Wir brauchen die Integration von fluktuierenden und flexiblen Energien. Ein neues Stromsystemdesign Ziele und Anforderungen, Vorschläge

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Transkript:

Wir brauchen die Integration von fluktuierenden und flexiblen Energien Ein neues Stromsystemdesign Ziele und Anforderungen, Vorschläge Dr. Werner Neumann Sprecher des Arbeitskreis Energie Wissenschaftlicher Beirat des BUND KLIMA.SALON Düsseldorf - 3. Juli 2014

Ziele eines neuen Stromsystemdesigns Atomausstieg sofort, so schnell wie möglich, nicht erst 2022 Klimaschutzziele müssen (über)erfüllt werden Ausstieg/Zurückdrängung von Kohlestrom Energieeffizienz für Umweltschutz und Kostensenkung Versorgungssicherheit, v.a. bei Strom Optimale Kosten (incl. externer Kosten) Und: Bürgerenergiewende von unten!

Atomausstieg 2017 und Kohleausstieg 2030 sind möglich Jedes Jahr jeweils 1 % = 6 TWh mehr Effizienz, mehr KWK-Strom, mehr Windenergie, mehr PV-Strom = 24 TWh weniger Atom- und Kohlestrom Koal.vertrag: Spätestens 2022 wird das letzte KKW in Deutschland abgeschaltet. bis zum 24. September 2017 ist dies möglich!

Wesentliche Aufgaben eines neuen Stromsystemdesigns Integration eines wachsenden Anteil von Strom aus fluktuierenden EE (Wind, Sonne) und diesen zu VERBINDEN mit dem Ausbau steuerbarer Stromerzeugung aus KWK (Biogas, Erdgas, zukünftig EE-Gas) sowie weiteren Flexibilitäten (Lastmanagement, Speicher, )

Was ist gut am EEG? und sollte bleiben Vergütung von fluktuierenden und begrenzt vorhersagbaren Stromquellen WIND und SONNE mit auf 20 Jahre garantierten Vergütungssätzen ct/kwh, weil grenzkostenfrei Und um weiterhin breite Beteiligung von Bürger/innen, Genossenschaften, Stadtwerken usw. zu ermöglichen Umlage der Differenzkosten auf Stromverbraucher Statt weitgehender Befreiung von Industrie Nur noch auf Nicht Erneuerbaren Strom Dynamik der Senkung von Vergütungen gemäß Kostensenkungen der Investitionen

Was ist nicht gut am EEG? und sollte geändert werden Verkauf des EEG-Stroms an der Strombörse. Er verliert seine qualitative erneuerbare Eigenschaft. Senkt Börsenpreise für EE-Strom und Ausgleichsoptionen Alleinige kwh-vergütung für speicherbare EE-Quellen, insbesondere Biomasse/Biogas muss Bonus für Leistung erhalten. Unzureichende KWK-Anforderung (Effizienz) Keine Verbindung /Integration zum KWK-Gesetz Keine Regelung für regionale EE-Nutzungs- und Ausbauplanung (Landes- und Regionalpläne) Keine Verbindung zum regionalen Netzausbau und dessen Betrieb Regionale Erzeugung+ Sparen spart Netzausbau EEG-Umlage mit hoher Befreiung von Industrie bedingt ungerechte Kostenverteilung

Zeitliches Problem Windenergie und Solarstrom sind zeitlich fluktuierend, wenngleich mit jahreszeitlicher Verteilung, prognostizierbar aber nicht determinierbar Einspeisesituation 2020 Quelle: IZES Institut Saarbrücken, Prof. Uwe Leprich, Vortrag bei Effizienzdialog von ASUE und EAD, Mikro-KWK und Virtuelle Kraftwerke, 8. Juni 2011 Berlin

Rahmenbedingungen eines neuen Stromsystemdesigns Es gibt fluktuierende Quellen und Es gibt steuerbare Elemente, die zum Ausgleich genutzt werden können: Großkraftwerke (Kohle) derzeit dominierend Gas- und Dampfkraftwerke (vorhandene kaum genutzt) Dezentrale KWK-Anlagen mit Wärmespeichern Fossile und Biomasse Stromspeicher, Pumpspeicher, Batterien Nachfragesteuerung, DSM, Lastmanagement Power to heat aber nur wirkliche Überschüsse Notstromaggregate und Rechenzentren

Vielfalt der Vorschläge Kapazitätsmärkte (fokussiert) Quotenmodelle Auktionen für fluktuierende EE-Anlagen und Leistungsmarkt (VKU, Thüga) Wälzung auf Vertriebe Ökostrommarktmodell THESE: Markt ist Mittel und kein Zweck! FRAGE: Welches Modell nutzt wem?

Grundthesen BUND neues Strommarktdesign EEG-Strom kommt zum Kunden = Verteilung auf Stromvertriebe, Letztverkäufer (Integration von viertelstündlicher Wälzung mit Prognosen in den Terminmarkt /Portfolio der Bilanzkreise) (vgl. Jarass, Leprich, Eurosolar, Mdb Göppel, WVW, Hölter,..) Vertriebe organisieren den Ausgleich, Ergänzung, Auffüllung des Stromangebots durch Flexibilitäten (hier findet der Markt statt, wer dies günstiger kann) Kein separater Kapazitätsmarkt für (alte) Kohlekraftwerke, sondern integrierender Flexibilitätenmarkt für Wind/Sonnenstrom und Ausgleich Keine Pflicht zur Direktvermarktung (d.h. keine garantierte Vergütung mehr) sondern Pflicht zur Aufnahme des EE-Stroms durch Vertriebe

Grundthesen EEG Verbraucherseite Stromkunden erhalten alle Produkte mit Grund betrag aus erneuerbaren Energien (25% und wachsend) Zusatzoptionen: a) nur aus nicht-ee Strom b) Zusatzanteile bis zu 100% aus EE-Strom (Grünstromangebote) = Grünstromvermarktung zwischen Erzeuger und Kunde Verteilung der EEG-Umlage - Keine EEG-Umlage für EEG-Strom Anteil - EEG-Umlage nur für nicht EEG-Strom - Keine EEG-Umlage für Eigenerzeugungsstrom aus EE und KWK Unabhängig ob selbst oder durch Contractoren: Industrie, Krankenhäuser, Kommunen usw.

Befreiung von EEG-Wälzung und - Umlage Entlastung von Umlage gemäß Umweltvorteil = nicht die belasten, die ohnehin Ökostrom erzeugen und nutzen, sondern die Atomfossilen Strom nutzen Eigenstromerzeugung aus EE und hocheffizientem KWK-Strom (unabh. ob selbst oder mittels Contractor) EE Strombezug via Vertriebe ÖKOSTROMMODELL Befreiung von EEG-Wälzung, wenn Stromprodukt 100% EE ist bzw. in dem Umfang, wo man selbst EE-Strom direkt verkauft. (Greenpeace Energy, EWS Schönau, Naturstrom AG)

Modelle, die wir ablehnen Quotenmodell (Monopolkommission, MVV-Studie) Weil dies am besten den Ausbau der Erneuerbaren nachweislich bremst/stoppt Ausschreibungsmodell (EE-Strom an Börse plus Leistungsmarkt) (Thüga, VKU,BdEW) Weil dies auf Haushaltsfinanzen angewiesen ist, keine Finanzierung sichert sondern Planung verunsichert, fluktuierenden Strom von Ausgleich trennt statt verbindet und Kleinerzeuger ausgrenzt Pflicht zur Direktvermarktung/Marktprämie (GroKO) Weil dies EE-Ausbau bremst und v.a. Bürgerenergieanlagen ausschließt und keine langfristige Finanzierung sichert Unnötige Zusatzkosten gegenüber Einspeisevergütung Strom vom Spotmarkt kaufen v.a. die Kraftwerksbetreiber um den Betrieb ihrer Kohlekraftwerk zu optimieren

Vorteile Vorrang für EE-Strom, Mindestvergütung, kein Deckel! EE-Strom wird neuer Basisstrom mit wahren Kosten EE-Strom kommt wieder zum Kunden Echtzeitwälzung = verpflichtende Direktverteilung Gewährleistung der Versorgungssicherheit EE-Strom über Wälzung UND Direktvermarktung von EE- Strom werden verbunden Übergänge Reststrom (Atom-Kohle) muss sich dem unterordnen KWK-Strom Ausbau auf 25% wird möglich, Wärmespeicher, Wärmewende Ausbaufähig für Grünstromangebote mit Zusatznutzen Offen für alle Akteure, Bürger, Genossenschaften, Stadtwerke, Energieagenturen

Damit die Energiewende weiter von unten kommen kann, sind neue Modelle für dezentrale Stromsystemorganisation erforderlich! Und ein zielgerichtetes und verständliches Zukunftsstromdesign, für dass es sich weiter und wieder zu demonstrieren lohnt!