PRESSEBEITRAG. 50 Jahre Müllverbrennung in Rosenheim eine der ersten, heute eine der effizientesten Anlagen in Deutschland
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- Richard Weiß
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1 PRESSEBEITRAG 50 Jahre Müllverbrennung in Rosenheim 1964 eine der ersten, heute eine der effizientesten Anlagen in Deutschland Von der Wirtschaftswunderzeit zum Klimawandel 5 10 Rosenheim, 11. September 2014 Heute vor fünfzig Jahren wurde die Rosenheimer Müllverbrennung eingeweiht. Das öffentliche Interesse reichte damals bis nach Skandinavien. Denn die Rosenheimer waren Pioniere für die seinerzeit neue Technik. Führend ist Rosenheim immer noch: 1964 eine der ersten Anlagen in Deutschland ist die Rosenheimer Müllverbrennung heute eine der kleinsten und zugleich effizientesten Anlagen in Europa Verpackungen statt Trümmer Keine zwanzig Jahre nach dem verheerenden Weltkrieg kämpften Städte und Kommunen Anfang der 1960er nicht mehr mit Trümmern und Wiederaufbau, sondern mit dem Wohlstand: Das deutsche Wirtschaftswunder ließ Mülldeponien im ganzen Land überquellen. Rosenheim lagerte damals seine Abfälle in der
2 Kastenau. Seinerzeit häuften sich Beschwerden von Anwohnern über den Müll- Gestank. Die Stadtväter fürchteten Krankheiten und eine Verseuchung des Grundwassers. Es war absehbar, dass der Abfall von Einwohnern bald jeden Rahmen sprengen würde. Bereits 1961 überlegte man darum, auf eine neue Technologie zu setzen: statt den Müll einfach wegzukippen, sollten die Stadtwerke aus dem Wohlstandsmüll Energie gewinnen. So konnte Rosenheim sein Müllproblem lösen und zugleich Brennstoffkosten für Kohle und Heizöl sparen Kommunale Großtat Zum hundertjährigen Stadtjubiläum weihte Oberbürgermeister Sepp Heindl am 11. September 1964 die hochmoderne Müllverbrennung nach zwei Jahren Bauzeit und 2,7 Mio. Mark Kosten ein. Die Gästeliste von damals lässt erahnen, wie innovativ das Projekt der Rosenheimer war: Neben dem bayerischen Innenminister und Kommunalpolitikern aus dem ganzen Freistaat bestaunten Besucher aus der Schweiz, Frankreich, Luxemburg und sogar aus Finnland die neue Müllverbrennung. Eine kommunale Großtat titelte die bayerische Gemeindezeitung in ihrem Bericht über die Einweihungszeremonie. Seite 2 von 7
3 60 65 Frühes Bewusstsein für Energieeffizienz Wie sich die Bilder wiederholen: Auch 2013 kamen über 250 Besucher aus dem Inund Ausland an den Inn: zur Einweihung des weltweit modernsten Gasmotors, mit dem die Stadtwerke Strom und Wärme für Rosenheim erzeugen. Das Konzept der Kraft-Wärme-Kopplung verfolgten die Rosenheimer schon seit 1955 mit dem Bau des Heizkraftwerks und den ersten Fernwärmeleitungen Auch die neue Müllverbrennung am gleichen Standort in der Schönfeldstraße arbeitete mit Kraft-Wärme-Kopplung. Anstatt den Abfall nur zu verheizen, treiben die Stadtwerke damit heute noch Kraftwerksturbinen an. Aus Müll gewinnen sie Strom und speisen die Kraftwerks- Abwärme in das Rosenheimer Fernwärmenetz. Darum spricht man bei der Rosenheimer Anlage nicht nur von einer Müllverbrennung, sondern von einem Müll-Heiz-Kraftwerk, erklärt Dr. Götz Brühl, Geschäftsführer der Stadtwerke Rosenheim. Unsere Stadtväter haben früh erkannt, wie wichtig es ist, Energie möglichst effizient zu nutzen, so Brühl. 90 Müll statt Erdöl Die Verbrennung von einer Tonne Müll spart etwa 250 Liter Heizöl oder 250 Kubikmeter Erdgas. Daraus erzeugen die Stadtwerke 0,3 Megawattstunden Strom, Seite 3 von 7
4 das entspricht dem Energiebedarf einer 60-Watt-Glühbrine für Betriebsstunden. Hinzu kommen 0,8 Megawattstunden Fernwärme; damit lassen sich zehn Quadratmeter Wohnfläche ein ganzes Jahr lang heizen. Außerdem 0,3 Megawattstunden Prozessdampf für die Industrie. Insgesamt Tonnen an Haus- und hausmüllähnlichem Gewerbemüll nutzen die Stadtwerke Jahr für Jahr zur Energiegewinnung Wirksamer Klimaschutz Müllverbrennung in Kraft-Wärme-Kopplung sei dabei doppelt wirksam für den Klimaschutz, betont Stadtwerke-Chef Brühl: Wir erzeugen aus dem Müll nicht nur Strom, sondern nutzen zusätzlich die Kraftwerksabwärme für das Rosenheimer Fernwärmenetz. Mit jeder Kilowattstunde Fernwärme sparen wir in Rosenheim fossile Brennstoffe wie Heizöl oder Erdgas für den Hausbrand ein. Das sei besonders effektiv für den Klimaschutz, weil Privathaushalte drei Viertel ihrer Energie fürs Heizen verbrauchten, so Brühl Ein weiterer Pluspunkt der Müllverbrennung: Die Hälfte unseres Haushalts- und Gewerbemülls ist biologisch, also aus nachwachsenden Ressourcen, und verbrennt klimaneutral, sagt Brühl. In den letzten fünfzig Jahren gelangten dank der Rosenheimer Seite 4 von 7
5 Müllverbrennung Tonnen weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre Auch dank der intelligenten Müllverwertung erreicht die Energieerzeugung in Rosenheim den Primärenergiefaktor 0. Das heißt: Strom und Fernwärme, die in Rosenheim vor Ort erzeugt werden, erhöhen nicht den deutschen Gesamtverbrauch an fossilen Energieträgern Jahre Entwicklung Nach einem halben Jahrhundert Betrieb ist die heutige Müllverbrennung allerdings nicht mehr mit der Anlage von 1964 zu vergleichen. Denn die Stadtwerke entwickelten die Müllverbrennung stetig weiter: Bereits 1969 vergrößerte ein zweiter Müllkessel die Kapazität. In den 1980er Jahren wurde die Anlage grundlegend modernisiert bauten die Stadtwerke eine neue Krananlage und einen zusätzlichen Bunker für die Müllannahme ein. Zwei Jahre später ersetzte ein dritter und größerer Müllkessel die beiden früheren Modelle aus den 1960er Jahren. Hinzu kam eine hochmoderne Rauchgasreinigung, die die Stadtwerke nochmals 1992 und 2005 verbesserten. 160 Top-Platz in Sachen Energieeffizienz Mit einer kontinuierlichen Brennstoffnutzung von siebzig Prozent Seite 5 von 7
6 gehört das Rosenheimer Müllheizkraftwerk heute zu den Top-Anlagen in Sachen Energieeffizienz in Europa. 165 Bereits 2008 erhielten die Stadtwerke dafür den Bayerischen Energieeffizienzpreis Die Regierung von Oberbayern bescheinigt der Rosenheimer Anlage regelmäßig Effizienzwerte, die ein Drittel über dem Durchschnitt der Anlagen in Deutschland liegen. Erst 2013 erreichten die Stadtwerke den zweitbesten Wert hierzulande Prozent weniger Feinstaub Die Verbrennung des Rosenheimer Mülls hat sich nicht nur wirtschaftlich und für den Klimaschutz bezahlt gemacht. Auch für die Gesundheit der Bewohner war und ist das Müllheizkraftwerk ein Gewinn: Vor allem die Fernwärme ließ viele Kamine und Schlote im Stadtbild verschwinden. Dank moderner Rauchgasreinigung tritt meist nur noch Wasserdampf aus dem achtzig Meter hohen Schornstein der Stadtwerke aus. High- Tech-Gewebefilter entlassen gerade einmal noch 400 Gramm Staub pro Tag in den Rosenheimer Himmel. Insgesamt verringert die aus dem Müll gewonnene Fernwärme die Feinstaubbelastung in der Stadt um ein Viertel. Seite 6 von 7
7 Wichtige Energiequelle für Rosenheim Die Weitsicht der Stadtväter vor fünfzig Jahren zeige sich, so Brühl, darin, dass die Müllverbrennung auch die Probleme der Zukunft zu lösen helfe: Die Müllverbrennung bleibt eine wichtige Energiequelle für Rosenheim. Neben modernen Gasmotoren und Bioenergie aus Holzvergasung hilft sie uns, Rosenheim einmal völlig klimaneutral mit Energie zu versorgen. Sie erinnert uns daran, dass eine Stadt wie die unsere ihre Geschicke mit unternehmerischem Mut selbst in die Hand nehmen kann. Seite 7 von 7
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