Eine Jeans geht um die Welt

Transkript

1 Eine Jeans geht um die Welt Ein Schülerwettbewerb für kreative Köpfe Ausgeschrieben von der Regierung von Oberbayern und der Initiative Handarbeit e.v. Einige Studien fanden heraus, dass eine Jeans von der Baumwolle bis zum Verkauf ca km rund um die Welt unterwegs ist. Dabei müssen viele Türen und Tore geöffnet werden, was sich als Aufhänger für unser Projekt anbot. In den letzten Jahren machte ich immer wieder die Erfahrung, dass meine Schüler begeistert mit der Nähmaschine arbeiteten. Dies nahm ich zum Anlass, die Patch-Work-Technik für unser Wettbewerbsprojekt auszuwählen. Hierfür verwendeten wir alte, abgelegte Jeanshosen. Beim Zerschneiden der Hosen zeigten so manche Schüler eine gewisse Begeisterung an dem ansonsten verbotenen Tun

2 1. Ideen zur Entstehung einer Türe in Patch-Work-Technik a) Anfangsgottesdienst mit Wanderung von der Schule nach Urschalling bei Prien Als Thema des Gottesdienstes wurde von der Religionslehrerin die Türe in den Mittelpunkt gestellt. Vor und hinter der Eingangstüre der Kirche haben wir uns mit folgendem Text befasst: Geschlossene Türe / Tor Die Tür führt mich nach innen, dorthin wo es warm ist, wo ich geschützt bin, wo es trocken ist, wenn es regnet, wo für mich gesorgt ist, wo Menschen nahe beisammen sind. Wenn die Tür verschlossen ist, kann ich nicht nach innen, wenn ich draußen stehe. Ich bin ausgeschlossen. Wir gehen hinein und bleiben innen an der Türe stehen

3 Die Tür führt mich nach draußen, dorthin, wo die Sonne schein, wo auf der Wiese die Blumen blühen, wo es Wege und Straßen gibt, wo mir viele Menschen begegnen. Wenn die Türe verschlossen ist, kann ich nicht nach draußen. Ich bin gefangen. Ich bin eingesperrt. Türe wieder öffnen aber stehen bleiben Eine offene Tür lässt mich aus- und eingehen. Ich bin frei. Ich kann hinaus gehen ins weite, schöne Land. Ich darf hinein gehen und geborgen sein. Ich bin eingeladen! Mit folgenden Fürbitten gelesen von den Schülern wurde der Gottesdienst abgeschlossen In unserem Alltag begegnen wir vielen Türen. Nicht immer waren alle Türen für uns offen und manchmal haben wir selbst auch Türen zugemacht. Deshalb bitten wir: Die Türen der Schule stehen mir in diesem Schuljahr wieder offen. Ich kann lernen und später eine Ausbildung machen. Doch oft sehe ich in der Schule nicht die Chance, sondern nur den Druck. Oft steht jemand an meiner Türe, der meine Hilfe braucht. Wie oft habe ich ihn dann lieblos abgewiesen und weiter geschickt? Manchmal bin ich selbst wie eine verschlossene Tür: hart und lieblos gegenüber allen, die voller Erwartung auf mich gezählt haben. b) Gebrauch von vorhandenen Materialienz. B. alte, gebrauchte Jeanshosen, Bettlaken oder andere Kleidungsstücke. Beim Besuch des Wertstoffhofes in Prien wurde den Kindern vermittelt, dass manche Materialien zu teuer sind, um sie nur in den Müll zu werfen

4 Alte Textilien können jederzeit wieder verwertet werden unter dem Thema Aus alt mach neu. Jahrelang gesammelte Jeanshosen fanden so zu ihrer neuen Bestimmung! c) Spätere Nutzung der Projektarbeit als Wandbehang oder Theatervorhang Eine leere Wand zwischen den Fachräumen wartet seit Jahren auf eine Dekoration. Aus diesem Grund bot sich ein Wandbehang in der Größe von ca. 2,50 m mal 3 m an. Da ich für Mehrfachnutzungen bin, haben wir den Wandbehang so konzipiert, dass er auch als Theatervorhang eine Verwendung finden kann. 2. Herstellung der Projektarbeit: a) Materialbeschaffung Jeanshosen, alte Kleidungsstücke aus Baumwolle, Bettlaken, Nähgarne, Stecknadeln, Bänder, Knöpfe, Ösen etc. b) Ausarbeitung einer Skizze Mit Hilfe eines Karopapieres habe ich die Größe und Aufteilung der Türe festgelegt. In ihr mussten Einzelarbeiten von 36 Schülern untergebracht werden

5 c) Erstellung der Papierschablonen Von den Schülern wurde individuell ein quadratisches Papier in vier Teile eingeteilt. Bunte Markierungen dienten für ein leichteres Zusammensetzen nach dem Zerlegen. d) Zuschneiden der einzelnen Jeansstoffe Um eine Symmetrie im Türbild zu erzeugen, legten wir die Hosenbeine flach hin, steckten die Skizzen auf und schnitten den Stoff doppelt zu. e) Zusammenstecken der Einzelteile Entlang der markierten Nählinie wurden die Einzelteile mit Stecknadeln zusammengesteckt. Dies benötigte viel Hilfestellung

6 f) Nähen mit der Nähmaschine In Kleingruppen nähten die 36 Schüler in Partner- oder Einzelarbeit je 1 2 Patchwork-Quadrate zusammen. g) Nähte ausbügeln h) Zusammensetzen zum Gesamtbild Auf Grund der Größe des Gesamtkunstwerkes legte ich die einzelnen Teile auf dem Fußboden zu einem ansehnlichen Ganzen zusammen. i) Nähen der Streifen Zuerst nähten wir die einzelnen Quadrate zu langen Streifen. Dabei integrierten wir die beiden Türgriffe. j) Zusammensetzen zum Gesamtkunstwerk Beim Zusammensetzen gab es die große Schwierigkeit, die einzelnen Schnittpunkte wieder genau zu treffen. Diese Arbeiten wurden von besonders geschickten Schülern ausgeführt

7 k) Aufsetzen des Torbogens Um noch andere Nähstiche in die Arbeit mit einzubringen, haben wir den Torbogen mit einem engen Zick-Zack-Stich befestigt. l) Gestaltung des Rahmens Dunkle Baumwollstreifen umrahmen das Gesamtkunstwerk und stellen gleichzeitig den Türrahmen dar. m) Versäubern der Rückseite Mit Hilfe von alten Bettlaken haben wir die Rückseite versäubert und dabei die Bindebänder für den Theatervorhang integriert. n) Befestigung der Ösen Die Herstellung der Patch-Work-Arbeit hat den Schülern insbesondere beim Nähen viel Freude bereitet. Dabei eine gemeinschaftliche Arbeit herzustellen, stärkte sie in der Gruppe und sie zeigten sich immer wieder hilfsbereit gegenüber anderen. Besonders stolz sind sie auf eine anstehende Präsentation der Arbeit in der Öffentlichkeit. Meine Kollegen freuen sich schon heute auf eine Verwendung bei diversen Theateraufführungen!

8 Hurra wir haben den 1. Preis gewonnen! Am durften 4 Schüler mit mir an die Regierung von Oberbayern fahren und den 1. Preis für den entgegennehmen. Ausgeführt von: Schülern der Klassen 4/5, 5/6ab, 6/7 Veronika Haberlander, Fachoberlehrerin EG