Papiergestaltung & Buchbindearbeit

Transkript

1 Papiergestaltung & Buchbindearbeit Kleisterpapier mit Pappkämmen (große Mappen) oder Linolstempeln gestaltet. Bereich: Fächerübergreifend: Werken, Kunsterziehung Ab Klasse 3 Arbeitszeit: für das Überzugspapier 2 Doppelstd., für das Buchbinden 2 Doppelstd. Aufgabe und Motivation Bunte Papiere werden seit Jahrhunderten für die unterschiedlichsten Zwecke hergestellt. Kunstvoll gestaltete marmorierte Papiere dienten z. B. im alten China und in Persien als Schreibpapier für Dokumente und zum Buchbinden. In Europa wurden Buntpapiere seit der Renaissance als Bezüge für Kisten und Truhen, insbesondere aber für Einbände oder als Vorsatzpapier für die immer zahlreicher erscheinenden Bücher verwendet. Die Techniken zur Papiergestaltung wurden im Laufe der Zeit weiterentwickelt und verfeinert, ganze Handwerkszweige lebten davon. Später entstanden Manufakturen und Fabriken zur Herstellung von Schmuckpapier. Neben Stempelpapieren waren die besonders haltbaren Kleisterpapiere sehr beliebt. Die hier gezeigten bedruckten Kleisterpapiere (Abbildung oben) verbinden beide Techniken miteinander: auf selbst gefärbtem Kleisterpapier wird gedruckt. Sehr dekorative Ergebnisse lassen sich auch mit einer weiteren traditionellen Gestaltungstechnik, der Papierbatik (Abbildung links), erzielen. Eine sinnvolle Verwendung finden diese gestalteten Papiere in der Herstellung eines Adressbuches für Einlageblätter. Das kleine Adressbuch mit Ringmechanik ist eine der einfachsten Möglichkeiten zur Buchherstellung. Je nach Alter und Können der Schüler lässt sich der Schwierigkeitsgrad steigern, z. B. durch Anbringen von Leinenecken, Arbeiten mit größeren Formaten, Herstellen von Dokumentenmappen, Fotoalben Papiergestaltung mit Kaltbatik. oder

2 durch das Binden eines Buches aus einem Blocksatz. Auf jeden Fall macht es Freude, an diesem praktischen und zugleich schönen Gegenstand zu arbeiten. Lernschwerpunkte Kreativität beim Entwurf des Linolstempels entwickeln (Kleisterpapiere mit Linoldruck). Eine einfache Reservierungstechnik kennen lernen (Papierbatik). Papiere individuell gestalten. Den Arbeitsplatz sinnvoll vorbereiten. Die Arbeitsschritte sorgfältig planen. Fachhandwerkliche Papier- und Pappverarbeitung bei der Herstellung einer Mappe mit Ringmechanik erlernen. Sauber schneiden und kleben. Die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Schmuckpapieren kennen lernen. Material und Hilfsmittel Linoldruck auf Kleisterpapier UHU Kleister Papiertapeten, angerührt zu einer zähen Masse (siehe Anleitung für schwere Tapeten), wasserlösliche Holzbeize (Malerbedarf), mit der Hälfte der angegebenen Wassermenge aufgelöst; Linoleum für die Stempel, jeweils 3 x 3 cm oder 4 x 4 cm; Linolschneidewerkzeug und Linolbrett als Unterlage; weiße Plakatfarbe zur Grundierung der Linolplatte; Holzklötze in Größe des Linolstempels als Stempelgriff; UHU HOLZ expressleim zum Aufkleben des Stempels auf das Holzklötzchen; andere stempelartige Hilfsmittel sind möglich, z. B. Kartoffel- oder Kartonstempel, Schwämmchen; Papier, z. B. Zeichen-, Pack-, Ingres- oder Tonpapier (für das hier gezeigte Schmuckpapier wurde Packpapier verwendet); für jedes Blatt Papier zwei größere Bogen glatte Zeitungsunterlage (der erste Bogen als Unterlage beim Arbeiten, der zweite als saubere Unterlage beim Trocknen); Karopapier und Bleistift für Entwürfe; breite, weiche Borstenpinsel zum Auftragen der Farbe; Löffel und Joghurtbecher zum Mischen des Tapetenkleisters mit der Beize; Küchentuch zum Abstempeln überschüssiger Farbe; Bügeleisen; Wachsreste und weiches Tuch zum Polieren; Arbeitskittel sind empfehlenswert. Kaltbatik Wasserfeste Wachsmalkreiden und wasserlösliche Holzbeize; Papier, z. B. Zeichen-, Pack-, Ingres- oder Tonpapier; Pinsel. Adressbuch für Einlageblätter im Format DIN-A 6 Graupappe, 1,5 bis 2 mm stark, 2 Zuschnitte je 17 x 12,5 cm; 1 Pappstreifen, 17 x 2 cm, gleiche Pappstärke; Buchbinderleinen farblich zum Papier passend: 1 Zuschnitt 20,5 x 5 cm, 1 Zuschnitt 16,5 x 5 cm; Ringmechanik 11,5 bis 13 cm lang, nicht zu hoch, mit Hohlnieten; 2 Bogen Überzugspapier je 21 x 14,5 cm (es genügt ein Blatt DIN-A4, das halbiert wird);

3 2 Bogen Spiegelpapier je 16,5 x 12 cm (entweder Schmuckpapier oder Tonpapier); UHU HOLZ expressleim, kann auch mit angerührtem UHU Kleister Papiertapeten ca. 1:1 gemischt werden; Pinsel; sauberes Tuch; Illustrierte; Schreibzeug und Lineal; Falzbein; Schere; Vorstecher, Körner, Hammer zum Anbringen der Ringmechanik. Gestaltungsablauf Linoldruck auf Kleisterpapier Den Linolstempel herstellen: Durch das Erproben an einem kleinen Reststück des Linoleums erfahren die Schüler die Möglichkeiten und Schwierigkeiten dieser Technik. Auf diesem kleinen Quadrat ist die Mustergestaltung auf das einfachste, nämlich auf gerade Linien in verschiedenen Breiten, beschränkt. Die Schüler zeichnen das Muster zunächst auf kariertes Papier, dann mit Bleistift auf das weiß grundierte Linoleum. Die Linien diagonal, kreuzweise, stern- oder rahmenförmig usw. aus dem quadratischen Stempel schneiden. Da der Stempel sehr klein ist, unbedingt auf einem Linolbrett (Fachhandel) arbeiten, um Unfälle zu vermeiden! Den fertigen Linolstempel mit UHU HOLZ expressleim auf ein Holzklötzchen leimen. Den Arbeitsplatz vorbereiten: In Sandwich-Technik zwei Bogen Zeitungspapier, ein mit sauberem Wasser angefeuchtetes Blatt Packpapier, zwei Bogen Zeitungspapier, ein Blatt Packpapier usw. aufeinander legen. Jeder Schüler rührt in einem Becher Kleister mit einigen Löffeln der Holzbeize an. Außerdem liegen bereit: Pinsel, Stempel, Küchenkrepp. Das Kleisterpapier herstellen: Eine größere Menge des Kleisters auf das feuchte Papier geben und gleichmäßig mit breiten Pinselstrichen senkrecht und waagrecht verteilen. Den Linoldruck ausführen: Zügig Stempel neben Stempel setzen und dabei die Farbe vom Kleisterpapier abheben, am Küchenpapier abstempeln, wieder vom Kleisterpapier abheben usw. Tipps Je jünger die Schüler sind, desto kleiner sollte die zu bearbeitende Fläche sein. Die Herstellung mehrerer Papiere, eventuell auch in einer weiteren Unterrichtsstunde, hat sich bewährt. Der Auftrag des Kleisters und der Feuchtigkeitsgehalt des Papiers sind ausschlaggebend, ob das Linolmuster klar oder verschwommen herauskommt. Solange das Papier noch feucht ist, kann ein Fehlversuch überpinselt und neu bedruckt werden. Das gestempelte Papier wird von der schmutzigen Zeitung weg auf den zweiten sauberen Zeitungsbogen zum Trocknen gelegt. Das trockene Papier auf der Rückseite bügeln und die Vorderseite mit Kerzenresten wachsen und polieren. Weitere Muster sind durch das Abschaben der Farbe mit Kämmen aus Karton, Holzstäben, Plastikgabeln, trockenen Borstenpinseln, Pappstreifen möglich (s. Abb. S. 1 oben links). Kaltbatik Geometrische Muster mit wasserfesten Wachsmalkreiden auf das Papier zeichnen. Die Beize mit dem Pinsel über das ganze Papier ziehen. Das Fett im Wachs stößt die wässrige Farbe beim Übermalen ab, so dass das Muster mit besonderer Perlwirkung hervortritt. Grundsätzliches zu Buchbindearbeiten Die Buchbindearbeit wird schwieriger, je größer der Gegenstand ist, deswegen sollte in der 3. Jahrgangsstufe nur ein Adressbuch für Einlegeblätter im Format DIN-A6 gearbeitet werden. Auch ist es für jüngere Schüler einfacher, zunächst die Buchdecken zu überziehen und dann beide Teile durch den Buchrücken miteinander zu verbinden. Der umgekehrte Weg ist ge-

4 nauso möglich also zunächst die Teile mit dem Buchrücken zu verbinden und dann die Buchdecken zu überziehen. Wichtig für den Zuschnitt von Papier und Pappe ist die Laufrichtung. Sie lässt sich durch die Biegeprobe feststellen. Bei dem Versuch, einen Bogen Pappe zu biegen, spürt man gegen die Laufrichtung einen Widerstand. Beim Einreißen des Papiers ergibt die Laufrichtung eine glattere Kante als entgegen der Laufrichtung. Gegen die Laufrichtung gefalztes Papier wird brüchig. Die Falzkante in Laufrichtung sieht sehr viel glatter aus. Damit sich das Buch nicht verzieht, ist die Laufrichtung der Pappe von Bedeutung. Beim Verleimen kann man feststellen, dass sich Materialien gegen die Laufrichtung stärker ausdehnen als in Laufrichtung. Werden nun Pappe und Papier gegenläufig miteinander verbunden, wird das Ergebnis wellig. Deshalb gilt folgende Regel: Alle Flächenmaterialien werden miteinander in Laufrichtung verleimt, entsprechend dem Buchrücken! Also ist die Höhe der Mappe die Laufrichtung. Man erspart sich viel Arbeit, wenn man gleich beim Zuschneiden die Laufrichtung der Pappe, des Papiers mit einem Pfeil markiert. Auch beim Verleimen der Papiere gibt es Regeln, um zu einem sauberen Ergebnis zu kommen: Jede Fläche sollte zweimal verleimt werden, damit der Leim einziehen kann und sich das Material dehnt. Nach dem ersten Leimauftrag mindestens 5 Minuten warten und den Vorgang wiederholen. Die zu leimende Fläche auf eine saubere Seite der Zeitschrift legen, von der Mitte aus der Leim auftragen und über die Ränder hinaus streichen. Die Randzonen müssen unbedingt genügend Leim bekommen! Zur Verhinderung von Leimflecken auf den Oberseiten des Überzugsmaterials nach jedem Arbeitsschritt die Zeitschrift umblättern. Ein sauberes Tuch zum Andrücken des Überzugsmaterials verwenden. Es nimmt gleichzeitig eventuelle Leimrückstände mit auf. Das Glattstreichen des Überzugspapiers erfolgt immer von der Mitte nach außen. Ausreichende Trocknungs- bzw. Presszeiten planen. Adressbuch ohne Leinenecken (ab Klasse 3) Beim Zuschnitt des Überzugspapiers zur Größe der Pappe jeweils 2 cm Umschlag nach allen Seiten dazurechnen mit Ausnahme der Kante für die Befestigung des Leinenrückens. Die Schüler zeichnen mit Bleistift die Größe und Position der Pappe auf das Überzugspapier. Dabei liegt eine Längskante des Kartons direkt an der Kante des Überzugspapiers, die restlichen Seiten sollten 2 cm Überstand haben (Lehrerkontrolle). Das überstehende Papier nach dem Vorzeichnen der Schnittlinie an den Ecken schräg abschneiden, jedoch noch 2 mm Papier stehen lassen (Lehrerkontrolle). Die zwei gegenüberliegenden Papierseiten mit UHU HOLZ expressleim auf die Pappe leimen. Dabei dient die darunter liegende Zeitschrift als Hilfsmittel. Mit einigen Zeitungsseiten das Papier straff an der Kante hochziehen, anschließend mit dem Falzbein an der Kante entlangfahren und das überstehende Papier auf die Pappe kleben (Lehrerkontrolle). Nach diesem Vorgang die hoch stehenden Ecken an die Pappe falzen und die dritte Seite darüber schlagen. Damit sich die Pappe nicht wölbt, den Spiegel innen dagegen kleben, auf den drei umgeklebten Seiten jeweils 2 mm von der Kante entfernt. Genau wie das Überzugspapier sorgfältig glatt streichen. Jetzt ist ein Trocknungs- und Pressvorgang ganz wichtig! Beide Buchdeckel durch den Buchrücken miteinander verbinden. Mit Hilfe einer Schablone (siehe Skizze) zeichnen die Schüler die Abstände zwischen Rücken und Deckel sowie die Überstände auf die Rückseite des längeren Buchbinderstreifens. Dann den Pappstreifen in die Mitte kleben, die Buchdeckel mit 3 bis 4 mm Abstand (= doppelte Kartonstärke) im rechten Winkel darankleben, den Überstand nach innen verleimen und innen den zweiten, kürzeren Leinenstreifen dagegenkleben. Nochmals trocknen und pressen!

5 Adressbuch mit Leinen-Ecken (Klasse 4) Beim Anbringen von Leinenecken wird die Buchdecke auf eine andere Weise überzogen. Alle weiteren Schritte bleiben gleich. Die Position der Buchdecke auf dem Überzugspapier wie oben beschrieben anzeichnen. Aus dem 5 cm breiten Buchbinderleinen 2 Quadrate von 5 x 5 cm schneiden und jedes einmal diagonal teilen, so dass man vier Dreiecke erhält. Die Leinenecken mit 1 cm Überstand an jeweils zwei Ecken der Buchdecke aufleimen, der Überstand an der Ecke wieder auf 2 mm kürzen und umkleben (siehe Beschreibung oben). Da die Leinenecke sichtbar bleiben soll, die Ecke am Überzugspapier abschneiden. Dazu auf der Vorderseite die Breite der Leinenecke an einer Kante messen, 0,5 cm Überstand dazugeben, diese Breite an der Positionslinie des Überzugspapiers anzeichnen und die Ecke ganz abschneiden. Das Überzugspapier auf die Buchdecke leimen (siehe Zeichnungen). Alle weiteren Schritte wie oben beschrieben ausführen. Ringmechanik Die richtige Position (siehe Skizze der Schablone in der Anlage) auf der Vorderseite anzeichnen. Die beiden Löcher mit dem Vorstecher nach hinten durchstechen. Den Nietenkopf von außen nach innen stecken, die Ringmechanik auflegen und den Nietenstift mit Hammer und Körner einklopfen. Abschluss Das Adressbüchlein mit Blättern in Format DIN-A6 füllen. Überziehen der Buchdeckel mit Leinenecken Überziehen der Buchdeckel ohne Leinenecken Brigitte Wintergerst 2003 UHU GmbH & Co. KG, Bühl (Baden) und Elke Fox. Zeichnungen: Halyna Salo. Fotos und Redaktion: Elke Fox.

6 Schablone zum Anbringen der Ringmechanik