Einleitung zur Aktion Lebenswege mit dem Mut zum NEIN sagen und dem JA zu sich selbst
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- Hansi Brahms
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Transkript
1 Gottesdienstablauf auf einen Blick Orgelvorspiel Begrüßung Lied: Dich rühmt der Morgen oder Morgenlicht leuchtet, EG 455 Einleitung zum Psalmghebet Psalm 22 im Wechsel Lied: du bist mein Zufluchtsort oder Ehr sei dem Vater und dem Sohn, EG 177, 1 Einleitung zum Kyrie Eleison Kyrie, gesungen EG178, 12 Gloria gebet Lied: Lobe den Herrn, meine Seele oder Allein Gott in der Höhe sei Ehr, EG 179, 1 Anspiel Lied: Meine engen Grenzen oder Lob Gott getrost mit Singen, EG 243 Einleitung zu den Briefen 1. Brief, Musik 2. Brief, Musik 3. Brief Lied: Wagt euch zu den Ufern oder Vertraut den neuen Wegen, EG 395 Einleitung zur Aktion Lebenswege mit dem Mut zum NEIN sagen und dem JA zu sich selbst Lied: Du bist da wo Menschen leben oder Himmel, Erde Luft und Meer, EG 504 Glaubensbekenntnis Ankündigungen und Kollekte Fürbitten Vater Unser Lied: Gottes Segen behüte dich nun oder bewahre uns Gott, EG 171 Segen Orgelnachspiel
2 Das Zepter in die Hand nehmen: Waschti und Esther. Lebenswege. Der Mut zum Nein-Sagen und Ja zu sich selbst. Gottesdienst zum Frauensonntag, 21. September Vorbereitet von Frauen aus der Propstei Bad Gandersheim. Vorbemerkung: Kleidung: Schwarz oder Weiß oder Schwarzweiß mit einem bunten Tuch! Stifte und Zettel liegen in den Kirchbänken. Körbe zum Einsammeln. Es ist gut, ein Zepter in die Hand zu nehmen, z.b. aus gebundenen Blumen oder einen einfachen Stab. Orgelvorspiel Begrüßung Votum: Gnade sei mit uns und Friede, von Gott, unserem Ursprung und von Jesus Christus, zu dem wir gehören. Amen. Das Zepter in die Hand nehmen: Waschti und Esther. Herzlich willkommen zum Gottesdienst am Frauensonntag in der -Kirche in. Für diesen Gottesdienst haben viele Frauen das Zepter in die Hand genommen. Sie haben sich in das Buch Esther hineingelesen, biblische Frauengeschichte entdeckt und die eigene Geschichte damit verbunden. Das Zepter in die Hand nehmen: Waschti und Esther. Lebenswege: Der Mut zum Nein-Sagen und Ja zu sich selbst. (Falls das Titelbild auf dem Liederzettel abgedruckt ist:) Das Bild von Sigrid Lucht lädt ein, sich selbst in die Geschichte hineinzulesen, einen eigenen Platz in den bunten Farbflächen zu finden. Entdecken Sie mit uns die Geschichte von Esther und Waschti. Die Mitwirkenden stellen sich nun vor: (Sie nehmen das Zepter in die Hand!) Ich bin aus und verbinde mit dem Buch Esther In Gottes Namen sind wir zusammen. Gott segne unser Singen und Beten, Sprechen und Hören mit Heiligem Geist durch Jesus Christus. Amen. Lied: Dich rühmt der Morgen, nach der Melodie: In Dir ist Freude, EG 398 oder: Morgenlicht leuchtet, EG 455 Einleitung zum Psalmgebet: Das Buch Esther erzählt davon, wie es gehen kann, in Abhängigkeit und Gefahr zu überleben. Wie gelingt es, in schweren Zeiten auf Gottes Kraft und Stärke zu vertrauen? Lebensangst und die Suche nach Gottes Hilfe sind von altersher in den Psalmen gesammelt. Wir beten gemeinsam im Wechsel den Psalm 22, die Gemeinde liest das Eingerückte:
3 Psalm 22 ( Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache) Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott!, rufe ich bei Tag, doch Du antwortest nicht. Mein Gott!, rufe ich bei Nacht, es gibt keine Ruhe für mich. Du aber bist heilig, wohnst in den Lobliedern Israels. Auf Dich vertrauten unsere Mütter und Väter. Sie vertrauten und Du ließest sie entrinnen. Zu Dir schrien sie und wurden gerettet. Auf Dich vertrauten sie und wurden nicht zuschanden. Ja, Du hast mich aus dem Mutterleib gezogen, mir Vertrauen eingeflößt an der Brust meiner Mutter. Auf Dich bin ich geworfen vom Mutterleib an, vom Schoß meiner Mutter an bist Du mein Gott. Sei nicht fern von mir, denn Bedrängnis ist nah, nirgendwo ist Hilfe. Meine Stärke, komm zu meiner Hilfe, schnell! Rette meine Kehle vor dem Schwert, aus den Klauen der Hunde mein einziges Leben. Befreie mich aus dem Maul der Löwen und vor den Hörnern der Stiere. Du antwortest mir. Ich will erzählen von Deinem Namen vor meinen Mitten in der Gemeinde will ich Dich loben. Die ihr Gott ergeben seid, lobt die Ewige, Fürchtet sie, denn sie achtet nicht gering. Gott verbirgt sein Antlitz nicht vor denen, die nach Hilfe schreien er hört. Amen. Geschwistern. Lied: Du bist mein Zufluchtsort oder: Ehr sei dem Vater und dem Sohn, EG Einleitung zum Kyrie eleison ( Herr, erbarme Dich) Die Königin Waschti sagt klar: Nein!, als ihr Königsgemahl befiehlt, sie und ihre Gefährtinnen mögen ins Männergemach kommen, wo seit 7 Tagen getrunken und gefeiert worden ist. Das erzürnt die mächtigen Männer so sehr, dass Waschti aus der Geschichte vollständig verschwindet. Wir erfahren nicht, was aus ihr geworden ist. Mit ihr zusammen wollen wir nun das Nein zu Unrecht und Auslöschung vor Gott laut werden lassen. Wir vertrauen darauf, dass Gott hört und antwortet. Im Ruf nach Gottes Erbarmen verbinden wir uns miteinander. Kyrie Sprecherin 1: Wir bitten Dich, Gott, erbarme Dich über die Frauen, die tagtäglich einfach verschwinden. Wir beklagen, dass so viele Schulmädchen in Nigeria einfach verschleppt wurden. Wir beklagen, dass viele Mädchen und junge Frauen überall auf der Welt immer wieder spurlos verschwinden. Zu dir rufen wir: Kyrie eleison, EG Sprecherin 2:
4 Wir bitten Dich, Gott, erbarme dich über die Frauen, die hilflos in sich gefangen sind, die nicht aus ihrer Haut können. Wir beklagen, dass sie sich ohnmächtig zurückziehen und einfach aus dem Blick verschwinden. Zu dir rufen wir: Kyrie eleison, EG Sprecherin 3: Wir bitten Dich, Gott, erbarme Dich über die Frauen, die unterdrückt werden, die klein gehalten werden oder sich selbst klein machen. Wir beklagen, dass sie nicht auffallen. Wir beklagen, dass sie das tun müssen, um sich und andere zu schützen. Zu dir rufen wir: Kyrie eleison, EG Gloriagebet Sprecherin 4: Gott, Du rufst uns bei unserem Namen, dass wir aufrecht gehen und stehen. Dass wir nicht im Dunkel verschwinden, sondern Dir und Deinem Licht folgen, auf dass wir hinaus leuchten und von deiner Botschaft der Liebe, der Vergebung und Befreiung erzählen und singen. Lied: Lobe den Herrn meine Seele oder: Allein Gott in der Höh sei Ehr, EG 179,1 Anspiel Einleitung: Waschti und Esther, beide schön, beide Gemahlinnen des mächtigen Perserkönigs Ahaschverosch. Begegnet sind sie einander wohl nie. Aber wenn es geschehen wäre, wie hätte eine solche Begegnung ausgesehen? Esther: Gesehen habe ich dich nie. Aber ich habe von dir gehört, Waschti! Respektvoll raunend: Die Unbeugsame. Aber auch voller Furcht: Nimm` dich in Acht, dass du nicht endest wie sie Waschti: Das hätte ich gar nicht gedacht, dass über mich jemand spricht. Als Frau des Ahaschverosch war ich prächtig, geachtet, eine Herrin über viele. Und Gastgeberin erlesener Feste. Und dann, weil ich mich weigerte, mich zur Schau stellen zu lassen wie Zuchtvieh oder ein Streitross, von einem Tag auf den anderen: Aus. Vorbei. Zur Seite geschoben. Verbannt und schließlich ersetzt. Ersetzt durch dich, ausgewählt aus vielen hunderten von jungen schönen Frauen. Und so kamst dann du an meine Stelle in den Königspalast. Genauso schön wie ich, aber fügsamer. Esther: Ich weiß nicht, ob ich fügsam zu nennen bin. Ich hatte keine Wahl, finde ich. Elternlos, zum jüdischen Glauben gehörend, einer Minderheit in diesem Land. Ich hatte Angst, als sie mich holten, Angst in den ersten Tagen im Palast, Angst als ich zum König musste. Aber ich hatte in meinem Vormund Mordechai einen guten Ratgeber. Waschti: Seinetwegen bist du dann doch mutig geworden, oder hast Du nur ausgeführt, was er dir sagte? Esther: Erst wollte ich nicht, zu gefährlich schien es mir, mich dem mächtigen, königlichen Ratgeber Haman entgegenzustellen. Er plante, das ganze jüdische Volk zu vernichten. Was konnte ich tun? Ich war doch nur eine Frau und Jüdin noch dazu. Aber dann merkte ich, dass es jetzt Mordechai war, der Angst hatte, Angst um sich selber und Angst um alle anderen Juden und Jüdinnen. Und ich merkte, ich durfte mich nicht verstecken, wegsehen und hoffen, dass die Vernichtungswut von Haman alle treffen würde, nur mich nicht. Also musste ich etwas tun. Waschti: Dabei warst du einigermaßen geschickt, wie man mir berichtete.
5 Esther: Ich war mir sicher, dass ich auf dem direkten Weg nichts erreichen würde. Und wusste nicht, ob Ahaschveroschs Gunst mir gegenüber ausreichen würde. Ich musste vorsichtig sein, sonst wäre niemandem geholfen gewesen. Waschti: Aber du hast dich getraut in den Hof des Königs zu gehen, obwohl das verboten war. Das war direkt. Und mutig. Esther: Ja, das war es. Sei dir sicher, mir zitterten die Knie, als ich es tat. Waschti: Dann hast Du aber einen anderen Weg gewählt. Esther: Ja, ich nahm die Männer bei ihrer Eitelkeit, ihrem Wunsch nach Macht und der Bestätigung etwas ganz besonderes zu sein, als ich sie zu einem ausgewählten Gastmahl bei mir einlud, nur sie beide, den ehrgeizigen Haman und den König. Und als sie gesättigt waren nach dem Mahl, von guten Speisen und Wein, Ahaschverosch milde gestimmt und mir zugetan, da enthüllte ich Hamans grausamen Plan, alle Menschen jüdischen Glaubens zu vernichten. Waschti: Du hattest Erfolg mit deinem Vorgehen, die Menschen deines Glaubens blieben verschont, Haman kam an den Galgen. Du gingst in die Geschichte ein, mit deinem Handeln, ich blieb am Rand. Esther: Du bist Teil meiner Geschichte: Waschti, die Unbeugsame, die sich traut dem Ahaschverosch die Stirn zu bieten, Nein zu sagen zur plumpen Zurschaustellung von Macht und Schönheit! Waschti: Das bin ich, aber Du bist die Erfolgreiche. Esther: Gerade weil ich die engen Grenzen und Regeln des Palastes, meiner Welt kaum überschritten habe, sondern in ihnen einen Weg gesucht habe, zu überleben und meinen Widersacher auszuhebeln. Aber wie sehr hätte ich mir gewünscht, den direkten Weg zu Ahaschverosch gehen zu können, mit der Bitte uns Juden und Jüdinnen zu verschonen, den direkten Weg, ohne List und zitternde Knie. Aber deine Geschichte hatte mich gelehrt, dass dieser Weg verschlossen war. Du bist schließlich spurlos verschwunden. Ausgeschlossen aus dem Palast und der weiteren Geschichte. Waschti: Es war nicht die Zeit und der Ort für diesen Weg und doch war es für mich der einzige, um meine Würde zu bewahren. Esther: Dafür, für diese Kraft zum Nein brauchst Du einen Platz in der Geschichte. Lied: Meine engen Grenzen oder: Lob Gott getrost mit Singen, EG 243 Einleitung zu den Briefen Für die Kraft zum Nein brauchst Du einen Platz in der Geschichte, so hat Esther im Anspiel gerade zu Waschti gesagt. Eine kleine Gruppe von (uns) Frauen hat sich mit Waschtis Geschichte beschäftigt und die eigene Lebensgeschichte damit verbunden. Daraus sind Briefe an Waschti entstanden, die (uns) gefragt hat, wie es Frauen heute geht und wo sie auch mal Nein sagen. Hört drei dieser Briefe. Zwischen den Briefen hören wir immer wieder ein kurzes musikalisches Zwischenspiel.
6 1. Brief Nein-sagen: Berufliche Stellung und Perspektive Liebe Waschti, Du warst sehr mutig, Nein zu sagen. Ich will dir von mir erzählen. Ich hatte einen schönen Beruf in anspruchsvoller Stellung. Ziemlich eigenständig konnte ich arbeiten mit den Menschen um mich herum. Unter anderem konnte ich Lehrlinge (damals nannte man die noch so) anleiten. Dann gab ich diese Stelle auf, um in den ersten Jahren für meine kleinen Kinder da zu sein. Irgendwann fragte mein Arbeitgeber wieder bei mir an. Er brauchte mich für einige Wochen. Ich freute mich sehr, regelte meine private Situation und arbeitete in dieser Zeit wieder eigenständig mit einem Team. Wie gewohnt. Ein Jahr später konnte ich noch einmal auf Wunsch meines Arbeitgebers diese verantwortliche Arbeit leisten. Daraufhin signalisierte ich mein Interesse an Arbeitszeiten über das ganze Jahr verteilt. Aber es gab nur Zeitverträge. Immer wieder. Damit war ich nicht zufrieden. So führte ich erneut ein Gespräch mit meinem Arbeitgeber über eine Festeinstellung. Dabei stellte ich meine gute berufliche Qualifikation in den Vordergrund. Ich war mir meiner Stärke bewusst. Mein Arbeitgeber kam mir nicht entgegen, er beharrte auf kurzfristigen Zeitverträgen. Da habe ich Nein gesagt. Mir waren die beruflichen Konsequenzen bewusst. Ich habe nie wieder dort gearbeitet. Ich hatte Nein gesagt. Mir ging es wie dir, Waschti: ich kam nicht mehr vor. Musik 2. Brief: Sandwichleben: Familie und Beruf Liebe Waschti, Du warst sehr mutig, Nein zu sagen, als Frau dem Willen deines Mannes zu trotzen. Ich will dir von mir erzählen. Ich lebe in einer anderen, modernen und hochtechnisierten Welt, aber die Probleme im Kleinen und Zwischenmenschlichen, so vermute ich, sind ähnlich. Ich stehe in meiner Lebensmitte, habe einen wunderbaren Ehemann, muntere Kinder und liebevolle Eltern. Die Kinder brauchen mich tagtäglich. Ich bringe sie auf den Weg zur Schule, fahre sie zum Sport, zu Freunden und zum Musikunterricht. Meine Eltern sind hochbetagt, über 80 Jahre alt. Das Leben ist für sie beschwerlich geworden. Sie können ihren Einkauf, ihre Mahlzeiten und ihr tägliches Leben nur noch mit Hilfe bewerkstelligen. Als moderne Frau habe ich eine gute Berufsausbildung und arbeite mit viel Freude und vollem Einsatz. Natürlich! Meine Arbeit, mein Haushalt, mein Garten, meine Kinder, meine Eltern - alle fordern ihre Wünsche und Bedürfnisse ein. Und die möchte frau erfüllen! Jeden Tag: Hausaufgaben betreuen. Jeden Tag fragen: Hast du für die Mathearbeit gelernt? Hast du Klavier geübt? Warum sind deine dreckigen Turnschuhe noch im Turnbeutel? Kannst
7 du mal den Müll heraustragen? Und dazwischen fällt mir ein: Oma muss noch zum Augenarzt. Opa braucht Brötchen. Das Mittagessen muss gekocht werden! Aber heute Abend schaue ich mir den romantischen Film im Fernsehen an. Da ruft es schon im Flur: Mama, Opa ist am Telefon! Du hast ihm seine Schlaftablette nicht gegeben! Also ab ins Auto und los. Todmüde falle ich ins Bett. Ich freue mich auf den kommenden Tag. Da habe ich mich mit meinen Freundinnen verabredet. Zuerst gehen wir Schwimmen, anschließend Frühstücken und sicherlich noch ein wenig Shoppen. Ein Tag. Ein NEIN an die Familie. Ein JA für mich! Musik 3. Brief: Innerer Kampf und Sehnsucht nach Vorbildern zum Ja-sagen Liebe Waschti, Du warst sehr mutig, Nein zu sagen. Ich will dir von mir erzählen. Als Tochter der Generation Praktikum, kann frau sich das Nein sagen nicht immer leisten. Wenn frau endlich finanziell auf eigenen Füßen stehen will und beruflich weiterkommen möchte, sagt sie nicht so schnell Nein. Auch wenn die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung in keinem vernünftigen Verhältnis stehen. Natürlich sage ich nicht um jeden Preis Ja. Aber anstelle des klaren Neins sind viele kleine Kompromisse getreten. Manchmal wünsche ich mir so stark zu sein wie die Frauen, die auf die Straße gegangen sind. Mutig und kompromisslos: Vor über 100 Jahren zur politischen Durchsetzung der Frauenrechte und besonders des Frauenwahlrechts. Oder in den 70/80er Jahren gegen Gewalt an Frauen. Und für mehr Selbstbestimmung. Diese Frauen haben laut NEIN gesagt und demonstriert. Sie haben sich nicht verweigert und stillen Ungehorsam geleistet wie du. Sondern sie haben ihren Weg solidarisch gesucht. Laut. Nach außen gewandt. In der Gruppe waren sie stark. Auch wenn sie als einzelne mit Spott und Häme zu kämpfen hatten. Sie wussten, wofür sie kämpften und wussten sich in guter Gemeinschaft. Manchmal glaube ich, dass uns jungen Frauen heute klare Themen fehlen. Wir sind einerseits auf der Suche, andererseits machen wir es uns oft auch zu bequem. Wir verfügen über ganz neue Machtmittel, soziale Medien und das Internet können uns eine ganz neue Lobby schaffen und verbinden. Gleichzeitig sind Konsequenzen nur schwer überschaubar. Mich lässt das manchmal erstarren. Ich bleibe beim Altvertrauten, gehe lieber faule Kompromisse ein. Wahrscheinlich sollte ich mir öfter ein Vorbild an Frauen wie dir nehmen. Frauen, die gehandelt haben, ohne an die Konsequenzen zu denken. Mutig. Auf ihre eigenen Rechte und Wünsche bedacht, Frauen, die sich selbst wichtig nehmen, weil sie es wert sind. Ja, das sollte ich tun, weil auch ich es wert bin! Lied: Wagt Euch zu den Ufern oder: Vertraut den neuen Wegen, EG 395
8 Einleitung zur Aktion: Waschti und Esther. Lebenswege mit dem Mut zum Nein-Sagen und dem Ja zu sich selbst. Wann haben Sie einmal bewusst "nein" gesagt? Wann war Ihr "Nein" in einer bestimmten Situation ein "Ja" zu Ihren eigenen Bedürfnissen? Woran erinnern Sie sich: Wann, bei welchem Anlass haben Sie "nein" gesagt und gefühlt, dass dies "Nein" gut für Sie selbst war. Es war ein "Ja" zu Ihren eigenen Bedürfnissen und zu Ihrem eigenen Ich. Genauso wie Waschti das für sich entschieden hat. Bitte schreiben Sie auf den Zettel, den Sie am Eingang mit dem Liedblatt bekommen haben, wann, in welcher Situation Sie bewusst "nein" gesagt haben. Und dieses "Nein" hat sich richtig gut angefühlt, weil es gut für Sie war. 3 Minuten Zeit zum Schreiben, eventuell Musik Sie können Ihre Blätter bei sich behalten. Oder sie abgeben. Ihre Zettel werden eingesammelt. Im Anschluss an den Gottesdienst sind alle zum gemütlichen Zusammensein im Kirchkaffee eingeladen. Dort laden die Aufzeichnungen, an einer Stellwand angebracht, zum Austausch ein. Unsere Briefe und Ihre Aufzeichnungen schreiben die Geschichte von Waschti und Esther weiter. Amen. Lied: Du bist da, wo Menschen leben oder: Himmel, Erde, Luft und Meer, EG 504 Glaubensbekenntnis Eine: Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Alle: Dafür braucht Gott Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Eine: Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Alle: Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Eine: Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Alle: Ich glaube, dass Gott sich berühren und bewegen lässt, dass Gott auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet. Amen. Ankündigungen und Kollekte Solvodi (s.u.) Fürbitte Eine: Du, Gott des Himmels und der Erden, vielen Dank, dass du die Situationen der Frauen hier und in der ganzen Welt kennst. Du möchtest uns, als Deine Kinder lehren und leiten, damit wir ein Segen in unserer Umgebung sein können.
9 Wir brauchen dazu Deine Hilfe und bitten dich, schenke uns Weisheit und Mut, um in schwierigen Situationen richtig zu reagieren. Eine: Bitte bewahre uns vor den Entscheidungen, die nur Schaden anrichten würden. Zeige uns, wann und wo wir uns irren, wann und wo wir die lebenswichtigen Dinge nicht im Blick haben. Stärke unser Gespür und Verständnis für uns und unsere Nächsten, um zu erkennen, was Deine Liebe in der Welt wachsen lässt. Eine: Lass uns von Jesus Christus lernen, mutig zu sein und auch in bösen Zeiten dem Ja zum Leben zu vertrauen. Lass uns von Jesus Christus lernen, auch wenn es uns schwer fällt darauf zu vertrauen, dass Dein Wille geschieht. Eine: Gib den Frauen Mut und Weisheit, NEIN zu sagen wo es nötig ist, damit wir und andere vor Schaden bewahrt bleiben. Schaffe den Frauen Recht und Gerechtigkeit, die leiden und total unterdrückt werden, denn für dich ist kein Ding unmöglich. Eine: Beschütze auch die vielen Familien, die in dieser Zeit mit ihren Kindern aus verschiedenen Ländern flüchten müssen, bedroht an Leib und Seele sind und sich dabei so verlassen fühlen. Hilf uns, dass alle Menschen in Frieden leben und Eine/Einer die anderen höher achtet als sich selbst. Eine: Erfülle uns mit Deiner Gnade, dass wir dir glauben und vertrauen können, wie Esther, mit der Hoffnung auf Erfüllung Deiner Zusagen an uns, als Deine Kinder. Segne mit der Kraft Deines Geistes unsere Vorhaben und unser Tun, dass jedes Nein zu Unrecht die Kraft entwickelt, ein Ja zu uns und zum Leben zu werden. Stärke unsere Zuversicht, dass wir von Waschti und Esther lernen können, nach Deinem Willen zu leben um hier in der Welt etwas zu verändern. Vaterunser Lied: Gottes Segen behüte Dich nun oder: Bewahre uns Gott, EG 171 Segen: Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse leuchten ihr Angesicht über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen. Orgelnachspiel Die Kollekte ist bestimmt für den Verein SOLWODI e. V. SOLWODI e.v. wurde im Jahr 1985 von Sr. Dr. Lea Ackermann in Mombasa für kenianische Frauen und Mädchen gegründet, die sich aufgrund ihrer Armut prostituieren mussten. Seit 1987 engagiert sich SOLWODI auch in Deutschland (1999 Beratungsbüro und Schutzwohnung in Braunschweig, seit 2008 engagieren sich ehrenamtliche Frauen in Helmstedt). Mittlerweile gibt es fünfzehn SOLWODI Beratungsstellen und Schutzwohnungen für ausländische Frauen und Mädchen, die sich in Notsituationen (Zwangsprostitution, Menschenhandel, Zwangsverheiratung, usw.) befinden. SOLWODI bietet
10 individuelle Unterstützung, die Frauen bei der Entwicklung neuer Zukunftsperspektiven helfen sollen: eine umfassende, ganzheitlich ausgerichtete psychosoziale Beratung und Betreuung; eine sichere Unterbringung in Schutzwohnungen; Begleitung von Opferzeuginnen in Menschenhandelsprozessen; Alphabetisierungsoder Deutschkurse, qualifizierende Maßnahmen, Hilfe bei Behördengängen, Unterstützung bei der Vermittlung juristischer und medizinischer Hilfe, auch bei der Rückkehr in die Heimatländer, wenn Migrantinnen zurückkehren wollen oder müssen. Die Öffentlichkeitsarbeit umfasst ein breites Spektrum (Vorträge, Publikationen, Presse- und Medienarbeit usw.) und stellt ein wichtiges Element der Aufklärungsarbeit von SOLWODI dar. Weitere Informationen:
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