FAMILIENRÜSTZEIT 03. BIS 09. APRIL 2012 IN HÜLSA

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Frida Raske
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1 Am Rande des Knüllwaldes, zwischen den Städten Kassel, Eisenach, Fulda und Marburg, unweit des romantischen kurhessischen Städtchens Homberg an der Efze und unmittelbar an der Deutschen Märchenstraße liegt in aller Abgeschiedenheit das kleine Örtchen Hülsa. Dort unterhält die evangelische Militärseelsorge das gastfreundliche Assa von Kram Haus: Ziel der diesjährigen Familienrüstzeit unserer SHAPE-Gemeinde in der Karwoche und über das Osterfest. FAMILIENRÜSTZEIT 03. BIS 09. APRIL 2012 IN HÜLSA Ostern im Märchenwald Über Rotkäppchens gestiefelten Kater, Schneewittchens Geißlein, Peters Wolf und andere wahre Geschichten aus einer Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat. Raum für Begegnungen das Assa von Kram Haus der evangel. Militärseelsorge in Hülsa Von hier aus machten sich 25 Große und Kleine Shapians auf, nach den Spuren der Gebrüder Jacob ( ) und Wilhelm ( ) Grimm zu suchen. Über 200 Texte haben die Gebrüder Grimm in ihren berühmten Kinder- und Hausmärchen zusammengetragen, wobei sie 10 vornehmlich in und von Kassel aus aus mündlicher Überlieferung und schriftlichen Quellen geschöpft haben. Bei einem Besuch im Grimm Museum in Kassel, lernten wir, dass über 50 der ächt hessischen Märchen den Grimms von der 1755 geborenen Schneidersfrau Dorothea Viehmann erzählt worden seien. In diesen Märchen liege lauter urdeutscher Mythus, den man für verloren gegangen glaubte. Märchen sind aber, wie die Gebrüder Grimm formulierten, überall zu Hause, bei allen Völkern und allen Ländern. Bewusst haben die Gebrüder Grimm ihre Sammlung deshalb nicht mit dem Zusatz deutsch betitelt, da einige Märchen wie zum Beispiel Ritter Blaubart, Der gestiefelte Kater oder die Geschichte vom Rotkäppchen übrigens mit einem schlimmen Ende französischen Ursprungs sind. W i r l e r n t e n, d a s s d a s Märchen vom Froschkönig stets das erste Märchen aller Ausgaben Grimmscher Märchenbücher ist, da Wilhelm Grimm diese Geschichte über den eisernen Heinrich von der Apothekertochter Dorothea Wild überliefert wurde, in die er sich dabei verliebte, und die er dann im Jahr 1825 zur Frau nahm. Jacob hingegen, mehr der Sprachwissenschaftler als der

2 r o m a n t i s c h e M ä r c h e n s a m m l e r Wilhelm, blieb Zeit seines Lebens Junggeselle. Das Märchen vom Froschkönig beginnt übrigens mit den an Romantik und Schönheit nicht zu übertreffenden Worten: In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat Die Gebrüder Grimm gehören zweifelsohne zu den wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen und europäischen Kulturgeschichte. Neben der berühmten Märchensammlung sind auch ihr politisches Wirken und die bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiet der Sprachwissenschaften bis heute prägend. Das Deutsche Wörterbuch, in Kassel 1838 begonnen, sollte den gesamten neuhochdeutschen Wortschatz erfassen. Es krönt die einmalige wissenschaftliche Leistung der Gebrüder. Zu Lebzeiten konnten die Grimms nur die Stichwörter A bis Frucht vollenden. Das war eine enorme Leistung, sollte es noch knapp 100 Jahre dauern, bis im Jahr 1960 das Werk mit 16 Bänden, 32 Teilbänden und Spalten endlich fertiggestellt werden konnte. Nach dem für Kinder wie Erwachsene spannenden Museumsbesuch in Kassel, der tags zuvor durch einen Vortrag von Militärpfarrerin Annegret Wirges vorbereitet war, ging es zurück nach Hülsa die Rüstzeitgemeinde vollgestopft mit Wissen und um die Erkenntnis reicher, dass Märchen nicht nur Kinderkram sind. Das Erlernte wurde sogleich auf die Probe gestellt. Mit anfänglicher Skepsis über-nahmen die Großen die Aufgabe, das Märchen Sechse kommen durch die ganze Welt für die Kinder aufzu-bereiten und zu inszenieren. 11 RÜCKBLICK Spielleiterin Annegret Wirges hatte diese Geschichte bewusst gewählt, zum einen, da sie nicht so bekannt ist, zum anderen, da jeder der Großen in diesem Märchen mitmachen konnte. Vorbereitung und Aufführung haben im Team riesigen Spaß gemacht. Eine Idee jagte die andere. Die einen nahmen sich vor, den Text zu straffen und auch für die Kleinsten verständlich zu formulieren, die anderen bastelten in Windeseile die notwendigsten Requisiten und alle bereiteten sich auf die Premiere vor unseren Kindern vor: Ein (Lach-)Erfolg Gespannt beobachteten die Kinder das Schauspiel, hatten sie doch zuvor bereits den Großen ihre Darbietung den Erwachsenen dargebracht

3 Unter Regie von Jaqueline Maurischat hatten zunächst die Kleinen den Großen ein Märchen nach Wahl darzubieten. Wie aber zu erwarten war, hatte jedes der Kinder ein anderes Lieblingsmärchen im Kopf. Schneewittchen, nein Rotkäppchen, nein der gestiefelte Kater sollte zur Aufführung kommen. Man konnte sich nicht einigen. So musste flugs eine Geschichte erfunden werden, in der alle Lieblingsstars aus Grimms Märchenklassiker vorkamen: Es waren einmal drei Geschwister, die mit ihrer Mutter im Märchenwald lebten. Die Mädchen hießen Rotkäppchen und Schneewittchen und deren Bruder Peter. Alle hatten ein Haustier. Rotkäppchen besaß einen gestiefelten Kater, Schneewittchen ein kleines Geißlein und Peter hatte einen Wolf Unsere kleinen Schauspieler waren aufgeregt, hatten Lampenfieber und gingen mit Ernst an die Darbietung. Die Großen hingegen, waren stolz auf die Phantasie, den Ideenreichtum und Kreativität ihrer Kinder. Zu einer richtigen Rüstzeit gehört aber auch Zeit für die Familie und Zeit zum Spielen. Der Fernseher hingegen ist tabu. Tabu lautet auch der Name eines Gesellschaftsspiels, das in der größeren Gemeinschaft erst richtig viel Spaß macht: Begriffe erklären, ohne bestimmte Wörter die tabu sind zu benutzen. Gesten dürfen ebenso wenig verwendet werden, wie Abwandlungen des Wortes oder ähnliches. Ungeahnte Fähigkeiten haben wir entdeckt und manche(r), der oder die sonst reden kann wie ein Wasserfall blieb konfrontiert mit dem zu erklärenden Begriff und an den Händen gebunden vor Schreck erst einmal stumm. 12

4 Und auch das weitläufige Gelände des gastfreundlichen Heimes hat uns einige Möglichkeiten geboten: die Kinder konnten endlich mal mit ihren Vätern Fußball spielen; wir haben trotz kühler und nasser Witterung gegrillt Holger Tenter und Klaus Bressel sei der Dank aller ausgesprochen, die im Warmen speisten, während die Grillmeister im Regen standen. Was ist aber eine Rüstzeit ohne Familienquiz? Das wäre beinahe ausgefallen, denn derjenige, der das Quiz vorbereitet hatte, konnte wegen Krankheit nicht mitfahren. Unsere Teenager Hannah Döding und Anna- Lena Middeldorf sprangen ein. In Nachtschicht bereiteten sie eine dreistündige () Quizshow mit siebenundsiebzig () Einzelaufgaben aus dreizehn () Themengebieten vor, die Jung und Alt gleichermaßen forderten. Praktisches Können wie beim Eierlaufen und Stopptanz und theoretisches Wissen wie fürs Märchen-, Bilder- und Musikraten, aber auch Erdkunde- Geschichts- und Politikkenntnisse waren gefordert. Die Teams waren mit Begeisterung dabei Nur eine Frage, nämlich wie viele Märchen die Gebrüder Grimm selbst geschrieben hätten, konnte jeder nun beantworten: Keines Nur aufgeschrieben. Es gab aber auch für alle Familien noch genügend Freiraum für Ausflüge in eigener Regie. So etwa in das nahe gelegene Städtchen Homberg mit seinem mittelalterlichen Stadtbild oder - in einiger Entfernung Eisenach mit der Wartburg, den Ort des sagenhaften Sängerkrieges im 12. Jahrhundert, Schauplatz des Wartburgfestes 1817 und 1848 im Streben nach der Einheit 13 RÜCKBLICK der Nation und nicht zuletzt die Stätte, an der Martin Luther unerkannt als Junker Jörg vom 4. Mai 1521 bis zum 1. März 1522 Unterschlupf fand. In morgendlichen und abendlichen Andachten bereiteten Pastorin Annegret Wirges und Pfarrhelfer Holger Tenter die Gemeinde auf das kommende Osterfest vor. Wir gedachten des Leidensweges Christi und seines Todes am Karfreitag mit einem besinnlichen Gottesdienst und feierten die Auferstehung des Herrn fröhlich nach der Osternacht am frühen Morgen des Sonntags.Vortags hatte Jaqueline mit den Kindern bereits Eier gefärbt und Osterkörbchen gebastelt. Wie in den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, hatten die Osterhasen derweil die Schokoladeneier versteckt.

5 Mit dem Osterfest ging eine fröhliche, lehrreiche, besinnliche und zugleich erholsame Zeit wie alles, was schön ist viel zu schnell zu Ende. Unser besonderer Dank geht an unsere Militärpfarrerin Annegret Wirges für die geistliche Führung und spannende Themenauswahl, an unseren Pfarrhelfer Holger Tenter für die reibungslose Organisation der Rüstzeit, Mitgestaltung der Andachten und die Musik, an Jaqueline Maurischat für die liebevolle Betreuung der Kinder, an Hannah und Anna-Lena für das Familienquiz und an alle anderen, Erwachsene wie Kinder: Schön, dass gerade ihr dabei gewesen seid Text: Carsten Döding 14

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