KARL BORMANN HEIMORGELBAU

Transkript

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2 KARL BORMANN HEIMORGELBAU

3 Bild, Positiv mit 4 /2 Registern.

4 KARL BORMANN HEIMORGELBAU Eine Anleitung zum Selbstbau von mechanischen Pfeifenorgeln und selbstspielenden Flötenwerken für das Heim 972 VERLAG MERSEBURGER BERLIN

5 Dieses Buch widme ich meinen Freunden Wolfgang Adelung, Helmut Bornefeld, Friedrich Högner und Walter Supper in Dankbarkeit für ihre Anregungen zum Orgelselbstbau 9. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde Edition Merseburger Verlag Merseburger Berlin GmbH Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany Satz: G. Hartmann, Braunshardt Druck: Saladruck, Berlin Bindearbeiten: Wübben & Co., Berlin Einbandzeichnung: Joachim Lubahn ISBN

6 INHALT Karl Bormann zum Gedenken Vorwort I. Allgemeines. Zur Darstellung des Stoffes 2. Voraussetzungen für den erfolgreichen Heimorgelbau. Was selbst machen, was fertig beschaffen? II. Bau einer Intonierlade. Verwendung 2. Einzelteile mit Hauptmaßen. Bearbeitung der vorbereiteten Teile 4. Zusammenbau der Intonierlade III. Bau eines Portativs. Verwendungszweck 2. Entwurf. Fertigung Seite IV. Bau eines Positivs. Disposition 2. Mensuren. Entwurf 4. Gehäuse 5. Fertigung 6. Positiv mit Pedal V. Bau mehrmanualiger Hausorgeln. Allgemeine Gesichtspunkte 2. Entwurf. Bauliche Besonderheiten 4. Ausführungsbeispiele

7 VI. Klanggut. Tonbildung der Labialpfeife 2. Mensurieren. Holzpfeifen 4. Kartonpfeifen 5. Pfeifen aus anderen Werkstoffen 6. Intonieren 7. Stimmen 8. Zungenstimmen VII. Klaviaturen. Manualklaviere 2. Pedalklavier 8 VIII. Gebläse. Bälge 2. Ventilatoren IX. Bau eines Flötenwerks. Allgemeines 2. Entwurf. Bälge 4. Windlade 5. Pfeifen 6. Antrieb 7. Stiftwalze 8. Klavierholz und Mechanik 9. Stellvorrichtungen 0. Gehäuse. Zusammenbau 2. Zeichnen und Bestecken der Walze Schlußwort Suchverzeichnis Bilderverzeichnis

8 Karl Bormann zum Gedenken Karl Bormann sollte die Drucklegung dieses Buches leider nicht mehr erleben: ein tragischer Verkehrsunfall hat ihn, den Initiator zur Gründung der Gesellschaft der Orgelfreunde", während der Orgeltagung der GDO im August 97 aus unserer Mitte gerissen. Von Todesahnungen erfüllt, hat er mit aller Kraft das Manuskript zu diesem Buch noch vor Antritt seiner letzten Orgelreise fertiggestellt; denn ihm als dem Leiter des Arbeitskreises für Orgelselbstbau innerhalb der GDO war daran gelegen, sein reiches Wissen über den Bau von Heimorgeln all denen zu vermitteln, die sich das eigene Instrument bauen wollen, und denen die Orgel zum inneren Anliegen geworden ist. Gründliche und vielfältige Erfahrungen liegen diesem Buche zugrunde, denn der Verfasser hatte sich eine stattliche Anzahl von Hausorgeln, Positiven und Portativen erstellt; sogar einige von ihm restaurierte Walzenorgeln zieren sein Heim. Seine besondere Sorgfalt galt der hölzernen Pfeife, deren Herstellung und Intonation Karl Bormann derart vollkommen meisterte, daß selbst ein in der Kunst des Intonierens Erfahrener noch dazulernen konnte. Karl Bormanns Orgeln klingen"! Was für schöpferische Impulse gingen doch von seiner Persönlichkeit aus; mit welcher Initiative und freudiger Hingabe wußte er sein technisches Können er war Diplomingenieur, Gründer und Inhaber eines der bedeutendsten Unternehmen der Heizungs- und Klimatechnik und seine musikalische Begabung in den Dienst der Orgel zu stellen. Nicht hinwegzudenken ist die echte Orgelfreundschaft, die uns mit ihm verband; nicht hinwegzudenken sein beherztes und mutiges Eingreifen bei Diskussionen, wenn es sich darum handelte, das Wesen der Orgel zu verteidigen. Sein letztes Buch ist uns nun zum Vermächtnis geworden. Es schließt sich Karl Bormanns tiefschürfenden Forschungsarbeiten über die gotische Orgel von Halberstadt und über den Orgel- und Spieluhrenbau an. Diese Werke, die wir ihm verdanken, gehören zur gültigen Orgelbauliteratur. Und nun verdanken wir ihm, dem Wanderer zwischen Technik und Kunst, das vorliegende Buch. Wer diese knapp und sicher gefaßten Texte liest, auf den springt ein Funke von Karl Bormanns Wesen über, und damit lebt in uns seine Liebe zur Orgel weiter. Walter Supper. Advent 97

9 VORWORT Der Mensch kommt der Welt nicht nahe durch Erkennen, sondern durch Erleben Albert Schweitzer Diese Schrift will eine verläßliche Anleitung zum Selbstbau von Pfeifenorgeln und mechanischen Flötenwerken für das Heim geben. Angeregt wurde sie von der Gesellschaft der Orgelfreunde" mit ihrem eingegliederten, seit 96 bestehenden Arbeitskreis für Orgelselbstbau. Erfolgreicher Heimorgelbau ist eine mit Ernst und Ausdauer zu betreibende Feierabendbeschäftigung, aber kein überhebliches Unternehmen, denn solange Orgeln gebaut werden, gibt es nichtberufliche Orgelbauer, Amateure, Orgelheimwerker, Liebhaber, Would-beorgan-builders oder wie man sie sonst bezeichnet, wobei nur das Wort Bastler nicht paßt. Eine brauchbare Orgel kann man nicht basteln, aus zufällig verfügbaren Werkstoffen und Werkzeugen herrichten und zusammensetzen. Sie muß planmäßig entworfen, nichts dem Zufall überlassen werden, im Geist existieren, bevor sie stofflich geformt wird. Der zünftige Orgelbauer schafft aus überlieferter Übung in unzählig wiederholten Handgriffen und Erfahrungen. Selbsterworbene Erfahrung allein ist ein teurer, umständlicher Lehrmeister, dem wir Einsicht in die kausalen, die physikalischen Zusammenhänge eines Vorgangs an die Seite stellen müssen. Das ist auch ein Hauptanliegen dieser Schrift. Wir wollen Orgelheimwerker sein, ohne uns mit dem Können des zünftigen Orgelbauers zu messen, wenn auch der berufene Meister einer gekonnten Leistung seine Anerkennung nicht versagen wird. Wir sind ständig Weiterlernende, die sich hier geliebter Kürze halber mit dem werkstattüblichen Du ansprechen, die ohne Verbindung zum Gelderwerb, zum nährenden Beruf sonst brachliegende schöpferische Gaben und Handfertigkeiten im Orgelselbstbau auswirken, und sich damit ein beglückendes Erlebnis eigener Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit in einer sich immer mehr rationalisierenden Umwelt vermitteln. Denn die höchsten Eigenschaften eines Menschen hängen mit der Fähigkeit zusammen, ein würdiges Ganzes bis in seine tiefsten Einzelheiten zu lieben" (V. v. Ense). Eine Umfrage im genannten Arbeitskreis gelegentlich der GDO-Tagung 970 in Ulm ergab, daß der Wunsch nach einer Hausorgel oft mit dem heißen Bestreben verbunden ist,

10 mit eigener Hand totes Material zu klingendem Leben zu erwecken, ganz so wie es der Kulturphilosoph Oswald Spengler aussprach, daß Orgelbauen eine Manifestation faustischen Sehnsuchtsgefühls sei, seine Geschichte eines der tiefsinnigsten und rührendsten Kapitel der Musikgeschichte. Andere weniger aufs Handwerkliche Bedachte erwarten von dieser Anleitung neue Einblicke in das Orgelwesen. Einige möchten mangels praktischer Möglichkeiten wenigstens in Gedanken eine Orgel bauen. Faustisches Streben auch hier. Auf besonderen Wunsch wurde auch der Bau kleiner Flötenwerke mit Stiftwalzen behandelt. Unser Arbeitskreis setzt sich aus vielerlei Berufsschichten zusammen: Geistlichen, Rechtskundigen, Ärzten, Apothekern, Angehörigen technischer Berufe, Lehrern, Facharbeitern, Jünglingen und Hochbetagten, Ruheständlern und Körperbehinderten. Sie bestätigen ausnahmslos, Heimorgelbau mache viel Freude, das Werken wie das tägliche Spiel auf dem selbstgeschaffenen Instrument sei zur unentbehrlichen Seelendiätetik geworden. Einer schrieb: Mein Orgelbauen ist eine Leiter zum Vorhimmel und bewahrt mich in meinem stumpfsinnigen Beruf, die Grubenleiter in die Vorhölle hinabzusteigen." Ähnlich äußerten sich nichtberufliche Orgelmacher schon in früheren Jahrhunderten. Viele Sonntagsmaler, Gelegenheitsdichter, Musikdilettanten und auch Orgel-Heimwerker suchen unbekannt zu bleiben, verständliche Zurückhaltung, dem ehrlichen Bewußtsein entspringend, daß man nicht ausgelernt habe, das nächste Werk noch besser werden könne und man sich die heimliche Freude am Erreichten nicht durch Kritik mit falschen Maßstäben trüben lassen will. Und wenn doch, möge sich der Betroffene lächelnd der Schlußworte Martin Agricolas ( ) in seiner,,musica Instrumentalis deutsch" erinnern: Den verstendigen ist genug gesaget Es wem doch viel sein, dens nicht behaget Was ligt mir denn dran Ich hab es gethan Und einmal gewagt Wie manch schöne Magd. Manche warnen vor einer Allerweltswerbung für den Heimorgelbau, der innerer Nötigung, tiefer Hingabe und willenskräftigem Antrieb entspringen müsse. Damit sei erklärt, warum unser Arbeitskreis keine Mitgliederlisten veröffentlicht. Hingewiesen seien Lehrer für Werkunterricht an Schulen und Heimen auf den Bau kleiner Pfeifeninstrumente als geeignete, schöne und zur Musikausübung hinleitende Gemeinschaftsaufgabe. Jeder Schüler stellt einige Teile her, Tasten, Ventile, Pfeifen usw. und hilft, das Einzelne zum vielteiligen, funktionsfähigen Ganzen zu fügen. Noch einmal: Unser Buch will vor allem Heimorgelbauer ansprechen, die sich vornehmen, möglichst alle Teile eines Instrumentes selbst zu fertigen. Oft genug muß solches Streben mit anderen Umständen abgeglichen werden, mit Zeitmangel, vordringlichen Berufsarbei- 4

11 ten, beschränkter Werkstattbenutzung, Wechselfällen des Lebens und dergleichen, so daß es vernünftig sein kann, fremde Kräfte mit in Anspruch zu nehmen. Warum auch nicht, wenn ein höheres Ziel unerreichbar würde? Wer einzelne Bauteile nicht selbst machen kann, vertraue sich einem Orgelbauer an, über den auch Zubehör nach Katalogen von Spezialbetrieben käuflich ist, denn diese beliefern nur Gewerbeunternehmen. Neuerdings werden komplette Orgeln im Bauteilverfahren angeboten, wobei der Käufer lediglich den Zusammenbau und das Einregulieren der Mechanik zu besorgen hat. Es werden so etwa 5 % des Preises einer spielfertig aufgestellten Orgel gespart. Solches Vorgehen ist aber kein Selbstbauen, das wir hier zu behandeln haben. Das gilt auch für Instrumente mit Kastenladen mit Wipp-, Hülsen- und Tonventilmagneten, wie sie zusammen mit Klaviaturen, Kontaktsystemen und sonstigem Zubehör für elektrische Traktur angeboten werden. Mögen die Worte des Kulturhistorikers Egon Friedell (Kulturgeschichte der Neuzeit, 9, S. 28) auch für die Heimwerker zutreffen:,,ein Orgelbauer muß eine gewisse Sittlichkeit besitzen. Um ein Ding zu können, muß man es erkennen, um es zu erkennen, muß man in sein Herz blicken, und das heißt: in einer moralischen Beziehung zu ihm stehen. Der Feige, der Selbstsüchtige, der Hochmütige wird nie das Vertrauen eines Dings gewinnen, durch welches allein er dessen Wahrheit erschließen kann." 5

12 I. Allgemeines. Zur Darstellung des Stoffes Eine Anleitung zum Selbstbau von Hausorgeln, die sich in der Disposition, in den Maßverhältnissen, Pfeifenmensuren, Werkstoffen, der Bauweise und der Arbeitstechnik in vielem von Kirchenorgeln unterscheiden, ist in deutscher Sprache noch nicht erschienen, es sei denn der Traktat von Ignaz Bruder von 829, der sich neben dem Handwerklichen besonders mit der Mensurierung und Intonation von Holzpfeifen befaßt sowie dem Bau kleiner Flötenwerke. Das vorliegende Buch ist als fortschreitender Lehrgang gedacht. Die notwendige Ausführlichkeit wurde möglichst durch Textstraffung ausgeglichen. Mancher Abschnitt wird gelesen und wiedergelesen werden müssen, wobei das Suchregister das Finden bestimmter Textstellen erleichtert. Um Raum zu gewinnen, wurde die Kenntnis des Bruderbuches" vorausgesetzt. Es erschien, ausführlich kommentiert, als: Bormann Karl, Orgel- und Spieluhrenbau, Zürich und Konstanz 968. Hinweise auf dieses Buch werden geschrieben: Br... Aufsätze für Heimwerker und Monographien über selbstgebaute Orgeln finden sich im Organ der Gesellschaft der Orgelfreunde e.v., der Zeitschrift Ars Organi (seit Hefte erschienen mit über 600 Textseiten). Grundkenntnisse über Orgelbau vermitteln die Bücher von Adelung Wolfgang, Wiesbaden 955, Grabner Hermann, Berlin 958. Klotz Hans, Kassel 965, oder ältere Werke, da ja bei den uns angehenden mechanisch traktierten Orgeln im Grundsätzlichen sich wenig geändert hat. Wir werden auf die Umstände eingehen, unter denen ein Heimwerker heute schaffen kann, auf mehr oder weniger mechanisierte Arbeitsweisen, die Verwendung neuzeitlicher Werkstoffe, und wir wollen zur selbständigen Planung rationell disponierter Hausorgeln anleiten. Aus dem Arbeitskreis wissen wir, daß die Liebe zur Orgelbautechnik für manchen den Höhepunkt im Studium von Konstruktionszeichnungen findet. Wem unsere Risse zu zweckgebunden erscheinen, sei verwiesen auf die im Buchhandel erhältlichen Werke von Dom Bedos, L'art du facteur d'orgues, Paris 766/78 (französisch, Nachdruck Kassel; Bilder in Perspektive) Oosterhof-Bouman, Orgelbouwkunde, Leiden 956 (holländisch, aber unschwer lesbar, vorzügliche Werkstattzeichnungen mechanischer Bauteile) Audsley G.H., The art of organ-building, London 905 (englisch, Nachdruck New York 965; ausführliche Behandlung von Holzpfeifen). 7

13 Doch sind für unser Vorhaben diese Bücher entbehrlich, wie auch die englischen für,,home Workers and Amateurs" gedachten von Dickson W.E., 88, Wicks Mark, 887, Robertson F.E., 897, Milner H.F., 925, und Bonavia-Hunt N.A., 947. Unsere Bilder entsprechen den Normen für technisches Zeichnen, jedoch unterscheidet die Schraffierung der Schnitte nicht zwischen Hirn- und Langholz, Furnier- und Tischlerplatten. Projektionen wurden hinter die Ansicht gezeichnet, also eine Ansicht von rechts her auf die linke Seite. Die Bilder sind als Vorlage für selbst zu fertigende Werkzeichnungen gedacht, haben deshalb nur Orientierungsmaße. Du kannst nach individuellen Vorstellungen, nach den Eigenschaften verfügbarer Werkstoffe, Deiner Werkstatteinrichtung, Deiner Handfertigkeit davon abweichen. Es sollen ja Deine Gedanken, Deine Persönlichkeit in Deinem Werk Gestalt annehmen. Vergeude aber keine Zeit mit übertriebener Genauigkeit. Gute handwerkliche Arbeit zeichnet sich von Maschinenmache" gerade durch reizvolle Unregelmäßigkeiten aus. Zur Textkürzung wurde die Längendimension mm wo angängig weggelassen. Es bedeuten br = breit, lg = lang, tf = tief, st = stark, Dmr = Durchmesser, gr = Winkel- oder Celsiusgrad. Aus typographischen Gründen wurden hochgestellte Zahlen vermieden, so steht cm2 für cm 2, cm für cm also für Kubik-cm. Tonbuchstaben werden geschrieben C, Cs, co, cl usw. Die in einigen Jahren für technische Beschreibungen verbindlichen internationalen Einheitsbezeichnungen wie kp und p für kg und g oder N/m2 für mm WS wurden noch nicht gebraucht. Es bedeuten weiterhin: T = Teil-Nr., St = Stückzahl, Wh = Weichholz, Hh = Hartholz, Sp = Sperrholz, Me = Messing, Ku = Kupfer. Mache Deine Werkzeichnungen freihändig auf kariertes Papier mit 5 mm-teilung. So entstanden auch die Bilder dieses Buches; sie wurden wegen des Kopierens nur mit Lineal und Tusche nachgezogen. Vergeude keine Zeit mit,,bildermalerei". Vielleicht hast Du die schöne Gelegenheit, alte Instrumente aufzunehmen", also genaue Zeichnungen davon zu machen, und diese als Vorlage für Deine handwerkliche Arbeit zu verwenden. Bleibe dann auch gegenüber dem kulturellen Erbe kritisch, denn es muß nicht zweckmäßig sein, was nur alt ist.richte Dein Sinnen auf das Wesentliche und auf die Umstände in seiner Entstehungszeit. Freilich: Dem Schönen pflegt das Zweckmäßige innezuwohnen. 2. Voraussetzungen für den erfolgreichen Heimorgelbau Wichtigste Voraussetzung ist vernünftige Zielsetzung. So fesselnd Heimorgelbau ist, möge er nicht in Besessenheit und überhastetes Werken ausarten. Aus der Kenntnis mancher Baugeschichten, dem Steckenbleiben zu großer Vorhaben und der damit verbundenen 8

14 Entmutigung schlägt unsere Anleitung den sicheren Weg der kleinen Schritte vor, um ohne Verschwendung von Zeit und Werkstoff die notwendigen Erfahrungen zu sammeln. Baue zunächst eine kleine Intonierlade mit Tasten, evtl. auch 7, und Schleifen, eingebautem Gebläse, regelbarem Winddruck und Windwaage. Mache dann einige Probepfeifen und erlerne die Grundsätze des Intonierens und Stimmens. Das Zumklingenbringen jeder einzelnen Pfeife ist ein persönliches Erlebnis, das Dein Selbstvertrauen für weitere Aufgaben stärkt, denn ein Lot Gewißheit wiegt schwerer als ein Zentner Hoffnung". Nach diesem Lehrlingsstück, das zur notwendigen Werkstattausrüstung gehört, mache ein Portativ mit 2 /2 Oktaven Umfang und Registern, geeignet zum intimen Musizieren, aber später auch zum Abschneiden von Pfeifen auf Tonhöhe. Nach diesem Gesellenstück kannst Du getrost Dein Meisterstück wagen, sei es ein Positiv oder eine ein- oder mehrmanualige Hausorgel. Nächste Voraussetzung ist ausreichende Freizeit ohne Beeinträchtigung des Familienlebens. Wer wöchentlich 20 Stunden dem Orgelbau widmen kann, muß je nach Übung und Werkstatteinrichtung bei planmäßiger Arbeit nach genauen Maßskizzen und Verzicht auf überflüssige Oberflächenkosmetik mit folgenden Bauzeiten rechnen: Intonierlade ohne Pfeifen bis 5 Wochen Holzpfeifen bis 50 lg je Stück 5 0 min Gedackte 4' bis 8'-Ton Portativ mit 90 Pfeifen 8 6 Wochen Positiv mit 4 /2 Registern 5 50 Hausorgel je Register 5 8 An die Handfertigkeit werden nur mäßige Anforderungen gestellt. In der Hauptsache sind Holzleisten zuzuschneiden, abzurichten und zu verleimen, was mit heutigen Klein- Elektrowerkzeugen ausreichend genau jeder leistet, der einen Nagel gerade einschlagen kann". Aber auch ohne diese Maschinchen schaffst Du gute Arbeit, wenn Du verstehst, Deine Werkzeuge scharf und in bester Ordnung zu halten (kaufe Dir eines der vielen Tischler-Lehrbücher). Eine kleine Hobelbank ist nützlich, aber auch ein fester Tisch mit darübergelegter Spanholzplatte 20 st erfüllt den Zweck. Richte Leimkanten eben und winkelrecht mit einer Doppelrauhbank 600 lg an einer einfachen selbstgebauten Fügelade ab. Freilich sind bei reiner Handarbeit, die hohen sportlichen Reiz hat, zu den genannten Bauzeiten 50 bis 00 % hinzuzuschlagen. Dort war Verfügung über eine kleine Kreissäge, eine Bohrmaschine mit Ständer und eine Bandschleifmaschine vorausgesetzt, alle Geräte eigenständig. Sehr nützlich ist eine Abrichtmaschine und ein Bestoßapparat (Trimmer). Mache Dich vorsichtig mit Deinen Maschinen vertraut, entferne keine Schutzvorrichtungen und komme nicht mit den Fingern den Schneidwerkzeugen nahe. Achte auf den ordnungsgemäßen Anschluß elektrischer Leiter, vor allem die Verbindung mit dem Schutzleiter, dem. Draht mit roter oder gelb-grüner Umhüllung. 9

15 Um kurze Freizeitspannen für den Orgelbau nutzen zu können, reserviere Dir einen abgeschirmten Werkplatz von wenigstens 6 m2, den Du nicht aufzuräumen brauchst und den Deine Angehörigen auf ihren Gängen nicht kreuzen. Ein wenig Geduld mußt Du Deiner Umwelt schon zumuten, auch wenn Holzarbeit nicht schmutzig macht und angenehmen Geruch verbreitet, nicht körperlich anstrengt und doch schnell fortschreitet. Muß der Heimorgelbauer besonders musikalisch sein? Es genügt Freude an der Musik und soviel Gehör, um ein Lied richtig zu singen. Am Instrument bildet sich das Ohr von selbst weiter. Du brauchst auch kein gewandter Spieler zu sein, denn einfachste Musik, die auf einem Klavier kindlich klingen würde, erfreut, mit Hingabe gespielt, auf einem kleinen Positiv, für den Kenner das Hausinstrument par excellence mit reicher Literatur, auf dem sich auch viele Cembalostücke kunstgerecht wiedergeben lassen. Der weiche Tonansatz macht ein Pfeifeninstrument für den Nachbar kaum hörbar im Gegensatz zum Klavier mit seinem sforzato-einsatz. Kinder mit ihren sensiblen Ohren befreunden sich besonders mit dem Positiv, werden schnell vertraut mit Agogik und Phrasierung und schulen ihr Gehör durch das Wahrnehmen von Schwebungen zwischen ausgehaltenen Tönen.. Was selbst machen, was fertig beschaffen? Wer sein Instrument ganz mit eigenen Händen herstellt, wird berechtigten Stolz am gelungenen Werk haben, denn er schuf etwas einheitlich Organisches, in dem seine Persönlichkeit Gestalt annahm. Fremde Bauteile stören diese handwerkliche Einheit, seien es serienmäßige Trakturteile, mit Kunststoff belegte Klaviaturen, Notenpulte aus Metall oder gekaufte Metallpfeifen. Doch mache kein Dogma aus dieser grundsätzlichen Einstellung. Meist wirst Du Dir das elektrische Gebläse kaufen, wobei für kleine Werke ein billiges Aggregat aus einem Staubsauger oder ein WC-Lüfter mit vorgeschaltetem elektrischen Widerstand genügt; mancher beschafft sich eine alte oder neue Klaviatur, wenn sie ihm selbst nicht ansehnlich genug gelang. An Baustoffen werden gebraucht: dicht geleimtes Sperrholz aus Gabun oder Limba 4 und 0 st, Tischlerplatten 20 st, astfreie Leisten 20 x 60 und etwa m lange Brettstücke aus feinjähriger Fichte oder Wh mit ähnlichen Eigenschaften wie Erle, Meranti, Redwood, Whitewood, sowie als Hh Eiche, gedämpfter Birnbaum, Ahorn 24 bis 48 st zum Selbstaufschneiden je nach Leistung der Kreissäge oder auch vom Schreiner gespalten und gehobelt auf 4 und 8 st, für Pfeifen auch ersatzweise Buchensperrholz 4 st, Dübelholz, 0 und 6 Dmr, Rundmessing-Stäbe (gehandelt auch als Messing-Schweißdraht) 2 und 5 Dmr, etwas Altblei (beim Klempner), Schafleder, ersatzweise weiches Fensterleder (Schuhmacher- Bedarf), Dichtungsstoffe wie Löschpapier, Plastikfolie mit samtartiger Kaschierung, Filz, Holzschrauben, Nägel, Messingrohr 5/6 Dmr oder PVC-Rohr, kleine Eisenrohre, Kunststoffschlauch oder Flexrohr (im Elektrohandel), Weißleim (z. B.,,Ponal"), Schnellkleber (z. B.,,Pattex" mit und ohne Härter, Uhu-hart"), und anderes. 0

16 Alle diese Werkstoffe sind unschwer beschaffbar, aber eine gute Verbindung zu einem Orgelbauer oder Pianohändler und gelegentliche Besuche in deren Werkstätten samt Ratschlägen des zünftigen Fachmannes kommen Deiner Arbeit zugute. Doch überfordere nicht solches Entgegenkommen. Bei Orgelbauern pflegen aus abgebrochenen Instrumenten Windladen, Klaviaturen, Bälge, Pfeifen herumzuliegen, die man billig oder gar geschenkt bekommt. Im allgemeinen ist abzuraten, seine Heimorgel unter Verwendung solchen Gelegenheitsmaterials zu entwerfen. Sie verliert leicht die guten Proportionen. Pfeifen von Kirchenorgeln sind für Hausinstrumente zu weit mensuriert und aufgeschnitten. Änderungen am Windzufall, der Aufschnitthöhe und der Kernspalte beseitigen nicht die auf die Ohren drückende Tragfähigkeit im kleinen Raum. Man bekommt ein brummendes Werk, ein Ärgernis für Familie und Nachbarn. Manchmal läßt sich ein enger Violon in einen fürs Haus brauchbaren Subbaß umbauen, ein Salizional in ein Prinzipal oder Quintatön. Aber wir raten aus langer Erfahrung unseren Freunden, keine Metallpfeifen in Orgeln für den kleinen Raum zu verwenden und sich auf die klanglich weicheren Holz- und Kartonpfeifen zu beschränken. Dies nicht aus autarkem Drang, alles selbst machen zu wollen (einige Heimwerker sind perfekte Metallpfeifenmacher), sondern weil die Metallpfeife, wenn sie nicht sehr bleihaltig ist, durch ihre natürliche Brillanz das normale Gehör schnell überfordert. Warum wohl wurden für Flötenwerke, viele Kammerorgeln seit der Renaissance nur Pfeifen aus Holz, bei einigen Positiven auch aus Karton verwendet? Mahrenholz machte 98 auf der Freiburger Tagung (Bericht S. 4) den gleichen Vorschlag, auch bei höherem Preis die Holzpfeife vorzuziehen, zugleich wegen ihrer Unempfindlichkeit gegen Berührung, Stoß und Erschütterung. Es gibt in der Mensuration und Intonation von Kleinorgeln erfahrene Meister, die auch mit Metallpfeifen einen feinen, durchsichtigen und bei längerem Spiel erträglichen Klang erzielen, aber wie wenige. Brauchbar können für unser Werk Zungenstimmen aus Kirchenorgeln sein nach Auswechseln der Becher. Selbstgeschaffene Zungenregister, keine übermäßig schwierige Aufgabe, wenn Holzkehlen verwendet werden, wird ein echter Heimwerker vorziehen.

17 II. Bau einer Intonierlade. Verwendung Mancher Werker wird dieses kleine Instrument nach den Zeichnungen in 50 bis 70 Stunden bauen können. Er halte diese erste Aufgabe nicht für zu leicht oder entbehrlich, denn sie macht ihn vertraut mit der Anfertigung der meisten im Hausorgelbau vorkommenden Teile. Er braucht später das nur gegen 5 kg wiegende Werklein zur Pfeifenintonation, und er kann es zu aufschlußreichen Versuchen in verschiedenen Räumen benutzen, um sich ein fundiertes Urteil über deren Hörsamkeit zu bilden. Da wir aus Platzgründen die einzelnen Anweisungen nicht wiederholen, mache Dich, lieber Heimwerker, zunächst mit dem gesamten Inhalt des Buches vertraut. Du wirst auch im Abschnitt über Flötenwerke mancherlei finden, was Dir schon bei Deiner ersten Arbeit nützlich ist. Notfalls hilft Dir das Suchverzeichnis weiter. Übertrage zunächst die Zeichnungen für die Intonierlade in den natürlichen Maßstab : auf gewöhnliches kariertes Schreibpapier. Die Größe der ausgearbeiteten Teile ist im Text angegeben, aber Du kannst nach eigenen Vorstellungen davon abweichen mit Rücksicht auf Deine Materialbestände und Deine Werkstattausrüstung. Du kannst auch 7 Tasten anstatt anlegen, die 4 konstruktiv bedingten Blindkanzellen benutzend. Doch ändere nicht die vorgesehene weite Tastenteilung, um nicht durch Platzmangel beim Intonieren behindert zu werden. Notiere in einem Heft auf Deinem Werktisch den Zeitaufwand der einzelnen Arbeiten, Deine eigenen Erfahrungen, wie es auch Ignaz Bruder tat, skizziere Bauteile, notiere Bezugsquellen und Preise usw. Beim Wiederlesen nach langer Zeit erweckst Du die frühere Schaffensfreude wieder, bekommst neue Anregungen, beschleunigst Dein Tun, ohne einen Zwang zu spüren. Probatum est! Die Teile müssen mit Zugabe gegenüber dem Fertigmaß zugeschnitten werden. Lege Teile mit Untermaß sofort beiseite und ändere Deinen wohldurchdachten Entwurf aus solchem Anlaß nicht ab. 2

18 Bild 2. Intonierlade mit Tasten, Schleifen, elektrischem Gebläse regelbar zwischen 5 und 90 mm Winddruck, und Windwaage. Aufgesteckt sind Zungenpfeifen eines Regalregisters.

19 2. Einzelteile mit Hauptmaßen Nicht aufgeführt ist Kleinmaterial, wie Nägel, Schrauben, Tuch- und Filzgarnituren, Leder u.a. Teil Stück Bezeichnung und Werkstoff Fertigmaß Boden Unterkasten Sp Rückwand Unterkasten Sp Seitenwand Unterkasten Sp Trennwand Unterkasten Sp Vorderwand Unterkasten Sp Gleitfuß mit Schwingungsdämpfer Boden Mittelkasten Sp Seitenwände Mittelkasten Sp Rückwand Mittelkasten Sp Vorstecker Mittelkasten Sp 260 x 70 x 0 90 x 25 x x 25 x 0 70 x 5 x 0 90 x 25 x 0 25 Dmr 280 x 90 x x 60 x 0 90 x 65x0 90 x 65 x Seiten für Windkanal Sp Klavierbacken außen Hh Klavierbacken innen Hh Windkastenboden Sp Seitenwand Windkasten Sp Rückwand Windkasten Windkastenspundbrett Sp Blindleiste Sp Deckleiste Hh Fundamentbrett Sp 0 x 65 x 0 5 x 2x4 5 x 8x4 25 x l90x x 65 x 0 70 x 65x0 90 x 85x0 90 x 20x0 90 x 45 x 5 25 x 90 x hinterer Rahmenschenkel Wh vorderer Rahmenschenkel Wh seitliche Rahmenschenkel Wh Kanzellenschied Wh (oder Sp) Kanzellenspund Hh Dichtungsringe Liegelind" Schleife Hh Dämme außen Hh Dämme innen Hh Pfeifenstock Sp 90 x 5x2 90 x 5x2 85 x 0x2 85 x 2 x 0 7 x 0 x 4 25 Dmr 20 x 40 x 4 90 x 2 x 5 90 x 6 x x 62 x Ventil Wh Haltestift Me Leitstift Me Ventilfeder Me 05 x 7x 2 Dmr 0 lg 2 Dmr 0 lg 2 Dmr 290 lg 5

20 Bild Intonierlade im Längsschnitt 6

21 Bild 4. Intonierlade im Querschnitt 7

22 Federleiste Hh Kammleiste Hh Knagge Hh Verbindungslasche Plastic (PVC) Stellöse Me Drahtabstrakte Me 70 x 25 x 4 70 x 8 x 4 25 x 20x0 20 x 7xl 2 Dmr 0 lg 2 Dmr 00 lg Bleipulpete mit Lederunterlage Papierblättchen Untertaste Wh Tastenvorderstift Me Waagebalken Hh Winkelleiste Hh Waagebalkenstift Me Tastenbelag Hh Filz-Druckfleckchen Wasserkasten Windwaage Me 2 Dmr 6 hoch 2 Dmr 0, st 20 x 20 x Dmr 25 lg 70 x 0x5 70 x 5x6 Dmr 5 lg 55 x 20 x 2 20 x 5 x 0,5 st Winkelstutzen selbstgelötet Me Anschlußstutzen Me Druckkammerstutzen Me Meßröhrchen Plastik Schlauch Plastik Pralleiste mit Filz 5/4 Dmr 0 lg 5/4 Dmr 20 lg 5/4 Dmr 25 lg 6/5 Dmr 5 lg 6/5 Dmr 95 lg 70 x 20x Gebläse mit Motor schwingungsdämpfender Ring Tuchfleck Drehwiderstand 500 Ohm Druckknopfschalter 220 Volt Klemmleiste 4-polig rote Kontrollampe 220 Volt 80/60 Dmr 6 st 70 Dmr Die rd. 0 Einzelteile können hintereinander zugeschnitten und dann bearbeitet werden. Der weniger Geübte geht besser in Abschnitten vor, macht also die übereinandergesetzten Kasten mit Einbauten einzeln fertig. Bei dieser ersten Arbeit brauchst Du fast nur leicht beschaffbares Sperrholz 0 st (gute Qualität Limba oder Gabun) und einige Abfallstücke von feinjähriger Fichte, Birnbaum, Ahorn oder Linde aus einer Schreinerei. Me-Draht ist als Messing-Schweißdraht in geradegezogenen Stangen käuflich. Für die Belederung verwende evtl. weiches Fensterleder. Drehwiderstand, Druckknopfschalter usw. führen Radio- und Elektrogeschäfte. Wegen des Gebläses s. weiter unten. 8

23 . Bearbeitung der vorbereiteten Teile T T T 4 T 5 T 7 T 0 Ansaugöffnung 50 Dmr unter Gebläse T 60 machen. Beachte, daß T 60 im abgeschotteten Raum liegt. Löcher für die Gleitfüße T 7 mit 2 Dmr verbohren. rechte Seitenwand Öffnungen 0 Dmr in der vorderen Kammer bohren zur Wärmeabführung von T 6. Innen Drahtgaze vorkleben. Unten vor Trennwand Loch 8 Dmr für Anschlußschnur -adrig. Loch 5 Dmr für Stutzen T 5 und ein weiteres Loch 8 Dmr für die Anschlußlitze von T 65 zum Motor T 60. Schlitz für Meßröhrchen T 54 8 br von oben bis 0 von unterer Kante. Oben Holzblättchen zur Verstärkung aufleimen. Löcher für Achsen T 5 und 54 bohren. Schlitz 40 x 0 für Windkanal T machen. Kann rechts oder links liegen, ein Kanal genügt. Schlitz 22 br 0 hoch für Durchführung der Tasten machen, 2 Löcher 4 Dmr für Flachkopf schrauben. T Seitenleisten für Windkanal an T 8 rechts leimen. Anstatt in Zeichnung vorgesehenen Verschlusses mit Papier, besser Brettchen, 65 x 60 vorleimen und an den Stößen zu T 7 und T 4 beledern. T 2 Sichtkanten leicht runden. T wie T 2 T 4 T 20 Schlitz für Windkanal T fluchtend mit T 7 machen, Tastenmitten auf T 7 und T 4 anreißen, Löcher 2,5 Dmr für T 44 bohren. Mittelachsen der Tasten und der Schleifen auf Oberseite anreißen, in Schnittpunkte Dmr bohren. T 2/2 Anstelle des vorgesehenen Wh kann auch Sp übereinandergeleimt werden. Um mit einer Sp-Stärke auszukommen, wurden die Schiede 0 st gemacht, womit die Kanzellen ebenso breit werden. Leime die Schenkel T 2/22 mit Papierzwischenlage aufeinander, säge und stemme die Nuten für die Schiede und die Seitenschenkel aus. T 25 Spundstücke sollen gedrängt in die Kanzellen passen. Innenliegende Kanten abrunden. 9

24 T 26 T 27 Auflagestoff Liegelind" (in Baby-Ausstattungsgeschäften zu erhalten) sehr brauchbar als Schleifendichtung. Scheiben 25 Dmr ausschneiden oder ausschlagen, st mit zentrischem Loch 6 Dmr, mit 8, mit 0. Griffe und Wegbegrenzungen T 66 aufleimen. Stärkeunterschiede nicht größer als 0, mm. Auch Plastikstreifen oder dichtes Sperrholz verwendbar. T 0 Löcher für versenkte Befestigungsschrauben,,5 Dmr bohren, im ganzen 4 zwischen den Stöcken, 4 an den Rändern. T 28/29 auf gleiche Dicke bringen, evtl. Papierstreifen unterlegen, werden auf T 20 genagelt. T T 4 T 7 T 8 T 9 T 4l T 42 Wh mit stehenden Jahren verwenden, hinten leichte Abschrägung und etwas nachgebranntes Loch 2 Dmr, vorn Einschnitt für Leitstifte T und Lasche T 8. Beledert. Loch für T 2 gebrannt. halbharten Me-Draht /2 mal um Dübelholz 6 Dmr winden. Enden etwas anspitzen und kurz umbiegen. Die Knaggen werden rechts und links auf die Federleiste geleimt, dann von innen auf die Seitenwände geschraubt. So können die Federn vor Aufschrauben des Windkastenbodens eingesetzt und ausgerichtet werden. Geeignet ist vielerlei Kunststoff aus abgelegten Gebrauchsgegenständen, der etwas biegsam, aber wenig dehnbar ist, auch 2 übereinandergeklebte Lagen gummierter Leinwand. Die von Hand gebogene Stellöse, in die die Lasche zur Abstrakte eingehängt wird, hat unten ein eingeschnittenes Gewinde, das bei den im Orgelbau verwendeten Ringkluppen eine Steigung von 0,6 mm je Gang für 2,0 Dmr hat. Eine solche Kluppe für 5 verschiedene Draht-Dmr (Preis etwa 0 DM) besorgt jeder Orgelbauer. Notfalls kaufe eine Kluppe für metrisches Gewinde M 2 (Eisenhändler), die aber bei nur 0,4 Steigung für Wh weniger geeignet ist. Mache Papierröhrchen, indem Du mehrere Lagen Schreibpapier über ein Dübelholz 2 Dmr leimst. Gieße langsam Blei hinein. Schneide auf der Bandsäge (Schiebestock!) Stücke 6 lg ab, schlage eine Seite auf einer Richtfläche eben und bohre zentrische Löcher 2,2 Dmr, evtl. mit einer einfachen Vorrichtung, die das Zentrieren erspart. Klebe auf die Unterseite Scheiben aus Leder 2 Dmr mit Loch 4 Dmr. Die Pulpeten müssen reibungslos auf dem Abstraktendraht 2 Dmr gleiten. Die Scheiben 2 Dmr mit Loch 2 Dmr aus dickem Schreibpapier werden lose auf die Abstrakte geschoben. Sie erleichtern das Gleiten der Pulpete. Beachte, daß eine der beiden Ösen an der Abstrakte nach dem Auffädeln der Pulpete und Einstecken in den Windkastenboden angebogen werden muß. 20

25 T 4 bis 49 T 50 Über den Bau des Klaviers s. Abschnitt VII. Dieses kann auch 2-armig und mit rückwärtigem Angriff der Stecher an den Ventilen ausgeführt werden, wie wir es für Positive empfehlen. Die Windwaage besteht aus einem Wasserkasten 80 lg 80 br 20 tf, der aus einem Blechstück 20 x 20 mit ausgeschnittenen Ecken 20 x 20 gebogen und gelötet wird, am einfachsten aus Me-Blech 0,5 st. Oben löte einen Deckel auf, zweckmäßig mit etwas aufgebogenen Kanten und obenliegender Lötnaht. Der Kasten bekommt 2 Anschlüsse aus Me-Rohr 5/4 Dmr (notfalls aus eingeklebtem Kunststoff). T 54 T 60 Das Meßröhrchen aus durchsichtigem Kunststoff wird über den gelöteten Stutzen T 5 geschoben. Es liegt in dem Schlitz bündig mit der Außenfläche von T 5. Hinter den Schlitz kann eine geschwärzte Pappe geschoben werden. Gegen Herauskrümmen greift ein in T 7 geschlagener Stift in das Rohr. In unserem Muster wurde das Gebläse eines abgelegten kleinen Staubsaugers verwendet, dessen Drehzahl durch den Drehwiderstand T 6 so vermindert wurde, daß er anstatt 450 mm nur noch zwischen 5 und 90 mm WS Druckhöhe gibt und dabei ausreichend geräuscharm arbeitet, um beim Intonieren nicht die Ohren zusätzlich zu beanspruchen. In Elektro-Geschäften sind solche Gebläse als Ersatzteile von Staubsaugern, Haartrocknern usw. zu bekommen (Preis 5 bis 50 DM). Sehr brauchbar und fast geräuschlos sind die Toiletten-Lüfter,,Euosmon" (bei einem Sanitär-Installateur bestellen, die freilich bei 90 Dmr gegen 90 lg sind. So kann es zweckmäßig sein, das Gebläse nicht in der Lade einzubauen, sondern eigenständig und durch einen Schlauch 25 Dmr mit dieser zu verbinden. Der in der Lade frei werdende Raum könnte einen kleinen Regelbalg aufnehmen. T 6 wird dann durch einen Festwiderstand (auch aus Glühlampen) ersetzt, der Winddruck durch Verändern der Spannung der auf den Balg drückenden Feder verändert. Im Orgelwind liegende Gebläsemotoren erwärmen diesen bis um 5 gr über die Temperatur der angesaugten Luft. Das ist praktisch ohne Belang für unsere Intonierlade oder ein Portativ, kann aber den Gebrauch eines Regals in einem Positiv unmöglich machen. Über Abhilfe wird noch gesprochen. Der Motor unserer kleinen Lade läßt sich durch den Druckknopfschalter T 64 abschalten. Man kann auch in T 2 nahe T eine Öffnung schneiden, zur Geräuschdämpfung mit Filz überspannen und ein Ventil darüberlegen, das in Intonierpausen geöffnet wird, um die Gebläsekammer zu kühlen. T 6 Beim Kauf des Widerstandes (Radiogeschäft) ist neben dem Widerstand von 500 Ohm die Dauerbelastung in Ampere oder Watt anzugeben. 2

26 4. Zusammenbau der Intonierlade Beginne den Zusammenbau mit dem Kanzellengitter, das auf das Fundamentbrett T 20 geleimt wird. Vergl. Abschnitt VIII. 4. Reiße vor dem Leimen die Schleifenachsen auf der Unterseite von T 20 an. Nagle die Schleifen auf die Oberseite, darauf schraube die Pfeifenstöcke. Die Dämme sind noch nicht am Platze. Bohre alle Pfeifenlöcher mit 4 Dmr von den Kanzellen her. Die Löcher für das vordere Register erweitere auf 5, die des nächsten auf 6, des letzten auf 0 Dmr. Die entsprechenden Fußlöcher in den Stöcken sind 6, 0 und 6 Dmr. Nagle die Dämme auf. Klebe die Dichtungsringe aus Liegelind "auf. Runde die Löcher auf der Schleifenunterseite mit Glaspapier. Gehen nach dem Wiederaufbringen der Pfeifenstöcke die Schleifen zu schwer, lege Papier auf die Dämme. Leime die Spundstücke T 25 zwischen die Schiede. Richte das Gitter mit den in gleicher Hobelrichtung liegenden Schieden ab. Entferne alle Späne. Leime dickes Schreibpapier, das vorher angefeuchtet wurde, über das Gitter. Es muß nach dem Trocknen faltenlos gespannt sein, aber durchwegs mit dem Holz gebunden haben. Bohre Löchter,6 Dmr für die Stifte T 6, die später mit Gewinde eingedreht werden. Schneide die Ventilöffnungen aus. Beachte, daß in der Teileliste Kanzellen 0 br vorgesehen wurden, um mit Sperrholz gleicher Stärke auszukommen. Bei Windladen in Tastenteilung werden die Kanzellen nur 7,5 br, die Schiede 6,0. In der Zeichnung sind diese schmäleren Kanzellen, wie sie Laden für Portative und Positive haben, dargestellt. Leime und schraube die Windkastenwände T 5, T 6 auf. Streiche die Ecken mit Leim nach, daß sie gekehlt erscheinen. Richte die Kanten nach, damit Boden T 4 fest aufliegt. Schraube die Stifte T 2 ein, die 5 vorstehen sollen. Setze die Ventile ein und bohre mittig zur Kanzellenachse die Löcher für die Leitstifte T mit,8 Dmr, schlage die Stifte ein. Schraube die Federleiste mit T 7 ein, setze die Federn ein. Nun mache von jedem Pfeifenloch mit dem Mund eine Dichtigkeitsprobe, einmal mit geschlossener, einmal mit gezogener Schleife. Eine gewisse Undichtigkeit ist unvermeidlich. Andernfalls Ventilauflage nachprüfen, einzelne Pfeifenlöcher vielleicht nachspachteln oder unverbundene Stellen unter dem Papierspund aufschneiden und nachleimen. Klebe Dichtstoff auf die Kanten zum Boden T 4. Hänge die Abstrakten T 40 in die Ventillaschen, stecke die Pulpeten und die Papierscheiben auf und die Drähte durch die Löcher in T 4. Schraube T 4 auf und biege in der richtigen Höhe die Ösen an. An das Spundbrett T 7 leime die Pralleiste T 56 und mache Dichtungsstreifen auf die Rückseite des Spundbrettes, das nun auf die Seiten T 5 geschraubt wird. Mache das - oder evtl. 7-teilige Klavier nach Abschnitt VII. Ein Klavierrahmen erübrigt sich hier. Den Waagebalken T 45 schraube auf den Deckel T 7 des Unterkastens. Anstelle 22

27 der nachstellbaren Bäckchenführung kann hier ein Leitstift ohne Austuchung unter den Tastenkopf treten, wie im Querschnitt gezeichnet. Als Spieltiefe wähle 7 mm, weil das -armige Klavier kaum Leergang hat. Den Kanal T leime an die rechte oder linke Wand T 8 und schließe ihn vorn mit einem Brettchen 5 st. Die Anschlußkanten an die Schlitze in T 7, T 4 bekommen Dichtungen. Ober- und Unterkasten werden durch die im Teileverzeichnis nicht erwähnten 6 Knaggen 0 x 2 x 2 T 67 aus Hh mit Schrauben verbunden. T 9 ist nicht mit T 8 verbunden, kann also ohne Trennung der Kästen herausgenommen werden, etwa um eine Taste auszuheben. Der Unterkasten ist der Größe des Gebläses anzupassen. Der abschraubbare Deckel T 7 ist aufgedichtet. Das obenerwähnte Kühlventil kann an der Gebläsekammer oder am Windkasten angebracht werden, angedrückt durch eine Feder. Kühlung braucht auch der Drehwiderstand in der vorderen Kammer, wofür 2 Löcher 0 Dmr vorgesehen wurden. Noch zweckmäßiger leitet man die Kühlluft durch diese Kammer. Neben das Anzeigeröhrchen T 52 der Windwaage klebe eine Skala mit Strichen in 5 mm Abstand. Begrenze den Drehwinkel von T 6, um Herausdrücken des Wassers zu vermeiden. 2

28 III. Bau eines Portativs, Verwendungszweck Die kleine Intonierlade sei Dir wohlgelungen, Du hast einige Pfeifen gemacht, intoniert und gestimmt. Zusammenklänge probiert, kennst nun die wesentlichen Teile einer Orgel, weißt aus Fehlern worauf es ankommt und wirst nun weder zu bedachtsam noch zu stürmisch weiterarbeiten. Trotzdem: nimm jetzt noch nicht ein größeres Instrument in Angriff, das künstlerischen Ansprüchen genügen soll. Bei einem zu weiten Schritt könnte Dir die Geduld ausgehen, das Durchhaltevermögen. Baue erst als Vorform zum Positiv ein mehrregistriges Portativ. Es wird Dir eine Welt nützlicher technischer und musikalischer Einsichten bescheren. Wir denken an ein Portativ mit den Grundregistern jeder Orgel: einem etwas quintatönigen Gedackt 8', einer prinzipaligen Flöte 4' und einem ' aus Zimbelpfeifen bei einem Klavierumfang fo, go, ao, dann chromatisch bis c. Gewicht des Instruments ohne Gebläse gegen 4 kg. Es dient als Intonationshilfe zum Voreinstimmen von Pfeifen, zum improvisierenden 2- und -stimmigen Spiel, zur Hausmusik zusammen mit Sängern und Soloinstrumenten, denen es sich mit seinem nicht aufdringlichen, aber tragfähigen Klang hervorragend anpaßt, und es kann zu Geselligkeiten außer Haus mitgenommen werden. Besondere Freude daran haben Kinder, wie wir es selbst in schlimmen Nachkriegsjahren erlebten. Freunde alter Musik können auch ein Portativ nach Vorbildern aus dem 2. bis 6. Jahrhundert bauen, natürlich mit Bälgen, die die linke Hand bedient, um mit diesem Soloinstrument den Klang modulierend vorzutragen. Es sei aber empfohlen, sich vorher gründlich auseinanderzusetzen mit dem Standardwerk: Hickmann Hans, Das Portativ, Bärenreiter-Verlag Kassel 97. Eine zum Nachbau geeignete vermaßte Zeichnung einer Portativlade (nach Arnaut um 450) findet sich bei Bormann, Gotische Orgel, S. 95, Bild 20. Aber auch das Flötenwerk nach Abschnitt VIII läßt sich in ein einregistriges Portativ abändern (Pfeifen nach Tonhöhe absteigend stellen, Antrieb und Walze entfallen, Balg als Doppelschöpfer bauen nach Br 274, betätigt durch nach links herausragenden Hebel, Druckbalg, wenn überhaupt bei vorwiegend einstimmigem Spiel erforderlich, zusätzlich durch Fingerdruck belastbar, Klaviatur unmittelbar unter dem Deckel. Eine solche Konstruktion und Entwicklung einer hierzu passenden Spieltechnik wäre interessantes Neuland!) 24

29 Bild 5. Portativ mit Registern und Tonumfang c bis c. 25

30 2. Entwurf Wünschst Du Dir ein flötiges Portativ, das leicht zu intonieren ist, wähle ein dunkles Gedackt 8' mit um 4 bis 6 Halbtöne weiteren Querschnittsmaßen als die folgende Liste angibt, eine offene, leicht prinzipalige Flöte 4' und einen scharfen '. Reizvoller, besonders für Solovorträge, und zweckmäßiger als Hilfe bei der Intonation obertöniger Pfeifen wie bei deren vorläufiger Einstimmung ist eine Quintadena 8', eine Prinzipalflöte 4' und ein Oktävlein '. Pfeifenquerschnitte für diese Disposition: Quintadena 8' Prinzipalflöte 4' Oktävlein ' fo g ao bo ho 22,0x27,5 20,0 x 25,0 8,4x 2,0 7,5 x2l,9 6,7 x 20,9 fl gl al bl hl 22,0x22,0 20,5 x20,5 9,0 x 9,0 8,0 x 8,0 7,5 x 7,5 f g a b h 7,0x8,8 6,6x8, 6,2 x 7,7 6,0x7,5 5,8 x 7,2 cl cs dl ds el fl fs gl gs al bl hl 6,0 x 20,0 5, x 9, 4,7 x 8,4 4,0 x 7,5,4 x 6,7 2,8 x 6,0 2,4x 5,5 2,0x 5,0,6 x 4,5,2 x 4,0 0,8 x,5 0,4 x,0 c2 cs d2 ds e2 f2 fs g2 gs a2 b2 h2 7,0 x 7,0 6,4 x 6,4 5,8 x 5,8 5, x 5, 4,8 x 4,8 4,2 x 4,2,8x,8,4x,4,0x,0 2,6 x 2,6 2, x 2, 2,0 x 2,0 c4 es d4 ds e4 f4 fs g4 gs a4 b4 h4 5,7 x 7, 5,5x6,9 5,4x6,7 5,2 x6,5 5, x6, 5,0x6,2 4,9x6, 4,8x6,0 4,7 x 5,9 4,6 x 5,8 4,5 x 5,7 4,5 x 5,6 c2 cs d2 ds e2 f2 fs g2 g s a2 b2 h2 9,9 x 2,4 9,6 x 2,0 9,4x,7 9, x,6 9,2 x,5 9, x,4 9,0x, 8,9 x,2 8,9 x, 8,8 x,0 8,8x,0 8,7 x 0,9 c cs d ds e f fs g g s a b h, x,, x, 0,8 x 0,8 0,6 x 0,6 0,4 x 0,4 0,2 x 0,2 0,0 x 0,0 9,8 x 9,8 9,6 x 9,6 9,4x 9,4 9,2 x 9,2 9,0x 9,0 c5 es d5 ds e5 f5 fs g5 gs a5 b5 h5 4,4 x 5,5 4, x 5,4 4,2x5, 4,2 x 5,2 4, x 5, 4, x 5, 4,0 x 5,0 4,0 x 5,0,9x4,9,9x4,8,8x4,8,8x4,7 c 8,7 x 0,8 c4 8,8x 8,8 c6,7x4,7 27

31 Mache nach Abschnitt VI zunächst alle c-pfeifen und intoniere sie auf der kleinen Lade, ohne zunächst das Letzte an Gleichheit (Egalität) in Klangfarbe und Lautstärke erreichen zu wollen. Damit bei diesem Portativ die Pfeifen lange Zeit gut in Stimmung bleiben, Schutz vor Verstauben vorausgesetzt, verwende für alle die gleiche Holzart, möglichst feinfaseriges Hartholz wie Ahorn, gedämpfter Birnbaum, oder auch Buche, für das 8'- und 4'-Register Buchensperrholz 4 st. Leime die Pfeifen des ' ebenfalls 4 st, bringe sie dann auf der Kreis- oder Bandsäge oder von Hand auf 2 st herunter. Die Kanzellenteilung der Windlade ist gleich der Tastenteilung,5 mm. Die Pfeifen des ' stehen vorn in einer Reihe, dahinter in 2 Reihen die des 8', eine nach vorn, eine nach hinten sprechend, wodurch bei gedeckten Pfeifen kein übermäßiger Klangunterschied entsteht. Diese Pfeifen mit verdickten Vorschlägen und evtl. gefärbten Seitenbärten sehen auch schön aus: dahinter kommt die offene Flöte 4', die vordere Reihe auf erhöhten Füßen, die andere an die Rückwand des Gehäuses gelehnt, entsprechend der Zeichnung für Ausführung A. Das Portativ wird 490 br, 250 tf und 50 hoch. Die Tasten liegen nach oben frei, die Pfeifen stehen sehr gedrängt. Unseren Zwecken besser entspricht die Ausführung B mit dem Klavier im Fenster". Die Pfeifen blasen alle auf der um 80 breiteren Lade nach vorn aus, doch wird das Instrument um 60 höher, um die spielenden Hände nicht zu behindern. Bild 6. Querschnitt von Portativen Ausführung A und B 28

32 Ventilgröße: berechnet nach Abschnitt IX.2. Labien auf Taste fo: = 5 br. Windbedarf 5-8= 408 cm/s. Windgeschwindigkeit 2,0m/s, erforderliche Öffnungsfläche 408:200= 2,04 cm2, bzw. 204 mm2. Kanzellen 7,5 br, Ventilaufgang,5. Ausschnitt in Kanzelle 204 :,5-7,5 = rd. 50 lg. Gesamtlänge des Ventils 75. Der geringe Ventilaufgang ist beim Portativ bedingt durch die nur 70 mm langen Tastenbeläge. Der Abstraktenanhängepunkt liegt bei einer Tastenlänge von 20 bei 5. Die Taste senkt sich vorn für einen Ventilaufgang von,5 um 5,9 mm (ohne Leerreise"). Größerer Fall wäre bei so kurzen Tasten für den Spieler unangenehm. Windbedarf Labien der Pfeifen auf Tasten fo - ao - cl - fl - al - c2 - f2 24 br. Windbedarf 24 8 = Rd. 2 l/s. Gebläseanschluß bei,5 m/s 40 Dmr. Ein Keilbalg mit Platte 600 x 200 und 70 Aufgang muß bei vollgriffigem Spiel 0 mal je min getreten werden. Ein Druckbalg gleicher Plattengröße in Schwimmerbauart sollte 85 Aufgang bekommen.. Fertigung Hast Du die Intonierlade nach unseren Anweisungen gebaut, brauchst Du wenige zusätzliche Erläuterungen für das Portativ. Mache zunächst maßstäbliche Skizzen, studiere besonders die Randprobleme", die Eckverbindungen, die Übergänge an das Gehäuse und eine ansprechende aus dem inneren Aufbau entwickelte Gehäuseform. Zur Wahl steht, den Deckel nach dem Diskant schräg abfallen zu lassen oder einen rechteckigen Kasten zu machen und im Zwickel über den kleinen Pfeifen ein Gebläse unterzubringen, evtl. den Druckbalg auf den Deckel zu legen. Der Windkanal mit 0 x 0 oder gleichwertigem Querschnitt könnte zwischen den 8'- und 4'-Schleifen in den Windkasten geführt werden. Mache die Tasten nach Abschnitt VII mit einstellbarer Bäckchenführung als Vorübung für die späteren Vollklaviaturen. Hier haben wir sehr verkürzte Tasten: UT vorn bis OT hinten OT mit Abschrägung Vorderblatt UT ( Schaufel") OT hinten bis Deckleiste UT Belaglänge OT Höhe Tastenfall UT vorn 65 mm Das Klavier von fo bis c (ohne die Tasten fso und gso) wird bei dem empfohlenen Untermaß 420 br. Hierzu kommen für die seitlichen Wangen je 20 und für die Gehäuseseiten je 0 mm. Gehäusebreite 480 und mit Stoßleisten 490 mm. Abstand UT bis Windkastenboden mind. 00 mm. Deckbrett hinter Klaviatur sei herausklappbar, Windkastenboden zum Abschrauben. Die Federleiste ist an den Seitenwänden befestigt. Das Federauge kann auch nach dem Spunde zeigen, um das Einsetzen zu erleichtern. Windkasten nur 40 hoch. 29

33 Kanzellen 7,5 br, Schiede 6,0 br, beide 20 hoch. Rahmenschenkel 0 br. Schleifen für alle Register 40 br. Dichtungen wie Abschnitt II. Pfeifenstöcke aus 2 oder aufeinandergedübelten Brettschichten verleimen. In der Mitte liegen die in Richtung der Kanzellen führenden Kondukten 8x8. Sp ist brauchbar, feinjähriges Wh und Erle vorzuziehen. Nach dem Verleimen alle Löcher mit dem Mund auf Dichtigkeit prüfen. Mache den Windkastenspund aufklappbar mit einem Scharnier (Klavierband), das mit Leder überleimt wird. Verschluß durch 2 Vorreiber. Über Pfeifenbau, Intonation und Stimmung s. Abschnitt VI. Pfeifenfüße für 8' und 4' aus Dübelholz 0 Dmr, gebohrt 5 Dmr, für ' aus Messing oder Plastikrohr 6 Dmr außen. Entgegen der Skizze lasse Pfeifenfüße ganz in den Stock gehen, die Pfeifen also mit der Kernunterseite aufsitzen. Pfeifen ohne Halterung müssen mit den Füßen fest im Stock stehen, um sich nicht zu verstimmen. Die vordere Reihe der 8'-Pfeifen wird mit Messingschrauben, deren Kopf flachgefeilt wird, in eine schräge Leiste mit Schlitzen eingehängt. Diese Schaupfeifen" müssen genau lotrecht und in mensurmäßigen Abständen stehen. Bild 7. Halterung für Schaupfeifen Die Seiten werden mit der Windlade und dem Bodenbrett verschraubt, die Rückwand nur im oberen Teil. Das Brett hinter dem Klavier läßt sich als Zugang zum Waagebalken herausnehmen. Der Deckel ist wegen des Stimmens abnehmbar. Ein weiterer Deckel vor den Pfeifen mit Drahtriegeln nach Abschnitt IX ist wegen des Verstaubens empfehlenswert. Die Kanten der Gehäuseflächen werden zum Schutz gegen Stöße durch profilierte dicht auf Gehrung geschnittene Leisten überdeckt. Streiche alle Teile wasserabweisend und schreibe Tonbuchstaben mit Tusche auf die Pfeifen, zuletzt noch eine Notiz in den Windkastenspund über Ort, Zeit, Zeitaufwand der Herstellung und andere später interessierende Daten. 0

34 Registerschleifen Die Pfeifenlöcher werden gegeneinander versetzt. Schleifenweg zwischen an" und ab",5. Bohrungen nicht unter 6 Dmr, bei dem Portativ für 8'- und 4'-Register 8 Dmr. Bild 8, Dichtungsringe auf dem Fundamentbrett Schlage die Dichtungsringe mit 20 Dmr aus Liegelind" oder verwende selbstklebende Dichtungsscheiben aus Kunststoff mit Gegenring (Fa. Gerhard Schmid, 895 Kaufbeuren). Die aus dem Gehäuse ragenden Schleifenköpfe können von Hand verschoben werden wie bei der Intonierlade. Zweckmäßiger sind Hebel aus Hh nach Bild 9. Auf die Schleifen werden gabelförmig ausgeschnittene Klötzchen geschraubt. Eine Achse 5 Dmr greift in ein Langloch des Hebels. Oben werden die Hebel in einer durchgehenden Leiste mit Ausschnitten gelagert. Hebelübersetzung 2 zu, die Schleife wird in Hebelmitte angegriffen. Bild 9. Registerhebel für Portativ