1 Ein Beitrag zur Geschichte des Schachsports in Malchow von Jörg Schmidt, 1. Vorsitzender SV Malchower Schachinsel e.v.

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1 1 Ein Beitrag zur Geschichte des Schachsports in Malchow von Jörg Schmidt, 1. Vorsitzender SV Malchower Schachinsel e.v. Ich beginne diesen Beitrag zur Schachgeschichte in Malchow mit Dokumenten aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg als die Menschen nach langen Jahren der Entbehrung einen regelrechten Kulturhunger entfalteten. In Malchow hat sich im Rahmen des Kulturbundes bald eine rege Schachkultur entwickelt. Ein Schachvergleich zwischen Plau und Malchow an 32 Brettern wird 1947 ausgetragen. 1 Und am schlug Plau Malchow 10 : 8 in einem Schachwettkampf. 2 Leider stand mir aus dieser Zeit bisher wenig Archivmaterial zur Verfügung und Zeitzeugen gibt es nicht mehr. 1952: Die Stadtmeisterschaft von Malchow verteidigte Beutner 29 Punkten (aus 32 Runden) vor Weisbrich jr Schachfreund Helmut Beutner war nach dem Krieg einer der Motoren des Malchower Schachlebens. Er war vor allem im Nachwuchsbereich sehr aktiv und arbeitete viele Jahre im Schulschach. In der Zeitschrift Schach wird zu Beginn der 50er Jahre mehrfach über das Schulschach in Malchow in der Rubrik Der Schachtürmer, geschrieben vom Potsdamer Hans Dörfel, berichtet: In Malchow, Mecklenburg, waren am ersten Spielnachmittag 5 Schüler zaghaft erschienen und am folgenden Spieltag an 2 Schulen plötzlich je 23 Teilnehmer beim Schachspielen! Rektor Siebke von der Goethe-Schule sprach zu einem Schulappell begeistert über das Schachspielen. Hoch das Lied vom braven Mann : Im Bezirk Neubrandenburg erhält Friedland starke Konkurrenz durch Malchow im Kreise Waren, das zwar geographisch näher an Schwerin grenzt, aber mit Sportfreund Beutner den rechten Mann besitzt, der mit eigenen guten Lehrmethoden Schulschach zu lehren versteht. Vor allem spielen dort Mädchen und das sehe ich immer besonders gern! Schulmeister in Malchow (wurden) Horst Rönneburg, Christel Schröder, Manfred Runow, Ursula Burmeister, Wolf-Dieter Hennings und Ursula Schulz 5. Erste Erfolge stellten sich bald ein. Im Schachjahrbuch der DDR des Jahres 1957 sind die Ergebnisse der Jugendbezirksmeisterschaft 1956 veröffentlicht: 15. Schröder, 16. Burmeister, 17. Drefahl, 19. Parchmann, 20. Tiedke (alle Malchow). Sektionsleiter der Sektion Schach der BSG Fortschritt Malchow war damals Walter Schwerin (Am Wasserwerk), Technischer Leiter der Sektion Schach ist Christian Struck. Auch überregional waren Malchowerinnen erfolgreich und bestimmten bei den Mädchen über viele Jahr das Niveau im Mädchenschach der DDR mit gewann die 10 jährige Ingrid Pölkow die DDR-Meisterschaft der Pioniere. Ingrid wiederholte diesen Erfolg als DDR-Schülermeisterin 1960 und 1961 und DDR- Jugendmeisterin Im Schachjahrbuch der DDR 1960 wird Albert Lemke, Güstrower Straße 68 ( Zigarren- Lemke ) als Sektionsleiter Schach der BSG Fortschritt Malchow geführt, es gibt 18 Mitglieder in der Sektion Schach und eine Mannschaft spielt in der Bezirksliga. Bei der Bezirksmeisterschaft Ostern 1962 belegt Gerhard Hecht im Nebenturnier Rang 3 und Ingrid Pölkow wird als 14jährige Frauen-Bezirksmeisterin 6. Bei der DDR-Jugendmeisterschaft 1962 in Saßnitz auf Rügen wird Ingrid Pölkow Zweite und im Finalfeld taucht eine zweite Jugendliche aus Malchow auf: Ulla Schwier wird Achte. Bei den in Colditz (Sachsen) ausgetragenen Pioniermeisterschaften der DDR 1962 wird die 10jährige Helma Beutner Zweite 7. 1 Deutsche Schachblätter Deutsche Schachblätter 09/ Deutsche Schachblätter 05/ Schach 21/ Schach 03/ Schach 06// Schach 10/1962

2 2 In 8 wird über die Mannschaftsmeisterschaft der DDR der weiblichen Jugend 1963 berichtet, die überraschend von der Oberschule Waren gewonnen wird. Die Mannschaftsaufstellungen werden zwar im Artikel nicht benannt, aber es ist zu vermuten, dass Ingrid Pölkow und Ulla Schwier und weitere Mädchen aus Malchow dabei waren. Anlässlich des 14.Jahrestages der DDR fand am ein bezirksoffenes Mannschaftsblitzturnier statt, dass von Lok Waren gewonnen wird. Fortschritt Malchow belegt den Zweiten Platz vor Lok Neustrelitz. Ingrid Pölkow erhält die Ehrennadel des Deutschen Schachverbands in Bronze für die Erringung des Titels Deutsche Jugend- Meisterin Beim Finale der 12. Bezirksmeisterschaften des Bezirks Neubrandenburg in Eggesin gewinnt zum 4.Male Manfred Dohnow aus Waren den Bezirksmeistertitel und Gerhard Hecht aus Malchow belegt hinter dem Neustrelitzer Witt den 3. Rang und Siegfried Pfeiffer (Malchow) wird Vierter. Die B-Gruppe wurde vom Malchower Wolf Schröder gewonnen. Sportfreundin Hecht aus Malchow wird Dritte im B-Turnier und damit Bezirksmeisterin bei den Frauen Ingrid Pölkow ist durch Krankheit an der Teilnahme verhindert und den Bezirksmeistertitel der weiblichen Jugend gewinnt Ulla Schwier 10. Bei der Deutschen-Jugendmeisterschaft 1964 gewinnt die 12jährige Helma Beutner als jüngste Teilnehmerin den Titel 11. Im Beitrag wird erwähnt, dass Helma bereits seit dem dritten Lebensjahr Schach spielt und eine gute Schülerin mit einem Leistungsdurchschnitt von 1,5 ist. Bei der Deutschen Meisterschaft der DDR 1965 der weiblichen Jugend 1965 erreicht Ulla Schwier den 2. Platz 12. Unter dem Titel: Helma Beutner und Rainer Möbius Pioniermeister wird über die Einzelmeisterschaften der Pioniere in Weißwasser 1967 berichtet: Helma Beutner kam überlegen zum vierten Mal hintereinander zum Erfolg eine großartige Leistung." 13 In diesem Turnier gewann Helma Beutner gegen alle Gegnerinnen und hatte 2 Punkte Vorsprung vor der Zweiten. Sie spielte dieses Turnier aber nicht mehr für Fortschritt Malchow, sondern startete für Waren. Ingrid Pölkow hatte mir später berichtet, dass es oft Differenzen zwischen Herrn Beutner und dem Malchower Verein gab, was den Wechsel seiner Tochter nach Waren erklärt. Die Spuren von Helma Beutner und Ihrem Vater verlieren sich dann in den Statistiken, wahrscheinlich hat Helma Malchow verlassen, um eine Ausbildung aufzunehmen und das Schachspielen aufgegeben wurde in der Malchower Touristenstation vom 3.-8.Juli die erste Müritz-Schachwoche, ein DDR-offenes Einzelturnier für Jugendliche, ausgetragen. Dieses Turnier wurde von Horst Wünsche, dem Direktor der Grundschule Alt Schönau organisiert, und wurde bis 1969 dreimal veranstaltet. Ende der 60er Jahre hatte der Lehrer Paul-Friedrich Maltzahn die Schulschachausbildung in Malchow übernommen. Bei der Dritten Müritz-Schachwoche 1969 belegten Roland Maltzahn und Jörg Schmidt die Plätze 2 und 3 im B-Turnier 14. Aber ich muss noch einmal auf Ingrid Pölkow zurückkommen. Ingrid hat in Dresden studiert und dort Ihre erfolgreiche Schachkarriere fortgesetzt. Bei der 4. Deutsche Studentenmeisterschaft der DDR in Binz 1968 konnte Ingrid den Titel erringen: Ingrid Pölkow spielte aufmerksam...,wodurch die Studentin der Ingenieurökonomie der TU Dresden Studentenmeisterin der DDR 1968 wurde. 15 Bei der DDR-Mannschaftsmeisterschaft der Frauen 1968/69 gewinnt Lokomotive Dresden. Ingrid Pölkow spielte in der Meistermannschaft und erzielte 9 Punkte aus 13 Partien an 8 Schach 04/ Schach 11/ Schach 08/ Schach 09/ Schach 10/ Schach 10/ Schach 10/ Schach 11/1968

3 3 Brett Leider erkrankte Ingrid kurz nach Beendigung Ihres Studiums schwer und konnte Ihre Schachlaufbahn nicht fortsetzen. Trotzdem behielt Sie Ihre Freude am Schachspiel und war ab 1984 beim Neubeginn des Malchower Schachsports beteiligt qualifizierten sich Roland Maltzahn und Jörg Schmidt für die Bezirksmeisterschaft der Jugend, die im Mai 1970 in der Jugendherberge Feldberg ausgetragen wurde. Wir belegten die Plätze 4 (Roland Matzahn) und 7 (Jörg Schmidt) 17. Roland Matzahn begann dann eine Ausbildung außerhalb von Malchow nahm Jörg Schmidt noch einmal an einer Jugendbezirksmeisterschaft in Teterow teil und konnte den geteilten Platz belegen 18. In den Jahren gab es auch eine Männermannschaft in der Bezirksklasse Neubrandenburg in der ich auch mitspielte. Wir spielten gegen Penzlin, Milmersdorf, Jarmen, Lychen, Priborn und Stavenhagen. Die Spielabende fanden freitags im Klubhaus statt, das damals von Gustav Köhn geleitet wurde. Zur Mannschaft gehörten damals W.Schröder, S. Pfeiffer, P.-F. Maltzahn, Lüß und K. Hammermeister. Auch ich verließ dann 1973 nach dem Abitur Malchow. Bei der NVA konnte ich bei Vorwärts Stallberg weiter aktiv Schach spielen. Die Mannschaft war gerade in die Regionalliga Nord, die höchste regionale Spielklasse der Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg aufgestiegen und suchte einen Nachwuchsspieler, da es damals die Verpflichtung gab, das in jeder Mannschaft ein Jugendlicher mitspielen muss. Ich konnte in der Saison 1973/74 mit 10,5 Punkten aus 14 Runden das Vertrauen der Stallberger rechtfertigen. Nach der NVA-Zeit studierte ich in Dresden und spielte für die HSG Uni Dresden in der ersten Mannschaft. Nach dem Studium kehrte ich im September 1980 nach Malchow zurück. In Malchow gab es keinen Schachverein mehr und so spielte ich zunächst für Lok Waren sprach mich der damalige Vorsitzende der BSG Fortschritt Malchow Roland Kersting an, ob ich den Aufbau einer Schachabteilung übernehmen würde. Ich sagte zu und damit wurde ich vom gemeinen Schachspieler zum Sektionsleiter Schach bei der BSG Fortschritt Malchow. Es wurden zunächst durch Aushang im Teppichwerk interessierte Schachspieler und Schachspielerinnen gesucht. Es meldeten sich Ingrid Pölkow und Kuno Hammermeister, die beide im Teppichwerk arbeiteten. Später kamen noch Uwe Haase, Joachim Wendel, Siegfried Pfeiffer, Gerhard Hecht und mein Schwager Gerd Zillmann und andere hinzu. Wir bekamen von der BSG Fortschritt Malchow Mittel zum Erwerb von Spielmaterial (einige Reste fand ich noch im Klubhaus), aber da tauchte schon ein erstes Problem auf. Um an Wettkämpfen teilnehmen zu können brauchten wir Schachuhren und die waren in der DDR ein Exportschlager und nur mit guten Beziehungen im Sportwarenhandel zu bekommen. Ich wandte mich an den Leiter der Technischen Kommission im BFA Schach des Bezirkes Neubrandenburg Egbert Benik und schilderte ihm mein Problem. Schon bald kam die Nachricht, dass die Schachfreunde aus Neustrelitz uns helfen konnten (Sie hatten gute Kontakte zur dortigen Spowa) und somit waren wir wettkampfbereit und konnten mit einer Vierer-Mannschaft in der Saison 1985/86 in der 2. Bezirksklasse Neubrandenburg starten. In dieser Spielklasse spielten wir bis Mit der Gründung des Landesschachverbandes Mecklenburg-Vorpommern stieg der Malchower SV /93 in der Bezirksliga auf. Dort wurde an acht Brettern gespielt, ein Zeichen dafür, dass es mit der Mitgliederzahl aufwärts ging. Es folgten noch 2 Abstiege in die Bezirksklasse (1994/95 und 1998/99). Durch die Gründung des eigenständigen Schachvereins SV Malchower Schachinsel 1997 stabilisierte sich die Mannschaft personell, vor allem auch durch die Nachwuchsarbeit, außerdem waren wir in der Region inzwischen so bekannt, dass auch Schachfreunde aus der Region z.b. aus Plau und Waren zu uns kamen. In der Saison 2000/01 konnte der 1. Platz in der Bezirksliga erzielt werden und damit war der Aufstieg in die 2. Landesliga (die zweithöchste Spielklasse in MV) verbunden. In dieser Spielklasse spielen Malchows Schachspieler zur Zeit immer noch und belegten in den letzten Jahren stets Plätze im Vorderfeld.. Ich hatte bereits kurz die Nachwuchsarbeit erwähnt, die für den Mitgliederzuwachs enorm wichtig war. Mit der Gründung der Sektion Schach wurde auch sofort mit der 16 Schach 08/ Schach 08/ Schach 08/1972

4 4 Nachwuchsarbeit begonnen. Hierbei unterstützte mich zunächst mein Schwager Gerd Zillmann, später waren es dann meine Söhne Martin und Robert sowie Rickert Reeps. Medaillen bei Landeseinzelmeisterschaften der Schachjugend M-V gewannen: 1992 Michael Bremer u13m 2.Platz 1994 Dagmar Köhn u13w 3.Platz Michael Bremer u15m 2.Platz 1995 Dagmar Köhn u15w 3.Platz 1996 Dagmar Köhn u15w 3.Platz 1998 Dagmar Köhn u20w 3.Platz 1999 Dagmar Köhn u18w 2.Platz 2002 Kathrin Nützmann u16w 3.Platz 2004 Ulrike Schöbel u12w 2. Platz 2005 Ulrike Schöbel u14w 2.Platz 2006 Ulrike Schöbel u14w 1.Platz 2007 Man-Thi Tran u14w 2.Platz Ulrike Schöbel u16w 2.Platz 2008 Ulrike Schöbel u16w 1.Platz Man-Thi Tran u16w 2.Platz 2009 Man-Thi Tran u16w 2.Platz Ulrike Schöbel u18w 2.Platz 2010 Ulrike Schöbel u18w 1.Platz Ulrike Schöbel nahm als Landesmeisterin 2006, 2008, und 2010 an den Deutschen Meisterschaften der Schachjugend teil und konnte bei Ihrer letzten Teilnahme 2010 in Oberhof mit Rang 13 ihr bestes Ergebnis erzielen. Neben den Jugendeinzelmeisterschaften wurde auch an Jugendmannschaftswettkämpfen und Schulschachmeisterschaften teilgenommen. Einen großen Erfolg errangen 1994 Michael Bremer, Rickert Reeps, Michael Dau und Christoph Gräf mit dem ersten Platz bei der Schulschachlandesmeisterschaft. Damit war die Teilnahme an den Norddeutschen Schulschachmeisterschaften in Neumünster verbunden. Die Mannschaft mit Ulrike Schöbel, Aaron Göpper, Robert Lange und Eric Wahrmann konnte 2003 (u12), 2006 (u14) und 2008 (u16) dreimal den 2. Platz in der Landesvereinsmeisterschaft belegen und sich damit für die Norddeutschen Meisterschaften in Magdeburg (2003 und 2006) und in Verden (2008) qualifizieren. Mit dem Neubeginn des Malchower Schachlebens 1985 wurden bald auch wieder Schachturniere in Malchow veranstaltet und 1988 wurde im Teppichwerk die Bezirkseinzelmeisterschaft des Bezirks Neubrandenburg im Schnellschach ausgetragen und 1989 wurde der Sektion Schach der BSG Fortschritt Malchow die Ausrichtung der Bezirksmeisterschaft im Schach übertragen. Im Februar 1989 wurden die Meisterschaften in einem Ferienheim in Silz ausgetragen. Seit 1994 wird jährlich um die Weihnachtszeit das offene Malchower Weihnachtsturnier als Schnellschachturnier organisiert. Einen besonderen Höhepunkt gab es 1999, als dem Verein die Ausrichtung der Norddeutschen Blitzeinzelmeisterschaft, ein Vorturnier zur Deutschen Blitzmeisterschaft, übertragen wurde. Diese wurde am 06.Juni 1999 in der Werleburg ausgespielt und Bürgermeister Stein eröffnete die Veranstaltung am Brett von Großmeister Karsten Müller aus Hamburg. Am Start waren die 30 stärksten Blitzschachspieler aus den Ländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Hamburg und Bremen. Seit 2006 wird zu Beginn der Winterferien die Landeseinzelmeisterschaft der Schachjugend in der Aula der Fleesenseeschule ausgetragen. Der Malchower Schachverein ist hierbei ein verlässlicher Partner der Schachjugend NMV geworden. Soweit mein Beitrag zur Schachgeschichte in Malchow. Sicherlich lässt sich einiges durch weitere Recherchen noch vertiefen. Aber der Umfang des Gesamtwerkes zur Geschichte des Sports in Malchow ließ nur einen begrenzten Umfang zu. Für Hinweise von Lesern und Leserinnen zur Ergänzung des Inhalts wäre ich dankbar.