Um Gottes Willen! was will Gott? von Hermann Trusheim

Transkript

1 Glockenläuten / Musik zum Eingang Um Gottes Willen! was will Gott? von Hermann Trusheim VOTUM Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gem.: Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. EG 584 Meine engen Grenzen EG 467 Hinunter ist der Sonne Schein PSALM (Ps 139 in Auswahl, evtl. im Wechsel zu sprechen) Herr, du erforschest mich und kennst mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; Du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich Und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht schon wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. EHR SEI DEM VATER GEBET Wir beten: Herr, unser Gott, am Ende dieses Tages führst du uns zusammen. Du schenkst uns Zeit, uns zu besinnen auf dein Wort und deinen Willen. Du kennst unseren Glauben und unsere Zweifel, unsere Fragen, unsere Not,

2 unsere Hoffnung und Sehnsucht. Unbegreiflich bist du uns und doch nahe. Nicht zu erfassen aber zu erfahren in deinem Wort und im Gebet, im Singen und in der Stille, in der Liebe und im Leben nach deinem Willen. Dazu gib uns deinen Geist. Amen. EG 445, 1+5 Gott des Himmels und der Erden EG 640 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen EG 378, 1+5 Es mag sein, dass alles fällt HINFÜHRUNG Um Gottes Willen! ruft einer, weil er nicht will, dass etwas Schlimmes passiert. Um Gottes Willen! seufzt eine und ist froh, wenn eine Gefahr vorbei ist. Um Gottes Willen! klingt es flehend - eine Bitte, die inständig vorgetragen wird. So viel kann bei Menschen dahinterstecken, wenn sie Um Gottes Willen! schreien, flüstern oder denken. Aber was steckt eigentlich auf der Seite Gottes dahinter? Was will eigentlich Gott? Die Zehn Gebote. Da steht, was Gott will. Die Zehn Gebote, die Gott seinem Volk durch Mose gibt, am Berg Sinai, in der Wüste, auf dem Weg ins Land der Verheißung. So lauten die Zehn Gebote in der Fassung Luthers nach dem 20.Kapitel des 2.Mosebuches (EG796). Auch heute noch lernen sie die Konfirmanden so: LESUNG Ich bin der Herr, dein Gott: Du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. Du sollst den Feiertag heiligen. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dir s wohlgehe und du lange lebst auf Erden. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist. STILLE BESINNUNG Die Zehn Gebote sagen, was Gottes Wille ist. So einfach. Und doch auch wieder gar nicht. Die Zehn Gebote klingen sie nicht eher wie Verbote? Da steht doch so oft du sollst nicht

3 Das hört sich doch eher danach an, als sei Gottes Wille etwas, was uns Menschen entgegensteht. Konfirmanden reagieren erstmal ablehnend, wenn sie die Zehn Gebote lesen: Alles verboten, was Spaß macht. Und damit fällt auch gleich ein Urteil über den Glauben Glauben bedeutet eine Lebenseinschränkung. Da gibt es dann den Gott, der nicht will, dass ich mache, was ich will. Gottes Willen nimmt mir die Freiheit. Dabei ist es ganz anders gemeint: Gottes Willen schenkt mir Freiheit. Die Zehn Gebote sind Zehn Freiheiten, wie der Theologe Ernst Lange vor fünfzig Jahren formuliert hat. Wie passt das zusammen: Gebote und Freiheiten? Die Einleitung der Zehn Gebote im 2.Buch Mose macht das deutlich: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Sklaverei Ägyptens herausgeführt hat. Das ist die Grundlage, auf der Gott seinem Volk die Zehn Gebote gibt: Er hat sie aus der Sklaverei befreit. Das ist die Absicht, die Gott mit den Zehn Geboten verbindet: Er will sein Volk in die Freiheit, in das Land der Verheißung führen auch durch die Wüste. Die Zehn Gebote sind Zehn Freiheiten. Eben noch haben die Konfirmanden Gott als Spaßbremse für ihr Leben bezeichnet, jetzt werden sie durch diese Aussage herausgefordert: Formuliert die Zehn Gebote als Zehn Freiheiten! Es ist erstaunlich und befreiend für den Glauben, was dann dabei herauskommt: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir daraus wird: Niemand darf mich unter die Macht menschenverachtender Herrscher, Systeme und Götzen zwingen. Der eine Gott befreit mich davon, und er meint es gut mit mir. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes nicht unnütz gebrauchen. ist eine Freiheit, denn sie meint: Ich muss Gott nichts versprechen, damit er mir hilft. Gott ist freiwillig mein Freund. Du sollst den Feiertag heiligen kann man heute ganz einfach als Freiheit formulieren: Du musst dir nicht so n Stress machen, chill mal, Gott tut s auch. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Dazu fällt Konfirmanden ein: Es geht um Respekt dann gibt s auch Freiheiten. Du sollst nicht töten. bedeutet für junge Leute: Jeder darf so leben wie er will aber die Grenze meiner Freiheit ist die Freiheit der anderen. Du sollst nicht ehebrechen jungen Menschen ist wichtig: Deine Beziehungen sind deine Sache und deine Freiheit. Niemand hat da reinzureden oder sich einzumischen. Du sollst nicht stehlen. Auch dahinter steckt eine Freiheit, nämlich: Du darfst was ganz für dich haben. Abgeben ist o.k., wegnehmen nicht. Du sollst nicht falsch Zeugnisreden. wird als Ermutigung verstanden: Hab Mut, die Wahrheit zu sagen. Nur so bist du echt frei. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Weib, Knecht Magd, Vieh, noch alles, was er hat. - Hier entdeckten die Konfis diese Freiheit: Du brauchst nicht neidisch zu sein. Mach dich davon frei, denn das macht nur kaputt. Mach lieber dein eigenes Ding, das bringt mehr. Manche der neuen Freiheiten aus den alten Geboten bringen zum Nachdenken, manche zum Schmunzeln. Manche möchte ich mir auch zu Eigen machen. Eins zeigt mir diese Beschäftigung mit den Zehn Geboten: Nach Gottes Willen soll ich in Freiheit leben. So werden aus den Zehn Geboten Zehn Angebote zum Leben in Freiheit für mich. Auch wenn es manchmal durch die Wüste geht, diese Lebensangebote geben mir immer wieder Orientierung auf dem Weg ins Land der Verheißung.

4 Um Gottes Willen in Freiheit leben das ist sein Angebot, ich darf mich darauf verlassen und es annehmen - Glauben als Lebensmöglichkeit wahrnehmen. (Anregung: Die von den Konfirmanden erarbeiteten Texte können von einem anderen Sprecher vielleicht einem Konfirmanden gesprochen werden) EG 395 Vertraut den neuen Wegen EG 560 Es kommt die Zeit FÜRBITTEN (Die Fürbitten können auf mehrere SprecherInnen verteilt werden.) Wir wollen Fürbitte halten. Wer kann, stehe bitte dazu auf. Ich/Wir lade/n ein, den Gebetsruf mitzusprechen: Herr, erhöre uns. Herr, unser Gott: Hilf uns, die Freiheit zu erkennen, die du uns schenkst. Hilf uns zu leben als Geschöpfe deiner Freiheit. Hilf uns, den Zwängen zu widerstehen, die unser Leben in Freiheit einschränken wollen, und die Zwänge erkennen, denen wir unbewusst unterliegen. Du hast uns zur Freiheit berufen. Steh uns bei, dass wir sie nicht auf s Spiel setzen indem wir uns abhängig machen lassen von vermeintlichen Glücksangeboten und Versprechungen. Lass uns erkennen und widerstehen, wenn andere uns für ihre Zwecke einspannen wollen und ausnutzen. Zu unserer Freiheit gehört, dass wir Ruhe finden und Zeit und Stille, damit wir uns auf dein Wort besinnen können. Steh uns bei, dass wir diesen Freiraum verteidigen und nicht zulassen, dass aus dem Sonntag ein Alltag wird. Wir brauchen gute Beziehungen zu dir und den Menschen um uns. Lehre uns streiten mit dem Ziel, Lösungen zu finden, vergeben, auch wenn es nicht leicht ist. Öffne unsere Augen für die Vorurteile, die uns das Leben mit anderen schwer machen, führe uns zu Toleranz und Respekt. Lass uns durch dich Wege der Versöhnung finden und beschreiten. Dein Wille ist das Leben und nicht der Tod. Stärke uns, damit wir für das Leben eintreten und dem Tod entgegentreten. Stärke alle, die sich um Menschen in Not an Leib und Seele sorgen. Stärke die, die für das Überleben der Flüchtlinge eintreten und ihre Lebensmöglichkeiten bei uns. Stärke alle, die für den Frieden sorgen in Wort und Tat. Nach deinem Willen haben wir Freiheit, unser Leben zu gestalten. Hilf uns, verantwortlich mit dieser Freiheit umzugehen. Die Freiheit anderer zu achten, die eigene Freiheit so zu gestalten, dass die Liebe bleibt. Gib uns die Kraft, auch mit dem Scheitern von Beziehungen umzugehen und neue Anfänge zu wagen.

5 Ohne Gerechtigkeit wird es keine Freiheit geben. Erinnere uns daran, damit wir nicht auf Kosten anderer leben, der Menschen in unserer näheren Umgebung und der Menschen auf der ganzen Welt. Hilf uns so zu leben, dass auch die Menschen nach uns noch eine lebenswerte Welt haben. Schenke uns Geduld und Kreativität im Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Lass alle, die hier Entscheidungen treffen, Einsichten in deinen Willen finden. Zweifel treiben uns um, manchmal Verzweiflung. Schicksalsschläge, Brüche und Scheitern scheinen manchmal unser Leben zu bestimmen. Wir fragen nach Gott angesichts des eigenen Leidens und des Leidens anderer. Tröste uns, Gott, sende uns Zeichen deiner Gegenwart durch dein Wort, im Gebet, in der Begegnung mit Menschen, die deine Liebe weitergeben. Lass uns selbst solche Boten nach deinem Willen sein. Wir rufen zu dir: Herr, erhöre uns. In der Stille sagen wir Gott, was uns persönlich bewegt und umtreibt: STILLE Erhör uns, lieber Herr. Herr, unser Gott, hilf uns die Freiheit erkennen, die du uns schenkst und die Verantwortung wahrnehmen, in die diese Freiheit uns stellt. Gib uns den Mut und die Besonnenheit, für unseren Glauben einzutreten, in der Welt, in der wir leben. Schenke uns im Zusammenleben der Religionen Toleranz im Umgang miteinander und Weisheit im Gespräch miteinander. Hilf uns, unser Leben zu gestalten, wie es deinem Willen entspricht. Lehre uns die Freiheit anderer achten und die eigene ergreifen. Stärke die Bemühungen um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in aller Welt. Mach uns zu Boten deiner Freiheit. Tröste uns, wenn wir scheitern, schenke uns deine Geborgenheit, wenn wir zweifeln, richte uns auf, wenn wir den Mut und die Zuversicht verlieren. Schenke uns dienen Geist, der Glauben schafft und Freiheit. Gemeinsam beten wir wie Christus uns gelehrt hat VATER UNSER EG 364 Was mein Gott will gescheh allzeit EG 482 Der Mond ist aufgegangen SEGEN MUSIK ZUM AUSGANG