang 16. Jh.), Depositum der Pfarrei Tafers, bewundert sowie Archivmaterialien aus den Pfarreien Tafers und Bösingen. Neu ist ebenfalls, dass im Museumslädeli entsprechend dem Kalender der Temporärausstellungen jeweils eine Kunsthandwerkausstellung stattfindet (Tanja Raemy, Chantal Stampfli, Priska Götschmann, Anneliese Aerschmann). Der interessierte Sensler oder Auswärtige kann seit diesem Jahr auf der Homepage des Museums das Wort des Monats von Christian Schmutz, Autor des Senslerdeutschen Wörterbuchs - oft schräge oder bekannte Redewendungen kennenlernen. Im Frühling/Sommer haben wir einen Aufruf zur Sensler Biennale vom Herbst 2011 mit dem Thema Ging scho gestartet, dem 53 Künstler gefolgt sind. Die Jury hat sich für 37 Projekte entschieden, die dieses Jahr im Museum und auf dem Museumsplatz ausgestellt werden. Eine wesentliche Neuerung ist die Einführung von Gruppenbesuchen im Museum mit anschliessenden Aperos, organisiert in Zusammenarbeit mit dem Gasthof St. Martin. 290 Personen haben anlässlich 16 Aperos das besondere Ambiente dieses Hauses erfahren. Gewisse Gruppen erhielten durch die Museumsleitung eine kleine Führung, andere verbrachten einen angenehmen Moment in Gegenwart unseres Museumspersonals. Weiter lanciert wurde das Projekt Heiraten im Museum, das in einer Pilotphase im April bis Juli 2011 erprobt werden wird. Interessierte Paare können in diesem Zeitraum am ersten Freitag des Monats im Sensler Museum zivil getraut werden. Sammlung: Die digitale Inventarisierung (Objektbeschreibungen mit dokumentarischen Fotografien, Beschriftung etc.) mit dem Programm MuseumPlus wurde von Franziska Werlen fortgeführt und beendet. Die Anzahl der aufgenommenen Gegenstände beläuft sich auf 605. Anschaffungen, Schenkungen, Leihgaben: Im Jahre 2010 wurden keine Ankäufe getätigt. Besonders möchte das Museum folgende Schenkungen erwähnen und den DonatorInnen danken: Adolf Aebischer, Freiburg: Zwei Lamellen-Bilder 1

2 Arnold Bertschy, Bern: Platte Plaffeier Geschirr Béatrice Blanchard, Tafers: Stickrahmen und Wollwinde aus Holz Ruth Cuenin-Egger, Oberhofen: Vier Puppen mit Sensler Tracht und Zubehör Joseph, Marcel und Eduard Fasel, Freiburg: Uniform der päpstlichen Schweizer Garde vonnicolas Fasel, (1930), ein Porträt, gemalt von Bruno Baeriswyl (1976), verschiedene Fotos Erbschaft Elisabeth Josi-Aeschbacher, Bern: Bild Geranien von Max Clément (ohne Datum) Inge Medinger, Giffers: Bettüberwurf Monique Neuhaus, Freiburg: Versehgarnitur Anne-Marie Poffet, Düdingen: Verschiedene Archivalien aus dem Familienbesitz (Dienstbestätigung des apostolischen Stuhls, Aufführungszeugnis, Auszug Taufregister) Josy Portmann, Gurmels: Beiträge zur Heimatkunde (18 Bde.) Robert Sturny, Tafers: Druck Sensler Tracht Wechselausstellungen: Im Jahre 2010 wurden vier Wechselausstellungen realisiert. Die Weihnachtsausstellung betrifft jeweils zwei Kalenderjahre und erscheint somit in zwei Jahresberichten. Neapolitanische Krippen globalregional Zeitgenössische Kunst von jungen Sensler Künstlerinnen und Künstlern Balliswil Einsteigen bitte! 150 Jahre Eisenbahn Bern-Balliswil Beat Fasel Pierre-Alain Morel: Malerei und Objekte Knusper Knusper Knäuschen Die Geschichte des Lebkuchens und seiner Glanzbilder In der Frühjahrsausstellung zeigten Raphaela Binz, Marinka Limat, Stefanie Mauron und Pascal Piller globalregionale Werke in den Sparten Malerei, Videoinstallation, Fotografie und Performance. Ihre Arbeiten haben dem Besucher neue Sichtweisen auf das scheinbar Unbedeutend-Wertlose, das Alltägliche (z. B. eine Kartoffel) eröffnet. In Auseinandersetzung mit der religiösen Tradition des Sensebezirks hat Marinka Limat als Auftragskünstlerin zeitgenössische Ex Votos gemalt. Der Sensebezirk als Avantgarde: Die erste, am 28. Juni 1860 eröffnete Eisenbahnlinie im Kanton Freiburg führte von Bern nach Balliswil (Gemeinde Düdingen). Die Ausstellung mit Exponaten der Eisenbahngeschichte, historischen Fotografien, Archivalien sowie Filmausschnitten gab einen Einblick in die verkehrspolitische Situation des Sensebezirks zwischen 1850 und Die Herbstausstellung war eine Begegnung zweier bekannter Künstler aus dem Kanton Freiburg als kreativer Dialog. Der eine, Pierre-Alain Morel aus Villaz-St-Pierre, fällt als erstes durch die Farbe und kraftvolle Gestik auf, der andere Beat Fasel aus Düdingen eher durch subtile Nuancen 2

3 und das Skizzenhafte. Der Sensler Künstler hat erstmals den Schritt aus dem langjährigen ungegenständlichen Schaffen zu abstrakten Acrylmalereien mit Anklängen an die Natur gewagt. Lebkuchen-Glanzbilder aus der Sammlung Lydia Rohrbasser und echte Lebkuchen liessen in der Weihnachtsausstellung das Herz eines manchen höher schlagen. Die liebevoll gesammelten Oblaten aus dem Ende des 19. und 20. Jahrhundert zogen Liebhaber aus der ganzen Schweiz an und tauchten den Besucher in eine heile Welt voller Glanz und Nostalgie. Zeitgenössische Lebkuchen-Kreationen der Bäckerei Widmer aus St. Antoni boten nicht nur dem Auge sondern dem Gaumen einen imaginären Schmaus. Besucherzahlen: Mit 5122 Eintritten erfolgte im Vergleich zum Vorjahr (4219) eine beachtliche Zunahme, die mit der gut besuchten Ausstellung Balliswil Einsteigen bitte! und ihren Rahmenaktivitäten verbunden ist Personen bezahlten den regulären Eintrittspreis, 1660 Freunden und Gönnern sowie 671 Kindern wurde kostenloser Eintritt gewährt. 521 Personen im Besitz einer Raiffeisen Bankkarte und 73 eines Museumspasses konnten das Museum mit freiem Eintritt besuchen, wobei zu erwähnen ist, dass für diese Besuche pro Eintritt CHF 3.75 von der Organisation Schweizer Museumspass vergütet wurden. Die meistbesuchte Ausstellung war Balliswil Einsteigen bitte! (2073 Besucher), gefolgt von der Weihnachtsausstellung (1019 Besucher bis Ende Jahr, 1751 bis Ende Ausstellung). Die Besucher und Besucherinnen stammen übers ganze Jahr gesehen sowohl aus der Deutschschweiz als auch aus der Romandie, wobei eine deutliche Zunahme des nationalen Publikums nach der Ausstrahlung des Fernsehberichts über die Weihnachtsausstellung in der Tagesschau SF DRS am 26. Dez. festzustellen ist. Kinderateliers: Die einzelnen Kinder-Ateliers waren dieses Jahr bei den Kindern sehr beliebt. Dank gezielter Werbung in den Schulen gab es eine deutliche Zunahme in der Anfrage. Im Berichtsjahr wurden die Nachmittage von Daniela Stöckli (Fasel/Morel und Weihnachtsausstellung), Franziska Werlen (globalregional) und Monika Ferrovicini (Balliswil) geleitet. Ein spezielle Form von Kinderateliers schlug Hugo Widmer aus St. Antoni vor, der den Kindern Einblick in seine Backstube in St. Antoni gab und diese beim Dekorieren von Lebkuchen mitanpacken liess. Rahmenveranstaltungen: Zu den Ausstellungen fanden 13 öffentliche und 11 private Führungen (3 davon für Schulen) in deutscher und französischer Sprache statt. Die Präsenz der SammlerInnen und KünstlerInnen hat jeweils viele BesucherInnen angezogen. 3

4 Eine besondere Kunstaktion von Marinka Limat mit dem Titel Ein gutes Modell (Performance am 13. Februar) zog ein deutlich jüngeres kunstinteressiertes Publikum an als üblich. Am 19. März kamen die Besucher in den Genuss eines sprachspielerischen spoken wort - Auftritts des Slämslers Christian Schmutz Senslerdeutsch soundet richtig hiess der vielbesuchte Anlass. Beim Open Air Kino und an der Museumsnacht am 28./29. Mai drehte sich alles um die Eisenbahn. Zahlreiche Besucher besuchten die beiden Filmabende, wobei der glanzvolle Auftritt von Stefan Aeby als Begleitpianist des Stummfilms The General von Tim Burton besonders hervorzuheben ist. Die Teilnahme an der alljährlich stattfindenden Freiburger Nacht der Museen ist eine besondere Gelegenheit für das Sensler Museum, in einem grösseren Verband mitzumachen und neues Publikum jenseits der Saane anzulocken. Ein ungewöhnliches Ereignis waren der Festakt zur Eröffnung der Eisenbahnlinie im Bahnhofbuffet Düdingen mit geladenen Gästen und die anschliessende Zugfahrt in einer historischer Zugskomposition aus den 1940er Jahren, gezogen von einem Krokodil. 460 Personen genossen die nostalgische Fahrt. Auch der Besuch des Ausbildungszentrums Löwenberg der SBB am 15. Mai sowie des Museums Chemin de fer Kaeserberg am 10. Juli boten Gelegenheiten, einen Blick hinter die Kulissen einer Institution zu werfen. Am Gönnerausflug am 2. Oktober konnten die Interessierten unter fachkundiger Leitung das Museumsdepot besuchen und sich Gedanken zum Sammlungsauftrag des Museums machen. Kultur nach Ladenschluss Kleinkunst pur: 6 kulturelle Anlässe im Rahmen der neuen Reihe Kultur nach Ladenschluss boten Autoren, Musikern und Wissenschaftlern eine Plattform für ihre Auftritte. Vorträge zu museumsrelevanten Themen und Kulturevents in diesem Jahr waren: Ex Votos früher und heute Vortrag der Museumsleiterin; Geschichten in Bolz Lesung mit Fränzi Egger-Kern; Lyrische Impressionen im Frühling Lesung mit Brigitta Wider ; Klarinettentrio "Ceol Calin"; Besuch der Burgruine Obermaggenberg Wiege von Schultheissen und Rebellen: Die Burgruine von Ober-Maggenberg mit Kathrin Utz Tremp Spuren von Jägern und Sammlern der Mittelsteinzeit auf der Schärmflue mit Serge Menoud und; Sensler Trachten - ewig jung Vortrag von Franziska Werlen. Die unterschiedlich besuchten, eintrittspflichtigen Anlässe bieten Hochkarätiges in schmucker Atmosphäre und sollen Sensler Künstlern auch weiterhin einen Ort für Aufführungen zur Verfügung stellen. 4

5 Werbeauftritte am Tafers Märit, Freiburger Messe und im Avry-Centre Am 12. September präsentierte sich das Sensler Museum wie andere Jahre mit einem Stand am Taferser Markt. Eine aussergewöhnliche Gelegenheit ergab sich, als uns die Freiburger Messe am Tag der Sensler und Kinder (6. Oktober) einen Stand zur Verfügung stellte. Eine kleine Ausstellung der Stiche Sensler Sagen von Teddy Aeby, ein Wettbewerb und eine waschechte Anchehäx (Christina Sturny) zogen das Publikum in den Bann. Auch im Rahmen der Präsentation des Sensebezirks im Avry-Centre vom 8. bis 20. November machte das Sensler Museum, diesmal mit einer Fotoausstellung Allergattig Lüt von Romano Riedo, auf sich aufmerksam. Erhöhte Medienpräsenz Die Präsenz des Sensler Museums in den regionalen und nationalen Medien hat sich dieses Jahr erhöht, zum Beispiel beläuft sich die Anzahl der Einträge in den Freiburger Nachrichten im Jahr 2010 auf 25 gegenüber 14 Auftritten im Jahr Dank regelmässiger Berichterstattung und verschiedenen Vorschauen haben letztere einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des Museums beigetragen. Ich möchte mich dafür herzlich bei diesen bedanken. Ein erwähnenswerter Moment war der Fernsehbericht über die Lebkuchenausstellung in der Tagesschau SF DRS vom 26. Dezember