Unabhängig leben im Alter

Transkript

1 Unabhängig leben im Alter Bericht 2014

2 Der vorliegende Endbericht wurde erstellt von Landesverband Hauskrankenpflege Vorarlberg, Dornbirn connexia Gesellschaft für Gesundheit und Pflege gem. GmbH, Bregenz Mai 2015

3 Inhaltsangabe Vorwort... 4 Einleitung... 5 Ergebnisse und Auswertungen Fazit und Ausblick Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde die männliche Form von personenbezogenen Hauptwörtern gewählt. Dies bezieht sich auf beide Geschlechter in gleicher Weise. 3 18

4 Vorwort Vorsorge-Hausbesuche 2014 von Herbert Schwendinger, Obmann des Landesverbandes der Hauskrankenpflege Es ist der Wunsch der meisten Menschen, möglichst lange zu Hause in der vertrauten Umgebung leben zu können. Die Lebenserwartung der Bevölkerung steigt stetig. Nicht selten stellen sich bei älteren Menschen schleichend Defizite ein, die oft selbst nicht erkannt werden. Unscheinbare Beeinträchtigungen können, wenn nicht entsprechend reagiert wird, sehr rasch zum Verlust der Selbstständigkeit im Alltag führen. Auf Initiative des Landesverbandes Hauskrankenpflege hat die Vorarlberger Landesregierung im Jahre 2007 das Pilotprojekt Unabhängig leben im Alter finanziert und ermöglicht. Das Ziel war es, mit präventiven Hausbesuchen bei älteren Menschen die Situation vor Ort zu beurteilen, allfällige Probleme zu erkennen und frühzeitig entsprechende Maßnahmen zu setzen. Die Abwicklung dieses Projektes wurde an die Hauskrankenpflege und connexia Gesellschaft für Gesundheit und Pflege übertragen. Eine erste Staffel wurde in den Jahren 2007 bis 2009 in 15 Gemeinden durchgeführt und erwies sich als sehr erfolgreich. Aufgrund der positiven Erfahrungen folgte in den Jahren 2011 bis 2013 die 2. Staffel für weitere 20 Gemeinden. Im Jahre 2014 kam vom Land Vorarlberg die Freigabe zur Übernahme dieses erfolgreichen Programmes in den Regelbetrieb. Unabhängig leben im Alter oder Vorsorgehausbesuche 75+, wie dieses Programm auch genannt wird, soll flächendeckend im ganzen Land verfügbar sein. Im Jahre 2014 wurde es bereits in rund 80 Prozent der Gemeinden angeboten; weitere Gemeinden werden 2015 noch folgen. Die Finanzierung ist aus Mitteln des Sozialfonds bis zum Jahre 2016 zugesagt; eine Fortsetzung darüber hinaus ist aus heutiger Sicht zu erwarten. An dieser Stelle möchte ich dafür einen großen Dank an die Verantwortlichen bei Land und Gemeindeverband für diese verantwortungsbewusste, vorsorgliche Entscheidung aussprechen. Ein besonderer Dank gebührt auch den Pflegekräften, die hier kompetente Beratungsleistungen erbringen. Die organisatorische und fachliche Begleitung dieses Projektes liegt bei Fachbereichsleiter Dietmar Illmer von der connexia und bei der Geschäftsführerin der Hauskrankenpflege Gaby Wirth in besten Händen herzlichen Dank. 4 18

5 Einleitung von Dietmar Illmer, DGKP, connexia Gesellschaft für Gesundheit und Pflege Chronologie vom Projekt zum Regelbetrieb 1) Projektstaffel: März 2007 bis Dezember teilnehmende Gemeinden 2) Projektstaffel: April 2011 bis Dezember teilnehmende Gemeinden 3) Regelbetrieb: Ab Jänner 2014 bieten weitere Gemeinden (insgesamt 47) die Hausbesuche Unabhängig leben im Alter an. Durch eine Qualifizierung (Beratungsgespräche führen, ) von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hauskrankenpflege konnte der Ausbau auf weitere Gemeinden stattfinden. Ziel ist es, in ganz Vorarlberg die Hausbesuche anzubieten. Die Durchführung der Hausbesuche ist durch eine aktive Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich (Land Vorarlberg, Landesverband, Gemeinden, connexia, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Krankenpflegevereine die Hausbesuche durchführen). Die teilnehmenden Gemeinden senden eine Einladung (Gutschein) an alle Personen, welche 75 Jahre alt sind, beziehungsweise im Laufe des Jahres 75 Jahre alt werden. In den Gemeinden, welche 2014 die Hausbesuche erstmalig angeboten haben, wurden alle Menschen, die 75 und älter sind, eingeladen. Die Hausbesuche sind gut geplant, organisiert und werden von qualifizierten Pflegefachkräften durchgeführt. Die Hausbesuche Unabhängig leben im Alter bieten: _ Kontaktaufnahme im häuslichen Bereich Gespräch über Lebensumstände der Teilnehmenden (soziales Umfeld, Wohnsituation, ) Informationen und Beratung über präventive Maßnahmen Information und Beratung über regionale Unterstützungsangebote Möglichkeit einer direkten Rückmeldung an die Gemeinde 5 18

6 _ Anzahl der Hausbesuche 2014 Im Zeitraum von Jänner bis Dezember 2014 wurden insgesamt 510 Hausbesuche durchgeführt. In allen Regionen, welche mit einem Stern (*) gekennzeichnet sind, wurden die Hausbesuche Unabhängig leben im Alter erstmalig angeboten. Hier fanden mehr Hausbesuche statt, weil mehrere Jahrgänge (75 und älter) von den Gemeinden angeschrieben wurden. Die anderen Gemeinden schreiben jene Personen an, die 75 Jahre alt sind, oder im Laufe des Jahres 75 Jahre alt werden. 6 18

7 _ Darstellung der Rücklaufquote in jenen KPV, in denen das Angebot bereits besteht Träger Alberschwende Altenstadt Andelsbuch Bludenz Bregenz Egg- Großdorf Feldkirch- Levis-Tisis Gisingen Anzahl 75-Jährige Anzahl Hausbesuche Rücklauf in % 12% 8% 7% 7% 6% 4% 11% 1% Träger Götzis Hard Hohenems Hörbranz Kleinwalsertal Lustenau Meiningen Nenzing Anzahl 75-Jährige Anzahl Hausbesuche Rücklauf in % 6% 8% 8% 12% 10% 6% 16% 8% Träger Nofels Nüziders Rheindelta Sozialsprengel Vorderer BW Sulzberg Wolfurt Anzahl 75-Jährige Anzahl Hausbesuche Rücklauf in % 12% 6% 12% 5% 17% 3% Gesamt Anzahl 75-Jährige Anzahl Hausbesuche 134 Rücklauf in % 7,4% 7 18

8 _ Darstellung der Rücklaufquote in den KPV, die das Angebot 2014 eingeführt haben Träger Außermontafon Bezau* Buch Frastanz Großes Walsertal Anzahl 75+ Jährige Anzahl Hausbesuche Rücklauf in % 1% 39% 20% 6% 4% Träger Jagdberg Kennelbach Laterns Lauterach Lochau Maria- Bildstein Anzahl 75+ Jährige Anzahl Hausbesuche Rücklauf in % 3% 13% 8% 7% 7% 15% Träger Schwarzach Schwarzenberg Vorderland Anzahl 75+ Jährige Anzahl Hausbesuche Rücklauf in % 11% 13% 8% Gesamt Anzahl 75+ Jährige Anzahl Hausbesuche 380 Rücklauf in % 6,9% *Gemeinden: Bezau, Bizau, Mellau, Reuthe 8 18

9 Auswertungen der Fragebögen _ Alter der befragten Personen Da von den Gemeinden gezielt Personen angeschrieben wurden, welche 75 Jahre alt sind, beziehungsweise im Laufe des Jahres 75 Jahre alt werden, ist diese Zahl an Befragten in diesem Alter besonders hoch. Gemeinden, die das Angebot der Hausbesuche Unabhängig leben im Alter erstmalig durchgeführt haben, senden die Einladung zusätzlich an Menschen, die älter als 75 Jahre sind. Deswegen sind in dieser Auswertung auch Personen vertreten, die bis zu 99 Jahre alt sind. 9 18

10 _ Anteil Männer Frauen Im Jahr 2014 wurden insgesamt 510 Hausbesuche durchgeführt. Dabei waren 66 Prozent der befragten Personen Frauen (335) und 34 Prozent Männer (175). _ Anteil der allein lebenden nicht allein lebenden Personen 41 Prozent der befragten Personen lebten alleine (207), 59 Prozent lebten nicht alleine (303)

11 _ Regelmäßige Treffen mit Verwandten, Bekannten oder Freunden Der Großteil der Befragten hatte stabile soziale Kontakte, 85 Prozent trafen sich regelmäßig mit Verwandten, Bekannten oder Freunden. Bei 14 Prozent der Teilnehmer gibt es keine derartigen Treffen. _ Sind diese regelmäßigen Treffen ausreichend? 77 Prozent der Befragten genügte dieser Kontakt, 5 Prozent beurteilten den Kontakt mit Verwandten oder Freunden als unzureichend. 18 Prozent der Befragten gaben hier keine Angaben

12 _ Haben Sie verlässliche Personen, die Sie regelmäßig besuchen? 90 Prozent der Teilnehmer gaben an, regelmäßig Besuch von verlässlichen Personen zu bekommen. 10 Prozent der Teilnehmer erhielten keinen regelmäßigen Besuch von verlässlichen Personen. _ Betreuen oder pflegen Sie ein Familienmitglied? 11 Prozent der Befragten waren mit der Betreuung oder Pflege eines Familienmitglieds betraut

13 _ Beanspruchen Sie Personen, die Ihnen bei der allgemeinen Lebensführung regelmäßig behilflich sind (z.b. einkaufen, zum Arzt begleiten, )? 41 Prozent aller Befragten waren bei der allgemeinen Lebensführung auf Hilfe anderer Personen angewiesen. 58 Prozent gaben an, keine fremde Hilfe beim Einkaufen oder bei Arztbesuchen etc. zu beanspruchen

14 _ Sturzgeschehen im vergangenen Jahr 28 Prozent (140) der befragten Personen sind im letzten Jahr ein- oder mehrmals gestürzt. 71 Prozent der Befragten berichteten über keine Stürze. _ In welchem Umfeld sind diese 140 Personen gestürzt? Aufgrund der Mehrfachnennungen sind 173 Sturzgeschehen erfasst

15 _ 71 von 510 Befragten nahmen keine Hilfestellung in Anspruch, wie z.b. Hauskrankenpflege, Mobiler Hilfsdienst, 24 Stunden Betreuung, 71 Personen nahmen keine Hilfestellungen von Institutionen in Anspruch, was rund 14 Prozent aller Befragten entspricht (510 Befragte). Beim Großteil lag das an einem vorhandenen stabilen Familiennetz 56 Prozent. Die andere Hälfte zeigte einen Informationsmangel bezüglich des Angebots der Institutionen oder einen Informationsmangel bezüglich der Finanzierung auf

16 _ Hausarzt 97 Prozent aller Befragten gaben an, einen Hausarzt zu haben, 2 Prozent hatten keinen Hausarzt

17 _ Einschätzungen der Befragten zum Hausbesuch Zum Abschluss des Gespräches wurden die Teilnehmer nach ihrer Einschätzung bezüglich des Hausbesuches befragt, wobei Mehrfachantworten möglich waren. 96 Prozent fühlten sich nach dem Hausbesuch besser informiert. 94 Prozent gaben an, die örtlichen Unterstützungsangebote nun zu kennen. 77 Prozent der Befragten wurden Gefährdungen sichtbar. Knapp die Hälfte aller Teilnehmer (46 Prozent) nützte das Gespräch für eine Veränderung

18 Fazit und Ausblick Die Hausbesuche Unabhängig leben im Alter haben sich während des Projektzeitraumes gut entwickelt und nun erfolgreich im Regelbetrieb etabliert. Das Angebot Unabhängig leben im Alter hat einen nachhaltig gesundheitsfördernden Effekt. Durch den Hausbesuch Unabhängig leben im Alter werden gemeinsam mit den Teilnehmern Gefährdungen erhoben und präventive Maßnahmen aufgezeigt. Aufgrund der Klienteneinschätzungen können Rückschlüsse darüber gezogen werden, ob die Beratung Impulse für Veränderungen der Lebenssituation ermöglicht. In den folgenden Jahren wird die Auswertung der Fragebögen wie gewohnt stattfinden. Zudem werden mögliche Trends* aufgezeigt und bei Bedarf analysiert. * Rücklaufquote, Klienteneinschätzung, Entwicklung im sozialen Umfeld, Entwicklung bei Sturzgeschehen, Entwicklung Hausarzt, Gründe, warum keine Hilfestellungen in Anspruch genommen werden, Anzahl der jährlichen Hausbesuche, Anzahl Männer und Frauen