Robert Augustin Probstheim / St. Michael Musikteam

Transkript

1 Versuchung Predigttext: Jakobus 1, Anlass: Invokavit Datum: Autor: Ort: Übersicht: Robert Augustin Probstheim / St. Michael Musikteam Inhaltsverzeichnis Jakobus 1, Predigt Versuchung heute Glücklich, wer der Versuchung stanhdhält Warum standhalten? Versuchung meiden aus Gott leben...8 Jakobus 1, Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben. Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht ver Seite 1

2 sucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. Irrt euch nicht, meine lieben Brüder. Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien. Predigt Liebe Gemeinde, die Passionszeit hat begonnen. Die Antependien sind violett. Das passt heute besonders gut. Denn ein anderer Name für diese Farbe ist lila. Und lila steht (zeige eine Tafel Milkaschokolade) für die zarteste Versuchung... Versuchung. Darum geht es im heutigen Predigttext. Was ist Versuchung eigentlich? Ist sie harmlos oder gefährlich und wenn ja, warum? Und wie geht ein Christ am besten mit der Versuchung um? 1. Versuchung heute Versuchung ist offensichtlich kein Fremdwort. Sie gilt als lecker. Und sie verkauft sich als gut. Den Seite 2

3 ken Sie an die Milkawerbung. Das Wort Versuchung kommt hier eher harmlos rüber. Es sagt in etwa: Wir wissen zwar, dass es nicht gesund ist, dauernd Schokolade zu essen. Aber wirklich gefährlich und wirklich schlimm ist Schokolade nicht. Sie ist lecker und gut! Was Schokolade anbetrifft, mag das auch so sein. Hochproblematisch ist aber, dass dieses Verständnis, diese Denkweise heute fast auf jede Art von Versuchung bezogen wird: Versuchung ist nicht so schlimm. Versuchung ist harmlos. Das ist übrigens nicht neu: Denken Sie an Adam und Eva: Die beiden hatten sich auch eingebildet, ein kleiner Bissen von der verbotenen Frucht werde nicht schaden. Oder denken Sie an das heutige Evangelium: Da hat der Teufel versucht, Jesus rumzukriegen: Blende Gott mal kurz aus aus deinem Leben und nimm dir, wozu du gerade Lust hast! Ist es nicht so: Es wird eher als harmlos betrachtet, wenn ein Mann mit einer attraktiven Frau eine Affäre beginnt. Ist doch natürlich. Machen viele. Macht Spaß. Und es kann sogar sein, dass der, der aus Überzeugung solche Versuchungen meidet, als dumm und rückständig betrachtet wird. Oder: Das Mäntelchen nach dem Wind hängen. Wenn ich als Christ eine Überzeugung habe und ich merke, dass ich mich damit unbeliebt mache, dann bin ich versucht, damit hinter den Berg zu halten und einfach dasselbe zu sagen, wie alle ande Seite 3

4 ren auch. Ich will ja gut leben. Ich will beliebt bleiben. Also leugne ich meine Überzeugung. Oder: Schlechtes für gut verkaufen: Soll ein Arzt bei einem Privatversicherten eine lukrative, aber vermeidbare Operation empfehlen oder ihm Krankengymnastik verschreiben? Soll ein Händler Billigware als Qualitätsware anpreisen? Die Versuchung ist stark. Der Gewinn lockt. Oder: Eine Frau ist unter unglücklichen Umständen schwanger geworden: vom falschen Mann oder zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Sie wünscht sich, frei und unabhängig zu bleiben. Die Versuchung ist stark, die gesetzlichen Möglichkeiten auszuschöpfen und das Kind abtreiben zu lassen. Ich wäre ja nicht die erste. Und es muss ja keiner wissen. Es ist ja noch ganz klein. - Dass sie drauf und dran ist, ihren eigenen Sohn oder ihre eigene Tochter töten zu lassen, das muss freilich ausgeblendet werden. Das waren vier Beispiele von vielen: Der Versuchung nachgeben, das macht man. Es ist normal, harmlos, nicht so schlimm. 2. Glücklich, wer der Versuchung stanhdhält Eine völlig andere Sicht hat unser Predigttext. Er verkündet: Die als harmlos verkaufte Versuchung endet in Wirklichkeit tödlich. Deshalb spricht der Bi Seite 4

5 beltext eine Seligpreisung aus auf denjenigen, der der Versuchung widersteht. Luther übersetzt: Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet... Aufschlussreich ist hier die Neue Genfer Übersetzung: Glücklich zu preisen ist der, der standhaft bleibt, wenn sein Glaube auf die Probe gestellt wird. Denn nachdem er sich bewährt hat, wird er als Siegeskranz das ewige Leben erhalten, wie der Herr es denen zugesagt hat, die ihn lieben. Der Versuchung standhalten. Das ist die Empfehlung des Tages. 3. Warum standhalten? Aber warum? - mögen Sie jetzt fragen. Schauen wir genau hin, wie Jakobus seine Empfehlung begründet. Er verwendet als Bild den Zusammenhang von Liebesspiel und Schwangerschaft. Sie kennen ja den Spruch: Die Eltern machten so lange Spaß, bis Ernst daraus wurde. Auf Jakobus bezogen könnte man das so sagen: Die Menschen spielten so lange mit der Versuchung herum, bis ihr Leben komplett kaputt war. Die erste Phase ist das Spiel:...ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. - Das hatten wir ja schon: Mann träumt von hübscher, anderer Frau. Seite 5

6 Frau träumt von attraktivem, anderem Mann. Geschäftsmann, z.b. Arzt, träumt vom schnellen Geld. Schwangere träumt von Freiheit. Solche Träume nisten sich in unserem Hirn ein, hängen uns an und prägen immer mehr unser Leben. Jakobus betont, dass die Versuchung in uns selbst stattfindet: In unserem Kopf. Es ist unsere Sache. Es ist unsere Verantwortung. Dabei lässt Jakobus sich zu einem steilen Satz hinreißen. Er sagt: Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. - Das wäre ein schönes Thema für ein Predigtnachgespräch. Denn es gibt in der Bibel auch ganz andere Aussagen. Führe uns nicht in Versuchung zum Beispiel. Warum sollen wir so beten, wenn Gott sowieso Niemanden versucht? Oder in 1. Kor 13 heißt es: Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft... - Und schließlich im Evangelium von heute: Da ist es der Geist Gottes, also Gott, der Jesus in die Wüste der Versuchung führt. Ich will dieses Thema nicht vertiefen. Deshalb nur schnell meine Antwort: Gott ist der, der uns führt in unserem ganzen Leben. Und er führt uns so bzw. lässt es zu, dass wir in Situationen geraten, in denen Versuchung möglich ist. Der Teufel ist der, der in solchen Situationen mit aller List Richtung Versuchung schürt. Siehe Adam und Eva im Garten Seite 6

7 Eden und Jesus in der Wüste. Wir selbst sind schließlich die, die die Versuchung vollziehen. Insofern hat Jakobus durchaus Recht. Auf das Spiel mit der Versuchung folgt die zweite Phase: Die Sünde ist unterwegs, und in dem Augenblick, in dem die Sünde geboren wird, ist sie bereits schwanger mit dem Tod. Der Tod ist so gesehen der Enkel der Versuchung. Das Bild ist krass. Aber es macht einiges klar. Vom Zeugungsakt bis zur Geburt vergeht einige Zeit. Und bis zur Geburt eines Enkels vergeht wieder einige Zeit. Die zerstörerischen Kräfte, die aus der Versuchung hervorgehen, brauchen eine gewisse Zeit, um sich zu entfalten. Aber sie entfalten sich unaufhaltsam, so wie ein einmal gezeugtes Kind. Jakobus schreibt: Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. - Begierde ist als Wort nicht sehr modern. Obwohl es nach der Bankenkrise ja einen Bestseller mit dem Titel Gier gab. Da ist an einem Beispiel nachzulesen, wie zerstörerisch Gier sein kann. Statt Begierde sagen wir heute eher: Wunsch, Lust, Sehnsucht, Lebenshunger. Das ist an sich noch nichts Schlechtes. Verheerend wird es erst, wenn wir versuchen, unsere Sehnsüchte schnell zu stillen, und dabei Gott den Rücken zukehren und seine Gebote missachten. Dann sind wir der Versuchung auf den Leim gegangen. Seite 7

8 Nun beginnt die Sünde, das Baby der Versuchung, unser Leben zu bestimmen. Wie bei einer Schwangerschaft: Zuerst sieht man äußerlich nichts. Nach und nach aber wird es immer offensichtlicher. Sünde aber heißt nicht nur Unmoral, sondern: Entfremdung von Gott. Gott wird uns immer unwichtiger, immer ferner werden. Unser Vertrauen auf ihn wird sich zersetzen. Wir werden aufhören zu beten. Wir werden aufhören, seine Nähe zu suchen. Und damit ist dann schon etwas Neues unterwegs: Das Baby der Sünde: der Tod. Die Zersetzung des eigenen Lebens. Die Zersetzung der vermeintlichen Werte, die wir abseits von Gottes Wegen erlangt zu haben glaubten. Die Sünde ist die Mutter alles Kaputten. Wie die Weinrebe verdorrt, wenn sie vom Weinstock abgeschnitten ist, so verdorrt unser Leben, wenn wir uns von Jesus Christus entfernen. 4. Versuchung meiden aus Gott leben Liebe Gemeinde, auch wenn die Ansage des Jakobus hart ist, bin ich dankbar für diesen Predigttext. Denn er klärt uns auf über die wirklichen Gefahren, die hinter der Versuchung lauern. Mich motiviert er, das Spiel mit der Versuchung nicht zu verharmlosen, sondern neu ernst zu nehmen. Ich möchte Versuchungen meiden. Ich möchte nicht von Gottes Weg abweichen. Und mir ist die Vaterunserbitte Führe uns nicht in Versuchung in ihrer Wichtigkeit neu bewusst geworden. Seite 8

9 Ist Versuchung nicht, wie Jakobus am Ende unseres Abschnittes sagt, ein Irrweg? Kommt nicht tatsächlich alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe... von oben herab, von dem Vater des Lichts? Brauche ich wirklich die Abwege, wenn ich den Weg Gottes kenne? Und werde ich zuletzt selig nicht allein durch Gott? Ja, liebe Gemeinde, wir fallen immer wieder auf Versuchungen herein. Bitten wir doch Gott um Vergebung. Und fangen wir neu an allein ihm zu vertrauen. Allein bei ihm alles Gutes zu suchen. Ihn unser alles sein zu lassen. Seite 9