Das Frauengrab 48 in der Pfarrkirche St. Martin von Schwyz
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- Leonard Schmidt
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1 Das Frauengrab 48 in der Pfarrkirche St. Martin von Schwyz Autor(en): Objekttyp: Martin, Max Article Zeitschrift: Mitteilungen des historischen Vereins des Kantons Schwyz Band (Jahr): 66 (1974) PDF erstellt am: Persistenter Link: Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz,
2 Das Frauengrab 48 in der Pfarrkirche St. Martin von Schwyz Von Max Martin Bei den archäologischen Untersuchungen in der Pfarrkirche von Schwyz kam 1966, im Innern eines frühmittelalterlichen Kirchenbaues und umgeben von gleichzeitigen und jüngeren Bestattungen, das Grab einer um 700 verstorbenen jungen Frau zutage, dessen archäologische Aussagen im folgenden anhand der Fundsituation und der ins Grab mitgegebenen Tracht- und Schmuckstücke dar gelegt werden. In dem am 29-/31. März 1966 geborgenen Grab 48 war, mit dem Kopf im Nordwesten und den Füßen im Südosten, eine junge Frau von etwa 20 Jahren beigesetzt; ihre Arme lagen gestreckt außerhalb des Beckens (Abb. 1). «Das Skelett lag direkt auf dem gewachsenen Boden, z. T. noch etwas in denselben eingetieft».1 Um das Skelett waren im Norden und Westen «faustgroße bis gut kopfgroße Steine in 2 bis 3 Lagen geschichtet», während die südliche Trocken mauerwand des Grabes laut Ausgräber durch die südliche Längsmauer des früh mittelalterlichen Kirchenschiffs zerstört wurde. Dabei wurde auch der rechte Fuß der Toten teilweise gestört. «Etwa cm über dem Skelett, innerhalb der Steinsetzung und über das ganze Grab ausgebreitet war ein starke Brandverfärbung (rotbraun) und darüber eine ebenfalls 2-3 cm dicke Verkohlung vorhanden; in letzterer konnten ver streut eine ganze Handvoll verkohlter Fruchtkörner herausgesiebt werden» (vgl. M. Hopf, S. 153). Reste von Deckplatten über dem Grab wurden 'keine festgestellt, auch nicht über den benachbarten Gräbern 25 und 45, die ebenfalls mit Steinen umstellt waren. Vielleicht verbrannte zu einem späteren Zeitpunkt die anschei nend an die Oberfläche reichende Holzkonstruktion des Grabes, fiel nach unten und vermochte die bereits ins Grabinnere eingedrungene Erde rot zu färben. Nach dem Ausgrabungsbefund wird das Frauengrab 48 durch den Mauerbau der ersten Kirche teilweise überlagert, aber nur geringfügig gestört. Es erscheint mir sicher, daß Kirche und Grab lagemäßig aufeinander bezogen sind. Daß das Grab etwa erst nach dem Bau der Steinkirche angelegt wurde, ist wegen der ge schilderten Fundsituation und auch nach der Lage der benachbarten Reihengräber (vgl. S. 142) auszuschließen. Es wurde aber derart in die Kirche einbezogen, daß es innen an die Südmauer des Kirchenschiffs zu liegen kam. Diese Stelle kenn zeichnet in einigen frühmittelalterlichen Kirchen des Mittellandes das Stiftergrab, wie R. Moosbrugger gezeigt hat.2 Wenn die Tote aus Grab 48 vielleicht auch nicht die Stifterin des nach ihrem Tode erbauten Gotteshauses war eine ältere Holzkirche ist nach Aussage der Ausgräber nicht nachweisbar, wurde doch die Steinkirche so angelegt, daß sich ihr Grab einem Stiftergrab vergleichbar an die Südwand des Kirchenschiffs anlehnte. Daß der Verstorbenen dieser Platz durchaus zustehen konnte, bezeugen ihre für die damalige Zeit reichen Beigaben, denen wir uns jetzt zuwenden wollen (ihre exakte Beschreibung folgt S. 143 ff.). Die Tote trug an ihren Ohren ein Paar silberner Ohrringe (Abb. 2, 1), deren Anhänger aus einer kleinen silbernen Kugel und einer intensiv blauen tropfen- 139
3 förmigen Glasperle besteht; den einen Ring trafen die Ausgräber unter dem Unterkiefer liegend an. Am Hals fand sich eine Perlenkette (Abb. 2, 3), die nebst vereinzelten Bernsteinperlen und silbernen Röhrchen hauptsächlich Glasperlen, darunter wenige verzierte, enthält. Auf den Rippen der rechten Brustseite lag eine Scheibenfibel mit silberner Zierplatte (Abb. 2, 2; 3), die ursprünglich den Mantel der Toten vorne in der Mitte verschlossen haben dürfte. Ein Eisenrest oberhalb der linken Beckenschaufel entpuppte sich bei der Konservierung als kleine Gürtelschnalle (Abb. 2, 4). Vor der rechten Hand fand man ein eisernes Messer (Abb. 2, 6) und innen am linken Knie eine eiserne Riemenzunge (Abb..2, 5). Nach der Fundlage von Schnalle und Riemenzunge war die Tote mit ge schlossenem Gürtel, dessen Ende bis fast auf Kniehöhe herunterhing, bestattet worden. Die Silberfibel der in Grab 48 beigesetzten Dame gehört zu einer Gruppe von sog. Brakteatenfibeln, die unlängst H. Dannheimer behandelt hat3 und deren Mittelfeld mit einem meist nach links schreitenden, rückwärtsblickenden Vogel verziert ist. Unser Schmuckstück ähnelt am meisten einer recht einheitlichen Fibelserie, von der bis anhin Vertreter aus Bendorf-Mülhofen (Kr. Koblenz), Winkel (Rheingaukreis), Schwabsburg (Kr. Mainz) und Biblis (Kr. Bergstraße) bekannt sind.4 Diese am Mittel- und nördlichen Oberrhein beheimatete und auch dort hergestellte fränkische Fibelserie unterscheidet sich durch das gekonnter ge zeichnete Mittelbild und durch deutlichere Kontur und Binnenzeichnung des Vogels klar von den im alamannischen Bereich zutage getretenen verwandten Stücken, welche einen anderen Stil verraten.5 Die Schwyzer Fibel gehört sicher zur fränkischen Gruppe, ist aber merklich schlechter, d. h. ungelenker gearbeitet als ihre Vorbilder am Mittel- und nördlichen Oberrhein. Das hübsche Ohrgehänge der Bestattung ist schwieriger einzuordnen als die Fibel. Oft wurden anscheinend, insbesondere bei älteren Ausgrabungen, zierliche Anhänger wie die der Schwyzer Ohrringe wegen ihrer Zerbrechlichkeit übersehen und Perlen, die sich vom Ohrring gelöst hatten, bei summarischer Bergung den Halsketten zugeteilt. So sind einzelne rundstabige Silberreifen der in Schwyz vor liegenden Größe und Verschlußart mit Schleifen- und Hakenende auch anderswo bekannt, z. B. in Kaiseraugst,6 jedoch vermag ich im Moment keine exakten Pa rallelen mit gleichen Anhängern zu nennen. Aehnliches gibt es etwa aus Lauter - hofen in der Oberpfalz, aus Freilassing-Salzburghofen vor Salzburg, aus Ueberackern in Oberösterreich, aber auch südlich der Alpen bei Grosseto in der Tosca na.7 Kleine Ohrringe mit blauen Glasperlen als Anhänger kennen wir bereits aus spätrömischen Grabfunden, so etwa in Kaiseraugst, Bregenz und in Pannonien.8 Die Verbreitung der frühmittelalterlichen Vorkommen und ihrer spätrömischen Vorläufer spricht dafür, daß Ohrschmuck mit Perlenanhängsel im Brauchtum der Romanen, der Nachfahren der provinzial-römischen Bevölkerung, weiterlebte.9 Ohrringe des in Schwyz gefundenen Typus wurden offenbar im schweizerischen und bayerischen Alpenvorland und wohl auch in Oberitalien verfertigt und ge tragen. Im Gegensatz zu den großen Perlen der Ohrringanhänger sind die Glasperlen, welche zusammen mit drei Bernsteinperlen und kleinen Metallröhrchen die Hals kette bilden, mehrheitlich sehr klein. Man vermißt die einfarbigen doppelkoni schen Stücke, wie sie an Ketten des ersten und zweiten Drittels des 7. Jahrhun derts so häufig sind.10 Es dominieren winzige gelbe Mehrfachperlen, die in den 140
4 Reihengräberfeldern unseres Gebietes jeweils den Halsschmuck der jüngsten Frauenbestattungen des ausgehenden 7. Jahrhunderts kennzeichnen. Aehnliche Ketten gibt es etwa im jüngsten Fundstoff der Nekropole von Schieitheim, im dortigen Grab 6 wie in Schwyz vergesellschaftet mit einer Preßblechscheibenfibel aus Silber und einer Riemenzunge mit spitzem Ende.11 Im Gräberfeld von Bülach enthalten die am Friedhofsrand gelegenen Frauengräber 95 und 111 vergleichbare Perlenketten.12 Auch an der Halskette des reichen Illnauer Frauengrabes 3 mit seiner silbernen Preßblechfibel und den großen Silberohrringen finden wir etliche der Schwyzer Perlentypen wieder.13 Von besonderem Interesse sind schließlich Gürtelschnalle und Riemenzunge, die aufgrund ihrer identischen Perlrandniete aus Bronze zweifellos von Anfang an zusammengehörten. Auf den Röntgenphotos sind außer den Nieten keinerlei wei tere Verzierungselemente sichtbar; wegen ihrer mittelmäßigen Erhaltung läßt die Riemenzunge nicht genau erkennen, ob sie vielleicht ursprünglich fazettierte Kan ten oder einen Endknopf besaß. Der nicht erhaltene Gürtel war nach der gleichen Breite von Schnallenbeschläg und Riemenzunge nur 1,4 cm breit, also sehr schmal. Die Gürtelteile des Schwyzer Grabes stellen einen wichtigen Beleg für die spätmerowingische Frauengürteltracht dar, sind doch in der Schweiz und auch in Süddeutschland bisher nur sehr wenige gut beobachtete Frauengräber jenes Zeitabschnittes bekannt, welche Gürtelteile enthielten.14 Es verwundert darum nicht, wenn im folgenden zu den Schwyzer Stücken Parallelen aus gleichzeitigen Männergräbern genannt werden müssen. Mit unserer zweiteiligen Garnitur stim men ausgezeichnet überein die Riementeile der Sporen aus einem Reitergrab von Oeschingen (Kr. Tübingen), wo wir die Rechteckform von Schnallenbügel und -beschläg, die zwei endständigen Schnallenniete mit Perlrand und ebenfalls völlig gleiche Riemenzungen, alles jedoch aus Bronze, wiederfinden.15 Sehr ähnlich sind auch die in Bronze gearbeiteten Schnallen und Riemenzungen der Sporengarnitur des Reitergrabes von Hundersingen-«Haldenegg» (Kr. Münsingen).16 Die Spo renteile von Oeschingen sind für 1,2 cm breite, jene von Hundersingen-«Haldenegg» für 1,4 cm breite Riemen geschaffen. Man könnte darum zunächst denken, daß die am Gürtel der Schwyzer Dame angebrachten Teile ursprünglich zur Be festigung eines Sporens gedient hätten. Nun ist aber, wie etwa Gürtelschnallen aus Männergräbern und Riemenzungen aus Frauengräbern der damaligen Zeit zeigen, der noch zu Beginn des 7. Jahrhunderts gut 5 cm breite Leibgurt in den nachfolgenden Jahrzehnten konstant schmäler geworden und zu Lebzeiten unserer in Grab 48 bestatteten Frau vielfach nur noch 2 cm breit.17 Die Schwyzer Gürtel teile sind demnach wohl in der ihnen ursprünglich zugedachten Funktion ins Grab gelangt. Gute Parallelen südlich des Hochrheins kenne ich keine. Dennoch sei an das Reitergrab in der Kirche von Messen südlich von Solothurn erinnert, wo eine 1,9 cm breite Riemenzunge aus Silber mit drei in einer Reihe liegenden Perlrandnieten und kleinem Endknopf bei einem Sporn mit Silberplattierung in Wabenmuster lag, und an ein verwandtes Stück aus Bronze mit identischer Niet reihe in Schleitheim-«Hebsack».18 Beide Riemenzungen und auch ein vergleich bares, dreinietiges Stück aus Eisen im späten Reitergrab 233 des Reihengräberfel des von Merdingen19 sind breiter und nicht so stark zugespitzt wie das Schwyzer Exemplar. In Größe und Umriß entsprechen unserem Stück zweinietige Riemen zungen aus Schieitheim.20 Gut vergleichbar ist auch ein kostbares Fundstück aus der Ostschweiz, ein verziertes bronzevergoldetes Riemenende, wiederum mit drei 141
5 Perlrandnieten. Es stammt aus dem unvollständig überlieferten Fundinventar des Reitergrabes von Kreuzlingen-Egelshofen,21 das mit dem bereits genannten, zeit gleichen Reitergrab von Hundersingen eng verwandt ist. Es ist bezeichnend, daß nur gerade vom nördlichen Rand der Ostschweiz und aus dem angrenzenden Süd deutschland.gute Gegenstücke zu unseren Gürtelteilen vorliegen. Im Westen und in der übrigen Schweiz wurde die Beigabensitte aufgegeben, bevor derartige Gürtel in Mode kamen.22 Was die exakte Zeitstellung unseres Grabes betrifft, so datierte H. Dannheimer die Perlen, welche mit einem Vorbild und einem verwandten Stück unserer Preß blechfibel vergesellschaftet waren, ins spätere 7. Jahrhundert und schloß für die Fibeln, mit anderen Funden vergleichend, auf eine späte Zeitstellung an der Wen de zum 8. Jahrhundert.23 Die Perlentypen des Schwyzer Grabes treten erst bei den spätesten Bestattungen unserer Reihengräberfelder auf, ebenso kleine Silberohr ringe mit und ohne Anhänger, wie ihre Kombination mit Preßblechscheibenfibeln zeigt. Einen wichtigen Datierungshinweis liefern die Gürtelteile: Sie finden sich in Männergräbern, die F. Stein in ihrem Werk über «Die Adelsgräber des achten Jahrhunderts in Deutschland» einer Spätgruppe B zurechnet und den Jahrzehnten 710/ zuweist.24 Perlen und Fibel des Schwyzer Grabes finden wir dagegen in F. Steins Gruppe A ( /20) wieder. Unser Grab könnte demnach einer Uebergangsphase A/B angehören, zumal reine Grabinventare der Gruppe B süd lich des Hochrheins wegen des Auflassens der Beigabensitte nur noch selten vor kommen.25 Nach dem heutigen Chronologieschema der tauschierten Gürtelgarnitu ren des 7. Jahrhunderts, das R. Christlein wichtige Korrekturen verdankt,26 ist F. Steins Gruppe A zu spät eingestuft.27 Die in Grab 48 beigesetzte Schwyzer Da me ist demnach am ehesten in den Jahren um 700 verstorben. Ein Blick auf die Karte der frühmittelalterlichen Gräberfelder in der Schweiz läßt erkennen, daß die Schwyzer Reihengräber in deutlichem Abstand zu den bis her bekannten Friedhöfen der Zentral- und Ostschweiz liegen.28 Grab 48 ist nicht das einzige frühmittelalterliche Grab im Bereich der Pfarrkirche. Gleichzeitig mit ihm konnten 12 weitere, fast ausnahmslos beigabenlose Gräber einer frühmittel alterlichen Bestattungsschicht zugewiesen werden (vgl. S. 135). J. Keßler teilte mir ferner mit: «Die anläßlich eines Erdaushubes für einen Erweiterungsbau des Cafés Haug am Postplatz in Schwyz im Jahre gefundenen völkerwanderungs zeitlichen Gräber stehen im Zusammenhang mit den in der höher gelegenen Kir che gefundenen Gräbern. Jene Gräber wurden anhand der Beigaben ins 7. Jahr hundert datiert.30 Sie liegen am südwestlichen Rand des Reihengräberfeldes, die jenigen in der Kirche am nordöstlichen Rand; die Distanz zwischen den beiden Fundstellen beträgt 79 m. Dazwischen ist das leicht abfallende und eine schwach gewölbte Kuppe bildende Gelände überbaut. Wiederholt wurden beim Oeffnen von Gräben für Kanalisationsleitungen und dergl. kurz vor und nach der letzten Jahrhundertwende Gebeine und Waffen gefunden. Ein zusammenhängendes Grä berfeld scheint uns gegeben.» Grab 48 könnte den Standort der Kirche bestimmt haben (vgl. S. 135). Weniger wahrscheinlich ist, daß man die Kirche wie andern orts31 am Rande des Friedhofs errichtete und dabei auf die in Grab 48 bestattete Dame, die der führenden Gesellschaftsschicht angehört hatte, lediglich Rück sicht nahm. Dank den frühmittelalterlichen Gräberfunden und dem frühen Kirchenbau ist gewiß, daß Schwyz spätestens seit dem ausgehenden 7. Jahrhundert das Zentrum 142
6 der umliegenden Dörfer und Talschaften war. Falls die Scheibenfibel (Abb. 2,2; 3) aus Grab 48 wie die germanischen Bügel- und Tierfibeln des 6. Jahrhunderts einen Trachtbestandteil darstellte und einem bestimmten Trachtenkreis eigen war, was nach dem Verbreitungsbild der etwas älteren burgundischen Preßblechschei benfibeln32 gut möglich ist, könnte ihre jung verstorbene Trägerin vom (fränki schen) Oberrhein nach Schwyz zugezogen sein. Diesen archäologischen Ergebnissen und Vermutungen seien kurz zwei von der Geschichtswissenschaft vertretene Meinungen ergänzend zur Seite gestellt: I. Mül ler betont, daß die starke Pfarrei Schwyz, die schon früh weite Gebiete umfaßte, «als Wegstation nach Uri» zu betrachten sei, wo ebenfalls frühe Pfarreien bezeugt sind: St. Martin in Altdorf, St. Petrus in Bürglen und St. Alban in Silenen.33 H. Dannenbauer bezeichnet aufgrund der erhaltenen Quellen die Täler von Schwyz und Uri «im äußersten Süden Alemanniens» als fränkische Centenen; solche finden sich überall dort, «wo das fränkische Königtum Neuland kolonisiert und fremde Gebiete erobert hat».34 Fränkische Fibel und Ohrringe spätantik-romanischer Form in Grab 48 von Schwyz-St. Martin scheinen gewißermaßen Illustration dafür zu sein, daß in der frühmittelalterlichen Zentralschweiz nicht landsuchende Alamannenscharen mit ansäßigen Romanen zusammentrafen, sondern daß hier, spätestens seit 700, unter fränkischer Aufsicht und zweifellos auch mit einigen aus fränkischem Gebiet zugezogenen Siedlern, nebst alamannischen «Kolonisten», eine Neubesiedlung und -Organisation des Landes vor sich ging. Das einheimische Romanentum dürfte dabei, nach der geringen Zahl vordeutscher Ortsnamen,35 in der Minderheit gewe sen sein. Die in Grab 48 Bestattete war möglicherweise die Frau eines damals im Dienste des fränkischen Staates in Schwyz tätigen Herrn. Beigaben: 1 Zwei Ohrringe aus Silber mit angehängter blauer Glasperle. Rundstabiger Ring (0 2,5 cm) mit s-förmiger Endschlaufe, in der das andere, hakenförmig gekrümmte Ende eingehängt ist. Am Ring ist ein stark korrodierter Bronzedraht in zwei Schlaufen befestigt (nur beim einen Exemplar erhalten), auf dessen geradem, unterem Ende die Teile des Anhängers aufgeschoben sind. Dieser besteht aus einer hohlen Kugel aus Silberblech (0 0,6 cm) und einer tropfenförmigen vierkantigen Perle (L. 2,1 bzw. 1,8 cm) aus dunkelblauem, durchscheinendem Glas. 2 Preßblechscheibenfibel, 0 3,1 cm. Ueber einer eisernen Grundplatte und einer darauf liegenden Füllmasse, die nicht sichtbar, aber vorauszusetzen ist, liegt ein dünnes Silber preßblech, das auf die Unterseite der Grundplatte (an einer Stelle noch 0,3 cm weit) umgeschlagen ist. Der 0,5 cm hohe Nadelhalter und die niedrigere Nadelrast bestehen aus Bronze, die (nur an der Basis und in der Nadelrast erhaltene) Nadel aus Eisen. Die Fibel selbst dürfte ursprünglich etwa 0,3 cm dick gewesen sein. Das Zierblech der Schau seite wurde vor seiner Montierung über einen Model gepreßt; eine kleine und unschein bare Delle, exakt im Zentrum der Fibel, dürfte die Spur eines Zentrierkörners sein, von dem aus (auf dem Model) die konzentrischen Kreise hergestellt wurden.36 Im Mittelfeld ist herausgepresst ein nach links schreitender Vogel mit rückwärts ge wandtem Kopf. Er steht mit gespreizten Zehen auf einer Bodenlinie, die ungefähr parallel zur rückseitigen Nadel läuft. Darüber folgt der Körper, dessen sichtbarer Flügel aus drei oder vier großen Federn besteht; unter dem Flügelende ist mit vier kurzen Rippen der Schwanz wiedergegeben. Vor dem Flügelansatz erscheinen am Bauch drei nicht erklär bare, nach vorne abstehende Rippen, vielleicht auf dem Vorbild ehemals ein Buchstabe. Der Hals gliedert sich in zwei Querwülste; aus dem Kopf schwingt ohne Absatz der stark is 143
7 abwärts gekrümmte Schnabel heraus, in dessen Winkel sozusagen das kleine Auge zu liegen kommt. Im freien Feld vor der Schnabelspitze liegt ein kleines, scharf eingepreßtes Kreisauge. Um das figürlich verzierte Innenfeld verlaufen zwei unbeholfen gezogene Kreise und ein Perlband. Letzteres wurde mittels einer Kreispunze hergestellt, die (auf dem Model oder dessen Vorform) bald näher, bald weiter nebeneinandergesetzt in den Zwischenräumen entweder dreieckige Spickel oder konkav eingerundete Stäbe stehen ließ. Bei genauer Betrachtung scheint es sich um die gleiche Punze zu handeln wie die, mit der das Kreis auge des Mittelfeldes hergestellt wurde: die Buckel des Perlbandes waren ursprünglich Kreisaugen, deren eingetiefte Zentren (wohl erst auf dem Preßblech) von hinten zu Buckeln herausgetrieben wurden, was nur unterschiedlich gut gelang. Perlen aus Glas und Bernstein und Metallröhrchen einer Halskette: a) tonnenförmige Perle aus dunkelgrauem, opakem Glas mit drei eingelegten Ringen (in einem noch Reste einer gelben, opaken Glaseinlage erhalten). 0 0,7 cm, L. 1,0 cm. b) 3 walzenförmige Perlen aus blaugrünem, schwach durchscheinendem Glas mit einge legtem, geknicktem Spiralfaden aus weißem, opakem Glas; an den Enden je ein auf gelegter Ring aus gelber, opaker Glasmasse. 0 0,5-0,45 cm, L. 0,8-0,7 cm. c) kugelige Perle aus blaugrünem, schwach durchscheinendem Glas mit eingelegtem Wellenband aus weißem, opakem Glas. 0 0,6 cm. d) kugelige Perle aus weißem, opakem Glas mit eingelegtem, unregelmäßigem Wellen band aus blaugrüner, schwach durchscheinender Glasmasse. 0 0,6 cm. e) 2 vierkantige Perlen aus grünem, opakem Glas mit eingelegten Augen aus gelbem, opakem Glas (beim einen Exemplar ganz ausgefallen). L. 1,0 cm. f) 3 kugelige Perlen aus braunem, opakem Glas mit eingelegten, unregelmäßigen Punk ten aus gelbem, grünem, opakem und blaugrünem durchscheinendem Glas. 0 0,7-0,5 cm (das eine Exemplar unverziert und leicht doppelkonisch). g) tropfenförmige, vierkantige Perle aus hellgrünem, durchscheinendem Glas mit in die Durchlochung eingestecktem Bronzeröhrchen. L. 1,9 cm. h) tropfenförmige, vierkantige Perle aus grünlichem, durchscheinendem Glas mit in die Durchlochung eingestecktem Bronzeröhrchen; zerbrochen. L. noch 1,35 cm. i) ringförmige Perle aus dunkelblauem, durchscheinendem Glas. 0 1,2 cm, L. 0,4 cm. k) ringförmige Perle aus honigfarbenem, durchscheinendem Glas. 0 0,85 Cm, L. 0,4 cm (Durchlochung von einer Seite her ausgeführt). 1) ringförmige Perle aus dunkelblauem, durchscheinendem Glas. 0 0,75 cm, L. 0,3 cm (durchlocht wie vorige Perle), m) kugelige Perle aus blauem, durchscheinendem Glas. 0 0,5 cm. n) konische Perle aus blauem, durchscheinendem Glas, zerbrochen. L. noch 0,6 cm. o) ringförmige Perle aus farblosem, durchscheinendem Glas (mit rauher Oberfläche). 0 0,6 cm, L. 0,3 cm. p) 2 ringförmige Perlen aus weißem, opakem Glas. 0 0,7 bzw. 0,5 cm, L. 0,3 cm. q) 3 doppelkonische Perlen aus orangem, opakem Glas. 0 0,75-0,65 cm, L. 0,65 cm (in der einen steckt ein 0,8 cm langes Röhrchen aus spiralig gedrehtem Bronzedraht), r) 3 kugelige bis ringförmige Perlen aus rot-orangem, opakem Glas. 0 0,6 cm, L. 0,45-0,35 cm (in der einen steckt der Rest eines quergerippten Röhrchens aus Silber, wie z). s) ringförmige Perle aus olivfarbigem, opakem Glas. 0 0,6 cm, L. 0,4 cm. t) 3 quaderförmige Perlen aus grünem, opakem Glas. L. 0,6-0,5 cm. u) 2 ringförmige Perlen aus grünem, opakem Glas. 0 0,5 cm, L. 0,4-0,35 cm (in der einen steckt der Rest eines quergerippten Röhrchens aus Silber, wie z). v) doppelkonische Perle aus hellgrünem, opakem Glas. 0 0,5 cm, L. 0,6 cm. w) zylindrische Perle aus gelbem, opakem Glas. 0 0,45 cm, L. 0,55 cm. x) 55 Teile von Mehrfachperlen aus gelbem, opakem Glas (davon 4x vierfach, lox drei fach, 25x zweifach). 0 0,5-0,3 cm, L. (der Vierfachperlen) 1,1 0,9 cm. y) 3 Bernsteinperlen, L. 1,8-0,95 cm. z) Reste von 3 quergerippten Röhrchen aus dünnem Silberblech. L. ca. 0,9 cm, 0 0,3 cm (das zusammengerollte Silberblech greift an den Enden ca. 0,1 cm übereinander) 144
8 Eiserne Gürtelschnalle mit rechteckigem Laschenbeschläg, L. 3,1 cm. Bügel rechteckig (2,1x1,5 cm). Das rechteckige Beschlag (Br. 1,4 cm) ist u-förmig um die Dornachse gelegt; an seinem Ende zwei kleine Niete mit bronzenen Nietköpfen in bronzener Perl drahtfassung (je 13 «Perlen») und mit bronzenen Nietstiften. Eiserne Riemenzunge mit spitzem Ende, L. 6,4 cm, Br. 1,4 cm. Mit drei kleinen Nieten mit bronzenen Nietköpfen in bronzener Perldrahtfassung (je 13 «Perlen») und mit bron zenen Nietstiften. Eisernes Messer, L. noch 11,3 cm. Griff unvollständig. 145
9 la <*«^6 -lb Abb. 1 (Zeichnung: W.Graf) 146
10 K"-7 *<& s -. a'3 Ï. ZZ 1a?T 1b Abb. 2, 1-2 (Zeichnungen: O. Garraux) Abb. 3 (Photo: Büro Sennhauser) 147
11 e omo mm B b f c d *q1 ^) Q m o p L)@ t u v J (Q w Qxi os^ ou 033 &u w a 03 Oliò) 00(^03 œ@q3 Q3 CO^) 0 Q3 to Q G Q@ Q Q 9 Q Q û )Q@ (T~ïïol0 148 Jâ O SO D ûa Abb. 2, 3
12 Abb. 2,
13 Anmerkungen: 4 Diese und die folgenden, in gleicher Weise kenntlich gemachten Angaben verdanke ich dem vor kurzem leider verstorbenen Sekretär des Staatsarchivs Schwyz, J. Keßler, der mir auch weitere Unterlagen für meine von H. R. Sennhauser, Zurzach, angeregte archäologi sche Bearbeitung des Schwyzer Grabfundes zur Verfügung stellte. * R. Moosbrugger-Leu, Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Band B, 73f. Ders., Jahrb. Schweiz. Ges. f. Urgesch. 45, 1956, 69 ff. * H. Dannheimer, Fundber. aus Schwaben N. F. 18/1 (1967) 199 ff. - An verwandten Stücken wären noch zu nennen «Brakteatenfibeln» aus Goldblech von Erfweiler, Kr. St. Ingbert (Ber. der Staatl. Denkmalpflege im Saarland 6, 1953, 24 und Abb. 9), Deidesheim (Pfalz) (Bonner Jahrb. 77, 1884, 226 f. und Abb.) und Kirchheim a. Neckar (Bonner Jahrb. 77, 1884, 227; W. Veeck, Die Alamannen in Württemberg, 1931, 186 und Taf. 28 A, 2; aus Bronze?) und Preßblechfibeln aus Bronze und Silber von Riquewihr, Dép. Haut-Rhin (Anzeiger f. elsäß. Altertumskunde 2, , 695 ff. und Abb. 248), Darmsheim, Kr. Böblingen (Fundber. aus Schwaben N. F. 15, 1959, 180 und Taf. 40 A, 2), Sasbach, Kr. Emmendingen (F. Garscha, Die Alamannen in Südbaden, 1970, 250 und Taf. 86, 7) und Kaiseraugst, Kt. Aargau (Schweiz. Landesmuseum Zü rich). 4 H. Dannheimer (wie Anm. 3) 204 ff. und Abb. 4, 1; Taf. 41, z. B. H. Dannheimer (wie Anm. 3) Taf. 41, 5; 42, 1.2. ' Kaiseraugst: G. Meyer von Knonau, Mitt. Antiquar. Ges. Zürich 19 ( ) Heft 2, Taf. 22, Vgl. z. B. auch identische Silberringe in Dirlewang Grab 37 (R. Christlein, Das alamannische Gräberfeld von Dirlewang bei Mindelheim. Materialh. z. bayer. Vorgesch. 25 (1971) 33 und Taf. 15, 4.5) und einen 3,9 cm großen Silberohrring, der in Groß-Rohrheim (Kr. Bergstraße) Grab 43 mit einer geometrisch verzierten Silberpreß blechfibel vergesellschaftet gefunden wurde (W. Jörns, Neue Bodenurkunden aus Star kenburg (1953) 162 und Abb. 36, 13.15). - Auch in dem anscheinend zuverläßig über lieferten Grabinventar 69 von Schieitheim ist ein kleiner silberner Ohrring (0 2,5 cm) mit einer ähnlichen Preßblechscheibenfibel kombiniert (W. Guyan, Das alamannische Gräberfeld von Schleitheim-Hebsack. Materialh. z. Ur- und Frühgeschichte d. Schweiz 5 (1965) 12 und Taf. 11). ' Lauterhofen Grab 53: H. Dannheimer, Lauterhofen im frühen Mittelalter. Materialhefte z. bayer. Vorgesch. 22 (1968) und Taf. 16, 1.2 (ebda. Taf. 19, 8 ein kleiner silberner Ohrring aus Grab 79). Freilassing-Salzburghofen: Dannheimer a. a. O Ueberackern Grab 1: E. Beninger u. Ae. Kloiber, Jahrb. d. Oberösterr. Musealver. 107, 1962, 132 und Taf Grosseto - «Casetta di Mota» Grab 2: O. v. Hessen, Primo Con tributo alla Archeologia longobarda in Toscana. Acad. Toscana di Scienze e Lettere «La Colombaria» Studi 18 (1971) 79 und Taf. 49, Vgl. auch den silbernen Ohrring mit Anhänger aus Denzingen, Ldkr. Günzburg (Bayer. Vorgeschichtsbl. 21, 1955/56, 320 und Taf. 45, 10) und jetzt einen Ohrring mit Glasperle aus Garmisch-Partenkirchen 8 (E. Keller, Archäol. Korrespondenzbl. 3, 1973, 448 m. Taf. 94, 4). Kaiseraugst Grab 1181: D. Viollier, Anz. f. Schweiz. Altertumskunde N. F. 14, 1912, 275 mit Abb. - Bregenz Grab 716: Jahrb. f. Altertumskde. 4, 1910, 50 ohne Abb. - Fazekasboda (Kom. Baranya) Grab 1: J. Dombay, A Janus Pannonius Muzeum Evkönyve 1957, 216 ff. und Taf. 21, 3. * Vgl. etwa auch den goldenen Ohrring mit angehängtem bläulichem Saphir aus dem im 5. Jahrhundert niedergelegten Schatzfund von Desana bei Turin: V. Viale, Bolletino del Centro di Studi Archeologici ed Artistici del Piemonte (1941) 26 und Fig Vgl. R. Christlein, Das alamannische Reihengräberfeld von Marktoberdorf im Allgäu. Materialhefte z. bayer. Vorgesch. 21 (1966) W. Guyan (wie Anm. 6) Taf. 1 (Grab 6), 6 (Grab 35), 7 (Grab 52), 13 (Grab 118) und 17 (Grab 145). 1! J. Werner, Das alamannische Gräberfeld von Bülach (1953) mit Abb. " R. Moosbrugger-Leu, in: Helvetia Antiqua, Festschr. f. E. Vogt (1966) 298 und Abb. 5, 1. Ders., Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Band B, Farbtafel B, F. Stein, Adelsgräber des 8. Jahrhunderts in Deutschland (1967) F. Stein (wie Anm. 14) und Taf. 33, F. Stein (wie Anm. 14) und Taf. 29, Vgl. auch die Schuhgarnitur aus Oberwarngau (Ldkr. Miesbach) Grab 192: ebda und Taf. 17,
14 17 Vgl. F. Stein (wie Anm. 14) 113 und, als Beispiel, die Gürtelschnalle ebda. Taf. 17, Messen: Jahrb. Schweiz. Ges. f. Urgesch. 45, 1954/55, 131 und Abb. 37, 4. - Schleitheim Grab 142: W. Guyan (wie Anm. 6) 15 und Taf ' G. Fingerlin, Die alamannischen Gräberfelder von Güttingen und Merdingen in Süd baden (1971) 129 f. 296 und Taf. 98, W. Guyan (wie Anm. 6) Taf. 1 a.b (Grab 9); 3 f (Grab 20); 16 h (Grab 142); 23 q-s. v. w. (Einzelfunde). 21 F. Stein (wie Anm. 14) 376 und Taf. 95, 4. R. Moosbrugger-Leu (wie Anm. 2) 177 (Band A) und Taf. 46, 19 (Band B). " F. Stein (wie Anm. 14) 129 f. ** H. Dannheimer (wie Anm. 3) F. Stein (wie Anm. 14) 57 f. " Vgl. F. Stein (wie Anm. 14) 129 f R. Christlein (wie Anm. 10) 83 ff. " F. Stein (wie Anm. 14) 104 ff. und ebda. 110: «Wenn man annimmt, daß das Formen gut einer Gruppe in der Regel identisch ist mit dem, was Angehörige einer Generation getragen haben, so können als Annäherungswert für die Lebensdauer der einzelnen Grup pen folgende Zeitansätze vorgeschlagen werden: Gruppe A /20, Gruppe A/B , Gruppe B 710/20-750». Die exakte Datierung selbst größerer Fundgruppen steht demnach für den Zeitraum, dem der Schwyzer Fund angehört, nicht gerade auf sicheren Beinen. 28 H. Ammann und K. Schib, Historischer Atlas der Schweiz (19582) Karte Der nächste mir bekannte sichere merowingerzeitliche Friedhof liegt in Hünenberg-«Maria chen» im zugerischen Reußtal und ist, den Funden nach zu schließen, bereits in der zwei ten Hälfte des 6. Jahrhunderts belegt, ungewöhnlich früh für jene Region! (E. Scherer, Anz. f. Schweiz. Altertumskde. N. F. 25, 1923, 1 ff.). 29 Innerschweizer Jahrbuch f. Heimatkunde Band I (1936) 82 ff. - Anz. f. Schweiz. Alter tumskde. N. F. 38, 1936, 74. Jahresber. Schweiz. Ges. f. Urgesch. 27, 1935, Es handelt sich um einige Waffen, Geräte und Gürtelteile des 7. Jahrhunderts, die im Schweizerischen Landesmuseum Zürich aufbewahrt sind. 21 Vgl. dazu H. Dannheimer, Germania 44, 1966, 326 ff. Neuere Befunde, z. B. aus Straubing in Niederbayern: R. Christlein, Archäolog. Korrespondenzbl. 1, 1971, 51 ff. und Abb Zu frühmittelalterlichen Holzkirchen auf Gräberfeldern vgl. G. P. Fehring, Jahrb. Röm.-German. Zentralmus. Mainz 14, 1967 (1970) 179 ff. und Abb Ihre Verbreitung innerhalb der Schweiz bei R. Moosbrugger-Leu, Die frühmittelalterli chen Gürtelbeschläge der Schweiz (1967) 185 und Streuungskarte H. Büttner u. I. Müller, Frühes Christentum im schweizerischen Alpenraum (1967) H. Dannenbauer, Grundlagen der mittelalterlichen Welt (1958) ** Vgl. etwa W. Bruckner, Schweizerische Ortsnamenkunde (1945) 51. " Daß die Preßblechfibeln des 7. und 8. Jahrhunderts auf Modeln hergestellt sind, bewei sen modelgleiche Stücke, wie etwa in den Gräbern 40 und 56 von Merdingen, Kr. Frei burg (G. Fingerlin, wie Anm. 19, 59 und Taf. 62) und der Fund eines Bronzemodels auf dem Petersberg bei Bonn (L. Hussong, Germania 21, Î937, 39 ff. und Abb. 1, 1). - Aufschlußreich sind auch der von G. Ulbert veröffentlichte Bronzemodel für germani sche Preßblechscheibenfibeln der späten Kaiserzeit im Museum Augsburg (Jahrb. Röm.- German. Zentralmus. Mainz 13, 1966 (1968) 204 ff. und Taf. 19) und die damit durchgeführten Arbeitsversuche H. Dreschers (ebda. 208 ff.). Der Model zeigt in der Mitte ebenfalls einen kleinen Zentrierkörner. Auch für die Schwyzer Fibel möchte ich an ein Model aus festem Material denken und annehmen, die Füllmasse, -deren Oberfläche in Merdingen (s. o.) das Muster des Preßblechs exakt wiederholt, sei in weichem Zustand von hinten in das kästchenartige Fibelblech eingefüllt worden. Nur eine von hinten satt das Preßblech füllende Masse verhinderte, daß das Ziermuster von außen eingedrückt und unkenntlich werden konnte. 151
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