Bundestagswahl 2017 / 4
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- Detlef Stieber
- vor 5 Jahren
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1 CDU und SPD verlieren in allen Altersgruppen: die SPD überdurchschnittlich bei allen unter 60-Jährigen, die CDU sehr deutlich bei den 25- bis unter 35-Jährigen! CDU, SPD und GRÜNE werden von Frauen häufiger gewählt! FDP, AfD und DIE LINKE eher von Männern! Die FDP gewinnt in allen Altersgruppen deutlich, am stärksten bei den Jüngsten unter 25! Die AfD gewinnt überdurchschnittlich bei den 35- bis unter 70-Jährigen! Um das Wahlverhalten differenziert nach Geschlecht und Altersgruppen zu untersuchen, wurden repräsentativ für die Stadt neun Wahlbezirke ausgewählt, in denen die Wähler ihre Stimme auf entsprechend gekennzeichneten Stimmzetteln abgegeben haben. Diese Stimmzettel wurden in der Woche nach der Wahl noch einmal ausgezählt und bilden die Grundlage für die sogenannte Repräsentative Wahlstatistik. Ergebnisse dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht für die einzelnen Wahlbezirke sondern nur insgesamt veröffentlicht werden. 1
2 Im Unterschied zu den letzten beiden Bundestagswahlen konnten in diesem Jahr keine Briefwahlbezirke in die Auswertung einbezogen werden, so dass nur die Urnenwahlergebnisse (s. Wahlinfo BW 2017 / 3, S. 6) dargestellt und verglichen werden. Nachdem die Bundestagswahlinformation 2017 / 3 die Beteiligung nach Alter und Geschlecht differenziert dargestellt hat, enthält diese Veröffentlichung die Analyse der Parteiergebnisse bei den Zweitstimmen. Basis für die Auswertung sind Stimmzettel aus den Auswahlbezirken, das sind 8,2 % der am Wahlsonntag in den Mülheimer Wahllokalen abgegebenen Stimmen. Die sechs Altersgruppen, nach denen die Stimmabgabe untersucht werden, sind vom Gesetzgeber aus datenschutzrechtlichen Gründen vorgegeben. Die Stimmabgabe nach dem Geschlecht Hinsichtlich der Parteientwicklungen lassen sich bei der Bundestagswahl 2017 wieder interessante geschlechtsspezifische Unterschiede feststellen. Die CDU verliert bei den Frauen ähnlich stark wie bei den Männern. Im Ergebnis hat sie von den Frauen deutlich mehr Stimmen bekommen als von den Männern. Die SPD verliert stärker bei den Männern als bei den Frauen, bekommt im Ergebnis aber von den Frauen immer noch mehr Stimmen. Im Gegensatz dazu haben die GRÜNEN allein bei den Frauen spürbar zugelegt und bekommen von diesen auch mehr Stimmen als von Männern. Alle anderen Parteien schneiden im Ergebnis bei den Männern besser ab als bei den Frauen. Besonders deutlich ist der Unterschied bei der AfD, die bei den Männern sowohl deutlich stärker zulegt als auch auf annähernd doppelt so hohe Stimmenanteile kommt. Damit schneidet sie bei der Urnenwahl bei den Männern sogar ähnlich stark ab wie die FDP, während sie bei den Frauen deutlich hinter den Liberalen zurückbleibt. Die FDP legt in beiden Geschlechtsgruppen am stärksten 2
3 zu, bei den Männern etwas deutlicher als bei den Frauen. DIE LINKE legt bei den Männern etwas stärker zu als bei den Frauen. Die Stimmabgabe nach Altersgruppen Bei den Jungwähler/innen unter 25 Jahren verlieren die Sozialdemokraten am stärksten. Sie verbuchen zweistellige Verluste, die damit doppelt so stark ausfallen wie die der Union. Die SPD bleibt in dieser Gruppe aber im Ergebnis vor der CDU. Die FDP kann in dieser Altersgruppe am stärksten zulegen und verbucht hier auch ihr bestes Ergebnis. Sie liegt nur ganz knapp hinter der CDU auf Platz drei. Bei den jungen Männern haben die Liberalen die UNION sogar überholt. Die AfD kann bei den Jungwähler/innen gar nicht zulegen und bleibt im Ergebnis hinter der LINKEN und den GRÜNEN zurück. Die GRÜNEN gewinnen in dieser Gruppe mehr Stimmenanteile als in allen anderen Altersgruppen, fallen aber im Ergebnis hinter DIE LINKE zurück. Ihre stärksten Verluste verbucht die CDU bei den 25- bis unter 35-Jährigen, sie bleibt damit in dieser Altersgruppe auch hinter der SPD, die bei den Frauen dieser Altersgruppe gegen ihren Trend kaum verliert. Am stärksten zulegen kann in dieser Altersgruppe wieder die FDP, knapp vor der AfD, die im Ergebnis knapp vor der FDP liegt. DIE LINKE gewinnt deutlich stärker als die GRÜNEN und kommt in dieser Gruppe der AfD und der FDP nahe. 3
4 Bundestagswahl Stimmabgabe nach Alter und Geschlecht in repräsentativ ausgewählten Urnenwahlbezirken-Zweitstimmen Wahlbeteiligung Stimmanteile in % CDU SPD GRÜNE DIE LINKE FDP AFD Sonstige MÄNNER 53,4 23,4 28,6 5,7 8,5 14,9 15,0 4, Jahre 49,7 17,4 25,5 9,2 9,2 22,8 8,7 7, Jahre 47,7 17,3 19,9 4,5 13,5 17,3 18,9 8, Jahre 53,8 23,8 17,1 6,7 9,2 17,8 19,7 5, Jahre 59,0 22,1 29,4 6,3 7,2 13,4 17,7 3, Jahre 54,8 19,9 36,7 6,1 10,0 12,4 13,1 1,9 70 J. und älter 48,9 35,1 34,3 3,2 5,4 13,3 8,1 0,6 FRAUEN 51,7 29,7 29,9 8,7 7,7 12,7 7,7 3, Jahre 48,0 18,8 28,0 12,0 14,0 14,0 6,4 6, Jahre 50,1 19,9 24,9 12,1 13,1 12,1 11,5 6, Jahre 57,2 26,2 25,1 10,2 7,5 15,0 9,1 7, Jahre 57,8 28,4 29,1 10,8 6,7 12,8 8,9 3, Jahre 51,2 32,0 31,8 6,9 9,6 10,9 7,8 1,1 70 J. und älter 44,5 41,6 36,1 3,3 2,8 12,2 3,6 0,5 GESAMT 52,5 26,7 29,3 7,3 8,1 13,7 11,2 3, Jahre 48,9 18,2 27,0 10,8 12,0 17,7 7,4 6, Jahre 48,9 18,6 22,4 8,4 13,3 14,7 15,2 7, Jahre 55,6 25,1 21,5 8,6 8,3 16,3 13,9 6, Jahre 58,4 25,2 29,3 8,5 6,9 13,1 13,4 3, Jahre 52,9 26,1 34,2 6,5 9,8 11,6 10,4 1,5 70 J. und älter 46,3 38,8 35,3 3,2 3,9 12,7 5,5 0,6 Stadtergebnis ohne Briefwahl 54,7 26,4 28,6 7,7 8,3 13,2 11,9 3,9 In der Altersgruppe der 35- bis unter 45-Jährigen verlieren SPD und CDU annähernd gleich stark, die UNION bleibt im Ergebnis vor der SPD. In dieser Altersgruppe gewinnt die FDP stärker als die AfD und bleibt auf dem 3. Rang. DIE LINKE und die GRÜNEN legen leicht zu. Bei den 45- bis unter 60-Jährigen verliert die SPD doppelt so stark wie die CDU, bleibt aber im Ergebnis noch vorne. Hier bleibt die AfD knapp vor der FDP, die etwas stärker zulegt. DIE LINKE verliert gegen ihren Trend leicht und bleibt hinter den GRÜNEN. DIE LINKE verliert überdurchschnittlich. 4
5 Bei den 60- bis unter 70-Jährigen fallen die Verluste der SPD am geringsten aus während die CDU hier stark verliert. Bei diesen jüngeren Senior/innen bleibt die SPD damit klar vor der CDU. Die FDP legt mit Abstand am stärksten zu und überholt die AfD, DIE LINKE und die GRÜNEN. In der Gruppe der ab 70-Jährigen kommt die CDU trotz Verlusten auf ihr mit Abstand bestes Ergebnis und bleibt deutlich vor der SPD, die etwas weniger stark verliert. Die FDP gewinnt auch in dieser Altersgruppe und belegt mit deutlichem Vorsprung den 3. Platz. Alle anderen, die AfD, die GRÜNEN und DIE LINKE, verbuchen kaum Zugewinne und kommen auf ihre schwächsten Stimmenanteile. Die SPD verliert in allen Altersgruppen unter 60 Jahren überdurchschnittlich. Bei den 25- bis unter 45-Jährigen, die die Familienphase durchleben, liegt sie im Ergebnis aber wieder vor der CDU. Ihre höchsten Stimmenanteile verbucht sie wieder bei den ab 60-Jährigen Senior/innen. Die CDU verliert in allen Altersgruppen, am stärksten bei den 25- bis unter 45- Jährigen, die die Familienphase durchleben, und bei den 60- bis unter 70-Jährigen Jungsenior/innen. Ihr Stimmenanteil steigt mit zunehmendem Alter an. Ihr mit Abstand bestes Ergebnis erzielt sie bei ab 70-Jährigen Senior/innen. Die FDP gewinnt in allen Altersgruppen am stärksten von allen Parteien. Je jünger die Wähler/innen, umso stärker ihre Zugewinne. Ihre höchsten Stimmenanteile verbuchen die Liberalen bei den Jungwähler/innen unter 25 Jahren. Sie kommen in allen Altergruppen auf zweistellige Ergebnisse und belegen fast immer den 3. Rang in Mülheim. 5
6 Die AfD gewinnt ebenfalls in allen Altersgruppen, am wenigsten bei den Jungwähler/innen unter 25. Überdurchschnittlich in den mittleren Altersjahrgängen von 25 bis unter 60 Jahren, in denen sie auch ihre höchsten Stimmenanteile verbucht. Selbst bei Senior/innen ab 70 kommt sie über 5 %. Die GRÜNEN legen in allen Altersgruppen geringfügig zu. Ihren höchsten Stimmenanteil bekommen sie von den Jüngsten unter 25, den geringsten von den Ältesten ab 70 Jahren. DIE LINKEN gewinnen überdurchschnittlich bei den unter 35-Jährigen, bei denen sie auch auf zweistellige Stimmenanteile kommen. Bei den 45- bis unter 60- Jährigen und bei den ab 70-Jährigen können sie nicht zulegen und bleiben bei letzteren wie die GRÜNEN unter 5 %. Die Altersstruktur der Wähler der verschiedenen Parteien Vergleicht man in der folgenden Grafik die drei mittleren Balken zeigt sich, dass die Altersgruppen zwischen 35 und unter 70 Jahren aufgrund ihrer überdurchschnittlichen (Urnen-)Wahlbeteiligung stärker vertreten sind als bei den Wahlberechtigten. Im Gegensatz dazu sind die beiden jüngsten Altersgruppen unter den Wählern im Vergleich mit ihrem Anteil an den Wahlberechtigten unterrepräsentiert. Dies gilt für die Ältesten ab 70 nur deshalb, weil die Briefwahl hier nicht berücksichtigt ist. 6
7 Die CDU hat die ältesten Wähler/innen im Vergleich aller Parteien, da vor allem die ab 70-Jährigen deutlich häufiger vertreten sind. Nimmt man dazu auch noch die Altersgruppe der 60- bis unter 70-Jährigen hinzu, sind 44,2 % der CDU- Wähler/innen bereits 60 Jahre und älter. Dagegen sind mittleren Altersgruppen zwischen 25 und unter 45 Jahren, die sich in der Phase der möglichen Familienbildung befinden, leicht unterrepräsentiert. Der Anteil der Jungwähler/innen unter 25 fällt im Vergleich mit allen anderen Parteien, mit Ausnahme der AfD, am geringsten aus. Die Wählerschaft der SPD kommt dem Altersaufbau der Gesamtwählerschaft noch am nächsten. Unter ihren Wähler/innen sind die beiden Senior/innen-Altersgruppen und die jüngsten unter 25-Jährigen leicht häufiger vertreten als im Durchschnitt. Unterrepräsentiert sind die mittleren Altersgruppen zwischen 25 und unter 45 Jahren, die unter den SPD-Wähler/innen mit zusammen 18,0 % den geringsten Anteil im Vergleich mit allen anderen Parteien stellen. Bundestagswahl 2017: Wähler der Parteien nach Altersgruppen und Geschlecht Alterstruktur der WählerInnen der verschiedenen Parteien CDU SPD GRÜNE DIE LINKE FDP AFD Sonstige Wahlberechtigte Urnenwahl Nichtwahl MÄNNER 46,8 47,6 41,5 46,3 37,2 49,7 51,4 63,7 51,0 47, Jahre 7,9 7,4 5,2 6,3 11,3 7,7 10,8 4,1 12,5 11, Jahre 13,4 12,0 8,9 8,3 9,3 19,0 13,9 15,1 26,0 19, Jahre 12,0 12,1 12,3 7,2 14,0 13,1 14,4 15,9 17,3 15, Jahre 30,7 33,8 32,8 35,7 38,0 29,4 31,2 40,9 33,7 27, Jahre 16,1 16,5 13,9 21,0 17,3 19,5 13,7 14,3 7,7 11,6 70 J. und älter 19,9 18,2 26,9 21,4 10,0 11,3 16,0 9,7 2,9 14,4 FRAUEN 53,2 52,4 58,5 53,7 62,8 50,3 48,6 36,3 49,0 52, Jahre 7,1 6,6 5,5 8,1 11,9 15,6 9,5 7,2 17,0 10, Jahre 11,6 11,2 7,4 9,2 15,4 18,8 10,6 16,6 20,0 16, Jahre 11,7 12,9 11,4 10,9 15,0 12,5 15,3 15,2 26,0 13, Jahre 28,1 31,4 29,2 29,7 37,5 26,3 30,8 35,4 29,0 22, Jahre 16,1 16,0 16,7 16,5 12,3 19,2 13,4 15,7 5,0 13,2 70 J. und älter 25,4 21,8 29,8 25,6 7,9 7,6 20,4 9,9 3,0 24,8 GESAMT Jahre 7,5 7,0 5,4 7,3 11,7 11,7 10,2 5,2 14,7 10, Jahre 12,5 11,6 8,0 8,8 13,2 18,9 12,3 15,6 23,0 17, Jahre 11,8 12,5 11,8 9,2 14,6 12,8 14,8 15,6 21,6 14, Jahre 29,3 32,6 30,7 32,4 37,7 27,9 31,0 38,9 31,4 25, Jahre 16,1 16,2 15,6 18,6 14,1 19,3 13,5 14,8 6,4 12,4 70 J. und älter 22,8 20,1 28,6 23,7 8,7 9,4 18,1 9,8 2,9 19,8 Deutlich mehr als ein Drittel der GRÜNEN-Wähler/innen sind zwischen 45 und 59 Jahre alt und bilden damit die dominierende Gruppe, die bei den GRÜNEN auch stärker vertreten ist als in allen anderen Parteien mit Ausnahme der AfD. Die beiden Senior/innen-Altersgruppen bleiben mit insgesamt 22,8 % stark unter-, die drei jüngeren Altersgruppen stark überrepräsentiert. 7
8 Bei den Wähler/innen der FDP sind die drei jüngeren Gruppen bis 44 Jahre häufiger vertreten als im Durchschnitt, das allerdings deutlich. Alle anderen Altersgruppen sind im Vergleich mit dem Altersaufbau der Gesamtwählerschaft unterrepräsentiert, vor allem die 60- bis unter 70-Jährigen. Unter den LINKEN-Wähler/innen sind die beiden jüngsten Gruppen bis 34 Jahre am stärksten vertreten. Auch die 60- bis unter 69-Jährigen sind überrepräsentiert, während die Ältesten ab 70 ebenso wie die 45- bis unter 60-Jährigen am stärksten unterrepräsentiert sind. Damit hat DIE LINKE diesmal die jüngsten Wähler/innen im Vergleich aller Parteien, wenn man die Sonstigen unberücksichtigt lässt. Unter den Wähler/innen der AfD sind die Jüngsten unter 25 noch etwas schwächer vertreten als bei der CDU. Deutlich überrepräsentiert sind die drei mittleren Altersgruppen der 25- bis unter 60-Jährigen. Beide Senior/innengruppen sind stark unterrepräsentiert. Die nächste Kurzanalyse zur Bundestagswahl 2017 wird die unterschiedlichen Ergebnisse bei den Erst- und Zweitstimmen unter Berücksichtigung des sogenannten Stimmensplittings untersuchen. Sie soll noch in dieser Woche erscheinen. Mülheim an der Ruhr, den 27. September 2017 Alle Wahlinformationen der Stadtforschung und Statistik sind auf der Homepage der Stadt Mülheim an der Ruhr unter dem Suchbegriff: Wahlberichterstattung abrufbar. 8
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