evangelisch: Choralandacht :50 Uhr Christoph Neumann Der Tag, mein Gott ist nun vergangen (eg 266 / eg 490)

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1 Die Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR - Kaiserswerther Straße Düsseldorf TELEFON: FAX: E- MAIL: buero@rundfunkreferat- nrw.de INTERNET: im- wdr.de Die Text- Rechte liegen bei den Autoren und beim Evangelischen Rundfunkreferat. Verwendung nur zum privaten Gebrauch! evangelisch: Choralandacht :50 Uhr Christoph Neumann Der Tag, mein Gott ist nun vergangen (eg 266 / eg 490) Autor: Seit Sonnenaufgang zwitschern draußen in der Natur wieder die Vögel. In unserem Land ist Leben eingekehrt. Mensch und Tier sind aufgewacht. Doch während wir uns, liebe Hörerin, lieber Hörer, hierzulande einen guten Morgen wünschen, ist in anderen Ländern noch tiefe Nacht oder die Menschen dort wünschen sich einen guten Abend. Aber schon bald wird auch bei ihnen der Morgen einziehen. Musik IV: Choral (2. Strophe) Wie über Länder über Meer Der Morgen ewig weiterzieht Tönt stets ein Lied zu deiner Ehre Dein Lob vor deinem Schatten flieht Autor: Manchmal sehen Menschen nur sich selbst und ihren grauen Alltag. Wenn ich nach oben schaue, wo die Sonne scheint, und wo die Vögel zwitschern, verändert sich etwas. Dann weiß ich mich verbunden mit der Natur. Aber auch mit den Menschen, die in fernen Ländern wohnen. Für den englischen Pfarrer und Liederdichter John Ellerton war dies ein wunderbarer Gedanke. Als er 1870 die Zeilen dieses Liedes schrieb, war in seiner englischen Kirche das gottesdienstliche Leben bestimmt durch die Stundengebete. Die morning prayers und evensongs, die morgens und abends weltweit in allen anglikanischen Kirchen des damaligen common wealth gesungen wurden. Musik IV: Choral: 3. Strophe Höppl eg Kaum ist die Sonne uns entschwunden,

2 weckt ferne Menschen schon ihr Lauf Und herrlich neu steigt alle Stunden Die Kunde deiner Wunder auf. Autor: Weltweit verbunden zu sein durch den Gottesdienst und durch den wiederkehrenden Lauf der Tageszeiten, diese Erfahrung machen Christen und Christinnen auch heute. Zum Beispiel beim Weltgebetstag der Frauen. Ulrike Boehmer ist Mitarbeiterin dieser weltweit ökume-nischen Bewegung. Hier hat das Lied Geschichte gemacht. O Ton 1: U. Boehmer: Und das ist das tolle, dass man das Gefühl hat: Es geht wirklich eine Gebetskette um die Erde herum. Also dass an dem Tag wirklich von morgens bis abends, oder bis nachts um den Globus herum gebetet wird. Autor: Seit 1927 treffen sich immer an einem festliegenden Termin auf der ganzen Welt Frauen aus christlichen Kirchen, um zu beten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden 1947 in Berlin erstmals deutsche Frauen durch Frauen aus dem Bereich der Alliierten eingeladen, an einem Weltgebetstagsgottesdienst teilzunehmen. Die Sehnsucht nach Überwindung der Gräben von Krieg und Ungerechtigkeit war eine starke Kraft, die dazu führte, dass das Lied 1958 in die deutsche Liturgie des Weltgebetstages aufgenommen wurde. O Ton 2: U. Boehmer: Das Lied ist eigentlich das einzige Lied, was, solange ich dabei bin, immer das Schlusslied ist. Und dadurch ist das natürlich etwas, was eine ganz lange Tradition hat. Das kennen alle schon, die seit zwanzig Jahren dabei sind, kennen und singen dieses Lied. Das hat natürlich etwas unglaublich verbindendes dann zum Schluss. Autor: Doch das Schlusslied in der Liturgie ist zugleich der Beginn eines neuen Gebetes. O Ton 3: U. Boehme: Dann ist der Text natürlich toll, weil das genau diesen Gedanken aufnimmt, des weltumspannenden Betens und Lobens, also wirklich von morgens bis abends, ne, wenns bei uns schon dunkel wird, wird s woanders hell, oder umgekehrt, und das Lob Gottes geht weiter. Musik I: Orgel Valentin _eg 266 Denn unermüdlich, wie der Schimmer des Morgens um die Erde geht,

3 ist immer ein Gebet und immer ein Loblied wach, das vor dir steht. Autor: Die Loblieder ziehen im Gottesdienst der Christenheit wie der Morgen um den Globus. Sie haben nicht nur unterschiedliche Sprachen. Sie erklingen oft in sehr verschiedenen Stilen und Melodien. So entdeckten auch die Teilnehmerinnen vom Weltgebetstag die anglikanische Melodiefassung dieses Liedes. O Ton 4: U. Boehmer: Weil wir empfunden haben, dass das eigentlich diesem Lob und dieser Freude, die sich sowohl in dem Weltgebetstag als auch in dem Lied ausdrückt, irgendwie besser passt, als dieser Choral eben.ja und dann hab wir gesagt: was ist das denn für ne schöne Melodie, die ist ja viel schöner! Es ist wirklich vom Empfinden her, dass diese englische Melodie viel schöner ist und viel fröhlicher ist. Musik II: Valentin _Chor - eg Denn unermüdlich, wie der Schimmer des Morgens um die Erde geht, ist immer ein Gebet und immer ein Loblied wach, das vor dir steht. Autor: Als das Lied am Anfang des letzten Jahrhunderts nach Deutschland kam, war die ursprüngliche Melodie durch eine noch ältere ersetzt worden. Der Grund dafür war vielleicht die Nähe zu einer imperialen Politik des alten England. Denn John Ellerton, der Dichter des Liedes hatte zur victorianischen Zeit gelebt. Sein Kollege, der Universitätskaplan Clement Scholefield aus Eton hatte eine Melodie mit einem vierstimmigen Satz, ganz im romantischen Musikstil der Zeit geschaffen. Dass Königin Victoria damals so begeistert war, dass sie sich das Lied zum Gottesdienst ihres diamantenen Thronjubiläums singen ließ, hatte dabei wohl auch musikalische Gründe. O Ton 5: Sexte_ Springer: Diese Sexte, die am Anfang steht, hat großen Ausdruck. Ist ein Intervall, was unsren Stimmumfang fordert, aber dadurch, dass sie am Anfang steht, für uns ganz gut greifbar ist. Ja, sie spricht uns einfach gleich an. Das hat man auch in alten Volksliedern. Die Schlagerbranche hat es natürlich auch für sich entdeckt, dass so eine Sexte einfach aufwärts die Menschen anspricht. Autor: Hans-Peter Springer ist beim Weltgebetstag für die musikalische Begleitung und das Einüben von neuen Liedern zuständig. Als

4 Kirchenmusikdirektor weiß er, dass Melodien Gefühle wecken. Was Menschen empfinden, entspringt oft dem Handwerk eines Komponisten Hier findet er drei musikalische Besonderheiten: O Ton 6: Melodie: Zum einen diese Sexte am Anfang, die große Sexte, das ist etwas sehr Gefühlsbetontes, was uns anspricht. Das zweite ist einfach der Aufbau, wenn wir sehen, das hat eigentlich einen Aufbau A B A- C. Das heißt, es gibt einen wiederkehrenden Teil. Das nimmt auch die Leute immer wieder gut mit rein. Das mögen wir. Und ein dritter Aspekt ist die fließende Viertelbewegung, die auch etwas sehr, sehr ruhiges hat, was den Tag auch zu Ende gehen lässt. Auch für mein Herz, das ist etwas, was wir suchen. Autor: In immer mehr Kirchengemeinden gibt es heute, besonders unter Jugendlichen, neue Formen des Gottesdienstes. Nicht nur die sogenannten Evensongs, also Abendgottesdienste, werden wieder regelmäßig gefeiert. Auch sogenannte Worship und Lobpreisgottesdienste, in denen Emotionalität eine große Rolle spielt. In denen eingängige Melodien wichtig sind. Und in denen Gott als Schöpfer und Erhalter gelobt wird. Königin Victoria von England, ließ damals, in der Blüte des common wealth, auch diese Strophe bei ihrem Thronjubiläum singen. Musik II. Valentin _eg So sei es, Herr: die Reiche fallen, dein Thron allein wird nicht zerstört; dein Reich besteht und wächst, bis allen dein großer, neuer Tag gehört. Autor: Gegenüber aller weltlichen Macht ist christliche Hoffnung eine Hoffnung auf ein ganz neues Reich. Das Reich Gottes, in dem Gerechtigkeit und Liebe herrschen. Eine wirkliche neue Zeit, in der alte Herrschaftsstrukturen ein für allemal abgeschafft sind. Diese Hoffnung auf einen neuen Tag will geglaubt werden in allen Zeiten. In den Gottesdiensten rund um den Globus und in den Gebeten der Frauen vom Weltgebetstag. O Ton 7 : Boehmer_ persönlich: Ich finde schon diesen Gedanken schön, dass wir in unserem Leben eingebettet sind in diesen Rhythmus von Tag und Nacht. Das ist ja auch übertragen zu sehen, von Helligkeit und Dunkelheit. Von Freude, aber auch von Traurigkeit. Und dass wir sozusagen begleitet sind in all dieser Zeit. Dieser schöne Gedanke, dass das Lob Gottes sozusagen sich in diesen Zeiten über die Erde verteilt. Das finde ich wunderschön, dass, - mag passieren, was will hier. Aber dass Gott sozusagen immer bei uns ist, und die

5 Einladung, dass wir selber immer auch für Gott da sind, das finde ich einen schönen Gedanken. Musik II: Valentin _eg 266 und immer wird ein Mund sich üben, der Dank für deine Taten spricht. Musikinformationen: Musik I. Track-Titel: Der Tag mein Gott ist nun vergangen Komponist: Melchior Vulpius (1609) Orgel: Albert Behrends Musik II. Track-Titel: Der Tag mein Gott ist nun vergangen Komponist: Clement Cotterill Scholefild (1874) Text: Gerhard Valentin (1964) Chor: Wilhelmshavener Vokalensemble Leitung: Ralf Popken Musik III. Track-Titel: Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder Komponist: Guillaum Franc (1543) Orgel: Albert Behrends Musik IV. Track-Titel: Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder Komponist: Guillaum Franc Text: Karl Albrecht Höppl (1958) Chor: Wilhelmshavener Vokalensemble Leitung: Ralf Popken

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