Predigt über Lukas 23,33-49

Transkript

1 Predigt über Lukas 23,33-49 Zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten; Herr, mach uns still und rede du. Amen. Liebe Gemeinde, einen Blick auf das Kreuz mit den Augen des Lukas den möchte ich mit Ihnen heute morgen wagen. An der Wand sehen sie einen Holzschnitt, der in der ersten Lutherbibel von 1534 abgedruckt war. Vom Künstler, der dieses Bild schuf, ist außer seinen Initialen MS wenig bekannt nur dass er in der Werkstatt von Lukas Cranach arbeitete und wohl aus Süddeutschland kam. In der rechten Bildhälfte sehen Sie den Evangelisten Lukas am Schreibpult. Dass es sich um Lukas handelt, zeigt sich an dem Stier, der links unten zu sehen ist. Die Johannesoffenbarung erzählt von vier Gestalten, die um den Thron Gottes herum stehen, mit den Gesichtern eines Menschen, eines Löwen, eines Stiers und eines Adlers. 1 Die kirchliche Tradition hat diese Gestalten den vier Evangelisten zugeordnet, die uns die Geschichte Jesu berichten: den Menschen Matthäus, den Löwen Markus, den Stier Lukas und den Adler Johannes. In vielen Kirchen können Sie die Evangelisten mit diesen Symbolen abgebildet sehen. Hier sehen wir also den Evangelisten Lukas, wie er beim Schreiben aus dem Fenster schaut und dort Jesus am Kreuz hängen sieht. Natürlich wurde Jesus nicht vor dem Fenster von Lukas gekreuzigt, das wusste auch der Künstler. Aber er will damit sagen, dass Lukas Jesu Leben, Sterben und Auferstehen aus seinem ganz persönlichen Blickwinkel betrachtet und beschreibt. Links im Bild ist auf der Bank unterhalb des Fensters Malwerkzeug zu erkennen. Der kirchlichen Tradition zufolge war Lukas auch Maler. In jedem Fall trifft es zu, dass uns Lukas ein ganz besonderes Bild von Jesus vor Augen malt. Das zeigt sich an den vielen Dingen, die Lukas über die anderen Evangelien hinaus von Jesus berichtet. Jesu Gleichnisse vom barmherzigen Samariter und vom verlorenenen Sohn würden wir ohne Lukas nicht kennen. Jesu Salbung durch die Sünderin finden wir ebenso nur im Lukasevangelium wie Jesu Einkehr beim Zöllner Zachäus oder das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner: Gott, sei mir Sünder gnädig! 2 Lukas malt uns Jesus vor Augen als den Retter der Verlorenen und Entrechteten, als den Heiland der Frauen, Zöllner und Sünder. Er zeigt uns Jesus als den Hirten, der dem verlorenen Schaf nachgeht. Übrigens auch die kirchlichen Feste Himmelfahrt und Pfingsten und die dazugehörigen Feiertage hätten wir nicht ohne Lukas. Werfen wir heute also mit Lukas einen Blick auf das Kreuz Jesu auch dort malt uns Lukas Jesus als den Heiland der Verlorenen und Entrechteten vor Augen. Dies zeigt sich besonders an den drei Worten Jesu am Kreuz, die wir wieder nur bei Lukas finden. Ich lese aus dem Lukasevangelium im 23. Kapitel die Verse [Beamer]: 33 Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. 34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. 35 Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. 36 Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig 37 und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! 1 Offenbarung 4,8. 2 Lukas 18,13. 1

2 38 Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König. 39 Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! 40 Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? 41 Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. 44 Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, 45 und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riß mitten entzwei. 46 Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. 47 Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen! 48 Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um. 49 Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles. I. Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die gegen ihn sind Liebe Gemeinde, in den achtziger Jahren richtete eine inhaftierte RAF-Terroristin aus dem Gefängnis ein Gnadengesuch an den damaligen Bundespräsidenten von Weizsäcker. Daraufhin schrieb der damalige Generalbundesanwalt Rebmann an den Bundespräsidenten, er solle dieses Gnadengesuch auf jeden Fall ablehnen, denn diese Terroristin sei (Zitat) gnadenunwürdig. Unabhängig von diesem konkreten Fall: Der Ausdruck gnadenunwürdig ist ein Unwort. Denn der Gnade kann man nie würdig sein. Wenn jemand der Gnade würdig ist, wenn er Gnade verdient hat, dann ist es keine Gnade mehr denn Gnade ist immer unverdient. Das macht der Evangelist Lukas auch bei seinem Bericht von der Kreuzigung Jesu deutlich. Als Fachmann für die unverdiente Gnade, die Jesus schenkt, erzählt Lukas davon, wie er für seine Peiniger betet: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Damit meint Jesus zunächst wohl die Soldaten, die ihn ans Kreuz schlagen. Sie wussten wohl wirklich nicht, was sie taten. Für sie war diese Kreuzigung eine Hinrichtung unter vielen anderen, die sie auf Befehl ausführten. Natürlich kann man ethisch-moralisch die Frage stellen, ob man sich einem Befehl zur Hinrichtung eines Unschuldigen nicht verweigern müsste. Diese Frage wird auch im Blick auf Soldaten gestellt, die im Zweiten Weltkrieg an Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung beteiligt waren. Aber wie auch immer: Für die römischen Legionäre war Jesu Kreuzigung Alltagsroutine. Für sie war er einer von vielen politischen Rebellen, die mit dem Tod bestraft wurden. Die Kreuzigung war bei den Römern aufständischen Sklaven und Rebellen vorbehalten. Jesu Anspruch, der König der Juden zu sein, diesen Anspruch verstanden die Römer als Angriff auf ihre Vorherrschaft. Solche Leute wurden schnell beseitigt. Und über dem Kreuz Jesu wird deshalb sein Vergehen angeschrieben: Dies ist der Juden König. Als solchen verspotten ihn die Soldaten auch: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! Ein toller König, der am Kreuz hängt! Das können sie sich nicht vorstellen. Als Heiden denken sie in weltlichen Maßstäben. Ein König hängt nicht am Kreuz. Ob Jesus der Messias oder Sohn Gottes ist, hat sie vermutlich nicht interessiert. So treiben sie ihren Spott mit ihm und erweisen sich damit der 2

3 Fürbitte unwürdig, die Jesus für sie geübt hat. Aber Jesu Liebe gilt ja gerade denen, die ihrer nicht würdig sind. Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren, schreibt Paulus. 3 Und das ist auch der erste dicke Pinselstrich in dem Bild, das Lukas hier vom Kreuz Jesu malt [Beamer]: Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die gegen ihn sind. Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Jesus betet hier auch für die religiösen und politischen Führer, die dafür gesorgt haben, dass er hingerichtet wird. Viele von ihnen haben durchaus mitbekommen, wie Jesus mit Vollmacht Gottes Reich verkündete und Wunder tat. Aber sein Anspruch, Gottes Sohn zu sein und in seinem Auftrag Sünden zu vergeben, war ihnen ein Dorn im Auge, und so ließen sie ihn beseitigen. Und Jesus betet für sie. Jesus praktiziert die Feindesliebe, die er in der Bergpredigt selbst fordert. Und nur weil er sie praktiziert, können wir das auch. Erst wenn ich verstanden habe: Für die Menschen, die mir das Leben schwer machen, hat Jesus gebetet und ist für sie gestorben, genauso wie für mich dann kann ich auch eine andere Einstellung ihnen gegenüber bekommen. So wie die Frau, die vor Gericht dem Mann begegnete, der bei einem Unfall ihren Sohn totgefahren hat. Und sie geht im Gerichtssaal auf ihn zu und sagt zu ihm: Es war mein Sohn! Doch ich verzeihe Dir. Das ist tatsächlich so geschehen. Jesu Gebet für seine Gegner und Mörder bleibt übrigens nicht wirkungslos. Der römische Hauptmann, der die Kreuzigung beaufsichtigt, kann am Ende nur Gott loben und bekennen: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen! Und in der Apostelgeschichte berichtet Lukas später: Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam. 4 Welche Wirkung könnte es haben, wenn wir Jesus im Gebet die Menschen bringen, die ihn ablehnen! Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die gegen ihn sind. Das malt uns Lukas mit kräftigen Farben vor Augen. II. Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die ihn demütig bitten Der zweite dicke Pinselstrich in Lukas Gemälde vom Kreuz liegt in dem Gespräch, das sich anschließend zwischen den drei Gekreuzigten auf dem Hügel entspinnt [Beamer]. Einer von ihnen stimmt in den Chor der Spötter ein und sagt: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! Er verspottet Jesus nicht als König, sondern verwendet die biblische Bezeichnung Christus, der Gesalbte, auf hebräisch Messias. Offenbar ist dieser Mitgekreuzigte Jude. Vielleicht gehörte er zu den Zeloten, die in einem Guerillakrieg die römischen Besatzer bekämpften. Und weil er römische Soldaten getötet hat, wurde er dann zum Kreuzestod verurteilt. Die Zeloten hofften auch auf den Messias aber sie erwarteten ihn als mächtigen Befreier und Heerführer, der die Römer aus dem Land jagt. Einen Messias, der wie er selbst am Kreuz hängt, kann sich dieser Mann nicht vorstellen. Dann müsste Jesus schon seine Macht beweisen und sich und seine Leidensgenossen vom Kreuz befreien. Doch der dritte im Bunde weist ihn zurecht: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dieser Mann hat den Ernst der Lage erkannt. Er weiß, dass er bald sterben wird und vor den göttlichen Richter treten muss. Der nahe Tod erweckt in ihm die Gottesfurcht. Das erinnert mich an meinen Großvater, der in seinem Leben von Gott und vom Glauben nicht viel wissen wollte. Aber ich werde es nie vergessen, wie er auf dem Sterbebett meine Mutter bat, für ihn zu beten: Du hast doch immer für mich gebetet! Damals wurde mir deutlich: Wenn es ans Sterben geht, dann gibt es keine Diskussionen mehr, ob es Gott gibt und ob man an ihn glauben soll. Der nahe Tod weckte auch in meinem Großvater das Bewusstsein, dass es jetzt ernst wird und er vor Gott treten muss. Ich weiß nicht, ob er die Gnade Jesu noch ergreifen konnte. Ich wünsche es ihm. 3 Römer 5,8. 4 Apostelgeschichte 6,7. 3

4 Der andere Verbrecher weiß, dass er schuldig ist und vor Gott nicht bestehen kann. Das Erschrecken über die eigene Sünde und Unwürdigkeit vor Gott ist der Anfang der Erkenntnis, die zum Heil führt. Und dieser Mann spürt: Jesus ist ohne Sünde, er ist der Erlöser, der ihm helfen kann. Vielleicht hat der Verbrecher die Fürbitte Jesu für seine Mörder schon gehört, und nun vertraut er darauf: Wenn dieser schuldlose Jesus für ihn betet, dann wird Gott darauf hören. So bittet er ihn: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Er glaubt Jesus, dass er König ist in einem Reich, das nicht von dieser Welt ist, und dass Jesus in diesem Reich etwas zu sagen hat. Ich möchte Sie auf ein Gedankenexperiment mitnehmen. Nehmen wir für einen Moment an, Lukas hätte uns dieses Gespräch Jesu mit dem Verbrecher ebensowenig überliefert wie die anderen Evangelisten, es würde also nicht in der Bibel stehen. Und nun stellen Sie sich vor, sie wären im Seelsorge-Team für die Allianz-Tage im November 2010 im Konzil gewesen. In diesem Seelsorge-Team hätte nun die Formulierung eines Gebets erarbeitet werden sollen, das Menschen sprechen können, wenn sie ihr Leben Jesus Christus anvertrauen wollen. Und nun hätte jemand als Gebetsformulierung vorgeschlagen: Jesus, denke an mich in deinem Reich! Da hätten wohl die meisten von uns gesagt: Das ist doch ein bisschen zu wenig. Das ist ja eigentlich ein recht dürftiges Bekehrungsgebet, das dieser Verbrecher am Kreuz hier spricht. Da fehlt die Bitte um Vergebung der Sünden, da fehlt die Bitte, dass Jesus die Führung in seinem Leben übernehmen möge, da fehlt doch so ziemlich alles, was in so ein richtiges Bekehrungsgebet hineingehört. Aber Jesus akzeptiert es! Jesus antwortet auf dieses Gebet mit der vollen Zusage des Heils! Er sagt zu dem Mann: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. Mit anderen Worten: Du kommst in den Himmel! Mit mir! Heute noch! Wenn du diese Zusage von Jesus bekommen willst, dann musst du nicht mit gedrechselten Worte beten. Es kommt nur darauf an, dass du in deinem Herzen aufrichtig bist, wenn du Jesus darum bittest. Diese Aufrichtigkeit des Herzens hat Jesus bei diesem Verbrecher gespürt und gehört in allem, was er gesagt hat. Wer so schlicht und aufrichtig betet, der darf immer mit Jesus zusammenbleiben, in diesem Leben und über den Tod hinaus. Solch ein Gebet kannst du auch nachher beim Abendmahl sprechen, wo dir das Heil angeboten wird, das Jesus am Kreuz erworben hat. Der erste Mensch, den Jesus ins Paradies mitnimmt, ist ein zum Tod verurteilter Verbrecher! Dann dürfte auch für jeden von uns noch Hoffnung bestehen. Wer erkennt und bekennt, dass er Sünder ist und Jesus braucht, und wer Jesus dann um seine gnädige Zuwendung bittet, der empfängt das Heil. Für diesen Verbrecher war es wohl die letzte Chance, vor seinem Tod mit Gott ins Reine zu kommen er hat sie genutzt. Verpass deine Chance nicht! Das ist der zweite dicke Pinselstrich in dem Bild, das Lukas vom Kreuz Jesu malt: Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die ihn aufrichtig bitten. III. Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die ihr Leben wie Jesus in Gottes Hand legen Der dritte Pinselstrich ist das dritte Wort Jesu am Kreuz, das uns Lukas exklusiv überliefert. Kurz bevor er sterben muss, spricht Jesus noch ein Gebet. Und auch er selbst versucht nicht künstlich, mit wohlformulierten eigenen Worten zu beten. Das Sterben ist der falsche Zeitpunkt dafür, um jeden Preis originell sein zu wollen. Jesus nimmt ganz schlicht Zuflucht zu den überlieferten Gebeten seines Volkes. Er betet mit einem Vers aus den Psalmen: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Das ist ein Wort aus einem Vertrauenspsalm. In der Lutherbibel trägt er die Überschrift In Gottes Händen geborgen. In diesem Psalm stehen so vertrauensvolle Bekenntnisse wie Meine Zeit steht in deinen Händen. 5 In diesen Vertrauenspsalm lässt sich Jesus einfach hineinfallen. Er wählt dazu einen Vers aus, der vollständig so lautet: In deine Hände befehle ich meinen Geist; du 5 Psalm 31,16. 4

5 hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott. 6 Jesus verlässt sich auf die Treue seines himmlischen Vaters, der ihn auch im Tod nicht loslassen wird. Auf die Aufforderung der Spötter, sich selbst zu helfen, hat er nicht reagiert. Seine Macht, zu helfen und zu retten, hat Jesus nur für andere eingesetzt; zu seinen eigenen Gunsten verzichtet er darauf. Jesus überlässt es seinem himmlischen Vater, ihn durch die Auferstehung eindrucksvoll ins Recht zu setzen. Jesus rechnet fest damit, dass sein Vater das tun wird; deshalb kann er sich voller Vertrauen in seine Hände geben. So liegt in diesem Gebet Jesu schon die Hoffnung auf die Auferstehung. Wer so stirbt, der stirbt wohl. 7 Für jeden von uns ist irgendwann einmal die letzte Stunde gekommen. Was mich betrifft, so möchte ich einfach dem Vorbild Jesu folgen. Wenn es ans Sterben geht, dann muss ich nicht unbedingt noch einmal beweisen, dass ich schöne Gebete formulieren kann. Da verlasse ich mich lieber auf das, was ich auswendig kann: Psalmen, Gesangbuchverse, Vaterunser. Worte, in die ich mich hineinfallen lassen kann und mich damit Gott anvertraue. Und dann will ich ihm auch vertrauen, dass er mich durch den Tod hindurch trägt und zur Auferstehung führt. Wer sich so Gott dem Vater anvertraut, bekommt ewige Geborgenheit in ihm geschenkt. Dafür kann man übrigens auch vorsorgen der Konfirmandenunterricht ist eine gute Gelegenheit, sich hier eine Sammlung an Gebeten zuzulegen, die einen durchs Leben und Sterben tragen können. Das ist der dritte dicke Pinselstrich in dem Bild, das Lukas vom Kreuz Jesu malt: Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die ihr Leben wie Jesus in Gottes Hand legen. Zum Schluss lässt uns Lukas noch einen Blick auf die Menschen werfen, die das alles mit angesehen haben: Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um. Die Passanten und Schaulustigen schlagen sich an die Brust. Das kann ein Zeichen der Betroffenheit oder der Klage sein. Sie kehrten wieder um. War es eine Umkehr oder nur eine Heimkehr? Sind sie zuhause einfach wieder zur Tagesordnung übergegangen, das Leben muss ja schließlich weitergehen? Oder sind sie in sich gegangen wie der Zöllner in dem Gleichnis Jesu? Er, so überliefert es uns Lukas, schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ein ebenso schlichtes Gebet wie das des Verbrechers am Kreuz und Gott hat es erhört. Wie gehst du nach Hause, nachdem du einen Blick auf Jesu Kreuz geworfen hast? Nimm diese drei Pinselstriche mit: Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die gegen ihn sind. Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die ihn demütig bitten. Jesu Kreuz bedeutet Heil für die, die ihr Leben wie Jesus in Gottes Hand legen. Amen. 6 Psalm 31,6. 7 PAUL GERHARDT, EG 85,10. 5