Weichhautmilben, Gallmilben Ein zunehmendes Problem im Zierpflanzenbau Pflanzenschutztag Bonn, 15. November 2007 Holger Nennmann

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1 Weichhautmilben, Gallmilben Ein zunehmendes Problem im Zierpflanzenbau Pflanzenschutztag Bonn, 15. November 2007 Holger Nennmann H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 1

2 Milben im Zierpflanzenbau - Biologie und Schadbilder Einteilung und Wirkungsweise von Akariziden Chemische Bekämpfung von Milben H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 2

3 Schädliche Milben im Zierpflanzenbau Tarsonemus pallidus - Cyclamenmilbe Aus: Fritzsche; Keilbach: Die Pflanzen-, Vorratsund Materialschädlinge Mitteleuropas Weichhaut- oder Fadenfußmilben Bis 0,25 mm lang, glasig-durchscheinend Hohe Luftfeuchtigkeit fördernd Höhere Temperaturen fördernd Blätter verkrümmt, deformiert Stängel verbogen, Verkorkungen Blüten zerfranst Pflanzen im Wachstum gestaucht H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 3

4 Schädliche Milben im Zierpflanzenbau Verbena Tapien Fuchsia Koralle Bacopa Überwiegend im Gewächshaus an Topfpflanzen (Cyclamen, Gerbera, Begonien, Sinningia, Hedera u.a.) Zunehmend an Beetpflanzen (Fuchsia, Verbena, Nemesia) Mit Ausbau der Stellflächen zunehmend auch im Freiland (Aster, Delphinium, Saxifraga, Geum und viele weitere Stauden) Seltener an Gehölzen H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 4

5 Schäden durch Weichhautmilben Sinningia-Hybriden H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 5

6 Schäden durch Weichhautmilben Franzosenkraut Begonia Champagner Begonia-Elatior Brugmansia H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 6

7 Schäden durch Weichhautmilben Geum chiloense Feuerball Delphinium Kleine Nachtmusik Saxifraga-Arendsii Schneezwerg H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 7

8 Schädliche Milben im Zierpflanzenbau Freilebende Gallmilben, Rostmilben Aculus fockeui Aus: Fritzsche; Keilbach: Die Pflanzen-, Vorrats- und Materialschädlinge Mitteleuropas 0,1 bis 0,25 mm lang Meist wirtsspezifisch Zunächst gerollte Blätter, Blattkräuselungen Filzrasen auf Blättern Pflanzen später oft völlig deformiert Überwiegend im Freiland (An vielen Gehölzen, zunehmend an Stauden) Im Gewächshaus eher selten (Überwinterungspflanzen), gelegentlich an Yucca, Ficus H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 8

9 Schäden durch Gallmilben Fuchsia Buxus Primula x pruhonica H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 9

10 Wirkstoffgruppen von Akariziden Wirkstoffgruppe Wirkstoff (Präparat) Aufwandmenge METI acaricides Fenazaquin (Magister 200 SC) 15 ml/100 m² Fenpyroximate (Kiron) 9-18 ml/100 m² Tebufenpyrad (MASAI) 3-6 g/100 m² Pyridaben (Aseptacarex, Sanmite) Clofentezine Clofentezin (Apollo) 2,4 ml/100 m² Hexythiazox Hexythiazox (Ordoval) 2,5-5 g/100 m² Tetronic acid derivates Spirodiclofen (Envidor) 2-4 ml/100 m² Avermectine / Milbemycins Spiromesifen (Oberon) Abamectin (Vertimec) 6-12 ml/100 m² Milbemectin (Milbeknock) 5-10 ml/100 m² Emamectin Acequinocyl Acequinocyl (Kanemite SC) 12,5-25 ml/100 m² Bifenazate Bifenazate (Floramite) Azadirachtin AzadirachtinA (NeemAzal T/S) 30 ml/100 m² Quelle: Insecticide Resistance Action Committee ( H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 10

11 Wirkstoffgruppen von Akariziden Außerdem: Mineralöle (Para-Sommer, Promanal, Micula) Kaliseife (Neudosan Neu) Organophospate - Dimethoate (Perfekthion, Roxion) - Metamidophos (Tamaron) - Oxydemeton-methyl (Metasystox) Pyrethroide - Fenpropathrin (Rody) - Bifenthrin (Talstar) H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 11

12 Zulassungen und Gemehmigungen von Akariziden Spinnmilben Weichhautmilben Gallmilben G F G F G F Apollo Envidor Kanemite SC Kiron Magister 200 SC Masai Micula Milbeknock NeemAzal T/S Neudosan Ordoval Para-Sommer Promanal Spruzit Neu Tamaron Vertimec H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 12

13 Wirkung von Akariziden auf Spinnmilbenstadien Eier Larven Adulte Apollo (x) - Envidor - (x) Kanemite SC - Kiron (x) Magister 200 SC (x) Masai (x) Milbeknock - NeemAzal T/S (x) Ordoval (x) - Vertimec - H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 13

14 Wirkstoffgruppen von Akariziden METI (Mitochondrial electron transport inhibitors) Kiron, Masai, Magister 200 SC - Eingriff in die Mitochondrienatmung - Kontakt- und Fraßwirkung, nicht systemisch - Schnelle Anfangswirkung (Wirkstoffabhängig) - Gute Dauerwirkung (Wirkstoffabhängig) - Keine Kreuzresistenzen zu anderen Akariziden (außer zu anderen METIs) - Gegen mobile Milbenstadien, Nebenwirkung auf Eier - Anwendung nach dem Schlupf der Larven - nur 1x in Vegetation anwenden = Antiresistenzstrategie H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 14

15 Wirkstoffgruppen von Akariziden Spirodiclofen Envidor - Greift in die Entwicklung ein stört den Fettstoffwechsel - Kontakt- und Fraßwirkung, nicht systemisch - Langsame Anfangswirkung - Sehr gute Dauerwirkung - Weibchen legen nach Kontakt nur wenige, sterile Eier ab - Adulte Männchen werden nicht erfasst - Anwendung muss früh erfolgen - Gut geeignet für den integrierten Pflanzenschutz H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 15

16 Wirkstoffgruppen von Akariziden Abamectin und Milbemectin Vertimec, Milbeknock - Kontakt- und Fraßwirkung, nicht systemisch - Translaminar Wirkstoffe dringen in junges Blattgewebe ein - Schnelle Anfangswirkung Knockdown-Effekt - Relativ geringe Dauerwirkung, schneller Wirkstoffabbau - Wirkung gegen bewegliche Stadien Eier werden kaum erfasst - Anwendung bei Befall H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 16

17 Bekämpfung von Milben im Zierpflanzenbau Anwendungsempfehlungen Rahmenbedingungen - Temperaturen < 10 C und > 25 C begrenzen die Wir ksamkeit von Akariziden - Akarizide sind Kontaktmittel Blattunterseite benetzen - Unkrautbekämpfung im Gewächshaus einbeziehen (Franzosenkraut) - Verträglichkeit bei Kulturpflanzen beachten - Wirkung auf Raubmilben beachten H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 17

18 Bekämpfung von Milben im Zierpflanzenbau Anwendungsempfehlungen Antiresistenzstrategie im Gartenbaubetrieb Keine Produkte der gleichen Wirkstoffgruppe im gleichen Jahr in der gleichen Kultur verwenden = gilt besonders für METIs Wirkstoffgruppenwechsel! H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 18

19 Bekämpfung von Milben im Zierpflanzenbau Anwendungsempfehlungen Einsatzstrategie - Bekämpfung zum möglichst frühen Zeitpunkt durchführen - Produktwahl dem Befall und vorhandenen Stadien anpassen - Akarizide wiederholt anwenden - Eier besonders von Gall- und Weichhautmilben schwer bekämpfbar - Gegen versteckt sitzende Milben Zusatzstoffe verwenden (Superbenetzer) - Wasseraufwandmengen beachten H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 19

20 Bekämpfung von Milben im Zierpflanzenbau Anwendungsempfehlungen Einsatzstrategie Mischungen von Akariziden verschiedener Wirkstoffgruppen - Bsp.: Mittel mit Anfangswirkung + Mittel mit Dauerwirkung Vertimec + Envidor - Bsp.: Mittel mit Wirkung auf Eier + Mittel gegen bewegliche Stadien Apollo + Kanemite SC Ordoval + Kiron H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 20

21 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit H. Nennmann - Pflanzenschutzdienst 21