Hohenzollerische Heimat

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1 Hohenzollerische Heimat Herausgegeben vom I ^^H Hohenzollerischen Geschichtsverein 53. Jahrgang ^ ^ ^ ^ Nr. 1 - März 2003 E 3828 Vorlage: Sammlung Ottmar Haid (+), Bad Imnau. Repro: Gunar Haid, Bad Imnau. Bad Imnau ist der einzige Kurort im Zollernalbkreis. Das Prädikat Bad" wurde 1937 verliehen. Diese Aufnahme aus der Zeit um 1916 zeigt die noch unbebauten Hanglagen Im Äckerle" oberhalb der Kirche (links) und der Sommerhalde" (rechts). ROBERT FRANK Bad Imnau im Jahre 1786 Einen umfassenden Einblick in den Flecken Imnau", auch in seine Sorgen und Nöte, gewährt uns eine Quelle aus dem Jahre 1786'. Bevor diese Quelle zum überwiegenden Teil im Wortlaut wiedergegeben und erläutert wird, folgen einige wichtige Daten über Bad Imnau 2. Die erste schriftliche Erwähnung erfuhr Bad Imnau nach Hodler im Jahre 1082 und aus diesem Anlaß wurde auch 1982 in großem Rahmen die 900-Jahrfeier begangen. Die wahrscheinlichste Namensdeutung ergibt sich aus der Lage des Ortes in einem von Wäldern umsäumten Wiesentale, eben einer Au, in der sich gerne Immen (= Bienen) aufhielten, also eine Immen-Au". Das Kloster Reichenbach war durch Schenkungen Ende des 11. Jahrhunderts zur größten Grundherrschaft in Imnau geworden. Der Ort gehörte anfänglich zur Herrschaft Haigerloch, erlitt dann später auch teilweise deren Schicksal. So kam das Dorf 1381 nach der Hohenbergischen Phase zu Österreich. Österreich verlieh Imnau an die Herren von Weitingen. Diese verkauften den Ort 1516 an die Grafen von Zollern. Da dieser Kauf ohne lehensrechtliche Erlaubnis geschah, verlieh Österreich den Ort an neue Lehensleute. Nachdem sich dann Graf Eitelfriedrich 1519 mit letzteren einigen konnte, galt Imnau als zur Grafschaft Zollern gehörig. Bei der Erbteilung 1576 gelangte das Dorf zur Grafschaft Hohenzollern-Haigerloch. Nach Aussterben der Haigerlocher Linie 1634 wurde Imnau Teil des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen. Um 1550 umfaßte die Grundherrschaft in Imnau insgesamt 463,50 Jauchert (J) (1J ca. 40 ar). Größter Grundherr war immer noch das Kloster Reichenbach mit 213 J, es folgten Österreich mit 106 J, die Zollern mit 33 J, die Klöster Alpirsbach und Kirchberg mit je 32,75 J, der Junker Erhart von Ow zu Felldorf mit 14,25 J und schließlich kirchliche Grundherren mit zusammen 31,75 J. Kirchlich war Imnau

2 mit der Mutterpfarrei im benachbarten Bierlingen als Filiale verbunden, bis 1784 die Erhebung zur eigenständigen Pfarrei erfolgte. Zuvor war von 1779 bis 1783 die heutige Kirche erbaut worden. Die mineral- und kohlensäurehaltigen Quellen waren schon im 16. Jahrhundert als Heilquellen bekannt. Fürst Josef-Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen ließ 1732 den Fürstenbau errichten und 1733 die Fürstenquelle fassen. Das Heilbad Imnau ging 1816 in Privatbesitz über und befindet sich seit 1917 im Besitz der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Ingenbohl (Schweiz), Provinzhaus Hegne am Bodensee. Zur Zeit wird über den Verkauf des sogenannten Stahlbades Bad Imnau" verhandelt. Imnau darf seit 1937 das Prädikat Bad" in seinem Ortsnamen führen, als dieses vom damaligen Regierungsbezirk Sigmaringen verliehen wurde stimmte die Imnauer Einwohnerschaft mehrheitlich der Eingemeindung nach Haigerloch zu. Durch die Tallage von Bad Imnau hatten es gerade die Bauern in unserer Gemeinde sehr schwer und besonders unter den Unwettern zu kämpfen [...]. Die Grundstücke im Tal waren vom Hochwasser bedroht und zu den Grundstücken auf der Höhe [wo sich die meisten befanden] bestanden nur schlechte und deshalb besonders lange Zufahrtswege. Diese waren besonders nach starken Regengüssen sehr schlecht befahrbar. Das Vieh hatte als Zugvieh schwere Arbeit zu leisten und sollte trotzdem in der Milch- und Fleischwirtschaft rentabel sein. So ist es auch zu verstehen, daß in der Gemeinde schon früh viele Ochsen und später auch Pferde -gehalten wurden." [Heimatbuch S. 85] Zudem erschwerte die Tallage in besonderem Maße die Baulanderschließung. Im Jahre 1952 wurden die ersten Häuser im Mühlacker" errichtet, zuvor war schon an der Sommerhalde" gebaut worden. Die Erweiterung im Mühlacker" und anschließend in den Gassenwiesen" erbrachte weitere Bauplätze. Der Bebauungsplan für das Gebiet An der Buchhalde" oberhalb des Mühlackers" wurde 1968 beschlossen. Nun schien es keine Bauplätze in Bad Imnau mehr zu geben und in Folge dessen bauten etliche junge Paare in anderen Orten. Um weitere Abwanderung zu verhindern, wurde 1972 das durch seine Topographie sehr schwierig zu realisierende Gebiet Im Äckerle" in Erwägung gezogen, und heute ist es schon bebaut. Wo das nächste Baugebiet entstehen soll, ist eine bisher ungelöste Frage. Bad Imnau hatte am genau 642 Einwohner. Anlaß für den Beschrieb des Fleckens Imnau" bildete eine Anordnung der Fürstlichen Kanzlei in Sigmaringen vom 10. Januar Dieweillen unterm loten January ein Befehl aus der Canzley zegangen, das man solle einen ortentlichen Beweiß von dem Flecken eingeben, wie darher nachfolgen wird. Als Erstlich befindet sich verheurathete Bürger 51, hingegen Wittfrauen auch 5." Es durften sich also insgesamt 56 Einwohner in Imnau Bürger nennen. Die Anzahl der Bürger war streng begrenzt in einem Dorf. Denn die Existenzgrundlage, nämlich die anbaubare Fläche, war nicht vermehrbar und die landwirtschaftlichen Erträge kannten damals noch keine Steigerung. Nur die Bürger durften voll an der Nutzung der Gemarkungsfläche im Rahmen der Dreifelderwirtschaft teilnehmen und damit auch die Allmende nutzen; nur sie durften wählen" und konnten auch gewählt" werden, wobei wählen" nicht unseren heutigen demokratischen Vorstellungen entsprach. Die nun im folgenden Punkt 2 erwähnten Hintersassen" besaßen kein Bürgerrecht, sie waren überhaupt rechtlos. Sie waren im Dorf nur geduldet, keine Teilhabe an der Dreifelderwirtschaft, kein Allmendenutzen, keine Teilhabe am öffentlichen Leben war möglich. 2tens warn Hintersäß Frantz Hirspühler, samt seinem Weib und 5 gewaxene Kinder. 3- und ist noch keines von obigen Kinder verheurathet, und sindzwey Bueben und$metlin. Und ist zu wissen, wie Franz Hirspühler samt seinen Kindern ernähret. So er ein aygne Behausung, sambt einem Vierntel Garten [ca. 10 ar] aneinander ligt, wie auch sonst 3 Viertel wiswax 4 und 3 Jauchert ein Viertel Ackers [ca. 130 ar], 2Jauchert Waldung. So verhielte er sich samt seinen Kindern ehrlich. 4. Stamet er, sein Vatter seel [ig] wäre ein Burgerskind, Stiffelhoffen in demallgef. Dieser warr bey unserm Contergent 52Jahr in Millitair gestanden. Sein Sohn aber, nemlich dieser Frantz Hirspühler 5Jahr als Tambot 6 unterm hiesigen Contingent, sein Weib Gristina Edlmännin ist ein altes Burgerkind von Immnau. Weiters befinden sich auch Leüte, welche nicht Burger dahier in Immnau seind. Nämlich des Matheis Waltzenberger in Immnau seine Tochter Ursula Egerin zeigte [zeugte] ein Kind von einem Würtemberger, man wüste selbsten nicht wo er sich aufhaltet. Dieses Kind ist ungeßhr 9 Jahre alt. Weiters hat er noch eine Tochter Maria Egerin, deßgleichen auch ein Kind, einbuoben von 7Jahren. Sein Vater wäre ein Burgerssohn in Grull [Gruolj. Wie sich diese vernehret? Mit arbeiten, taglöhnen, so gut sie kann. Wan es keine Zeiten zum Schaffen gibt, so nimbt sie bißweillen auch einen Bettelstrich 7 vor. Weiters befinden sich daß Carle Schuo seine Tochter, auch ein Kind gezaiget, ein Mägdlein von einem Viertel Jahr, von einem Müllerknecht aus dem Würtemberger Land Man wüste nicht, wo er sich aufhalt oder woher er stammet. Diese Anna Schuohin hate gar keine Vermögensmittel. Wie sich aber diese vernähret? Mit arbeiten und bettlen. Weiters befindet sich, daß Franz Hirspühler auch eine Tochter, Maria Hirspühlerin, die auch ein Kind gezaiget, von einem Müllerknecht von Geislingen, Burger daselbsten. Dises Kind ist ein Buob von 7Jahren. Wie sich diese ernähret? Verhülle [verhält] der Frantz Hirspihler dieses Kindi" Unter Punkt 5 erfahren wir, daß die Herrschaft Haigerloch, also die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, in Imnau keine Lehenhöfe besaßen, außer zwei Güthle, welche Widemgüthef genannt werden. " Zu diesen zwei Widemgütern zählten ein Haus, 3 M 2 Vtl Wiswax, 11 J 2 Vtl Ackerfeld, von 49 M Wiesen erhielt man den Heuzehnten. An die Herrschaft Felldorf mußten daraus jährlich je 1 Malter' (Mit) Roggen, Vesen 10 und Haber und zusätzlich noch eine Gans, 50 Eier und 1 Pfund (lb) Heller" an Geld abgeliefeert werden. Punkt 6 nennt uns die sogenannten Gülten, die der Fürst in Imnau von einzelnen Lehenshöfen erhielt. So bekam die gnädigste Herrschaft aus des Thomaslöhen Roggen jährlich 4Mlt, Haber 4 Mit 6 Vtl." Weiters aus des Junckers Thamalehen Roggen 3 Mit, Haber 3 Mit, aus dem so -genannten kleinen Lehen Haber 3 Mit, aus des PolmersSchorzenlehenRoggen5Mit, Haber5Mit. "Es schließt sich die Abgabe aus einem Einzelgrundstück an, nämlich aus 4 J Ackerland im Schwartzhansen" 4 Vtl Roggen bzw. 4 Vtl. Hafer. Dabei handelte es sich um eine Abgabe, die man auch als Nachzeig" 12 bezeichnet. Dabei wechselte die Fruchtart die ersten zwei Jahre entsprechend dem Rhythmus der Dreifelderwirtschaft, und letzterer entsprechend mußte im dritten Jahr nichts abgegeben werden, weil die Fläche brachlag. Die Pfarrei Haigerloch bezog aus Imnau jährlich 1 Mit 4 Vtl Roggen, 6 Vtl Hafer, Nachzeig Vesen/Hafer 1 Vtl und an Geld 7 x, den sogenannten Hellerzins". Tailfingens Pfarrei erhielt 6 Vtl Hafer und an Geld 7 fl. Die Heiligenpflege der Unterstadt Haigerloch erhielt 2 Mit Roggen und 1 Vtl Erbsen, und die Heiligenpflege in Stetten 1 Mit Roggen. Der Flecken Immnau" insgesamt mußte wie die anderen Dörfer auch eine jährliche Steuer entrichten, die dem Landesherrn, also dem Fürsten zustand. Diese bestand zum einen aus der geldlichen Abgabe, auch Bede" genannt. Diese betrug für Imnau je 50 fl auf 2

3 Mitteilungen aus dem Hohenzollerischen Geschichtsverein Vorträge Otto Werner, Hechingen Die Säkularisation des Klosters St. Luzen und des KoUegiatstifts St. Jakobus Hechingen Dienstag, 1. April, 20 Uhr im Bildungshaus St. Luzen in Hechingen. Veranstaltung in Verbindung mit dem Bildungshaus St. Luzen. Dr. Herbert Burkarth, Gammertingen Zur Geschichte des Klosters Mariaberg, Mit anschließender Führung durch das Klostergebäude Sonntag, 6. April, 17 Uhr im Kloster Mariaberg, Refektorium. Veranstaltung in Verbindung mit den Mariaberger Heimen. Otto Werner, Hechingen Die Säkularisation der Klöster Stetten im Gnadental undzum Heiligen Kreuz in Rangendingen Dienstag, 8. April, 20 Uhr im Bildungshaus St. Luzen in Hechingen. Veranstaltung in Verbindung mit dem Bildungshaus St. Luzen. Dr. Andreas Zekorn, Balingen Josephinische Säkularisationen in Hohenzollem-Sigmaringen: Die Aufhebung der Klöster Gorheim undlaiz Mittwoch, 9. April, 20 Uhr im Bildungszentrum Gorheim in Sigmaringen. Veranstaltung in Verbindung mit dem Bildungszentrum Gorheim. Exkursionen und Führungen 1. Besuch der Landesausstellung Alte Klöster - neue Herren. Säkularisation im deutschen Südwesten 1803 am Samstag, 3. Mai, im ehemaligen Prämonstratenserklosterin Bad Schusssenried. Abfahrt: Hechingen um 13 Uhr Bushaltestelle Obertorplatz, Sigmaringen um 14 Uhr an der Bushaltestelle Marstallpassage Rückkehr: Sigmaringen ca. 18 Uhr, Hechingen ca. 19 Uhr Beitrag pro Person für Busfahrt, Eintritt und Führung durch die Ausstellung ca. 20 Euro. Anmeldung nimmt das Sekretariat des Hohenzollerischen Geschichtsvereins, Karlstraße 3, Sigmaringen (Tel / oder 559) entgegen. 2. Wanderung um Burgfelden unter der Leitung von Beiratsmitglied Otto Bogenschütz, Hechingen Samstag, 17. Mai, 14 Uhr bis ca. 17 Uhr Treffpunkt an der Michaelskapelle im Zentrum von Burgfelden. Anmeldung ist nicht erforderlich. 3. Führung zur Geschichte des Klosters Hedingen in Sigmaringen unter der Leitung von Herrn Peter Kempf, Fürstl. Hohenz. Bibliothekar. Sonntag, 9- Juli, 18 Uhr Treffpunkt an der Hedinger Kirche in Sigmaringen. Anmeldung ist nicht erforderlich. Veranstaltung in Verbindung mit dem Landkreis Sigmaringen. 4. Mühlenwanderung im Tal der Biber von Langenenslingen nach Altheim unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Loose, Landesarchivdirektion Baden- Württemberg, Abteilung Landesbeschreibung. Samstag, 12. Juli, 14 bis 17 Uhr Treffpunkt um 14 Uhr am Rathaus in Langenenslingen (Schloss). Anmeldung ist nicht erforderlich. gez. Dr. Otto Becker Vorsitzender Martini (11. November) und auf Pfingsten, wie aus Punkt 8 dieses Beschriebes zu entnehmen ist. Da nun aber eine Geldabgabe immer der Inflation ausgesetzt war und ist, besannen sich die Landesherren schon sehr früh darauf, daneben eine Naturalabgabe zu fordern, auch Schätzung" genannt. Diese sah für Imnau als Steuerfrüchte" 4 Mit Vesen und 10 Mit Hafer vor. Bede und Schätzung wurden also für das ganze Dorf festgesetzt, während die Dorfgemeinde wiederum diese Abgaben auf die Bürger umlegte. Dem Fürsten standen desweiteren 1 Mit Hafer aus 1 M Garten zu, sowie als Nachzeigen aus dem Waldacker" 4 Vtl Roggen/Hafer, aus dem Huadacker" 3 Vtl Roggen/Hafer, aus dem DieterstäU" 3 Vtl Roggen/Hafer. Bei beiden letzteren Abgaben mußten sich zwei Felldorfer Bürger mit 2 Vtl 1 Imi Roggen/Hafer beteiligen. Nach Horb in die Hochfürstlich Konstanzische Schafery" (Schäferei) mußten nach Punkt 7 alljährlich aus gewißen Güther Roggen 33, Mit, Haber 16 Mit, Hiener 12 Stück, Ayer 600 Stück, Räs [?] 32 Stück" gebracht werden. Das Kloster Alpirsbach forderte zur Abgabe 3

4 nach Haigerloch in die sogenannte Alpirsbacher Pfleg" in der heutigen danach benannten Pfleggasse" jährlich außgewisen Güther Roggen 5 Mit", und das Kloster ( Gottshaus ) Kirchberg wollte jährlich 5 Mit 4 Vtl Roggen, Hafer 5 Mit und Erbsen 2Vtl, zudem an Kuchelgelt"' 3 4 Hühner und 60 Eier, sowie 7,5 ß Hellerzins. Nach Horb mußte aus dem Stephanslehen 1 Mit Roggen geleistet werden, und Christian Eger und Marte Eger lieferten ebenfalls dorthin aus einer Hofstatt 2 Vtl 2 Imi Roggen und an Geld alljährlich 54 x. Die Frage 9 nach der Größe der Gemarkung wurde so beantwortet: Was der Bahnbezirk' 4 in sich hat, kan in allem Weeg innhaben ein Stund lang und breit." Die an die Imnauer Gemarkung angrenzenden Orte wurden in Punkt 10 mit Bierlingen, Felldorf, Mühringen und Wiesenstetten angegeben. Von auswärts hatten in Imnau Wiesenstetten an Wißwax 8 M,1 Vtl3/18tel und 4J Waldunge. Mühringen 2 J Waldung." Wer den Zehnten bezieht ist Gegenstand von Punkt 12. Die Felldorfer Herrschaft erhielt zwei Drittel des Zehnten und die Statthalter von Glatt" 15 ein Drittel. Von allen drey Öschen beziehet derpfar in Imnau was Felldorf und Glatt jährlich beziehet: An Winterfrüchten Garben Von disen kann außgetroschen werden 216 Mälterle [1 Mälterle = 8 VtljVesen; gerechnet in summa, waß der Winterösch anbelanget, zu Gelt gerechnet daß Mälterlea 2 fl.3.0 x, an Geld 540 fl. Item kombt zu obigem der Zehenden von dem Somerösch [Hafer], welches ungefähr jährlich betragen kann alles zu Gelt gerechnet 270 fl." Da Glatt den Zehntanteil erst vor Jahren" gekauft hatte, war Imnau der Meinung, diesen Zehenden außzulasen und an sich zu ziehen, weillen sie allzeit Strittigkeiten eraygnet und sie uns nicht bei unser alten Observanz 16 laßet." Im Jahre 1779 wurde mit dem Neubau der Kirche begonnen, weillen die alte Kirche sehr schlecht gewesen." Die Heiligenpflege im Ort hatte nun nicht einmal genügend Geld, um die laufenden Ausgaben zu begleichen und zudem existierte auch keine Stiftung, auf die man hätte zurückgreifen können. Folglich trat man, was auch das Recht der Gemeinde war, an die Zehntherren heran, um bei diesen Mittel für den Kirchenneubau anzufordern. Wir bekamen aber von Glatt nicht mehr als 25fl, von Felldorf aber vor 30 flholz, welches doch die Kirchen, wann man alles rechen will\ bey5000fl gekostet hat." Die Zehntherren drückten sich also vor einer angemessenen Kostenbeteiligung, auch mit dem Argument, daß die Mutterkirche ja in Bierlingen sei, Dies war aber seit 1784 nicht mehr der Fall, denn die Pfarrei Imnau wurde selbständig, war also selbst zur Mutterkirche geworden. Bey Anfang der Kirchenbauen hat der Flecken geglaubt, man werde doch, weil sie so vielzehenden von der Gemeinde beziehen, auch doch ein merkliches bey tragen, so aber nichtgeschehen. Also ist der Flecken mit einer großen Schuldenlast überladen und fast nicht wußte es zu bestreitten. Also möchte die Gemeindgantz unterthänig gebetten haben, weillen der Schuldenlast noch nicht bezahlt seind, ihnen behilflich sein, und Glatt und Felldorf doch noch etwas beyzutragen, wie es doch billig wäre." Dies sollte ein Fehlbitte bleiben, und die Gemeinde mußte Gelder vorstrecken. So konnte erst 1812 an die Anschaffung einer Orgel gedacht werden und 1824 erhielt man eine Kirchturmuhr. Die Allmendeflächen werden in Punkt 13 genannt: Wiesen 6 M, wobei dies mehr sein könnten, aber viele Wiesenflächen waren unbrauchbar, weil sie oft von der Eyach überschwemmt wurden und an vilen Orten mit Steinen überlegt seind." Das Ackerfeld umfaßte ungefähr 6 J und die Waldungen 7 J. Das Holz aus diesen Wäldern konnte die Gemeinde nicht als Bürgerholz verteilen, weil dieses gebraucht wurde, um einen Steg über die Eyen [Eyach] " in Ordnung zu halten. Desweiteren brauchte man viel Holz für den Straßenbau, denn diese wurden so fast alle Jahr von dem Wasser verrißen [...]und vilesholtzdarzu brauchen." In Punkt 14 erfahren wir, daß niemand mit Vieh und Schafen ein Zufahrtsrecht in Imnau hatte. Imnau aber hat daß Zufahrtrecht auf ein gewißes Stück Feld, welches auf Bittelbron gehörig ist." Nach den Angaben in Punkt 15 befanden sich in Imnau 285 Stück Vieh und schon 24 J Ackerfeld waren jetzt Kleeäcker. Man ließ also nicht mehr die dritte Zeig gänzlich brachliegen. Der Umfang der Privatwaldungen betrug laut Punkt J. Der 17. Punkt behandelte die Markungsstreitigkeiten mit den angrenzenden Ortschaften. So waren mit Bierlingen 2 J Acker strittüg. Diese wollten die Fläche ihrer Markung zuschlagen, obwohl Imnau den Platz jederzeit inngehabt." Schon mehrere Vororttermine (.Augenschein") waren anberaumt worden, doch ohne Ergebnis, obwohl auch die Oberamtmänner Motz und Wiedmann anwesend waren. Der Schreiber resiginierend: [...] und der Handel niemahl aus ist." Mit Mühringen ergaben sich Streitigkeiten wegen einer Wiese. Imnau hat daß Stuck Wisen jederzeit in alle Wege inngehabt. Es ist auch eine Bahnbeschrieb vorhanden", und zwar eine Gemarkungsgrenzebeschreibung die vor 50 Jahren angefertigt wurde und auch eine ganz neue. Darin waren alle Steine zwischen Mühringen und Imnau beschrieben, und auch der strittige Stein ( Bahnstein") war wohl beim strittigen Platz eingezeichnet, konnte aber nicht mehr gefunden werden und der Handel niemahl aus ist." An Wirten werden in Punkt 18 der herrschaftliche Badwirt und Xavery Eger, ein Bäcker und Branntweinbrenner, erwähnt. Die Gemeinde beschwerte sich darüber, daß jeder Wirt werden konnte, wenn er der Herrschaft das Umgeld 17 bezahlte. Sie bat deshalb um mehr Mitspracherecht und würde es für gut finden, daß jeder Wirt außer dem Umgeld jährlich noch 1 fl 30 x oder auf einmal 15 fl für die Schankerlaubnis bezahlte, so wie es in der ganzen Herrschaft Haigerloch üblich war. Einen Nachtwächter hatte Imnau nach Punkt 19 keinen angestellt, weillen die Mittel sehr schlecht [wenig Geld] und daß Ort klein und die Häuser weitläufig gehauen seind, so hat man es noch niemahlfür nöthig befunden." Abschnitt 20 betraf das Schulwesen im Dorf. Schulmesige Kinder" gab es 44. Die Besoldung des Schulmeisters besorgte der Flecken Imnau. Jeder Bürger, zur Zeit waren es 56 Burger sambt Witfrauen", gab dazu 5 Melterle 2 Vtl 3 Imi Roggen und 2 Melterle 4 Vtl Vesen. Da der Lehrer zugleich Mesner war, erhielt er von einer Taufe einen Laib Brot und wenn ein Kind starb ebenfalls einen Laib Brot. Starb ein Comunicant" 18 gab man dem Lehrer und Mesner einen Laib Brot und an Geld 24 x. Wurde ein Amt für den Verstorbenen gehalten, erhielt der Mesner 15 x, bei einer Hochzeit 30 x, bei gewisen Creutzgängen" jeweils 15 x und zudem jährlich von der Heiligenpflege ein Klafter Holz (= 3,3860 rm), das Reisig dazu, sowie an Geld 1 lb Heller. Die finanziellen Verhältnisse der Heiligenpflege behandelt Punkt 21. Danach hatte diese 927 fl Kapital ausgeliehen und erhielt dafür 46 fl 21 x Zins, was einem Zinssatz von genau 5 Prozent entsprach. 300 fl dieses Kapitals waren vom Schultheißen Gristian Kotz, Joseph Rigel und Gristian Eger dem Heiligen gestiftet worden. Diese drei wollten damit auch für ihr Seelenheil Vorsorgen, denn von dem Zinsertrag mußte für sie allejahr an dem Tag, wo daß Sanctißimum " eingesetzt worden", ein Jahrtag mit drei Priestern gehalten werden, wobey auch die Gemeind versprochen hat, selben Tag biß der Gottesdienst vorbey ist, keine knechtliche Arbeit zu entrichten." Dieser Jahrtag kostete 2 fl 34 x. Weitere Einnahmen wurden noch erwähnt, so daß die Heiligenpflege auf jährliche Einnahmen von 49 fl 20 x kam. Die Ausgaben umfaßten für Wachs 18 fl, für Öl zu der Ampel bey dem Sanctisimum zu brennen" 24 fl, für Opferwein 6 fl, für gesüftete Jahrtage 4 fl 9 x, dem Mesner für diese Jahrtage 38,5 x, vorseüpfen [Seife] undmühwaltung von dem Weißzeug zu säu- 4

5 bemen" 1 fl 4 x, für Baumöl (Olivenöl) und Stärkemehl 18 x, für 1,5 Pfund Weihrauch 1 fl 12 x und für die Hostien 2 fl 30 x, also zusammen 57 fl 51,5 x. Also blieb ein Abmangel von 8 fl 46,5 x, den die Gemeinde begleichen mußte. Bei der Trennung von der Mutterkirche Bierlingen mußte dem dortigen Pfarrer eine Entschädigung von 400 fl bezahlt werden. Die Zinsen von 20 fl mußte ebenfalls die Gemeinde übernehmen, wie auch die Unkosten der Comißionherren", die die Loslösung der Kirche von Bierlingen und die Gründung einer Mutterkirche in Imnau begleiteten, was beachtliche 113 fl 40 x ausmachte. Weitere Ausgaben brachte für die Heiligenpflege die Kirchholmauer für 120 fl, und weitere Unkosten für den Kirchenornat und zur Unterhaltung der Kirche und des Pfarrhofes können immer anfallen, aber man konnte sie nicht im Voraus wissen, weil die Kosten nit gleich seind." Bezüglich der 400 fl Entschädigung für die Pfarrei Bierlingen folgt noch der Hinweis, daß anläßlich der Verhandlungen bezüglich der Trennung von Bierlingen ausgemacht worden sei, wem sollte der Herr Pfarr absterben, daß die Gemeind eine Zeit lang einen Vicariusannemen biß die Capital abgeführt seind, [...], wie auch so lang, biß der Heilig [Heiligenpflege] noch etwas von aygnen Capitalien hat, daß er die Unkosten selbsten bestreiten könnte." Unter dem 22. Punkt des Beschriebes erfahren wir, daß es in Imnau damals 54 Häuser gab, daß die Gärten 9 M 2,5 Vtl umfaßten, die Wiesen eine Fläche von 106 M 2 Vtl und die Äcker eine solche von 6l2 J 3 Vtl auswiesen. Rechnen wir 1J/M mit ca. 40 ar, so ergibt sich eine landwirtschaftliche Nutzfläche von ca. 291 Hektar. Punkt 23 erläutert uns, daß es in Imnau keine Zehntscheune gab. Nur die Herrschaft Glatt gab aus einer Scheune einen Geldbetrag, damit sie darin ihre Zehntfrüchte lagern konnte. Der folgende Punkt weist nochmals daraufhin, daß die Kirche neu erbaut war und daß der Pfarrhof für den Pfarrer nun zu klein war, daß es höchst nöthig wäre zu bauen." Da Imnau nun Mutterkirche war, wartete man auf die Finanzierungsbeteiligung der Zehntherren. Punkt 25 läßt deutlich erkennen, daß der Ort doch wirklich arm war. Denn an Geldeinkünften wurden gerade mal 3 fl 43 x aufgeführt. Dazu kamen noch Pachteinnahmen aus der jährlichen Versteigerung der gemeindeeigenen Flächen. Davon mußten die Zinsen für die Schulden aufgebracht werden, die wegen des Kirchenbaus und des Kirchhofes 20 von der Gemeinde gemacht wurden. In Imnau war für das Vieh und die Pferde nirgends kein Waidgang". Aber auf den Gemeindewiesen ließ man jährlich drei Stück Vieh darauf weiden. Insgesamt kam dann doch so viel Geld zusammen, daß man auch Schulden zurückzahlen konnte, man wird, aber eine lange Zeit zu bezahlen haben. Es ist nicht zu berechnen, weillen die Ausgaben bey der Gemeind nicht gleich seind." Die aufgenommenen Schulden betrugen 1796 zusammen 2300 fl, wovon 1000 fl bei einem Anwalt in Tübingen, 600 fl beim Herrn Kammerer in Stetten, 300 fl bei des Hofkaplans Schwester in Haigerloch und 400 fl beim Hofrat in Felldorf stammten. Unterschrieben wurde dieser Beschrieb des Fleckens Imnau" am 4. Mai 1786 von Gristian Kotz als Schultheiß, Wendelin Schmid vom Gericht, Gristian Rigell als Bürgermeister, Andtres Fischer als Bürgermeister und vom Gericht, schließlich Antony Eger vom Gericht. Der Schultheiß wurde bei uns auch als Vogt bezeichnet. Es gab zwei Bürgermeister, die dem Vogt unterstanden. Der eine war der verrechnenede Bürgermeister, der die Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde zu besorgen und darüber Rechnung zu legen hatte. Der zweite war Aufseher bei Gemeindefronen, bei Wegen und Straßen. Das Gericht setzte sich zusammen aus dem Vogt als Vorsitzenden und aus acht bis zwölf Richtern; in Imnau waren es acht Richter. Die Aufgaben des Gerichts umfaßten die Grundstücksfertigung, die Mitwirkung bei Anlage von Urbaren und Zinsbüchern, Erbabteilungen, Ausstellung von Geburtsbriefen, Heiratsverträgen, Vermögensaufnahmen usw. In Zivil- und Strafsachen reichte die Zuständigkeit für Verletzungen der Flurordnung (Verletzen der Grundstücksgrenzen durch Überackern und Übermähen), kleinere Streitigkeiten wie Beleidigung, Schlägerei, Körperverletzung." 21 1 Staatsarchiv Sigmaringen, Ho 202 Band 2 Fürstliches Oberamt Haigerloch, Nr Franz Xaver Hodler, Geschichte des Oberamts Haigerloch, Hechingen 1928 (Unveränderter Nachdruck 1985). Karl-Friedrich Eisele, Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn. Stuttgart 1956 (Arbeiten zum historischen Adas von Südwestdeutschland Heft 1; Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns Heft 3)- Ortschaftsverwaltung Bad Imnau (Hrsg.), Heimatbuch Bad Imnau , Hechingen H. Haasis (Hrsg.), Der Zollernalbkreis, 2. neu bearbeitete Aufl. Stuttgart und Aalen Bei der Wiedergabe von Quellentexten wurde zum leichteren Verständnis die heutige Groß- und Kleinschreibung, Zusammen- und Getrenntschreibung und Interpunktion angewandt. Zu den ausführlichen Erläuterungen der Lebensverhältnisse in einem Dorf im Haigerlocher Raum siehe: Robert Frank, Kapitel 3 Die Lebensverhältnisse der Gruoler Untertanen, in: Ortschaftsverwaltung Gruol (Hrsg.), 900 Jahre Gruol, Balingen (1994). 4 Ertrag von den 3 Viertel Wiesen (ca. 30 ar). 1 Jauchert (J) Ackerland und 1 Mannsmahd (M) Wiesen maßen im Haigerlocher Raum ca. 40 ar. 1J bzw. IM war in 4 Viertel (Vtl) unterteilt. 5 Stiefenhofen bei Oberstaufen. 6 Tambour = Trommler 7 Bettelzug, Bettelgang 8 Kirchengüter: Zur materiellen Ausstattung der Kirche gestiftet. 9 Malter bezeichnete ein Hohlmaß vor allem für Getreide. Das Maß, das im Haigerlocher Raum galt, trug den Zusatz nach Haigerlocher Malter und Meß". 1 Malter (Mit) für Rauhfrucht, also nicht enthülst (Vesen, Hafer, Gerste), war in 16 Viertel (Vtl) unterteilt und beinhaltete ca. 274,1142 Liter. 1 Malter für Glattfrucht, also enthülst (Roggen, Kernen, Weizen), war in 8 Viertel unterteilt und umfaßte ca. 131,88193 Liter. 1 Vtl = 4 Imi = 16 Meßle = 32 Eckle. 10 Vesen bezeichnete den Dinkel in den Hülsen, während der enthülste, der gegerbte Dinkel die Bezeichnung Kernen trug. 11 Hellerwährung: 1 Pfund (lb) Heller = 20 Schilling (ß) = 240 Heller (h), also 1 ß =12 Guldenwährung: 1 Gulden (fl) = 60 Kreuzer (x) = 15 Batzen, 1 Batzen = 4 x Verhältnis Hellerwährung zu Guldenwährung in der Herrschaft Haigerloch im 18. Jahrhundert: 1 ß = 2 x, 1 x = 6 h Umrechnung in Goldmark (1873): 1 fl = 1,71 Goldmark Kaufkraft um 1786:1J Ackerland = 13fl;1 Pfund Brot = 5 x; 1 junges Huhn = 12 x; 1 Ei = 1 x; 1 Pferd = 126 fl 30 x; 1 Stunde Fuhrlohn mit Wagen = 3 fl 31 x. 12 Abgabe nach der Zeig": Wuchs im 1. Jahr Roggen, mußte Roggen als Abgabe geleistet werden, wuchs im 2. Jahr Hafer, mußte Hafer gegeben werden. Weil im dritten Jahr in der Brache nichts wuchs, mußte auch keine Nachzeig" geleistet werden. Wenn für Flächen Nachzeig" gefordert wurde, ist dies oft ein Hinweis darauf, daß es sich um Rodungsflächen handelte. 13 Abgabe in die Küche einer Herrschaft in Gestalt von Eiern und Geflügel. 14 Bannbezirk = Gemarkung 15 Inhaber der Herrschaft Glatt war die Fürstabtei Muri in der Schweiz. Diese kaufte die Herrschaft am 14. Okt An die Fürsten von Hohenzollern-Simaringen kam Glatt im Jahre Herkommen, Gewohnheitsrecht 17 Getränkesteuer 18 Wer schon am Abendmahl teilnehmen durfte. 19 Das Allerheiligste = die geweihte Hostie 20 Beim Kirchenneubau wurde der Friedhof um die Kirche angelegt. Bis dahin wurden die Imnauer in Bierlingen beerdigt. Der heuüge Friedhof wurde 1831 zur Begräbnisstätte. 21 Robert Frank, wie Anmerkung 3, Seite 220 f. 5

6 OTTO H. BECKER Wechsel in der Leitung der Hohenzollerichen Heimatbücherei Nach fast 37-jähriger Tätigkeit gab Studiendirektor a.d. Alf Müller zum Jahresende 2002 die Leitung der Hohenzollerischen Heimatbücherei ab. Sein Nachfolger wurde Realschullehrer a. D. Wolfgang Hermann, wohnhaft in Empfingen. Zur offiziellen Verabschiedung von Herrn Müller und Einführung von Herrn Hermann fand am 28. Januar 2003 in der Bibliothek im Nebengebäude des ehemaligen Landratsamtes in Hechingen ein kleiner Stehempfang statt. Die Repräsentanten des Zollernalbkreises, der Stadt Hechingen und des Hohenzollerichen Geschichtsvereins e.v., die drei Träger der Heimatbücherei, widmeten ihre Reden vor allem dem ehemaligen Leiter dieser Bildungseinrichtung. Landrat Willi Fischer, Balingen, betonte, dass Studiendirektor a. D. Alf Müller aus der von Studienrat Heinrich Faßbender für die Belange des Gymnasiums eingerichteten Bücherei eine selbständige Bibliothek mit Strahlkraft gemacht habe. Diese werde in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Er versicherte, dass der Zollernalbkreis zu seiner Verantwortung stehen und die Heimatbücherei auch weiterhin fördern werde. Als Anerkennung für die geleistete Arbeit überreichte Landrat Fischer dem ehemaligen Leiter der Heimatbücherei ein Präsent. Auch Bürgermeister Jürgen Weber versicherte, dass die Stadt Hechingen ihren Beitrag zur Erhaltung der Heimatbücherei auch in Zukunft leisten werde, schließlich habe die Bibliothek in Hechingen ihren angestammten Sitz. Die Heimatbücherei sei eine identitätssüftende" Einrichtung und damit wichtiger denn je, betonte der Bürgermeister. Die Täügkeit des früheren Bibliotheksleiters belohnte das Hechinger Stadtoberhaupt mit einem Geschenk. Dr. Otto Becker, der Vorsitzende des Hohenzollerischen Geschichtsvereins, stellte in seiner kurzen Ansprache fest, dass die Heimatbücherei unter der Leitung von Alf Müller zu einer unverzichtbaren Einrichtung zur Erforschung der Landesgeschichte Hohenzollerns und zur Pflege des hohenzollerischen Heimatbewusstseins geworden sei. Seinem Nachfolger wünschte er viel Erfolg und Freude an seiner neuen Tätigkeit. Nach der Erfassung des Bibliothekskatalogs mit der EDV müsse in Zukunft die Erhaltung des Bibliotheksguts in der Arbeit von Herrn Hermann einen Schwerpunkt bilden. Auf Anregung des Ehrenmitglieds des Geschichtsvereins, Herrn Dr. med. Herbert Burkarth, habe der Lions Club Hechingen bereits vor Weihnachten eine Spende in Höhe von 500 Euro für konservatorische Maßnahmen in der Hohenzollerischen Heimatbücherei getätigt. Anschließend ging Dr. Becker auch auf die Leistungen des Geschichtsvereins für die Heimatbücherei Hechingen, die ja auch die Vereinsbibliothek ist, ein. So erhalte die Bibliothek in Hechingen im Tausch gegen die Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte jährlich rund 70 landes- und heimatkundliche Zeitschriften und Periodika. Auch habe der Verein seit dem Jahr 2000 für die Heimatbücherei ein Kopiergerät und zwei PCs angeschafft. Als Zeichen des Dankes für sein Wirken in der Hohenzollerischen Heimatbücherei und damit verbunden auch im Vorstand bzw. Beirat des Geschichtsvereins erhielt Studiendirektor a. D. Alf Müller von Dr. Becker einen Abguss des Siegels des Grafen Eitelfriedrich II. von Zollern aus dem Jahr Studiendirektor a. D. Alf Müller gestand, dass er mit gemischten Gefühlen" aus dem Amt scheide. Als gebürtiger Württemberger habe er sich an Hohenzollern und seine Geschichte erst langsam heranpirschen müssen", dann aber Feuer gefangen. Der Abschied falle ihm aber leichter, weil sein Nachfolger als Sigmaringer ein echter Hohenzoller und bereits auch eingearbeitet sei. Der neue Leiter der Hohenzollerischen Heimatbücherei meldete sich nur kurz zu Wort. Schmunzelnd bemerkte er, dass er die Treuebekenntnisse von Kreis und Stadt gehört habe. Er hoffe, dass diese in Zukunft auch eingelöst werden. Die Heimatbücherei ist auch weiterhin mit Ausnahme von gesetzlichen Feiertagen und der Schulferien jeweils mittwochs von Uhr bis Uhr geöffnet. Tel.: 07471/ Otto H. Becker Der frühere und der amüerende Bibliotheksleiter: Alf Müller und Wolfgang Hermann OTTO H. BECKER Dr, Burkarth übergab die Schriftleitung der Hohenzollerischen Heimat in jüngere Hände Mit Heft 4 des Jahrgangs 2002 beendete Dr. Herbert Burkarth seine ehrenamtliche Tätigkeit als Schriftleiter der vom Hohenzollerischen Geschichtsverein herausgegebenen Hohenzollerischen Heimat. Damit ging in der mehr als 135-jährigen Geschichte des Vereins auch eine Ära zu Ende. Seit 1957 Vereinsmitglied und seit 1969 Vorstandsmitglied wurde Dr. Herbert Burkarth 1970 mit der Schriftleitung der Hohenzollerischen Heimat betraut, der damals das Aus drohte. Mit der Unterstützung des Verlegers Georg Bensch ist es dem neuen Schriftleiter alsbald gelungen, die 1951 als Organ für die Heimatpflege und Landeskunde Hohenzollerns geschaffene Hohenzollerische Heimat aus der Krise zu führen und ihr regelmäßiges Erscheinen zu gewährleisten. Bis 1979 stand Dr. Burkarth noch ein Redaktionsausschuss zur Seite, seit 1980 besorgte er die Schriftleitung alleine. Die Leistungen, die Dr. Burkarth als Schriftleiter erbrachte, können nicht hoch genug eingeschätzt werden, wenn man 6

7 bedenkt, dass jeweils zu Quartalsende ein Heft vorgelegt werden musste, was bei den begrenzten Ressourcen Hohenzollerns in der Vergangenheit nicht selten recht schwierig war. Hierfür mussten Autoren gewonnen, die eingegangenen Beiträge durchgearbeitet und oft auch sachlich und stilistisch überarbeitet und in druckfähige Vorlagen übergeführt werden. Diese Mehrarbeit hat Dr. Burkarth bis 1992 neben seinen beruflichen Belastungen als Allgemeinmediziner zusätzlich auf sich genommen. Ohne Aufwendungsentschädigung hat der Schriftleiter zur Illustration einzelner Beiträge häufig noch auf eigene Kosten Fotos herstellen lassen. Dr. Burkarth hat freilich nicht nur die Kärrnerarbeit der Schriftleitung übernommen, sondern mehr als 50 Beiträge und Buchbesprechungen in der Hohenzollerischen Heimat publiziert. Erwähnenswert sind auch die vielen Nachrufe, die er in der Zeitschrift veröffentlicht hat. Mit seiner Tätigkeit als Schriftleiter der Hohenzollerischen Heimat und seinen eigenen Forschungsbeiträgen hat Dr. Burkarth unsere Kenntoisse über die Geschichte und Landeskunde Hohenzollerns erweitert, bei vielen Zeitgenossen Interesse an der Geschichte geweckt und das Heimatbewusstsein gestärkt. Die außergewöhnlichen Leistungen Dr. Burkarths fanden Anerkennung. Auf Vorschlag des Vorstands wurde Dr. Burkarth am 1. Dezember 1992 von der Mitgliederversammlung per Akklamation zum Ehrenmitglied ernannt. Am 6. September 2001 verlieh Kultusministerin Dr. Annette Schavan Dr. Burkarth anlässlich der Heimattage in Bad Rappenau die Heimatmedaille des Landes Baden-Württemberg. Bereits 1994 wurde er von seiner Heimatstadt Gammertingen mit dem silbernen Ehrenschild ausgezeichnet. Doch trotz seiner Leistungen und Ehrungen ist Dr. Burkarth ein bescheidener Mann gebheben, eine Haltung, die ihn so sympathisch macht. Die Nachfolge von Dr. Burkarth in der Schriftleitung der Hohenzollerischen Heimat hat Beiratsmitglied Robert Frank aus Haigerloch übernommen. Herr Frank, Lehrer an der Grund-, Haupt- und Werkrealschule Bisingen, hat einige Arbeiten zur Landesgeschichte Hohenzollerns vorgelegt. Es soll hier nur auf seine Forschungsbeiträge in dem 1994 erschienenen Heimatbuch von Gruol hingewiesen werden. Die Autoren der Hohenzollerischen Heimat werden gebeten, ihre Beiträge nunmehr an die im Impressum des vorliegenden Hefts aufgeführte Adresse des neuen Schriftleiters zu senden. Über die geplante offizielle Verabschiedung von Herrn Dr. Burkarth und die Einführung von Herrn Frank als Schriftleiter soll im nächsten Heft der Hohenzollerischen Heimat berichtet werden. JOSEF SCHNEIDER Flugblätter als Vorboten der Kriegswende Düstere Stimmung herrschte in jenem Kriegswinter 1942/43 in der Bevölkerung. Die Zeichen standen für Deutschland nicht gut, Bereits in den vorausgegangenen Monaten bekam auch die Heimat die Auswirkungen der schlechten Kriegslage deutlich zu spüren. Die Zahl der Einberufungen zum Reichsarbeitsdienst und Wehrmacht nahm in einem bisher ungekannten Ausmaß zu. In vielen Familien nahmen Söhne und Väter Abschied. Am 18. und 19- März 1942 hatte der Krieg nach den Glocken gegriffen, was die Älteren als kein gutes Zeichen für die Kriegslage werteten. Greift der Krieg nach den Glocken", so sagten sie aus der Erfahrung im ersten Weltkrieg, ist er bereits verloren". Zu nahm auch die Zahl der Gefallenenmeldungen die bei Angehörigen eintrafen. Sie kamen zum größten Teil vom östlichen Kriegsschauplatz, wo sich im Spätherbst mit der Stalingradkatastrophe die Wende des Krieges abzeichnete. Die Waffen-SS, die im Osten blutige Verluste hatte, warb um Nachwuchs; sie scheute sich nicht, den Bewerbern eine große Karriere nach dem Krieg zu versprechen. Besonders in Erinnerung blieb bis heute jener Abend des 22. November An diesem mondhellen Abend überflogen um 2 Uhr mehrere Flugzeuge aus Richtung Südwesten kommend den östlichen Teil der Raumschaft Haigerloch. Passanten, die um diese Zeit noch in Gruol unterwegs waren, glaubten zunächst an deutsche Flugzeuge, mussten sich aber rasch eines anderen belehren lassen, als plötzlich bündelweise Flugblätter vom nächtlichen Himmel flatterten. Sie lasen diese auf und stellten mit nicht geringem Schrecken fest, daß sie englischer Herkunft waren. Die englische Kriegspropaganda (man nannte solche Aktionen psychologische Kriegsführung) bediente sich eines vierseitigen, reich illustrierten Faltblattes, um die deutsche Bevölkerung über Greueltaten der Waffen-SS und Teilen der Wehrmacht in den besetzten Gebieten aufzuklären. Was der Deutsche wissen muss" und Was der Deutsche nicht wissen soll!", das waren die Überschriften des Flugblattes. [Die erste Seite ist im Anschluß an diesen Artikel abgebildet und ist gut lesbar.] Zugegeben: davon hatte man bis dahin nicht viel gewußt und wollte es daher nur als Propagandamittel des Feindes abtun. Manche brachten die Aktion auch in Verbindung mit der 1942 erfolgten Deportation der Haigerlocher Juden, was sich allerdings nicht bestätigte. Allzuviel Zeit blieb nach dem Flugblätterabwurf nicht, um sich hierüber Gedanken zu machen. Parteigenossen sammelten die Flugblätter rasch ein. Anderntags mußten die Schulen ausrücken, um die Flugblätter einzusammeln, die auf den Feldern verstreut lagen. Alle hatten sie eben nicht gefunden, denn in den Wäldern lagen ebenfalls solche herum und wurden oft noch nach Monaten gefunden und mit heimgenommen. Wohlversteckt natürlich. So blieb ein Exemplar auch in Gruol erhalten, welches von Anna Schneider, Angelstraße, im Auchtert" gefunden und von der Tochter Lisa bis heute aufbewahrt wurde. So blieb auf diese Weise auch ein Exemplar erhalten, das aufgrund eines Zeitungsartikels wieder ans Licht kam. Tagelang bildete dieses englische Flugblatt das Tagesgespräch, wobei unter vorgehaltener Hand Zweifel über die Wirksamkeit der deutschen Luftwaffe aufkamen. Den Sprüchen Hermann Görings, der damals auch großspurig die Versorgung der Stalingradarmee aus der Luft zu sichern angab, glaubte niemand mehr. Die Zweifel über den baldigen Ausgang des Krieges mehrten sich in dem Maße, wie die Wehrmacht Rückschläge einstecken mußte und immer jüngere Jahrgänge gemustert und einberufen wurden. Der Jahrgang 1925 gerademal 17 Jahre alt, war bereits als nächster dran... 7

8 Mías der Deutsche wissest muss Ijn t..kg^abr, am Anfar.g des zweien stüreckliciien Ki» rfi Jz» m Russla nuss aeuucniaiw ine rl e mit d rei grö ten Wc "ich«en mr K *(> uich Fre le, das ake Rezept, wirkt nk v *m ir. Kraft,n. Hoffnung Ahr- wo Ire eine Holfnui! Sc hliibt nur eine. Kraft durch Furcht. j dii letzte /.uflucht der Nazis. Vor eir paar Monaten musste ihnen die Sehr fr eines gewissen Kaufiaw eines in bei m m und unw^o' ichen "Amerikaner», d«ie St ilir rang der deutsenen Mftnnet verlangt dai Materi St dien \ngst; opa di liefern Jeu atbrcan sich Hitk G6t und G UHs i uf eine" in o Zei * Vrij Ne«*' ut" abwdrttcktc tue <1 de. des Mattes. arf abgelehnten) Biief eines Uni «kannten, der eine Trennung der deutschin Kinder von ihren Müttern vorschlug. Aus dieser lächerlichen Stilübung eines anonymen fie dir K l-,. v-n- in s.im.r. j temjuwi ^Te > *i*en Am gsmaastv m. die eine h*- ^elt von Fein 'm angeblich - ier di< jut"n cnrchaldi n >er-»*chen vorbei e che»eite tu als <hs sie ir rarb IHchi h lui in«ihre Scholle v* eidi W i! her fb ch ' m 1 *-hr, ist las Bild eines Sduecki t, der furchtbarer ist als jer Schrecken des kommenden Kr» iwimers. Und *nim< te (iw emuhen.dasucuuche Volk zu einem eil -skamutn in usskhtslost Rinj aufzupeitschen Veit * N ifllhrei»liiiia. das e Niederlage ihr Ei e bedat- ;:. Denn z«f 'hrem Gew ien die in ga 1 uron- npenen Verbrachen, die Welt kennt, id för die SGI fordert werden wird. NazifUhre «rissen ur Iii Uitk ) Achter t dem deutscht Volk - : nn*v«i, dar' sir den».st m huni r Mfcsigung "führt haben. unh~v«r Uh woiief««e na* KUi^.ic v«na»eine ""hr cji e Schicksal tetnschafi MM ind da! im Fall der Niederlage a. Deutschen der Rache <h Sie-c preis -^«iben wurden, Deshalb schreibt Goebbels im Keich" ( ) Wie im Kampf um Macht haben wir alle Brücken hinter uns al Bb eben. ' Um in ei ränderen St' e " «s hatten wir schon zu verlieren, * m es um alles, iß" In exiem Puhl t allerdin»* sigi Goebbels die Wahrheit' DIE SCHULDIG fcn WEHDEN SCHWER, JA El» i BEi MT»EN. Wmm die Staat, der 1 Ea.^ ^üft. - 1 t wb adtiagea daaa wb odi 1 Stande k» II r Und «1 Na».-. «dmr wer*«1,'dem LaiM. ia dem ite iiht nil rot Gericht Hirm Ii Jh. (M étm im»mhr f**** dae aar J mgoelr- -mdkas m t r *K* 1»-*i«er er as k*» tatea, I e^ff r" Winitor Chu hill am 8 September I9< 2 Und P-^sident Rooseveit erkürte am ' Mttober 1942: Wir hatea m t rer. t t \i w^vefre «a aat- Mtci Aber wir lad eatscblnmra, nach. re a I Geiern ü* ver che. a a F r in bestrafe«, ftr dea plaaaai Mt roa Ta. K «ctwl [er Mm Eheavera «örtlich daadfsr ^eslm 1 ), ilt dear ie alle dai Vhea GH-brama.rr gi Madd babea.* 4 A Her in einem arde.-ji Punkt lägt Goebbeü. ES IST NICHT WAHR, DASS «R'JC i DEUTSCHEN VGL» ABGE- "RfV".,^ S'ND. y ' Nationen «-ich ihrer Verant^f ^ j nf»~', "n 1 Frieden voll be-vuss? a!e wissen, u..1 ein grosses VoL nicht»»sgeroitet werden kann. Deshalb 1»' -uch ' < Churchill-Rooseve'' Erl llning fcugfaw and Aai ifca lher _ a. de * M- ma a,kn V8I ra era (Hebt, ia rei Hg. 1 1 a kef dt ta leb * G«Ii hieb daa< aoe Mt icbea t~ Leb frei roa Farcbt - J Nat «baa >"im " Abt das..ische,'.lk muss endl^ seh- it, wie es von seinei.. Führern hirituganfe-n ird Di Hitli r- n erung immer *iel iptat, die C schehnisi 1 i Ischl Konzentrationslagern, vot nen so ' el Deutsche ihre ^ugen verschlossen I Ben, seien ein«inrtrdeutsche An snhdt. Aber die t über drei Jahren in gaiu ropa eiange ifi :rbrecr 1 ka n s«c mit solchen.jtattchm nicht abtu Es anc Vabf«aen Eu id der ( nzen W., "" ^P-hte" die Ni hn y" iiichen Sie wolle«, -j«: Vi» [WL-.tui RlruwiseF «=n dem ut- >4wn >11 ufbtirden. W ihnen t sei-betrug d snn v' das ml che \ lk, si sie.. s schic.i V weiflung weiter^.pi -nd die L der Schuld wi I warf m, Je irr* ab Oe ichlands *> verscl echt»ti je m i*ih die Bedrückung Oer unterjochten Vdlkei enchirft. leaha muss das deut Vulk jetzt.v 1 1 Es muss sehen, wu^oea Maa von Schult -ie Nanvei Iwec" r 1 f aden I xn, arw versuc m, aieac ihre Schuld auf dl 1 ganze deutsche Volk abzuwälzen 8

9 WALTER KEMPE Aus der Geschichte Dichtenhausens Von der Landstraße L 280, die Ostrach, Landkreis Sigmaringen, mit Spöck verbindet, zweigt in südostwärtiger Richtung der Fahrweg nach Dichtenhausen ab. Es ist ein kleiner Weiler, der jahrhundertelang nur aus zwei Höfen bestand und heute nicht mehr als 6 Wohnhäuser zählt. Die Fläche seiner Gemarkung, die lange Zeit eine Exklave Burgweilers darstellte, betrug bei Eingliederung in die Gemeinde Ostrach im Jahre ha. 29 Einwohner waren hierbei registriert. Die Schreibweise in Urkunden lautete, außer Dichtenhausen, z. B. Tiuhtenhusen, (1257), Tühtenhusen (1381), Tüchtenhusen (1379), Tichtenhusen (1471) Tuchtenhusen (1262) Tüchtenhausen (1222), Tichtenhausen (1738). Die vorurkundliche Zeit Die Gemarkung Dichtenhausen dürfte nach den verschiedensten Quellen, z. B. Wagner, Ernst, Fundstätten aus vorgeschichtlicher, römischer und alemannisch - fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden (1908), schon sehr früh besiedelt gewesen sein. Zeugen davon sind u. a. die inzwischen abgegangenen Gruppen von Grabhügeln, von denen nach Notizen des M. Hübschle, Amt Pfullendorf, aus dem Jahre 1850, zwei von außergewöhnlicher Größe und Höhe waren. Nach den Aussagen der ältesten Bewohner gab es früher 18 solcher Hügel in der Gemarkung. Die meisten wurden eingeebnet, da sie beim Pflügen hinderlich waren. Von zuständiger Fürstlich Fürstenberg - Heiligenbürger Seite hegen Berichte aus dem Jahre 1821 vor, dass im Beisein des Herrschaftlichen Vogtes König aus Dichtenhausen und des Hochfürstlichen Fürstenbergischen Oberförster Hug von Ochsenbach, der letzte noch bestehende größere, einem Grabe ähnliche, nördliche Hügel in Dichtenhausen mit Hilfe von vier Arbeitern eingehend untersucht wurde. Die Menschen die hier zu verschiedenen Zeiten lebten, dürften evtl. der Hallstattzeit ( vor Chr.), später der Merowingerzeit (etwa um 500 nach Chr.) zugeordnet werden. Eine halbe Stunde nördlich dieser Stelle seien auf hohenzollerischem Gebiet, dicht an der Landesgrenze, Hügel gleicher Art gefunden worden, in denen der Fürst von Hohenzollern - Sigmaringen nachgraben ließ. Federführend war hier der auch in der Forschung tätige Sigmaringer Hofrat und Archivar Dr. K. Th. Zingeler. Diese Grabhügel sind auch in einer archäologischen Übersichtskarte Hohenzollems der Lithograph. Anstalt von D. Walcher, Ulm (1896) belegt. In dieser Karte Zingelers ist zu erkennen, dass Dichtenhausen zu der Zeit eine badische Exklave in hohenzollerischem Gebiet war. Wir sehen, dass die Eröffnung der genannten Grabhügel unter strenger behördlicher Aufsicht erfolgte, um Missbrauch auszuschließen. Zingeler beschrieb auch u.a. 11 Routen von Römerstraßen in Hohenzollern, wovon Route VIII von Überlingen über Ochsenbach und Spöck nach Ostrach verlief, also wohl sehr nahe an Dichtenhausener Gefilden vorbei. Die urkundliche Zeit bis zum 17. Jahrhundert (1637) Bekanntlich ging der Eigenbesitz vieler Niederadliger in unserem Gebiet wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten und oder um des Seelenheils willen" ab dem 13. Jahrhundert oft in die Hände der damaligen Klöster über. Von diesem Besitzwechsel sind uns zahlreiche Urkunden oder Urkunden-Kopien erhalten gebheben. So finden wir die vermutlich erste erreichbare Urkunde über die Herren von Dichtenhausen in einem Kopialbuch, das der Landwirt Andreas König in Dichtenhausen noch um 1891 besaß. Wohl im Jahre 1222 hatte die Familie von Vatz, die aus Graubünden stammte, ihren Besitz in Dichtenhausen verkauft und als Lehen vom Kloster Salem zurückerhalten. Sie musste, praktisch als Steuer, den Zehnten von ihren Erträgen an das Kloster abgeben. Walther von Vatz hieß der damalige Lehensinhaber. Am machten die Äbte Albert von Reichenau und Berthold von St. Gallen, nach Salemer Unterlagen, einen Vergleich zwischen Reiniger von Vatz und Kloster Salem über strittige Besitzungen und Zehnten, bei dem auch Dichtenhausen mit aufgezählt wurde. Eine weitere Urkunde des Kopialbuches aus dem Jahre 1284 nennt als Eigentümer eines Hofes in Dichtenhausen Berthold von Neuffen. Von ihm hatten A. und B. Eggard von Ostrach das Gut als Lehen erhalten. Berthold schenkte zu diesem Zeitpunkt seine Rechte um seines und seiner Angehörigen Seelenheils willen" dem Kloster Salem. Die Lehensrechte der Eggehard von Ostrach blieben zunächst weiter bestehen. Im Jahre 1323 verkaufte dann Rudolf Eggehard von Ostrach diese Lehensrechte seiner Familie am Hof von Dichtenhausen auch an das Kloster. Als nächster erscheint im genannten Kopialbuch 1334 Konrad von Gundelfingen, dessen Familie ebenfalls in unserer Gegend reichlich begütert und mit Rechten ausgestattet war. Er verkaufte an Kloster Salem seinen und seiner Vorfahren Besitz als Lehensherr über Güter zu Dichtenhausen. Der Oberhof und die Burg zu Dichtenhausen wird Graf Hugo von Werdenberg zu Heiligenberg als Eigentümer des Oberhofes zu Dichtenhausen genannt, der diesen als Mannlehen an Rufen Banzen von Mengen verlieh. Später ist es Graf Albrecht von Werdenberg, der Ältere, dem der Dichtenhausener Oberhof gehörte. Lehensträger des genannten Grafen war Wolf vom Stain, genannt Zäh, der Schwager des Rufen Banzer. Und nun hören wir vom Burgherren zu Dichtenhausen. Das Kopialbuch verrät uns, dass jener Wolf vom Stain, gen. Zäh, der Lehensträger des Oberen Hofes, zu dieser Zeit Burgsitz und Burgstall mit allem Zubehör in Dichtenhausen besaß. Wolf vom Stain dürfte ein energischer Burgherr gewesen sein. Er klagte 1379 vor dem Stadtgericht zu Mengen gegen Kloster Salem, das zu der Zeit für Burgweiler und Spöck zuständig war. Das Urteil lautet am 12. August, dass weder die von Burgweiler noch die von Spöck dem Kläger zu Dichtenhausen vogtbar oder dienstbar seien, z. B. bei Feld- und Wiesenarbeiten. Wolf vom Stain und seine Ehefrau verkauften dann am 22. Mai 1381 die Burg zu Dichtenhausen und ihre Rechte an Kloster Salem. Der Überlieferung nach, soll das nun Salem gehörende Schlossgebäude bis zum 30-jährigen Krieg Bauern überlassen worden sein. Es blieb dann unbewohnt und wurde später abgebrochen. Hierbei sollen viele Wagen voll Mauersteine der Burg nach Königseggwald und in die Nachbarschaft als wieder verwendbares Baumaterial abgeführt worden sein. Auf dem Burggelände hätte man dann landwirtschaftliche Gebäude errichtet. Die hohe Gerichtsbarkeit Das Recht über Leben und Tod gerichtsmäßig zu entscheiden, stand früher als sogen, hohe Gerichtsbarkeit den Grafen bzw. Fürsten zu. Dichtenhausen wurde 1382 hochgerichtlich von den beiden Grafschaften Sigmaringen und Heiligenberg beherrscht. Diese waren von 1435 bis 1534 in einer Hand. Der Pfullendorfer Vertrag, 9

10 der 1540 die Trennung der bisher vereinten Grafschaften regelte, lässt Burgweiler unerwähnt, jedoch wurde in Dichtenhausen die hohe Gerichtsbarkeit weiter von beiden Grafschaftsinhabern gemeinsam ausgeübt. Da Hochgerichtsfälle in einem nur zwei Höfe umfassenden Weller selten waren, wähnte sich wohl jeder der beiden Grafen im Besitz dieses Rechts. Im Jahre 1637, mitten im 30-jährigen (schwedischen) Krieg, gingen nach einem Streit sämtliche Obrigkeiten und Rechte in Burgweiler und seinen 7 Dörfern und Weilern samt den 2 Höfen zu Dichtenhausen nach Gegenleistungen im Salemer Bezirk unter den Bergen", auf die Grafschaft Heiligenberg über. Es besaß hier schon die hohe Gerichtsbarkeit. Die verwaltungsmäßigen Zuständigkeiten für den Weiler Dichtenhausen, wie für Gericht, Lehensrechten und vielem anderem, lagen in den Jahrhunderten öfters in verschiedenen Händen. Beispiele hierfür finden wir auch in folgenden Kapiteln. Beilegung von Streitigkeiten zwischen Dichtenhausen und den umliegenden Orten bis etwa Einen Uberblick über lokales Geschehen geben Urkunden und Berichte von vorwiegend landwirtschaftlichen Problemen. Am 7. Juli 1379 stellte der Amann und Richter zu Mengen eine Urkunde aus, wonach den Bauern von Burgweiler, Spöck und Dichtenhausen ein gemeinsames Triebrecht (Trieb und Tratt) für ihr Vieh in der Hornung und im Rindimos zustand. Einen Streit schlichtete z. B. Abt Johann von Salem zwischen der Gemeinde Ostrach und den Gemeinden Burgweiler, Spöck und Dichtenhausen am 10. Februar 1480 über den Eintrieb der Ostracher Schweineherde in die Hornung (südlich von Dichtenhausen gelegen). Die von Ostrach können ihre Schweine an zwei Tagen der Woche, die von Dichtenhausen und den beiden anderen genannten Orten, an den übrigen Tagen der Woche eintreiben. Anderes Vieh dürfen die Ostracher nicht, außer in Kriegszeiten, in die Hornung eintreiben. Verträge über den Viehtrieb (Trieb und Tratt) aus dieser Zeit liegen z.b. vor: zwischen Dichtenhausen und Ostrach (1563), zwischen den Ortschaften Dichtenhausen, Spöck und Burgweiler (1572) und zwischen Dichtenhausen, Burgweiler und Ostrach (1603). Am 2. Mal 1616 wurde in gleicher Angelegenheit ein Streit zwischen Spöck und Burgweiler geschlichtet. Die Schlichter waren die drei Amtspersonen: der Salemische Pfleger zu Pfullendorf, der Oberamtmann in Ostrach und der Amtmann in Burgweiler. Hier erfahren wir, dass zu dieser Zeit der Hofbesitzer Georg Krueg zu Dichtenhausen Amtmann in Burgweiler war. Wegen einer anderen Angelegenheit zwischen denen von Spöck und den beiden Gutsverwaltern von Dichtenhausen im Jahre 1572 werden uns deren Namen genannt: Peter Krueg und Hans Huober. Im gleichen Jahr erhielt Christa Krueg von Dichtenhausen einen Hof in Spöck. Nach der bereits erwähnten Trennung des Raumes Burgweiler und seiner Ortschaften von der Salemischen Herrschaft Ostrach im Jahre 1637 entwickelte sich 1659 ein neuer Streit zwischen Salem und Heiligenberg, der am 25. Oktober beigelegt wurde. Hier verbriefte man neben anderem, dass der Grafschaft Heiligenberg der Zehnte zu Dichtenhausen, Burgweiler und Utzhausen verbleibt. Dagegen sollte der Zehnte in Judentenberg, Spöck und die 20 Stück Reben zu Obristenweiler Salem gehören. Die zwischen den Parteien strittige Hornung wurde geteilt und sollte ausgemarkt werden. Ebenfalls die 1637 Heiligenberg überlassenen Orte, somit auch Dichtenhausen, sollten mit neuen Grenzsteinen versehen werden (ausgemarkt). Dichtenhausen im 18. Jahrhundert Die Verbindung zur Ostracher Herrschaft riss auch im 18. Jahrhundert nicht ab. So verlangten die Bürger von Dichtenhausen und Spöck in den Jahren 1738 und 1742 Wegegeldfreiheiten nach den Mühlen in Ostrach, um dort ihr Getreide mahlen zu lassen. Im Urbar von 1758 wurde festgehalten, welche Wiesen, Stockfelder Waldböden, Wege und Straßen, die beiden Besitzer der Lehenshöfe zu Dichtenhausen, auch Mayer genannt, mit der Gemeinde Spöck gemeinsam zu nutzen hatten. Lehensträger des ersten herrschaftlichen Hofes war zu der Zeit Lorenz König, Lehensträger des zweiten Hofes Andres Bosch. Jeder der beiden Mayer hatte einen eigenen Hofbrunnen bei seinem Lehenshaus. Die Viehtränke hatten sie jedoch miteinander zu richten und zu erhalten. Auch ihr Vieh trieb Wunn, Weid, Trieb und Tratt" wurde im Urbar genau festgelegt. Dichtenhausen im 19- Jahrhundert Bei der Säkularisation der Klöster im Jahre 1803 ging bekanntlich die Herrschaft Ostrach vom Reichsstift Salem an die Fürsten von Thum und Taxis über. Vor Übernahme dieses Gebiets erfolgte eine ausführliche Bestandsaufnahme durch das Rentamt Ostrach, bei der auch u. a. seine Heiligenberger und Sigmaringer Angrenzungen beschrieben wurden. Unter XII wurde Dichtenhausen als auswärtige Ortschaft innerhalb des besagten Bezirks genannt und in XVII hieß es Die zwei Fürstenberg - Heiligenbergischen Höfe zu Dichtenhausen, zwischen Ostrach - Burgweiler und Spöck, liegen in dem mit Heiligenberg strittigen Hoheitsgebiet. Spöck zählte hierbei zum OA-Bereich Ostrach ( VU1) erhielt Hohenzollern - Sigmaringen durch die Rheinbundakte die Staatsgewalt über Ostrach, Thum und Taxis die Standesherrschaft. Die Fürstenberg - Heiligenbergischen Gebiete mit Burgweiler und seinen Ortschaften und Weilern einschließlich Dichtenhausen, wurde badisch. Die Staatsformen des Landes Baden änderten sich zwar noch mehrmals, Dichtenhausen blieb jedoch noch weiterhin in Verbindung mit Burgweiler eine Exklave Badens im Hohenzollerisch - Sigmaringischen Gebiet Ostrach. Die Hohenzollerischen Lande selbst gehörten ab 1850 zum Königreich Preussen fing das Königlich württembergische Eisenbahnbauamt mit der Planung und Vermessung einer Eisenbahnstrecke zwischen Pfullendorf und Altshausen an, die auch über Burgweiler und Ostrach führen sollte. Die Verwaltung musste zur Verlegung der Gleise auch Grundstücke aufkaufen, die auf dem Boden der Exklave Dichtenhausen lagen, was um 1873 geschah. Auf den Flurkarten Dichtenhausens nach 1881 ist der Bahnkörper eingezeichnet und hat die Grundstücksnummer 1005, später 2005 erhalten. Die Gewanne Weidenstock, Letten und Breite lagen jetzt nördlich des Bahngrundstückes, Tannenbühl, Zehntscheueroeschle und Lehmacker südlich davon. Die weiteren Gewanne Dichtenhausens Richtung Süden hießen: Lohacker, Falchenwiese, Halden und Haldenwiese, Oesch gegen Laubbach, Birkenwiese und Schwende. An der Kreuzung der Bahnlinie mit dem Fahrweg, der von der L 280 abzweigt, wurde ein Bahnwärterhaus mit Hof und Stall errichtet. Die noch 1803 aufgezeichneten zwei Höfe wurden offenbar erst nach dem 19. Jahrhundert vermehrt, z. B. bei Erbteilung, Zuzug mit Neubau auf gekauften Grundstücken, Neubau bei Brand und dgl., wobei 1885 das Haus des Bahnwärters die Haus-Nr. 2 erhielt. Zu diesem Zeitpunkt waren dann insgesamt fünf Haus-Nummern vergeben. 10

11 Dichtenhausen im 20. Jahrhundert In der landwirtschaftlich geprägten, badischen Exklave erfolgte, wie auch in der Umgebung, im 2. Drittel des Jahrhunderts, ein technischer Umbruch. Sicheln, Sensen und Rechen waren zunächst noch in Gebrauch. Geräte zur Bearbeitung der Felder und Wiesen wurden bisher von Zugtieren in Bewegung gesetzt. Jetzt schaffte sich als Erster, etwa 1930, der Landwirt Hermann Reisch auf Hof Nr. 4, den direkt aus Amerika importierten Traktor, Marke Cormik, an. Der Traktor trat an die Stelle der Zugtiere und ermöglichte eine wesentlich größere Tagesleistung der bäuerlichen Arbeit. Im Jahre 1924 erfahren wir, dass die die zusammengesetzte badische Gemeinde Burgweiler bildenden Orte Burgweiler, Dichtenhausen, Hahnennest, Mettenbuch, Ochsenbach, Utzhausen und Zoznegg unter Aufhebung ihrer Gemarkungsgrenzen zu einer Gemeinde vereinigt wurden. Hinzu kamen die politische Gemeinde Waldbeuren und von der politischen Gemeinde Ruschweiler, der Ort Egelreute. Als Exklave dürfte Dichtenhausen hierbei seine Gemarkungsgrenze beibehalten haben. Von der Gemeinde Burgweiler wurde dann am die Exklave Dichtenhausen, wie anfangs erwähnt, endgültig abgetrennt und in die Gemeinde Ostrach eingegliedert, lt. Gesetz zur Änderung der Gebiete von Landkreisen vom (sogen. Exklavenbereinigung). Diese Überführung fand in einem feierlichen Rahmen statt, in Gegenwart des Landrats aus Überlingen, zuständig für Burgweiler und des Landrats aus Sigmaringen, zuständig für Ostrach. Zugegen waren außerdem die damaligen Bürgermeister und Gemeinderäte von Burgweiler und Ostrach sowie die Bürger von Dichtenhausen. Während der politischen Zugehörigkeit Dichtenhausens zu Burgweiler als Exklave bis 1969 gehörte es kirchlich zur katholischen Pfarrei Ostrach und teilte deren Schicksal. Auch die Bestattungen erfolgten auf dem Ostracher Gottesacker. Schulmäßig war es ebenfalls vorwiegend mit Ostrach und seinen Schulbehörden verbunden. Besten Dank allen, die bei der Fertigstellung der Arbeit behilflich waren, insbesondere Frau I. Kempe und für Anregungen Herrn J. Unger, Dichtenhausen HERMANN BRODMANN Thomas Geiselhart und die Gründung der Krankenschwesternstation in Sigmaringen 1877 Vor 125 Jahren, am 24. April 1877, am Fest des Heiligen Fidelis von Sigmaringen konnte Schwester Columba Kleister aus Schwarzenbach im Schwarzwald im Auftrag des Mutterhauses der barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Ingenbohl/Schweiz ihre Tätigkeit als Krankenschwester der Sigmaringer Krankenschwesternstation aufnehmen. So berichtet es die Chronik eben dieser Krankenschwesternstation. 1 Gegründet war diese erste kirchliche Krankenschwesternstation in Sigmaringen von Pfarrer Thomas Geiselhart. Wo immer man sich in Sigmaringen und Umgebung bewegt, stößt man auf ihn und die Spuren, die er hinterlassen hat. Kirchliche Vereine und Schulen gehen auf ihn zurück, Studienheim St. Fidehs und Erzbischölliches Kinderheim Haus Nazareth sind seine Gründungen, die Wiederbesiedlung der Klöster Gorheim und Beuren ist eng mit seiner Person verbunden - und die Sigmaringen Sozialstation, die in diesem Jahr ihr Jubiläum feiert, trägt seinen Namen. Wer war dieser Mann? Am 17. Februar 1811 wird Thomas als zweites von sechs Kindern armer Taglöhner in Steinhilben geboren. Seine Mutter war Hebamme und Krankenpflegerin. Schon früh zeigte sich sein Interesse an Büchern und der Wunsch, Priester zu werden. Mit 14 Jahren ging er auf das Gymnasium in Konstanz, und es begann eine Zeit der Armut, der Krankheit und des Hungers. Allerdings lernte er hier auch den späteren Freiburger Erzbischof Hermann von Vicari kennen. Der nahm ihn als Kostgänger auf und unterstützte ihn nach Kräften, womit eine lebenslange Freundschaft der beiden Männer grundgelegt wurde. Am Ende seiner Schulzeit war ihm der Wunsch Priester zu werden verleidet, so dass er nur seiner Mutter zuliebe das Studium aufnahm, in Freiburg und später in Tübingen, wo er allmählich wieder zum Glauben gefunden hatte wurde er schließlich zum Priester geweiht. Nach seiner Weihe hatte er verschiedene Vikarsstellen, so in Dettingen, Fischingen, Gruol, Empfingen, Haigerloch, Stetten bei Haigerloch und Rulfingen war er Pfarrer in Veringenstadt. In diese Zeit fiel das Revolutionsjahr, in dem Geiselhart die Zeitung Der Volksfreund" herausgab. Anliegen dieses Blattes war einerseits die Freiheit der Kirche, andererseits die soziale Frage jener Zeit erhält Geiselhart die Stelle des Nachpredigers in Sigmaringen und ist für drei Jahre zusätzlich Seelsorger in Laiz und Inzigkofen. Nun beginnt die Zeit seiner größten Wirksamkeit. Nach und nach entstanden seine Vereine und Gründungen: der Katholische Frauenverein (später Krankenpflege- und Mütterverein - wir kommen noch darauf zurück), ein Krankenverein für Gesellen und Dienstboten, der Kath. Männer- und der Kath. Mägdeverein, der Gesellenverein (heute Kolpingsfamilie") erfolgte die Ansiedlung von Jesuiten in Gorheim, 1862 die Besiedlung Beurons durch die Benediktiner errichtete Geiselhart eine Private Mädchenschule (eine Vorläuferin der heutigen Liebfrauenschule"), 1855 wird das Knabenseminar St. Fidelishaus eröffnet (heute Studienheim St. Fidehs), 1859 schließlich das Waisenhaus Nazareth, das Thomas Geiselhart den Namen hohenzollerischer Waisenvater" eingetragen hat. Große Opfer verlangte von Geiselhart der sogenannte Kulturkampf" Einige seiner Gründungen wurden geschlossen, und auch das Haus Nazareth kämpfte um das Überleben. Dorthin zog er sich 1885 zurück als - wie er sich selbst bezeichnete - geistlicher Hausvater, Zahlmeister und Bettler". Thomas Geiselhart starb am 16. Juni 1891, sein Grab befindet sich in der Hauskapelle des Erzb. Kinderheims. Zum Tod von Thomas Geiselhart schrieb die Zeitung Schwäbischer Merkur": Schon die äußere Erscheinung des fast 80jährigen Greises verriet einen Mann besonderer Art. Er war von ungewöhnlich hoher Gestalt, die sich nicht von der Last der Jahre beugen ließ... Unbeugsam wie der Körper war auch der Charakter Geiselharts, wenn es galt, ein Ziel zu erreichen, von dem er 11

12 überzeugt war, dass es recht und gerecht war. Kräftig, fast rauh war die Außenschale, stark, fest, beinahe herb war der Kern, der in jener steckte. Aber eine Saite blieb sein ganzes, an Wirken so reiches Leben hindurch stets voll und wohllautend gestimmt: die Liebe zu den armen, hilfsbedürftigen Nebenmenschen... Geiselhart hatte manche Gegner, Feinde hinterlässt er keine, Dankbare unzählige." 2 Wie ein roter Faden zieht sich Geiselharts Option für die Armen durch sein bewegtes Leben. Grundgelegt ist diese Haltung sicher durch die Erfahrungen in der Kindheit bei den Krankenbesuchen an der Seite seiner Mutter und durch die Erfahrung eigener Not während seiner Konstanzer Studienzeit. Im Priesterseminar in Freiburg verzichten auf seine Initiative hin mehrere Seminaristen auf die ihnen zustehenden täglichen zwei Schoppen Wein zu Gunsten von Waisenkindern. Als Vikar bittet er darum, nicht nach Veringendorf zu kommen, das Leben dort sei ihm zu nobel". In Fischingen und Rulfingen richtet er Armenfonds ein bzw. stattet sie besser aus. An allen seinen Stellen kümmert er sich zuallererst und mit besonderem Eifer um die Kranken. Im Zusammenhang mit seiner Sorge um eine seit 38 Jahren schwer kranke Frau in Gruol, die weder gehen noch selbst essen konnte, kam ihm erstmals der Gedanke, dass in jeder Gemeinde barmherzige Schwestern für die Kinderund Krankenpflege sein müssten. Mutterhaus Freiburg - mit der Krankenpflege in der Stadt zu beauftragen. Wohl wegen des beginnenden Kulturkampfes sei daraus aber nichts geworden. Erst nach dem Kulturkampf habe Geiselhart um eine Ingenbohler Schwester gebeten, und die bereits genannte Schwester Columba habe ihre Tätigkeit in Sigmaringen aufgenommen. Im Herbst 1877 sei Schwester Wenzeslaus Sickinger aus Owingen dazugekommen sei schließlich - so die Chronik - die dritte Schwester nach Sigmaringen entsandt worden. Angesichts der verschiedenen Angaben über das Gründungsjahr und Berufung der weiteren Schwestern bleiben auf jeden Fall genügend offene Fragen für die weitere historische Forschung. 7 Interessant ist die Bewertung, die Friedrich Schick der Gründung sozialer Vereine und der Berufung der Ingenbohler Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz zur Privatkrankenpflege in Sigmaringen gibt. Er schreibt: Durch seine Vereine ist Geiselhart in Sigmaringen rasch einheimisch geworden. Namentlich bezüglich der Krankenschwestern ertheilten die Leute, das sei das Beste von allem, was der Geiselhart eingeführt. Sie übersahen aber, dass die Krankenschwestern bei den Kranken gewissermaßen als Vicare wirken." 8 Ich interpretiere den letzten Satz so: durch die Krankenschwestern wurde nicht nur der - wie es hieß - leiblichen", sondern auch der geistigen Verwahrlosung" begegnet! In Sigmaringen gelang es ihm, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen: Schon während einer Volksmission durch die Jesuiten im Sommer 1850 in Sigmaringen hatte Geiselhart zusammen mit Pfarrverweser Franz Xaver Birkl mit der Gründung eines katholischen Frauenvereins, des so genannten Elisabethenvereins" begonnen, der dann seit September desselben Jahres bestand. Dieser Verein hatte den Zweck, der leidenden Armut durch leibliche und geistige Werke der Barmherzigkeit zu Hilfe zu kommen" 3. Geiselhart berichtet selbst, dass er die Leitung des Elisabethenvereins übernommen habe und dadurch mit den Frauen der Besseren und des Bürgerstandes allwöchentlich verkehrte und durch diese mit den Armen und Kranken in der Stadt in Berührung kam". Pfarrer Friedrich Schick, sein Nachfolger als Vorsteher des St. Fideliskonvikts schreibt in dem nach Geiselharts Tod 1891 von ihm erstellten Lebensabriss 1 : Geiselhart habe bei seinen häufigen Krankenbesuchen nur zu oft eine große geistige und leibliche Verwahrlosung angetroffen und der Schmerz darüber habe in ihm schließlich den Entschluss reifen lassen, Pflegeschwestern einzuführen. Und nun die Überraschung: Schick schreibt, dass die Krankenpflegeschwestern ihren Dienst in den Privathäusern bereits 1868 aufgenommen haben, und Geiselhart habe zuerst eine, dann zwei, schließlich drei Kreuzschwestern aus Ingenbohl nach Sigmaringen kommen lassen! Für den Unterhalt dieser Schwestern sorgte von Anfang an der bereits erwähnte Frauenverein ( Elisabethenverein"). Wir können also möglicherweise auf bereits 134 Jahre private kirchliche Krankenpflege in Sigmaringen zurückschauen. Denn 1868 als Gründungsjahr wird von verschiedenen anderen Autoren ebenfalls genannt. 5 Vermutlich auf der Basis der eingangs erwähnten Chronik der Krankenschwesternstation Sigmaringen - berichtet Josef Mühlebach 6, dass Geiselhart zunächst versuchte, die Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul im Fidelishaus - aus dem In den folgenden Jahren steigerten sich die Anforderungen an die Krankenschwesternstation, so dass sie mehr und mehr vergrößert werden musste. Nach dem Kulturkampf wurden die Räume im Fidelishaus, in dem die Schwestern ihre Unterkunft hatten, für eigene Zwecke benötigt. Denn das Fideliskonvikt konnte nach lojähriger Schließung 1886 wieder eröffnet werden. Ein Plan Geiselharts, die Station mit dem Josefinenstift der Vinzentinerinnen (dem ehemaligen Klösterle") zu verbinden, scheiterte. Dafür schenkte Fürst Carl Anton auf Betreiben seines Leibarztes Dr. Koch" den Krankenschwestern eine Summe zum Bau eines kleinen Hauses an der Strohdorfer Straße 7. Anlass war die Feier seiner Goldenen Hochzeit mit Fürstin Josefine am 21. Oktober 1884 aus Dankbarkeit für das segensreiche Wirken der Krankenschwestern zum Wohle der Bevölkerung der Stadt Sigmaringen und der Nachbargemeinden Laiz, Unter- und Oberschmeien, aus Dankbarkeit auch für die von den Schwestern dem Fürstenhaus geleistete Krankenhilfe". Bezogen wurde das neue Heim im November Die Entstehung der kirchlichen Gemeindekrankenpflege im 19. Jahrhundert hat drei große Wurzeln: die politische und wirtschaftliche Lage, der neue religiöse und caritative Aufbruch und die geographische Lage unseres Landes in der Nachbarschaft zu Frankreich und der Schweiz. Die Not rief verantwortungsbewusste Bürger auf den Plan, Priester und Laien, Frauen und Männer. Sie gründeten caritative Vereine und religiöse Gemeinschaften oder schlossen sich zu solchen zusammen. Diese Entwicklung war Jahre zuvor bereits in unseren Nachbarländern angebrochen und wurde schon damals als religiöser Frühling" bezeichnet. Aus heutiger Sicht könnte man meines Erachtens genau so gut von einer der großen Frauenbewegungen der Geschichte und Kirchengeschichte sprechen. Angesichts der ermutigenden Erfahrungen in den Nachbarländern ist es dann nicht weiter verwunderlich, wenn sich sozial gesinnte Priester und Laien an diese bereits bestehenden religiösen Gemeinschaften wandten mit der Bitte, Schwestern für den caritativen Dienst auch in unserer Diözese zur Verfügung zu stellen. Die ersten 12

13 Gründungen von Schwesternhäusern in unserer noch sehr jungen - erst 1827 gegründeten - Diözese, waren Niederlassungen von Mutterhäusern aus dem Elsaß und der Schweiz. Die staatlichen Behörden verfolgten diese Entwicklung oft mit Argwohn und großem Misstrauen, während sie sich gleichzeitig aus der Verantwortung zogen bzw. keinen Anlass sahen, Verantwortung zu übernehmen. Wie Thomas Geiselhart darauf kam, gerade die Ingenbohler Schwestern für die Arbeit im Haus Nazareth und später auch in der häuslichen Krankenpflege nach Sigmaringen zu holen, ist eine derzeit noch offene Frage hatte der Schweizer Kapuzinerpater Theodosius Florentini ( ) und die inzwischen seliggesprochene Mutter Maria Theresia Scherer ( ) die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz Ingenbohl gegründet. In der Erzdiözese Freiburg bekannt geworden war Pater Theodosius durch seine 1858 im Freiburger Münster gehaltenen Fastenpredigten 10 und durch die von ihm 1859/60 gehaltenen Exerzitien für die Priesteramtskandidaten im theologischen Konvikt." Man wusste also von seinem Werk, und von diesem Wissen bis zur Bitte um Schwestern war es kein großer Schritt. Persönhch gekannt haben sich Thomas Geiselhart und Pater Theodosius ganz sicher und sie haben sich auch mehrmals getroffen. Geiselhart selbst schreibt nämlich in seinem Notizen über Nazareth" 12 rückblickend, dass er Anfang der 1860er Jahre mit Pater Theodosius Florentini sehr häufig verkehrte kamen jedenfalls vom Mutterhaus Ingenbohl erstmals drei Kreuzschwestern in das 1859 gegründete Waisenhaus Nazareth. Mutter Maria Theresia Scherer besuchte zwischen 1861 und 1888 mehrfach auch Sigmaringen und das Haus Nazareth" - und nicht zuletzt deswegen trägt das heutige Kinderhaus" des Erzbischöflichen Kinderheims Haus Nazareth an der Alten Jungnauer Strasse in Sigmaringen den Namen der Seligen Mutter Maria Theresia Scherer. Wie Mutter Maria Theresia Scherer ließ sich auch Thomas Geiselhart in einer ganz persönlichen und unmittelbaren Weise von der Not der Menschen betreffen. Er hatte die Gabe, wo immer er hinkam, vor allem die Kranken und Notleidenden aufzuspüren und aufzusuchen, ihnen nahe zu sein und beizustehen, so hautnah, dass er sich zum Beispiel im Spätherbst 1854 bei einem Krankenbesuch mit Ttyphus infizierte, mehrere Wochen schwer krank war und sich davon zeitlebens nicht ganz erholte. Thomas Geiselhart verstand es, die Zeichen der Zeit zu erkennen und den rechten Augenblick zu nutzen. Ausdauernd, hartnäckig und mit Realitätssinn verfolgte er, was er sich im Dienst an den Menschen in den Kopf gesetzt hatte, wobei er - anders als heute - zuerst fragte, was nötig ist und sich dann erst die Frage stellte, wie das möglich wird, was nötig ist - in einem grenzenlosen Gottvertrauen. Ein wichtiges Merkmal seines sozialen Engagements ist, dass er immer den einzelnen Menschen im Auge hatte, sei es als Empfänger von Hilfe oder als Helfer selbst. Er drückt dies aus in dem Grundsatz Was du selber tun kannst, das heiße und lasse dir von einem anderen nicht tun!" 14 - das Prinzip der Subsidiarität: so viel Eigenständigkeit wie möglich, so viel Hilfe wie nötig - Hilfe zur Selbsthilfe. In verschiedenen Artikeln der von Geiselhart herausgegebenen Zeitschrift Der Volksfreund" widmet er sich der Rolle der Kirche bei der Lösung der sozialen Frage. So fordert er, dass das Armenwesen nicht nur polizeilich", d.h. staatlich-bürokratisch organisiert werden soll, weil eine Polizeispende" jeden sittlichen Charakter verliere und kalt empfunden werde. Jeder Wohltat muss das christhche Gepräge der Gottesgabe aufgedrückt sein. Es ist alles gelegen an dieser höhern, das Herz und die Gesinnung veredelnden Weihe." schreibt er in einer uns heute wohl etwas altertümlich vorkommenden Sprache und fährt fort: In dem Maße aber, als die Armenpflege, die Hospitäler und überhaupt die Anstalten öffentlicher Wohltätigkeit der Kirche entzogen und reine Staats- und Kommunal-Anstalten geworden sind, wich auch ebenso das christhche Element und damit der Segen in auffallender Weise zurück. Jetzt sah man sich genötigt, die Mildtätigkeit zu besteuern, das Vertrauen schwand, die Herzen erkalteten, die Quellen der Hilfe versiegten. Durch Zwang musste man jetzt die Mittel zur Deckung der Armenbedürfnisse herbeitreiben... Wenn man das Mitleiden erzwingt, so ladet man zugleich die Unverschämtheit und den Trotz zu der dem Unglücke bestimmten Gabe. Die Staatsarmenpolizei verhärtet die Reichen, entsittlicht die Armen und heget die Armut." 15 Dass seine Hilfsquellen nicht versiegten, zeigt die Geschichte. Thomas Geiselhart verstand es nämlich, seine Initiativen und Gründungen bei den Pfarrern und den Kirchengemeinden Hohenzollerns auf nachhaltige Weise zu verwurzeln. Er hielt Brief- und persönlichen Kontakt, setzte auf ihre ideelle und materielle Unterstützung - und bekam sie! So nahm er in einer unmittelbaren, überzeugten und überzeugenden Weise das Wort Jesu ernst: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Mt 25,40) und ist ein hervorragendes Beispiel für das Caritas-Leitwort Not sehen und handeln!" Das Werk Thomas Geiselharts lebt weiter, sowohl in seinen heute noch bestehenden Gründungen als auch in dem, was sich aus seinen Anfängen und in seinem Geist entwickelt hat. Die von Geiselhart gegründete private kirchliche Krankenpflegestation der barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz lebt weiter in der Sozialstation Thomas Geiselhart". Geiselharts Werk findet seine Fortsetzung zusätzlich in den beiden Ortscaritasverbänden Sigmaringen und Hechingen. Denn auch sie gehen letztlich auf Thomas Geiselhart zurück. Am 7. März 1918 beabsichtigt der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg die Ernennung des Waisenhauses Nazareth als Zweiganstalt des Diözesancaritasverbandes für Hohenzollern. Anlass dieser Maßnahme ist die Organisation von Erholungsaufenthalten für Großstadtkinder in ländlichen Familien. Am 12. März 1918 wird diese Ernennung bestätigt durch den Leiter des Hauses, Präses Anton Birkle, der erste wirkliche Nachfolger Thomas Geiselharts im Haus Nazareth. Aus dieser Caritas-Zweiganstalt für Hohenzollern wurde 1946 der Caritasverband Sigmaringen und Ende der 70er Jahre der Caritasverband für das Dekanat Zollern. Alle heute noch bestehenden Einrichtungen Thomas Geiselharts stehen in einer großen Tradition, die sie trägt und zugleich verpflichtet. Die Nöte der Menschen sind vielleicht andere geworden, und jede Generation muss darauf die ihr angemessene Antwort finden. Geblieben ist der Auftrag des Evangeliums. Der Bück auf die Geschichte zeigt, dass es möglich ist, sich diesem Auftrag glaubwürdig zu stellen * 13

14 "Leicht überarbeitete Fassung eines am 24. April 2002 im Leopoldsaal des Sigmaringer Hofgartens gehaltenen Vortrags anlässlich eines Mitarbeitertages des Caritasverbandes Sigmaringen zur Landespflegewoche in Verbindung mit dem Jubiläum 125 Jahre kirchliche Krankenpflegestation in Sigmaringen. Literatur und Quellen BELSTLER, Marta. Die Gemeindekrankenpflege im Wandel der Zeiten. In: caritas-mitteilungen, Nr. 4/1988 BRODMANN; Hermann. Thomas Geiselhart. Ein Leben im Dienst der Menschen und der Erneuerung der Kirche. Sigmaringen 1984 CARITAS - NEBENSTELLE HOHENZOLLERN. Akten (Archiv des Erzb. Kinderheims Haus Nazareth Sigmaringen GADIENT, Veit. Der Caritasapostel Theodosius Florentini. Luzern 1946 GEISELHART, Thomas (Hg.). Der Volksfreund aus Hohenzollern. Jahrgang 1848 (Fürstl. Hofbibliothek Sigmaringen) GEISELHART; Thomas: Tagebuch (Archiv des Erzb. Kinderheims Haus Nazareth Sigmaringen) MÜHLEBACH, Josef. 100 Jahre Katholische Krankenpflegestation Sigmaringen. Sigmaringen o.j. (1977) NOLLE, Albert. Geschichte des Zeitungswesens in Hohenzollern von seinen ersten Anfängen bis zum Jahre Sigmaringen 1935 RÖSCH, Adolf. Der Kulturkampf in Hohenzollern. In: FDA 16 (1915)1-128 RUTISHAUSER, Maria Clarissa. Liebe erobert die Welt. Mutter Maria Theresia Scherer. Leben und Werk. Ingenbohl 1959 RUTISHAUSER, Maria Clarissa. Liebe erobert die Welt. Mutter Maria Theresia Scherer. Leben und Werk. Ingenbohl 1967 SCHAFFER, Wolfgang. Sigmaringen, Strohdorfer Straße (Keuzschwestern Hegne ) Masch. Manuskript 2001 (in Vorbereitung einer Veröffentlichung zur Geschichte der weiblichen Ordensgemeinschaften in Hohenzollern) SCHICK; Friedrich. Lebensabriss Thomas Geiselharts, erstellt im Dezember Handschr. Manuskript (Archiv des Erzb. Kinderheims Haus Nazareth Sigmaringen) QUIDAM. Lebensblätter. Erinnerungen an den + Geistlichen Rat Thomas Geiselhart. In: Katholisches Sonntagsblatt (Ein Original befindet sich im Staatsarchiv Sigmaringen.) 1 HA Hegne, Chronik Sigmaringen Bd. 1, nach SCHAFFER, Wolfgang. Sigmaringen, Strohdorfer Straße (Kreuzschwestern Hegne ) Masch. Manuskript 2001 (in Vorbereitung einer Veröffentlichung zur Geschichte der weiblichen Ordensgemeinschaften in Hohenzollern), mit verbindlichem Dank für seine Beratung und die Möglichkeit der Einsichtnahme! 2 Zit. n. DOR, Franz. Lebensbilder aus dem Seelsorgeklerus. Karlsruhe 1916, S Zit. n. WETZEL, Johann Nepomuk. Thomas Geiselhart Ein Apostel der christlichen Caritas in Sigmaringen. Sigmaringen o.j. (1945), S SCHICK, Friedrich. Lebensabriss Thomas Geiselharts, erstellt im Dezember Handschr. Manuskript im Archiv des Erzb. Kinderheims Haus Nazareth, Sigmaringen. Tl. 1, S. 42/43 5 Johann Nepomuk Wetzel gibt ebenfalls das Jahr 1868 an, sowohl in seiner 1928 und 1931 erschienenen Geschichte der katholischen Kirche in Schwaben-Hohenzollern" und in seiner 1945 veröffentlichten Geiselhart-Biographie (siehe Anm. 4). Ein Hinweis auf dieses frühere Datum findet sich auch in der Biographie der Seligen Mutter Maria Theresia Scherer von Sr. M. Clarissa Rutishauser aus dem Jahre 1959 und (RUTISHAU- SER, Maria Clarissa. Liebe erobert die Welt. Mutter Maria Theresia Scherer. Leben und Werk. Ingenbohl 1959 und 1967) Rutishauser schreibt, für Baden-Hohenzollern könne für von einer eigentlichen Blütezeit gesprochen werden. 18 neue Anstalten tun sich auf zwischen Offenburg und Sigmaringen: Spitäler, Kindergärten, das fürstliche Karlsspital in Donaueschingen, das Fidelishaus (Erzbischöfliches Knabenseminar) in Sigmaringen, das Heim für deutsche und italienische Fabrikarbeiterinnen in Arien." (ebenda, Ausgabe von 1967, S. 209) Bei der erwähnten Anstalt Fidelishaus" kann es sich nur um die zunächst im Fidelishaus untergebrachte Krankenschwesternstation handeln. Denn im von Geiselhart 1856 gegründeten Erzbischöflichen St. Fideliskonvikt waren nach Auskunft mehrerer Quellen Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul tätig: mit einer oder zwei solcher Vinzenzschwestern vom Mutterhaus Straßburg aus dem Fidelishaus eröffnete Geiselhart 1859 sein erstes Waisenhaus Bethlehem". Erst 1863 kamen Ingenbohler Ordensschwestern in das Haus Nazareth. Adolf Rösch (RÖSCH, Adolf. Der Kulturkampf in Hohenzollern. In: FDA 16(1915), S. 99 ff) betont, dass bei den weiblichen Ordensgemeinschaften die ausschließlich der Krankenpflege sich widmenden Schwestern im Landesspital und in der Krankenpflegestation geduldet blieben. Die Ausweisung der übrigen Ordensleute erfolgte bekanntlich auf Grund des entsprechenden preußischen Gesetzes vom 31. Mai Auch Josef Mühlebach (siehe Anm. 6) erwähnt ja die im Fidelishaus tätigen Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul, allerdings ordnet er sie dem Mutterhaus Freiburg zu. Grundsätzlich ist jedoch meines Erachtens gegenüber der Schrift Mühlebachs bzw. der ihr zugrundeliegenden Chronik historisch wohl eine gewisse Vorsicht angebracht. So schreibt Mühlebach beispielsweise, dass Schwester Columba und der Sigmaringer Krankenschwesternstation im Herbst 1877 vom Provinzhaus Hegne" Schwester Wenzeslaus Sickinger aus Owingen zugeteilt wurde. (S. 2) Allerdings wurde das Provinzhaus Hegne von Mutter Maria Theresia Scherer erst 1892 gekauft und 1896 eröffnet! 6 MÜHLEBACH, Josef. 100 Jahre Katholische Krankenpflegestation Sigmaringen. Sigmaringen o.j. (1977) 7 Größeren Aufschluss über die Geschichte der weiblichen Ordensgemeinschaften in Hohenzollern dürfte die sich in Vorbereitung befindliche Arbeit von Wolfgang Schaffer geben (vgl. Anm. 1). 8 Zit. nach dem Lebensabriss über Thomas Geiselhart von Friedrich Schick, siehe Anm. 4) 9 nach Schaffer (siehe Anm. 1) 10 GADIENT, Veit. Der Caritasapostel Theodosius Florentini. Luzern 1946, S. 336 u. S. 576/ Anm ebenda, S am 12. Februar RUTISHAUSER, Maria Clarissa. Liebe erobert die Welt. Mutter Maria Theresia Scherer. Leben und Werk. Ingenbohl 1959, S Zit. n. dem Tagebuch Thomas Geiselharts, Eintrag vom Archiv des Erzb. Kinderheims Haus Nazareth in Sigmaringen. 15 GEISELHART, Thomas (Hg.). Der Volksfreund aus Hohenzollern. Nr. 75 vom , S

15 3uchbesprecliungen Sigrid Früh:, Verzaubertes Oberschwaben" Die deutsche Märchenforscherin Sigrid Früh hat für den Raum Oberschwaben" die Grenzen sehr weit gesteckt. Im Band Verzaubertes Oberschwaben" führt sie den Leser nicht nur in die Gegend um Ravensburg, Aulendorf oder rund um den Bussen, sondern auch nach Meßkirch, Sigmaringen oder ins Laucherttal, ins Allgäu oder in die Bodensee-Gegend. Leicht irreführend ist der Untertitel Märchen und Sagen", denn in den aus vielerlei Quellen (von der Zimmer'schen Chronik bis zum Sagenbuch des Preußischen Staates) geschöpften Geschichten, von denen etliche in der vorliegenden oder in ähnlicher Form vielen Heimatkundigen bekannt sein dürften, geht es keineswegs nur um Geister und Zaubermächte oder um mündlich überlieferte, mit Phantasie ausgeschmückte Erzählungen, sondern auch um wahre geschichtliche Begebenheiten, um die sich freilich im Lauf der Jahrhunderte manche frei erfundene Ausschmückungen gerankt haben. Die Autorin stellt somit ein abwechslungsreiches Heimatbuch vor, ein Kaleidoskop, das Märchenhaftes offenbart, das manches Mal mit Oberschwaben nichts oder wenig zu tun hat, das aber auch den Bück freigibt auf heimische Herrscher, Klöster, Burgen, Ritter und Räuber, Schlauberger und Schlawiner und das zudem viele außergewöhnliche Kurzgeschichten aus unseren Breiten präsentiert. Die Geisterhöhle bei Igelswies gehört ebenso dazu wie der feurige Wagen zu Krauchenwies oder die Mutter Gottes auf der Stadtmauer zu Mengen. Das Buch ist ein kleines Schatzkästchen, das man immer wieder gern öffnet, um darin zu schmökern, (ba) Sigrid Früh: Verzaubertes Oberschwaben - Märchen und Sagen". 208 Seiten, illustriert mit alten Zeichnungen und Süchen. Silberburg- Verlag, Tübingen, Euro. ISBN Manfred Eichhorn: Hennadäpper" Wieder einmal bewahrheitet sich die Feststellung, dass es kaum eine spannendere und bewegendere Lektüre gibt als jene, in der Selbsterlebtes geschildert wird. Wer über Alltags-Geschichten aus früheren Tagen liest, fühlt sich oft genug an ähnliche Vorkommnisse erinnert, die er so oder in etwas anderer Form erlebt hat. Man fühlt sich mit dem Autor und seinen Geschichten verbunden und kann fast nicht genug bekommen vom Lesen. So ergeht es einem auch bei der Lektüre von Manfred Eichhorns Hennadäpper". Der bekannte Ulmer Autor lässt Einblicke zu in Kindheitserlebnisse aus den späten 50erund frühen 60er-Jahren, und er schreibt seine Geschichten von der Wächter Hedwig, die den Regenwurm schluckte, von der Großmutter, deren Standardsatz Kaffee, mein Leben" lautete, oder von der rassigrotblonden Vera, die ihn das Küssen lehrte, mit so viel Innigkeit und auch Humor, dass man sich wünscht, Eichhorn möge uns noch viele solcher Hennadäpperle" bescheren, die uns Schritt für Schritt alten Zeiten wieder nahe bringen, ba Manfred Eichhorn: Hennadäpper", 160 Seiten. Silberburg-Verlag, Tübingen, Euro. ISBN: ,s menschelet - Schwäbische Geschichten und Gedichte Im Juni 2002 wurde erstmals der Sebastian-Blau-Preis für schwäbische Mundart verliehen. 40 Geschichten und Gedichte von Autoren, die an dem Literatur-Wettbewerb teilgenommen haben, liegen nun im Buch "'s menschelet" vor, von Sigrid Früh im Auftrag des Vereins schwäbische mund.art" herausgegeben und einem Vorwort von Manfred Rommel versehen. Es ist eine Fundgruppe für Freunde schwäbischer Mundart, zumal der Verlag mutig die Dialektschreibweise der einzelnen Autorinnen und Autoren übernommen hat, gleich ob oberschwäbisch oder vo "r Alb ra", ob stuttgarterisch oder alemannisch". Auch die literarische Qualität der Beiträge hat es in sich". Und heimatlich Vertrautes ist ebenfalls zu finden, beispielsweise in Rösle Recks Erzählung vom Mariele. ba " 's menschelet" - Silberburg-Verlag, Tübingen. 144 Seiten, fester Einband, 12,90 Euro. ISBN Friedemann Schmoll/Jürgen Vogt: Alb-Ansichten" Wer die schwäbische Heimat kennt und liebt, wer zudem Freude an gelungenen Bildern und am Fotografieren hat, der wird, wenn er das Buch Alb-Ansichten" zur Hand nimmt, seine helle Freude haben. Der Natur- und Landschafts-Hobbyfotograf Jürgen Vogt zeigt Alb-Impressionen (die kurzen Bildtexte sind in deutsch, englisch und französisch gehalten), die die zauberhaften Reize der so oft als karg beschriebenen Alb-Landschaft so wirkungsvoll zur Geltung bringen, dass man geradezu andächtig freudvoll schaut und staunt. Neben den 79 meist großformatigen Farbfotos enthält das vom Schwäbischen Albverein herausgegebene und mit einem Vorwort des Präsidenten Hans-Ulrich Rauchfuß versehene Buch fünf fachlich fundierte Essays von Dr. Friedemann Schmoll, der an der Universität Tübingen Empirische Kulturwissenschaft lehrt. Er geht ein auf die Landschaftsentwicklung im Lauf der Jahrhunderte, auf die Artenvielfalt der Wachholderheiden und Albwälder, auf die Bedeutung des Wassers für die Alb, auf den besonderen Reiz des Albtraufs und sinniert über Heimatenge und Welten-Sehnsucht, Nah- und Fern-, Aus-und Einsichten. Selbst der Heimatkenner wird bei sorgsamem Lesen auf manches reizvolle Detail und manchen wertvollen Gedanken stoßen. ba Alb-Ansichten - Spaziergänge übers schwäbische Hausgebirge", 112 Seiten, fester Einband, Silberburg-Verlag, Tübingen, 19,80 Euro. - ISBN: Franz Bausinger, Hechingen-Stetten Erinnerungen" erschienen im Selbstverlag 2002 Der Ruheständler, Landwirtschaftsmeister und Vorsitzende des Vereins ehemaliger Landwirtschaftsschul-Absolventen im Zollernalbkreis Franz Bausinger, Hechingen-Stetten hat jüngst ein Buch mit dem Titel "Erinnerungen" herausgegeben. Mit dem Leben, den Traditionen und Vereinen seiner Heimat zeitlebens eng verbunden, tat sich der Autor nicht schwer damit seine Erinnerungen aufzuhellen und niederzuschreiben. Franz Bausinger belauscht und beschreibt nicht nur Lebensabläufe in seiner bäuerlichen Lebenswelt, sondern befasst sich auch mit den vielen Veränderungen und Wandel im dörflichen Leben. Er geht auch Originalen nach, beschreibt Hintergründiges, wobei ihm gerade sein eigener Humor die Feder führte. So gibt es über viele Begebenheiten auch zu Schmunzeln. In jedem Fall hat man mit Bausingers Erinnerungen" eine wertvolle Unterhaltungslektüre, die sogar in vielfacher Hinsicht dokumentarischen heimatlichen Wert besitzt. Bewundernswert ist seine Dichtkunst. Der Poet hat selbst geschichtliche Vorgänge in Gedichtform gekleidet. Eine Vielzahl von Bildern dokumentiert das Geschehen im Dorf, Vereinsleben und alte Häuser. Dem Buch hat Bausinger auch einen Anhang mit älteren Liedern beigefügt. Das Buch hat 128 Seiten. Der Umschlag ist mit einem Panorama von Stetten mit der Burg Hohenzollern als Hintergrund geschmückt. Erinnerungen" - Stetten im Gnadental - Geschichten und Bilder, sollte in keinem Buchregal fehlen. Josef Schneider 15

16 Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein Karlstraße 3, Sigmaringen E 3828 PVSt, DPAG,»Entgelt bezahlt«leserbrief Betr. Hohenzollerisches, vor allem Sigmaringen in der Biographie des Kardinals Lehmanns aus Sigmaringen" Im allgemeinen ist man natürlich im alten Hohenzollern hocherfreut, daß ein Hohenzoller" Kardinal geworden ist, und nun schon eine Biographie über diesen großen Hohenzollern vorliegt. (Daniel Deckers, Der Kardinal Karl Lehmann, eine Biographie, Pattloch), erschienen in München 2002, 384 S. und Abb. Auf eine umfassende Besprechung wird man lange warten müssen, zu vielfältig in vielerlei Hinsicht ist das Thema. In der Hohenzollerischen Heimat wird aber ganz besonders das erste Kapitel (Im Licht der frühen Jahre - der Schüler) interessieren. Darin wird in besonderen Unterabschnitten z.b. die Geburt im Landeskrankenhaus Sigmaringen, der Namenspalron, die hohenzollerische Herkunft der Eltern, die Schulzeit im Krieg, die Zeit in Tafertsweiler, im Konvikt in Sigmaringen, die kleine Stadt Sigmaringen, das Gymnasium, Veringenstadt, Pfarrer Abberger, Lehrer Rudolf Nikolaus Maier behandelt. Es gibt 26 S. Anmerkungen dazu, die die Quellen benennen. Gediegen wissenschaftlich soll alles sein. Ob aber der studierte Journalist von der FAZ die Heimat seines Helden bereist und erfahren" hat, möchte man fast bezweifeln. Fast könnte man meinen, er werfe zu leicht und schnell seine Blicke auf die genannten Stichworte. So kann man z. B. über die Sonderbehandlung Sigmaringens nur enttäuscht sein. Nicht ganz eine Seite widmet der Verfasser dieser kleinen Stadt, die natürlich auch erwähnt werden muß. Daß Lehmann kein Siginaringer ist, stellt er nicht ausdrücklich fest Aber vielleicht ist man im amtlichen Sigmaringen sich auch nicht ganz klar darüber. Die Hohenzollerische Heimat" sollte diese Frage und von Fachleuten kritisch und umfassend beleuchten lassen. Josef Schülzle, Postfach 139; 72386, Burladingen. HOHENZOLLERISCHER HEIMAI herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein, Postfach 1638, Sigmaringen ISSN Erscheint vierteljährlich. Die Zeitschrift»Hohenzollerische Heimat«ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung im alten Land Hohenzollern und den angrenzenden Landesteilen mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge. Bezugspreis: Für Mitglieder des Hohenzollerischen Geschichtsvereins ist der Bezugspreis im Beitrag enthalten. Bezugspreis für Nichtmitglieder 7,-. Abonnements und Einzelnummern können beim Hohenzollerischen Geschichtsverein (s. o.) bestellt werden. Die Autoren dieser Nummer: GerdBantle Hedingerstraße 5, Sigmaringen Dr OttoH. Becker Hedingerstraße 17, Sigmaringen Hermann Brodmann Baumgartenweg 8, Sigmaringendorf Robert Frank Fliederstraße 8, Haigerloch-Weildorf Walter Kempe Silcherstraße 11,88356 Ostrach Josef Schneider Heiligkreuzstraße 16, Haigerloch-Gruol Gesamtherstellung: Druckerei Acker GmbH, Mittelberg 6, Gammertingen Telefon (07574) , Fax info@druckerei-acker.de Schriftleitung: Robert Frank Fliederstraße,8, Haigerloch-Weildorf Tel.: 07474/2161 Die mit Namen versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wieder; diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten, Wir bitten unsere Leser, die»hohenzollerische Heimat«weiterzuempfehlen. 16

17 Hohenzollerische Heimat Herausgegeben vom I ^^H Hohenzollerischen Geschichtsverein 53. Jahrgang ^ ^ ^ ^ Nr. 2-Juli 2003 E 3828 Foto: Wolfgang Wenzel, Sigmaringen. An die Zeit der Dampflokomotiven auf der Zollernbahn erinnert eine am durchgeführte Sonderfahrt mit der preußischen Dampflokomotive P 8" Der Zug passiert auf der Aufnahme gerade die Felskuhsse an der Einfahrt zum Bahnhof Inzigkofen.

18 WOLFGANG WENZEL Weshalb die Hohenzollernbahn in Dettingen ihren Anfang hat 125 Jahre Balingen - Ebingen - Sigmaringen Vor 125 Jahren, genauer gesagt am 4. Juli 1878, wurde von der Württembergischen Staatseisenbahn mit der Teilstrecke Balingen - Ebingen - Sigmaringen der letzte Abschnitt der Hohenzollernbahn Tübingen - Hechingen - Balingen - Sigmaringen dem Betrieb übergeben. Der 45,88 km lange Ausbau des Lückenschlusses - Sigmaringen selbst hatte bereits am mit der Eröffnung der Strecke Scheer - Sigmaringen Anschluß an das Schienennetz erhalten, die Abschnitte Tübingen - Hechingen (24,73 km) und Hechingen - Balingen (16,90 km) waren am bzw eröffnet worden - war durch Gesetz vom betreffend den Bau von Eisenbahnen in der Finanzperiode 1870/73 verfügt worden. Die Bemühungen um Gewinnung einer Bahnverbindung zwischen Neckar und Donau durch die Hohenzollernschen Lande lassen sich freilich wesentlich weiter, ja bis zu den Anfängen des Bahnbaus in Württemberg zurückverfolgen. Einen wesentlichen Markstein für die Errichtung eines Eisenbahnnetzes in Württemberg büdete der durch den Innenminister von Schlayer mit einer Grundsatzrede in der Landtagssitzung des vorgestellte Entwurf eines Gesetzes betreffend die Aufbringung der Mittel zu dem in der Finanzperiode 1842/45 auszuführenden Eisenbahnbau, wonach Eisenbahnen auf Staatskosten gebaut werden sollten. Über die auszuführende(n) Strecke(n) sagte der Gesetzentwurf zwar (noch) nichts aus; der Minister machte in seiner Ansprache jedoch deutlich, daß an erster Stelle der Überlegungen eine westöstliche Linie als kürzestmögliche Verbindung des Rheins, des Neckars und der Donau stand und zwar von einem zur Einmündung in die badische Rhein (tal) bahn zu bestimmenden Punkt über Cannstatt nach Ulm. Hinsichtlich der Verbindung der letztgenannten Orte konkurrierte in der Diskussion eine Linie durch das Rems-, Kocher- und Brenztal mit derjenigen durch das Filstal. Nach Schlayers Ansicht stellte die Filstallinie die beste Verbindung zwischen Stuttgart und Ulm dar. Nicht nur, daß die Rems-, Kocher- und Brenztallinie einen Umweg darstelle, ermögliche die Filstallinie die Abzweigung einer Seitenbahn ins obere Neckartal oberhalb von Plochingen. Allerdings ließ speziell die Filstallinie besondere topographische Schwierigkeiten durch den Albaufstieg bei Geislingen erwarten. In Hohenzollern sah man hierin eine Chance, die Fürstentümer Hohenzollerns für die Anlegung des Eisenbahnnetzes ins Gespräch zu bringen. Bereits in einem Schreiben an das Königlich Württembergische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten vom griff die Fürstlich Geheime Konferenz zu Sigmaringen den Vortrag Schlayers auf und stimmte mit diesem darin überein, daß die Verbindung des Donau- und Neckartals durch eine Eisenbahn eine wesentliche Aufgabe des süddeutschen Eisenbahnsystems darstelle. Im Hinblick auf die Schwierigkeiten, welche die Übersteigung der Schwäbischen Alb zwischen Stuttgart und Ulm haben würde, gab das Gremium stattdessen eine völlig andere Linie zur Erwägung: Würde von Kannstatt die Bahn den Neckar aufwärts über Eßlingen, Plochingen, Wendlingen, Nürtingen, Tübingen, Rotenburg, Bieringen, von da in das Starzeltal über Bietenhausen, Rangendingen, Hechingen und Jungingen bis Hausen im sogen. Killertal geführt, so könnte zwischen diesem Orte und Burladingen die Wasserscheide zwischen Neckar und Donau ganz unmerklich überstiegen werden, und dann die Bahn weiter durch das Tal der Fehla in das derlauchert, wie sich erstere bei Hettingen ergießt, aus diesem bei Sigmaringendorf, wo das obengenannte Flüßchen in die Donau mündet, in das Tal der letzteren, und in diesem ungehindert bis Ulm geflhrt werden. Doch nicht nur, daß dieser Vorschlag die Steigungsverhältnisse allzu sehr verharmloste (der Burladinger Paß" wurde später mit einer Neigung von 1: 36, also 2,77 %o ausgeführt, demgegenüber die Alb bei Geislingen nur mit 1: 45, also 2,22 %o erstiegen wird), mußte es von vornherein wenig aussichtsreich erscheinen, die vermeintlich gemeinschaftlichen Interessen dieser Trassierung -immerhin wären durch sie die württembergischen Städte von Nürtingen bis Rottenburg und von Scheer bis Ulm in das System hineingezogen worden - herauszustellen. So sehr man heute das Projekt rückblickend als völlig abwegig verwerfen mag, relativiert sich das Urteil aus Sicht einer Zeit, in der Karl Etzel, später der maßgebliche Ingenieur beim Bau der ersten württembergischen Staatsbahn, (so jedenfalls noch in einer 1839 erschienenen Schrift) die Auffassung vertreten hatte, für Württemberg komme nur eine Pferdebahn in Betracht. Das Projekt war denn wohl eher deswegen unrealistisch, weil es einen, wie sich noch zeigen wird, Grundsatz früher Eisenbahnpolitik, Eisenbahnen wo möglich nicht über fremdes Gebiet zu führen, auf den Kopf stellte. Die Sigmaringer Anfrage wurde übrigens nie beschieden, man zog stattdessen, wie die Stuttgarter Regierungsakten unter dem (!) vermerken, vor, zuzuwarten, ob die Sache Sigmaringerseits wieder in Anregung gebracht werde, da eine ablehnende Antwort immer früh genug kommen werde. Dort - in Sigmaringen - sah man keine andere Möglichkeit, als abzuwarten, ob und welche Eisenbahnen in die Nähe des Fürstentums gelangten (Die Anlegung einer isolierten eigenen Eisenbahn wurde nicht in Erwägung gezogen.). Anlaß zu größter Aufmerksamkeit bildete dabei, das Stichwort ist bereits gefallen, eine eventuelle Bahn neckaraufwärts. Insoweit wurden den Landtagen von 1851 und 1853 Gesuche in sehr großer Zahl aus dem Schwarzwaldkreis vorgelegt, die sämtlich die Bitte an die Stände richteten, daß sie die Erbauung einer oberen Neckarbahn auf Staatskosten befürworten möchten, was auch geschah. Aufgrund des Berichtes der volkswirtschaftlichen Kommission vom wurde die Regierung nämlich nicht nur aufgefordert, auf die Verabschiedung eines Gesetzes wegen des Baues einer Eisenbahn von Plochingen über Nürtingen, Metzingen, Reutlingen und Tübingen nach Rottenburg hinzuwirken, sondern zugleich die Ausarbeitung der Detailpläne und Überschläge über die Fortsetzung jener Eisenbahn von Rottenburg über Horb, Sulz, Oberndorf, Rottweil, Spaichingen nach Tuttlingen anzuordnen. Das letztgenannte Projekt bedingte ein im Folgenden brisantes Detail, nämlich das zwischen Horb und Sulz liegende und sich deutlich ins Württembergische hinein gegen den Schwarzwald erstreckende preußische Gebiet um die Orte Dettingen und Glatt. Der ohne Beilagen mit 87 Seiten außerordentlich umfangreich ausgefallene Kommissionsbericht verwendet auf diesen Punkt gerade einmal vier Absätze: Es lasse sich um so weniger erwarten, daß die preußische Regierung eine Schwierigkeit machen werde, der württembergischen vertragsmäßig das Recht einzuräumen, auf dieser kleinen preußischen Neckarstrecke die diesseitige Bahn durchzuführen und steuerfrei zu betreiben,... als nicht nur die hohenzollern'sehen Lande in hohem Grade bei dem Zustandekommen der oberen Neckarbahn interessiert sind, sondern auch Preußen sehr beträchtlichen Vortheil davon haben würde. Erinnert wurde an die vorteilhafte Verführung des daselbst zu Owingen entdeckten Reichthums an Salz nach Rhein - preußen und von da auf den Eisenbahnen nach der übrigen preußischen Monarchie... ganz wesentlich von der Erbauung einer oberen Neckarbahn abhängt, auf welcher das preußische 18

19 Mitteilungen aus dem Hohenzollerischen Geschichtsverein Veranstaltungen im 3- Quartal 2003 I Mitgliederversammlung II. Führungen Sehr geehrte Damen und Herren, hebe Mitglieder des Hohenzollerichen Geschichtsvereins! Ich lade Sie recht herzlich zur Mitgliederversammlung am Montag, 29. September, um Uhr in das Nebenzimmer des Restaurants Musikus", In den Burgwiesen 6, in Sigmaringen ein. Tagesordnung 1) Begrüßung und Nachrufe, 2) Tätigkeitsbericht des Schatzmeisters, 3) Rechnungsprüfungsbericht zum , 4) Anträge und Verschiedenes. Anträge bitte ich bis spätestens 22. September an das Sekretariat, Karlstraße 3, Sigmaringen (Tel / oder 559) zu richten. 1) Führung zur Geschichte des Klosters Hedingen in Sigmaringen unter der Leitung von Herrn Peter Kempf, Fürstl. Hohenz. Bibliothekar. Mittwoch, 9. Juli, um 18 Uhr Treffpunkt an der Hedinger Kirche. Anmeldung ist nicht erforderlich. Veranstaltung in Verbindung mit dem Landkreis Sigmaringen. 2) Mühlenwanderung im Tal der Biber von Langenenslingen nach Altheim unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Loose, Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Abteilung Landesbeschreibung. An die Mitgliederversammlung schließt sich um Uhr am gleichen Ort ein öffentlicher Vortrag an. Es spricht Oberstudienrat Dietrich Bulach, Inzigkofen: Zwei außergewöhnliche Hexen verfahren aus der Mitte des 17. Jahrhunderts gegen eine Hechinger Weißgerberin und ihre Töchter". Samstag, 12. Juli, 14 bis 17 Uhr Treffpunkt um 14 Uhr am Rathaus in Langenenslingen (Schloss). Anmeldung ist nicht erforderlich. gez. Dr. Otto Becker Vorsitzender Salz nach Heilbronn zur Verschiffung gelangen würde. Und weiter: Sollte Preußen, wie wir nicht annehmen können, hierauf nicht eingehen, so dürfte nichts übrig bleiben, als die Umgehung des preußischen Gebietstheils durch eine Ausweichung der Bahn (etwa von ihlingen, oberhalb von Horb aus). Solange zur Deckung des Aufwands für die Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals des durch die Bahnen Bruchsal und Heilbronn - Bietigheim - Stuttgart - Ulm - Friedrichshafen gebildeten Grundnetzes die Reineinnahmen nicht ausreichten, trug die Regierung allerdings Bedenken, durch eine Erweiterung des Eisenbahnnetzes die Staatskasse zugunsten anderer Landesteile noch mehr zu belasten. Auch preußischerseits wurde man auf Regierungsebene zunächst nicht weiter aktiv. Das änderte sich erst im Jahre 1856, als sich die Verhältnisse derart gestalteten, daß der Bau weiterer Linien ins Auge gefaßt werden konnte. Die Württembergische Regierung hatte zwar zunächst andere Richtungen im Sinn, namentlich eine Zweigbahn nach Pforzheim und eine Verbindung Ulms mit Nördlingen. Unter dem wurde die Regierung in einer Entschließung der Kam- 19

20 Vorlage: Sammlung Eugen Henselmann, Inzigkofen. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert dürfte dieses frühe Ansichtskartenmotiv der Fa. Metz zu datieren sein. An der Schmeienmündung tritt die Donautalbahn an die Hohenzollernbahn heran. mer der Abgeordneten mit 77 gegen 11 Stimmen aber erneut angegangen, und zwar um Vorlage einer Exigenzfür die Mittel zum Bau einer oberen Neckarbahn, vorläufig von Plochingen über Mezingen und Reutlingen nach Tübingen und Rottenburg. Bei einer solchen Majorität und der deutlich gewordenen Geneigtheit der Württembergischen Regierung, sich weiteren Eisenbahnprojekten zuzuwenden, sah man in preußischen Regierungskreisen die Chance, daß jene sich ernstlich mit dem propagierten Bahnbau beschäftigen wurde, und zugleich Veranlassung, in einem Prememoria des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten über die Eisenbahn-Projekte in Württemberg, mit Rücksicht auf die Hohenzollernschen Lande sich speziell auch mit der petitionierten oberen Neckarbahn zu befassen und deren Nutzen für die hohenzollern'schen Lande, die diese lediglich in seiner nordwestlichsten Spitze durchschneiden würde, in Frage zu stellen. Der Export der Erzeugnisse der Salzwerke dürfe nicht sehr hoch angeschlagen werden und kaum den Nachtheilparalysiren, der dem Hechingschen Unterlande, in welchem nicht unbedeutender KapitalReichthum vorhanden ist, dadurch erwächst, daß man auf etwa 4 Meilen Lange längst seiner Nordgrenze, in einem Abstände von 1 bis 2 Stunden eine Eisenbahn vorüberführt, und vorwiegend dahin die gewerbliche Richtung des eigenen Landes verweist. Preußen rüstete sich für künftige Verhandlungen, indem das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten Anfang 1857 durch Vermittlung der Königlichen Regierung in Sigmaringen gutachterliche Stellungnahmen zu der Frage einholte, ob die obere Neckartaleisenbahn bei ihrer Fortsetzung oberhalb Horb die hohenzollern'schen Lande durchschneiden müßte oder dieselben etwa umgehen könne Die Ergebnisse lassen sich dahin zusammenfassen, daß nach der Entwicklung, die die Eisenbahntechnik zwischenzeitlich genommen hatte, es entschieden nicht für unmöglich erklärt werden konnte, mit einer etwa von Rottenburg aus auf die Höhe zu führenden Eisenbahn die hohenzollern'schen Lande zu umgehen. Der Bau würde jedoch gegenüber dem ausschließlichen Verfolgen des Neckartales in einem derart großen Mißverhältnis stehen, daß eine Umgehung nicht ernsthaft erwartet werden könne. So gestärkt hielt man den Zeitpunkt für gekommen, mit der Königlich Württembergischen Regierung in Verbindung zu treten und wurde dieser unter dem zwar durchaus die Geneigtheit erklärt, einer beabsichtigten Durchführung der Neckartalbahn durch das hohenzollern'sche Gebiet die Hand zu bieten, dies allerdings in der Erwartung, daß wiederum die Königlich Württembergische Regierung bereit sein werde, ihrerseits der Herstellung einer Seitenbahn nach Hechingen förderlich zu sein. Nachdem Württemberg mit Note vom die Eröffnungen von Verhandlungen unter Hinweis darauf ablehnte, daß eine Entschließung über eine bestimmte Richtung der Fortführung der oberen Neckarbahn, übrigens mit dem Ziel des Anschlusses an eine badische Bahn, noch nicht gefallen sei, vielmehr mit Gesetz vom zunächst nur der Bau einer Eisenbahn von Plochingen nach Reutlingen auf Staatskosten angeordnet worden war, sah man sich preußischerseits zunächst bestrebt, die Württembergische Regierung für eine Fortsetzung zu gewinnen, die das hohenzollernsche Gebiet in einer dem durchgehenden Verkehr und den lokalen Verhältnissen ohnehin günstigeren Richtung durchschneiden sollte. Insofern lag der Preußischen Regierung eine Bahn näher, die der sog. Schweizerstraße, einer alten Handelsroute von Tübingen über Hechingen, Balingen, Spaichingen und Tuttlingen nach Schaffhausen folgte, und 20

21 gab das Handelsministerium im Juni 1857 eine nähere Untersuchung und die Anfertigung eines Kosteniiberschlages in Auftrag. Die Fertigstellung verzögerte sich immer weiter und mußte verschiedentlich angemahnt werden. Als der Baurat Keller am ) die Ergebnisse seiner Untersuchungen vorlegte, war bereits eine wichtige Vorentscheidung gegen die von Preußen favorisierte Linie gefallen: Die Württembergische Kammer der Abgeordneten hatte nämlich am dafür entschieden, daß die Neckarbahn von Reutlingen nach Rottenburg und - falls eine Verbindung mit der Schweiz durch Anschluß an das Bahnsystem im badischen Oberlande zu erreichen sein würde - durch das Flußgebiet des oberen Neckars gegen die Grenze fortzusetzen sei. Das Abstimmungsergebnis konnte nicht mehr überraschen, zumal die Kammer bereits früher, nämlich am , einen Antrag des Baiinger Abgeordneten Sigel des Inhalts verworfen hatte, die Fortführung der oberen Neckarbahn von Reutlingen zunächst nicht bis Rottenburg, sondern nur bis Tübingen gesetzlich festzuschreiben, und zugleich die Staatsregierung zu ersuchen, so schleunig als möglich wegen des Durchgangs durch das Hohenzollerische Gebiet (zunächst) mit der K. preußischen Staatsregierung in Verhandlung zu treten. Sein Hinweis, man solle auch dem Interesse dieses ausländischen Gebietes, hier namentlich dem Verkehrsinteresse der Stadt Hechingen, sein Recht widerfahren lassen, wenn dies, wobei die Industrie in Balingen und Ebingen hervorgehoben wurde, mit eigenen Interessen vereinbar sei, hatte ebensowenig Zustimmung gefunden, wie seine Warnung Widerhall erfahren, jedenfalls nicht die Rechnung ohne den Wirt zu machen. So viel war der Württembergischen Regierung im Frühjahr 1858 aufgrund eines Berichts vom über eine vertrauliche Unterredung des Königlich Württembergischen Gesandten Graf von Linden mit dem preußischen Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten von der Heydt bekannt, daß dieser, zur Hebung von Verkehr und, Gewerbsthätigkeit in den Hohenzollern'sehen Landen, mit dem Gedanken umgehe, dort Eisenbahnbauten zu unternehmen, In Rede stand danach die Ausführung einer Hohenzollern'sche(n) Bahn in Gestalt eines Bauproject(s) der preußischen Regierung. Dabei fiel auch die Erwähnung einer Bahn, welche die beiden Städte Hechingen und Sigmaringen verbinden und das Donautal gewinnen würde, wobei freilich ein Anschluß an bzw. eine Ausmündung in eine andere Bahn vorausgesetzt wurde. Was eine auf Hechingen zu führende Zweigbahn anbelangte war es der Preußischen Regierung zwar gleich, ob das im Württembergischen gelegene Stück durch die Württembergische oder die Preußische Regierung oder eine von einer der Regierungen konzessionierte Gesellschaft hergestellt würde, doch stellte die Preußische Regierung vermittels Note vom nunmehr in einer keinen Zweifel mehr zulassenden Auslegung in Bezug auf die Führung der Oberneckartalbahn über Horb und Sulz durch die nordwestliche Spitze von Hohenzollern das Junktim her, daß die Königliche Regierung... ihre Zustimmung zur Durchfiihrung der letztgedachten Bahn durch Preußisches Gebiet an die Bedingung knüpfen müsse, daß von der Königlich Württembergischen Regierung die Herstellung einer Zweigbahn auf Hechingen von einem Punkte der Neckarbahn zwischen Tübingen und, Bieringen zugelassen und auch gefördert werde. Wenn der Gedanke, eine Hechinger Zweigbahn als Bedingung der Zulassung des Durchgangs durch den preußischen Teil des Neckartals zuzulassen, weite Kreise der württembergischen Politiker schon deswegen befremdete, weil dessen Gestattung an sich keinerlei Opfer" für Preußen bedeutete, sondern an und für sich schon mit einem - wenn auch regional eng begrenzten - Vorteil für das hohenzollern sehe Gebiet verbunden sein würde, sah man unter der bereits durch den preußischen Handelsminister selbst angedeuteten Voraussetzung, daß Preußen für seine Bahn auch in südlicher Richtung sich einen Anschluß suchen werde, die, auch mit Rücksicht auf eine beobachtete Emsigkeit, mit der der badische Geschäftsträger in Stuttgart, Herr von Dusch, seiner Zeit Erkundigungen über die Verhältnisse einzuziehen bestrebt war, die Gefahr, daß eine Tübingen - Hechingen - Bahn dazu benützt werden könnte, mit Bahnen im badischen Seekreis in Verbindung zu treten und so den nächsten Weg an den Bodensee und in die Schweiz zu gewinnen. Infolgedessen würde nicht nur der Oberneckartalbahn eine Konkurrenzbahn erwachsen, sondern der Anschluß der ersteren an das badische Bahnnetz erschwert, wenn nicht als den Interessen Badens widersprechend ganz verweigert werden. Die Württembergische Regierung verwies in ihrer Antwort an die Königlich preußische Gesandtschaft vom ausweichend darauf, daß die Fortführung der Bahn nach Rottweil einer späteren Etatperiode vorbehalten war, sah aber keinen Anstand, bei Gelegenheit der Vorbereitungen für die Bahnstrecke zwischen Reutlingen und Rottenburg zugleich Ermittlungen hinsichtlich des geeignetsten Punkts für eine Abzweigung von dieser Linie nach Hechingen anzustellen. Im Anschluß an einen diesbezüglichen Bericht des Eisenbahnbauamts Tübingen vom und eine erneute Anfrage der Preußischen Regierung vom , erklärte sich der Königlich Württembergische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherr von Hügel, unter dem gegenüber der Königlich preußischen Gesandtschaft erstmals ausdrücklich bereit, auf Verhandlungen über die Abzweigung einer Bahn nach Hechingen von der Einmündung des Steinlachtals bei Tübingen einzugehen. Die Königlich preußische Regierung ernannte unter dem den Regierungs-Präsidenten Seydel in Sigmaringen zu ihrem Kommissarius und stellte unter dem gegenüber der Königlich württembergischen Regierung den Antrag, daß auch diese einen Bevollmächtigten bezeichne. Die hierauf erteilte Antwort vom war jedoch ernüchternd: Der Minister des Äußeren sah sich unter den obwaltenden Verhältnissen nicht mehr in der Lage, der früher erteilten Zusage gemäß in Unterhandlungen wegen eines Anschlusses einer preußischen Eisenbahn an die Oberneckartalbahn einzutreten. Zu dem Rückzug sah sich der Außenminister veranlaßt, weil ein vertraglicher Eisenbahnanschluß an die Nachbarstaaten nur mit ständischer Genehmigung erfolgen konnte. Die Stände aber waren von dem einflußreichen Abgeordneten Moriz Mohl dominiert, welcher vehement gegen eine Anknüpfung Hechingens an das Bahnsystem plädierte: Dieses kleine Ländchen (von ihm in einem Artikel der Schwäbischen Chronik vom wenig herzlich als langgedehnter Splitter Schwabens tituliert) könne.. nur seiner Zeit wenn Württemberg sein Eisenbahnnetz ausgeführt hat, in das Eisenbahnnetz einbezogen werden, wenn und soweit es dem württembergischen Interesse überhaupt conveniren wird. Selbst dann solle Württemberg diese wesentlich württembergische, zum diesseitigen Eisenbahnsystem gehörige Bahn nicht aus seiner Hand, dem Besize des württembergischen Staates.. geben. Ein über den Anschluß einer preußischen Eisenbahn abgeschlossener Vertrag schien daher von vornherein keinerlei Aussicht auf Zustimmung der Abgeordnetenkammer zu haben. Auch stand die Beratung eines die Fortsetzung der Neckartalbahn betreffenden Gesetzentwurfs nicht in naher Aussicht, womit die Lösung des Konflikts allerdings abermals nur aufgeschoben wurde. Preußen verwies freilich darauf, daß der Württembergischen Regierung durchaus ein wirksames Mittel zur Erlangung der ständischen Zustimmung in dem Hinweis darauf zu Gebote stehe, daß jedenfalls doch die Zustimmung Preußens für die Ausführung der Bahnlinie im Neckartal, die in allgemeiner Fassung (s.o.) bereits festgestellt worden war, württembergischerseits in Anspruch zu nehmen sein werde. 21

22 Der letztere Umstand und die für den Bau und Betrieb günstigere Trasse durch das Neckartal zwischen Horb und Sulz konnten, nachdem die Entscheidung über den Weiterbau der oberen Neckarbahn von Rottenburg aufwärts unaufhaltsam näher rückte, die Ständeversammlung auf einen gemeinschaftlichen Vortrag des Außen- und des Finanzministeriums vom endlich doch noch dazu bestimmen, die Anknüpfüng von Vertragsverhandlungen mit der Königlich preußischen Regierung gutzuheißen und die ständische Zustimmung für einen Staatsvertrag in Aussicht zu stellen, welcher Preußen den im Interesse seiner neuen Landesteile so dringend gewünschten Anschluß für eine hohenzollern'sche Bahn gewähren würde. Es griff die Erkenntnis Platz, nicht zum Voraus auf jeden Versuch einer Verständigung zu verzichten, welche es ermöglichen würde, der Bahn diejenige Richtung zu geben, welche ihr die Natur in der Furche des Neckarthals gleichsam vorgezeichnet hat. Die Verständigung wurde jedoch an harte Bedingungen geknüpft: Als Grundlage wurde zum einen festgehalten, daß der Anschluß einer Zweigbahn nach Hechingen womöglich nur von Bieringen neckaraufwärts zu gestatten sei, und hieran die Bedingungen geknüpft würde, daß a. die Zweigbahn als württembergische Staatsbahn zu bauen wäre, und daß b. dieselbe ohne Zustimmung der württembergischen Staatsregierung von Hechingen nicht weiter bis zur badischen Grenze hingeführt und dort mit den badischen Bahnen in Verbindung gesetzt werden dürfe. Diese Beschlüsse erklärten sich insbesondere auch in Bezug auf den Ort der Abzweigung einer Hechinger Bahn und einer dadurch bedingten Verlängerung der Nord-Süd-Route aus der bereits angesprochenen Besorgnis von Nachteilen, welche der oberen Neckarbahn dadurch erwachsen könnten, wenn etwa Preußen die Herstellung einer Bahn von Hechingen durch das hohenzollern'sche Gebiet nach Sigmaringen, mit Verlängerung bis zu dem, von der äußersten südlichen Grenze des preußischen Gebiets nur wenig entfernten Bodensee, beabsichtigen sollte. In vertraulichen Mitteilungen wurde rasch deutlich, daß die Bedingungen von der Königlich preußischen Regierung nicht nur entschieden zurückgewiesen, sondern eine solche Empfindlichkeit erwecken würden, daß jede weitere Verhandlung mit Preußen in hohem Grade erschwert sein müßte. Mit königlicher Genehmigung stellten die Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen im Frühjahr 1862 deshalb alsbald neue, weitreichendere Grundlagen für die Verhandlungen mit Preußen auf, welche in der Form namentlich die Souveränitätsansprüche der Preußischen Regierung weniger verletzen, gleichwohl für die württembergischen Landesinteressen ausreichenden Schutz verbürgen und somit, wenn auch nicht buchstäblich, so doch tatsächlich den ständischen Beschlüssen entsprechen sollten. Die wesentlichste Veränderung erfuhren die aufgezeigten Grundlagen dahin, daß die Herstellung einer Zweigbahn nurmehr unter der (abgeschwächten). Bedingung stehen sollte, daß eine etwaige spätere Fortsetzung der Zweigbahn, wobei die Stadt Sigmaringen ausdrücklich erwähnt wurde, in keiner anderen Richtung als über Balingen und Ebingen erfolge. Darüber hinaus wurden Verhandlungen über eine Linie, welche von Sigmaringen aus an eine Station der württembergischen Südbahn (Ulm - Friedrichshafen) anschließen würde, ins Auge gefaßt. Ein Schienenweg, welcher den Schwarzwaldkreis über Hechingen und Sigmaringen verband, wurde als eine erwünschte Vervollständigung gerade des württembergischen Eisenbahnnetzes erkannt, zumal wegen einer Bahn, welche die gewerbreichen Städte Bahngen und Ebingen in das Eisenbahnnetz einbezog, mit der Preußischen Regierung später doch unterhandelt werden müßte, und sich das Opfer für Württemberg mithin darauf beschränken würde, daß dies etwas früher als sonst geschehen würde. Darüber, ob die künftige Fortsetzung der Bahn von Hechingen nach Sigmaringen für württembergische oder preußische Rechnung geschehen sollte, äußerten sich die ministeriellen Vorschläge zwar nicht ausdrücklich. Doch konnte es - so sah es jedenfalls der Geheime Rat als das oberste Beratergremium des Monarchen in seiner gutachterlichen Stellungnahme - dem beiderseitigen Interesse wenig zusagen, wenn zwischen die in Aussicht genommenen württembergischen Bahnen das Zwischenglied einer preußischen Strecke geschoben würde. Damit war die Idee zum Bau einer Hohenzollernbahn, wie sie schließlich zur Ausführung kam, geboren. OTTO H. BECKER Empfang zum Wechsel in der Schriftleitung der Hohenzollerischen Heimat Aus Anlass der offiziellen Verabschiedung von Herrn Dr. med. Herbert Burkarth als Schriftleiter der Hohenzollerischen Heimat und zur Einführung seines Nachfolgers Herrn Robert Frank fanden sich am 12. April 2003 die Mitglieder von Vorstand und Beirat des Hohenzollerischen Geschichtsvereins zu einer kleinen Feier im Restaurant Musikus in Sigmaringen ein. Neben den Hauptpersonen Dr. Burkarth und Robert Frank konnte der Vorsitzende Dr. Becker das Ehrenmitglied Prof, Dr. Eberhard Gönner und den früheren Vereinsvorsitzenden Prof. Dr. Wilfried Schöntag aus Stuttgart begrüßen. Begrüßt wurden ferner Ministerialrat a.d. Dr. Gebhard Hodler aus Mainz sowie Herr Fritz Schöttgen, der die Hohenzollerische Heimat bei M, Liehners Hofbuchdruckerei lange Jahre betreut hatte, und Herr Edwin Stern jun. von der Firma Acker in Gammertingen, die die Drucklegung dieser Zeitschrift seit einem Jahr erneut wahrnimmt. Die Dokumentation des Empfangs besorgte Fotograf Schultheiß, Sigmaringen. In seiner Laudatio charakterisierte der Vorsitzende Dr. Becker den scheidenen Schriftleiter Dr. Burkarth als eine Persönlichkeit, die sich Vorlage: Foto Schultheiß, Sigmaringen. Der Vorsitzende Dr. Becker überreicht Dr. Burkarth die erste Ausgabe der von Casimir Bumiller und Helmut Göggel bearbeiteten Register der Hohenzollerischen Heimat. 22

23 wie kaum eine andere um die Erforschung der Geschichte Hohenzollerns und um die Verbreitung historischen Wissens verdient gemacht habe. Die Leistung, die Dr. Burkarth in den 32 Jahren seiner Tätigkeit als Schriftleiter vollbracht habe, könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, musste doch alle drei Monate ein neues Heft erscheinen. Neben der Kärrnerarbeit mit der Schriftleitung hat sich Dr. Burkarth nach den Worten des Vorsitzenden überdies als Landesgeschichtler und Heimatforscher einen Namen gemacht. Den Schwerpunkt bildete dabei die Geschichte des Landes an der oberen Lauchert unter Einschluss des Klosters Mariaberg. Als Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit brachte Dr. Burkarth 1983 das umfangreiche Werk mit dem Titel Geschichte der Herrschaft Gammertingen-Hettingen" heraus. Auf große Resonanz stieß u.a. auch seine historische Wanderung entlang der Lauchert von ihrem Ursprung bis zu ihrer Mündung in die Donau, die in mehreren Fortsetzungen in der Schwäbischen Zeitung erschienen ist. Gewürdigt wurden ferner auch die Verdienste, die sich Dr. Burkarth als Mitghed des Vorstands bzw. des Beirats des Hohenzollerischen Geschichtsvereins seit 1969 erworben hat. Wie Dr. Becker ausführte, wird der Geehrte als gewähltes Mitghed dem Beirat auf jeden Fall noch bis 2005 angehören. Als Zeichen des Dankes und der Wertschätzung überreichte der Vorsitzende Herrn Dr. Burkarth einen Abguss des Siegels an einem Privileg des Schwabenherzogs Heinrich für das Kloster Wald von 1216 aus dem Depositum Fürstlich Hohenzollernsches Haus- und Domänenarchiv, in dem die drei Stauferlöwen des heutigen Staatswappens von Baden-Württemberg auftauchen. Dr. Becker überreichte ferner den ersten Ausdruck der von Casimir Bumiller und Helmut Göggel bearbeiteten Register der Hohenzollerischen Heimat von 1951 bis In seiner kurzen Erwiderung versicherte Dr. Burkarth, dass ihm die Tätigkeit als Schriftleiter Freude bereitet habe. Prof. Dr. Schöntag wies in seiner Würdigung vor allem auf die Bedeutung der Hohenzollerischen Heimat als Verbindungsorgan zwischen dem Geschichtsverein und seinen auswärtigen Mitgliedern hin. Anschließend stellte Dr. Becker den neuen Schriftleiter der Hohenzollerischen Heimat vor. Nach den Worten des Vorsitzenden biete Robert Frank, Lehrer an der Grund-, Haupt- und Werkrealschule Bisingen, beste Voraussetzungen für das wichtige Ehrenamt des Geschichtsvereins. So habe er bereits einige Veröffentlichungen zur hohenzollerischen Geschichte vorgelegt und vertrete seit 1997 den Bereich Haigerloch im Beirat des Vereins. Der neue Schriftleiter dankte für das in ihn gesetzte Vertrauen. Er versicherte, alle Bereiche Hohenzollerns in dem Publikationsorgan berücksichtigen zu wollen. Möglicherweise könne er in der Hohenzollerischen Heimat auch Beiträge speziell für die Schule und den Unterricht veröffentlichen. OTTO H. BECKER Zur Beurkundung der Taufe des späteren Königs Ferdinand von Rumänien Als Ergänzung zu der vom Haus der Heimat Baden-Württemberg konzipierten und gestalteten Ausstellung über die Auswanderung aus dem deutschen Südwesten nach Sieben-bürgen und in das Banat mit dem Titel Dan hier ist beser zu leben als in dem Schwaben land", die vom 28. Januar bis 21. Februar im Prinzenbau in Sigmaringen gezeigt wurde, stellte das Staatsarchiv Sigmaringen eine Schau, bestehend aus 37 Exponaten, über die Könige Carol I. ( ) und Ferdinand ( ) von Rumänien zusammen, die bekanntlich beide als Prinzen von Hohenzollern in Sigmaringen das Licht der Welt erblickten. Aus dem Taufbuch der Pfarrei St. Johann Evangelist Sigmaringen, das in der Ausstellung als Leihgabe zu sehen war, erfuhren wir, dass Prinz Ferdinand am 24. August im Prinzenbau geboren wurde und ebendaselbst am 26. August 1865 um 12 Uhr von Stadtpfarrer Silvester Miller das Taufsakrament empfing. Da dieser Akt mit größter Wahrscheinlichkeit in der damals bereits bestehenden Hauskapelle im Verbindungstrakt zwischen dem Alten und Neuen Prinzenbau stattfand, wurde die Ausstellung des Staatsarchivs denn auch an diesem Ort präsentiert. In der Beurkundung der Taufe werden außer den Eltern des Neugeborenen, dem damaligen Erbprinzenpaar Leopold ( ) und Antonia geb. Infantin von Portugal ( ), auch die Paten und die Anwesenden vermerkt, die uns schlaghchtartig Einblicke in die dynastischen Verknüpfungen des Fürstlichen Hauses Hohenzollern mit dem europäischen Hochadel in der zweiten Hälfte des f 9- Jahrhunderts verschaffen. Als Paten des Täuflings werden in dem Buch nämlich die Kaiserin Amalie von Brasilien ( ), Vorderseite der Menükarte zur Vermählungsfeier des Prinzen Ferdinand von Rumänien mit der Prinzessin Maria von Großbritannien und Irland am 10. Januar 1893 im Schloss Sigmaringen mit der Abbildung des Schlosses unmittelbar vor dem Brand. Vorlage: Staatsarchiv Sigmaringen Depositum Fürstlich Hohenzollernsches Haus- und Domänenarchiv. 23

24 die Königin Victoria von Großbritannien ( ) und König Ferdinand II. von Portugal ( ) aufgeführt. Die Kaiserin Amalie, eine Schwester der Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen ( ), hatte 1829 als Prinzessin von Beauharnais-Leuchtenberg den König Pedro IV. von Portugal geheiratet, den Begründer der brasilianischen Kaiserdynastie aus dem portugiesischen Königshaus Braganza. Deren Stieftochter, die Königin Maria II. da Gloria von Portugal ( ), vermählte sich 1836 mit dem Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha. Aus der Ehe der Königin Maria II. und des Königs Ferdinand II. von Portugal ging die Infantin Antonia, die Mutter des Prinzen Ferdinand von Hohenzollern-Sigmaringen hervor. Der 1861 verstorbene Gemahl der Königin Victoria von Großbritannien, Prinz Albert von Sachsen-Coburg- Gotha, war ein Vetter König Ferdinands II. von Portugal. Die kaiserlichen und königlichen Majestäten waren selbstverständlich nicht zu der Taufe des Prinzen Ferdinand nach Sigmaringen gereist. Sie ließen sich vielmehr, wie dies im Taufbuch dokumentiert ist, von den Großeltern des Täuflings väterlicherseits, nämlich von Fürst Karl Anton ( ) und der Fürstin Josephine ( ) von Hohenzollern, vertreten. An der Feier nahmen laut Taufbuch ferner Erbprinz Leopold, der Vater des Prinzen Ferdinand, sein Bruder Prinz Anton, der ein Jahr später an den Folgen seiner in der Schlacht bei Königgrätz erlittenen Verletzung sterben sollte, die Schwester Marie ( ), die spätere Gräfin von Flandern, die Fürstin Katharina ( ), die Gründerin der Benediktinerabtei Beuron, und die verwitwete Prinzessin Karoline von Hohenzollern-Hechingen ( ), eine Schwester des Fürsten Karl Anton, teil. König Wilhelm I. von Preußen, das Oberhaupt des Gesamthauses Hohenzollern, ließ sich bei dem Taufakt durch seinen Oberhofzeremonienmeister Rudolf Graf von Stillfried-Alcantara ( ) vertreten. Bei dem schlesischen Grafen handelte es sich um die Schlüsselfigur in der Geschichte Hohenzollerns im 19. Jahrhundert. Denn ihm war es letztendlich zu verdanken, dass König Friedrich Wilhelm IV die hohenzollernschen Fürstentümer nach langem Zögern schließlich doch dem preußischen Staatsverband einverleibte. Nach dessen Entwürfen erfolgte auch der Wiederaufbau der Stammburg Hohenzollen in den Jahren 1850 bis Der Hochschätzung, der sich der Graf deshalb bei Karl Anton von Hohenzollern erfreute, manifestierte sich vor allem darin, dass ihn der Fürst 1858 als persönlichen Vertreter zur Feier der Vermählung seiner Tochter Stephanie ( ) mit König Pedro V. von Portugal ( ) nach Lissabon entsandte. Der König ernannte den Grafen Stillfried daraufhin zum Granden von Portugal" mit dem Titel Graf von Alcantara". HANS PETER HAULER Die abgegangene Elogius-Kapelle zu Heudorf am Bussen Einstmals besaß Heudorf eine kleine Kapelle an der Straße nach Riedlingen, die dem Heiügen Elogius (= Eligius) geweiht war. Wo genau die Kapelle stand, wissen wir nicht. Sicher ist, daß sie in unmittelbarer Nähe des noch heute vorhandenen Tiroler-Käppeles" gestanden haben muß, denn im Jahre 1799 bezahlt Conrad Abhalter für ein kleines Gemeindegrundstück zwischen dem Tiroler Räppele und der»st. Elogy-Kapelle" eine Jahrespacht von 1 fl 20 x 1. Der heiüge Elogius ist der Patron der Goldschmiede und Beschützer der Pferde. Er wurde um 590 in Limoges (Frankreich) geboren, absolvierte eine Goldschmiedelehre und stieg zum Münzmeister am königlichen Hofe des Merowingerkönigs Chlotar auf. Er verließ sein Hofamt und wurde Bischof von Tour. Sein vom König ihm geschenktes Hofgut baute er zum Kloster aus, beschenkte Arme und ließ Sklaven freikaufen. Von seinen zahlreichen Wundertaten ist eine besonders bekannt: Er schnitt nach einer Legende (aus dem 15. Jh.) einem störrischen Pferd, das sich von ihm nicht beschlagen lassen wollte, kurzerhand das Bein ab und befestigte das Hufeisen auf dem Amboß. Anschließend setzte er das Bein des Pferdes wieder an 2. Darstellungen dieser Szene auf Bildern sind in Elogius-Kapellen weit verbreitet. Es ist anzunehmen, daß auch die Heudorfer Elogius- Kapelle ein entsprechendes Altarbild aufwies. Über die Erbauungszeit dieser Kapelle fanden sich keine exakten Angaben. Auf der Renlinsche Karte von 1589 ist die Kapelle nicht dargestellt, denn sie stammte mit größter Wahrscheinlichkeit aus dem 17. Jh., wie die im Kreisfreilichtmuseum befindliche Oberessendorfer Eligius-Kapelle. Die erste Erwähnung der Heudorfer Kapelle findet sich im Dez. 1692, als Hans Baur um Belehnung mit dem halben Heiligenhof bat, den zuvor Thomas Franz inne hatte. Bei dieser Belehnung werden Wiesenstücke in der Unlinger Markung genannt, aus denen jährlich 2 fl Heuzins an die Pflege der Elogi- Kapelle nach Heudorf gingen. Ab 1693 wird die Rechnung der Elogius-Kapelle separat geführt und am Ende der Kirchenpflegerechnung ausgewiesen. Daß der Bau der Kapelle damals noch nicht lange her gewesen sein konnte, läßt sich aus der Pflegerechung von 1696/97 schließen. Es wurde damals ein Glöcklein für die Kapelle angeschafft, das 47 '/, Pfund wog. Samt dem Fuhrlohn von Bregenz, wo dieses Glöcklein gegossen worden war, kostete es 28 fl 25 x. Wer die Kapelle gebaut hat, können wir nur vermuten. Sicher aber hat die Stotzingische Grundherrschaft dabei ihre Hand im Spiel gehabt und eine unbedeutende Summe Geldes gestiftet. Andere Stiftungen mögen dazugekommen sein. So konnte im Jahre 1703 die Elogius-Pflege ein Acker in der Herrenbreite zu Erisdorf" erwerben und daran 60 fl bezahlen. 1 Gemeindearchiv Heudorf: Ein altes, in Pergament gebundenes Gemeindebuch mit verschiedenen Eintragungen zwischen ca und v. Keller, Hiltgart L.: Reclams Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten Die Lage der kleinen Kapelle außerhalb des Orts Heudorf lockten insbesondere in unsicheren Kriegszeiten immer wieder Diebe an, die Opferstock und Kapellentüre aufbrachen. So mußten 1708 für die Reparatur des Schlosses am Opferstock 10 x ausgegeben werden, 1714 kostete die Reparatur des Opferstocks gar 25 x und 1716 mußten Kapellentüre und Opferstock um 24 x repariert werden. 24

25 Daneben ist im Jahre 1710 von Reparaturen durch einen Maurer die Rede, der einen Tag an der Kapelle arbeitete und für Speis und einen Taglohn 24 x erhielt. Ein Jahr darauf, im Jahre 1711 erhielt die Kapelle die Lizenz auf ein altare portabile" um eine Gebühr von 3 fl. Von da ab konnten in der Elogius-Kapelle hl. Messen gelesen werden. Von 1712 an erhielt der Kaplan für die 3 in die Elogy-Kapelle gestifteten Messen" insgesamt 3 fl. Diese 3 Messen wurden fortan jährlich gelesen und der Gulden Lohn dafür wurde zu einem festen Bestandteil der Entlohnung des Kaplans. Obwohl die Einkünfte der Elogius-Pflege mit nur wenigen Gulden aus Grundstücksverpachtungen sehr gering waren, hatte sich bis zum Jahr 1771 doch die stattliche Summe von 184 fl 26 x angesammelt. Dieses Geld hatte die Herrschaft von Stotzingen geliehen, aber schon einige Jahre keinen Zins mehr dafür bezahlt. Die ausständigen Zinsen wurden auf das rückständige Kapital geschlagen, wodurch sich 1784/85 ein Gesamtvermögen der Elogius-Pflege von 246 fl 58 x 4 Hr ergab. 5 Das öffentliche Interesse an der Kapelle selber war im Spätbarock sehr gering geworden, was ein Bericht vom April 1777 belegt. Der Opferstock der Kapelle war wieder einmal mit Gewalt aufgebrochen worden und alles Geld bis auf 2 x gestohlen worden. Verschieden Leute im Dorf hatten den Einbruch 3 Wochen zuvor zwar wahr genommen, aber es nicht für nötig befunden beim Vogteiamt zu melden. Der Vogt im Schloß war von der gleichgültigen Haltung der Heudorfer enttäuscht und notierte dies im Amtsprotokoll mit dem Zusatz, zu künftigem Wissen". Die Zeit der Aufklärung in Verbindung mit der Regierungsübernahme Kaiser Josephs II. im Jahre 1780 machte der Barockzeit ein jähes Ende, Viele Klöster wurden aufgehoben, Kapellen wurden profanisiert und anderen Verwendungszwecken zugeführt. In dieser für den Bestand der Kapellen so schwierigen Zeit meldete am 26. August des Jahres 1780 der herrschaftliche Gärtner den wohl schwersten und folgenreichsten Einbruch in die Elogius-Kapelle. Die Untersuchung des Vogteiamts ergab, daß das Diebsgesindel aus dem Fensterkreuzstock 4 eiserne Stäbe herausgebrochen und den alten Kreuzstock schwer beschädigt hatte. Im Inneren der Kapelle hatten die Diebe den Opferstock aufgebrochen und das Geld entwendet. Doch damit noch nicht genug: Sie stiegen auf das Vordächlein an der Kapellentüre, zerbrachen 40 Dachplatten und beschädigten das Holzwerk. Von da aus kletterten sie an das kleine Türmchen, und zerbrachen dabei weitere 100 Dachziegel. Sie entwendeten die kleine Glocke samt einem eisernen Ärmchen und kleiner Kette daran.' Während die baulichen Schäden verhältnismäßig niedrig veranschlagt wurden, war der Verlust der Glocke wohl der Anfang vom Ende der Kapelle. Die Dachschäden an der Kapelle wurden nicht mehr repariert; Ausgaben dafür fanden sich zumindest in der Rechnung nicht. Regen und Feuchtigkeit haben ein übriges getan. Über das Ende der Elogius-Kapelle steht in den Heiligenrechnungen von 1788/89 folgende Anmerkung: Dies Jahr ist die St. Elogy-Kapell, welche außerm Ort am Weg nach Riedlingen gestanden, abgerissen und all jenes, was davon brauchbar gewesen zum Teil verkauft und darauf zum neuen Kaplaneihaus von darum verwendet worden, weil erstlich diese Kapell nicht consecriert, auf freiem Feld gestanden und öfter zum Unterschiauf von Landvaganten gewesen, dann zweitens der Opferstock schon einige Male diebischerweise aufgebrochen und anderes daraus entwendet worden, letztlich aber einem baldigen Umsturz gänzlich gedroht hat, von dessen Vermögen ein folglich die Herstellung einer neuen Kapelle nicht mehr hinreichend gewesen wäre. Ein welches hiermit zu künftigem Wissen anher geschrieben worden." Die Elogius-Pflegerechnungen wurden auch im darauffolgenden Jahr weitergeführt und der Kaplan erhielt seinen Gulden für die 3 gelesenen Messen, die jetzt aber zwangsläufig in der Pfarrkirche oder der Heudorfer Loreto-Kapelle zelebriert werden mußten. 3 Staatsarchiv Sigmaringen: Dep. 30/13 Rechnungen der St. Oswald-Pflege mit Anhang der St. Elogius-Pflege. Leider sind die Rechnungen der Heiligenpflege nicht vollständig vorhanden! 4 Staatsarchiv Sigmaringen: Dep. 30/13 Amtsprotokolle Heudorf am Bussen JOSEF SCHNEIDER Bürgermeister Anton Kohle zum 140. Geburtsjahr Eine der herausragenden Bürgermeisterpersönlichkeiten des letzten Jahrhunderts in Gruol war Bürgermeister Anton Kohle (geb , gest ). Sein 14o. Geburtsjahr gibt Anlass auf das Leben und Wirken dieses Mannes einen Blick zu werfen. 2o Jahre leitete er die Geschicke seiner Heimatgemeinde. Aus dem alten Geschlecht der Kohle stammend, welches schon 1720 erwähnt wurde, wuchs Kohle in einer Bauemfamilie im Ort auf. Ihm, den einzigen Sohn und Bruder zweier Schwestern, eine höhere Bildung angedeihen zu lassen, war der Wunsch der Eltern. Sie schickten ihn ins Jesuitenkolleg nach Feldkirch. Hoffnungsvoll begonnen, musste er jedoch aus familiären Gründen das Studium abbrechen und zuhause die Landwirtschaft übernehmen. Geblieben ist ihm aber die Prägung durch die Jesuiten, 1907 zum Bürgermeister gewählt, oblag ihm 1908 die Fertigstellung des vom Vorgänger in Angriff genommenen neuen Schulhauses. Für das Schulwesen zeigte er stets besonderes Interesse; er wusste darum, dass solide Wissensgrundlagen in der Zukunft stärker gefordert würden. Anton Kohle ( ). Bürgermeister in Gruol von 1907 bis

26 Er selbst weitblickend, bemühte er sich, die Gemeinde den Erfordernissen der Zukunft zu erschließen. Er setzte 1917 die Felderregulierung im östlichen Gemarkungsteil durch, erweiterte die Forstflächen der Gemeinde und verbesserte die Feldwegverhältnisse. Nicht durchsetzen konnte er sich mit dem Bau der Wasserleitung, die er zusammen mit Geometer Stier, einem ebenfalls aufgeschlossenen Bürger der Gemeinde, einführen wollte. Stier sah dafür zwei Quellen im Distrikt Tann" vor. Ihr Bemühen wurde nicht nur vom Gemeinderat mit Hinweis auf untragbare Schulden abgelehnt. In der Fastnacht machte man sich noch recht lustig darüber. Manche Pläne mussten wegen unüberwindbaren Schwierigkeiten in der Schublade bleiben. Im Gemeinderat bezog man sich immer wieder auf Schuldenlasten und verhinderte trotz mancher zugesagter Zuschüsse manche Vorhaben. In die Amtszeit fiel 1911 auch die Einführung der Stromversorgung, die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr, die Verbesserung der Gemeindebackküche durch Ausrüstung mit einem Dampfbackofen, sowie die Erstellung des Ehrenmals für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Sein Rat war auch bei der Amtsversammlung des Oberamts Haigerloch gefragt. Dort hatte er ein ideales Feld, sein reiches Wissen, Erfahrung und reifes Urteü nicht nur für die Heimatgemeinde einzubringen, wie sich Landrat Schraermeyer beim Heimgang von Bürgermeister Kohle 1927 äußerte. Im Gewerbeverein hatte er übrigens eine aufgeschlossene Gruppe Bürger hinter sich; leider fiel andererseits seine 2o-jährige Amtszeit in den 1. Weltkrieg. Inflation und Notzeiten standen einer kontinuierlichen Entwicklung im Wege. Gute Dienste leistete er auch dem landwirtschaftlichen Bezirksverein; er gehörte außerdem dem Weideausschuss der 1898 gegründeten Jungviehweide Hospach an. 1922, also fünf Jahre vor seinem Tod, wurde Anton Kohle Berufsbürgermeister. Als langjähriger Kirchenstiftungsrat lag ihm die Pflege der drei Gotteshäuser, und im Besonderen des kirchlichen Kindergartens mit Schwesternstation am Herzen. Mit seinen reichen Kenntnissen, seinem teilnehmenden Herzen und ratenden Worten, so schrieb Pfarrer Waldenspul" hat er an den Sitzungen teilgenommen. In seine Amtszeit fiel 1915 auch die Ernennung eines Ehrenbürgers (vielleicht zum erstenmal). Diese Ehre fiel dem damaligen Ortspfarrer Heinrich Huthmacher, der aus Haigerloch stammte, zu. Dieser war der Erbauer des Kindergartens. Sein Heimgang am 10. Dezember 1927 gab Landrat Schraermeyer namens der Kommunalverwaltung, und Pfarrer Waldenspul seitens der Kirchgemeinde, Gelegenheit, das verdienstvolle Wirken von Anton Kohle zu würdigen. Die Nachwelt wäre gut beraten gewesen, sein Andenken über die Zeit hinaus angemessen in Erinnerung zu behalten. Wie sagte ein Zeitgenosse: Die Gemeinde hat durch ihn keinen Schaden gehabt!" OTTO H. BECKER Ein bedeutender Sohn der Gemeinde Bingen entdeckt: P. Johannes Schreck SJ Aus Anlass der Einführung des Chinesischen im Studiengang Angewandte Weltwirtschaftssprachen an der Fachhochschule Konstanz wurde 2001 in der dortigen Bibliothek eine Ausstellung mit dem Thema China und Europa - Brückenschlag der Kulturen" gezeigt. Im Mittelpunkt der Präsentation stand der bedeutende Wissenschaftler und Chinamissionar Johannes Schreck ( ), latinisiert Terrentius", wozu Prof. Dr. Erich Zettl eine kleine Broschüre beisteuerte. Danach hatte Johannes Schreck in Altdorf bei Nürnberg und 1603 in Padua Medizin studiert. Als hoch geschätzter Arzt fand Johannes Schreck 1611 sodann Aufnahme in die elitäre Accademia dei Lincei" (Akademie der Scharfsichtigen) in Rom, wo er sich unter dem Einfluss seines Studienkollegen Galileo Galilei auch den Studien der Astronomie zuwandte. Die sich abzeichnende Karriere als Gelehrter an einem der europäischen Höfe schlug Johannes Schreck jedoch aus. Er trat l6l4 vielmehr der Gesellschaft Jesu bei, um in China als Missionar zu wirken. Über Goa in Indien und Macao in Südchina gelangte der nunmehrige Jesuitenpater Johannes Schreck 1623 in die Kaiserstadt Peking, wo er hoch angesehen am 11. Mai 1630 im Alter von 53 Jahren starb. Der Grabstein von P. Johannes Terrentius auf dem Pekinger Friedhof Zhalen überstand selbst die Verwüstungen im Boxeraufstand 1900 und in der Kulturrevolution 1966 und Er enthält die lateinische Inschrift, die in deutscher Übersetzung lautet: Der deutsche Pater Johannes Terrentius aus Konstanz, der 19 Jahre lang dem Jesuitenorden angehörte und neun Jahre in der China- Mission tätig war, ein hervorragender Gelehrter auf allen Gebieten der Wissenschaft und von einer echten, unbeugsamen Aufrichtigkeit, beschloss, während er die chinesische Kalenderreform in die Wege leitete, sein Leben in Peking am 11. Mai im Jahr Christi 1630 im 54. Lebensjahr". Der verstorbene Jesuit hinterließ ein imposantes wissenschaftliches Werk. Es soll hier nur auf die botanische und zoologische Enzyklopädie und das chinesische Lehrbuch der Mechanik aus seiner Feder hingewiesen werden wurde im Reich der Mitte eine Kalenderreform durchgeführt, die auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen Schrecks beruhte. Die große Unbekannte stellte bei der Ausstellung in der Fachhochschule die Herkunft des bedeutenden Jesuitenpaters dar. Schreck nannte sich selbst zweimal Constantiensis". Demnach könnte Konstanz die Heimat des Missionars gewesen sein. Ein entsprechender Beleg war im Stadtarchiv Konstanz jedoch nicht zu ermitteln. Der Begriff constantiensis" konnte sich aber auch auf das Gebiet der Diözese Konstanz beziehen. Letzteres wird durch einen entsprechenden Eintrag im Katalog der Chinamission des Jesuitenordens aus dem Jahre 1621 bestätigt. I6l7 schließlich bezeichnete der Jesuit Nikiaas Trigaut seinen Mitmissionar Schreck einmal als Untertan des Bruders des Kölner Erzbischofe Eitelfriedrich von Zollern. Dabei konnte es sich nur um den damaligen Kölner Dompropst und späteren Kardinal und Bischof Eitelfriedrich von Osnabrück ( ) handeln, 26

27 dessen Bruder Graf Johann von Hohenzollern-Sigmaringen ( ) als Verfechter der Gegenreformation 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben worden war. Der Beweis, dass Johannes Terrentius aus dem Machtbereich der Sigmaringer Linie der Hohenzollern stammte, konnte in der Zwischenzeit erbracht werden. In der Matrikel der Universität Freiburg zum Jahr 1590 wird nämlich ein Student Johannes Schreck aus Bingen in der Diözese Konstanz aufgeführt. Prof. Zettl hat mit seinen Forschungen der hohenzollerischen Gemeinde Bingen somit zu einem bedeutenden Sohn verholfen, der übrigens auch ein Altersgenosse des Kapuzinerpaters Sankt Fidelis von Sigmaringen (1577/ ) war. Hohenzollern weist nunmehr neben dem bekannten P. Joseph Dominikus Mayer SJ ( ) aus Wald, der in Südamerika wirkte, einen weiteren bedeutenden Missionar aus der Societas Jesu auf. Lit.: Erich Zettl: Johannes Schreck-Terrentius Constantiensis. Wissenschaftler und China-Missionar ( ). In: China und Europa. Brückenschlag der Kulturen. Fachhochschule Konstanz. Studiengang Angewandte Weltwirtschaftssprache. Konstanz ROBERT FRANK Anmerkungen zum Ochsenblut als Farbbezeichnung Die folgenden Ausführungen zum Ochsenblut als Farbbezeichnung stützen sich auf: Horst Wengerter: Ochsenblut - eine Farbe? Neue Beobachtungen zur Farbigkeit alter Fachwerkbauten. In: Denkmalpflege in Baden- Württemberg 7, 1978; S Ulrich Schießl: Ochsenblut" - ein Farbbindemittel und ein Farbname. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 10, 1981; S Farben und Anstriche an Außenfassanden sind voll der Verwitterung und damit der Zerstörung ausgesetzt. Das ist wohl der Grund, warum auch Fachleute so wenig Kenntnis nicht nur von farbigen Außenfassaden haben, sondern auch überlieferte Begriffe falsch interpretieren oder sogar eine falsche Nutzanwendung in der Praxis ableiten. Die Bezeichnung des roten Anstriches auf einem Fachwerk als, Ochsenblut' gehört zu diesen bis jetzt unausrottbaren Mißverständnissen." (Wengerter, S. 11). Um dieses Missverständnis auszurotten, untersuchte Wengerter in Nordwürttemberg eine größere Anzahl von Fachwerkbauten auf ihre Originalfarben, die meist nur noch bruchstückhaft vorhanden waren. Die roten Balkenfarben erwiesen sich alle mittelsmikroskop und Analysen als rote anorganische Erdfarben [...]. Aber woher kommt die weit verbreitete Bezeichnung, Ochsenblut'für rote Fachwerke? Ochsenblut ist wiejedes Blut hauptsächlich aus organischen Stoffen zusammengesetzt und gerinnt an der Luft. Es kann beliebig oft gelöst und:getrocknet werden, sein Farbton ist nicht lichtbeständig, Allein das weist schon darauf hin, daß Blutfür Anstriche ungeeignet ist. Trotzdem hat die Verwendung von 'Ochsenblut' auf Fachwerkfassaden Tradition, wenn auch in ganz anderer Zusammensetzung." (WengerterS. 14). Wengerter zitierte ein Rezept aus einem alten Maieriehruch von 1842, wonach das Blutwasser für das Herstellen von Farbe verwendet wurde. Das Blutwasser ist der wässrige durchsichtige Teil des Blutes, der sich vom Blutkuchen nach vier bis fünf Stunden Standzeit des Blutes absondert. Die Farbe bestand aus acht Pfund ungelöschtem pulverisiertem Kalk, zwei Pfund pulverisierter Farbe und sechs bis sieben Berliner Quart" Blutwasser. Die Dauerhaftigkeit der Farbe hing vom Blutwasser ab, denn dieses ging rasch in Fäulnis über. So musste man die mit Blutwasser hergestellte Farbe sofort zum Anstrich verwenden, und man durfte nie mehr Farbe anmachen, als man in vier oder fünf Stunden verbrauchte. Sobald man fauligen Geruch vernahm, war die Farbe unbrauchbar. Mit der Farbe nach diesem Rezept machte man zwei oder drei Anstriche, und sie wird, nachdem sie getrocknet ist, weder von Reibung, noch von Abwaschen mit Wasser angegriffen." (WengerterS. 15). Das sogenannte Ochsenblut hatte also keine färbende Aufgabe. Nur das gelblich farblose Blutplasma wurde mit Kalk aufgeschlossen und bildete nach einiger Zeit eine wetterfeste Kalkseife, [...j Es ist daher anzunehmen, daß tierisches Blutwasser auch zum Sumpjkalk zugegeben wurde, der in den Jahrhunderten zuvor das Standardanstrichmittel war. Der Bauernhof kann als Lieferquelle des Plasmas gelten, deshalb wird, die Kalk- Blutwasser- Emulsion in erster Linie im ländlichen Raum als Anstrichmittel verwendet worden sein. Die vereinfachte Bezeichnung,Ochsenblut' zur Unterscheidung von den mannigfachen anderen Kalk-Emulsionen hat sich wie eine alte Bauernregel bis heute gehalten. Die Kenntnis des Rezeptes ist jedoch in Vergessenheit geraten." (Wengerter S. 15). Man kann frisch entnommenes Ochsenblut zum Anstreichen verwenden und es ergibt sich eine lasierende Wirkung. Die anfangs glänzende, leuchtend rote Farbe des Anstrichs verbräunt aber zusehends und wird unansehnlich. Auf Eichenholz aufgestrichen geht diese Veränderung des Blutfarbstoffes ins Schwärzliche". (Schießl S. 122). Daran ist der hohe Gerbstoffgehalt des Eichenholzes Schuld. Anstriche mit reinem Tierblut sind nicht nur nicht farbbeständig, sie sind auch nicht wasserbeständig und gleich gar nicht wetterbeständig. Der Farbname Ochsenblut" muss nichts mit dem Blut des Ochsen gemein haben. Es handelt sich wie bei Eierschale", Lindgrün" oder Nachtblau" um satte in diesem Fall tiefrote Farbtöne. Wer nun für erdrote Farbklänge unbedingt zur Bezeichnung,Ochsenblut' greifen will, der möge besser sogenanntes Ochsenblut' oder,sogenannte Ochsenblutfarbe' formulieren [...]" (Schießl S. 122). Durch seinen hohen Proteingehalt eignet sich Rinderblut ( Ochsen- 27

28 blut") wie das aller Wirbeltiere als Bindemittel für Mal- und Anstrichzwecke. Chemisch betrachtet enthält Ochsenblut die gleiche Stoffgruppe der Eiweißkörper, die wie zum Beispiel im Casein für die Klebe- und Bindewirkung verantworüich sind. Die Vorgänge, die die chemische Kombination von Kalk und Serumprotein nach dem Festwerden (Karbonatisieren) des Kalkanstriches zu einem besonders beständigen Farbauftrag werden lassen, sind, denen ähnlich, die die große Haltbarkeit der Kalkcaseinanstriche bewirken. Diese sind, ebenfalls Kalk-Proteinmischungen - es handelt sich um Milcheiweiß." (Schießt S< 124). Durch die Verwendung von Kalk werden die Eiweißkörper des Blutes bzw. des Blutserums ( Blutwasser") in ihrem chemischen Verhalten so verändert, dass insgesamt ein wesentlich haltbarerer Kalkanstrich entsteht." (Schießt S. 125). JOSEF SCHNEIDER Das Rote Haus in Gruol. Zeuge traditioneller Zimmermannskunst Ein eindrucksvolles Zeugnis traditioneller Zimmermannskunst stellt das Rote Haus in Gruol dar. In dankenswerter Weise haben vergangene Generationen den Bestand dieses wertvollen Baudenkmals gesichert; so schon mehrmals die Familie Flaiz und jüngst die Familie Alfred und Paul Flaiz. Auch diese haben sich die wohlgelungene Restaurierung im vergangenen Jahr etwas kosten lassen. Sie haben mit großem Verständnis für die verschiedenen Maßnahmen am Haus das reizvolle malerische Fachwerk neu zur Geltung gebracht und damit das ortsbildprägende Gebäude weiteren Generationen erhalten. Unter Einschaltung der Denkmalspflege wurde von den beteiligten Jungmeistern Malermeister Freddy Lehmann, Zimmermeister Achim Pfister und Flaschnermeister Wolfgang Schulz behutsame, fachmännische Arbeit geleistet. Die Restaurierung war notwendig geworden weil die Farbe abplatzte und Teile des Gebälks unter den Witterungseinflüssen gelitten hatten. Erforderlich war die Ausbesserung der Putzausbruchstellen. Der Grundierung des Balkenwerks mit Leinöl schloss sich ein zweimaliger Anstrich mit Ölfarbe (Silikatfarbe) an. Früher soll dazu das sogenannte Ochsenblut* verwendet worden sein. Installiert wurden neue Dachrinnen und die Abdeckung der Windbretter mit Kupferblech. Die vorherige Restaurierung war 1967 im Zuge der Dorfsanierung erfolgt und 1927 waren die ersten Renovationsmaßnahmen im vergangenen Jahrhundert wurde im Rahmen des Umbaues ebenfalls renoviert. Zu dieser Zeit haben die Eheleute Xaver und Ursula geb. Neher das Haus bewohnt. Die Familie August Flaiz (heute Alfred Flaiz und Bruder Paul Flaiz) lässt sich, wie Pfarrer Waldenspul anhand der Kirchenbücher nachwies, zurückführen bis an den Anfang des 17. Jahrhunderts. Am 21. Juni 1627 heiratete Hans Georg Flaitz mit Maria Landherr, Ob diese schon im Roten Haus" wohnten, ist nicht nachzuweisen, dagegen sicher die Eheleute Xaver Flaitz und Ursula Neher, die ebenfalls wie ihre Vorfahren das Weberhandwerk betrieben,wie Pfarrer Waldenspul nachwies. Freilich ist das Gebäude älter. Seine Entstehung wird in die Zeit zwischen 1500 bis 1600 datiert. Baugeschichtlich ordnen die Kunsthistoriker (zu denen auch Pfarrer Albert Waldenspul zählte) das Fachwerk in den fränkisch-sächsischen Stil ein. Ein Waldaufseher des Klosters Kirchberg, so will es die Überlieferung wissen, soll das Bauholz unentgeltlich vom Kloster erhalten haben. Daraus wird der große Holzreichtum des Hauses und seine Größe erklärt. Es dokumentiert die Zimmermannskunst der Jahrhunderte, die große Werke geschaffen hat. Das Zimmerhandwerk war auch in Gruol immer schon stark vertreten. Die Kirchenbücher weisen l6l8 als ersten Handwerker im Ort einen Zimmermann auf. Kein Baustoff ist so wahrhaftig wie das Holz, wie gerade das Fachwerk in seinen vielfältigen Ausformungen beweist. Es zeigt nach außen hin das Spiel der Kräfte, das Aufnehmen und Weitergeben von Lasten und vermittelt uns das künstlerische Schaffen in vernünftiger handwerklicher Absicht; nicht allein getragen von bewußten architektonischen Absichten...Feuerlinie" und Sonnenrad" gehörten ebenso zu den Schmuckelementen wie die geschweiften Bügen, wie der Zimmermann sagt. Einschränkend muss man feststellen, dass die sogenannte Feuerlinie auch einem praktischen Denken entsprach. Die Bauherren jener Zeit wollten dem Schmuckbedürfnis entsprechen und ließen den Stil- und Spielformen denen sich die Zimmerleute, dem deutschesten und ältesten aller Bauhandwerker" (Waldenspul), bedienten, freien Raum. Zur künstlerischen Gestaltung von Fassaden und Giebel zählten, wie auch am Roten Haus, die Beschriftung von Riegelfeldern. Auch das Rote Haus hatte einst Anteil an dem Bedürfnis, Sprüche anzubringen. Beim Roten Haus gab es sogar drei. 19o5 wurden bei der damaligen Renovation zwei zugestrichen und in den freien Riegelfeldern eben neues Gebälk eingesetzt, so das Sonnenrad" am Westgiebel. Die Sprüche lauteten: Dieses Haus ist renoviert, doch nicht ganz ausgeziert. Das macht der Mangel an Geld. Die Klage ist in der ganzen Welt!" Dies Haus ist mein Und doch nicht mein. Kommt ein anderer drein Ist es auch nicht sein!" 1927 und ein paar Jahre später noch war folgender Spruch zu lesen:.allen die mich kennen, gebe Gott was sie mir gönnen!" 28

29 Das Raumprogramm des Roten Hauses ist wie bei den meisten älteren Bauernhäusern das Ergebnis der kleinbäuerlichn Wirtschaftsweise. Landeskonservator Genzmer spricht in seinem»kunstdenkmälerwerk des Kreises Hechingen«im allamannischen Raum von der»gesetzten Bauweise«, wie sie den Wohn- und Ökonomiegebäuden im Ortsbereich entspricht: Wohnung über dem Stall und Hausgang, Scheune, Schopf, Nebenräume und Dachboden unter dem Satteldach vereinigt. Ältere, vor allem auch herrschaftliche oder Klostergebäude besitzen einen Krüppelwalm, oder wie das Rote Haus einen architektonisch reizvollen Zwerchgiebel an der Vorderseite des Hauses. Siehe dazu die Ausführungen im voraus gegangenen Artikel. Vorlage: Josef Schneider, Grnol Dieses aktuelle Foto des Roten Hauses" in Gruol lässt die Namen gebende rötliche Farbe des Fachwerks, sowie dessen kunstvolle Ausführung erkennen. HERBERT RÄDLE Die Sigmaringer" Grablegung Christi Die Grablegung Christi, die wir hier in Abb. 1 zeigen, ist Teil einer Gruppe von vier Reliefs mit Szenen aus der Passion Christi, die sich heute in den Fürstlich Hohenzollernschen Sammlungen in Sigmaringen befinden. Die Reliefs gelten seit jeher als Arbeiten aus der 1831 abgebrochenen Klosterkirche der ehemaligen Benediktinerabtei Petershausen bei Konstanz, doch ist die Herkunftsangabe nicht gesichert. Sie gründet auf der Angabe des Vorbesitzers, des Antiquars Laubheimer in Karlsruhe, von dem das Fürstliche Haus die Reliefs 1831 kaufte. Woher Laubheimer seine Informationen bezog, weiß man nicht. Die vier Reliefs könnten zu einem Lettner gehört haben. Derartige Reliefs lassen sich häufig für Lettner nachweisen. So befinden sich in der Stuttgarter Stiftskirche entsprechende Reliefgruppen mit Szenen aus dem Leben Mariens, und die Passionsreliefs vom Lettner der Blaubeurer Klosterkirche haben sich in der Oberdischinger katholischen Pfarrkirche zum heiligen Namen Jesu erhalten. Von allen vier Sigmaringer Reliefs ist die Grablegung das eindrucksvollste. Die sechsfigurige Grablegungsszene ist sorgfältig komponiert. Sie wird links und rechts eingefasst von den Figuren des Nikodemus und des Joseph von Arimathäa, welche nach der Legende Jesus zu Grabe trugen. Darstellungen allein mit Nikodemus und Joseph von Arimathäa als Assistenzfiguren, die eher als Grabtragungen" zu bezeichnen wären, begegnen vor allem im byzantinischen Kunstkreis: Nikodemus und Joseph von Arimathäa, zwei angesehene Bürger, die Jesus nahestanden (vgl. Joh. 3,lff.; 19,38ff.), tragen den auf dem Leichentuch liegenden (oder auch mit Binden umwickelten) toten Jesus zu Grabe. Ebenfalls im byzantinischen Kunstkreis kommen seit dem 10. Jh. als weitere Figuren Maria und der Evangelist Johannes hinzu, die entweder den Körper Christi allein tragen oder dem Zug folgen. In der westlichen Kunst gibt es nur wenige Beispiele der Grabtragung". Hier entwickelt sich seit dem 11. Jh. das eigentliche Motiv der Grablegung". In zyklischen Darstellungen erscheint es meist nach der Kreuzabnahme". In unserem Relief ist die Grablegung" mit dem Motiv der Beweinung" kombiniert, wobei die Beweinung hier verkörpert wird in den Personen des Lieblingsjüngers Johannes, der Gottesmutter Maria und der Maria Jacobi (welch letztere nach Markus 16,1 am Grabe Jesu anwesend war). Zur künstlerischen Gestaltung des Reliefs Die Szene auf unserem Relief ist in der Darstellung sorgfältig komponiert und gekonnt ausgeführt. Das Motiv der Grablegung" wird durch die im Vordergrund wiedergegebenen 3 Figuren Christi und der beiden Alten repräsentiert, die den Leichnam auf den (noch verschlossenen) Sarkophag legen. Im Hintergrund sind über ihnen die 3 Figuren der Beweinung" aufgereiht, Johannes und die beiden Marien. Doch sind auch wieder die Figuren des Vorder- und des Hintergrundes miteinander verbunden, und zwar dadurch, dass wiederum in zwei Dreiergruppen zusammengefasst sind: einerseits 29

30 Abb. 1 Grablegungsrelief in den Fürstl. Hohenz. Sammlungen Sigmaringen. Lindenholz. Urspr. wohl holzsichtig. Fassung vermutlich Anf. 17. Jahrhundert. H. 110, B. 90, T. 30 cm. Werkstatt Michel Erhart, Ulm Bildnachweis: Ausstellungskatalog Michel Erhart und Jörg Syrtin, Ulm 2002, S Abb. 3: Pietä. Reichenbach im Täle, Gem. Deggingen, Kr. Göppingen, Kath. Pfarrkirche St. Pantaleon. Linde. Werkstatt Michel Erhart, Ulm 1485/90 Bildnachweis: Ausstellungskatalog Michel Erhart undjörgsyrlin, Ulm 2002, S. 305 die Figuren des Joseph von Arimathäa und der beiden Marien (rechts oben) und andererseits die drei übrigen Figuren, wobei die Zusammenfassung der letzteren besonders zum Ausdruck kommt durch die Anordnung der Hände bzw. durch eine Bewegungslinie, die ausgehend vom Haupt des Johannes über seinen linken Arm und die linke Hand herunterführt zu der blutenden Seitenwunde Christi und zu Hand und Arm des Nikodemus, der das Haupt Christi stützt, während sein Blick ebenfalls auf Chrisü Seitenwunde fällt. Die gesamte Darstellung wird des weiteren zusammengehalten durch einen Bogen, der perspektivisch vom rechten Knie des Nikodemus hinauf und in den Hintergrund führt zu den Figuren des Johannes und der Gottesmutter - und der von dort über das Haupt und die leicht gebeugte Gestalt des Joseph von Arimathäa wieder nach unten und in den Vordergrund zurückschwingt. Einzig die Figur der Maria Jacobi durchbricht dieses Ordnungsschema, das sonst vielleicht allzu starr wirken würde. Perspektive wird im übrigen auch angedeutet durch die leichte Schrägstellung des Sarkophags. Stilmerkmale Die vier genannten Reliefs in Sigmaringen (und also auch unsere Grablegung von 1491) sind nach heutigem Stand der Forschung in der Werkstatt MichelErharts in Ulm geschnitzt worden. Vergleiche mit anderen entsprechenden Arbeiten begründen diesen Schluss. So kann dem trauernden jungen Johannes auf unserem Grablegungsrelief sehr gut der in Abb. 2 gezeigte - ursprünglich aus einer Kreuzigungsgruppe stammende - Johannes gegenübergestellt werden, der sich heute im Rottweiler Dominikanermuseum befindet. Der ernste, verhärmte Gesichtsausdruck, wird in beiden Fällen von einer reichen Lockenfülle gerahmt. Der Stehkragen der Gewänder ist ähnlich gestaltet. Der Wechsel zwischen ungebrochen herunter- fallenden Vertikalfalten und querliegenden Spannfalten, den wir an der Gewandgebung des Rottweiler Johannes beobachten, kehrt ähnlich z. B. im Gewand des Joseph von Arimathäa auf der Sigmaringer Grablegung wieder. In Abb. 3 zeigen wir ferner einen Ausschnitt aus einer Pietä in der katholischen Pfarrkirche St. Pantaleon in Reichenbach im Täle (Gem. Deggingen, Kr. Göppingen). Auch sie stammt laut Dehio aus der Werkstatt Michel Erharts und wird im Kunstdenkmälerband auf um 1490" datiert. Die Ähnlichkeiten mit unserer Grablegung sind ebenfalls sofort erkennbar. Dies gilt insbesondere für den Christuskopf mit den tief in den Höhlen liegenden, weitgehend geschlossenen Augen und dem offenstehenden Mund. Die Locken hängen in beiden Fällen in kräftigen Strähnen herunter und auch die Dornenkrone ist ähnlich gestaltet. Die Anregungen zu dem vorliegenden Beitrag verdanke ich in erster Linie der Ausstellung Mete/ Erhart undjörgsyrlin d. Ä Ulm vom 8.9- bis , bzw. dem dazu erschienenen Ausstellungskatalog, dem auch die Abbildungen entnommen sind. Abb. 2: Trauernder Johannes. Rottweil, DominikanerrMuseum. Linde. H. 83, B. 25, T. 21 cm. Werkstatt Michael Erhart, Ulm um 1490 Bildnachweis: Ausstellungskatalog Michel Erhart undjörg Syrlin, Ulm 2002, S

31 Sigmaringendorf Beiträge zur Geschichte eines hohenzollerischen Bauern- und Industrieortes Anlässlich der Ersterwähnung Sigmaringendorfs vor 750 Jahren (Am 17. September 1249 stellte Papst Innozenz IV. in einer Urkunde die Pfarrei des Dorfes Sigemaringen" als Besitz des Klosters Mehrerau unter besonderen kirchlichen Schutz) bat die Gemeindeverwaltung 14 Autoren unter Leitung des Sigmaringer Kreisarchivars Dr. Edwin Ernst Weber um Ergänzung der bestehenden Ortschronik durch Beiträge zur Geschichte Sigmaringendorfs vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Es entstand ein umfangreicher (472 Seiten), reich bebilderter Sammelband, für die Sigmaringendorfer, so Dr. Weber: eine Chance zur Entdeckung der eigenen Wurzeln und Herkunft und zum besseren Verständnis der Gegenwart". Doch auch für außenstehende, heimatbewusste Leser ist das Werk ein Born, den zu erschließen vielfältige Informationen und Gewinn bringt. Weil interessant und anschaulich dargestellt, lassen sich die verschiedenen Entwicklungen gut nachvollziehen. Zusammenhänge werden gut und variantenreich dargestellt (15 Einzelbeiträge): unter Verzicht auf Fachchinesisch" und doch wissenschaftlich fundiert, weil aus vielen Quellen geschöpft. Für hohenzollerische Leser besonders aufschluss-reich sein dürften die Kapitel Sigmaringendorf in der Zeit des Nationalsozialismus" (ein brisantes Thema) und Geschichte des Hüttenwerks Laucherthal und dessen Auswirkungen auf die Gemeinde Sigmaringendorf": zwei Beispiele mehr, dass Geschichte spannend wie ein Krimi sein kann. Eine Bereicherung dieses Heimatbuchs, in dem neben ortsgeschichtlichen Entwicklungen auch auf Kirchen- und Schulgeschichte, auf Vereinsgeschichte(n) und Brauchtum eingegangen wird, stellen die Beiträge zum Leben und Wirken von Wilhelm Lehmann und Emma Maria Zimmerer dar. Der erstgenannte Sigmaringendorfer war Gründer der argentinischen Partnerstadt Rafaela, und die Sigmaringendorferin Zimmerer machte sich als Schriftleiterin der weit verbreiteten katholischen Frauenzeitschrift Monika" einen Namen. Der Sammelband, herausgegeben von Dr. Edwin Ernst Weber im Auftrag der Gemeinde Sigmaringendorf und hergestellt im Verlag Kösel, Kempten (ISBN ), ist unter anderem über die Gemeindeverwaltung zu beziehen, (ba) Der Viererbund Fasnet in Rottweil, Oberndorf, Elzach und Überlingen Fasnet ist mehr als Jubel, Trubel, Heiterkeit und farbenprächtiges Spektakel. Fasnet ist beispielsweise auch Traditionspflege, Rebellion und Aufmüpfigkeit, Gemeinschaftserleben, Ausdruck von Lebensfreude und Beitrag zur Identitätswahrung. Im Buch Der Viererbund", herausgegeben von Hansjörg Deck schildern kompetente Autoren auf kurzweilige Art am Beispiel der Narrenstädte Rottweil, Oberndorf, Elzach und Überlingen, die sich in den Fünfziger Jahren zu einer Vierer-Gemeinschaft zusammengeschlossen haben, wie sich Fasnet in großer Vielfalt in den eigenen Mauern traditionsbewusst, volksnah und mitreißend gestalten lässst. Erzählt werden die Entstehungsgeschichten von Fasnetsbrauchtum, Narrengestalten, Häs und Larven. Neben Geschichtlichem wird zudem dargelegt, wie in den vier Narrenhochburgen gefeiert wird. Fast noch faszinierender ist es, die vielen großformatigen Farbfotos auf sich wirken zu lassen, deren Aussagekraft - ob aktuell oder historisch - geradezu bannt und immer wieder dazu verführt, nach vorn und hinten zu blättern, (ba) Der Viererbund - Fasnet in Rottweil, Oberndorf, Elzach und Überlingen." Herausgegeben von Hansjörg Deck. 128 Seiten, 129 Farbabbildungen. Silberburg-Verlag, Tübingen. 29,90 Euro. ISBN: Vom Fels zum Meer Preußen und Südwestdeutschland Das Thema Preußen" vermag noch heute die Gemüter zu erhitzen, denkt man etwa an die Unterdrückung der demokratischen Revolution 1848/49 einerseits oder aber an die Sehnsüchte nach nationaler Einheit andererseits. Tatsache bleibt: In jenen Zeiten, in denen Preußen zwischen der Mitte des 18. und der Mitte des 20. Jahrhunderts Geschichte schrieb, fielen Entscheidungen, die prägend waren. Den Fragen, welche Rolle Preußen in Südwestdeutschland spielte und ob davon auch heute noch etwas zu spüren ist, spüren in dem Buch Vom Fels zum Meer" elf namhafte Geschichtskundler in prägnanten und fundierten Fachbeiträgen nach. Es wurde herausgegeben vom Haus der Geschichte Baden- Württemberg in Verbindung mit der Landeshauptstadt Stuttgart und befasst sich unter anderem mit den kunstgeschichtlich-philosophischen, gesellschaftspolitischen Denkmodellen Hegels, Hölderlins und Schellings, mit der Reichspolitik Friedrichs des Großen, mit dem Denken, lün und Einfluss der Rebellen" Maximilian Dortu und Ludwig Pfau, mit dem Verhältnis zwischen Großherzogtum Baden und preußischdeutschem Kaiserreich, mit dem nationalen Denkmalkult in Württemberg sowie der politischen Entwicklung zwischen 1932 und dem Ende der Weimarer Republik Von besonderem Interesse für hohenzollerische Leser dürften die Beiträge von Dr. Volker Trugenberger zur Geschichte der Burg Hohenzollern als wichtiges deutsch-nationales Denkmal, von Dr, Otto IL Becker zur Situation Hohenzollerns als preußische Exklave im deutschen Südwesten sowie von Dr. Wilfried Schöntag sein. Letzterer spürte der Frage nach: Was ist von Preußen gebheben? Wer das Buch Vom Fels zum Meer" gelesen hat, wird Dr. Schöntag zustimmen wenn er meint: In jedem Falle ist eine Beschäftigung mit Preußen noch lohnend, weil sie zum Verständnis unserer Gegenwart und ihrer Probleme unerlässlich ist", (ba) Vom Fels zum Meer. Preußen und Südwestdeutschland." 288 Seiten, 32 Abbildungen. Silberburg-Verlag, Tübingen. 9,90 Euro. ISBN Irene Krauß: Gelungen geschlungen. Das große Buch der Brezel Stuttgarts ehemaliger Oberbürgermeister Manfred Rommel reimte humorvoll: Der Schwaben Klugheit? Dieses Rätsel, die Lösung heißt: Die Laugenbrezel. Schon trocken gibt dem Hirn sie Kraft, mit Butter wirkt sie fabelhaft, erleuchtet mit der Weisheit Fackel noch das Gehirn vom größten Dackel". Die Geschichte und Bedeutung der Brezel in Vergangenheit und Gegenwart hat die Kunsthistorikerin und Publizistin Irene Krauß mit ihrem abwechslungsreichen, unterhaltsamen und doch wissenschaftlich fundierten Buch Gelungen geschlungen", herausgegeben vom Museum der Brotkultur in Ulm, auf meisterhafte Weise dargestellt. Der Band ist ein wahrer Schatz an historischen Tatsachen, Legenden, Bräuchen und Alltagsberichten über dieses weltberühmt gewordene Kleingebäck, dessen Spuren in den Anfängen christlicher Kultur ebenso zu finden sind wie im amerikanischen Pennsylvania, das wegen seiner dort beliebten soft pretzels" slanghaft auch Pretzelvania" genannt wird, oder im höfisch-aristokratischen China des 18. Jahrhunderts. Die Autorin konfrontiert mit Dichtung und Wahrheit, mit sehr viel Brauchtum rund um die Brezel (In Hohenzollern spielt die Brezel beispielsweise an der Fasnet noch immer eine bedeutende Rolle), mit Herstellungsverfahren, Rezepten und Brezelverkauf, nüt dem Bäckerhandwerk im Zeichen der Brezel allgemein und mit vielen regionalen Schmankerln. Gewürzt werden diese Leckerbissen" durch zahlreiche (meist farbige) Abbildungen. (ba) Irene Krauß: Gelungen geschlungen - Das große Buch der Brezel." 176 Seiten. Silberburg-Verlag, Tübingen, ISBN ,15,90 Euro 31

32 Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein Karlstraße 3, Sigmaringen E 3828 PVSt, DPAG,»Entgelt bezahlt«register 2002 Eisele, Rudolf, Zum Tode von Dr. Rudolf Eisele S. 54 Graf Albrecht II. und die Grafschaft Hohenberg S. 8 Häberle, Meinrad, Zum Tod des Heimatforschers S. 11 und langjährigen Kreispflegers Hechingen, Vor 150 Jahren drohte dem S. 58 Unteren 1\irm der Abbruch Heiligkreuztal, Über den Verbleib fehlender S. 26 Glasmalereien in der Klosterkirche Hohenzollerische Heimat in neuem Gewände S. 7 Hohenzollerischer Geschichtsverein, S. 20 Mitgliederversammlung Hohenzollern, Gräfin Adelheid von Hohenzollern. S. 38 Äbtissin in Oberstenfeld Kaiseringen, Das Backhaus in der Gemeindescheuer S. 22 Landesgründung 1952, Grenzerlebnisse im Dreiländereck S. 49 Meßkirch, Kreuzigungstafel des Meisters S. 57 von Meßkirch aus Meßkircher Schloß Ostrach und seine Grenzen S. 18 Es entsteht ein Grenzsteinmuseum Richter, Gregor, Dem Andenken an S. 53 Prof. Dr. Gregor Richter Säkularisation, 200 Jahre Säkularisation S. 33 Säkularisation in den Fürstentümern Hohenzollern S. 53 vor 200 Jahren Schell, Richard, Pfarrer Richard Schell zum Gedenken S. 34 Sigmaringen, Das Laizer Tor in Sigmaringen S. 22 Sigmaringen, Vor dem Abriß: S. 36 Das Klösterle" in Sigmaringen Sigmaringer Fasnet, Ausstellung und Buchveröffentlichung S. 8 Trochtelflngen, Zur Trochtelfinger Stadtgeschichte S. 4 Trochtelfinger Stadtfest 2001 S. 2 Vogel, Carl, Monsignore, Pfarrer und Kommunalpolitiker S. 34 Walter, Michael, Schulmann und Heimatforscher S. 6 Weckmann- Werkstatt, Die Laizer Anna Selbdritt S. 30 Weckmann- Werkstatt, Zwei Heiligenfiguren aus S. 45 Stetten am Kalten Markt Zollern, Abgegangene Siedlungen (Fortsetzung) S. 14 Zollern, Abgegangene Siedlungen (Fortsetzung) S. 27 Zollern, Abgegangene Siedlungen (Schluß) S. 42 Buchbesprechungen Barbarossa & Co. - Reise zu den Staufern in Südwestdeutschland S. 48 Donau, Märchen und Sagen entlang der Donau S. 47 Einblick, Die Kunstsammlung des Zollernalbkreises S. 64 Feldhausen und Harthausen vor der Motorisierung S. 47 Gammertingen, Lebenswelt um S Geborener in Gammertingen Haigerloch in alten Ansichten Band 2 S. 13 Hohenzollerische Landesbahn in den 1960er-Jahren S. 63 Hunger ist der beste Koch S. 63 Neufra Hohenzollern, Ansichtskarten und Bilder S. 47 aus unserem Dorf Oberschwaben S. 63 Trochtelflngen Das Leben im Städtle S. 13 Ulm, 40 km rund um Ulm S. 48 Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Donau S. 29 Wortfugen und Innenräume S. 47 HOHENZOLLERISCHER HEIMAT herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein, Postfach 1638, Sigmaringen ISSN Erscheint vierteljährlich. Die Zeitschrift»Hohenzollerische Heimat«ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung im alten Land Hohenzollern und den angrenzenden Landesteilen mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge. Bezugspreis: Für Mitglieder des Hohenzollerischen Geschichtsvereins ist der Bezugspreis im Beitrag enthalten. Bezugspreis für Nichtmitglieder 7,-. Abonnements und Einzelnummern können beim Hohenzollerischen Geschichtsverein (s. o.) bestellt werden. Die Autoren dieser Nummer: Gerd Batitle Hedingerstraße 5, Sigmaringen Dr OttoH: Becker Hedingerstraße 17, Sigmaringen Robert Frank Fliederstraße 8, Haigerloch-Weildorf Hans Peter Hauler Hopfengartenweg 12, Riedlingen- Dr. Grüningen Herbert Rädle Veit-Jung- Straße 13 a, Neumarkt Josef Schneider Heiligkreuzstraßelö, Haigerloch-Gruol Wolfgang Wenzel Im Stofer 23, Sigmaringen Gesamtberstellung: Druckerei Acker GmbH. Mittelberg 6, Gammertingen Telefon ( ) , Fax info@druckerei-acker.de Schriftleitung: Robert Frank Fliederstraße,8, Haigerloch-Weildorf Tel.: 07474/2161 Die mit Namen versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wieder; diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten, Wir bitten unsere Leser, die»hohenzollerische Heimat«weiterzuempfehlen. 32

33 Hohenzollerische Heimat Herausgegeben vom I ^^H Hohenzollerischen Geschichtsverein 52. Jahrgang Nr. 3 - September 2003 E 3828 PVj K * m ^ >: / t J Foto: Weiße Väter in Haigerloch. Blick von Südosten auf das Missionshaus der Weißen Väter in Haigerloch. Das Gebäude wurde 1903 auf einer Ebene der Sankt-Anna-Halde errichtet, der Orden kann somit auf 100 Jahre Präsenz in Haigerloch zurückblicken. ROBERT FRANK 100 Jahre Missionshaus der Weißen Väter in Haigerloch* Am 22. Juni 2003 feierte das Missionshaus der Weißen Väter in Haigerloch sein too-jähriges Bestehen mit der Eröffnung einer Ausstellung im Bürgerhaus in Haigerloch. Also Anlass genug, um in der Geschichte der Weißen Väter zu blättern, die von der Stadt nicht mehr wegzudenken sind. Der Orden der Weißen Väter wurde vom Erzbischof von Algier, Kardinal Charles Lavigerie, zur Missionierung Afrikas gegründet, und 1867 wurde vom Kardinal der erste Missionar eingekleidet. Das Ordenskleid ist weiß und ähnelt der Tracht der Kabylen, einer Stammeskonförderation der Berber in Nordalgerien (Kabylei). Während die Weißen Väter in Frankreich schnell Fuß fassten, waren diese in Deutschland um 1900 fast unbekannt. In den deutschen Kolonien in Afrika wurde der Wunsch immer hörbarer, Missionare auch dorthin auszusenden. Dazu musste man nun zuerst in Deutschland eine Missionsschule gründen, wofür der katholische Süden in Erwägung gezogen wurde, weil hier im preußischen Hohenzollern auch der Kulturkampf bereits im Abklingen begriffen war. Der aus Haigerloch stammende Geistliche Rat Josef Marmon, der in Sigmaringen Rektor des Fideliskonvikts war, schlug den Weißen Vätern Haigerloch als Standort vor. Die Gemeindevertretung gab am 20. April 1902 zum geplanten Missionshaus zu Protokoll, dass man nichts gegen die Errichtung einer Missionsschule einzuwenden hätte, vorausgesetzt,»daß sie sich in die Gemeindeangelegenheiten nicht einmischen und von der Gemeinde keinerlei Opfer verlangen und sich mit, der Seelsorge nur im Einverständnis mit dem Dekanat bziv. dem

34 Erzbischöflichen Ordinariat befassen«(protokoll der Gemeindevertretung , zitiert nach Steim, S. 261). Nachdem verschiedene Standorte in Augenschein genommen worden waren und nicht geeignet erschienen, und nachdem auch die Belegung des Fruchtkastens oder des Oberamtsgebäudes auf dem Haigerlocher Schloss ausschieden, kauften die Weißen Väter etwa sieben Morgen Güter im Witthau. In den Hohenzollerischen Blättern Nr. 136 vom wurde die Lage des Baugrundes beschrieben:»auf dem linken Eyach-Ufer, oberhalb des Bahnhofs und gegenüber dem Schloß, steigt eine Halde bis hinauf zur Straße nach Weildorf. Ziemlich in der Mitte des ansteigenden Geländes verbreitert es sich zu einem Obstgarten auf eine Strecke weit zur Ebene. Hierher soll der Bauplatz des Klosters gelegt werden. Da ein Bau von solcher Ausdehnung Arbeit uml Verdienst in unser Städtchen bringen wird, wo im Bauen wenig los ist, so freuen sich die Bauhandwerker. Auch die anderen Bewohner erwarten von dieser Klosteransiedlung Vorteilefür Ihr Erwerbsleben«(zitiert nach Steim, S. 261). Die Planung des Missionshauses lag in den Händen von Architekt Frohberger aus dem Elsaß, der ein Bruder von Pater Frohberger war, der sich unter den ersten fünf Weißen Vätern befand, die in Haigerloch einzogen (siehe unten). Baubeginn war der 19. März Die Bauausführung überwachte das Staatshochbauamt in Sigmaringen, und zum Bauleiter wurde Straßenmeister Norbert Söll aus Haigerloch bestimmt. Die Erd- und Maurerarbeiten führten die Bauunternehmer Schönbucher-Waldmann aus, die Steinhauerarbeiten Gebr. Kid und Comp, aus Weildorf, die Zimmerarbeiten Huber und Sohn aus Haigerloch und Leo Rapp und Comp, aus Trillfingen. Das Walzeisen lieferte die Eisenhandlung Wendelin Kotz in Haigerloch. Am 1. November 1903 schon zogen fünf Patres und 42 Schüler in das Missionshaus ein. Diese ersten Weißen Väter kamen aus dem Elsaß.»Sie beherrschten die deutsche Sprache gut, wenn sie auch besser und lieber französisch sprachen«(steim, S. 262). Die Hohenzollerischen Blätter Nr. 200 vom beschrieben das Missionshaus wie folgt:»stattlich erhebt sich auf dem zum Eyachtale gesenkten Hange der St. Annahalde, in ungefährer Höhe des Fürstlichen Schlosses und diesem gerade gegenüberliegend dasjetzt vollendete Wohn- undlehr-gebäude der Weißen Väter. Ein dreiflügliges, durchweg massiv aus Zementsteinen gebautes Gebäude kehrt seine breite Front dem Tale und der Stadt zu. Die Vorderfront [Westseite] ist durch vorspringende Seitenflügel lebhaft aufgegliedert. Der Mittelflügel mit dem Hauptportal trägt auf seinem Giebel ein Türmchen, das den klösterlichen Charakter des sonst heiter und freundlich herabblickenden Baues etwas ahnen läßt. Die gewalmten, Schwarzziegeln gedeckten Dachstöcke sind ebenfalls ausgebaut. Das 2- und 2 l/2stöckige mit Bauwerk (das Parterre mitgerechnet) ist ganz unterkellert undverfiigt in seinen drei oder genau 2 1/2 Etagen über geräumige, Schlafsäle und Zellen. Durch zwei Stockwerke lichte Lehrsäle, luftige hindurchgehend erhebt sich im Nordflügel eine schmucke Kapelle. Durch den weißen Anstrich der grauen Zementsteine einen helleren Anblick erhalten. Die Baukosten hat das Gebäude sollen etwa Mark betragen haben, was für ein Gebäude für200 Personen nicht viel ist. Sämtliche Bauarbeiten wurden von einheimischen Kräften ausgeführt«(zitiert nach Steim, S. 262). Die Einweihung des Missionshauses erfolgte am 20. Juni 1904, dem Fest des Hauspatrons St. Aloysius. Die Schüler für die Einrichtung wurden durch Patres gewonnen, die von einem Geistlichen zum anderen mit Bahn oder Fuß reisten. Da es auf dem Land keine weiterführenden Schulen gab, war der Andrang ins Missionshaus bald sehr groß. Die Schüler wurden als zukünftige Ordensleute betrachtet und entsprechend waren die Haare alle kurz geschnitten und die Kleidung einheitlich.»der Tagesablauf war für die Schüler im Sommer und Winter derselbe: 5.30 Uhr Aufstehen, Morgengebet, hl Messe, Studium; 7.30 Uhr Frühstück; 8-12 Uhr Unterricht; 12 Uhr Mittagessen - Erholung; 1330 Uhr Studium, 14 bis 16 Uhr Unterricht; 16 Uhr Kaffeepause - Handarbeit; 17 Uhr Studium, Uhr Abendessen - Erholung; Uhr Nachtruhe. Die»Erholung«mußte im Sommer wie im Winter im Freien verbracht werden. Die Hände durfte man nicht in die Hosentaschen stecken. Im Haus, im Studiensaal und im Schlafsaal war immer Stillschweigen (Silentium) zu halten. Wer sich der Hausordnung nicht unterwarf wurde rigoros entlassen. Schüler gab es damals schließlich genugf..:] Speisesaal Kapelle undschlafsäle wurden nicht beheizt. Dies wäre nach damaliger Auffassung Verweichlichung gewesen«(steim, S. 264). Den lange Zeit autarken Wirtschaftsbetrieb (Haus, Küche, Wäscherei, Stall, Garten und Landwirtschaft) hielten Brüder aufrecht. In den umhegenden Gemeinden, in denen die weißen Väter in der Seelsorge aushalfen, wurden jährliche Sammlungen durchgeführt. Mit dem eingenommenen Geld wurden die Missionen unterstützt, die Lebensmittel dienten der Eigenversorgung der meist über 100- köpfigen Hausbewohner. So wurden z.b. jährlich Zentner Kartoffeln gesammelt. Foto: Weiße Väter in Haigerloch. Dieses am Nordflügel angebrachte Afrikazeichen symbolisiert das Tätigkeitsfeld der Weißen Väter; es wurde am anläßlich des 100-jährigen Bestehens eingeweiht. Im November 1915 zählte man 63 Schüler, 1918 nur noch 49, bedingt durch die Teilnahme am 1. Weltkrieg. Drei Brüder und neun Schüler fielen in diesem Kriege. Im Februar 1919 war die Schülerzahl wieder auf 92 angestiegen und erreichte und Schüler. Bis 1930 konnte man bis zur Obersekunda die Missionsschule Haigerloch besuchen, von da ab sollte die Obertertia die oberste Klasse in Haigerloch sein konnte erstmals im Missionshaus in Großkrotzenburg die Reifeprüfung abgelegt werden. 34

35 Mitteilungen aus dem Hohenzollerischen Geschichtsverein Veranstaltungen im 4. Quartal 2003 I. Die Hohenzollerische Hochzeit im Jahr Vortrag und Spektakel mit Casimir Bumiller und Peter Haug-Lamersdorf. Dienstag, 14. Oktober, um 20 Uhr im Alten Schloss, Schlossplatz, Hechingen. Veranstaltung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins in Verbindung mit dem Stadtarchiv Hechingen. II. Festakt und Vortragsveranstaltung Der Übergang der Herrschaft Schalksburg von Zollern an Württemberg im Jahre 1403 am 24. und 25. Oktober 2003 Vor 600 Jahren, im November 1403, ging die Herrschaft Schalksburg von Zollern an Württemberg über. Um diesen für die regionale Geschichte bedeutenden Verkauf zu würdigen, veranstaltet der Zollernalbkreis in Zusammenarbeit mit den Städten Albstadt und Bahngen sowie dem Hohenzollerischen Geschichtsverein und der Heimatkundlichen Vereinigung Balingen am Freitag, 24. Oktober 2003, einen Festakt in der Stadthalle Balingen und Samstag, 25. Oktober 2003, eine Vortragsveranstaltung im Stauffenbergschloss in Albstadt- Lautlingen. Am 3. November 1403 verkauften Graf Mülli von Zollern-Schalksburg und seine Gemahlin Grälin Verena von Kyburg die Herrschaft Schalksburg an Graf Eberhard von Württemberg. Damit ging ein wesentliches Gebiet des heutigen Zollernalbkreises von Hohenzollern an Württemberg über. Die Herrschaft Schalksburg umfasste, wie in der Verkaufsurkunde aufgeführt, u.a. die Feste Schalksburg, die Stadt Bahngen, die Dörfer Onstmettingen, Erzingen, Endingen, Engstlatt, Burgfelden, Frommern, Oberdigisheim, Tailfingen, Truchtelfingen, Pfeffingen, Zillhausen, Streichen, Heselwangen, Dürrwangen (zur Hälfte), Laufen, Weilheim, Waldstetten, den Kirchensatz in Roßwangen sowie einen Hof und die Steuer zu Stockenhausen. Aus Anlass dieses Verkaufs vor 600 Jahren findet zunächst ein Festakt am Freitagabend in der Stadthalle Bahngen statt. Im Mittelpunkt des Festvortrags von Prof. Dr. Dieter Mertens, Freiburg, steht die literarische und volkstümliche Verarbeitung des Übergangs der Herrschaft Schalksburg an Württemberg, die sich unter anderem in der von Wilhelm Hauff schriftlich festgehaltenen Hirschguldensage niederschlug. Am Samstag werden bei der Vortragsveranstaltung im Stauffenberg- Schloss Lautlingen unterschiedliche Aspekte der Geschichte der Herrschaft Schalksburg thematisiert. Die Anfänge der Herrschaft Schalksburg hegen noch vielfach im Dunkeln. Im ersten Drittel des 13- Jahrhunderts befanden sich Ministeriale der Grafen von Vertagen und der Grafen von Hohenberg im Besitz der ursprünglichen Herrschaft. Vor 1266 erfolgte der Erwerb durch die Zollern, die eine neue, größere Herrschaft Schalksburg bildeten, bestehend aus der ursprünglichen Herrschaft Schalksburg um Burgfelden, dem»talgang«bei Ebingen sowie der Stadt Balingen mit umhegenden Dörfern. Eine eigene Linie Zollern-Schalksburg hatte diese Herrschaft inne, die im Spannungsfeld der stammverwandten, jedoch verfeindeten Linien Zollern und Hohenberg lag konnte Württemberg die Herrschaft Schalksburg erwerben. Württemberg stand damals in einem starken Konkurrenzverhältnis zur anderen führenden Macht in unserer Region: Habsburg, das kurz zuvor, 1381, die Herrschaft Hohenberg zu erstehen vermochte. Dem Kauf der Herrschaft Schalksburg kam deshalb im Rahmen der württembergischen Territorialpolitik eine besondere Bedeutung zu. Die Bedeutung war so groß, dass der Erwerb nicht nur in Sagen umgearbeitet wurde, sondern dass die Erinnerung an dieses historische Ereignis noch im 19. und 20. Jahrhundert fortwirkte. Preußen entwickelte beispielsweise nach dem Deutschen Krieg 1866 die Idee, die Herrschaft Schalksburg von Württemberg als Kriegsentschädigung zurückzufordern. Bei der Vortragsveranstaltung werden die Referenten somit neue Aspekte der regionalen Geschichte herausarbeiten. Der Zollernalbkreis, die Städte Albstadt und Bahngen sowie der Hohenzollerische Geschichtsverein und die Heimatkundliche Vereinigung Bahngen laden ein zum Besuch des Festakts und der Vortragsveranstaltung:»Der Übergang der Herrschaft Schalksburg von Zollern an Württemberg itii Jahre 1403«35

36 Mitteilungen aus dem Hohenzollerischen Giîschichtsverein PROGRAMM Freitag, 24. Oktober 2003, Uhr Abendvortrag und Festakt in der Stadthalle Balingen Stadtarchiv Albstadt Johannesstr Albstadt Tel / Prof. Dr. Dieter Mertens Die Schalksburgsage. Die literarische und volkstümliche Verarbeitung des Übergangs der Herrschaft Schalksburg an Württemberg Musikalische Umrahmung durch die Volkstanzmusik Frommern Anschließend Stehempfang Samstag, 25. Oktober 2003, ab Uhr Vortragsveranstaltung im Stauffenberg-Schloss in Albstadt- Lautlingen Uhr: Grußworte Uhr: Prof. Dr. Wilfried Schöntag Der Konkurrenzkampf der Zollern und Hohenberger um die Herrschaft Sohalksburgim 13. Jahrhundert Uhr: Dr. Casimir Bumiller Das schalksburgische Jahrhundert«in der hohenzollerischen Geschichte Mittagspause Uhr Uhr Uhr: Dr. Stefan Uhl Zollernburgen im Mittelalter (Balingen, Schalksburg, Hirschberg) Uhr: Dr. Volker Trugenberger Der Erwerb der Herrschaft Schalksburg 1403 im Kontext der württembergischen Territorialpolitik Uhr: Dr. Otto H. Becker Die Herrschaft Schalksburg: Fortwirken einer Tradiüon im 19. und 20. Jahrhundert Konzeption, Organisation und Kontaktadressen: Stadtarchiv Balingen Charlottenstr, Balingen Tel / Da nur begrenzt Plätze zur Verfügung stehen, ist für die Teilnahme an der Vortragsveranstaltung im Stauffenberg-Schloss in Albstadt-Lautlingen am Samstag, , eine Anmeldung bei einer der oben genannten Adressen erforderlich. Um Antwort wird gebeten bis Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben. Es besteht die Möglichkeit, ein preisgünstiges Mittagessen (ca. 6 EUR) in der örtlichen Turnhalle einzunehmen. Es bewirten die örtlichen Vereine (Bitte um Anmeldung). III. Was sie im Schilde führten - Einführung in die Heraldik. Seminar des Hohenzollerischen Geschichtsvereins und des Staatsarchivs Sigmaringen in Verbindung mit dem Verein für Familien- und Wappenkunde in Würtemberg und Baden e.v. Freitag, 7. November, bis Uhr Seminarleitung: Dr. Otto H. Becker Telefonische Anmeldung nimmt das Sekretariat des Geschichtsvereins entgegen (Tel /580 oder 559). Unkostenbeitrag beträgt pro Person 10 Euro, für Mitglieder der angegebenen Vereine 5 Euro; wird erst vor der Veranstaltung kassiert. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Das Seminar wird im Frühjahr 2004 in Hechingen wiederholt. Kreisarchiv Zollernalbkreis Hirschbergstr Balingen Tel / gez. Dr. Otto Becker Vorsitzender V 36

37 Die Mitwirkung der Weißen Väter in der Seelsorge der Diözesen Freiburg und Rottenburg kann nicht hoch genug geschätzt werden. Oft war nur ein einziger Pater im Haus, um die Messe für die Bewohner zu halten. Die übrigen Patres waren an den Wochenenden unterwegs, zumeist mit dem Fahrrad, denn Autos und Motorräder waren Mangelware. Die Seelsorgetätigkeit führte die Patres bis in den Schwarzwald und ins Oberland. Diese Dienste verbanden die Weißen Väter praktischerweise mit der Werbung um Nachwuchs für ihr Missionshaus. Im»Dritten Reich«zählte das Missionshaus Schüler, was von den Weißen Vätern als»eine stattliche Zahl für die heutige Zeit«(Steim, S. 269) bezeichnet wurde. Mit allerlei Schikanen wie den häufigen und unangemeldeten Visitationen staaüicher Behörden betreffend die weltanschauliche Einstellung von Schülern und Lehrern, die Überprüfung der Kenntnisse der Schüler und der Lehrmethode der Patres, die Überprüfung der Hygiene im ganzen Haus etc. suchte man einen Grund, um diese Missionsschule schließen zu können; zumal die Weißen Väter sich in ihrer Arbeit hauptsächlich auf»nicht arische Rassen«konzentrierten. Mit Kriegsbeginn am f wurde die Schule am 4. September geschlossen, weil Flüchtlinge aus Baden im Gebäude untergebracht werden mussten. Dazu waren 110 Betten bereit zu stellen und für weitere 50 Mann Lagerstätten. Am 2f.f0.f939 hatte der letzte Flüchthng das Haus verlassen und am 30. Oktober begann der Schulbetrieb wieder, aber am 26. November erfuhr man, dass ab Ostern 1940 alle Missionsschulen schließen müssten. So reisten am 15. März 1940 alle Schüler in ihre Heimat zurück.»1940 erhielt das Missionshaus einen erdrückenden Steuerbescheid\ der rückwirkende Geltung bekam bis Sogar alle Lieferungen in die Missionen mußten mit fast einem Drittel ihres Wertes nachversteuert werden - ein Hieb gegen die christliche Caritas, der die Klöster an den Rand des Ruins bringen sollte«(steim, S. 273). Nachdem nun die Missionsschule zwangsweise nicht mehr existierte, wurde am 15. Okt das Haus für zwölf Jahre an die Sigmaringer Regierung vermietet. Als die Weißen Väter an diesem 15. Oktober ihr Haus verließen, war dies ein bitterer Abschied, manche glaubten für immer:»es ist nach menschlichem Ermessen die letzte [hl. Messe], die im Missionshaus gefeiert wird. Um 10 Uhr übertragen wir das Allerheiligste nach St. Anna. P. Nöker undp. Straub begleiten es mit brennender Kerze und Herr Ade geht mit brennender Latente voraus. Es ist ein schwerer Gang; eines tröstet uns, daß der Heiland mit uns in die Verbannung geht...«(chronik des Missionshauses zitiert nach Steim, S. 274). Die Weißen Väter hatten zuvor am 8. Oktober das Schönbucher- Haus gegenüber dem heutigen Hotel»Römer«gekauft, das aber zuerst für die neue Nutzung eingerichtet werden musste. Und so dauerte es bis zm 17. Febr bis der letzte Missionar ins Schönbucher-Haus gezogen war.»am 5. Juni 1941 wurde im ehemaligen Missionshaus die Lehrerinnenbildungsanstalt eröffnet. 96 Mädchen wurden erwartet, 68 kamen. Die aus der letzten Klasse der Volksschule kommenden Mädchen sollten in fünfjähriger Ausbildung zur Lehrerin geführt werden. [...] Die Schülerinnen stammten meist aus dem Rheinland und aus dem Saargebiet, aus Hohenzollern selbst kamen nur wenige. Baldsah man etwa50 von ihnen im Gottesdienst zu St. Anna. Dies wurde den Mädchen aber von der Direktion bald abgewöhnt; zuletzt wurden alle aufgeschrieben, die sonntags in die Kirche wollten«(steim, S. 275). Am 12. Febr musste diese Lehrerinnenbildungsanstalt dem Lazarett weichen, das Missionshaus war somit Filiale des Reservelazaretts Bad Imnau. Nach Kriegsende wurde das Missionshaus am 30. Okt wieder zurückgegeben und am 6. November 1945 begann wieder der behelfsmäßige Unterricht. Die rückläufigen Schülerzahlen in der Missionsschule, das als Progymnasium geführt wurde, zwangen zu weit reichenden Konsequenzen zu Beginn der 60-iger-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Das bis dahin nur vierklassige städtische Haigerlocher Progymnasium, das 1954 gegründet worden war, war ebenfalls in seinem Bestand stark gefährdet. Die vom Landtag 1958 beschlossene Empfehlung zur Auflösung kleiner Progymnasien konnte nur durch den Widerstand Haigerlochs und der umliegenden Dörfer verhindert werden. So erfolgte zu Beginn des Schuljahres 1962/63 (nach Ostern) die Aufnahme der Schüler des Missionshauses ins öffentliche Progymnasium, wodurch das private Progymnasium der Weißen Väter aufhörte zu bestehen. Die Schülerzahl des Progymnasiums nahm um etwa ein Drittel zu, so dass der Bestand dieser Schule als gesichert gelten konnte. Einige der Weißen Väter erteilten nun am Progymnasium Unterricht. Da die Räumlichkeiten des städtischen Progymnasiums zu diesem Zeitpunkt sehr unzureichend waren, erhielten die Schüler auch Unterricht in Räumlichkeiten des Missionshauses. Mit der Fertigstellung des Schulneubaus 1965 endete das Provisorium, die Schule war in einem Gebäude untergebracht. In Haigerloch konnte man jetzt auch die Mittlere Reife erlangen. Die Zahl der Missionsschüler verringerte sich weiterhin, so dass 1971 diese ihre Pforten schloss. Die Missionsschule hatte von 1903 bis 1971 insgesamt 1951 Schüler ausgebildet, von denen 186 Priester und Missionare der Weißen Väter wurden, darunter zwei Bischöfe. Weltpriester wurden 48, acht wurden Bruder- Missionare der Weißen Väter und acht Mitglieder in andern Orden.»Dass hier keine Missionsschüler mehr ausgebildet werden, ist doch darauf zurückzuführen, dass wir unsere Aufgabe, Afrika zu missionieren, erfüllt haben«, so äußerte sich der jetzige Superior Pater Andreas Edele, aus Stetten bei Haigerloch gebürtig, im Schwarzwälder Boten vom Denn 90 Prozent der von den Weißen Vätern ausgebildeten Missionare sind inzwischen Afrikaner. Pater Edele gehörte zu den ersten Missionsschülern, die im November 1945 wieder in Haigerloch unterrichtet werden konnten. Er machte 1953 im Gymnasium zu Großkrotzenburg bei Hanau das Abitur, die Priesterweihe erfolgte 1959, der erste Afrikaeinsatz i960, für drei Jahre in Malavi. Der Missionar wirkte 15 Jahre in Lusaka, der Hauptstadt von Sambia, und von 1986 bis 1999 wieder in Malawi. Im selben Jahr wurde Pater Edele in Trier Superior und diese Funktion führt er seit April 2003 im Haigerlocher Missionshaus aus. Die Haushaltsführung erfolgt seit Juni dieses Jahres durch weltliche Kräfte, unterstützt von zwei Schwestern vom Marianischen Missionsbund Haigerloch. Im Missionshaus wohnen zur Zeit sieben Patres und sechs Brüder, wobei die jüngsten alle Jahrgang 1934 sind.»in den Pfarreien um Haigerloch ist die Aushilfe der WeiJSen Väter heiß begehrt. Priestermangel und immer größere Seelsorgeeinheiten führen dazu, dass regelmäßig Gottesdienste in und. um Haigerloch nur mit Hilfe der WeiJSen Väter gewährleistet werden können. Die Aufgaben haben sich verlagert und das Missionshaus 37

38 Foto: Weiße Väter in Haigertoch. Pater Rudi Pint, Provimiat der Afrikamissionare in Deutschland in Köln, weihte das aufs. 34 zu sehende Afrikazeichen ein. geht mit der Zeit. Heilte ist der Bedaiffür einen Altersruhesitz für ehemalige Missionare und ein Pflegeheim für Gebrechliche groß. Haigerloch hat für die Aufnahme Pflegbedürftiger die besten Voraussetzungen unter den Häusern der Weißen Väter, erklärte Pater Edele«(SB). Afrika lässt die Missionare trotz ihres Ruhestandes, der eigentlich gar keiner ist solange die Gesundheit es erlaubt, nie los; ihr Herz schlägt für diesen Kontinent. Dort haben sie trotz aller Probleme gerne gewirkt, getragen von der Herzlichkeit, Bescheidenheit und Begeisterungsfähigkeit der Menschen. Verglichen damit ist das»religionsgeschäft«bei uns doch mühseliger. Die Einwohner von Haigerloch und Umgebung wissen die Mithilfe der Weißen Väter zu schätzen und halten sich mit Spenden nicht zurück.»die Weißen Väter gehören in Haigerloch dazu«(sb). * Die folgenden Ausführungen stützen sich zum überwiegenden Teil auf: Stadt Haigerloch (Hrsg.), Karl Werner Steim, Haigerloch in preußischer Zeit ( ), Haigerloch Darin auf S das Kapitel»Missionshaus und Missionsschule der Weißen Väter«. Berücksichtigung fand auch: Birgit Fechter,»Die Aufgabe, Afrika zu missionieren, ist erfüllt«. In: Schwarzwälder Bote (SB) vom Samstag, , Wochenend-Journal Nr. 24. ANDREAS ZEKORN Die Hohenzollerische Heimat durch Register erschlossen Endlich hegen sie vor, die Register zur Hohenzollerischen Heimat. Mit diesen Registern ist die Hohenzollerische Heimat der Jahrgänge 1951 bis 2000 erschlossen, und die einzelnen Beiträge sind rasch auffindbar und zugänglich. Bisher war es unter Umständen sehr mühsam, besümmte Artikel, die in der Hohenzollerischen Heimat erschienen, zu finden. Gegebenenfalls mussten die Jahresregister durchgearbeitet werden oder gar die einzelnen Ausgaben der Zeitschrift selbst. Diese Sucharbeit hat nun ein Ende. Autoren-, Personen-, Orts- und Sachregister liegen vor und das wahlweise: in Papierform oder als Datei. Die Herausgabe der Register hat eine eigene Geschichte: Die Register der Hohenzollerischen Heimat für die Jahrgänge 1951 bis 1988 fertigte Dr. Casimir Bumiller in Zusammenhang mit der Bearbeitung seiner Dissertation an, d.h. zum persönlichen Gebrauch. Es handelt sich dabei um vier Register: Im Autorenregister werden neben den Autorennamen die Titel der von ihnen verfassten Beiträge aufgeführt. Es sind jedoch nicht alle in der Hohenzollerischen Heimat erschienenen Beiträge berücksichtigt, so fehlen manche Nachrufe und die»kleinen Mitteilungen«. Im Personen- und Ortsregister finden sich Personen- und Ortsnamen in Auswahl. Aufgeführt sind in der Regel nur die Personenund Ortsnamen, die in den Titeln der einzelnen Beiträge aufgeführt sind. Die in den jeweiligen Texten enthaltenen Personen- und Ortsnamen konnten mit wenigen Ausnahmen jedoch nicht berücksichtigt werden. Im Sachregister sind Beiträge zu ausgewählten Sachbegriffen aufgeführt. Nach der Drucklegung seiner Dissertation»Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter«, die in der Reihe Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns als Band 14 im Jahre 1990 erschien, übergab Dr. Bumiller seine auf Karteikarten handschriftlich erstellten Register dem Hohenzollerischen Geschichtsverein e.v. Der damalige Vorsitzende Dr. Wilfried Schöntag ließ die Karteikarten in ein maschinenschriftliches Manuskript 38

39 übertragen. Das Vorhaben, das Manuskript zu veröffentlichen, musste in der Folgezeit vor allem aus finanziellen Gründen immer wieder aufgeschoben werden. Erst 2001 kam neuerlich Bewegung in die Angelegenheit. Das Manuskript wurde eingescannt, um es in elektronischer Dateiform weiter bearbeiten zu können. Die alte maschinenschriftliche musste daraufhin mit der neuen, elektronischen Version abgeglichen werden. Teilweise erfolgten auch Überprüfungen und Ergänzungen in der Hohenzollerischen Heimat selbst. Am Korrekturlesen beteiligten sich Dr. Otto H. Becker, Dr. Herbert Burkarth, Thomas Jauch und der Verfasser des vorhegenden Beitrags. Letzterer übernahm den Übertrag der Korrekturen in die Textdateien. Von ihm wurde auch die Endredaktion durchgeführt. Während des Korrekturgangs erklärte sich Helmut Göggel, Schriftführer des Hohenzollerischen Geschichtsvereins, dankenswerterweise bereit, das Register für die Jahre 1989 bis 2000 fortzuführen. Auch er gliederte das Register in ein Autoren-, Personen-, Ortsund Sachregister. Die Register wurden in unterschiedlicher Form elektronisch erfasst. Dies bedingte verschiedene Textformate und damit eine unterschiedliche Erscheinungsform der einzelnen Teile. Eine komplette Vereinheitlichung war mit einem vertretbaren Zeitaufwand nicht möglich. Da die Register zudem von zwei Bearbeitern erstellt wurden, sind sie auch aus diesem Grunde teilweise uneinheitlich. Weitere Arbeiten an den Registern hätten deren Publikation erheblich verzögert, so dass eine Herausgabe der Register in der vorhegenden Form trotz kleinerer Mängel und möglicher Fehler, die sich trotz sorgfältiger Bearbeitung und Korrekturarbeiten eingeschlichen haben mögen, sinnvoll und vertretbar erschien. Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang nochmals auf die Auflistung der Beiträge in der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte im Internet unter der Adresse: http,// p lges/zfhm/zfhm.html. Ferner sei auf die Landesbibliograhie (http,// bawue/lanbib.html) verwiesen, in welcher die in der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte und in der Hohenzollerischen Heimat erschienen Beiträge ab 1986 recherchierbar sind. Bezug der Register Die Register stehen sowohl als Ausdruck wie auch in Form einer Datei im Format»Word«zur Verfügung. Sie können über die Geschäftsstelle des Hohenzollerischen Geschichtsvereins bezogen werden: Hohenzollerischer Geschichtsverein Karlstr Sigmaringen Tel.: / Bezugspreise: Als Datei auf Diskette: 2,50 EUR (zuzüglich Versandkosten: 1,50 EUR) In Papierform (mit Spiralbindung): 12,30 EUR (zuzügl. Versandkosten 1,50 EUR) WOLFGANG WENZEL (Forstsetzung von Heft 2/2003) Weshalb die Hohenzollernbahn in Dettingen ihren Anfang hat 125 Jahre Balingen - Ebingen - Sigmaringen Alsbald zeichnete sich jedoch ab, daß die Königlich preußische Regierung in den an die Zulassung einer Hechinger Zweigbahn geknüpften Voraussetzungen weiterhin eine unannehmbare Beschränkung wesentlicher Rechte ihrer Landeshoheit sehen und sich allenfalls bereit finden würde, für eine bestimmte Zeit auf den Bau einer (direkten) Bahn von Hechingen nach Sigmaringen (gemeint war die Linie durch das Killer-, Vehla- und Laucherttal) zu verzichten, falls Württemberg sich verpflichtete, in einer bestimmten kurzen Zeit allein oder gemeinschaftlich mit Preußen (im letzten Fall jeder in seinem Lande) nach Sigmaringen zu bauen. Doch noch ein weiterer Hauptpunkt harrte einer Lösung: Während nach der Absicht der württembergischen Stände eine für württembergische Rechnung auf hohenzollernschem Gebiet zu erbauende Bahn für alle Zeiten im Eigentum des württembergischen Staats bleiben sollte, sah sich die preußische Regierung im Hinblick auf eine entsprechende Bestimmung in 42 des Gesetzes über die Eisenbahnunternehmungen vom gebunden, sich ein Rück- bzw. Ankaufsrecht vorzubehalten. Nachdem die Bezirke des württembergischen Oberneckartals immer ungestümer auf beschleunigten Weiterbau der oberen Neckarbahn drängten, fand sich die württembergische Regierung mit königlicher Genehmigung vom immerhin endlich bereit, die näheren Verhandlungen über die fragliche Eisenbahnangelegenheit im Wege der kommissarischen Verhandlungen durch Fachmänner zu pflegen, welche in der ersten Junihälfte 1863 in Berlin zwischen dem Vorstand der Eisenbahnbau-Commission, Oberfinanzrath von Schwarz und dem Königlichen Gesandten in Berlin Staatsrat Graf von Linden auf württembergischer Seite einerseits und dem Geheimen Oberregierungsrat Wolf auf preußischer Seite geführt wurden. Dabei gelang es einen ersten Vertragsentwurf zu formulieren und ad referendum zu nehmen. Anfang März 1864 nahm der K. preußische Verhandlungskommissar eine ihm aufgetragene Reise an den Rhein zum Anlaß, um in Stuttgart mit von Schwarz und dem Referenten im Außenministerium, dem Grafen von Zeppehn, über die noch schwebenden Punkte zu verhandeln. Den dabei überarbeiteten Vertragsentwurf fanden auch die Leiter des Finanz- und des Außenministeriums im Allgemeinen als zur Annahme geeignet. Nach Art. 2 des Vertragsentwurfs hätte Württemberg die Verpflichtung übernommen, den Bau der Eisenbahn von Tübingen über Hechingen nach Balingen und von Sigmaringen über Scheer zur oberschwäbischen Eisenbahn auf ihre alleinigen Kosten zur Ausführung zu bringen und bis spätestens 1867 bzw dem Betrieb zu übergeben. Nach Art. 1 39

40 Foto: Ewald, Mattausch (f), Sigmaringen. Der frühen Nachkriegszeit zuzuordnen ist diese Aufnahme eines Sigmaringen verlassenden Zuges der Zolkrnbahn. Noch viele Jahre ergab sich diese unverbaute Aussicht aufbahn, Sägebriicke und Schloß. hätte Preußen der Württembergischen Regierung darüber hinaus, wiederum für deren alleinige Rechnung, die Führung einer Eisenbahn von Bahngen über Ebingen nach Sigmaringen und von Horb durch das Neckartal nach Sulz gestattet. Auch wenn danach die Jubiläumsstrecke Balingen - Ebingen - Sigmaringen nur fakultativ auszuführen sein würde, schien der Weg zur Verbindung der beiden Hauptorte der Hohenzollernschen Lande - Hechingen und Sigmaringen - geebnet. Denn gemäß Art. 10 des Vertragsentwurfs behielt sich Preußen das Recht vor, innerhalb seines Gebiets an die württembergischen Eisenbahnen andere Bahnen anzuschließen, beziehungsweise darüber wegzuführen. Zwar wollte sich Preußen bis zum Schlüsse des Jahres 1894 einer Selbstbeschränkung unterwerfen, sollte Württemberg bis zum Ende und Do- Foto: Ewald Mattausch ( f), Sigmaringen. Zwischen Inzigkofen undlaiz bot sich früher dieser beeindruckende Blick aufhohenzoüembahn nautalstrafo. Leider wurde der Tunnel am Gespaltenen Felsen im Zuge des Strqßenausbaues im Frühjahr 1966 entfernt, 40

41 des Jahres 1880 eine Eisenbahn von Balingen über Ebingen nach Sigmaringen dem Betriebe eröffnet haben; doch folgte hieraus im Gegenschluß, daß Preußen dann, wenn Württemberg die Bahn nicht innerhalb der bestimmten Frist ausführte, die Städteverbindung unter Anschluß an das württembergische Eisenbahnnetz in Hechingen und Sigmaringen auf eigenem Gebiet, dann also vorzugsweise durch das Killer- Vehla- und Laucherttal herstellen würde. Die Frage der Eigentumsverhältnisse hatte in Art. 22 des Vertragsentwurfs eine Lösung dahin erfahren, daß der Preußischen Regierung für die auf ihrem Gebiet liegenden Strecken nach Verlauf von dreißig Jahren nach Eröffnung des Betriebes in Folge einer mindestens drei Jahre vorher zu machenden Ankündigung gegen Erstattung des Anlagekapitals ein Erwerbsrecht eingeräumt wurde. Im übrigen wurde Tübingen als Anschlußpunkt zugestanden, der im Hinblick auf die Steinlachtalgemeinden durchaus mit einem württembergischen Interesse zu vereinbaren war. Naturgemäß konnte sich die württembergische Seite nicht in allen Detailfragen durchsetzen, ja trugen diese eher die Handschrift Preußens. Diese sollten jedoch nach Ansicht der Leiter der Ministerii kein Hindernis sein, die Verhandlungen nunmehr zu einem Abschluß zu bringen. Das Gutachten des Geheimen Rats, auf Geheiß des Königs zu dem Anbringen der Departmentchefs erstattet, versetzte den Erwartungen auf einen nunmehrigen Abschluß der sich bereits so lange hinziehenden Angelegenheit jedoch einen unerwarteten Dämpfer. Neuere Terrainuntersuchungen, die etwas günstigere Neigungsverhältnisse für einen Schienenweg über die Horber Höhe ergaben, ließen noch einmal die Frage hervortreten, ob es die Durchschneidung des preußischen Gebiets im Neckartal rechtfertigen lasse, die Ausführung weiterer Bahnen zu übernehmen, deren Aufwand bis gegen 20 Millionen Gulden, ohne die fakultative Strecke Bahngen - Sigmaringen immer noch bis gegen f2 Mülionen Gulden veranschlagt wurde. Die Vorteile der Tallinie waren zwar weiterhin ins Auge springend; es trat jedoch der Gesichtspunkt hinzu, daß auch Freudenstadt einen Anschluß an das Eisenbahnnetz anstrebte und dieses Anbringen als berechtigt anerkannt wurde. Für den Ubergang nach Freudenstadt mußte aber das Teilstück über die Horber Höhe bis in den Raum Schopfloch ohnehin ausgeführt werden. Der ausscheidbare Mehraufwand der Schopflocher»Bergbahn«gegenüber der Tallinie hätte sich - so gesehen - auf weniger als Gulden relativiert. Das Mißverhältnis zu dem vertraglichen Aufwand fand um so mehr Anstand, als die Einbeziehung Tuttlingens in das Eisenbahnnetz, namenthch unter Verknüpfung mit den badischen Linien, weiterhin ungelöst war. Es sollte deshalb die Ausführung der württembergischen Donautallinie von deren Weiterführung über Tuttlingen und bis an die badische Bahn Singen - Donaueschingen abhängig gemacht werden (womit gleichzeitig die Weiterführung der Oberneckartalbahn von Tuttlingen erreicht würde), die Ausführung jener Bahn also erst innerhalb bestimmter Zeitfrist erfolgen, nachdem die Fortführung dieser gesichert sei. Ohne daß dieses im Vertrag ausdrücklich anzusprechen wäre, sollte Preußen im eigenen Interesse gehalten sein, gegenüber der großherzoglichen Regierung auf den Anschluß Tuttlingen - Immendingen hinzuwirken. Mit Dekret vom wies der König die Ministerien der Finanzen und des Auswärtigen deshalb zu entsprechenden weiteren Verhandlungen an. Deren Lage war infolgedessen keine einfache. Es war fast fast zwangsläufig, daß es auf preußischer Seite Mißfallen begegnen mußte, wenn, nachdem die bevollmächtigten Kommissare ein doch fast vollkommenes Einverständnis erzielt hatten, quasi in letzter Stunde und erstmals der Bau der Eisenbahn von Sigmaringen an die oberschwäbische Bahn an eine Bedingung geknüpft wurde, deren Erfüllung überdies nicht ausschließlich vom preußischen Willen abhängig war. In einer Vorbesprechung mit den preußischen Unterhändlern vom wurde deshalb zunächst vorgefühlt, welche Aufnahme die von württembergischer Seite gewünschte Änderung an dem Vertragsentwurf voraussichtlich finden würde, und nach Lösungsmöglichkeiten gesucht. Noch bevor eine offizielle Note an die Preußische Regierung gelangte, trat ein Wechsel in der Person des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten ein. Dem neuen Departementchef - Varnbüler - wurde durch Königliche Verordnung vom 21. f 0. f 864 zugleich die ausschließliche Leitung der Verkehrsanstalten und damit auch des Eisenbahnwesens übertragen. Dieser verfügte gegenüber dem Königlich württembergischen Gesandten in Berlin nicht nur, die Verhandlungen im status quo zu halten, sondern darüber hinaus, aufs Sorgfältigste zu vermeiden, daß die württembergischen(l) Wünsche pure angenommen würden. Unter dem ließ er dem Königlich Preußischen Minister-Präsidenten durch den Königlich Württembergischen Gesandten Graf Linden endlich die dort lange erwartete Stellungnahme zu dem letzten Vertragsentwurf übermitteln. Darin ließ er wissen, daß die Königlich Württembergische Regierung in Ausarbeitung eines Systems begriffen sei, nach welchem der Eisenbahnbau in Württemberg im Laufe der nächsten Finanzperioden zu erfolgen hätte. Und weiter: Ob und wiefern die nach den Bestimmungen jenes Vertrags--Entwurfs von Württemberg zu erbauenden Eisenbahnen in diesem System eine Stelle finden können, vermag die K. Regierung der Zeit nicht zu ermessen und hält sie daher für ihre Pflicht, den Ergebnissen der seitherigen Verhandlungen mit Preußen gegenüber ihre freie Entschließung ausdrücklich zu wahren. Zwar wurde angefügt, daß die württembergische Regierung nicht einen Standpunkt einnehmen wolle, welche der Herstellung von Eisenbahnverbindungen mit Hohenzollern entgegen wäre. Alle diplomatischen Umschreibungen änderten jedoch nichts an der Tatsache, daß die Verhandlungen vorläufig abgebrochen waren und auf längere Sicht gescheitert schienen. Die Depesche sorgte jedenfalls in den Hohenzollernschen Landen für erhebliche Beunruhigung, wo der Name des Hechinger Staatsanwalts und späteren langjahrigen Vorsitzenden des Hohenzollerischen Kommunallandtags und Landesausschusses Evelt hervorzuheben ist, der sich nach dem Weggang des Sigmaringer Regierungspräsidenten Seydel am leidenschaftlichsten für die Eisenbahninteressen der preußischen Provinz einsetzte. Varnbüler sah, wie ein Bericht Varnbülers an den König vom November 1864 deutlich macht, in einer Bahn von Tübingen über Hechingen, Balingen, Ebingen und Sigmaringen allerdings weiterhin das Teilstück einer Hauptroute(l) von dem Westen und Nordwesten des Landes (Pforzheim, Bruchsal) nach der südöstlichen Spitze des württembergischen Gebiets (Isny). Andererseits plädierte er in Bezug auf eine württembergische Schwarzwaldbahn zwischen Nagold und Oberndorf hinsichtlich des Übergangs aus dem Nagoldin das Neckartal, daß die Linie durch das Glatttal nach Röthelhof bei Sulz, also unter Umgehung des preußischen Gebiets zu wählen sei. Anders als bei der Fortsetzung der oberen Neckarbahn stellte sich 41

42 Foto: Erwin Pfeifer, Inzigkofen. Im Bereich der Schmeiemiindung unterquert ein Reisezug der ZoUembahn den im Jahre 1963 errichteten Viadukt der Donautalstrajüe. Im Aufnahmejahr 1970 dominierten noch die Dampflokomotiven im Zugverkehr. für diese andere projektierte Linie nicht das Problem verlorener" Steigungen, sondern stellten sich die Verhältnisse wenig verschieden, u. U. sogar günstiger dar, wie wenn der Abstieg in der Richtung nach Horb unternommen worden wäre. Käme aber eine Schwarzwaldstammbahn Stuttgart - Calw - Nagold - Oberndorf - Rottweil unter Benützung des Glattais zustande, wäre also mit dieser ein Schritt zur Umgehung der hohenzollernschen Lande gemacht, so würde die Verhandlungsposition Württembergs gegenüber Preußen gestärkt werden. Varnbüler ließ es demnach für geraten erscheinen, die Verhandlungen mit Preußen zurückzustellen und sofort die Verhandlungen mit der Großherzoglich Badischen Regierung wiederanzuknüpfen, um für die projektierten Bahnen im württembergischen Schwarzwaldkreis endlich den Anschluß an das badische Eisenbahnnetz bei Tuttlingen, und zwar, wie er hoffte, gegen Gewährung des Anschlusses einer badischen (Radolfzell - Meßkircher) Bahn bei Mengen zu gewinnen. Baden war zu dem von ihm lange verweigerten Anschluß nunmehr bereit, um nicht länger die Fortsetzung der eigenen Seekreislinie in der Richtung gegen die oberschwäbische Bahn zu blockieren, jedoch nur, wenn die zu erbauende Meßkirch - Sigmaringer Bahn auch eine Fortsetzung in nördlicher Richtung gegen Tübingen erhielte. Damit war freilich der Weg für eine angesichts mehrjähriger Verhandlungen rasche und im Hinblick auf die noch junge, sich wie eine Absage lesende Note an die preußische Regierung, fast überraschende Einigung der drei beteiligten Regierungen aufgezeigt: Württemberg verständigte sich im Vertrag vom mit Baden über die in Frage stehenden Anschlüsse, wobei lediglich die Verbindung Tuttlingens mit Sigmaringen bzw. Meßkirch nicht durchgesetzt werden konnte, infolge des Anschlusses Tuttlingens an die Singen - Donaueschinger Bahn in Immendingen aber verschmerzt werden konnte. Die Verständigung war noch durch eine solche mit der preußischen Regierung aufschiebend bedingt, die aber zu diesem Zeitpunkt unmittelbar bevorstand, nachdem etwa zeitgleich die preußischen Verhandlungskommissare (neben dem Geheimen Oberregierungsrat Wolf der wirkliche Legationsrat Jordan) bereits nach Karlsruhe abgesandt worden waren, die dort am eintrafen. Die Stadt Karlsruhe war gewählt worden, weil dort die württembergischen Unterhändler sich bereits aufhielten bzw. zu dem Zeitpunkt, in dem der Verhandlungsort von Württemberg angeregt wurde, für die andauernden Verhandlungen mit Baden jedenfalls noch benötigt wurden. Die erneuten Verhandlungen mündeten in den Staatsvertrag vom , der auch die verfassungsmäßig erforderliche Zustimmung der Stände fand und am durch Austausch der entsprechenden Urkunden zu Berlin ratifiziert wurde. Preußen gestattete danach die Führung einer Eisenbahn von Horb durch das Neckartal nach Sulz, Württemberg verpflichtete sich nunmehr, was die hier interessierende Jubiläumshnie anlangt, nicht nur die Strecken Tübingen - Hechingen bis spätestens Ende 1869, die Strecke Hechingen - Balingen bis spätestens Ende 1873, sondern obligatorisch auch endlich die Bahn von Balingen über Ebingen nach Sigmaringen spätestens Ende 1880 dem Betriebe zu eröffnen (Art. 1,2). Die Könighch Württembergische Regierung wurde berechtigt, den Anschluß einer die Frequenz der Bahn von Hechingen über Balingen und Ebingen nach Sigmaringen führen- 42

43 den Bahn auch innerhalb des Königlich Preußischen Gebiets bis zum Schlüsse des Jahres 1899 zu versagen (Art. 9). Württembergischerseits glaubte man - im Ergebnis zu Recht - die Besorgnisse einer preußischen Konkurrenzbahn hintanstellen zu können, wenngleich man sich darin irrte, wenn man die Verwirklichung einer»hohenzollerischen Landesbahn«, die wie wir wissen später tatsächlich gebaut wurde, als unrealistisch einstufte, wenn erst einmal über Ebingen gebaut sein würde. Hinsichtlich des Erwerbsrechts der auf ihrem Gebiet hergestellten Bahnstrecke verbheb es zwar im Grundsatz bei der in dem letzten Vertragsentwurf vorgesehenen Regelung, jedoch mit der Maßgabe, daß der Zeitraum von 30 Jahren für jede der Bahnen von Ende 1880 an zu rechnen sei und ihm für alle Bahnstrecken das Dreifache derjenigen Zeit zugerechnet werde, um welche die Bahnen vor Ablauf der festgesetzten Baufristen dem Betrieb übergeben würde (Art. 21). Praktische Bedeutung erlangte die Vorschrift indessen nicht, zumal die nicht zusammenhängenden Teilstrecken auf preußischem Gebiet eine vernünftige Betriebsführung unter preußischer Verwaltung nicht zuließen und sich die Vertragsstaaten deshalb auch darauf verständigt hatten, daß der Betrieb in jedem Fall ein einheitlicher bleiben sollte. isierung der württembergischen Schwarzwald- oberschwäbischen und Bodenseebahnen in der Hand Württembergs herbeizuführen, die einen gesteigerten Einfluß auf die Anschlußbahnen des anderen in Rede stehenden Nachbarlandes, Baden, und damit des oberländischen Eisenbahnnetzes insgesamt erwarten ließ. Im Ergebnis war damit der Einsicht zum Durchbruch verholfen, daß die partikularischen Länderinteressen zwar vielleicht eine Reihe von mehr oder weniger vielen Jahren, nicht aber auf Dauer die Hohenzollernschen Lande als schienenlose Insel vom Anschluß an das Eisenbahnnetz der Nachbarstaaten ausschließen konnten. 125 Jahre nach Eröffnung der Hohenzollernbahn ist es möglich, mit modernen Neigetechnikzügen umsteigefrei von Stuttgart über Tübingen, Sigmaringen und Aulendorf nach Ulm zu gelangen. Daß diese Route nur wenig von derjenigen Route abweicht, die der Fürstlich Geheimen Konferenz bereits im Jahre 1842 vorschwebte, beweist sicherlich nicht die Berechtigung des seinerzeit der württembergischen Regierung gemachten Vorschlags, haben die Verbindungen doch nur für den Zwischenortsverkehr, nicht aber für den Durchgangsreisenden Bedeutung. Es ist dies ein Kuriosum der Geschichte ähnlich dem, daß die Zollernbahn, geschichtlich betrachtet, in Dettingen ihren Ausgang genommen hat. Wenn ursprünglich an die Gestattung der Durchführung der Oberneckarbahn durch die preußische Talstrecke zwischen Horb und Sulz nur die einfache Bedingung geknüpft worden war, einer hohenzollern'sehen Bahn den Anschluß an die Oberneckarbahn auf württembergischen Gebiet zu gestatten, wobei zunächst nicht daran gedacht war, die Forderung zu stellen, daß Württemberg diese Anschlußbahn auf eigene Kosten herstellen solle, wurden so, wie die Eisenbahn-Direktion in einer Stellungnanme an das Finanzministerium vom zu dem ersten Vertragsentwurf bereits vorausschauend, wenn auch vielleicht etwas überspitzt beschrieb, die volkswirtschaftlich insgesamt noch relativ wenig entwickelten hohenzollern schen Landesteile, und zwar auf maßgebliches Betreiben der Württembergischen Regierung und ihrer Stände selbst, mit einem Bahnsystem ausgestattet, wie nur wenige Teile des eigenen württembergischen Landes. Die für die Entwicklung eines Eisenbahnnetzes scheinbar hinderliche territoriale Lage der Hohenzollern'sehen Lande hatte sich im Ergebnis als Segen erwiesen, weil sie umgekehrt bedingte, daß das Nachbarland - eine Besonderheit Württembergs - durch den langen Streifen preußischen Gebiets nicht nur bezüglich seiner Eisenbahnverbindungen nach außen, sondern gewissermaßen auch im Innern von einem Nachbarstaat abhängig war. Doch würde die Einschätzung fehlgehen, Württemberg sei demnach als verlierender Teil der Vertragsverhandlungen anzusehen. Durch das Hereinziehen der Hohenzollernschen Lande gelang es, wie der Gesandte Graf Linden in Befürwortung der Vereinbarung mit Preußen unter dem bemerkte, die Hohenzollernschen Lande als integrierende Theile dem württembergischen Verkehr und Eisenbahn-System einzuverleiben, und durch die Gewinnung der Eisenbahnen des Zwischenlandes eine Zentral- Quellennachweise und Literatur: HStA Stuttgart Bestand E 40/57 Büschel 143,199, 336 StA Sigmaringen Bestand Ho 235 Tb. 11 Abt. 1 Sectio V Bd. 721 StA Sigmaringen Bestand Ho 235 Tb. 3, Bd. 368, 369, 371 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Bestände III. HA MdA II 7603, 7604 Protokolle der Verhandlungen der Württembergischen Kammer der Abgeordneten Evelt, FÜegende Blätter zur Beleuchtung des Eisenbahn-Projektes Tübingen - Hechingen - Bahngen - Ebingen - Sigmaringen, Hechingen 1863 Otto Supper, Die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Königreich Württemberg, Stuttgart 1895, Nachdruck 1981 Eugen Hahn, Die Territorialpohtik der süddeutschen Staaten Baden, Bayern und Württemberg und ihr Einfluß auf die Verkehrsleitung und die Linienführung der Verkehrswege, insbesondere der Eisenbahnen, Diss

44 CHRISTIAN H. FREITAG»Gaßner gegen Ganter«Eine Hohenfelser»Bürgerinitiative«von kaufte der Landkomtur des Deutschen Ordens in Altshausen die Herrschaft Hohenfels. Neben dem Schloss gingen so die umliegenden Wälder, Höfe und Dörfer mit Land und Leuten in den Besitz der Ordensprovinz»Elsass/Burgund«über. (1) 1806 kam es zu einer territorialen Neuordnung in Deutschland a la Napoleon. Für Hohenfels bedeutete dies, dass der Deutsche Orden enteignet und sein Besitz an das dem Franzosenkaiser zuneigende Fürstentum Hohenzollem-Sigmaringen überging. 300 Jahre saßen nun deutschordenthche Verwalter im Range von Obervögten auf dem Hohenfelser Schloss. Sie nahmen den Leibeigenen den Treueeid auf die Herrschaft ab, sprachen Recht nach Deutschherrenart und kümmerten sich um die Eintreibung von landesherrlichen Abgaben, vor allem des Zehnten. Die jeweiligen Obervögte waren - je nachdem wie milde oder rücksichtslos sie ihr Amt ausführten - natürlich mehr oder weniger populär bei den Hohenfelser Untertanen. Angesichts von Armut und Abgabenlast staute sich über die Jahre und Generationen zunehmend Wut und Verzweiflung auf. Gegen Ende des f8. Jahrhunderts kam es in Frankreich zur Revolution und im Gefolge zu langjährigen kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa - von denen auch Hohenfels nicht verschont blieb. Truppeneinquartierungen, Plünderungen, Hunger und Krankheiten setzten der Hohenfelser Bevölkerung arg zu. (2) Erschwerend kam hinzu, dass in diesen schwierigen Zeiten mit Obervogt Philipp Ganter seit 1799 ein besonders rigider, ja zänkischer Deutschordens-Beamter in Hohenfels waltete. Vom neuen Landesfürsten erhofften sich viele Hohenfelser positive Veränderungen und sandten ihm ein vom Liggersdorfer Pfarrer Stengele und Lehrer Wucherer aufgesetztes Schreiben, das in der Form noch ganz dem Stil der alten Zeit entsprach:»durchlauchtester Fürst Gnädigster Landes-Herr! Die ewige Führsehung hatt unter das Szepter euer Hochfürstlichen Durchlaucht uns Unterthanen der Herrschaft Hohenfels göttlich gütig untersetzt durch welch heiligste Leitung wir nicht nur den Guten, Gerechten und Huldvollen Fürsten sondern den mit Vater-Liebe und Milde beseelten Landes-Vater der die Unterthanen wie seine Kinder mit inigster Vater-Liebe umschlingt - zur Ruhe und Schutz unser erhalten haben.«soweit so huldig. Gleichzeitig und überaus geschickt brachten die über 40 Hohenfelser Unterzeichner dann aber ihre Beschwerden gegen Obervogt Ganter vor: sein»rohes, wildartiges Auffahren«, die von ihm vorgenommenen»bestrafungen nach Willkür und Leidenschaften«, seine»anmaßungen und Einmengungen in \-fktge: Lanaesmuseum Karisruoe [?). xepro: Lauterwas<*r, uoerttngen. Scmoss Hohenfels (Aquarell, Mitte i9.fi>)- 44

45 Familienangelegenheiten«, seine»sinnwidrigen Auslegungen oder Zurückhaltung«von herrschaftlichen Befehlen und gar die Fälschung von Protokollen. Frosch und keinen Laut dürfe er mehr von sich hören lassen«. Er (Ganter) sei»herr zu Hohenfels«, und»es müsse geschehen, was er wolle«. (3) Bemerkenswert, dass Untertanen, die bisher allenfalls hinter vorgehaltener Hand ihren Unmut geäußert hatten, jetzt offen Unterschriften sammelten und für ihre Interessen eintraten. Heute würde man wohl von einer»bürgerinitiative«sprechen. In solchem ersten, öffentlichen Aufbegehren darf man wohl auch Keimzellen sehen für die Revolution von 1848, in der demokratische Grundrechte allgemein eingefordert wurden. Die Fürsthch Sigmaringische Kommission kam nach mehreren Verhandlungswochen zu dem Schluss, dass die gegen Ganter vorgebrachten Anschuldigungen berechtigt seien. Wer nun meint, Ganter sei in hohem Bogen aus dem hohenzollerischen Staatsdienst geflogen, irrt: zum Jahresende 1807 wurde er zum»hofkammerrath«befördert und als Rentmeister nach Haigerloch versetzt. Nun - immerhin: die Hohenfelser waren ihren Ganter los! Obervogt Ganter versuchte zwar hinter den Kuhssen in Sigmaringen die von den Hohenfelsern erbetene Untersuchung seiner Amtsführung zu verhindern. Ohne Erfolg: ab Juli 1807 fand in Kloster Wald die öffentliche Anhörung von Ganter-Geschädigten statt. Anzumerken bleibt, dass Ganter auch in seinem neuen Wirkungsbereich nicht anders konnte. Bald schon eckte er auch hier an - eine weitere»disziplinar-akte betr. Ganter«musste angelegt werden... Über sechzig aus dem Hohenfelser Land kommende Zeugen gaben Einzelheiten zu Protokoll. So wurde z.b. berichtet, wie Ganter Strafen ausgesprochen habe, die er zu seinem Nutzen und für eigene Kasse auf seinem Gut»Vogelsang«abarbeiten ließ. Überdies kamen seine Unregelmäßigkeiten im Rechnungswesen zur Sprache. Vielfach beschrieben wurde sein»hitzig-aufbrausendes Wesen«, das u.a. den Liggersdorfer Chirurgen Gaßner, der Ganter zu widersprechen gewagt hatte, ins Hohenfelser Burggefängnis brachte. Michael Heidlauf aus Liggersdorf sagte aus, dass Ganter ihm bei einer Vorladung»wenn er nur einen Athem gehöhlt habe«schon»mit dem Finger am Maul vorbeigefahren«sei und geschrien habe,»das Maul müsse ihm zugewachsen seyn wie einem Anm.: (1) Eine ausführliche Darstellung der Geschichte von Schloss Hohenfels in: Hohenzollerische Heimat, Nr.2/3 (2000). (2) vgl. hierzu auch: Christian H. Freitag:»Hohenfelser Geschichten«, in: Römer, Ritter, Regenpfeifer. Konstanz 1995, S (3) zit. aus den Untersuchungsakten betr. Amtsführung von Obervogt Ganter, in: StA Sigmaringen, Dep 39, Ds Herrschaft Hohenfels, ARMIN HEIM Der Gögginger Kunstmaler Lorenz Vogel ( ) Der Erfolg war dem berühmtesten Sohn Göggingens nicht in die Wiege gelegt. Trotz vielfacher Widerstände folgte Lorenz Vogel mit Ausdauer und Beharrlichkeit seinem künsüerischen Talent und wurde schließlich einer der erfolgreichsten Porträtmaler Süddeutschlands. Geboren wurde Lorenz Vogel am 10. August 1846 als sechstes Kind des Gögginger Maurermeisters Gabriel Vogel und seiner Frau Cäcilia geb. Schlegel. Die vier Söhne der Familie zeichneten sich alle durch eine musikalische Begabung aus. So spielte auch Lorenz Vogel schon als Vierzehnjähriger in einer von seinem Bruder Max geleiteten Tanzkapelle Flöte, Klarinette und Trompete. Später beherrschte er außerdem die Instrumente Klavier, Violine und vor allem Zither. Mit Sechzehn begann der darüber hinaus auch zeichnerisch talentierte Knabe eine Lehre bei einem Dekoraüons- und Flachmaler in Ravensburg und besuchte dort nebenbei eine private Zeichenschule. Drei Jahre später fand Vogel in Konstanz eine Anstellung als Malergehilfe und trat als Zeichenschüler in die dortige Gewerbeschule ein. Es folgten Wanderjahre in der Schweiz, in denen sich Vogel mit Gelegenheitsaufträgen und hin und wieder auch erneut als Musikant in Tanzkapellen über Wasser hielt. Lorenz Vogel (links) mit seinem Bruder Felizian, um

46 f % Vorlage: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Lorenz Vogel: Die Eltern des Künstlers. Öl auf Holz 88 x102,5 cm, um Mit den Jahren spürte Vogel mehr denn je die Notwendigkeit einer soliden künstlerischen Ausbildung. So nahm er 1870 in Karlsruhe eine Anstellung in einem Malergeschäft an und besuchte den Abendunterricht an der Kunstgewerbeschule. Oft soll er sich sogar während der Mittagspausen vor Wiederbeginn der Arbeit in den Gipssaal der Schule begeben haben, um sich noch eine halbe Stunde im Zeichnen zu üben. Bereits im Jahr darauf konnte er an die Karlsruher Kunstakademie wechseln, wo er Schüler von Prof. Ferdinand Keller wurde. Sein Studium wurde ihm durch Stipendien finanziert. Während seiner Studienjahre lernte er auch den Malerkollegen Hans Thoma kennen, dem er auch später noch freundschaftlich verbunden blieb erhielt Vogel sogar ein Reisestipendium zum Besuch auswärtiger Museen, wobei er eine Zeit lang auch in Paris war. Nach seiner Rückkehr hielt er sich abwechselnd in München, Foto: Tobias Kern. Privatbesitz. Lorenz Vogel: Der Gögginger Müllermeister Dominikus Ott. Öl auf Leinwand, um

47 Stuttgart und Konstanz auf, wo er erste Erfolge als Porträtmaler hatte wurde ihm durch ein Staatsstipendium ein einjähriger Italienaufenthalt ermöglicht. Noch in Rom fertigte Vogel Entwürfe für die Ausmalung des Kreuzgangs im Konstanzer Insel-Hotel. Eine längere Erkrankung verhinderte aber letztlich die Ausführung dieses prestigeträchügen Auftrags. befindet. Die meisten von Vogels Bildern waren private Auftragsarbeiten; ihr heutiger Verbleib ist meist unbekannt. Im Rahmen einer von der Gemeinde Krauchenwies in Auftrag gegebenen Recherche konnten bislang immerhin vierzehn Arbeiten des Malers in öffentlichen oder privaten Sammlungen aufgefunden werden heiratete Vogel in Konstanz Laura Göring, die Tochter eines Rechtsanwalts in Baden-Baden. Noch im gleichen Jahr siedelte das Paar nach München über. Der Ehe entstammten drei Söhne. Auftragsarbeiten führten den inzwischen erfolgreichen Maler in den folgenden Jahren aber auch nach Regensburg, Augsburg, Stuttgart und erneut nach Karlsruhe und Konstanz. Häufig hat Vogel bei diesen Reisen auch sein Heimatdorf Göggingen besucht. In der Kunstmetropole München besaß Lorenz Vogel schon bald einen ausgezeichneten Ruf als Porträtmaler. Sogar Mitglieder des Königshauses suchten sein Atelier auf, Prinz Ludwig, der Sohn des Prinzregenten Luitpold, oder der Thronfolger Erbprinz Ruprecht, ließen sich von Vogel malen. Der Münchner Kunstverlag Hanfstängel bestellte bei Vogel eine Reihe von Porträts berühmter Persönlichkeiten als Publikationsvorlagen. München blieb die letzte Lebensstation des Malers; hier starb er am 8. November 1902 im Alter von 58 Jahren. Die Zeitgenossen rühmten»die scharfe Charakterisierung, kräftige Pinselführung und warme Farbgebung«von Vogels Porträtbildern. Bei den Kritikern eher umstritten war allerdings sein durch einen Abdruck in der Zeitschrift»Gartenlaube«weithin bekannt gewordenes Gemälde»Der komponierende Beethoven«. Als eines seiner Meisterwerke gilt das um 1880 entstandene Bild seiner Eltern, das sich heute im Besitz der Kunsthalle in Karlsruhe Literatur zu Lorenz Vogel: - Hohenzollerische Volkszeitung Sigmaringen, ; - Zeitschrift für Bildende Kunst 18/ 1883, S.549; - Zeitschrift für Bildende Kunst 21/1886, S.280; - Friedrich Boetticher: Malerwerke des 19- Jahrhunderts. Bd. II/2, Leipzig 1901, S. 936; - Jahrbuch der bildenden Kunst 1903, S.l 10; - Konstanzer Zeitung, ; - Oberbadischer Grenzbote Meßkirch, ; - A. v. Oechelhäuser: Geschichte der Großherzoglichen Badischen Akademie der bildenden Künste. Festschrift zum 50jährigen Stiftungsfest 1904.S. 169; - Thieme/Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. Bd. 34, Leipzig 1940, S. 485; - Gustav Kempf : Das Gögginger Dorfbuch. 1969, S , Bildtafeln 29-32; - Jan Lauts und Werner Zimmermann: Staathche Kunsthalle Karlsruhe. Katalog neuere Meister 19. und 20. Jahrhundert. Karlsruhe 1971, S.286,494; - Franz Götz und Alois Beck: Schloß und Herrschaft Langenstein im Hegau. Singen/Htw. 1972, S. 282f, Abb. 75,76; Münchner Maler im 19. Jahrhundert. Bd. 4. München DR. OTTO H. BECKER Prof. Dr. Karl Mors zum Gedenken Wie erst im Hochsommer zu erfahren war, starb am 30. Dezember 2002 in Ravensburg Prof. Dr. Karl Mors. Mit dem Verstorbenen verlor der Hohenzollerische Geschichtsverein ein Mitglied, das auf einen sehr bemerkenswerten Lebenslauf zurückblicken konnte. Am 23. September 1912 in Hechingen geboren, widmete sich Karl Mors dem Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften, das er mit der Staatsprüfung erfolgreich abschloss. Nach dem Kriegsdienst erlernte Karl Mors in Österreich sodann das Bäckerhandwerk. Anschließend studierte er an der Universität Innsbruck Medizin und legte dort auch das Doktorexamen ab wurde Dr. Mors schheßhch an die Pädagogische Hochschule in Weingarten berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung als Professor für Mathematik-Didaktik wirkte. Prof. Dr. Karl Mors, der übrigens ein Neffe des unvergessenen Landesverwaltungsrats und Ehrenmitglieds des Hohenzollerischen Geschichtsvereins Josef Mühlebach war, unterhielt zu seiner Heimatstadt zeitlebens enge Verbindungen. Auch der Erforschung der Geschichte von Hechingen fühlte er sich verpflichtet. Bereits 1982 legte er den Band»Hechingen und Zollerburgen in alten Ansichten. Ein Streifzug in die Vergangenheit einer Stadt«vor. Dem 1987 von der Stadt Hechingen herausgegebenen Jubiläumsband»1200 Jahre Hechingen. Beiträge zur Geschichte, Kunst und Kultur der Stadt Hechingen«steuerte Prof. Mors gleich drei Abhandlungen bei, nämlich»die gotische Klosterkirche Stetten (S )«.»Der 30jährige Krieg und dessen Auswirkungen (S. 1 f 7-133)«und»Zur Geschichte der Franziskaner in St. Luzen (S )«. Der begeisterte Hobby-Fotograf verfasste ferner einen historischen Führer von Hechingen und der Burg Hohenzollern, der 1989 herauskam. Gerne erinnert sich der Verfasser an die Exkursion des Geschichtsvereins am 26. September 1992 nach Achberg und Isny, bei der Prof. Mors den Teilnehmern im Bus eine ausgezeichnete Einführung in die Geologie, Geographie und Geschichte des Allgäus geboten hat. Der Hohenzollerische Geschichtsverein wird seinem ehemaligen Mitglied ein ehrendes Gedächtnis bewahren. 47

48 Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein Karlstraße 3, Sigmaringen E 3828 PVSt, DPAG,»Entgelt bezahlt«buchbesprechungen Rosemarie Winkler:, Kinderreime aus Baden-Württemberg Noch sind uns einige Verse vertraut. Das,Heile, heile, Sega«etwa, der Zungenbrecher»Blaukraut bleibt Blaukraut«oder das freche»engele, Bengele Rotzkiengele«. Manches freilich droht mit der Zeit in Vergessenheit zu geraten. Darum hat die Sozialpädagogin Rosemarie Winkler über 250 Kinderreime gesammelt: Kniereiter-, Rate-, Auszähl- und Spottverslein, Gereimtes, das mit Bewegungs- und Kosespielen gekoppelt wird, Wetter- und Brauchtums-Sprüchlein und anderes mehr: alles in schwäbischer Mundart. Die Sprüche kommen aus den verschiedensten Regionen Baden-Württembergs, viele davon sind auch in Hohenzollern gut bekannt, zum Teil um Nuancen verschieden. Die Sammlung ist eine Fundgrube für jene, die kleine Kinder haben und betreuen oder die sich einfach ein Stück Kindheit ins Gedächtnis zurückholen möchten, (ba).»enne denne dubbe denne. Kinderreime aus Baden-Württemberg«. Gesammelt und herausgegeben von Rosemarie Winkler, illustriert von Sepp Buchegger. 96 Seiten, 9,90 Euro. Silberburg-Verlag, Tübingen, ISBN Bernd Merkle, So semmer hald Wer»koizige«Verse und heitere Kurzgeschichten mit oft hinter- und tiefgründigem Humor liebt, tut mit dem Lesen der Gedichte und lustigen Episoden, die der Autor Bernd Merkle in seinem Buch»So semmer hald«veröffentlicht hat, seinem Gemüt und seiner Lebensfreude etwas Gutes und wird überdies sein Zwerchfell und die Lachmuskeln trainieren, denn Merkles Beiträge sind gespickt mit pointierter Satire und wohltuendem Humor, gleich ob es um»an Lausbua«oder urige Originale geht, um»mauldascha«oder Urlaubserinnerungen. Teüs in Schriftdeutsch, teils in schwäbischer Mundart beschreibt Merkle, Lehrer und Vorsitzender der württembergischen Vereinigung»Schlaraffia«, die sich der kunstsinnigen Verbreitung des Humors verschrieben hat, d'schwoba ond ihrne Macka in geradezu erfrischender Weise. Man liest mit Gewinn und Begeisterung und möchte einen Beitrag Merkles, in dem er dem Schwaben nachsagt, er habe für den Fall, dass ihm der Durst ausgehe, immer eine Prise Salz in der Tasche, am liebsten folgendermaßen umformulieren:»a richdiger Schwöb hot emmer Merkles Büachle en drdasch - em Fall, dass r amol nix zom Lachahed«. (ba). Bernd Merkle:»So semmer hald«- Heitere schwäbische Kurzgeschichten und Gedichte. Mit Zeichnungen von Helga Merkle. 144 Seiten, 12,90 Euro. Silberburg-verlag, Tübingen, ISBN: Walter Häberle, Ein Leben im 20. Jahrhundert Im August 1909 kam sie zur Welt, neun Jahrzehnte lang meisterte sie ein entbehrungsreiches, von vielen Schicksalsschlägen durchwirktes Leben und nannte sich im Rückblick doch»sonntagskind«: Hilde, eine einfache schwäbische Frau, deren Lebensmotto ein Bibelzitat hätte sein können:»der Herr hat's gegeben, der Herr hat v s genommen«. Immer wieder war ihr genommen worden, was ihr lieb geworden war, von klein auf: die Mutter, der Vater, die Brüder, die Tochter, der Sohn, die Heimat, ihr Erspartes. Schuldlos und ohnmächtig war sie immer wieder zum Opfer geworden, Opfer von Armut, Krankheit, Politik, Unfall, Krieg und Unrecht. Der Autor Walter Häberle zeichnet im Buch»Hilde, Sonntagskind«einen bewegenden Lebensroman nach, der gleichzeitig zur zeitgeschichtlichen Dokumentation wird, bei dem während des Lesens viele Erinnerungen an den Alltag im 20. Jahrhundert wachgerufen werden, (ba). Walter Häberle:»Hilde, Sonntagskind«. Ein Leben im 20. Jahrhundert. 304 Seiten. Silberburg-Verlag, Tübingen, 19,90 Euro. ISBN: HOHENZOLLERISCHER HEIMAT herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein, Postfach 1638, Sigmaringen ISSN Erscheint vierteljährlich. Die Zeitschrift»Hohenzollerische Heimat«ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung im alten Land Hohenzollern und den angrenzenden Landesteilen mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge. Bezugspreis: Für Mitglieder des Hohenzollerischen Geschichtsvereins ist der Bezugspreis im Beitrag enthalten. Bezugspreis für Nichtmitglieder 7,-. Abonnements und Einzelnummern können beim Hohenzollerischen Geschichtsverein (s. 0.) bestellt werden. Die Autoren dieser Nummer: Gerd Bantle, Hedingerstraße 5, Sigmaringen Dr. OttoH. Becker, Hedingerstraße 17, Sigmaringen Robert Frank Fliederstraße 8, Haigerloch-Weildorf Dr. Christian H. Freitag Mühlweg 15, Hohenfels Dr. Armin Heim Sonnenhalde la, Meßkirch Wolfgang Wenzel Im Stofer 23, Sigmaringen Dr Andreas Zekom Landratsamt Balingen Hirschbergstraße 29, Balingen Gesamtberstellung: Druckerei Acker GmbH, Mittelberg 6, Gammertingen Telefon (07574) , Fax info@druckerei-acker.de Schriftleitung: Robert Frank Füederstraße 8, Haigerloch-Weildorf Telefon (074 74) 2161 Die mit Namen versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wieder; diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten, Wir bitten unsere Leser, die»hohenzollerische Heimat«weiterzuempfehlen. 48

49 Hohenzollerische Heimat Herausgegeben vom 53-Jahrgang Hohenzollerischen Geschichtsverein Nr. 4 - Dezember 2003 E 3828 Die 1783 eingeweihte Synagoge in Haigerloch wurde durch die Pogromnachl vom 9 JI0. November 1938 geschändet. Nach 65 Jähret konnte diese am 9, November 2003 wieder eröffnet werden. Nach baulichen Veränderungen am äußeren Erscheinungsbild ähnelt die Synagoge mm wieder mehr dem Zustand von Im Innern war eine grundlegende Renovierung notwenig, links im Hintergrund siehf. man die Mikwe, das einstigste rituelle Badhaus. Zu sehen ist hier der Südostgiebel der Synagoge. Foto: Klaus Schubert, Haigerloch ROBERT FRANK Wiedereröffnung der ehemaligen Synagoge in Haigerloch - 65 Jahre nach dem Pogrom von 1938 Anlässlich der 50. Wiederkehr der Reichspogromnacht (»Reichskristallnacht«) am entstand der»gesprächskreis Ehemalige Synagoge Haigerloch«, dessen Ziel es von Anfang an war, den unwürdigen Zustand dieses ehemaligen Gotteshauses zu beenden. Ein wichtiges Ziel wurde dann im Dezember 1999 erreicht, als die Stadt Haigerloch unter erheblicher finanzieller Beteiligung des Gesprächskreises Ehemalige Synagoge die einstige Synagoge vom privaten Eigentümer kaufte. Die notwendigen baulichen Veränderungen begannen im Jahre 2000, wobei das Dach wieder einen Walm erhielt. Die meisten Rundbogenfenster wurden wieder ausgebrochen und hergestellt, andere beließ man. Man wollte damit und durch Erhalt weiterer Spuren früherer Nutzungen nach dem Kriege auf die wechselvolle Geschichte der ehemaligen Synagoge hinweisen. Am , also am 65. Jahrestag des Reichspogroms wurde die Synagoge wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und im Juni 2004 soll die vom Haus der Geschichte Baden-Württembergs konzipierte Dauerausstellung»Spuren jüdischen Lebens in Hohenzollern«eröffnet werden. Dann wird aus der ehemaligen Synagoge ein Ausstellungs- und Begnungszentrum. Zu den Feierlichkeiten anlässlich der Eröffnung der Synagoge hatte der Gesprächskreis Ehemalige Synagoge ehemalige jüdische Mitbürger und deren Nachfahren nach Haigerloch eingeladen. Norbert Baer (94 Jahre alt!), dessen inzwischen verstorbene

50 Frau Blanka geb. Reutlinger aus Haigerloch stammte, kam aus Amsterdam bei New York; ebenfalls aus den USA trafen ein die Geschwister Dr. Bee Eppstein-Shepherd und Dr. Peter Singer (Carmel, Californien), Elsa Gideon geb. Weil (Schwester von Alice Wolf geb. Weil) mit beiden Söhnen Hank und Justin mit deren Frauen aus Glenview, Illinois, Anne Levy (Witwe des 2001 verstorbenen Edward Levy) und ihr Sohn Philip aus Denver, Colorado, Susan Niven und ein Sohn aus Californien, Henry Schwab mit Frau Sabina und älterer Tochter mit Ehemann, jüngerer Tochter, älterer Enkelsohn und Verlobte, jüngerer Enkelsohn und Schwägerin und Sohn aus New York, ebenso aus New York Henry Weil mit Frau Florette, Alice Wolf geb. Weil aus Glenview, Illinois mit Sohn Tom, dessen Ehefrau Kim und deren Töchter Jaymi und Carly. Ruth Ben David geb. Spier, Tochter des ehemaligen Lehrers und Rabbinatsverwesers Gustav Spier kam mit Sohn Gavriel mit Frau, Tochter Rayah und jüngeren Sohn Rami aus Israel, ebenso ihr Cousin Abraham Frank. Aus England kam John Ullmann mit Frau Ehzabeth aus Dover; er besitzt in Haigerloch eine eigene Wohnung (sein Geburtshaus). Den weitesten Weg hatte Anneliese Weil de Riskin auf sich genommen, sie kam aus Buenos Aires. Wolf, ließ die Batmizwa seiner zwölfjährigen Tochter Carly in der Haigerlocher Synagoge feiern, auf den Tag genau 65 Jahre nach ihrer Zerstörung im Inneren fand also wieder eine religiöse Handlung im Gotteshaus statt. Die Batmizwa, bei Jungen heißt sie Barmizwa, entspricht ungefähr der Firmung bzw. der Konfirmation. Bei dieser Zeremonie müssen die Jugendlichen zeigen, dass sie aus der Tora vorlesen können. Diese Torarolle hatte Militärrabbiner (der US-Army) Kenneth Leinwand von Heidelberg nach Haigerloch mitgebracht. Die Großmutter von Carly, Alice Wolf geb. Weil, war mit dem Transport vom von Haigerloch aus nach Riga deportiert worden, und sie überlebte. Am meldete sie sich aus dem KZ Stutthof zurück, emigrierte dann in die USA. Am Nachmittag fand im evangelischen Gemeindehaus eine Begegnung zwischen den jüdischen Gästen und Bürgern aus Haigerloch statt. Am Abend beeindruckte und begeisterte der Laupheimer Singkreis mit seinem Konzert in der evangelischen Kirche, wobei die Sängerinnen und Sänger jüdischsakrale Chormusik von 13 jüdischen Komponisten vortrugen, überwiegend auf Hebräisch, aber auch in Deutsch, Spanisch und Englisch. fn seiner Begrüßungsrede zum Empfang der jüdischen Gäste am Donnerstagabend (6.11.) im Bürgerhaus drückte Bürgermeister Trojan seine Freude aus mit den Worten:»Wir sind Ihnen dankbar, dass sie der Einladung gefolgt sind«. John Ullmann bedankte sich bei der Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und dem Gesprächskreis Ehemalige Synagoge für ihre Bemühungen um den Erhalt der Erinnerung an die jüdische Vergangenheit in Haigerloch. Am Freitagmorgen führten Robert Frank und Helmut Gabeli vom Gesprächskreis die Gäste durch das ehemalige jüdische Wohnviertel»Haag«und zum jüdischen Friedhof. Ein außergewöhnliches Ereignis gab es in der Synagoge am , also am Tag vor der offiziellen Eröffnung. Tom Wolf, Sohn von Alice Die Eröffnung der ehemaligen Haigerlocher Synagoge am Sonntag (9-11.) stellte ein historisch zu nennendes Ereignis dar. Ein nicht enden wollender Besucherstrom füllte den Raum bis auf den letzten Platz. Bürgermeister Trojan wünschte sich die Synagoge als einen»lebendigen Lern- und Lehrort der Geschichte, der sich nicht nur, aber insbesondere an die jungen Menschen wendet.«barbara Traub als Vorstandssprecherin der israelitischen Religionsgemeinschaft Stuttgart mahnte, dass eine Gesellschaft, die sich ihrer moralischen und religösen Werte entledige, in Barabarei ende, wie das Pogrom vor 65 Jahren zeigte. Sie wünschte, dass aus der Synagoge ein»haus der Bildung, der Erinnerung und des Verstehens wird.«klaus Schubert als Vorsitzender des Ruth Ben-David mit weißer Strickjacke, eingehakt bei ihrer Tochter Rayah; rechts daneben die KZ-Überlebende Alice Wolf geb. Weil. Anlässlich der Benennung des Synagogenvorplatzes in Gustav-Spier-Platz. Foto: Edigius Fechter, Haigerloch. 50

51 Mitteilungen aus dem Hohenzollerischen Geschichtsverein OTTO H. BECKER Mitgliederversammlung des Geschichtsvereins am 29. September 2003 Die Jahresversammlung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins fand turnusmäßig in Sigmaringen statt. Nach der Begrüßung der Teilnehmer im Restaurant»Musikus«und der Feststellung der Beschlussfähigkeit verlas der Vorsitzende Dr. Otto Becker die seit der Jahresversammlung am 21. April 2002 in Hechingen verstorbenen Vereinsmitglieder. Persönlich würdigte der Vorsitzende das Ehrenmitglied Präsident a.d. Prof. Dr. Gregor Richter, der völlig unerwartet am 19. Oktober 2002 in Stuttgart verstorben ist. Gedankt wurde auch Herrn Fritz Schöttgen, der bis zu seinem Tod am 1. Juli 2003 dem Verein als Rechnungsprüfer zur Verfügung stand und mehrere Jahre auch die Drucklegung der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte und der Hohenzollerischen Heimat betreut hat. Nach Dr. Becker war das Berichtsjahr vor allem durch personelle Veränderungen gekennzeichnet. So gab zum Jahresende 2002 Dr. Herbert Burkarth, Gammertingen, nach über 30 Jahren die Schriftleitung der Hohenzollerischen Heimat ab. Als Nachfolger von Dr. Burkarth konnte Herr Robert Frank, Grund- und Hauptschullehrer aus Haigerloch, gewonnen werden. Ebenfalls zum Jahresende 2002 stellte nach fast 37-jähriger Tätigkeit Studiendirektor a.d. Alf Müller die Leitung der Heimatbücherei Hechingen zur Verfügung. Ihm folgte Realschullehrer a.d. Wolfgang Hermann aus Empfingen nach. Den Höhepunkt im Vereinsprogramm stellte das Kolloquium über die Säkularisation in den Fürstentümern Hohenzollern vor 200 Jahren dar, das am 9. November 2002 im Kapitelsaal des ehemaligen Augustinerchorfrauenstifts Inzigkofen stattfand. Die bei der Veranstaltung gebotenen Fachvorträge werden in der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte veröffentlicht. Diese Zeitschrift wird als Doppelband erscheinen. Jeweils vierteljährlich kam die Hohenzollerische Heimat heraus. Im Berichtsjahr konnten darüber hinaus die folgenden Exkursionen angeboten werden: - Kultur- und Museumszentrum Schbss Glatt unter der Leitung von Dr. Casimir Bumiller am 29. Juni 2002, - Landesausstellung Alte Klöster - neue Herren in Bad Schussenried mit örtlichen Führern am 3. Mai Veranstaltet wurden ferner drei Wanderungen: - Rund um Jungingen unter der Leitung von Beiratsmitglied Otto Bogenschütz am 11. Mai 2002, - Rund um Burgfelden unter der Leitung von Otto Bogenschütz am 17. Mai 2003 und - Mühlenwanderung im Tat der Biber von Langenenslingen nach Altheim unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Loose, Mössingen, am 12. Juli Angeboten wurde ferner der Lichtbildervortrag»Hängt a Socke überzwerch«- Hohenzollern in Bildern und Geschichte von Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber, Inzigkofen, und Fotograf Reiner Löbe, Bingen, am 7. Oktober 2002 in Hechingen. Ferner fanden die Vorträge statt: - Franz Severin Gäßler: Der Sigmaringer Leopoldplatz als Zentrum von Kult, und Macht. Die geplante Neugestaltung im Dritten Reich am 25. Oktober 2002 in Sigmaringen - Hans Albrecht Oehler:»Am Torwarthäuschen«. Die Haigerlocher Kinderbuchautorin Maria Batzer am 17. März 2003 in Hechingen. In Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wurden im Berichtsjahr angeboten: - Vortrag von Dr. Frank Raberg mit dem Thema Südweststaatbildung und Hohenzollernfrage am 7. Mai 2002 in Balingen (mit dem Landratsamt Zollernalbkreis), - Vortrag von Dr. Manfred Huber mit dem Thema Die rumänischen Könige aus dem Hause Hohenzolkm-Sigmaringen am 19. Febr in Sigmaringen (mit dem Staatsarchiv Sigmaringen), - Führung zur Geschichte des Klosters Hedingen unter der Leitung von Herrn Peter Kempf, F.H. Bibliothekar, am 9. Juli 2003 (mit dem Kreisarchiv Sigmaringen), - Seminar Geschichliche Landeskunde Hohenzollern vom 10. bis 15. Juni 2002 im Volkshochschulheim Inzigkofen (mit dem Staatsarchiv Sigmaringen und dem Volkshochschulheim Inzigkofen), - Seminar Einführungskurs für Heimatforscher vom 26. Juni bis 24. Juh 2002 (insgesamt fünf Sitzungen zusammen mit dem Kreisarchiv Sigmaringen und dem Bildungswerk Inzigkofen). Im Hochsommer 2003 konnten schließlich die von Casimir Bumiller und Helmut Göggel bearbeiteten Register zur Hohenzollerischen Heimat der Jahrgänge 1951 bis 2000 vorgelegt werden. Es handelt sich dabei um Register der Autoren, Personen, Orte und Sachen. Durch das Werk hat, wie Kreisarchivar Dr. Andreas Zekorn, der die Redaktion übernommen hatte, ausführte, nunmehr die mühsame Sucharbeit in diesem wichtigen Periodikum zur Hohenzollerischen Geschichte ein Ende. Das Register ist sowohl als Band als auch als Datei erhältlich. Bestellungen nimmt das Sekretariat des Geschichtsvereins, Karlstraße 3, Sigmaringen (Tel / oder 559) entgegen. Zum Abschluss seines Tätigkeitsberichts machte der Vorsitzende deutlich, wo ihn der Schuh drückt. Neben Rückgängen bei den Mitgliederzahlen bereitet ihm vor allem der Plan Sorge, wonach der Archivstandort Sigmaringen aufgegeben werden soll. Da im Staatsarchiv Sigmaringen die meisten und auch wichtigsten Quellen zur Geschichte Hohenzollerns verwahrt werden, würde im Falle einer Verlagerung dieser Bestände die landesgeschichtliche Forschung im hiesigen Raum erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht. Hohenzollern würde nach der Zertrümmerung seiner verwaltungsmäßigen Einheit infolge der Kreisreform 1971 somit auch als historisches Gebilde allmählich in Vergessenheit geraten. Der Geschichtsverein, der sich der Bewahrung und der Pflege des Hohenzollernbewußtseins verschrieben hat, muss deshalb auf der Forderung bestehen, dass das Staatsarchiv im Zuge der Verwaltungsreform als funktionsfähige Einrichtung mit seinen hohenzollerischen Beständen erhalten bleibt (Inzwischen wurde bekannt, dass der Archivstandort Sigmaringen erhalten bleiben soll). Anschließend legte Schatzmeister Hans-Joachim Dopfer einen positiven Bericht über den Kassenstand des Vereins vor. In ihrem Rechnungsprüfungsbericht bescheinigten die Rechnungsprüfer Alois Schleicher und Gebhard Füßler, der für den verstorbenen Fritz Schöttgen eingesprungen war, dem Schatzmeister eine ordnungsgemäße Kassenfuhrung. Daraufhin wurde Herr Dopfer entlastet. Es folgte die Entlastung des Vorstands insgesamt. Dr. Becker dankte allen Kollegen im Vorstand und Beirat für ihre im Ehrenamt geleistete Arbeit, vor allem aber dem stellvertretenden Vorsitzenden Rektor a.d. Otto Werner, Schriftführer Helmut Göggel und Schatzmeister Dopfer sowie den Schriftleitern der Hohenzollerischen Heimat, den Herren Dr. Burkarth und Frank, sowie dem Mitschriftleiter der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte, Kreisarchivar Dr. Andreas Zekorn. Da Steuerrat a.d. Alois Schleicher im Hinblick auf sein Alter um Entbindung von seinem Amt bat, mußten die Stellen der Rechnungsprüfer insgesamt neu besetzt werden. Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurden Amtsrat Gebhard Füßler und Richter Wolfgang Wenzel, beide aus Sigmaringen, von der Mitgliederversammlung zu den neuen Rechnungsprüfern gewählt. Herrn Schleicher sprach Dr. Becker für seine 25-jährige Tätigkeit als Rechnungsprüfer seinen Dank aus und überreichte ihm ein Weinpräsent. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung fand ein öffentlicher Vortrag statt. Es sprach Oberstudienrat Dietrich Bulach, Inzigkofen, über das Thema»Zwei außergewöhnliche Hexenverfahren aus der Mitte des 17. Jahrhunderts gegen eine Hechinger Weißgerberin und ihre Töchter«. Der Referent zeigte auf, wie es einer einfachen Handwerkersfrau mit Hartnäckigkeit, der Rückendeckung ihrer Familie und vor allem auch durch das Eingreifen des Reichskammergerichts gelang, das Verfahren gegen ihre Person und ihre beiden minderjährigen Kinder zu überstehen und dem drohenden Scheiterhaufen zu entgehen. Opfer des Verfahrens wurde schließlich der hexenbesessene Fürst Eitelfriedrich II. von Hohen-zollern- Hechingen selbst, der sein persönliches Schicksal mit der angeblichen»hexe«anna Maria Grün verknüpft hatte. Der klar gegliederte und auch sehr gut vorgetragene Vortrag stieß bei den Anwesenden auf großes Interesse, wie aus der lebhaften und auch auf hohem Niveau stehenden Aussprache entnommen werden konnte. Dabei erfuhr man beiläufig, dass die»hexen«in Schwaben nicht auf dem»besen«, sondern auf der»ofengabel«zu fahren pflegten, ein Brauch, der bei den Hexengruppen der schwäbischalemannischen Fasnet offensichtlich in Vergessenheit geraten ist. 51

52 Mitteilungen aus dem Hohenzolierischen Geschichtsverein Veranstaltungen im 1. Quartal 2004 I. Vortrag Dr. Frank Raberg, Neresheim Bürgermeister Egon Müller ( ) als Landespolitiker im Kampf um den Südweststaat Donnerstag, 18. März 2004, um 20 Uhr im Spiegelsaal des Prinzenbaus in Sigmaringen. II. Seminar Was sie im Schilde führen - Einführung in die Wappenkunde Freitag, 26. März 2004, von 14 bis 17 Uhr im Alten Schloss in Hechingen. Telefonische Anmeldung nimmt das Sekretariat des Geschichtsvereins (Tel / und 559) entgegen. Der Unkostenbeitrag für Informationsmaterial in Höhe von 5 Euro für Mitglieder des Hohenzolierischen Geschichtsvereins und von 7 Euro für Nichtmitglieder wird erst bei der Veranstaltung erhoben. Nach einer kurzen Einfuhrung in die historischen Hilfswissenschaften wird der Seminarleiter Dr. Otto Becker den Unterschied zwischen der Wappen- und Siegelkunde herausarbeiten. Anschließend werden die Regeln der Wappenkunde (Heraldik) aufgezeigt und die Bedeutung von Wappen als historische Quellen herausgearbeitet. Abschließend geht Dr. Becker auf Fragen des Wappenrechts ein. Die Hohenzollersiche Heimat durch Register erschlossen Wie schon im letzten Heft erwähnt, kann das Register als Ausdruck oder auch in Form einer Datei im Format»Word«bezogen werden bei: Hohenzollerischer Geschichtsverein, Karlstraße 1 + 3, Sigmaringen, Tel.: 07571/ Bezugspreise: Als Datei auf Diskette 2,50 EUR (zuzüglich Versandkosten 1,50 EUR) In Papierform (mit Spiralbindung) 12,30 EUR (zuzüglich Versandkosten 1,50 EUR) Gesprächskreises lobte den Mut der jüdischen Besucher, sich auf den Weg nach Haigerloch gemacht zu haben. Dieser Mut mache die Synagoge zu dem, was sie früher war und wieder sein solle, nämlich ein Ort der Begegnung. Er erinnerte auch an Arthur Fauser, der im Februar 2002 bei Renovierungsarbeiten in der Synagoge tödhch verunglückte. Schuberts Dank galt allen Spendern und denjenigen, die den Umbau der ehemaligen Synagoge zur ihrer Herzenssache gemacht haben. Von den sichtlich bewegten jüdischen Gästen sprach zunächst Philip Levy, der an seinen 2001 verstorbenen Vater Edward erinnerte:»er wäre zutiefst ergriffen, wenn er diesen Tag erlebt hätte«. Er überließ der Gedenkstätte ein Bild (mit persönlichen Widmung seines Vaters), das seinen Vater als Offizier der US- Armee zeigt zusammen mit dem damals von seinem Vater gefangen genommenen Ortsgruppenleiter Kronenbitter. John Ullmann schenkte einen Davidstern, die Familie Gideon einen siebenarmigen Leuchter. Susan Niven sprach Dankesworte für ihre verstorbene Mutter Jettchen Ullmann und der 94-jährige Norbert Baer dankte auf Hebräisch. Schließlich trat Tom Wolf mit seiner Mutter Alice ans Rednerpult. Die eindrucksvolle Feier wurde musikalisch vom Haigerlocher Saxophonquartett umrahmt. Arie Moses als Kantor der Israelitischen Religionsgemeinschaft Stuttgart sang ein Gebet für die im Holocaust ermordeten Juden und Abraham Frank sprach auf Hebräisch den Kaddisch, ein Trauergebet. Danach folgte ein weiterer Höhepunkt der Feierlichkeiten. Der Platz vor der Synagoge wurde zum»gustav-spier-platz«, in Erinnerung und zu Ehren des letzten Lehrers und Rabbinatsverwesers in Haigerloch. Dieser wurde 1892 in Hessen geboren und kam 1924 als Lehrer nach Haigerloch. Er prägte das religiöse und kulturelle Leben der jüdischen Gemeinde maßgeblich mit. Spier wurde 1939 als Beamter aus dem Schuldienst entlassen und kam mit dem ersten Transport am ins KZ Salaspils bei Riga. Dort verhungerte er im März Die Enthüllung der dreiseitigen Tafel nahm Ruth Ben David, die Tochter und einzige Überlebende der Familie Spier, zusammen mit ihren Angehörigen und Bürgermeister Trojan vor. Am Abend fand zu Ehren der Gäste ein gemeinsames Abendessen statt. Zur Eröffnung der Ausstellung im Juni 2004 wollen alle wieder kommen. [Fortsetzung in der nächsten Ausgabe] 52

53 ANDREAS ZEKORN»Der Übergang der Herrschaft Schalksburg von Zollern an Württemberg im Jahre 1403«. Vortragsveranstaltung erbrachte zahlreiche neue Erkenntnisse zur mittelalterlichen Geschichte im Zollernalbkreis Am Freitag, dem 24. Oktober 2003, fand in der Stadthalle Balingen mit nahezu 500 Gästen der Festakt und Abendvortrag anlässlich des 600. Jahrestages des Übergangs der Herrschaft Schalksburg von Zollern an Württemberg statt. Zu der Veranstaltung luden der Zollernalbkreis, die Städte Albstadt und Balingen sowie der Hohenzollerische Geschichtsverein und die Heimatkundliche Vereinigung Balingen ein. Konzipiert und organisiert wurde die Vortragsveranstaltung gemeinsam vom Kreisarchiv Zollernalbkreis sowie den Stadtarchiven Albstadt und Balingen. Die Veranstaltung steht in der Fortsetzung der vom Kreisarchiv Zollernalbkreis organisierten Vortragsveranstaltungen, insbesondere der Tagung zu Graf Albrecht ff. von Hohenberg und der hohenbergischen Geschichte Es ist wiederum geplant, alle Vorträge in einer eigenen Publikation zu veröffentlichen, fm Folgenden seien einige Ergebnisse der Vorträge festgehalten. Für unsere Gegend hat der Verkauf eine zentrale Bedeutung. Eine der bedeutendsten Spätfolgen des Verkaufs war z.b. die konfessionelle Spaltung unserer Gegend. Bedingt durch den Übergang an Württemberg wurde auch im Gebiet der ehemaligen Herrschaft Schalksburg im 16. Jahrhundert die Reformation durchgeführt. Es erschien deshalb mehr als angemessen, wenn diesem Ereignis der Veräußerung der Schalksburgherrschaft eine entsprechende Tagung gewidmet wurde, zumal die Forschungsliteratur überwiegend älteren Datums ist. Professor Dr. Dieter Mertens, Freiburg, sprach beim Festakt am Freitag zur Schalksburgsage, zur literarischen und volkstümlichen Verarbeitung des Übergangs der Herrschaft Schalksburg an Württemberg. Diese Sage kam den Zollern, die stets den Kauf anfochten, sehr gelegen. Schon kurz nach dem Verkauf der Herrschaft an Württemberg durch die Linie Schalksburg klagten sie nämlich vor dem Hofgericht in Rottweil und wollten den Verkauf rückgängig machen. Von zollerischer Seite wurde nun immer wieder angeführt, dass der Kaufpreis viel zu niedrig gewesen sei. Vergleicht man den Preis von Goldgulden, den Württemberg zahlte, mit dem Verkaufsweit anderer Herrschaften, so erscheint der Preis durchaus als adäquat. Dennoch hielt sich in der Folgezeit das Gerücht vom allzu niedrigen Preis, und es büdete sich eine mündliche Erzähltradition über den Kauf heraus. Auch der zeitweilig als Hofchronist der Zollern fungierende Jakob Frischlin förderte diese Ansicht, als er Anfang des 17. Jahrhunderts die Sage schriftlich festhielt. In dieser Sage wird der Verkauf auf einen Familienzwist zurückgeführt. Gustav Schwab und Wilhelm Hauff griffen die Sage im 19. Jahrhundert wieder auf und veränderten sie zum Teil in dichterischer Freiheit. Vor allem hatte sich nun der»elende Hirschgulden«in die Sage eingeschlichen. Der Hirschgulden war eine Münze, die nur in den Jahren 1622/23 in Württemberg geprägt wurde. Damals, in der sogenannten»kipper- und Wipperzeit«prägten viele Landesherren schlechte Münzen mit einem geringen Metallwert. Die Münzen waren deshalb nicht sehr viel wert und wurden, wie der württembergische Hirschgulden, alsbald nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert. Der Hirschgulden muss folglich nach 1623 in die Sage eingearbeitet worden sein, ohne dass wir wissen von wem. In den Sagenversionen von Schwab und Hauff ist die zollerische Version des allzu geringen Kaufpreises nun derartig zugespitzt, dass der Verkauf der Herrschaft Schalksburg um einen»elenden Hirschgulden«geschah, der, bei Hauff, über Nacht sogar völlig entwertet wurde, so dass die geprellten zollerischen Vettern nicht einmal mehr ihre Zeche für den Wein bezahlen konnten, mit dem sie ihren Kummer ertränken wollten. Nach der Aufarbeitung der Historie der Sage gab es am Samstag, 25. Oktober 2003, fünf Vorträge in dem schönen Ambiente des Stauffenberg-Schlosses Albstadt-Lautlingen. Als erster Redner sprach Prof. Dr. Wilfried Schöntag, Präsident der Landesarchivdirektion, zum Thema»Die Herrschaft Schalksburg im Spannungsfeld zwischen Hohenzollern und Hohenberg im 13. Jahrhundert«. Schöntag konnte u.a. aufzeigen, dass die Zollern im 13. Jahrhundert politisch zweimal auf der»falschen«seite standen: Um 1235 befanden sie sich zusammen mit den Grafen von Urach auf der Seite Heinrichs (VII.) bei dessen Auseinandersetzungen mit seinem Vater Kaiser Friedrich II. Der Sohn unterwarf sich 1235 seinem Vater. Wohl in diesem Zusammenhang kam es zur Teilung des Uracher Besitzes, zu dem unter anderem Balingen gehörte. Der Ort konnte 1255 von den Grafen von Zollern erworben werden, die das Dorf zur Stadt und zu einem neuen Zentrum machten, fn der Folgezeit kam es zu Kämpfen zwischen Zollern und Hohenbergern, deren Streit auf Reichsebene verlagert wurde, als die Zollern im württembergischen Lager gegen König Rudolf von Habsburg standen, zu welchem die Hohenberger hielten wurden die Zollern aber wieder in die Huld des Königs aufgenommen. So geschah die Teilung der zollerischen Herrschaft im Jahre 1288 nicht auf politischen Druck hin bzw. in der Auseinandersetzung mit Hohenberg, wie bisher angenommen wurde, sondern die Bildung einer Linie Zollern-Schalksburg, welche die Herrschaften Schalksburg und Mühlheim erhielt, war eine durchaus gängige Besitzteilung innerhalb einer Famüie. Dr. Casimir Bumiller, freiberuflich tätiger Historiker und Publizist, befasste sich daran anschließend mit dem»schalksburgischen«jahrhundert in der hohenzollerischen Geschichte, also mit der Linie Zollern-Schalksburg und den näheren Umständen des Verkaufs der Herrschaft Schalksburg Die Teilung der Linien 1288 brachte einen Machtverlust für die Zollern mit sich. Das Haus Schalksburg hatte keine bedeutenden ritterlichen Gefolgsleute und seine Angehörigen befanden sich teils in württembergischen, teüs in habsburgischen Diensten. Zudem war das Haus Schalksburg notorisch überschuldet. Als Graf Mülli 1403 die Herrschaft Schalksburg an Württemberg veräußerte, befand er sich in einer deprimierenden Lage: 1377 war der Bruder in der Schlacht bei Reutlingen gefallen, der einzige Sohn just im Jahre 1403 verstorben. Wegen der vielen Schulden blieb Graf Mülli nichts anderes übrig als die Herrschaft zu verkaufen. Da die zollerischen Vettern kein Geld hatten und unter sich zerstritten waren, Graf Mülli hingegen selbst mit Württemberg verbunden war, verkaufte er die Herrschaft Schalksburg - übrigens mit Zustimmung Graf Täglins von Zollern - in jenem Jahr an Württemberg. Dr. Stefan Uhl, Inhaber eines Büros für historische Bauforschung, untersuchte die Burgen Hirschberg, Schalksburg und das Zollern- 53

54 schloss Balingen hinsichtlich ihrer Beziehungen zu den Zollern. Zunächst stellte er die Burg Hirschberg in der Nähe von Balingen vor, deren Existenz in der Literatur zum Teil bestritten wurde. Es war eine Burgstelle des 12./13. Jahrhunderts, im 14. Jahrhundert bereits wieder abgegangen: Nachweisbare Verbindungen zu den Zollern gibt es keine. Die Schalksburg war eine 3 ha große und militärisch sehr wichtige Anlage, auf der 100 Mann Besatzung gehalten werden konnten. In württembergischer Zeit nahm die Bedeutung der Festung allmählich ab. Auch die Schalksburg war keine eigentliche Zollernburg, sondern war wohl schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründet worden. An historischer Bausubstanz sind vom früheren Baiinger Zollernschloss noch Balken übrig, die auf das Jahr 1372 zu datieren sind. Dieser Bau wurde in den 1930er-Jahren abgetragen und unter teilweiser Verwendung alten Gebälks wieder aufgebaut. Damit stammte das frühere Zollernschloss wohl tatsächlich aus der Zeit, als die Linie Zollern-Schalksburg die Stadt Balingen inne hatte. Dr. Volker Trugenberger, Leiter des Staatsarchivs Sigmaringen, untersuchte den Erwerb der Herrschaft Schalksburg im Kontext der württembergischen Territorialpolitik. Württemberg war im 13. Jahrhundert bestrebt, sein Territorium gegen den Konkurrenten Habsburg auszudehnen. So erwarb es z.b. um 1305 die Stadt Rosenfeld und weiteren Besitz der Herzöge von Teck. Habsburg konnte seinerseits 1381 die Herrschaft Hohenberg für Goldgulden kaufen erstand Württemberg eben die Herrschaft Schalksburg für Goldgulden. Wie sich bald bei einer Steuererhebung zeigen sollte, war das Amt Bahngen recht wertvoll, denn es war finanzstark und konnte beachtliche Summen aufbringen; zudem verfügte es über eine beträchtliche Anzahl an wehrfähiger Mannschaft. Kein Wunder, dass die Zollern die Herrschaft zurückwollten. Aber sie mussten froh Sigmaringen übernahm die Kosten für Geländegestaltung und Steinsein, dass ihr Herrschaftsgebiet im 15. Jahrhundert nicht selbst von Württemberg vereinnahmt wurde, als die Zollern auszusterben drohten. Erst ein relativ später Kindersegen und die Anlehnung der Zollern an Habsburg brachten hier eine gewisse Sicherheit. Der letzte Vortrag von Dr. Otto H. Becker, Oberarchivrat am Staatsarchiv Sigmaringen und Vorsitzender des Hohenzollerischen Geschichtsvereins, befasste sich mit den Spätfolgen des Verkaufs von Die Zollern konnten sich nie mit dem Verlust der Schalksburgherrschaft abfinden. Im 19. Jahrhundert erhielt der Verkauf überregionale Bedeutung. Von den preußischen Geschichtsschreibern wurde die Herrschaft als Stammesgebiet der Zollern bezeichnet. Nach dem Deutschen Krieg 1866 gab es Pläne, die Schalksburg und das Amt Balingen als Kriegsentschädigung zurückzufordern, was aber abgewendet werden konnte. Kurz darauf änderten sich die Verhältnisse grundlegend: Württemberg bejahte die nationale Führungsrolle Preußens. So konnten sich Ende des 19- und Anfang des 20. Jahrhunderts Sänger und Ibrner aus Bahngen und Hechingen auf friedliche Weise ihrer gemeinsamen Wurzeln besinnen und zu Gauen zusammenschließen, welche die Schalksburg im Namen führten. Bei den Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahre 1903 in Balingen anläßlich des Verkaufs der Herrschaft Schalksburg wurde dann die Bindung des Amtes Balingen sowohl an Württemberg als auch an das Haupt des neuen deutschen Reiches, den Kaiser zollerischer Abstammung, betont. Zollerische und württembergische Tradition flössen hier zusammen. Insgesamt konnten mit der Vortragsveranstaltung zahlreiche Aspekte der zollerisch-hohenbergisch-württembergischen Geschichte unserer Region im Mittelalter sowie der Geschichte der Herrschaft Schalksburg unter ihren zollerischen und württembergischen Inhabern, inklusive der Spätfolgen des Übergangs, behandelt und zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden. GERD BANTLE Ein Mahnmal als Hofihungszeichen und Stärkung des Heimatbewußtseins An Denkmalen ist die Kreisstadt Sigmaringen reich ausgestattet. Eines, das etwas abseits hegt, aber über der Zollerbrauerei auf einem Felssporn mit Blick auf Stadt, Schloss und Donautal in die Höhe ragt, ist das,»kreuz des Ostens«. Seit 50 Jahren steht dort das zehn Meter hohe Kruzifix, umgeben von einer schlichten, aber würdigen Gedenkanlage, die an Gebiete erinnert, die einst Heimat vieler Deutscher war, bevor sie vertrieben wurden. Die Idee zur Errichtung einer solchen Gedenkstätte stammte vom einstigen Vorsitzenden des Ortsvereins Sigmaringen im Bund der Heimatvertriebenen, Heinz-Rudolf Fritsche. Öffentlich forderte er 1952 bei einem,»tag der Heimat«die Schaffung eines Mahnmals, das vor allem bei der Jugend Heimatbewußtsein stärken sollte. Ein Jahr später wurde Fritsches Idee in die Tat umgesetzt. Fritsche fand bei der Planung, Verwirklichung und Finanzierung des Vorhabens viele Freunde und Gönner. So stellte das Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen das Gelände für die Gedenkanlage zur Verfügung und spendete zudem Eichenholz für das Kruzifix. Die Stadt platten-erwerb. Die im Kreisverband des Bunds der Vertriebenen zusammengeschlossenen Landsmannschaften beschlossen, die Kosten für das Einmeißeln der Schrift in die Steinplatten zu übernehmen. In acht Platten nahe des zwölf Zentner schweren Kreuzes sind die Namen jener Gebiete eingehauen, aus denen Deutsche vertrieben worden sind: Baltikum / Wartheland, Memelland / Ostpreußen, Danzig / Westpreußen, Pommern/Ostbrandenburg, Schlesien / Sudetenland, Banat / Zips / Siebenbürgen, Batschka / Syrmien / Schwäbische Türkei, Buchenland / Bessarabien. Für den künstlerischen Entwurf war der damals in Sigmaringen lebende Baumeister Dauth, der Erbauer der Kirche in Gablonz, zuständig. Den Schriftentwurf fertigte der Stuttgarter Bildhauer Uhring. Die Steinhauerarbeiten führte Emil Stauß, Sigmaringen, aus und die Beton- und Kreuzfertigungsarbeiten wurden von der heimischen Firma Steidle übernommen. Die Einweihungsfeierlichkeiten vor 50 Jahren waren eingebettet in die dritte»ostdeutschewoche«in Sigmaringen, bei der es zahlreiche kulturelle Veranstaltungen lehrreicher und unterhaltsamer Art gab. Zu dieser Ostdeutschen Woche schuf der Sigmaringer Graphiker Viktor Arnaud ein Signet mit den Buchstaben 0WS (Ostdeutsche Woche Sigmaringen), eingelassen in drei Berge, über denen sich ein Kreuz erhebt, umstrahlt von einer Sonne als Hoffnungszeichen. 54

55 OTTO H. BECKER Hohenzollern und die Übernahme von Patenschaften für schlesische Städte nach dem Zweiten Weltkrieg Die Fürstlichen Häuser Hohenzollern verfügten bekanntlich auch in Schlesien über umfangreiche Besitzungen. Diese Güter, die aus den Komplexen Polnisch-Nettkow und Hohlstein in Niederschlesien bestanden, waren aus der Verlassenschaft des Herzogs Peter von Kurland und Sagan an seinen Enkel, den Fürsten Friedrich Wilhelm Konstantin von Hohenzollern-Hechingen ( ) gelangt. Nach dem Tode Friedrich Wilhelm Konstantins erhielt dessen Sohn aus der nicht ebenbürtigen Ehe mit Amalie Schenk von Geyern zu Syburg, Friedrich Graf von Rothenburg, Polnisch-Nettkow mit Zubehör; Hohlstein im Kreis Löwenberg hingegen fiel aufgrund eines Hausvertrags aus dem Jahre 1850 an die Sigmaringer Linie der schwäbischen Hohenzollern, in deren Besitz es bis 1945 blieb. Nach der Vertreibung übernahm in erster Linie die Landsmannschaft Schlesien die Aufgabe, die Erinnerung an die verlorene schlesische Heimat wachzuhalten und zu bewahren. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Übernahme von Patenschaften schlesischer Städte durch Kommunen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Anforderungen, die sich aus solchen Patenschaften für die westdeutschen Städte ergaben, waren vielfältig. Zunächst waren Straßen oder Plätze nach der Patenstadt in Schlesien zu benennen. Ferner sollten Traditions- und Heimatstuben für die Bürger der entsprechenden Städte eingerichtet werden. Vor allem aber wurden die Förderung und die Veranstaltung von Heimattreffen der schlesischen Patenstädte erwartet. Am 18. Juni 1953 wurde auch von der Hohenzollernstadt Hechingen eine solche Patenschaft übernommen. Dabei handelte es sich aber merkwürdigerweise nicht um die Kreisstadt Löwenberg, zu der Beziehungen über das Haus Hohenzollern bestanden, sondern um die Kreisstadt Oels, die von 1647 bis 1792 überdies noch Sitz einer Linie des Hauses Württemberg war. Diese Partnerwahl war freilich nicht zufällig entstanden. Oels war nämlich Thronlehen des letzten preußischen Kronprinzen Wilhelm ( ), der nach dem Kriege bekanntlich auf der Burg Hohenzollern Zuflucht fand und dort 1951 auch beigesetzt wurde. Im Kreis Oels lag ferner das Schloss Sibyllenort, der Alterssitz des letzten Königs von Sachsen, Friedrich August III. ( ). Dort fanden 1920 bzw 1921 auch die Vermählungen der Zwillingsbrüder Fürst Friedrich ( ) und Prinz Franz Josef ( ) von Hohenzollern mit den Töchtern des Monarchen, den Prinzessinnen Margarete ( ) und Maria Alix ( ) von Sachsen, statt. Diese somit auf der dynastischen Schiene zustandegekommene Patenschaft entwickelte sich in der Folgezeit recht positiv. Die Hohenzollernstadt erhielt eine»oelser Straße«und im Alten Schloss eine»oelser Stube«. Im Hechinger Rathaus ist das Wappen der Stadt Oels angebracht; dort wird das»ehrenbuch von Oels«verwahrt. Auch eine Gedenkstätte für die Oelser Verstorbenen wurde errichtet. Vom 30. Juli bis 7. August 1955 feierten die Hechinger ihr 700jähriges Stadtjubiläum; gleichzeitig wurde auch die 700-Jahrfeier von Oels begangen, wozu alle Oelser aus dem Bundesgebiet und aus dem Ausland nach Hechingen eingeladen wurden. Bis in die Gegenwart werden alle zwei Jahre von der Heimatkreisvereinigung Oels Treffen in Hechingen veranstaltet. Im Frühjahr 1953 richtete die Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft Schlesien auch an die Hohenzollernstadt Sigmaringen die Aufforderung, die Patenschaft für eine schlesische Stadt zu übernehmen. Dieses Ansuchen fand vor allem Unterstützung durch den damaligen Vorsitzenden der Landesgruppe Heinz Rudolf Fritsche, der vielen Sigmaringern noch als Redakteur der Schwäbischen Zeitung bekannt ist. Doch auch diesmal wurde nicht Löwenberg, sondern die Kreisstadt Goldberg als Patenstadt vorgeschlagen. Dies geschah freilich nicht aus Unwissenheit oder aus einer bestimmten Absicht heraus. Wie wir aus einem Schreiben vielmehr erfahren, standen damals nur Goldberg sowie die oberschlesischen Städte Bielitz und Grottkau für eine Partnerschaft zur Auswahl. Die Angelegenheit wurde auf einer Sitzung des Sigmaringer Stadtrats am 8. Juni 1953 eingehend besprochen. Obwohl der ideelle Wert der Patenschaftsübernahme anerkannt wurde, sah sich das Gremium im Hinblick auf die zu erwartenden Kosten jedoch veranlasst, von dem Projekt Abstand zu nehmen. Mit Schreiben vom 15. Juni 1953 teilte daraufhin Bürgermeister Franz Schiek dem Vorsitzenden der Landsgruppe Fritsche mit:»der Stadtrat hat sich nach reiflicher Überlegung und Prüfung außerstande gesehen, zur Zeit die Kosten einer Partnerschaft für eine schlesische Stadt auf sich zu nehmen. Mit Rücksicht auf die außerordentlichen und vordringlich zu lösenden Projekte der Stadt bitte ich um Verständnis für diese Entscheidung«. Obwohl Bürgermeister Schiek in einem Schreiben vom 12. Januar 1954 noch einmal ausdrücklich beteuerte, dass die Frage der Übernahme einer Partnerschaft seitens der Stadt Sigmaringen»noch nicht ad acta«gelegt sei, ist es in der Folgezeit in Südwürttemberg- Hohenzollern bei den Patenschaften Reutüngen-Schweidnitz, Wangen-Hirschberg und Hechingen-Oels gebheben. WILLY BEYER Michael Lehmann - ein katholischer Rebell Zum 100. Todestag des Publizisten, Schriftsteller und Komponisten I. Die frühen Jahre bis zur Aufgabe als Pädagoge Zum hundertsten Mal jährt sich in diesem Jahr der Todestag eines herausragenden, aber leider wenig bekannten Hechingers: Michael Lehmann. Zum Patroziniumsfest der Gemeinde St. Jakobus im Juli des Jahres führte der Stiftskirchenchor seine»missa Brevis«auf. Im Gedenken an den 1903 gestorbenen Lehmann sollen sein Leben und Werk näher beschrieben werden. Marksteine seines Wirkens in Hechingen waren die Tätigkeit als Stadtschullehrer und Stiftskantor, als Mitbegründer und erster Redakteur des»zoller«und als Zentrumsmann und Kämpfer für die katholische Erneuerung. Seine Berufung fand Lehmann nicht zuletzt als Komponist und unermüdlicher Schriftsteller, der mit weit über 80 veröffentlichten Werken durchaus den Vergleich mit seinem Zeitgenossen Karl May - zumindest quantitativ - ziehen kann. Michael Lehmann wurde am 5. Februar 1827 in Langenenslingen geboren. Seine Eltern waren Nikolaus und Katharina Lehmann, 55

56 geborene Stehle. Die Lehmanns hatten 16 Kinder, von denen drei Brüder die Namen von Erzengeln erhielten: Raphael, Gabriel und Michael. Raphael war der Urgroßvater von Kardinal Karl Lehmann, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz. Bereits als Knabe zeigte sich Michael talentiert und begabt. Daher wollte sein Vater, ein geachteter Gerbermeister in Langenenslingen, dass sein jüngster Sohn keinen Handwerkerberuf erlernen, sondern das Baufach studieren sollte. Die Vorbereitungen waren bereits in der Residenzstadt Sigmaringen getroffen worden. Doch auf wohl gemeinten Rat hin nahmen Vater und Sohn Abstand vom Baustudium, und der 14-jährige Junge bereitete sich in seinem Geburtsort auf den Lehrerberuf vor. Zwei Jahre war er Präparand bei Musterlehrer Lutz. In den Jahren folgte eine Ausbildung im damaligen»hohenzollerischen Lehrerseminar zu Habsthal«. Von den zwei Jahren in dieser Einrichtung sprach Lehmann immer in Verehrung und Dankbarkeit als»pflanzschule«, in der er mehr als ein halbes Jahr als einziger Schüler von vier Lehrern»wie eine Zitrone ausgepresst«worden sei. In Mindersdorf erhielt er die erste Anstellung als Volksschullehrer. Eineinhalb Jahre blieb er dort, dann folgte ein Jahr in Gammertingen. Auf seine Eingabe vom 28. September 1847, um Versetzung von Gammertingen nach Magenbuch, geht die fürstliche Landesregierung mit Beschluss vom 13. Oktober insofern ein, indem sie ihn als Schulprovisor für Heinrich Eger zum f. November 1847 die Stellung an der einklassigen Schule in Fischingen zuweist. In den sechs Jahren, die Lehmann dort als Provisor (»provisorischer«lehrer), also vor der endgültigen Anstellung als Lehrer im Staatsdienst, zubrachte, begann seine schriftstellerische Tätigkeit mit einer Arbeit auf pädagogischem Gebiet (»Freiheit des Unterrichts«). Lehmann wurde Mitarbeiter verschiedener katholisch-pädagogischer Zeitschriften und übernahm in den Jahren 1850 bis 1852 die Redaktion des»magazins für Pädagogik«, einer Monatsschrift für christliche Erziehung und Bildung, die in Rottenburg/Spaichingen erschien. Erkennbar wurde in den Jahren, in denen Michael Lehmann als Provisor in Fischingen arbeitete, bereits seine offene und kritische Haltung gegenüber der Obrigkeit, die ihm später im preußischen Hohenzollern erhebliche Schwierigkeiten einbrachte. In den turbulenten Tagen der Märzrevolution von 1848 gab es landauf landab Volksversammlungen, in denen die Forderungen an die Regierungen erhoben wurden. Auch der junge Provisor Michael Lehmann formulierte im Auftrag der Gemeinde Fischingen ein Schreiben an den Landesherrn, Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen. Die Fischinger Petition beinhaltete, wie andere Eingaben auch, vor allem die Forderung zur Abschaffung der bäuerhchen Feudallasten, wie Frongelder und Bannrechte. Wie beispielsweise die Tierabgaben des Blutzehntes, der Mühlen- und Brauereibann - das Getreide durften die Bauern nur in ganz bestimmten Mühlen mahlen lassen -, beim Rauchhaber und den Rauchhühnern musste für jede Feuerstelle im Haus eine bestimmte Menge an Hafer und Hühner an die Herrschaft entrichtet werden. Die Ackerfron musste, ungeachtet dessen, ob die Hofgüter verpachtet waren, von den Untertanen geleistet werden. In Fischingen waren dies beispielsweise die herrschaftlichen Wiesen und Gärten auf dem Hof Wehrstein und bei der Mühle. An der Fischinger Mühle mussten zudem Beschädigungen am Mühlwehr und der Floßgasse repariert, oder der Mühlgraben gereinigt werden. Noch viele andere Fronen machten das Leben und Überleben der Bauern schwer und das Volk schien nur der Fürsten wegen da zu sein. Mit Begeisterung sprach Lehmann noch viele Jahre später in Hechingen im katholischen Kasino und in geselligen Runden über die damaligen Volksversammlungen. Ganz in der Nähe von Fischingen, in Haigerloch, hörten beispielsweise am 9- März 1848 fast 1600 Bürger die Rede von Pfarrer Josef Sprißler aus Empfingen, dem späteren Abgeordneten im Paulskirchenparlament. Die Hauptforderungen der Bauern wurden schließlich von Erbprinz Karl Anton, der die Regierung von Fürst Karl in Sigmaringen übernommen hatte, erfüllt. Die Revolution in Hohenzollern endete mit der Besetzung durch preußische Truppen, und mit dem späteren Übergang der Fürstentümer an das preußische Königshaus begann eine neue Ära. Am 24. September 1850 schwört der Schulprovisor Michael Lehmann den Eid auf Preußen: Bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden, als Provisor im königlich preußischen Staatsdienst»seiner königlichen Majestät von Preußen, meinem allergnädigsten Herrn ich unterthänig, treu und gehorsam sein... auch die Verfassung gewissenhaft beobachten will, so wahr Gott helfe«. Lehmanns kritisch-unbequeme Haltung spiegelt sich bereits wieder in den Geschehnissen des Jahres 185 f, die vielleicht auch Einfluss auf seine spätere Versetzung nach Hechingen hatten, in Fischingen war Pfarrer Joseph Lauer in eine Art Vorruhestand getreten. Der 48-jährige Pfarrer bekam einen sogenannten Tischtitel und wohnte in der Kaplanei zum hl. Anton in Haigerloch. Als aktiver Pfarrer erscheint sein Name wieder in den f860er Jahren und wird 1871 unter»resignirte und kranke Priester«geführt. Vermutlich gibt es einen Zusammenhang zwischen der Abdankung des Pfarrers und den Unstimmigkeiten mit Lehmann und der Gemeinde andererseits. Als Pfarrverweser kam fgnatz Kotz nach Fischingen. Er war Pfarrer von Dettingen und betreute dort schon zwei Schulklassen. Als»Definitor«vom Landkapitel Haigerloch war er zudem Vorstandsmitglied im Dekanat. Der damals 51- jährige Pfarrer wandte sich Anfang Oktober 1851 mit einer Beschwerde an das zuständige, königlich preußische Oberamt in Glatt, in der er darum bat, das Lehmann aus Fischingen entfernt werden möge, weil er Uneinigkeit und Zwietracht unter den Bürgern stifte und sich in die politischen Verhältnisse der Gemeinde einmische. Er sei Schuld an den Zerwürfnissen der Gemeinde mit Pfarrer Lauer und zeige»keine Subordination gegenüber dem Pfarrer«, hieß es in dem Schreiben. Das Oberamt leitete die Beschwerde an die Schulaufsicht in Sigmaringen weiter. In dem Schreiben vom 14. Oktober 1851 heißt es:»bitte des Pfarrer Kotz... um Versetzung des Provisors Lehmann daselbst wegen Mangels an Subordination und wegen Stiftung von Unfrieden in der Gemeinde.«Das Oberamt schreibt weiter:»...dem unterfertigten Oberamte ist über das Verhalten Lehmanns nichts Nachtheiliges bekannt; es hat sich zwar derselbe im Jahre 1848 an der dortigen Bewegung ziemlich stark betheiligt und sich manchen Steinhaufen als Rednerbühne erwählt, jetzt kann er aber nicht mehr zur Umsturzparthei gezählt werden, obwohl er sich auch jetzt noch häufig in Dinge mischt, die nicht seines Amtes sind.«als Schulmann wird Lehmann in dem Brief belobigt:...»und hat er die Schule in Fischingen wesentlich verbessert, ein Grund zur Unterstützung des Gesuchs hegt somit nicht vor«. 56

57 Der zuständige geistliche Regierungsrat, Pfarrer Fidelis Engel aus Veringendorf, sieht ebenso wenig Anlass, Lehmann zu versetzen. Er führte in seiner Antwort Ende Oktober 1851 an das Oberamt Glatt an:»wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß sich Lehmann überschätzt und sich in Folge dessen in Angelegenheiten mischen mag, die ihn nichts angehen, so ist doch nicht zu übersehen, daß er vielleicht der kenntnisreichste und geschickteste Provisor im Lande ist und man auch seiner moralischen Aufführung durchaus nichts anhaben kann.«gleichzeitig rügt der Leiter der Personalaufsicht den 24-jährigen Provisor aber auch:»...er solle sich aber fern halten von all den Dingen, die dem Schulwesen fremd sind, damit nicht die gute Meinung, die man von ihm als tüchtigen Schulmann habe, verdunkelt werde«, und weiter»dies dürfte vielleicht darauf hinweisen, seine jugendliche Unbefangenheit und Unklugheit zu bändigen«. Pfarrer Engel schlägt sogar vor, dass die Pastoration von Fischingen dem Pfarrer Kotz abgenommen und dem Pfarrer Zeiier in Glatt übertragen werden soll. In einem weiteren Schreiben an die königliche Regierung in Sigmaringen, diesmal am 27. Oktober 1851 vom Schulkommissariat Glatt aufgesetzt, sieht man auch überhaupt keinen Grund zur Versetzung des Pädagogen.»Lehmann hat allerdings ein etwas vorlautes Maul«, räumt die Behörde jedoch ein. Wegen der möghchen Schuld Lehmanns an den Zerwürfnissen des Pfarrers Lauer mit semer Gemeinde entgegnet das Schulkommissariat mit der Frage, warum man ihn [Lehmann] denn nicht gleich geahndet hat, und nicht erst jetzt nach zwei Jahren. Noch einmal antwortet am 22. November 1851 Pfarrer Fidelis Engel von der Schulaufsicht mit einem klaren Nein zur Versetzung Lehmanns, bezeichnet die Anschuldigungen von Pfarrer Kotz als falsch und ungerecht und erneuert seinen Antrag, dem Pfarrer Kotz die Pastoration abzunehmen und an Pfarrer Zeiler aus Glatt zu übertragen. Dies geschah offenbar nicht sofort und wie von Engel gewünscht, aber im Jahre 1852 wurde Ignaz Kotz abgelöst. Bis 1854 blieb F. Laudiert Pfarrverweser von Fischingen. Nach sechs Jahren Schuldienst in Fischingen beantragt Michael Lehmann Anfang September 1853 seine Versetzung. In seinem Gesuch an die königliche Regierung in Sigmaringen bezeichnet er Fischingen als kleines und abgelegnes Dorf. Er möchte einen arbeitsreichen Posten, bei dem er auch musikalisch tätig sein kann und seinen Uterarischen Verbindlichkeiten nachkommen kann, schreibt Lehmann. Er habe von der beabsichtigten Pensionierung eines gewissen Lehrer Humberger in Ostrach gehört, dessen Stellung er gerne einnehmen möchte. Dabei nennt er als Alternativen gleich einige andere Orte, in denen er gerne die Schulverwaltung übernehmen möchte, wie: Bingen, Krauchenwies, Wald, sein Heimatort Langenenslingen, oder im Unterland die Orte TriMngen und Stetten bei Haigerloch. Indirekt fragt der Schulprovisor Lehmann hier also auch um eine definitive Anstellung als Lehrer an, die ihm jedoch weiterhin verwehrt bleibt. Kurzfristig bekommt er zum f. November 1853 dann von der königlichen Regierung eine neue Stelle zugewiesen: An die Stadtschule nach Hechingen und weiterhin im Status eines Provisors. In den kommenden Jahren veröffentlicht Lehmann einige Bücher, meist im Augsburger Lampartverlag, wie das 300-Seiten-Werk»Ritter Gerold von Helfenstein«. Bis 1857 mindestens neun Erzählungen und Novellen. In Hechingen war er von Ende 1858 an neben Georg Bachmann auch zweiter Organist an der Stiftskirche. Welche Vorkommnisse ihn dazu bewogen haben, den Lehrerberuf aufzugeben, ließ sich nicht genau belegen. Wohl aber ein mutmaßlicher Zusammenhang mit seiner offenen, für damalige Verhältnisse eher unbeugsamen Haltung, die eine endgültige Anstellung verhinderte. So schrieb das»magazin für Pädagogik«1903 in einem Nekrolog:»Von Jugend auf trat er für Wahrheit, Freiheit und Recht ein. Seine offene Haltung in dem bewegten Jahre von 1848 und den folgenden, in denen er immer und unerschrocken seine Meinung an den Tag legte, machte ihm jedoch die vorgesetzte Behörde nicht gerade gewogen, denn auf eine definitive Anstellung hätte er vergebens warten müssen, da er nicht in das System passe, wie ihm von höchster Seite bedeutet wurde.«die Schulstraße in Hechingen um Das weiße Gebäude auf der rechten Straßenseite war die (kath.) Stadtschule. Foto Willy Beyer. Vorlage Stadtmuseum Hechingen. 57

58 Michael Lehmann ca. 30 Jahre alt. Ausschnitt aus einem Familienfoto. Foto: Willy Beyer Vorlage: Archiv der kath. Pfarrgemeinde Hechingen. In einer»unterthänigsten Bitte«ersucht Lehmann die königliche Landesregierung am 10. Dezember 1857 um»definitive Anstellung und die damit verbundene Einkommenserhöhung«. In der darauf folgenden Eingabe des königlichen Oberamtes Hechingen an die Regierung in Sigmaringen heißt es, ob den beiden Provisoren Feicker und Lehmann»die Überschüsse von dem Gehalte des früheren Elementarlehrers Sauter zugewiesen werden sollen, oder ob es an der Zeit ist dieselben zu definitiven Lehrern zu ernennen...«. Die Regierung antwortet am 8. Januar 1858:»Dem (tit) erwidern wir auf die Eingabe pr. 25 Dezbr. vor. Jahres betreffend die definitive Anstellung resp. Beförderung der dortigen Schulprovisoren Feicker und Lehmann zu Lehrerstellen, dass wir dem dießfallsigem Gesuche zur Zeit zu entsprechen nicht vermögen«. Darüber hinaus wird Lehmann auch keine Sondervergütung genehmigt und er als Pädagoge kritisiert:»eine solche Remuneration dem Prov. Lehmann zu bewilligen, sehen wir uns aus dem Grunde außer Stand, weil die von diesem geleitete Schulklasse in vergangenen Jahren in keiner Weise den geringsten Anforderungen entsprochen hat«. Auf jeden Fall zieht der Pädagoge, der Jahre zuvor noch als geschicktester Provisor im Lande beurteilt worden war, letztlich doch die Konsequenzen. Die königliche Regierung genehmigt dem mittlerweile 34-jährigen im Sommer 1861 einen von ihm beantragten einjährigen Urlaub vom Schuldienst. Das gleiche wiederholt sich im Sommer 1862 und 1863, bis er 1864 bei der Bitte um weiterer Urlaubsverlängerung im Falle der Ablehnung seine Entlassung in Aussicht stellt. Nachdem ihm am 24. Juni zunächst ein weiteres Jahr Urlaub bewilligt wird, geht die Regierung in Sigmaringen mit Schreiben vom 6. Juli nicht mehr auf den Urlaub ein, sondern auf den Austritt aus dem Schuldienst, in dem sie schreibt:»...dagegen nehmen wir keinen Anstand Ihnen die eventuell beantragte Entlassung aus dem Schuldienste hiermit zu ertheilen, daß Ihnen bei fortgesetzt guter Führung der Wiedereintritt in den Schuldienst gestattet wird«. Lehmann wurde weiterhin eine Art Rentenversicherung gewährt. So heißt es in dem Schreiben»...daß Sie statutenmäßig Mitglied der Lehrerwitwenkasse und des Lehrerunterstützungsfond bleiben falls Sie fhre Beiträge weiterhin entrichten«. In diesen Fond hatte Lehmann seit 1845 Beiträge eingezahlt und im Entlassungsersuchen darum gebeten, weiterhin Mitglied bleiben zu dürfen. Die Entscheidung über die Aufgabe seines erlernten Berufes als Pädagoge, mag - über die beschriebenen Zusammenhänge hinaus - wohl auch wesentlich durch sein erweitertes Tätigkeitsfeld und der Erkennung seiner eigenen Talente und wirklichen Berufung geprägt worden sein. Das erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg hatte Lehmann bereits 1862 das Amt des Chorregenten (heute der Stiftskantor) an der Hechinger Stiftskirche übertragen. Damit war er auch Chef von Georg Bachmann, der noch bis 1886 als erster Organist der Gemeinde tätig war. Zusätzlich gab Lehmann noch Musikunterricht. Die Stellung als Chorregent übte er bis wenige Monate vor seinem Tode am 3- Februar 1903 aus. Michael Lehmann war somit fast ein halbes Jahrhundert lang an der Stiftskirche als Musiker tätig. S.E. Kardinal Karl Lehmann sagte über seinen Urgroßonkel im Zusammenhang der Übernahme seiner Schirmherrschaft (gemeinsam mit Ministerpräsident Erwin Teufel) zur Patenschaftsaktion für die neue Orgel in der Hechinger Stiftskirche, er habe»ein wichtiges Kapitel Musikgeschichte in Hechingen geschrieben«. In seiner Hechinger Zeit wurde Lehmann kompositorisch und vor allem schriftstellerisch sehr aktiv. Anzunehmen ist, dass dabei auch finanzielle Gründe eine Rolle spielten: Im Jahre 1864 kaufte Lehmann von Hauptmann Baumeister das um 1830 erbaute, dreistöckige Fachwerkhaus»am oberen Tor«, Gebäude Nr. 59 (jetzt Firstsraße 4). Lehmann war Korrespondent der»deutschen Reichszeitung«in Bonn, und der»germania«in Berlin. Bis Ende 1872 hatte er mindestens 20 Bücher, meist Jugendschriften, veröffentlicht. Sein musikalisches und das enorme literarische Werk wird noch näher beschrieben. (Fortsetzung folgt). Quellennachweise: - Hohenzollerische Heimatbücherei Hechingen: üb 171 u. K165: Michael Lehmann - Lebensbild -»Namhafte Söhne von Langenenslingen«in»Zoller«Nr. 50 von Persönliche Mitteilungen der Urenkel M.Lehmanns - Roman Sauter, Postmeister a.d.: Zum 100. Geburtstag Michael Lehmanns am in»zoller«- Nekrolog in»magazin für Pädagogik«Nr. 15, Jahrgang Gemeindearchiv Fischingen: Beilagen zum Rechnungsband von 1848/49, Nr Beilage zur Hohenzollerischen Landeszeitung/Schwarzwälder Volksblatt:»Kulturgeschichtliches...«bzw.»Aus der Geschichte der Herrschaft Wehrstein«, 11 Fortsetzungen 6-9/1926, von Anton Bosch - Statistisches Handbuch der Erzdiöcese Freiburg Schematismus des Erzbistums Freiburg: 1852, 1865 ff, Bruno Schwellinger: Heimatbuch von Fischingen, anlässlich der Jahr-Feier Staatsarchiv Sigmaringen, Bestand: Ho 235, T28-I-XI-C3-547»Personalien des Schulprovisor Michael Lehmann«; - eine Personalakte der fürstlichen und königlich-preußischen Schulaufsicht - Archiv im Pfarrbüro von St.Jakobus, Hechingen - Orgelbauverein St. Jakobus Hechingen: Eine Informations- u. Werbeschrift für die Patenschaft der Stiftskirchenorgel - Stadtarchiv Hechingen, Katastereintrag 58

59 Buchbesprechungen Rolf Kellners - Beitrag zur "Völkerverständigung" Wenn ein Schwabe auf ein»nordlicht«trifft, kann es schnell zu Mißverständnissen oder Irritationen kommen, wenn der Süddeutsche so schwätzt, wianem dr Schnabl gwaasa isch. Falsche Interpretationen sind vorprogrammiert. Der Wahlschwabe Rolf Kellner hat deswegen eine Anleitung zur Verständigung zwischen Schwaben und Norddeutschen vorgelegt, amüsant zu lesen, da mit viel Humor gespickt, und keineswegs nur für»reigschmeckte«gewinnbringend, (ba) Rolf Kellner:»Verstand ons recht!«96 Seiten mit 15 Kapiteln und illustriert mit Zeichnungen von Uli Gleis. Silberburg-Verlag, Tübingen Euro. ISBN: Josef Schneider - Stationen bewegter Jugendjahre Mit nicht mal achtzehn Jahren wurde der Autor diese Buches zum Reichsarbeitsdienst einberufen und kurz danach wurde er mit fast exakt diesem Alter»mit dem Münsterschlag [Ulm]«um 12 Uhr am dann Soldat. Nach nunmehr 60 Jahren Abstand zu diesen Ereignissen fiel es Josef Schneider, geboren in Haigerloch-Gruol, leichter, diese Erlebnisse zu dokumentieren und zu reflektieren, wobei ihm seine umfangreichen Tagebuchnotizen sehr nützten. Dieses Buch»will sich als Beitrag zur Zeitgeschichte verstehen, in der die Opfer, Leiden und Entbehrungen der Kriegsgeneration auch nach 6 Jahrzehnten und später nicht vergessen werden dürfen«(s. 6). In drei Kapiteln, nämlich»reichsarbeitsdienst«, dann»wehrdienst«und schließlich»gefangenschaft«lässt der Verfasser die Ereignisse in einer sehr sachlichen Sprache Revue passieren, wobei der»wehrdienst«natürlich am umfangreichsten ausfällt. Beeindruckend und außergewöhnlich ist die Tatsache, dass der damalige sehr junge Soldat immer auch Blicke hatte für die landschaftlichen Reize und aber besonders für die geschichtlichen und kulturellen Leistungen der damaligen Feindesländer Frankreich und Sowjetunion. Diese Sichtweise dokumentieren auch viele Abbüdungen im Buch. Josef Schneider sollte dieses Schreibtalent nach dem Kriege noch zu gute kommen.»der Antlitz des Todes! Oft sahen wir es vor uns. Das Bluten und Sterben von Kameraden hat uns junge Soldaten sehr getroffen. Oft waren schwerverwundete Kameraden in der letzten Stunde allem. Es war nicht immer möglich, ihnen beizustehen und zu helfen«(s. 62). Josef Schneider konnte von den Kameraden geborgen und in Sicherheit gebracht werden, als er am in Kurland an Kopf und linkem Unterarm schwer verwundet wurde. Der Gefangenentransport endete in Bad Reichenhall. Kurz vor der Kapitulation und nur halb genesen geriet Josef Schneider, in Richtung Heimat unterwegs, am in amerikanische Kriegsgefangenschaft (Lager Bad Aibling), die hier vier Wochen und danach nochmals vier Wochen bei Ulm bis dauerte. Diese Wochen unter freiem Himmel schildert der Autor sehr drastisch, alle menschlichen Maßstäbe wurden verschoben, seitens der Gefangenen und auch von Seiten der Sieger. Bei letzteren erklärt Josef Schneider»die Gründe der menschenrechtsverletzenden Behandlung«; diese hatten wenige Tage zuvor»die Gefangenen des Konzentrationslagers Dachau befreit und waren der Greuel ansichtig geworden«(s. 140). Im Nachwort klingt Enttäuschung über den Umgang mit den Kriegsversehrten an, wenn der Verfasser schreibt:»um die volle staatliche Anerkennung meiner geschwächten körperlichen Leistungskraft mußte ich fast zeitlebens ringen, haufenweise Formulare ausfüllen und ärztliche Untersuchungen über mich ergehen lassen«. Der Autor musste sich durch seine Verwundung beruflich neu orientieren und war von 1956 bis 1990 Lokalredaktuer des»schwarzwälder Boten«(Oberndorf), (rfr) Josef Schneider: Stationen bewegter Jugendjahre. Erfahrungen in Krieg und Gefangenschaft Schiff & Flugzeug Verlagsbuchhandlung, Horb/Neckar Seiten, 16,80 EUR, ISBN Wulf Wager Schwäbisch-alemannische Fasnet in alten Bildern Die Fasnet ist für viele Menschen ein unverzichtbarer Teil ihres Lebens und in dieser fünften Jahreszeit schlüpfen alle gesellschaftlichen Klassen ins klassenlose Häs und unter die Holzlarven. Wissenschaftlich ist die schwäbisch-alemannische Fasnet gründlich erforscht. An die alten Bilder über die Fasnet, die die Veränderungen dieses Brauchtums dokumentieren, dachte nun der Autor und stöberte in den Archiven der Narrenvereine in allen Fasnetslandschaften (zusätzlich auch den Odenwald), bei privaten Sammlern und in Archiven und er förderte manche»schätze«zu Tage. Insgesamt über 2000 BUder kamen zusammen, von denen natürlich nur eine Auswahl veröffentlicht werden konnte. Wulf Wager: Schwäbisch-alemannische Fasnet in alten Bildern. Silberburg- Verlag, Tübingen Seiten, 366 teils farbige Abbildungen, 29,90 EUR, ISBN (rfr) Herbert Zander Salomon Hirschfelder: Leben und Werk eines Multitalents aus Hohenzollern 1. Einleitung Vor einhundert Jahren, am 10. Mai 1903, starb der aus Dettensee stammende Maler, Fotograf und Erfinder Salomon Hirschfelder. Über ihn ist in der Geschichtsschreibung Hohenzollerns bis jetzt fast nichts dokumentiert. Selbst in der»bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte«sucht man ihn vergebens, obwohl er zu seiner Zeit bei den Kunstkennern eine bekannte Persönlichkeit war - vor allem wegen seiner zwei Hauptwerke, der»brotvisitation«und»im Dienstbotenbüro«. Beide Bilder sind heute als Dauerleihgaben des Landes Baden-Württemberg im Horber Stadtmuseum, dem Hohen Giebel, ausgestellt. Seine sonstigen Werke waren in ganz Europa zu finden, namentlich in München, Berlin, Nürnberg, Hamburg, Wien, Triest, Paris und London. [1]* Zu den wenigen nennenswerten Veröffentlichungen über Salomon Hirschfelder gehören ein Aufsatz von Dr. Adolf Kohut 1, [1] der im Jahre 1902 in sehr poetischer Art das Leben und Werk des Künstlers beschreibt, ein von Hyazinth Holland verfasster Hirschfelder-Nekrolog von 1905 [2], sowie ein vor kurzem erschienener Artikel von Bernd Ballmann [3], der sich mit Hirschfelders künstlerischem Werk auseinandersetzt. 2. Lebensdaten 2.1 Kindheit und Jugend in Dettensee Werfen wir zunächst einen genaueren Blick auf die Familie und Lebensdaten des Malers. Hirschfelders Vater, Joseph Mayer Hirschfelder, wurde am 19. Oktober 1786 [4] in Dettensee geboren. Er heiratete Rebeka Stern aus Königsbach in Baden, die, erst 31-jährig, 1826 bei der zu harten Geburt" [4] ihres fünften Kindes starb, ebenso wie das Kind. Im folgenden Jahr heiratete er Sara Schneier (Schnaier) aus Fellheim in Bayern. Salomon Hirschfelder wurde am 16. Mai [4] als zweites von fünf Kindern aus dieser Ehe geboren. Sein jüngerer Bruder Joseph starb schon im Alter von fünf Jahren, [4] Mayer Joseph Hirschfelder war Buchbinder. Sein Sohn kam daher schon in frühester Kindheit mit Kupferstichen und anderen Illustrationen in Berührung. Die Lektüre in der Werkstatt seines Vaters weckte in ihm offenbar die Liebe zur Malerei. [ 1 ] * Die Nummern in den eckigen Klammem beziehen sich auf das Literaturverzeichnis am Ende des Artikels. 1 Dr. Kohut schreibt sowohl Hirschfelders Vornamen als auch den Namen des Ortes Dettensee durchgängig falsch (»Samuel«bzw.»Dettensen«). 1 In allen Artikeln Uber Hirschfelder außer dem Kohuts, auch in neueren Auktionskatalogen, findet sich das falsche Geburtsjahr

60 Kohut nennt Hirschfelder»aus dem Ghetto hervorgegangen«. Der Begriff»Ghetto«ist sicher falsch gewählt, denn in Dettensee hat es nie einen abgegrenzten Bezirk ähnlich der Friedrichstraße in Hechingen gegeben. Subjektiv mag das Empfinden des jungen Salomon Hirschfelder aber nicht unbegründet gewesen sein. Im»langen Judenhaus«[5] lebten 1829 auf insgesamt 308 m 2 65 Personen in neun Familien. Nimmt man die Häuser 3 der direkten Umgebung dazu, waren es 84 Juden, die dicht gedrängt beisammen lebten. Ab 1813 war es den Dettenseer Juden rechtlich möglich, die herrschaftlichen Gebäude, in denen sie bis dahin schon zur Miete gewohnt hatten, käuflich zu erwerben. Das taten sie dann auch, um sich das Dach über dem Kopf zu sichern. Den Gebäudeteü mit der Hausnummer 19 erwarb entweder Joseph Mayer Hirschfelder oder schon dessen Vater, Joseph Hirschfelder ( ). Die Hausnummern 18 bis 25 entsprachen etwa dem heutigen Einfamilienhaus Neuneckstraße 2. Im Jahre 1829 lebten in diesem Gebäude auf etwa 106 m 2 sieben Familien mit insgesamt 49 Personen. Die Ende der 1830er Jahre leicht verbesserte finanzielle Situation der Dettenseer Juden zeigt sich auch bei der Familie Hirschfelder: 1836 wird Joseph Mayer Hirschfelder als alleiniger Besitzer des»kellerhauses«nr. 24 mit 18 m z genannt [6] - die restlichen 88 m 2 allerdings teilten sich noch immer fünf Familien. Nach der Auswanderung der Familie Hirsch Hauser 1852 [4] übernahm Mayer Joseph Hirschfelder auch deren Wohnungsteil, womit ihm etwa 30 m 2 an Wohnfläche und die 18 m 2 der Kellerwohnung, die er vermutlich als Buchbinderwerkstatt nutzte, zur Verfügung standen. Das scheint im Vergleich zu den erbärmlichen Verhältnissen fünfzehn Jahre zuvor schon recht geräumig - allerdings hatten zu der Zeit christliche Bauernhäuser in Dettensee durchschnittlich 75 m 2 Wohnraum. Seine Schulzeit verbrachte Salomon Hirschfelder ab 1837 in der 1826 eingerichteten jüdischen Volksschule Dettensee bei dem aus Haigerloch stammenden Lehrer und Vorsänger Salomon Holländer. Im Mai 1845 feierte er Bar Mitzvah [4] (d.i. die Verpflichtung auf die religiösen Vorschriften des Judentums, ähnlich wie bei den Protestanten die Konfirmation). Das bedeutete auch das Ende seiner Schulzeit. 2.2 Lehre und Militärzeit Zu Salomon Hirschfelders Wunsch, Kunstmaler zu werden, schreibt Kohut:»Frühzeitig trat seine Begabung für das Zeichnen zu Tage; dort [in Dettensee] konnte jedoch derselben kein Vorschub geleistet werden, da seine Lehrer selbst nicht zeichnen konnten, und jene Kunst damals noch zu den, brodlosen' gerechnet wurde. Nach Absolvierung der Schule kam er bei einem.landmaler' [d. h. einem Maler, der auf Dörfern Wohnräume, Möbel und Geräte verzierte] in die Lehre, bei dem er mit knapper Noth die Anfangsgründe des Zeichnens sich aneignete. So vergingen einige Jahre in zähem Streben nach künstlerischer Vervollkommnung, doch blieb sein Lieblingswunsch, die Kunstakademie in München besuchen zu dürfen, wegen der Nothlage von Hirschfelder sen. unerfüllt, da dieser zu hart im Kampf um das tägliche Brod ringen mußte, um sich solchen Luxus zu gestatten, d. h. das Geld für die Reise und den Unterricht erschwingen zu können.«wer der genannte Landmaler war und wie lange Hirschfelder bei ihm in die Lehre ging, ist nicht bekannt. Die von Kohut überlieferten Lebensdaten lassen sich mit den spärlich vorhandenen amtlichen Dokumenten nicht in zeitlichen Einklang bringen. Er schreibt:»mit 20 Jahren wurde der Jüngling zum Militärdienst ausgehoben und diente anderthalb Jahre im 25. Preußischen Infanterieregiment in Ehrenbreitstein. [...] Sein Zeichen- und Maltalent fiel seinen militärischen Vorgesetzten auf, und ihnen hatte er es zu verdanken, daß er, mit guten Zeugnissen ausgerüstet, des Königs Rock ausziehen durfte, d. h. durch die Gnade des Königs Friedrich Wilhelm IV, zur Reserve entlassen wurde.«tatsächlich aber ergeht mit Datum 31. August 1852 vom Oberamt Glatt unter anderen an ihn ein Aufruf, sich in kürzester Frist zum Militärdienst zu melden und sein Fehlen bei der diesjährigen Aushebung zu rechtfertigen. [7]Seine Entlassung aus dem Militärdienst ist in einer Abschrift [8] erhalten gebheben: Abschrift Unter den am 5. d Mts. Mir berichteten besonderen Umständen, wiu ich in Gnaden hiermit nachgeben, daß der im 25. Infanterie-Regiment dienende Sabmon Hirschfelder mit ein und einhalbjähriger Dienstzeit am 1. October c. [laufenden Jahres] zur Reserve entlassen wurde. Das General-Commando hat hiernach zu verfügen und den Vater des Genannten, den J. M. Hirschfelder zu Dettensee, Oberamtes Haigerloch, auf die mit ihren Anlagen beifolgende Vorstellung zu bescheiden. Sanssouci den 11. September gezch Friedrich Wilhelm, geggzch Graf Waldersee. An das General-Commando des 8. Armee-Corps. Br[ief] m [it] Abschrift unter Anschluß der Anlagen zur Kenntniß mit dem Hinzufügen übersandt, dass die Entlassung Ihres Sohnes verfügt ist. Coblenz, den 19 September Von Seiten des General-Commdos. [Unterschrift Schwarz?] Oberst und Chef des Generalstabes. An den J. M. Hirschfelder zu No. 5227a Dettensee Dieses Dokument ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum ersten belegt es, dass Salomon Hirschfelder erst ab April 1854 beim Militär gedient hat, zum zweiten beweist es, dass er wirklich durch die Gnade des preußischen Königs entlassen wurde, und dies nicht nur eine blumige Formulierung Kohuts ist. Andererseits kollidiert es mit Unterlagen der Akademie der Bildenden Künste in München. Im Matrikelbuch der Jahrgänge [9] ist unter der Zahl 1077 Salomon Hirschfelder im Kunstfach Malerei aufgeführt. Der Tag seiner Aufnahme ist der 20. April 1853, wobei in der Spalte Bemerkungen steht:»erhielt am 22. Februar 1854 die Matrikel«. Es ist aber unmöglich, dass Salomon Hirschfelder gleichzeitig in Ehrenbreitstein beim Militär war und in München an der Kunstakademie studiert hat. Entweder war er wirklich zunächst beim Militärdienst und danach in München - doch das widerspricht den Daten in allen offiziellen Dokumenten - oder er war tatsächlich vom 22. Februar bis April 1854 an der Kunstakademie München und ist von dort aus zum Militär eingerückt. Seine vorzeitige Entlassung aus dem Militärdienst - die damalige preußische Wehrpflicht dauerte zwei Jahre - muss in jedem Fall im Zusammenhang mit seinen Bemühungen, in München das Kunstfach Malerei zu studieren, gesehen werden. Standort war der heutige Kreuzungsbereich der Georg-Schorpp-Straße mit der Neuneckstraße. 4 Einem Schreiben vom 15. Mai 2003 zufolge sind die Akten der Akademie, darunter die Personalakten der ehemaligen Studierenden, während des 2. Weltkrieges zum größten Teil verbrannt. Über das Studium Salomon Hirschfelders gibt nur noch der Eintrag im Matrikelbuch Auskunft. 60

61 Solomon Hirschfelder:»Brodvisitation«Fassung 2. Entstehung: 1876 in München; signiert, öl auf Leinwand 89,6 x 121,5 cm, Vorlage und Verbleib: Heimatmuseum»Hoher Giebel«in Horb/Neckar. Dauerleihgabe des Landes Baden-Württemberg. Dieses Hauptwerk thematisiert die am 1. Januar 1872 erfolgte Einführung der metrischen Maße und Geivichte im neuen Kaiserreich. Kompositorische Weiterentwicklung der 1. Fassung. Dies würde auch die in der Abschrift aufgeführten»besonderen Umstände«erklären. Sollte er wirklich vom Studium weg zum Militär gegangen sein, ist es fraglich, ob er danach noch einmal an die Kunstakademie in München zurückkehrte - zumal er, wie wir später noch sehen werden, eher enttäuscht von ihr war. Am 13. Juli 1860 beantragte nicht Salomon selbst, sondern sein Vater, Joseph Mayer Hirschfelder, für ihn die Auswanderung nach München [8] - ein Hinweis, dass Salomon damals schon nicht mehr in Dettensee gelebt hat. Dabei gab sein Vater zu Protokoll, dass Salomon im Falle einer Heirat von ihm 1000 Gulden als Heiratsgut zu erwarten habe und dass er, der Vater, diese Summe auch tatsächlich bezahlen könne. Zum Vergleich: Das gesamte Gebäude, in dem auch die Familie wohnte, war damals etwa 2000 Gulden wert. Weiter gibt er an, dass Salomon selbst 500 Gulden an Barvermögen besitze. Sein älterer Bruder Lazarus und seine Schwester Mina hatten 1858 [4] bzw [4] geheiratet und bekamen vermutlich eine ähnlich große Mitgift von ihrem Vater. Die mehrfach erwähnte Armut seiner Familie -»von frühester Jugend an mit der bittersten Noth und Misere des Lebens kämpfend«[1] - sowie die oben beschriebene, sehr bescheidene Wohnungssituation scheinen auf den ersten Blick im Widerspruch zum für damalige Verhältnisse großen Barvermögen zu stehen. Unter den vielfältigen Möglichkeiten der Erklärung scheint die traditionell große Mitgift bei Juden eine Rolle zu spielen. Ein Beispiel hierfür bietet die Familie von Franz Kafka. Kafka musste einem Brotberuf nachgehen, während seine Schwestern von den Eltern mit einer Mitgift ausgestattet wurden. In einem Brief seines Freundes Max Brod an Feiice Bauer, Kafkas Geliebte in Berlin, ist zu lesen:»wenn die Eltern ihn so lieben, warum geben sie ihm nicht Gulden wie einer Tochter, damit er aus dem Büro austreten kann und irgendwo an der Riviera, in einem billigen Örtchen, die Werke schafft, die Gott durch sein Gehirn hindurch in die Welt zu setzen verlangt?«5 [10] Möglich also, dass Salomons Vater wegen der Mitgift für die Kinder bis an die Grenze des finanziell Machbaren gehen musste und daher für größeren Wohnraum oder gar das Studium seines Sohnes kein Geld mehr zur Verfugung stand. Vielleicht war der Vater lange Zeit gegen den als brotlos geltenden Beruf. Möglich auch, dass die Familie Hirschfelder keine Zukunft in Dettensee sah und deshalb auch keine weiteren Immobilien am Ort kaufte, sondern ihr Geld lieber in das Heiratsgut der Kinder investierte. Bei dem Büro handelt es sich um die»arbeiter-unfall-versicherungs-anstalt für das Königreich Böhmen«in Prag. Der Brief datiert vom 22. November Zwei Jahre zuvor hatte Kafkas Schwester Elli geheiratet, und die Heirat der Schwester Valli folgte zwei Monate nach Brods Brief. Dies bestätigt, dass es sich bei der genannten Summe um die tatsächliche Größenordnung handelt. 61

62 2.3 Die Zeit in München Kohuts Formulierung:»Unter ungeheuren Mühseligkeiten und großen Entbehrungen gelang es ihm, nach München zu wandern und endlich die heißeste Sehnsucht seines Lebens in Erfüllung gehen zu sehen«, ist gut zu verstehen, wenn die oben genannte Möglichkeit zwei, nämlich die Unterbrechung des Studiums durch den Wehrdienst, zutrifft, denn sie würde bedeuten, dass Hirschfelder erst nach längerer Abwesenheit ein zweites Mal in München sesshaft wurde. Ab wann er in München gelebt hat, ist nicht feststellbar. In dem polizeilich geführten Melderegister ist Salomon Hirschfelder erstmals am 27. Januar 1866 in München nachweisbar. [11] Die Wahrscheinlichkeit, dass er in einem der Vororte gewohnt hat - am ehesten kämen hierfür die Gemeinden Au, Giesing, Haidhausen und Schwabing in Frage -, ist äußert gering. 6 Obwohl er fast 50 Jahre in München gelebt hat, war er, der Junggeselle, kein sesshafter Mensch. In diesen Jahren zog er zehnmal um. 7 [11] Am 10. Mai 1903, morgens um 6 Uhr, starb er im jüdischen»altersversorgungshaus«in der Mathildenstrasse 8/9 II [12] und wurde auf dem jüdischen Friedhof an der Thalkirchner Strasse 240 beigesetzt. [3] Ein Nachruf in der Allgemeinen Zeitung des Judenthums vom 22. Mai 1903 schildert in knappen Sätzen sein entbehrungsreiches Leben und kommt zu dem beklemmenden Fazit:»Einsam wie er lebte, ist er gestorben.«etwas versöhnlichere Worte fand der Rabbiner Dr. Maier an seinem Grab:»Seinen ganzen Lebensinhalt bildete die Kunst, eine Kunst, die unter Tränen lächelt, und sie bildete das Gegengewicht zu seinen Leiden und Entbehrungen; in ihr fand er Trost, Frieden und reichen Segen.«[13] 3. Charakter und vielfältige Begabungen Sein mit Zähigkeit und Ausdauer verfolgtes Ziel, an der Kunstakademie in München zu studieren, wurde für Salomon Hirschfelder nach eigener Aussage bald zu einer Enttäuschung: Der Unterricht bei den Professoren Hiltensberger und Anschütz 8, von denen er keine sonderliche Förderung erhielt [1], führte dazu, dass er die Kunstakademie wieder verließ und wie bisher als Autodidakt sein Glück versuchte. Ob der akademische Lehrbetrieb der Grund für das Verlassen der Kunstakademie war oder ob es an seinen Charaktereigenschaften lag, ja, ob er überhaupt nach 1855 das Studium wieder aufgenommen hat oder seine Klage über die Professoren nur eine Ausrede war, darüber kann man nur spekulieren. Der ihm im übrigen sehr wohlgesonnene Kohut lässt zwischen den Zeilen Hirschfelders schwierigen Charakter aufblitzen, wenn er schreibt:»er liebte es nicht, mit den Menschen in Berührung zu kommen, und nur Wenige in München kennen den einsamen Alten, den Philosophen der Palette, auf den leider auch das Wort angewendet werden kann:, Wer sich der Einsamkeit ergiebt, ist bald allein.'«' 7 Am 23. Juni 2003 teilte das Stadtarchiv München mit:»der Aufenthalt von Salomon Hirschfelder ab 1853 [wie Hyazinth Holland impliziert] in München ist anhand der städtischen Meldeunterlagen nicht nachweisbar. Es ist natürlich möglich, dass er in einem der Vororte gewohnt hat, wobei die ersten drei Orte 1854 eingemeindet wurden. Deren Meldebögen wurden jedoch - ebenso wie die des 1890 eingemeindeten Schwabing - in die städtische Reihe eingearbeitet, wobei große Überlieferungslücken bestehen.«laut Melderegister der Stadt München war er wie folgt gemeldet: 27. Januar 1866 Rosengaße 7/3-09. Juni 1866 Schommergaße 2/4-01. September 1868 Schillerstraße 15/1-26. Oktober 1873 Marlstraße 5/2-14. April 1877 Mittererstraße 2/3, dort ausgezogen am 01. Oktober Oktober 1889 Karlstraße 46/1 Rg Mai 1899 Beethovenstraße 8/2 Rg Januar 1900 Adelbertstraße 72/0-13. März 1903 Maüuldenstraße 8/2 [ins dortige Altersheim] Kohut fährt fort, dass Hirschfelder,»obschon er das biblische Lebensalter längst überschritten, sich keines Mäzens und keines Protektors erfreut«und einem»als ein ausgemachter Hypochonder... entgegentritt«. Über tiefer hegende Ursachen für die vagen Angaben, die Hirschfelder Kohut gegenüber gemacht hat, und für seine relativ häufigen Wohnungswechsel kann nur gemutmaßt werden. Oder gab es gar keine, und war er einfach nur ein kauziger Eigenbrödler, besser: ein Hagestolz, der mit anderen Menschen nichts anzufangen wusste und durch lange Jahre des Misserfolges, in denen er nur sporadisch mit seinen Werken Anerkennung fand, verbittert war? Wie es auch war: Die menschlichen Eigenarten von Salomon Hirschfelder scheinen gerade erforderlich gewesen zu sein, um aus ihm, dem Autodidakten mit unerschütterlichem Glauben an sich selbst, einen hervorragenden Genremaler zu machen. Wie Kohut richtig schreibt:»...seiner eigenen eisernen Beharrlichkeit, seiner erstaunlichen Ausdauer und seinem Genie fast alles verdankend«hanns Stiglmaier schreibt 1873 [15] über Autodidakten der Münchner Szene, dass sie»keiner Schule, keiner auch nicht einem glücklichen Akademie, Schicksale, sondern nur ihrem Talente«ihre Leistungen zu verdanken haben.»dieser Autodidakten einer ist es, dessen Bild,Die Brodvisitation' wir heute unseren Lesern vorßihren; es ist dasjenige Bild, welches dem Künstler, nachdem er lange in Verhältnissen gelebt, die jedem Anderen alle Lust zum Schaffen verkümmert hätten, das Schicksal zum ersten Mal geneigt macht und ihm endgültig einen Platz unter den berühmteren Namen Münchens verschaffte.«über Hirschfelders andere Muse schreibt Holland:»Außerordentlich musikalisch, gehörte es zu seinen stillen Freuden, alle Instrumente zu spielen, voraus die Geige, und zwar mit hinreißendem Feuer und zartester Empfindung.«[2] Über seine Begabung als Erfinder, die bis jetzt in der Literatur nur beiläufige Erwähnung gefunden hat, werden wir später noch mehr hören. 4. Sein künstlerisches Werk Salomon Hirschfelder in der»hohenzollerischen Heimat«vorzustellen, ist nicht nur deshalb gerechtfertigt, weil er in Dettensee geboren ist und dort seine Kindheit verbracht hat. Vielmehr spielt auch eines seiner Hauptwerke, die»brotvisitation«, in seinem hohenzollerischen Heimatort 9, in der Zeit kurz nach der Gründung des Kaiserreiches. Dieses Bild und»im Dienstbotenbüro«sind dank Bernd Ballmanns unermüdlicher Fürsprache bei den politisch Zuständigen heute in Horb zu bewundern.»die Brotvisitation«soll hier mit Auszügen aus Ballmanns Aufsatz in der»schwäbischen Heimat«[3] und aus Stiglmaiers Aufsatz in der»gartenlaube«[15] erläutert werden.»der Maler Salomon Hirschfelder«, heißt es in dem neueren Aufsatz,»genoss zu seiner Zeit vor allem wegen seiner vielfigurigen Hauptwerke -,Die Brodvisitation' und,im Dienstbotenbureau' - bei Kunstkennern hohes Ansehen. zwei * Der hier genannte Professor Anschütz ist nicht identisch mit dem Fotografie- Pionier Ottomar Anschütz, von dem später noch die Rede sein wird. - Abweichend nennt Holland [21 Professor Ph. Foltz als seinen Lehrer an der Kunstakademie. Ein starker Hinweis, dass sich die Szene in Dettensee abspielt, ist der Ortsname, der in der ersten Fassung des Bildes links unten auf einem Mehlsack steht. 62

63 Beide Bilder befinden sich als Dauerleihgaben des Landes Baden - Württemberg im Stadtmuseum Horb im Hoben Giebel.Brodvisitation' wurde 1980 mit Toto-Lottomitteln aus dem Stuttgarter Kunsthandel erworben, im Herbst 1981 auf derheilbronnerausstellung.volksleben in Baden und Württemberg gesehen mit Künstleraugen des 19. Jahrhunderts'gezeigt und im Herbst 1982 im Rahmen einer Sonderausstellung von Werken der Horber/Münchner Genremaler vom Museum im Hohen Giebel übernommen..dienstbotenbureau' kam 1983 aus dem Depot der Staatsgalerie Stuttgart."' Bei beiden Gemälden handelt es sich um eine zweite Fassung; die jeweils erste Fassung ist im Museum durch je einen zeitgenössischen Holzstich präsent, sodass die Besucher die Weiterentwicklung der Komposition verfolgen und beurteilen können. Wenden wir uns zunächst dem älteren Bild zu, der,brodvisitation'. Die Erstfassung ist auf1872/73 zu datieren, denn das Bild thematisiert die am 1. Januar 1872 erfolgte Einßhrung der metrischen MajSe und Gewichte im neuen Kaiserreich, und,die Gartenlaube' zeigt es im Jahrgang 1873 in einer Xylographie von Knesing mit einer Beschreibung von Hanns Stiglmaier. Laut Stiglmaier befand sich das Original im Besitz des Bankiers M. Wogau in Moskau. Das weitere Schicksal des Bildes ist uns unbekannt. Boetticher (1895) [17] verzeichnet Knesings Holzstich und danach die Präsentation der,brodvisitation' im Münchner Glaspalast 1876 und auf der Wiener Jahresausstellung 1877; es muss sich bei diesen Exponaten um die in Horb gezeigte zweite Fassung handeln, die vom Künstler München 1876 datiert ist. Die,Brodvisitation' verleitet den unbefangenen heutigen Betrachter leicht zu einem Missverständnis: Man meint, der Bäcker werde hier beim Betrug an seinen Dorfgenossen ertappt, und. versteht nicht, wie der Maler ein solches Verbrechen humoristisch behandeln konnte.«des Rätsels Lösung findet man in Stiglmaiers zeitgenössischem Aufsatz:»Solomon Hirschfelder ßhrt uns in eine Bäckerstube seiner. Heimath Hohenzollem; der Tag der Vergeltungßr die Bäcker, der Tag der Brodvisitation, der mit dem jüngsten Tage das Überraschen Unvorbereiteter gemein hat, sucht den Bäcker mit einem Actuar nebst Amtsdiener heim. Den kritischesten Moment der Prüfung sehen wir vor uns. Bäcker, die zu schweres Brod backen, gehören zu den seltensten Ausnahmen; auch unser Mann ist nicht darunter, denn - das Zünglein der Wage hat entschieden Partei genommen. Es hat einen unwiderstehlichen Zug empfunden, sich stark nach der Schale zu neigen, welche das erbarmungslose Gewicht enthält. Bei so bedeutender Differenz müßte der Visitator nicht ein Auge, sondern beide zudrücken, wenn er nicht, sehen wollte. Darum macht er [der Amtsdiener] auch mit der linken Hand eine bedenkliche Bewegung, als wollte er sagen:,es thut mir leid, aber -.' Die Frau des Bäckers, der verlegen und rathlos sich das Kinn kratzt, sucht sofort Herrin der Situation zu werden und das drohende Unwetter abzuwenden. Sie wendet sich nicht direct an den Amtsdiener, aber indem sie ihrem Gatten darüber Vorwürfe macht, daß er sich die Praxis des,neuen metrischen Gewichtes' (das alte Gewicht war in Hohenzollem leichter) gehörig anzueignen zu saumselig gewesen sei, sucht sie den Herrn Visitator ßr die Annahme mildernder Umstände geneigt zu machen. Auch die Großmutter will, das Ihrige thun; sie macht sich an den Actuar, und will mit einem Gläschen feinen, für besondere Anlässe bereit gehaltenen Liqueurs die Härte seines Herzens erweichen; die Unschuld, und Naivetät des Kindes, das sie schlau mit dem Teller vorschiebt, sollen gleichfalls zum Attentat auf den Mann des Gesetzes dienen. Letzterer, eine urkomische Gestalt mit der Physiognomie eines Mannes, der unter Umständen mit sich reden läßt und in früheren Zeiten vielleicht viele,beschwichtigungen' miterlebt hat, blickt lüsternen Blickes auf die Verführungsmittel den Liqueur und die schönen Äpfel, die vollständig auf seinen Geschmack berechnet scheinen; er ist noch nicht im Reinen mit sich, was er thun soll, er hat den qualvollen Seelenkampf noch nicht ausgekämpft - vielleicht sprechen seine Lippen doch noch die beglückenden Worte:,Nun, ßr dieses Mal. will, ich es noch hingehen lassen, aber es darf ja gewiß nicht mehr vorkommen.'«11 Das Bild ist in [16] unter der falschen Bezeichnung»Servante de bureau«aufgeführt; es müsste heißen:»bureau des servantes«abschließend beleuchtet Ballmann die Rolle des Amtsdieners, der in der»gartenlaube«nur wenig Beachtung findet:»hirschfelder stellt ihn aufs Podest, damit seine Verlegenheit im schönsten Licht, erscheine. Warum aber genießt, er nicht, im Schutz des Aktuars, seinen Auftritt? Er steckt leider ebenfalls in der Klemme, denn er ist der Büttel oder Schütz von Dettensee, für diese Amtshandlung als Adlatus verpflichtet - und mitschuldig an der hier zu rügenden Schlamperwirtschaft. Er steht, trotz Uniform und Säbel weit unten in der Hackordnung des Dorfes, unter dem gestiefelten Bäcker, der vielleicht auch noch Bauer und Schultes ist. Mit den Dorfgewaltigen muss er auskommen, gestern, heute und morgen. Darum ist der Büttel so verlegen und scheint mit, seiner Linken den Befund der Waage vor den Augen des Aktuars zu verbergen.«kohut beschreibt Salomon Hirschfelder auch als einen hervorragenden Porträtmaler, der»jedes Detailmit gleicher Liebe behandelt... Alle von ihm gemalten Damen- und Herrenbildnisse sind mit liebevoller Sorgfalt, unverkennbarer Lebenstreue und tadelloser Schärfe ausgeführt«bis heute sind uns nur zwei Porträts von ihm bekannt geworden. Ein Selbstporträt ist noch gar nicht aufgetaucht. [Fortsetzung in der nächsten Ausgabe] Literaturverzeichnis [ 1 ] Dr. Adolf Kohut: Samuel Hirschfelder, ein humoristischer Genremaler. In: Allgemeine Zeitung des Judenthums. Berlin, Jahrgang, Nr. 46 (S ) und Nr. 47 (S. 56lf). [2] Hyazinth Holland: Sabmon Hirschfelder Genremaler. In: Anton Bettelheim (Herausgeber): Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. VIII. Band, vom 1. Januar bis 31- Dezember Berhn, Verlag Georg Reimer, (S. 950 [3] Bernd Ballmann: Sabmon Hirschfelder, , ein Genremaler, aus Dettensee. In: Schwäbische Heimat. Stuttgart, Jahrgang, Heft 2 (April-Juni 2003). (S ) [4] Jüdische Gemeinde Dettensee: Geburts-, Heirats-, Sterbe- und Familienregister. Angelegt 1830 mit Einträgen älteren Datums. Mikrofilm, Berlin, Staatsarchiv Leipzig. Signatur: AS [5] Hochfürstliche Sigmaringische Brandversicherungsanstalt: Einschätzung der herrschaftlichen Gebäude für, den Ort Dettensee. 29- Mai Staatsarchiv Sigmaringen, Signatur: Ho 201/99- [6] Dettensee Gemeinde: Primärkataster der Gemeinde. Staatliches Vermessungsamt [7] Amtsblatt der (Königlich) Preußischen Regierung zu Sigmaringen: Öffentlicher Anzeiger Beiblatt. Sigmaringen, Verlag Leihner, Jahrgang (S. 218) [8] Auswanderungen der Gemeinde Dettensee der,jahre Büschel im Staatsarchiv Sigmaringen. Signatur: Ho 202/173. [9] Akademie der Bildenden Künste München: Schreiben vom 15. Mai [10] Franz Kafka: Briefe an Feiice. Frankfurt am Main, Verlag S. Fischer, 1967, S. 115) [11] München Stadtarchiv: Polizeilich gefiihrtes Melderegister. Signatur: PKP; Serie 6, Nr [12] München Staatsarchiv: Nachlaßakte des Salomon Hirschfelder. Signatur: AG/NR München 1903/954 [13] (unbekannter Autor): Nachruf auf Sabmon Hirschfelder. In: Allgemeine Zeitung des Judentum. Berlin, Jahrgang, 22. Mai 1903 [14] Gerhard Friedrich Linder: Diejüäsche Gemeinde in Kuppenheim -Jüäsches Bürger- und Begräbnisbuch. Ubstadt-Weiher, Verlag Regionalkultur, 1999-ISBN [15] Hanns Stiglmaier: Brodvisitation beim Dorfbäcker In: Die Gartenlaube - Illustriertes Familienblatt. Leipzig, Verlag Ernst Keil, 1873, Nr. 8 (S [16] E. Benezit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs. Paris, Verlag Libraire Griind, Nouvelle Edition, S.???) [17] Friedrich von Boetticher: Malwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Beitrag zur Kumtgeschichte. Erster Band (Zweite Hälfte). Holheim am Taunus, Verlag H. Schmidt und C. Günther, (S. 570) [18] Peter Müller, Fotohistoriker, in de.rec.fotografie und im privaten Briefwechsel, Juni [19] Landesgewerbeamt Baden-Württemberg: Informationszentrum Patente. Willi-Bleicher-Straße 19, Stuttgart [20] Schorer's Familienblatt: Ein Brief vom Schatz, Barhn, (S. 409) [21] Illustrierte Welt: Im Dienstbotenbureau. Stuttgart, Union Dt. Verl.-Ges., Jahrgang. Heft 1 (S. 5 u. 12) 63

64 Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein Karlstraße 3, Sigmaringen E 3828 RVSt, DPAG,»Entgelt bezahlt«salomon Hirschfelder:»Im Diensthotenbiiro«- Fassung 2. Entstehung: 1896 in München, Öl auf Leinwand, 89,6 x 121,5 cm, Vorlage und Verbleib: Heimatmuseum»Hoher Giebel«in Horb/Neckar. Dauerleihgabe des Landes Baden-Württemberg. Dieses weitere Hauptwerk gewährt einen Einblick in die sozialen Verhältnisse, vor alten Dingen in den großen Städten. Kompositorische Weiterentwicklung von 1.Fassung. HOHENZOLLERISCHER HEIMAT herausgegeben vom Hohenzolierischen Geschichtsverein, Postfach 1638, Sigmaringen ISSN Erscheint vierteljährlich. Die Zeitschrift»Hohenzollerische Heimat«ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung im alten Land Hohenzollern und den angrenzenden Landesteilen mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge. Bezugspreis: Für Mitglieder des Hohenzolierischen Geschichtsvereins ist der Bezugspreis im Beitrag enthalten. Bezugspreis für Nichtmitglieder 7,-. Abonnements und Einzelnummern können beim Hohenzolierischen Geschichtsverein (s. o.) bestellt werden. Die Autoren dieser Nummer: Gerd Bantle Hedinger Straße 5, Sigmaringen Dr. Otto H. Becker Hedinger Straße 17, Sigmaringen Willy Beyer Kaufhausstraße 5, Hechingen Robert Frank Fliederstraße 8, Haigerloch-Weildorf Herbert Zander Fichtenwaldstraße 23, Horb-Dettensee Dr. Andreas Zekom Landratsamt Balingen Hirschbergstraße 29, Balingen 64 Gesamtherstellung: Druckerei Acker GmbH, Mittelberg 6, Gammertingen Telefon ( ) , Fax druckerei-acker. de Schriftleitung: Robert Frank Fliederstraße,8,72401 Haigerloch-Weildorf Tel.: 07474/2161 Die mit Namen versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wieder; diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten, Wir bitten unsere Leser, die»hohenzollerische Heimat«weiterzuempfehlen.

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