Bela Sobottke Joachim Körber Nicolai Bonczyk Achim Schnurrer. phantastisch!

Transkript

1 phantastisch! ISSN SN Ausgabe 4 : Jahrgang g 59 5,95 5 neues aus anderen welten ti h. t 72 Bela Sobottke Joachim Körber Nicolai Bonczyk Achim Schnurrer Jan Niklas Meier Christian Endres Klaudia Seibel Carsten Kuhr Christian Hoffmann Story von Julie Constantin:»Mein Gespräch mit dem Tod «

2

3 editorial 3 Klaus Bollhöfener Karlsruher Str Rastatt Liebe Freunde des phantastischen Genres, das Covermotiv dieser phantastisch!-ausgabe wurde von Carina Eyrisch gestaltet. Da ich in meinem beruflichen Alltag unter anderem mit den Auszubildenden der Fachrichtung»Mediengestalter Digital und Print«zu tun habe, wurde ich auf das zeichnerische Talent der jungen Kollegin aufmerksam. Ich hoffe, den Lesern gefällt das Ergebnis ebenso gut wie mir. Einblicke in den Alltag einer»phantastischen Familie«gibt uns ab dieser Ausgabe regelmäßig Lars Bublitz (Seite 55). Lars arbeitet als Webdesigner und erstellt seit 1985 Risszeichnungen für die PERRY RHODAN-Romanserie. Darüber hinaus ist die Bandbreite der Themen in diesem Heft wieder groß: Das Spektrum reicht vom phantastischen Mittelalter über die Erfahrungen eines greisen Gamers bis hin zu den aktuellen Kinder- und Jugendbüchern. Wir lesen uns wieder im neuen Jahr bis Carina Eyrisch dahin alles Gute! leserforum@phantastisch.net Ihr und euer Klaus Bollhöfener impressum phantastisch! Verlag & Herausgeber: Chefredakteur: neues aus anderen welten ISSN Atlantis Verlag Klaus Bollhöfener leserforum@phantastisch.net update: Horst Illmer interviews: Klaus Bollhöfener bücher & autoren: Klaus Bollhöfener rezensionen: Christian Humberg future life: Klaudia Seibel comic & film: Endres & Bollhöfener story: Christian Endres Lektorat: Thomas Höhl, Christian Humberg, Jan Niklas Meier, Armin Möhle, Susanne Picard, Madeleine Puljic, Rüdiger Schäfer und Dieter Schmidt Schlussredaktion: Horst Illmer, Klaus Bollhöfener Mitarbeiter dieser Ausgabe: Armin Möhle, Steffen Boiselle, Nicolai Bonczyk, Olaf Brill, Lars Bublitz, Julie Constantin, Christian Endres, Christian Hoffmann, Horst Illmer, Joachim Körber, Carsten Kuhr, Holger Marks, Jan Niklas Meier, Rüdiger Schäfer, Achim Schnurrer, Klaudia Seibel, Bela Sobottke, Christian Steinbacher, Sonja Stöhr, Michael Vogt, Andreas Wolf Social Media: Sonja Stöhr, Guido Latz Cover: Carina Eyrisch Layout/Gestaltung: Günter Puschmann Belichtung/Druck: Saxoprint, Dresden Auflage: 1500 phantastisch! erscheint mit vier Ausgaben im Jahr im Atlantis Verlag Guido Latz, Bergstr. 34, Stolberg. Für unverlangte Manuskripte, Fotos und Zeichnungen wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekenn zeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Copyright der Beiträge liegt bei den jeweiligen Au toren und Zeichnern. Nachdruck, auch auszugswei se, nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Ver lages. (Hier kann man auch den kostenlosen - Newsletter bestellen) Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 1. Juni 2017.

4

5 cover-art: carina eyrisch interview mit bela sobottke seite 22 rezensionen IM HEFT Matt Ruff»Lovecraft Country«Seite 13 Rainer Schorm & Jörg Weigand (Hrsg.)»Weiberwelten Die Zukunft ist weiblich«seite 33 Dennis Lehane»Der Abgrund in dir«seite 36 Julian Voloj (Text) & Thomas Campi (Bilder)»Joe Shuster Vater der Superhelden«Seite 41 Otmar Jenner»Der Älteste«Seite 67 Ines Korth»Massu Schmiedstochter«Seite 70 Karl Wolfgang Flender»Helden der Nacht«Seite 70 Sigríður Hagalín Björnsdóttir»Blackout Island«Seite 81 J. Landsdale u.a.»the X-Files«Seite 81 rubriken Editorial/Impressum Seite 3 Cartoon von Steffen Boiselle Seite 6 Intern Seite 82 interviews BELA SOBOTTKE:»Ich mag das Wort Trash generell nicht gerne.«von Christian Endres JOACHIM KÖRBER:»Was mich am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass Stephen King Es und Nebel bis heute als Raubdrucke bezeichnet.«von Carsten Kuhr NICOLAI BONCZYK:»Nicht immer kann man den Erfolg in barer Münze mitnehmen «Von Jan Niklas Meier bücher, autoren & mehr rezensionen comic & film update future life story inhalt CHRISTIAN HOFFMANN: Die alternativen Welten des Harry Harrison JAN NIKLAS MEIER: Ein Künstler mit Blut und Schleim SONJA STÖHR: Phantastisches Lesefutter für jedes Alter Neue Kinder- und Jugendbücher JAN NIKLAS MEIER: Phantastisches Mittelalter ACHIM SCHNURRER: Cinderella, Beelzebub und ich Teil 4 CHRISTIAN STEINBACHER: Spektrum der Science Fiction RÜDIGER SCHÄFER: Zu alt zum Spielen? CHRISTIAN ENDRES: Keinen Bock auf Standard? ACHIM SCHNURRER: Drei phantastische Bücher HORST ILLMER: Das provokative Leben von Harlan Ellison Holger Marks u. a.: Literatur kritisch betrachtet (auch Seiten 33, 36, 41, 67, 70, 81) Weitere Rezensionen unter OLAF BRILL & MICHAEL VOGT: Ein seltsamer Tag Teil 32 CHRISTIAN ENDRES: Mehr als Poe und Lovecraft Comic-Legende Richard Corben LARS BUBLITZ: Eine phantastische Familie Teil 1 JAN NIKLAS MEIER: Viren, Zombies, Gentechnik und das Posthumane HORST ILLMER: Nachrichten & Neuerscheinungen KLAUDIA SEIBEL: Vom Kampfroboter zum Kullerauge JULIE CONSTANTIN: Mein Gespräch mit dem Tod

6 cartoon 6car

7 7 UPDATE von Horst Illmer Nachrichten & Neuerscheinungen NACHRUFE Der Tod von Gardner Dozois am 27. Mai 2018 ist vor allem für die Freunde der Science- Fiction-Kurzgeschichte ein schwerer Schlag. Zwar war der am 23. Juli 1947 in Salem, Massachusetts geborene US-Amerikaner auch selbst als Autor von Romanen und Kurzgeschichten erfolgreich (unter anderem erhielt er zwei Nebula Awards für die beste Kurzgeschichte des Jahres). Trotzdem wird er vornehmlich als einer der wichtigsten Herausgeber im Feld der Science Fiction in Erinnerung bleiben, der auf einer Stufe mit John W. Campbell jr. und Isaac Asimov stand. In den Jahren von 1984 bis 2004 war er Chefredakteur des Magazins Asimov s Science Fiction. Außerdem begründete er 1984 mit»the Year s Best Science Fiction«die wichtigste und langlebigste Anthologien-Reihe des Genres, deren 35. Ausgabe im Juli 2018 erschien. Gemeinsam mit Jack Dann und anderen Mitherausgebern schuf er in Hunderten von Sammelbänden Publikationsmöglichkeiten für junge und arrivierte Autoren, die ihre Originalgeschichten somit nicht nur in Magazinen sondern auch direkt im Paperback- und Hardcover-Markt verkaufen konnten. Seit vielen Jahren hatte Dozois zudem seine eigene,»gardnerspace«betitelte Kolumne in der Fachzeitschrift LOCUS. Für diese Kärrnerarbeit im Weinberg der Short Story wurde Gardner Dozois vielfach ausgezeichnet: 15 Hugo Awards, 41 Locus Awards, dazu der World Fantasy Award, der Skylark Award und natürlich 2011 die Aufnahme in die Science Fiction Hall of Fame. In Deutschland erschienen einige Erzählungen von Dozois verstreut in Sammelbänden, erfolgreich waren zuletzt»der Bruder des Königs«und»Königin im Exil«zwei Fantasy-Anthologien, die er gemeinsam mit George R. R. Martin bei Penhaligon veröffentlichte. In einem Krankenhaus in New York verstarb am 22. Mai 2018 der amerikanische Schriftsteller Philip Roth nach einer Herzattacke im Alter von 85 Jahren. Roth, der in seiner Karriere mehr als dreißig Bücher veröffentlichte, darunter die Welterfolge»Portnoys Beschwerden«aus dem Jahr 1969 und»der menschliche Makel«(2000), galt für viele Kritiker über Jahrzehnte hinweg als heißester Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis, den er jedoch nie erhielt. Stattdessen gewann er mehrmals den National Book Award, den PEN/Faulkner Award, den Man Booker Preis, einen Pulitzer Award und die National Humanities Medal, die er 2011 von Präsident Barack Obama verliehen bekam. Im Bereich der utopisch-phantastischen Literatur angesiedelt war seine Alternativwelt-Geschichte»The Plot Against America«(2004, deutsch 2005 als»verschwörung gegen Amerika«), in der die Faschisten auch in Amerika die Macht übernehmen und für die Roth einen Sidewise Award gewann. Wikipedia Wikipedia Geboren wurde Philip Milton Roth am 19. März 1933 in Newark, New Jersey, USA. Er studierte Englisch in Lewisburg und Chicago und unterrichtete die Sprache nach seinem Abschluss an der Universität von Chicago, bevor er sich zu Beginn der 1960er-Jahre als freier Schriftsteller etablieren konnte. Der amerikanische Comic- Künstler Steve Ditko ist Ende Juni 2018 im Alter von 90 Jahren verstorben. Obwohl er aufgrund seines eleganten Stils und seiner schlaksigen Figurendarstellung nie der klassischste aller Superheldencomic-Zeichner war, hatte er einen gewaltigen Einfluss auf das frühe Marvel-Universum und vor allem auf die Welten von Spider-Man und von Dr. Strange. Ditko wurde am 2. November 1927 in Johnstown, Pennsylvania, USA, geboren und studierte in den 50ern unter Batman-Zeichner Jerry Robinson an der New Yorker Cartoonists and Illustrators School. Später arbeitete Ditko als Tuscher und Hintergrundzeichner im Comic-Studio der Captain-America-Schöpfer Joe Simon und Jack Kirby. Mitte der 1950er veröffentlichte Ditko erste Geschichten bei Marvels Vorläufer Atlas Comics schufen Ditko und Autor Stan Lee für eine Geschichte in Amazing Fantasy Nr. 15 dann Spider-Man. Ditko hauchte der Welt von Peter Parker als erster Zeichner von The Amazing Spider- Man Leben ein, wobei er bis Sommer 1966 ikonische Figuren wie Tante May, Flash Thompson, J. Jonah Jameson, Gwen Stacy, den Grünen Kobold, Mysterio, Sandman, den Geier, Dr. Octopus, Kraven, die Echse, Electro, Shocker und viele mehr erstmals in Szene setzte hatte Ditko zudem die Idee zu Dr. Strange, dessen Debüt er ebenfalls mit Lee realisierte. Während Ditko bei DC Comics an den ersten Auftritten von The Question, dem Creeper, Captain Atom, Shade the Changing Man sowie dem Duo Hawk und Dove beteiligt war, kreierte er 1991 für Marvel noch Squirrel Girl. Darüber hinaus steuerte Ditko einige Erzählungen zu Eerie und Creepy bei, den legendären Horror-Comic-Magazinen des Warren Verlags. Bereits in den 70ern zog sich Ditko, dessen Leistungen als Schöpfer von Spider-Man und Co. nicht immer so offen gewürdigt wurden wie in den letzten Jahren, weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und ließ seine Comic-Kunst für sich sprechen. In späteren Jahren veröffentlichte er hauptsächlich bei kleineren Verlagen, Interviews gab er keine mehr, fotografieren war auch nicht mehr erlaubt nicht einmal, als Jonathan Ross und Neil Gaiman ihn 2007 im Rahmen einer Dokumentation in seinem Atelier besuchten. Ditkos Rückzug aus der Öffentlichkeit hatte ihren Preis: Die Polizei fand den 90-Jährigen am 29. Juni 2018 in seiner Wohnung, wo er anscheinend schon ein oder zwei Tage gelegen hatte. Nicht nur Spider-Man-Fans stehen auf ewig in der Schuld von Steve Ditko, der 1990 in die Jack Kirby Hall of Fame und 1994 in die Will Eisner Hall of Fame aufgenommen wurde. [CE] Marvel Comics

8 update 8update Am 28. Juni 2018 verstarb in Wien die österreichische Jugendbuchautorin und Trägerin des Astrid-Lindgren- Gedächtnis-Preises Christine Nöstlinger im Alter von 81 Jahren an einer Lungenkrankheit. Die am 13. Oktober 1936 in Wien-Hernals als Christine Göth geborene Verfasserin von über einhundert Büchern mit Erzählungen, Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen und TV-Drehbüchern gehörte ab 1970 zu den wichtigsten Erneuerern der deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchliteratur. Nöstlinger war über Jahrzehnte hinweg eine der beliebtesten, einflussreichsten und erfolgreichsten Autorinnen in diesem Bereich. Mit Büchern wie»die feuerrote Friederiecke«(1970) oder»wir pfeifen auf den Gurkenkönig«(1972) begeisterte sie Generationen von jungen Lesern. Sie erhielt für ihr Schaffen mehr als zwei Dutzend Preise, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Österreichischen Staatspreis, den Hans-Christian-Andersen-Preis und das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Viele ihrer Werke wurden verfilmt, darunter 2016 das autobiografische»maikäfer flieg«(1973), in dem Nöstlinger von ihrer Kindheit im 2. Weltkrieg berichtet. Obwohl sie vor allem dem realistischen Erzählen verbunden war, schlichen sich doch immer wieder utopisch-phantastische Elemente in ihre Geschichten. Ihre wichtigsten Science-Fiction- bzw. Fantasy-Titel waren das»science-fiction-märchen für größere KinderMr. Bats Meisterstück oder Die total verjüngte Oma«(1971), der Märchenroman»Der gefrorene Prinz«(1990) und»konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse«(1975). NEUE BÜCHER Ach je, was sind Friedhöfe doch für merkwürdige Orte! Vor allem für Schriftsteller. So zum Beispiel für Neil Gaiman (»Das Graveyard-Buch«) und für Peter S. Beagle (»He! Rebeck!«), die zwei unvergessliche Gespenstergeschichten auf zwei besonders bemerkenswerten Begräbnisstätten angesiedelt haben. Mit»Lincoln im Bardo«(Luchterhand, ISBN , 446 Seiten) führt George Saunders also eine ehrenwerte Tradition fort, und er hat mit Abraham Lincoln wohl auch einen der bemerkenswertesten Protagonisten all dieser Erzählungen am Start. Die Rahmenhandlung folgt im Großen und Ganzen dem tatsächlichen Verlauf der Geschichte und beschreibt die Tage und Stunden des Jahres 1862, als gleich zu Beginn des amerikanischen Bürgerkriegs Willie Lincoln, der Lieblingssohn des Präsidenten, stirbt und umständehalber in Washington in der Gruft einer befreundeten Familie beigesetzt wird. Doch damit beginnt bei Saunders erst so eigentlich eine Tragikomödie, die ihresgleichen in allen Literaturen der Welt sucht. Eingefangen durch eine Unzahl von echten und erfundenen Zitaten, von echten und erfundenen Dialogen und mittels seiner überbordenden Phantasie lässt der Autor Vater und Sohn mitternächtens in ein Zwischenreich eintreten den aus der tibetischen Tradition entlehnten»bardo«und dort voneinander Abschied nehmen. Begleitet und kommentiert wird diese Szene von den diversen ebenfalls im Bardo befindlichen Geistern einer Deutscher Taschenbuch Verlag ganzen Schar von Verstorbenen, denen vor allem eins gemeinsam ist: ihr loses Mundwerk. So wird aus einem eigentlich todtraurigen Buch ein mitreißend lebendiges und witziges Meisterwerk. Oh ja, auch Buchhandlungen sind merkwürdige Orte. Vor allem für Schriftsteller und besonders zur Weihnachtszeit. Wer also schon (oder noch) einen Tipp für Geschenke benötigt, sollte sich den bei der Subterranean Press erschienenen Band»I Met a Traveller in an Antique Land«(ISBN ) von Connie Willis einmal genauer ansehen. Das 90 Seiten schmale Hardcover enthält eine herzergreifende Weihnachts-Novelle der amerikanischen Autorin, in der ein junger Mann in einer ganz besonderen Buchhandlung Schutz vor einem Schneesturm sucht und außer den warmen und gemütlichen Räumen auch die Lieblingsbücher seiner Kindheit findet. Den hübschen Schutzumschlag hat Jon Foster gezeichnet, und die gesamte Auflage von 1250 Büchern wurde von Connie Willis signiert. Vielleicht gibt es ja bei Erscheinen dieser phantastisch!- Ausgabe noch ein paar Restexemplare. Ich drücke die Daumen. Das Comic-Debüt der amerikanischen Künstlerin Emil Ferris ist ein echtes Monster.»Am liebsten mag ich Monster. Band 1«(Panini, ISBN , 420 Seiten, Flexcover) scheint daher der perfekte Titel für diesen 400 Seiten starken XL-Wälzer zu sein, der die Optik eines gezeichneten Tagebuchs auf Spiralblockblättern emuliert. Ferris Comic verarbeitet die sozialen Unruhen im Amerika der 1960er, ethnische und sexuelle Andersartigkeit, einen Mord in einem Mietshaus, Berliner Bordelle zwischen den Kriegen, Horror-Groschenhefte und B-Movie-Monster, den Holocaust, die Liebe zur klassischen Kunst in Museen, Familien mit Geheimnissen und Dramen, Frankenstein, den Unsichtbaren und vieles mehr. Aufbereitet und erzählt wird all das von der zehnjährigen Außenseiterin Karen Reyes, die sich für ein hässliches Monster hält, die Ungeheuer aus Film und Literatur über alles liebt und sogar selbst gern eine Untote wäre, da das einige der Probleme in ihrem Leben lösen würde. Ferris, die durch das West-Nil-Fieber zeitweise gelähmt war und noch immer unter den Folgen der Krankheit zu leiden hat, legt mit»my Favorite Thing is Monsters«so der Original-Titel einen wahrhaftigen Comic-Roman vor. Ihre dichten Seiten voller Schraffuren, Details, Text und Überraschungen sind anders als alles, was der Comic-Markt derzeit sonst so zu bieten hat, und sowohl eine Herausforderung als auch ein Erlebnis. Da verzeiht man es der 1962 geborenen Ferris auch, dass sie sich z.b. hin und wieder im Museum verläuft. Art Spiegelman und Alison Bechdel waren zu Recht begeistert von diesem Brocken.»Am liebsten mag ich Monster«, das 2018 gleich drei Eisner Awards erhielt und für den Hugo nominiert war, ist nicht perfekt, und der zweite Band muss dringend her (und ist im Original auch schon für den Herbst angekündigt). Aber es ist garantiert der außergewöhnlichste Comic, den man dieses Jahr in die Hand nehmen und lesen kann. [CE]