Individuelle Hörhilfen Moderne Hörgeräte. Dr. Martin Kinkel Tag der Raumakustik LBZH Braunschweig

Transkript

1 Individuelle Hörhilfen Moderne Hörgeräte Dr. Martin Kinkel Tag der Raumakustik LBZH Braunschweig

2 Nicht Sehen können trennt von den Dingen, aber nicht Hören können trennt von den Menschen Immanuel Kant

3 Ist das Hören gut, dann ist auch die Sprache gut Ptahhotep (ca v. Chr.)

4 Rahmenbedingungen Integration/Inklusion schwerhöriger Kinder in Regelschulen Im Klassenraum ist verbale Kommunikation die Basis des Unterrichts Kinder verbringen ca. 75% des Tages mit Zuhören Je besser Kinder hören, desto besser können sie lernen Die Hör- und Lernmöglichkeiten werden oft auch durch schlechte akustische Verhältnisse negativ beeinflusst schlechte akustische Eigenschaften der meisten Klassenräume Abstand Lehrer/Mitschüler/hörender Schüler

5 Helmholtz: Klaviermodell des Hörens gesundes Ohr schwerhöriges Ohr (nach Phonak)

6 Sprache in Ruhe und im Störgeräusch

7 Wieso kann Hören so anstrengend sein? Schon bei geringen Hörverlusten gehen wichtige Details der Sprache verloren In der Folge wird das Verstehen anstrengender Die größere Höranstrengung verursacht zusätzlichen Stress

8 Das Konzept der Höranstrengung Licht Licht )))) Licht )))) nicht? Gicht? Licht? Sicht? Wicht?

9 Aufbau moderner Hörgeräte Mikrofon Lautsprecher Verstärker

10 High-tech auf kleinstem Raum 10

11 Hörverlust in db HL Grundfunktion moderner Hörgeräte: Verlagerung der Sprache in hörbaren Dynamikbereich 0 Frequenz in Hz k 2k 4k 8k Sprachspektrum Hörschwelle 100 Unbehaglichkeitsschwelle (nach J. Kießling)

12 Störschallreduktion durch Modulationsanalyse Eingangssignal: Sprache + Störschall Frequenzband 1: sehr tiefe Töne Frequenzband 1: sehr tiefe Töne Ausgangssignal nach Signalverarbeitung Frequenzband 2: Frequenzband 2: tiefe Töne tiefe Töne Frequenzband 3: Frequenzband 3 mittlere Töne mittlere Töne Frequenzband n: sehr hohe Töne Frequenzband n: sehr hohe Töne Modulationsanalyse: falls moduliert falls nicht-moduliert => verstärken => abschwächen Grafik: J. Kießling

13 Beispiel: Musik Nutzschall oder Störschall?

14 Binaurales Hören Binaurales Hören basiert auf zwei etwa gleich gut funktionierenden Ohren Binaurales Hören erfordert bei symmetrischem Hörverlust eine beidohrige Versorgung Heute trägt niemand ein Monokel 14

15 Mehrmikrofon-Systeme Mehrmikrofon-Systeme erlauben besseres Hören in lärmerfüllten Hörumgebungen Zoom : kürzt Distanzen und steigert die Verständlichkeit in geräuschvoller Umgebung Weitwinkel : für genießerisches Hören in ruhiger Umgebung 15

16 Mehrprogramm-Hörgeräte Hören in Ruhe Hören in belebter Atmosphäre Musik Pur und klangvoll Sicher navigieren 16

17 Automatische Programmwahl: Sound Dynamix 17

18 Drahtlose (binaurale) Hörsysteme Funkverbindung beider Hörgeräte Einstellungen eines Hörgerätes (Programm, Lautstärke) wird vom anderen Hörgerät automatisch übernommen Klassifikation von Hörsituationen auf Basis der Signale aus beiden Hörgeräten Richtwirkung durch Einbeziehung aller vier Mikrofone Bluetooth-Schnittstelle zum kabellosen Anschluss von Handy, MP3 etc.

19 Frequenzkompression Komprimiert und verschiebt unhörbar hohe Frequenzen in einen angrenzenden, hörbaren Frequenzbereich Niedrigfrequente Signale bleiben unkomprimiert Erste Erfahrungen vor allem bei Kindern sehr vielversprechend

20 Frequenzkompression Bei den bisherigen Ansätzen wurde bei stimmlosen Lauten das gesamte Spektrum komprimiert Bei neueren Ansätzen wird der Hochtonanteil des gesamten Signals komprimiert Original ImpaCt Xp Speech DFC=2 sh e s i i n n k s k s i n i s n t s ea t d ea o d f o s f s w i mming w i mming

21 Frequenztransposition Hochtonbereich wird in ein tieferes Frequenzgebiet transponiert Das Zielfrequenzgebiet wird doppelt genutzt

22 Breitbandigkeit Wie breitbandig muss breitbandig sein? Wesentliche Sprachanteile bis 7 khz Bei verschiedenen Herstellern werden Frequenzgänge bis 10 khz angegeben teilweise werden Mehrwege-Wandler eingesetzt Nicht bei allen Hörgeräten hohe Verstärkung bei hohen Frequenzen Leistungsreserve vs. Verstärkungsbedarf Gesteigerte Rückkopplungsgefahr

23 Breitbandig oder Frequenzkompression? Mit breitbandiger Übertragung und Frequenzkompression stehen zwei interessante Konzepte zur Verfügung Breitbandige Versorgung Sollte bevorzugt werden, wenn Hochtonbereich nutzbar ist Rückkopplungsgefahr muss beachtet werden Frequenzkompression Sollte eingesetzt werden, wenn Hochtonbereich nicht nutzbar ist Klang muss gelernt werden Probleme bei der Nachversorgung zu erwarten Sollte nicht bei allen Hörverlusten als Standard verwendet werden Beide Ansätze haben sich in der Praxis bewährt und ergänzen sich 23

24 Was ist bei Kindern zu beachten? Durch Neugeborenen-Hörscreening werden Kinder oftmals früher versorgt Gute Audio-Eigenschaften Möglichst wenige Features, einfache Bedienung, Robustheit Kleine Gehäuse, Kinderwinkel, Batteriefachsicherung Im Schulalter kann die erste Nachversorgung stattfinden Aufwändigere Hörsysteme Audio-Eingang, FM-Anlagen 24

25 Was ist bei Jugendlichen zu beachten? Gute Audio-Eigenschaften Kinderwinkel, Potiabdeckung, Batteriefachsicherung nicht mehr nötig Alle Gehäuseformen möglich, auch Im-Ohr-Geräte Audio-Eingang Anbindung an Telefone, MP3-Player, FM-/Soundfield-Anlage Aufwändige Signalverarbeitung sinnvoll Mehrere Hörprogramme sinnvoll 25

26 KINDmySound! Der neue Standard in der Hörgeräte-Anpassung

27 KINDmySound! - der neue Standard in der Hörgeräteanpassung Innovationen durch audiologische Forschung Entwicklung innovativer Anpassverfahren KINDmySound! Live-Demonstration von Hörgeräte- Funktionen Interaktives Expertensystem 27

28 Ziele von KINDmySound! Verbesserung der Beratung Verschiedene Klangbeispiele bieten die Möglichkeit, akustisch wirksame Produktfeatures zu demonstrieren und können so die Beratungsqualität erhöhen Verbesserung der Feinanpassung Baukasten-System zur Zusammenstellung typischer Hörsituationen aus Hintergrundsound ( Atmosphären ) und Vordergrundsound ( Nutzschall ) Bewertung der Nutzschalle führt zu Vorschlägen für die Feinanpassung der Hörsysteme Vorschläge können in audifit automatisch übernommen werden 28

29 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Internet: Service-Telefon: (08 00)

30 Was kosten Hörgeräte? 30

31 Was kosten Hörgeräte? (für Erwachsene) Was wird bezahlt? Anpassung des Hörgeräts 5+1 Jahre Nachbetreuung Hörgerät incl. Otoplastik/Schale Gesetzliche Krankenkassen übernehmen: bundeseinheitliche Festbeträge pro Seite 421,28 Reparaturbeteiligung (Pauschale) Versorgungszeitraum: ca. 6 Jahre Der Kunde/Patient übernimmt: 10 (gesetzliche Zuzahlung) - pro Gerät Je nach Hörgerätewahl eine Zuzahlung (bis etwa 2300 pro Gerät) Der Hörgeräteakustiker übernimmt die Einreichung der Kosten und die Abrechnung mit der Krankenkasse 31

32 Was kosten Hörgeräte? (für Kinder) Was wird bezahlt? Anpassung des Hörgeräts 4-5 Jahre Nachbetreuung Hörgerät incl. Otoplastik/Schale Gesetzliche Krankenkassen übernehmen: bundeseinheitliche Vergütung zwischen 652,92 und 1321,28 Servicepauschale zwischen 149,- und 350,- (pro Jahr) Mehr als 40 verschiedene Regelungen Für die Eltern entstehen keine weiteren Kosten gesetzliche Zuzahlung fällt bei Kindern nicht an In der Regel keine Zuzahlung Der Hörgeräteakustiker übernimmt die Einreichung der Kosten und die Abrechnung mit der Krankenkasse 32

33 Übersicht Kinderverträge 33