Martin und Thomas Barkemeier Handbuch für individuelles Entdecken

Transkript

1 Martin und Thomas Barkemeier Handbuch für individuelles Entdecken REISE KNOW-HOWVerlag Peter Rump Bielefeld

2 6 Inhalt Inhalt Vorwort 4 Kartenverzeichnis 10 Zu diesem Buch 11 Was man unbedingt wissen sollte 13 Routenvorschläge 14 } Delhi 16 Eine alte Dame mit modernem Antlitz 18 Orientierung 19 Geschichte 19 Sehenswertes 21 Praktische Tipps 43 } Rajasthan 74 Rajasthan Im Reich der Maharajas 77 Jaipur 78 Samode 102 Bharatpur 103 Alwar 108 Deeg 110 Sariska-Nationalpark 111 Ranthambore-Nationalpark 113 Ajmer 118 Pushkar 123 Kota 132 Bundi 136 Chittorgarh 143 Udaipur 149 Kumbhalgarh 167 Ranakpur 168 Dungarpur 171 Mount Abu 171 Jodhpur 179 Osian 189 Khimsar 190 Jaisalmer 191 Khuri 206 Bikaner 207 Nagaur 212 Shekhawati 215 Jhunjhunu 216 Mandawa 218 Ramgarh 221 Fatehpur 222 Sikar 224 Nawalgarh 225 } Der Norden 228 Punjab und Haryana 231 Chandigarh 232 Sultanpur Bird Sanctuary 241 Amritsar 241 Pathankot 251 Himachal Pradesh 253 Dalhousie 254 Chamba 256 Bharmour 258 Dharamsala und Mc Leod Ganj 259 Shimla 274 Mandi 284 Kullu 285 Manikaran 288 Naggar 289 Manali 290 } Uttar Pradesh, Uttarakhand 298 Uttar Pradesh Die Ganges-Ebene 301 Agra 302 Fatehpur Sikri 323

3 Inhalt 7 Mathura 328 Vrindavan (Brindaban) 330 Lucknow 332 Gorakhpur 343 Kushinagar 344 Sunauli 345 Allahabad 346 Varanasi (Benares) 354 Sarnath 371 Uttarakhand Kumaon und Garhwal 375 Dehra Dun 377 Mussoorie 380 Haridwar 383 Rajaji-Nationalpark 390 Rishikesh 391 Corbett-Nationalpark 399 Nainital 402 Almora 407 Ranikhet 409 Kausani 410 Bageshwar und die Gletscher Pindari und Milam 411 Garhwal 413 } Der Osten 420 Bihar und Jharkhand 423 Patna 424 Raxaul 432 Nalanda 432 Rajgir 433 Gaya 435 Bodhgaya 438 Jharkhand 445 Orissa 449 Bhubaneshwar 450 Puri 459 Konark 466 Chilika-See 468 Westbengalen 471 Kalkutta (Kolkata) 472 Sunderbans-Schutzgebiet 499 Bishnupur 500 Malda und English Bazaar 501 Siliguri und New Jalpaiguri 502 Darjeeling 507 Kalimpong 523 Sikkim 527 Gangtok 528 Klöster in Sikkim 535 Nordost-Provinzen 539 Assam 540 Meghalaya 549 Weitere Bundesstaaten 552 } Madhya Pradesh 554 Madhya Pradesh Zentralindien 557 Gwalior 558 Shivpuri 565 Jhansi 566 Orchha 568 Khajuraho 572 Satna 582 Jabalpur und Marble Rocks 582 Pench Tiger Reserve 585 Kanha-Nationalpark 586 Bandhavgarh-Nationalpark 589 Bhopal 590 Pachmarhi 597 Sanchi 601 Ujjain 605 Indore 609 Mandu 615 Maheshwar 620 Omkareshwar 622

4 8 Exkurse Rajasthan Rettung in letzter Sekunde Project Tiger 116 Kamelsafaris in die Wüste Thar 204 Havelis die Paläste der Kaufleute 223 Der Norden Die Spielzeugeisen bahn am Himalaya mit dem Toy Train von Kalka nach Shimla 283 Das Kashmir-Problem Gefahr auch für Touristen 297 Uttar Pradesh, Uttarakhand Mythos Taj Mahal Unbekanntes vom bekanntesten Bauwerk der Erde 306 Akhbar der Große der geniale Analphabet 320 Der Osten Zwischen Hoffen und Bangen Armut in Indien 474 Die Verlierer des Fortschritts Indiens Ureinwohner vom Aussterben bedroht 546 Madhya Pradesh Bhopal ist überall Umweltzerstörung in Indien 598 Mumbai Mehrunissas Klagen werden nicht erhört Mumbai vertreibt seine Slumbewohner 692 Vor der Reise Ganesha, steh mir bei! oder vom Abenteuer des Gewöhnlichen 808 Praktische Reisetipps A Z Die nationale Leidenschaft: Kricket 828 Ruhe mitten im Chaos Impressionen auf einem indischen Bahnhof 852 Land und Leute Die heilige Kuh geschlagene Heilige 870 Brahmanen und Unberührbare die Kasten zwischen Tradition und Auflösung 874 Korruption: Aufruhr gegen die tödliche Krake 888 Vom Schmuddelkind zum hofierten Star Indien auf dem Weg zur Wirtschaftsmacht 896 Mitgiftmord und andere Grausamkeiten Frauen in Indien Möglichkeiten die indische Götterwelt 908 Gujarat Zwischen Anspruch und Wirklichkeit Mahatma Gandhis Lehre von der Gewaltlosigkeit 666 Exkursionen zu den ethnischen Minderheiten des Rann of Kutch 684

5 Inhalt 9 } Gujarat 624 Gujarat Zu Unrecht im Abseits 627 Ahmedabad 628 Bhavnagar 641 Palitana 644 Insel Diu 646 Veraval und Somnath 654 Sasan-Gir-Nationalpark 657 Junagadh 659 Porbandar 664 Dwarka 665 Jamnagar 669 Rajkot 672 Bhuj 676 Mandvi 685 } Mumbai 686 Stadt der Träume und Alpträume 688 Orientierung 689 Geschichte 690 Sehenswertes 691 Praktische Tipps 702 Insel Elephanta 725 } Goa 726 Goa Strand paradies mit Hippie-Tradition 729 Allgemeine Reisetipps 732 Panaji 736 Old Goa 745 Mapusa 749 Fort Aguada und Candolim 751 Calangute und Baga 756 Anjuna 762 Vagator und Chapora 765 Arambol 769 Margao (Magdaon) 773 Dudhsagar Falls 776 Benaulim 777 Palolem 782 Agonda 788 } Vor der Reise 790 (unter Mitarbeit von E. H. M. Gilissen) Diplomatische Vertretungen 792 Informationsstellen 792 Indien im Internet 793 Ein- und Ausreisebestimmungen 794 Anreise 796 Geldfragen 799 Reisegepäck 804 Gesundheitsvorsorge 807 Versicherungen 810 } Praktische Reisetipps A Z 812 Behinderte 814 Einkaufen und Souvenirs 814 Elektrizität 817 Essen und Trinken 817 Fotografieren 824 Frauen unterwegs 825 Internet 826 Mit Kindern reisen 826 Medizinische Versorgung 827 Nachtleben 829 Öffnungszeiten, Post 830 Sicherheit 831 Telefonieren 836 Trekking 838 Unterkunft 839 Verhaltenstipps 843 Verkehrsmittel 845 Zeitungen und Zeitschriften 861 Zeitverschiebung 861

6 10 Karten Nordindien Umschlag vorn Routenvorschläge u. Kapitelübersicht 14 Agra 310 Taj Ganj 317 Ahmedabad 634 Ajmer 120 Allahabad 350 Amritsar 248 Anjuna 764 Arambol 770 Benaulim 778 Bharatpur 104 Bhopal 591 Bhuj 680 Bikaner 210 Bodhgaya 440 Bhubaneshwar 454 Bundi 141 Calangute und Baga 758 Chandigarh 236 Chapora und Vagator 766 Chittorgarh 147 Darjeeling 510 Zentrum 514 Delhi 22 Connaught Place 46 New Delhi 32 Old Delhi 28 Pahar Ganj 52 Qutb Minar 40 Dharamsala 260 Diu 647 Diu-Stadt 652 Fatehpur Sikri 325 Fort Aguada und Candolim 755 Gangtok 530 Gaya 435 Goa 731 Guwahati 542 Gwalior 561 Haridwar 388 Indore 612 Jaipur 80 Jaisalmer 192 Fort 196 Jhunjhunu 217 Jodhpur 184 Junagadh 662 Kalkutta (Kolkata) 478 BBD Bagh 482 Chowringhee 492 Khajuraho 578 Kota 134 Lucknow 334 Manali 293 Mandu Fort 617 Mapusa 751 Margao 775 McLeod Ganj 268 Mount Abu 175 Mumbai (Bombay) letzte Buchseite Zentrum Umschlag hinten Colaba 708 Nainital 403 Old Goa 747 Palolem 786 Panaji 740 Patna 426 Puri 462 Pushkar 130 Rajkot 673 Rishikesh 394 Sarnath 372 Shimla 280 Siliguri 504 Udaipur 156 Altstadt 162 Ujjain 606 Varanasi 361 Altstadt 364

7 Inhalt, Zu diesem Buch 11 } Land und Leute 862 Geografie 864 Klima und Reisezeit 866 Flora und Fauna 868 Geschichte 872 Staat und Verwaltung 890 Wirtschaft 892 Tourismus 897 Bevölkerung 898 Sprache 902 Religionen 905 Feste und Feierlichkeiten 921 Architektur 923 Film 928 Literatur 931 Malerei 932 Musik 933 Tanz 935 Traditionelle Kleidung und Schmuck 938 } Anhang 942 Glossar 944 Reise-Gesundheits- Information Indien 950 Literaturtipps 954 Hilfe! 962 Wichtige Bahnverbindungen 964 Register 974 Die Autoren 980 } Atlas nach 980 Zu diesem Buch Bahnverbindungen Zusätzlich zu den Hinweisen zu Verkehrsverbindungen in den Ortsbeschrei bungen findet sich eine detaillierte Auflis tung wichtiger Bahnverbindungen im Anhang. Preise Mehr noch als bei anderen Ländern steht ein Reiseführer Indien in der Gefahr, dass die genannten Preise im Moment der Druck legung schon wieder überholt sind. Unglücklicherweise gilt dies besonders für die Tourismusindustrie. Vor allem im Hotelwesen, aber auch bei öffentlichen Verkehrsmitteln ist in den nächsten Jahren mit saftigen Aufschlägen zu rechnen. Obwohl die meis ten der hier genannten Preise auf dem Stand vom Sommer 2012 beruhen, liegt man sicher nicht falsch, wenn man ein paar Prozente hinzurechnet. Eintrittspreise werden nur dann aufgeführt, wenn sie mindestens 10 Rs betragen. Indische Begriffe und Schreibweisen Es ist verwirrend: Selbst in Indien gibt es verschiedene Schreibweisen für einen Ortsnamen, entweder mehr oder weniger korrekt der offiziellen Transkription oder der englischen Schreibweise folgend. Im Deutschen wiederum wird beispielsweise der Maharadscha immer häufiger in der englischen Weise geschrieben: Maharaja. Daher wird in diesem Buch die linguis tisch korrekte Transkription für Begriffe aus dem Hindi übernommen. Nur gelegentlich, vor allem bei Namen und bei be-

8 Karte S. Zentralindien MADHYA PRADESH ZENTRALINDIEN 557 Madhya Pradesh Der km 2 große Bundesstaat Ma dhya Pradesh liegt zentral inmitten des Subkontinents. Geprägt wird er vom zerklüfteten Hochland des Dekhan, welches seit alters her die natürliche geografische Schwelle zwischen den Flussebenen des Nordens und den Küs tenregionen bildet. Wem es gelang, diese Barriere zu überwinden, der hatte Zugriff auf den Gewinn bringenden Seehandel. So war hier eine heiß umkämpfte Region, in der viele große Eroberer der indischen Geschichte ihre Spuren hinterließen. Dazu gehörte auch Ashoka ( v. Chr.), der große Maurya-Kaiser und Förderer des Buddhismus, der in Sanchi, heute eine der Haupt attraktionen Madh - ya Pradeshs, den Grundstein für die buddhistischen Anlagen legte. 074in tb P Highlight*: Khajuraho 572 Sanchi 601 P Der besondere Tipp*: Orchha 568 Mandu 615 *Diese Tipps erkennt man im Buch an der gelben Hinterlegung im Kapitel. HIGHLIGHTS n Langweilig ist nur der Name: Stupa 1 in Sanchi

9 558 Gwalior flüchteten dravidischen Urbevölkerung werden lassen. Noch heute lebt hier ein besonders hoher Anteil dieser offiziell als Scheduled Tribes bezeichneten Stammesgruppen, die zu den am meisten benachteiligten Schichten der indischen Gesellschaft zählen. Hieraus erklärt sich auch die mit 43 % hohe Analphabeten rate und der mit 75 % sehr hohe Anteil der Landbevölkerung. Die flächenmäßige Ausdehnung und geologische Zerklüftung der Provinz bringt es mit sich, dass die einzelnen Sehenswürdigkeiten oftmals weit auseinander und zudem auch noch in abgelegenen Regionen liegen. Hier ist neben Khajuraho im Norden und dem Kanha-Nationalpark im Südosten vor allem die spektakulär auf einem aus der Ebene aufragenden Tafelberg gelegene Festungsstadt von Mandu im Südwesten von Madhya Pradesh zu nennen. Weit weniger aufwendig, weil nur knapp eineinhalb Zugstunden südlich von Agra gelegen, ist der Besuch der imposanten Festungsanlage von Gwalior. Die Hauptstadt von Madhya Pradesh, Bhopal, die wegen des Giftgasunglücks von 1984 weltweit traurige Berühmheit erlangte, ge hört ebenso wie die nur wenige Kilometer entfernten buddhistischen Stätten von Sanchi zu den weiteren Sehenswürdigkeiten dieses indischen Herzlandes. Bundesstaat Chhattisgarh Im Jahr 2000 wurde der östliche Teil von Madhya Pradesh abgespalten, wodurch der neue Bundesstaat Chhattisgarh entstand, einer der ärmsten ganz Indiens. Die Bevölkerung (26 Mio.) besteht überwiegend aus Adivasis. Raipur ist Hauptstadt des km 2 großen Staates, der keine besonderen Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Gwalior V/D3 Als eine Stadt aus Tausendundeiner Nacht, eine zwischen Traum und Wirklichkeit schwebende Stadt, Stätte des Zaubers und der Zauberei, wie sie noch Anfang des 20. Jh. der Italiener Luchiano Margrini beschrieb, wird der Reisende diese im äu ßers ten Nordwesten Madhya Pradeshs gelegene Stadt heute kaum erleben. Zwar verfügt sie über eine schöne Altstadt, doch bestimmt inzwischen die wenig beeindruckende Neustadt das Bild der in den letzten Jahren schnell gewachsenen Metropole. Dass Gwalior dennoch eine der meistbesuchten Städte Madhya Pradeshs ist, hat es seinem gewaltigen, auf einem Tafelberg gelegenen Fort mit den darin befindlichen Tempeln und Palästen zu verdanken. Der imposante Anblick des über 100 m aus der Ebene herausragenden Sandsteinfelsens mit seinen Ausmaßen von 2 km Länge und bis zu 850 m Breite faszinierte schon den Mogulkaiser Babur, der es die Perle unter allen Festungsanlagen Hindusthans nannte. Ein Großmogul belässt es selbstverständlich nicht bei dieser Schwärmerei, und so eroberten seine Truppen die Stadt kurz darauf. Neben dem Fort lohnen noch der Ende des 19. Jahrhunderts von den Scindia-Herrschern erbaute Jai-Vilas-Palast und die schönen Grabmonumente zweier Muslim-Heiliger in der Altstadt einen Besuch. Wer sich bei einem Besuch Gwaliors auf diese Hauptsehenswürdigkeiten beschränken will, kann die Stadt innerhalb eines Tagesausfluges von Agra aus bereisen bzw. als Zwischenstopp auf dem Weg dorthin.

10 Atlas S. V, Stadtplan S. 561 Gwalior 559 Geschichte Gwalior erinnert nicht nur durch den die ganze Stadt überragenden Tafelberg stark an die Heldenstadt Chittorgarh in Rajasthan. Beiden gemeinsam ist auch eine höchst abwechslungsreiche Geschichte voller Siege und Niederlagen. Und natürlich wird auch die Entstehungsgeschichte Gwaliors genau wie die Chittorgarhs mit einer Legende verherrlicht, um die besondere Bedeutung der Stadt herauszustellen. Danach soll im 8. Jh. der an Lepra erkrankte Fürst Suraj Sena aus dem Geschlecht der Kachchapaghata während eines Jagdausflugs auf dem Tafelberg Gopalgiri durch einen ihm vom Einsiedler Gwalipa dargebotenen Schluck Wasser geheilt worden sein. Aus Dankbarkeit legte er auf dem Gopalgiri den Grundstein für eine neue, nach dem Einsiedler benannte Stadt. Der Eremit verlieh ihm den Namen Suraj Pal und weissagte ihm, dass sein Geschlecht so lange an der Macht bleiben würde, wie es den Beinamen Pal tragen würde. Über 400 Jahre taten sie genau dies, doch als der 84. Thronfolger seinen Namen in Tej Karan änderte, so endet dieses schöne Märchen, bedeutete dies das Ende der Kachchapaghatas von Gwalior. Historisch erwiesen ist die Besiedelung des Felsens seit Ende des 14. Jh., als die Tomar- Rajputen Gwalior zum Zentrum ihres Fürs - tentums machten. Unter Raja Man Singh ( ), dem einflussreichsten Herrscher des Geschlechts, auf den auch der Bau des bedeutendsten Palastes innerhalb des Forts zurückgeht, konnte 1505 der Angriff der muslimischen Eroberer aus Delhi noch einmal zurückgeschlagen werden, doch 1516 musste sich sein Sohn nach einjähriger Belagerung dem Mann starken Heer Ibrahim Lodis unterwerfen. Für die nächsten 250 Jahre blieb die Fes - tung unter muslimischer Herrschaft, bis sie nach deren Niedergang Mitte des 18. Jh. von den von Süden aufkommenden Marathen eingenommen wurde. In den folgenden Jahren stritten diese mit den Jats und den Briten in erbittert geführten Schlachten um diesen strategisch bedeutenden Ort schließlich wurde Gwalior vertraglich an das Marathen- Geschlecht der Scindias überantwortet, wobei jedoch die Briten die machtpolitischen Fäden in der Hand behielten. Noch einmal 50 Jahre später, während des Sepoy-Aufstands, stand Gwalior im Mittelpunkt der indischen Geschichte, als hier die Rani von Jhansi auf Seiten der meuternden Truppen des Maharajas von Scindia gegen die Briten kämpfte und als Mann verkleidet in vorderster Front ums Leben kam. Ein Denkmal im Stadtzentrum erinnert an diese Freiheitskämpferin. Sehenswertes Das Fort Man sollte für den gesamten Rundweg etwa drei Stunden berechnen und berücksichtigen, dass es auf dem weitläufigen Areal der Fes - tungs anlage keinerlei Verpflegungsmöglichkeiten gibt. Tickets für das Fort sind nur im nordöstlichen Bereich der Anlage beim Man- Singh-Palast erhältlich. Nach dem steilen, etwas holprigen Aufstieg von der Altstadt gelangt man nach Durchschreiten von fünf Zugangstoren und dem abschließenden Hathika Pol (Elefantentor) zur eigentlichen, aus fünf Gebäuden bestehenden Man-Singh-Palastanlage. Der zwischen 1486 und 1516 von Raja Man Singh erbaute Palast ist das beeindruckendste Bauwerk des Forts. Seine 20 m hohen Rundtürme mit der blauen Kachelverzierung und Tiermotiven verleihen dem 1881 restaurierten Palast ein ganz unge- Madhya Pradesh

11 560 Gwalior wöhnliches Äußeres, das ihn deutlich von allen anderen Palästen Indiens unterscheidet. Um so überraschender wirkt dann jedoch die totale Leere im Palast inneren. Die beiden unterirdischen Geschosse, die eigentlich als Refugien gegen die gleißende Sonne gebaut worden waren, wurden während der Mogul-Herrschaft zu Folterkammern umfunktioniert. So ließ Aurangzeb in einem der gruseligen Räume seinen Bruder nach fünfjähriger Gefangenschaft ermorden. Lohnenswert ist auch ein Besuch des kurz vor dem Almagiri-Tor gelegenen Archäologischen Museums (tgl. außer Mo Uhr, Eintritt 100 Rs, Kamera 50 Rs, Video 200 Rs). Es ist im von Man Singh im 15. Jh. für seine Lieblingsfrau errichteten Gujari Mahal, dem Palast der Armreifen, untergebracht. Im sehr schönen Innenhof und den sich daran anschließenden 24 Galerien findet sich eine umfangreiche Skulpturensammlung hinduistischer, buddhistischer und jainistischer Figuren. Da die Beschriftung der einzelnen Objekte sehr zu wünschen übrig lässt, lohnt der Kauf des kleinen, vom Archaeological Survey of India herausgegebenen Büch leins, in dem die einzelnen Skulpturen näher beschrieben werden. Ein Weg auf der östlichen Seite des Forts führt Richtung Süden zu den beiden nebeneinander gelegenen Sas-Bahu-Tempeln. Der größere dieser Ende des 11. Jh. erbauten Vish - nu-tempel erreicht eine Höhe von 30 m. Beide gefallen durch ihre schönen Verzierungen. Vorbei an einem Sikh-Tempel (Gurudwara) sieht man schon von Weitem einen 30 m hohen Turm. Der Teli-ka-Mandir wurde im 9. Jh. erbaut und ist architektonisch wohl das interessanteste Bauwerk der gesamten Anlage. Während das 9 m lange Elefantenrückendach ein typisch südindisches Stilelement darstellt, folgt die reiche Dekoration der Außenwände indo-arischen und damit nordindischen Traditionen. Der über dem 10 m hohen Eingang platzierte Garuda weist den Tempel als Vish - nu-heiligtum aus. Schräg gegenüber liegt der Suraj Kund, aus dessen Wasser dem legendären Suraj Sena eine wundersame Heilung zuteil geworden sein soll. Eine der eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten der Anlage begegnet dem Besucher wäh rend des steilen Abstiegs vom Fort durch das Okawahi-Tor an der westlichen Fort- Mauer. Zu beiden Seiten entlang der Straße stehen in verschiedenen Nischen aus dem Fels geschlagene, bis zu 17 m hohe, nackte Jain- Skulpturen, die die Verkörperungen der 24 Furtbereiter des Jainismus darstellen. Von den insgesamt fünf um den gesamten Berghügel verteilten Gruppen sind die den Südwesteingang flankierenden die beeindruckendsten, weil am besten restauriert. Schon kurz nach ihrer Errichtung im 15. Jh. ließ der Großmogul Babur diese Götzenbilder, wie er sie nannte, zerstören. Doch die Jains bauten sie in den nächsten Jahrzehnten wieder auf. ± Öffnungszeiten: täglich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang geöffnet, der Eintritt zum Fort beträgt 100 Rs, Video 25 Rs. Ein Guide für zwei Stunden kostet 150 Rs. Lohnenswert ist auch der Besuch der jeden Abend von Nov. bis Febr. um Uhr (März bis Okt. um Uhr) in englischer Sprache beim Amphitheater des Man-Singh- Palastes gezeigten Sound and Light Show. Hier wird die wechselvolle Geschichte des Forts nacherzählt. Eintritt hierzu 250 Rs. Insektenspray nicht vergessen! Jai-Vilas-Palast und Scindia Museum Von außen wie innen äußerst bizarr wirkt der 1874 von den Scindias von Gwalior erbaute Palast in der Neustadt Laskar. Der Versuch des italienischen Architekten, eine Kopie des Buckingham Palace zu erstellen, ergab eine

12 Atlas S. V Gwalior 561 Gwalior Gwalior Road Jain Skulpturen Okawahi Pol Jain Skulpturen Agra (120 km) Gwailor Pol Badalgarh Pol Archäologisches Museum Ganesh Pol Man Singh Hathika Pol Palast (Elefantentor) Sound- und Light Show Suraj Kund GWALIOR FORT Sas-Bahu- } Tempel Teli-ka- Mandir n Sikh Tempel Scindia ] School Gwalior Road 11é m Maharani Laxmibai Marg (M.L.B. Rd.) f Flughafen (8 km) Gräber von Mohammed Gauz und Tansen Tansen Road Bahnhof Racecourse Road Gandhi Road Link Road Madhya Pradesh REISE KNOW-HOW 2013 ± Unterkunft 3 Gwalior Regency 4 Tansen Residency 5 The Central Park 6 Hotel Landmark 7 Hotel Mayur 8 Hotel Shelter 12 Usha Kiran Palace Hotel ± Essen und Trinken 1 Indian Coffee House 6 Swad Rest. 8 Blue Fox 10 McDonald's 11 Zayka 12 Silver Saloon Rest., Bada Bar ± Verkehr 2 Busbahnhof 9 Air India 1 [ 2 3 Madhya Pradesh é$ Tourism i é ] DHL 5 ] Stadion ZOO Torbogen 12 Jai Vilas Palast/ m Scindia Museum Jhansi (100 km), Khajuraho (280 km)