Ich werde Dein Irrtum sein! Predigt über Matthäus 28,1-10 für die Osternacht, 4. April Das Predigtwort

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1 Predigt über Matthäus 28,1-10 für die Osternacht, 4. April 2015 Das Predigtwort Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen. 1

2 Die Predigt Diesen Satz lese ich in der Karwoche, da ich zum Zentralfriedhof fahre zu einer Beerdigung. Ich lese diesen Satz im Wagen 71 auf einem Bildschirm, der uns bewerben soll während wir fahren. Mich bewirbt er mit etwas ganz anderem als die Fachmenschen der Werbewelt es beabsichtigen. Mich bewirbt dieser Satz in der Sekunde des Lesens mit einer aufsprießenden Hoffnung in meiner still jauchzenden Seele unter Fremden hier im Straßenbahnwagon. Es ist eine Einladung zu einer Ausstellung über das Menschenbild. Eine schöne Ahnung kommt mir: wir sollen in dieser Ausstellung hinter unsere vorgefertigten Bilder blicken. Mir soll das ein Gleichnis, ein vorösterliches Gleichnis sein, Geheimnisse, die noch werden, erahnend Diese Einladung zum Erkennen Ich nehme es wörtlich. Meine Seele hungert nach Sinn und nach Trost und nach Halt. Da bin ich nicht allein, wenn ich hier in der Straßenbahn so um mich blicke und überhaupt Denn Mitten im Leben geschiehts, dass der Tod kommt und am Menschen Mass nimmt. Diesen Besuch vergisst man, und das Leben geht weiter. Doch im Stillen wird der Anzug genäht. Was der in den vergangenen Tagen verstorbene schwedische Dichter Tomas Tranströmer mit seinem schönen Namen des Überfließens geschrieben hat, kann ich hier fühlen, in der Straßenbahn, in der sich sie Menschen mit ihren Smartphones jegliches Warten verkürzen unter dem Warten auf eine neue Nachricht whats app, twitter, facebook. Es soll was kommen Ich will was sehen Sprich mich an Irgendeiner 2

3 Am liebsten Du Ich werde dein Irrtum sein! Das sagt ein Mensch Das sagt auch der Tod Das sagt dann und immer und jetzt Gott. Das glaube ich mein Gott Ich liebe den Karsamstag Weil bis in den späten Abend hinein spüren wir in dieser Karsamstagsstille eines anderen Wartens was Tomas Tranströmer (den Zweifel des Thomas aus dem Evangelium in seinem Namen und dann die Überraschung in seinem Nachnamen: eben dies Überströmende ) gesagt hat in dem Karsamstagssatz In der Tiefe des Bodens gleitet meine Seele schweigend wie ein Komet. Und jetzt ist Osternacht. Die Nacht der schönsten Irrtümer über mich selbst, die da sind, wie sie einmal bei dem verstorbenen Dichter waren, als es ruhte, eingeschlafen war in seinem Auto Ich bin etwas, das auf dem Rücksitz erwacht, in Panik umhertobt wie eine Katze im Sack. Wer? Endlich kehrt mein Leben wieder. Mein Name kommt wie ein Engel. Ich muss mich verloren haben, um sagen zu können, - das lehrt mich der Dichter und das lehrt mich der Glaube und die Hoffnung und die Liebe in der Gott in seinem Sohn ans Kreuz gegangen ist um wiederzukehren als der schönste Irrtum vom Leben, damit die Erde und die Menschen und alles was lebt und stirbt auf einmal den Ruf des Lebens hört: Ich muss mich verloren haben, um sagen zu können Mein Name kommt wie ein Engel. Unser Name kommt uns wie ein Engel: Wenn wir auferstehen, weil Ostern ist. Ich bin seit gestern durch einen Irrtum Mit Ulrich Kasparick auf Facebook befreundet. Eine liebe Kollegin hatte mich falsch zitiert. 3

4 Er schreibt über Ostern: Die Botschaft von der Auferweckung befreit davon, sich selbst erwecken zu müssen. Sie heilt vom Leistungszwang. Nicht ich muss handeln, sondern an mir wird gehandelt. Sie ist eine zutiefst menschliche Botschaft. Denn sie entlastet und führt in ein befreites Leben. Das Grab ist leer. Der Tanz des Lebens kann beginnen. Und Novalis tanzt durch den Ostergarten der Worte Und das hat mir im Café eine liebe Freundin von uns zitiert Auswendig den Anfang und in der Tiefe das Ende gewusst: Ich sag es jedem, daß er lebt Ich sag es jedem, daß er lebt Und auferstanden ist, Daß er in unsrer Mitte schwebt Und ewig bei uns ist. Ich sag es jedem, jeder sagt Es seinen Freunden gleich, Daß bald an allen Orten tagt Das neue Himmelreich. Jetzt scheint die Welt dem neuen Sinn Erst wie ein Vaterland; Ein neues Leben nimmt man hin Entzückt aus seiner Hand. Hinunter in das tiefe Meer Versank des Todes Graun, Und jeder kann nun leicht und hehr In seine Zukunft schaun. Der dunkle Weg, den er betrat, Geht in den Himmel aus, Und wer nur hört auf seinen Rat, Kommt auch in Vaters Haus. Nun weint auch keiner mehr allhie, Wenn Eins die Augen schließt, Vom Wiedersehn, spät oder früh, Wird dieser Schmerz versüßt. Es kann zu jeder guten Tat Ein jeder frischer glühn, 4

5 Denn herrlich wird ihm diese Saat In schönern Fluren blühn. Er lebt, und wird nun bei uns sein, Wenn alles uns verläßt! Und so soll dieser Tag uns sein Ein Weltverjüngungs-Fest. Ja, sag es jedem, dass er lebt. Sag es durch Dich Nimm Dir vor Dein Ostervorhaben: Glaubt es nicht! Wenn sie Euch sagen, dass alles aus ist es sinnlos ist das Geld ausgeht das Interesse schwindet nur noch gelogen wird es langsam zu Ende geht zu wenig Helfer da sind es früher schöner war alles schlechter wird es sich nicht mehr rentiert der Zusammenhalt fehlt die Alten vergessen werden die Jungen faul sind so glaubt es ihnen nicht! Steht auf, geht hin und sagt ihnen, dass da ist was gerade erst anfängt was gerade erst seinen Sinn offenbart was mit Geld nicht erworben werden kann was nie vergeht was wahr ist, was das Ende überdauert was genug Helfer schickt was heute und morgen seine Schönheit zeigt was alles gut macht was sich immer lohnt was alles zusammenhält was alles Alte in Erinnerung ruft was Faulheit fruchtbar werden lässt Seht zu, dass sie Euch das glauben! 5

6 Seht zu, dass sie es finden! Und dann glaubt es ihnen! (Jutta Schmidt) Sei ein Oster-Irrtum Mach nicht einfach weiter: Zwei Gartenbaubeamte sind bei der Arbeit. Der eine schaufelt ein Loch, der andere schaufelt es wieder zu. Kommt ein Passant vorbei und fragt verdattert: "Was macht ihr denn da?" "Gewöhnlich sind wir ja zu dritt, aber der, der die Bäume einsetzt, ist heute krank!" Mach nicht einfach weiter: Sei ein Oster-Irrtum Sei es gern Für Dich und alles Leben! + Amen. 6