Studienbericht über das Auslandssemester im WS 2011/12 an der ERASMUS Universiteit Rotterdam. Blick vom Euromast auf Rotterdam

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1 Studienbericht über das Auslandssemester im WS 2011/12 an der ERASMUS Universiteit Rotterdam Blick vom Euromast auf Rotterdam

2 Allgemeine Informationen über Rotterdam und Südholland Im Vorfeld wusste ich kaum etwas über die Niederlande. Meine stereotypischen Vorstellungen über die Kultur dieses kleinen Landes beschränkten sich auf Käse, Holzschuhe, Windmühlen und Tulpen. Also informierte ich mich im Internet über die Stadt Rotterdam und die Umgebung. Rotterdam liegt in der Provinz Südholland: die am dichtesten besiedelte und industriell am meisten ausgebaute Region der Niederlande. Neben Rotterdam ist Den Haag eine weitere bedeutende Stadt der Region mit dem Sitz des Internationalen Gerichtshof und der Regierung der Niederlande. Aufgrund der kurzen Distanzen in Holland ist ein Tagestrip nach Amsterdam, Delft, Utrecht oder Den Haag immer lohnenswert. Außerdem sind die Preise für die Bahn in den Niederlanden sehr moderat im Gegensatz zu Deutschland und die Züge fahren schnell, zuverlässig und oft mehrmals pro Stunde. Mit Begeisterung stellte ich außerdem fest, dass Rotterdam über eine beeindruckende Wolkenkratzersilhouette verfügt und als zweitgrößte Stadt nach Amsterdam einiges zu bieten hat. Rotterdam hat zwar keinen vergleichbaren romantischen Charme wie Amsterdam mit seinen wunderschönen Grachten und niedlichen Häusern, da Rotterdam im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. Doch die Stadt wurde mit viel Liebe zu moderner Architektur wieder aufgebaut und ist deshalb nicht mit einer historischen Stadt zu vergleichen. Mir persönlich gefällt Rotterdam als das europäische New York aus diesem Grund fast besser als Amsterdam, weil es eine sehr fortschrittliche Stadt ist und es an allen Ecken moderne touristische Sehenswürdigkeiten gibt, die niemals so überlaufen sind, wie die Innenstadt von Amsterdam. Besonders beeindruckend sind beispielswiese die Erasmusbrücke, der Euromast (ein 185 m hoher Turm auf dem man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt hat), die würfelförmigen und auf der Spitze stehenden Kubik-Häuser und natürlich der größte Seehafen der Welt! Erasmusbrücke mit Skyline

3 Leben in Rotterdam Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten in Rotterdam beziehungsweise in den Niederlanden merklich höher als in Deutschland. Trotzdem kann man einigermaßen kostengünstig Lebensmittel einkaufen, wenn man nicht unbedingt alle Großeinkäufe bei der relativ teuren, aber dennoch weit verbreiteten Supermarktkette Albert Heijn tätigt, sondern auch mal einen längeren Einkaufsweg auf sich nimmt, um die Supermärkte Jumbo oder Bas van der Heijden aufzusuchen. Da ich das Glück hatte sehr zentral in der Innenstadt zu wohnen, hatte ich alle erdenklichen Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. Ich habe mit vier Holländern in einer Wohngemeinschaft in der Innenstadt gewohnt und bin wirklich froh über diese Unterkunft. Dadurch hatte ich Kontakt mit Einheimischen, was in der Universität teilweise nicht so leicht war, da in den Kursen ziemlich viele Austauschstudenten anwesend waren. Aus dem Grund, da an die Fakultät Erasmus School of Economics nur eine begrenzte Kursauswahl für Austauschstudenten zur Verfügung steht. Mein Zimmer kostete monatlich 440, was verglichen mit den Preisen für Zimmer in Wohnheimen ein günstiger Preis ist. Ich empfehle möglichst frühzeitig nach privaten Unterkünften im Internet zu suchen. Meine Unterkunft habe ich auf gefunden. Eine Webseite auf der viele Studenten unter anderen aus Rotterdam ihr Zimmer zur Zwischenmiete anbieten, weil diese ebenfalls ein Auslandssemester planen. Die Zimmer in Wohnheimen (stadswonen.nl) sind teilweise sehr teuer. Im F-Building, dass zwar direkt auf dem Campus der Universität befindet, muss man sich für circa 500 bis 600 im Monat mit einer ganzen Etage die Toiletten und Duschen teilen. Auch nicht zu empfehlen ist das African Inn von Stadswonen im Süden von Rotterdam. Aus dem Grund, dass man mir von Anfang an ans Herz gelegt hat, den Süden weitestgehend zu meiden, da diese Gegend wohl am gefährlichsten ist. Außerdem ist dieses Viertel ziemlich weit von Innenstadt und Universität entfernt. Trotzdem habe ich oft Freunde in diesem Wohnheim besucht und ich habe auch sonst während meines gesamten Aufenthalts keine Probleme gehabt. Auch wenn ich alleine unterwegs war, schien mir die Stadt relativ sicher. Ein absolutes Muss ist ein Fahrrad in Rotterdam. So ziemlich jeder ist mit dem Fahrrad unterwegs. Es gibt überall Fahrradwege und Möglichkeiten sein Fahrrad anzuschließen (empfehlenswert ist eine starke Stahlkette, da Fahrräder ständig gestohlen werden). Da die Stra-

4 ßenbahnen und U-Bahnen nach 12 Uhr nicht mehr fahren und Nachtbusse nicht zu empfehlen sind, fährt fast jeder auch nach einem nächtlichen Besuch einer Bar mit seinem Rad nach Hause. Wie bereits erwähnt wohnte ich zentral in der Stadtmitte, so dass ich immer in wenigen Minuten mit dem Rad zu Hause war. Zur Erasmus Universität Rotterdam fuhr ich mit dem Rad 15 Minuten, während die Straßenbahn über Umwege meist 25 Minuten fuhr. Gerade zu Universitätsbeginn ist es nicht so einfach ein Rad zu kaufen. Die Preise sind meist unangemessen hoch, wenn man kein gestohlenes Fahrrad erwerben möchte. So muss man erst eine Weile suchen, bis man ein Fahrrad zum Preis um die 40 bis 50 finden kan. Billigere Modelle sind meist gestohlen! Beim Kauf sollte man beachten, kein auffälliges Modell zu wählen! Sehr zu loben ist die Organisation ESN (Erasmus Student Network: Immer Ende August finden die Introduction Days statt. Eine tolle Möglichkeit um andere Austauschstudenten aus verschiedenen Ländern und Fakultäten kennenzulernen. Im Rahmen dieses Events fand ich sofort Anschluss zu vielen internationalen Studenten, mit denen ich noch heute in Kontakt bin. ESN Rotterdam wird von holländischen Studenten geführt, die einem mit Rat und Tat bei allen Fragen zur Seite stehen und tolle Events, Ausflüge und auch Partys veranstalten. Ohne die Hilfe dieser Organisation wäre mein Aufenthalt in Rotterdam nur halb so schön gewesen! Universität Das Semester an der Erasmus Universität Rotterdam ist jeweils in zwei Blöcke unterteilt. Die Module werden pro Block angeboten. Das bedeutet ein Modul beziehungsweise ein Kurs dauert nur von Anfang September bis Ende Oktober (Block 1) beziehungsweise von Anfang November bis Ende Dezember (Block 2). Das ist wie ich finde ein Vorteil gegenüber dem Modell in Jena, weil in der kürzeren Zeit nicht so viel Stoff besprochen werden kann, den es dann für die Prüfung zu lernen gilt und dieser intensiver und in vielen Fällen auch praxisrelevanter diskutiert wird. Dennoch bedeutet diese Aufteilung in keinem Fall, dass weniger Arbeit anfällt. Im Gegenteil, in vielen Kursen wird verlangt, dass die Studenten jede Woche kleine Präsentationen halten oder Assignments abgeben müssen.

5 Meiner Meinung nach ist das eine gute Lösung, um den Stoff den Studenten näher zu bringen, aber natürlich ist dieses Modell nur in kleinen Gruppen von maximal 30 Studenten gut durchführbar. Ich persönlich wählte im ersten Block den Minor Neuroeconomics, in dem die Studenten neben besagten Präsentationen auch Zwischenprüfungen ablegen mussten. Die Besonderheit an den Minors ist, dass diese nicht ausschließlich wirtschaftswissenschaftliche Themen beinhalten, sondern Themen aus anderen Fachgebieten mit Wirtschaftsfragen verknüpfen. (In Neuroeconomics sind das Psychologie und Biologie) Ein Minor ist ein sehr umfangreicher Kurs, der deshalb 12 Cp umfasst. An dem Kurs hat mir sehr gut gefallen, dass man auch mal über den Tellerrand seines Fachgebiets hinaus schauen konnte. Im zweiten Block wählte ich die Kurse Energy Economics, History of Economic Thought und Consumer Behavior. Obwohl die Auswahl aus wählbaren Kursen begrenzt ist, kann fast jeder Schwerpunkt verfolgt werden; ob Finance, Management und Marketing oder Econometrics. Diese ausgewählten Kurse sind zwar nicht nur für Austauschstudenten, dennoch bilden aus dem eben genannten Grund die Mehrheit der anwesenden Studenten internationale Austauschstudenten. Ein großer Schwachpunkt sind die Sprachkurse, die an der Universität angeboten werden. Leider kostet ein Sprachkurs pro Block circa 300 inklusive Studienmaterial ( Aufgrund der hohen Kosten nahm ich an keinem Kurs teil und kann die Qualität des Kurses nicht bewerten. Insgesamt habe ich in Rotterdam aber niemanden getroffen, der kein Englisch spricht. Demnach konnten sich meine Sprachkenntnisse schon im alltäglichen Leben und mit Hilfe der belegten Kurse, die alle auf Englisch abgehalten wurden, verbessern. Eine Besonderheit sind auch die Prüfungen, für die man jeweils 3 Stunden Bearbeitungszeit zur Verfügung hat. Die Prüfungen sind zwar umfangreich, aber Zeitmangel hat man bei der Bearbeitung der Fragen nicht. Fazit Rotterdam ist eine tolle moderne Stadt, die auch ohne historische Altstadt jede Menge moderne Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Die Erasmus Universität Rotterdam gehört zu einer der besten Universitäten der Welt ( /unter_den_ besten/) und der Fokus auf eine praktisches Lehrprogramm macht die Ausbildung an der Eras-

6 mus Universität Rotterdam zu einem besonderen Erlebnis. Ich kann nur jedem empfehlen sich für eines oder sogar zwei Austauschsemestern in Rotterdam zu bewerben. Meine Zeit in Rotterdam wird mir immer in sehr positiver Erinnerung bleiben und ich bin sehr froh den Schritt gewagt zu haben!