Studien- und Begegnungsreise 2010 : Israel / Palästina

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1 1 Studien- und Begegnungsreise 2010 : Israel / Palästina Sieben Schüler der Jahrgangsstufe 12 des Antoniuskollegs hielten sich vom in Israel/Palästina auf. Das Konzept dieser Exkursion basiert auf den Erfahrungen der Studien- und Begegnungsreise Einerseits sollten wichtige Sehenswürdigkeiten der Stadt Jerusalem und Galiläas besichtigt, andererseits durch Begegnungen mit Menschen in Israel/Palästina deren schwierigen Lebensumstände auf Grund des Nahostkonflikts wahrgenommen werden. Erschwert wurden unsere Bemühungen das Programm zu absolvieren dadurch, dass unser Osterfest und das der orthodoxen Kirchen sowie das jüdische Pessachfest fast zeitgleich stattfanden (entsprechende Pilgermassen in Jerusalem) und die Situation an den Checkpoints wegen der jüngsten Siedlungspolitik Israels schwieriger war (durchschnittliche Wartezeit zwischen Minuten). 1. Begegnungsreise Wie schon im Vorjahr war der Ausgangspunkt unserer Reise die Abrahams Herberge in Beit Jala. Beit Jala, ca 750 m ü.m., ist eine kleine palästinensische Stadt, 12 km süd-westlich von Jerusalem und nahe Bethlehem gelegen. Ca Einwohner leben in dieser Stadt, von denen Christen sind: orthodox, katholisch und evangelisch. Der Rest der Einwohner sind Muslime. Die Gemeinde der Evangelischen Lutherischen Kirche der Reformation, die mit fünf anderen Gemeinden zur Evangelischen Lutherischen Kirche von Jordanien/Palästina gehört, wird von Pastor Jadallah Shihadeh geleitet. Gemeindezentrum und Abrahams Herberge

2 2 Getragen von seiner Vision: Das Glück des einen Volkes hängt vom Glück des anderen ab. Der Segen des einen Volkes hängt vom Segen des anderen Volkes ab, entstand im Laufe der letzten Jahre um die Kirche und das Gemeindezentrum eine Sozialstation (Hilfestellung für Bedürftige bei eine Arbeitslosigkeit von über 50%), ein Jungenwohnheim für ca. 50 Jungen aus schwierigsten familiären Verhältnissen zwischen 5 und 17 Jahren und die Abrahams Herberge, ein Gästehaus mit 46 Betten, das als Begegnungsstätte der Friedensarbeit zwischen den drei abrahamitischen Religionen Juden, Christen und Muslimen und zwischen Palästinensern und Israelis dienen soll. Diesem Hotel ist außerdem ein Jugendgästehaus angeschlossen, in dem die Schüler untergebracht waren (Die gesamte Einrichtung bietet ca. 17 Menschen Arbeit und somit Einkommen, mit dem ca. 120 Personen versorgt werden können). Der Besuch des Abrahamszeltes stand natürlich auch wieder auf dem Programm. Dieses befindet sich aber nicht mehr im Flüchtlingscamp Deheshe, sondern in Beit Umar, einem kleinen Ort nördlich von Hebron. Ganz in der abrahamitischen Tradition zieht das Zelt dorthin, wo es gebraucht wird.

3 3 Auch in diesem Ort sind viele Familien arm (hohe Arbeitslosigkeit), deren Kinder unzureichend ernährt, körperlich fehl entwickelt und psychisch traumatisiert. In dieser Situation leistet die Gemeinde Hilfestellung für Kinder, die besonders große Schulschwierigkeiten haben. In dem Zelt (Plastikplanen) erhalten die Kinder eine warme Mahlzeit, Hausaufgabenunterstützung und Möglichkeiten zur kreativen Arbeit (Malen und Musizieren), um insbesondere Aggressionen und Radikalisierungen aufzufangen. Nach einer Begrüßung und Erläuterung des Konzepts haben wir die Möglichkeit genutzt, den Kindern unsere mitgebrachten Spiele vorzustellen und mit ihnen zu spielen In Deheshe, einem von der UN betreuten Flüchtlingscamp in Beit Jala, das seit dem Krieg 1948 aus Israel geflohenen Palästinensern als Notunterkunft dient, leben auf engstem Raum ca Menschen ohne Zukunftsaussichten. Hier hatten wir die Möglichkeit in einem neu eingerichteten Informations- und

4 4 Hilfszentrum für Mütter und junge Familien mit der Leiterin über Familienplanung, Arbeitsmöglichkeiten und Kindererziehung zu sprechen: 2. Studienreise Das moderne Jerusalem: Südwestlich des Stadtzentrums liegt das Regierungsviertel mit der Knesset (Parlament) und dem Israel-Museum. Das Israel-Museum bietet einen guten Einstieg in das Land und die Stadt Jerusalem. Kostbarster Schatz sind die 1947 in Qumran gefundenen Schriftrollen, unter denen sich die vollständig erhaltene Jesajarolle befindet. Sie wird im Schrein des Buches (als Kopie) ausgestellt. Daneben bietet das Museum ein Modell des antiken Jerusalems auf 1000 m² im ursprünglichen Geländeprofil. Moderne Kunst, mit Wechselausstellungen zeitgenössischer Künstler, rundet das Bild ab. (leider dieses mal geschlossen) Modell des antiken Jerusalems zur Zeit Jesu

5 5 Yad Vashem, die zentrale israelische Gedenkstätte und Forschungseinrichtung für den Holocaust ist ein erschütterndes Denkmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden. Im Zentrum der Gedenkstätte befindet sich das Holocaust History Museum mit der Hall of Names, in der die Namen der rund sechs Millionen Opfer verzeichnet und aufbewahrt werden. Besonders beindruckend war für uns das Children s Memorial. In einem unterirdischen, dunklen Raum stehen Glaswände, in denen sich die Flammen von fünf Kerzen unzählige Male spiegeln. Jede Flamme ist Symbol für die Seele eines der 1,5 Millionen Kinder, die dem Holocaust zum Opfer fielen. Eine Frauenstimme nennt ihre Namen, ihr Alter und ihren Geburtsort. Eingang zum Children s Memorial Jerusalemer Altstadt Die Jerusalemer Altstadt, die heiligsten Quadratmeter der Welt, übt auf jeden Besucher eine Faszination aus. Unterteilt in vier Quartiere (armenisch, christlich, jüdisch und arabisch) wird sie von unzähligen Gassen durchzogen, in denen zahllose Geschäfte ihre Waren anbieten und um deren Erwerb auf jeden Fall hartnäckigst zu handeln ist.

6 6 Klagemauer Innerhalb des jüdischen Viertels befindet sich das bedeutendste Heiligtum der Juden, die Klagemauer (Western Wall). Die 48 m lange und 18 m hohe Klagemauer an der Südwestseite des Tempelbezirks ist der einzige Überrest des zweiten (herodianischen) Tempels. Da zu dieser Zeit das Pessachfest stattfand und während der Festtage viele Familien die Klagermauer besuchten, hatten wir die Gelegenheit, die Vielseitigkeit der jüdischen Religion an einem hohen Feiertag kennenzulernen. (Jerusalem Einwohner&Pilger - war am Sederabend so ausgestorben, als wenn bei uns Weihnachten und ein WM Finale mit deutscher Beteiligung zusammenfallen würde. Westernwall - Klagemauer

7 7 Der heiligste Ort in Jerusalem ist sicherlich der Tempelberg (Haram el-sharif), der das Judentum, das Christentum und den Islam eng miteinander verknüpft. Nach Mekka und Medina ist er das bedeutendste islamische Heiligtum. Neben der El- Aqsa-Moschee ist der Felsendom über dem heiligen Felsen Morija (hier sollte Abraham Isaak opfern, hier befand sich das Allerheiligste und von hier trat Mohammed seine Himmelfahrt an) das schönste Gebäude mit seinen prächtigen Fassaden und seiner weit sichtbaren vergoldeten Kuppel. Hebron Hevron Al-Halil Hebron ist nicht nur eine sehr alte Stadt (seit 6000 Jahren eine Stadt), sondern auch die größte palästinensische Stadt im südlichen Teil des Westjordanlandes sowie Industriezentrum und Handelsmittelpunkt in der Umgebung und: Hier befindet sich das Grab Abrahams, des Stammvaters der Juden (Sarah Isaak) wie der Muslime (Hagar Ismael).

8 8 Abrahamsmoschee (rechts das Grab Isaaks, Hintergrund: Mimbar von Sultan Saladin 1191) Neben der Grablegung in dem Heiligtum über der Höhle Machpela (die einst Abraham als Grabstätte für seine Familie käuflich erworben hatte), dessen beiden Zugänge (Moschee und Synagoge) seit dem Massaker von 1994 vom israelischen Militär strengstens bewacht und kontrolliert werden, ist die Altstadt auch immer wieder Schauplatz des Nahostkonflikts. Mitten in der palästinensischen Stadt siedeln ca. 500 radikale Siedler, die von ebensovielen israelischen Soldaten bewacht werden. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Siedlern, Palästinensern und dem israelischen Militär Israelisches Militär (links) beschützt israelische Siedler (Balkon) inmitten der geräumten Altstadt Hebrons

9 9 Auf den Spuren Jesu Ein Klassiker ist natürlich der Weg von der Aussichtsterasse auf dem Ölberg hinunter ins Kidrontal, hinauf zum Löwentor in die Altstadt hinein und entlang der Via Dolorosa bis zur Grabeskirche. Auf dem Weg ins Kidrontal wurde die Auferstehungskapelle im Vorhof einer Moschee auf dem Ölberg, die Pater Noster- Kirche (in dieser kann man das Vaterunser in 80 verschiedenen Sprachen auf schönen Fayencetafeln lesen), die Franziskanerkapelle Dominus Flevit ( hier sieht Jesus den Untergang Jerusalems), das Mariengrab und die Kirche der Nationen im Garten Gethsemane (Ort der Festnahme Jesu) besichtigt. Vielleicht das einzige Gebäude auf der Welt, das von den drei monotheistischen Religionen gemeinsam genutzt wird: Moschee Abendmahlsaal Grab Davids Die Via Dolorosa führt mitten durch das arabische Viertel, vorbei an zahllosen Läden zur Grabeskirche, einem der heiligsten Orte der Christenheit. Der Besuch der Grabeskirche löst bei den meisten Menschen auf Grund der Inanspruchnahme des Ortes durch die unterschiedlichsten Kirchen eine Gefühlsmischung aus Faszination und Befremden aus. So auch bei uns. Vor der Grabeskirche Warteschlange vor dem Grab

10 10 Bethlehem und die Mauer Die meisten Touristen bekommen die Mauer nur am Rande mit, wenn sie mit organisierten Bustouren Bethlehem besuchen. Da wir im Westjordanland untergebracht warten, mussten wir täglich die Checkpoints passieren und haben die Grenzmauer hautnah erlebt, mit allen Konsequenzen (s. Eingangsbemerkung). Neben der Besichtigung der Geburtskirche in Bethlehem haben uns Mitarbeiter der Abrahamsherberge die verschiedenen Aspekte des Schutzwalls (Israel) / Gefängnismauer (Palästina) deutlich gemacht. Checkpoint für Fußgänger, (palästinensische Seite) Shisha-Shopping

11 11 Totes Meer und Massada Ein Tag in der Wüste ist ein schöner Kontrast zur Jerusalemer Geschäftigkeit. Ziel war die Festung Massada, von Herodes dem Großen zu immenser Größe ausgebaut und Schauplatz des Kampfes und Untergangs der Zeloten gegen eine römische Übermacht 70 n.chr. Daraus beziehen der Staat Israel und insbesondere dessen Armee bis heute ihr Selbstverständnis. Festung Massada, im Hintergrund das Tote Meer/Jordanien Ein Erlebnis für sich ist das Bad im Toten Meer. Spätestens hier wird die Bedeutung des Süßwassers, insbesondere die Rolle und Funktion des Jordans im Nahen Osten deutlich spürbar. Die Wüste lebt das Tote Meer aber nicht! Abschluss des Tages war der Besuch Qumrans. Weltberühmt sind die über 2000 Jahre alten Pergamentschriftrollen mit den ältesten Bibeltexten, die 1947 in den Höhlen bei Qumran gefunden wurden.

12 12 Ob es sich bei den Ruinen von Qumran um eine Klosteranlage der Essener handelt oder um das Zentrum eines Landgutes wird aktuell diskutiert. Galiläa Qumran: Höhle Nr.4 im Hintergrund Zum Auftakt unserer Exkursion hielten wir uns im Norddistrikt Israels auf. Untergebracht waren wir im Benediktinerkloster Beit Noah in Tabgha am See Genezareth. Von hier, dem Ort, an dem Jesu Wunder wirkte, Kranke heilte und seine ersten Jünger fand, unternahmen wir verschiedene Touren mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten. Eine große Rundfahrt entlang der syrischen Grenze zum Golan, der jordanischen Grenze zu einer der Quellen des Jordan und nach Safed zurück zum See, zeigte uns die landschaftliche Schönheit des Nordens (Hörner von Hattin, dem Schlachtfeld, auf dem Saladin 1187 den Kreuzfahrern die vernichtende Niederlage beigebracht hatte), Flora und Fauna, die Relikte des 6-Tage-Krieges und die besondere Ausstrahlung Safeds, einer der vier heiligen Städte des Judentums. Ein anderer Schwerpunkt lag auf der Besichtigung der vielen Wirkstätten Jesu: Nazareth (eine arabische Stadt), Kafarnaum mit dem Petrushaus und der ältesten erhaltenen Synagoge, dem Berg der Seligpreisungen und Tabgha selber. Tabgha

13 13 See Genezareth und die "Hörner von Hattin" Kirche der Seligpreisungen auf einem der "Hörner" Relikt von 1967 Zum Abschluss haben wir uns die Wartezeit bis zum Abflug (2:30) am Strand von Tel Aviv verkürzt: