Fall: Rocky- Hautpatient Hund

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1 Fall: Rocky- Hautpatient Hund Patient Rocky, männlich, geboren am , Bayrischer Gebirgsschweißhund Vorbericht Am sind der Besitzerin bei Rocky geschwollene, gerötete Augen aufgefallen. Er hatte beidseitig Augenausfluss (gelbe Batzen ) und nach und nach gingen die Haare um die Augen aus. Am erhielt Rocky von einem Kollegen in der Früh Advocat. Am Nachmittag war die Nase extrem geschwollen. Rocky war etwas matter, hat normal gefressen und hatte Fieber über 39 C. Der Besitzerin fiel auf, dass er sich trotzdem in die Sonne legte. Ein Kollege, der zu einer Besamung am Betrieb war, verabreichte Dexamethason. Die Schwellung ging darauf nur etwas zurück. Am Abend brachte die Besitzerin Rocky in die Ordination, da die Schwellung noch immer sehr stark war und er erhielt von einer Kollegin ein Antibiotikum und Cortison. Einige Tage darauf bekam Rocky kleine Pusteln auf der Nase und es entleerte sich ein wässriges, blutiges Sekret aus ihnen. Laut Besitzerin hatte er Juckreiz und rieb mit der Nase in der Erde. Am wurde er erneut in die Ordination gebracht aufgrund hgr. Akne und Follikulitis. Die Augenlider waren mgr. bis hgr. geschwollen und die Oberseite der Nase war offen mit wässrigem, blutigem, eitrigem Sekret. Es wurde eine Tupferprobe genommen und ein Antiobiogramm erstellt (Staphylokokken). Rocky wurde von der Kollegin mit einem zweiten Anitbiotikum, Dexamethason, Prednisolon-Tabletten und Apis C30 3 mal behandelt. Am erhielt Rocky nach dem Ergebnis des Antibiogramms ein drittes Antibiotikum Enrofloxacin s.c., Dexamethason s.c., Xeden- und Prednisolon- Tabletten. Die Hautläsionen wurden kurzfristig etwas besser, dann war die Umgebung um das Maul wieder geschwollen. Die Besitzerin versuchte es mit Rhus tox C30 einmal täglich für 3 Tage. Zuerst wurde der Augenausfluss schlechter, dann wurde er viel besser, auch der Juckreiz besserte sich. Die Besitzerin versuchte noch einmal Arnica C30, einmal Okoubaka C30, Schüsslersalze und Vulnoplant-Salbe. Nichts besserte die schlimmen Hautveränderungen. Die Kleintierärztin wollte eine Hautbiopsieprobe zur näheren Abklärung der Ursache entnehmen, was die Besitzerin aber ablehnte und wir schlugen ihr vor eine Erstanamnese bei Rocky zu machen. 1

2 Anamnese am Nach Impfungen hat er keine Reaktionen gezeigt, aber die Besitzerin hat immer nach der Impfung Thuja gegeben. Die 1. Tollwutimpfung erhielt er am Zu Beginn als sie ihn bekommen haben, hat er einmal erbrochen, Durchfall hatte er nie. Er bekommt Bosch-Trockenfutter, manchmal Pansen und Schweineohren, aber seit einigen Wochen nicht mehr. Auch Milch bekommt er keine mehr aus Angst vor allergischen Reaktionen. Zwei seiner Wurfgeschwister hatten einen Hautpilz. Er kommt nicht ins Haus, schläft im Wirtschaftsraum und macht aufs Strohplatzerl oder draußen. Fremde begrüßt er freundlich. Die kleinen Kinder der Besitzerin hat er zu Beginn versucht zu zwicken, aber mit schärferem Ton lässt er das sofort bleiben. Vor dem Hund unseres Chefs fürchtet er sich und versteckt sich hinter dem Besitzer. Letztens beim Ausflug saß er unter dem Tisch und bellte bei der Annäherung von anderen Hunden. Mit den Katzen versucht er zu spielen bzw. beginnt sie zu jagen. Er fürchtet sich vor großen Autos und dem Milchauto, wenn es kommt, geht er hinein. Laut Besitzer ist er lieb, ausgeglichen, ruhig und folgt schon auf Kommandos. In der Ordination kommt er gleich herein, begrüßt alle freundlich, läuft herum und schnuppert alles an, nach einiger Zeit legt er sich auf die Waage und schläft tief und fest. Seit er den Hautausschlag hat, ist er etwas müder, aber angesichts der starken Läsionen noch recht munter. Er liegt gerne in der Sonne, der Ausschlag wird dadurch trockener und etwas besser. In der Früh sieht die Nase besser aus, die Besitzerin vermutet, dass er sich in der Nacht weniger kratzt. Untertags zeigt er starken Juckreiz. Er bekommt seit einer Woche keine Antibiotika und Cortison mehr. Die Besitzerin wird angewiesen keine homöopathischen Mittel oder Schüsslersalze mehr zu geben. Klinische Untersuchung Um Nase und Lippen zeigt sich ein Hautausschlag, der nässend und juckend ist. Die veränderten Bereiche sind offen, rissig, haarlos und hgr. geschwollen. Die Veränderungen befinden sich nur an der äußeren Haut, die Schleimhaut im Maul ist o.b.. Rocky lässt sich untersuchen und zeigt bei Palpation der veränderten Bereiche keine Schmerzäußerung. Die Haare um die Augen wachsen schon nach, zur Zeit besteht kein Augenausfluss. 2

3 Fallbearbeitung 1. Was ist das zu Heilende? Nässender, juckender Hautausschlag mit Haarverlust 2. Ist es ein Fall für die Homöopathie? Ja 3. Handelt es sich um einen akuten oder chronischen Fall? Chronischer Fall 4. Causa? Advokat, Arzneimittelmissbrauch 5. Symptome Arzneimittelmissbrauch Überempfindlich auf Medikamente Sonne, Wärme bessert Hautausschlag um Mund, Lippen Hautausschlag nässend, juckend, Risse, haarlos Ödem Unterlippe und Nase 6. Rubriken Allgemeines- Medikamente- allopathisch- Missbrauch von Allgemeines- Medikamente- allopathisch- überempfindlich gegen Allgemeines- Wärme- amel. Gesicht- Hautausschläge- Mund- um den Gesicht-Hautausschläge- Lippen Haut- Hautausschläge- absondernd, nässend Gesicht- Schwellung- Lippen 3

4 7. Arzneimittelwahl Sulphur Q6 1 mal täglich 8. Arzneimitteldifferenzierung 1. Sulphur (7/15) Hautausschläge wund, nässend; starker Juckreiz; Kratzen erleichter, aber erzeugt Blutung; Haut aufspringend, eiternd, keine Heilungstendenz; Röte aller Körperöffnungen; Reaktionsmittel; Folge von Unterdrückung, immunsuppressiver Therapie; Impffolgen; > trockenes, warmes Wetter 2. Nitricum acidum (7/12) Übergang Haut- Schleimhaut an allen Körperöffnungen; Entzündungen und Ulzera mit scharfen, übelriechenden, wundmachenden Absonderungen und Blutungsneigung; aufgesprungene Haut; hartnäckige Eiterungen; Warzen; ängstlich, aggressiv 3. Carbo vegetabilis (7/11) Haut blau, kalt; Geschwüre; feiner, nässender Hautausschlag; Schwäche; Kollapsneigung 4. Lachesis (7/10) bläuliche oder purpurrote Schwellungen; Eiterung; Sepsis; > Absonderungen 5. Sepia (6/15) rissige, fleckige Haut; Hautveränderungen v.a. in den Gelenkbeugen mit dicken Krusten; hormonelle Störungen; Abneigung gegen Berührung v.a. am Kopf 6. Arsen (6/14) Brennen; ruhelos; ängstlich; schwach; kadaverartiger Geruch; Ekzeme; < nachts; > Wärme 7. Natrium muriaticum (6/14) Lefzenekzem; Trockenheit; Hautausschläge; gereizt; Verlangen nach Salz; großer Durst; Folge von Kummer 8. Nux vomica (6/13) überstimuliert; Krämpfe; empfindlicher Magen; Übelkeit; Erbrechen; Verstopfung; reizbar; aggressiv 9. Silicea (6/12) Haut feucht; Neigung zu Eiterungen, Fistelbildung; Impffolgen 10. Bryonia (6/11) trockene Schleimhäute; seröse Membrane; langsames Herauskommen oder plötzliches Zurücktreten eines Hautausschlages; < geringste Bewegung Verlauf Binnen einiger Tage ging die Schwellung markant zurück. Innerhalb von 3 Wochen heilten die Läsionen schön ab. Bei einer zufälligen Visite nach ca. 2 Wochen fragte die Großmutter wann man denn mit den Globuli wieder aufhören kann, da Rocky jetzt so extrem überdreht ist. Das brave Verhalten von Rocky war nicht sein Normalverhalten, sondern Folge der andauernden Krankheit. Erst bei Besserung stellte sich sein für die Rasse und Alter typisches Verhalten wieder ein Die Besitzerin holt ein zweites Fläschchen Sulfur Q6. Rocky geht es sehr gut. Die Schnauze ist komplett abgeschwollen. Die Läsionen sind abgeheilt. Nur noch 4

5 haarlose Stellen an der Schnauze. Der Augenausfluss hat sich wieder eingestellt, deshalb bis auf weiteres Sulfur Q6 verabreichen. Anfang Juni 2015 Die Besitzerin kommt vorbei und möchte gerne ein weiteres Fläschchen Sulfur Q6. Das zweite hat sie damals fertig gegeben und dann aufgehört, weil es Rocky so gut geht. Jetzt möchte sie ihn aber doch entwurmen und hat Angst vor einer wiederholten Reaktion auf das Wurmmittel. Diesmal gebe ich ihr kein Kombimittel zur Entwurmung und rate ihr das Sulfur für ca. 1 Woche nach der Entwurmung zu geben. Ende August 2015 Bei einer zufälligen Visite sagt mir die Besitzerin, dass keine sichtbare Reaktion auf das Wurmmittel aufgetreten ist. Rocky geht es sehr gut, er ist sehr lebhaft, dominant und ungebärdig. Das einzig Auffällige ist sein häufiges Speicheln und seine Vorliebe in der knallheißen Sonne zu liegen. Danach hat er manchmal wieder kurzfristig Augenausfluss. Anmerkung Das Miasma ist die Sykose auf tuberkulinischem Boden. Durch die Thuja-Gaben wurde die Sykose wahrscheinlich angefacht. Auch die Verabreichung der vielen allopathischen Medikamente können zur Sykotisierung geführt haben. In Zukunft sollte bei Impfungen und Entwurmungen, so diese notwendig sind, Sulphur gegeben werden. Eventuell wird Rocky einmal Bacillinum brauchen. 5