Das Bundesberggesetz und das

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Transkript:

Rahmenbedingungen, Entwicklungen, Perspektiven Praktische Hinweise zur Genehmigungspraxis der thermischen Nutzung des Untergrundes Genehmigungsverfahren Erdwärmesonden zur Nutzung von Erdwärme und Grundwasser unterliegen grundsätzlich der Erlaubnispflicht. Für das Genehmigungsverfahren müssen eine Reihe unterschiedlicher Informationen und Sachverhalte vorgelegt werden, die Errichtung von Erdwärmesondenanlagen ist ein Fall für Fachleute. Der vorliegende Artikel liefert wichtige Hinweise für die Planungsphase von geothermischen Anlagen in der oberflächennahen Geothermie. Das Bundesberggesetz und das Wasserhaushaltsgesetz geben einen bundesrechtlichen Rahmen vor (vgl. [1]). Dieser wird durch die Leitfäden der Bundesländer spezifiziert (Abb. 1 + 2). Im Folgenden werden allgemeine Hinweise auf die rechtlichen Verfahren geliefert. Dies ersetzt jedoch nicht einen Blick in den länderspezifischen Leitfaden. Wasserrechtliches Verfahren Wärmepumpen zur Nutzung von Erdwärme und Grundwasser unterliegen grundsätzlich der Erlaubnispflicht (Anzeigepflicht). Der Antrag auf eine wasserrechtliche Erlaubnis ist bei der zuständigen Behörde zu stellen. In der Regel entscheidet das zuständige Landratsamt als Genehmigungsbehörde über den Antrag zur Errichtung und zum Betrieb einer Wärmepumpe. Hier können auch Auskünfte über mögliche Abweichungen von der grundsätzlichen Erlaubnispflicht eingeholt werden. In festgesetzten Wasserschutzgebieten sind die jeweiligen Genehmigungspflichten und Verbotstatbestände der Wasserschutzgebietsverordnungen zu berücksichtigen. Entsprechende Anträge können im Zusammenhang mit dem Antrag auf wasserrechtliche Erlaubnis gestellt werden. Die erforderlichen wasserrechtlichen Zulassungen müssen vor Beginn der Bauarbeiten vorliegen. Abb. 1 Leitfaden oberflächennahe Erdwärmeanlagen Schleswig-Holstein Damit über einen Antrag auf wasserrechtliche Erlaubnis für eine Wärmepumpe zügig entschieden werden kann, ist es wichtig, dass der Antrag vollständig ausgefüllt und mit allen Unterlagen versehen gestellt wird. In Abstimmung mit der zuständigen Behörde sind die Unterlagen mindestens in zweifacher Ausfertigung einzureichen. Hinweise zu Planung und Ausführung gibt die VDI 4640, analog zu verschiedenen länderspezifische Leitfäden zur Nutzung von Erdwärme. Folgende Unterlagen sind dem Antrag auf eine wasserrechtliche Erlaubnis beizufügen: Quelle: Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Abb. 2 Leitfaden Erdwärmenutzung in Niedersachsen Übersichtskarte ca. im Maßstab 1:25.000 oder 1:50.000, Lageplan ca. im Maßstab 1:500 bis 1:5000 mit Kennzeichnung des Standortes der Erdwärmesondenanlage und Flurstücksnummer, Zweck bzw. Erläuterungen der Maßnahme, Beschreibung der Erdwärmesondenanlage mit vorgesehener Tiefe, Anzahl der Sonden, Ausbaumaterial und Wärmeträgerflüssigkeit, Angaben zu den geologischen und hydrogeologischen Untergrundverhältnissen, Beschreibung des Bohrverfahrens und ggf. der Abdichtung, Beschreibung der Wärmepumpen- Anlage, Sicherheitseinrichtungen und verwendeter Kältemittel, Qualitätsnachweise/Zertifizierungen für Sondenmaterial, Quelle: Niedersächsisches Umweltministerium 2 Sonderheft Oberflächennahe Geothermie

Anzeigeverfahren und erforderliche Unterlagen s. Kap. 4.3 u. Anlage 4 Schemaskizze für die wasserrechtliche Behandlung von Erdwärmesonden Anzeige des Vorhabens nach Art. 34 Abs. 1 BayWG bzw. 127 BBergG bei der Kreisverwaltungsbehörde (KVB) Prüfung auf Vollständigkeit und Brauchbarkeit durch die KVB Hinweis: Schema deckt nur typische Fallgestaltungen ab. Kein Anspruch auf Vollständigkeit! *) Antragsunterlagen u. -umfang i. d. R. identisch (4-fach erforderlich) **) Prüfung läuft i. d. R. zeitgleich Beurteilung durch das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Günstige Verhältnisse: kein Grundwasseraufschluss zu erwarten oder nur 1. GwStockwerk betroffen und freier GwSpiegel Ungünstige Verhältnisse: Gespannte GwVerhältnisse Durchteufung eines GwStauers Problematischer GwLeiter Lage in einem WSG Keine wasserrechtliche Erlaubnispflicht Untersagung nach Art. 34 Abs. 2 BayWG und Mitteilung, dass Wasserrechtsverfahren nach Art. 17 BayWG erforderlich ist (durch KVB) Lage in Zone III B Lage in Zone I - III (bzw. III A) Antrag nach Art. 17 BayWG *) Antrag auf Ausnahme v. d. Schutzgebietsverordnung *) Prüfung der Erlaubnisfähigkeit durch KVB und WWA **) Prüfung durch KVB und WWA **) Nach einem Monat kann mit dem Bau der Anlage begonnen werden oder vorher, wenn Zustimmung durch KVB erfolgt ist (entspr. Art. 34 BayWG) Erlaubnisfähig ohne weitere Auflagen Erteilung einer Erlaubnis nach Art. 17 BayWG durch KVB Erlaubnisfähig bei Einhaltung weiterer Auflagen Erteilung einer Erlaubnis mit Auflagen nach Art. 17 BayWG durch KVB Nicht erlaubnisfähig Ablehnung des Antrags durch KVB Ausnahmegenehmigung durch KVB erteilt Ausnahmegenehmigung durch KVB abgelehnt Mitteilung durch KVB, dass Ausnahmegenehmigung von der SchutzgebietsV grundsätzlich nicht möglich Quelle: Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V. Abb. 3 Verfahrensablauf in Bayern bei Bohrungen über 100 m Qualifikationsnachweis des verantwortlichen Bohrgeräteführers und Prüfzeugnis der Bohranlage. Der Verfahrensablauf in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg ist in Abbildung 2 bzw. Abbildung 3 dargestellt. Einige Bundesländer und Landkreise bieten Kartenwerke bzw. Map-Server zur Überprüfung der prinzipiellen Machbarkeit von Erdwärmesondenbohrungen an. Genannt seien hier das Informationssystem Oberflächennahe Geothermie des Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) Baden-Württemberg und die Kartenwerke der einzelnen Landkreise in Hessen zur Identifizierung von wasserwirtschaftlich bzw. hydrogeologisch günstigen 1/4 Seite CDM-Consult Sonderheft Oberflächennahe Geothermie 3

Rahmenbedingungen, Entwicklungen, Perspektiven Quelle: Umweltministerium Baden-Württemberg Abb. 4 Verfahrensablauf in Baden-Württemberg bzw. ungünstigen Gebieten (Abb. 5). Wichtige Besonderheiten für die Bundesländer Bayern, Hessen und Baden- Württemberg sind in Tabelle 1 zusammenfassend dargestellt. Generell ist der Umfang eines Genehmigungsantrags von den Anforderungen der zuständigen Behörde abhängig. So können die erforderlichen Anlagen in einem Fall nur eine Übersichtskarte, einen Lageplan mit Markierung der Bohrpunkte und ein Sicherheitsdatenblatt zum verwendeten Wärmeträgermedium enthalten. Im anderen Fall müssen als Anlagen Sicherheitsdatenblätter und Prüfzertifikate zu sämtlichen zum Einsatz kommenden Stoffen (Wärmeträgermedium, Verpressmaterial, Sondenmaterial, Kältemittel etc.) beigefügt werden. Auch sind zum Teil detaillierte Angaben und Ausarbeitungen zu den geologischen und hydrogeologischen Standortgegebenheiten sowie Beschreibungen zum Umgang mit Bohrrisiken wie artesisch gespanntem Grundwasser oder Klüften erforderlich. Bayern Hessen Baden-Württemberg Einholung von Vorabinformationen (Lage im Wasserschutzgebiet, Tiefenbegrenzungen) Voranfrage bei den zuständigen Wasserwirtschaftsämtern Kartenwerke zu wasserwirtschaftlich bzw. hydrogeologisch günstigen/ ungünstigen Gebieten Informationssystem des LGRB (derzeit für die Rheinebene und Oberschwaben verfügbar) Besonderheiten bei Lage im Wasserschutzgebiet Bohrungen und damit Erdwärmentzug generell nicht möglich; in der Zone III B Ausnahmegenehmigungen möglich Sondenbohrungen in der Zone III B möglich bei Sondenbohrungen in der Zone III B nur reines Wasser als Wärmeträgermedium möglich Grenzabstände teilweise gefordert generell gefordert (5 m zur Flurstücksgrenze) teilweise Tiefenbegrenzungen Bohrungen dürfen generell nicht in das zweite Grundwasserstockwerk einbinden bei hydrogeologisch ungünstigen Regionen (vgl. entsprechende Kartenwerke) möglich teilweise bei hydrogeologisch ungünstigen Regionen (vgl. entsprechende Kartenwerke) möglich erforderlicher Bohrdurchmesser Sondenbündel + 60 mm Sondenbündel + 60 mm keine generellen Anforderungen (Ausnahmen in einzelnen Landkreisen/Städten möglich) Tabelle 1 Vergleich der Bundesländer Bayer, Hessen und Baden-Württemberg 4 Sonderheft Oberflächennahe Geothermie

Legende zur Karte Hydrogeologische Kriterien zur Anlage von Erdwärmesondenin Baden-Württemberg Nutzerhinweis:Die Karte wurde als Übersicht auf der Basis der Hydrogeologischen Übersichtskarte Baden-Württemberg 1:500.000 erstellt. Sie zeigt die Kriterien zur Anlage von Erdwärmesonden landesweit in generalisierter Form. In Wasserschutzgebieten unterliegt die Anlage von Erdwärmesonden Sonderregelungen. Die Karte ist nicht für die abschließende Beurteilung eines Erdwämesonden-Standortes im Einzelfall geeignet. Flächen in rechtskräftigen und fachtechnisch abgegrenzten Wasserschutzgebieten und Heilquellenschutzgebieten (dargestellt sind Flächen > 1 km 2 ) Anlage von Erdwärmesonden nicht erlaubt bzw. im Einzelfall zu beurteilen Flächen ausserhalb von Schutzgebieten A Untergrundverhältnisse für den Bau und Betrieb von Erdwärmesonden ohne Tiefenbeschränkung hydrogeologisch günstig B1 Untergrundverhältnisse für den Bau und Betrieb von Erdwärmesonden bis zu einer Tiefe von 200 m hydrogeologisch günstig. Bei größeren Bohrtiefen wegen ausgeprägter Stockwerksgliederung hydrogeologisch ungünstig und Einzelfallprüfung erforderlich B2 Untergrundverhältnisse für den Bau und Betrieb von Erdwärmesonden bis zu einer Tiefe von 100 m hydrogeologisch günstig. Bei größeren Bohrtiefen wegen ausgeprägter Stockwerksgliederung hydrogeologisch ungünstig und Einzelfallprüfung erforderlich B3 Untergrundverhältnisse für den Bau und Betrieb von Erdwärmesonden hydrogeologisch nur bis zu begrenzten Tiefen unter 100 m günstig; Einzelfallprüfung erforderlich C Untergrundverhältnisse für den Bau und Betrieb von Erdwärmesonden wegen bohr- und ausbautechnischer Schwierigkeiten nur eingeschränkt günstig bis problematisch. Bau und Betrieb unter zusätzlichen Auflagen meist möglich D Ungeklärte und stark wechselnde Untergrundverhältnisse; Ungeklärte und stark wechselnde Untergrundverhältnisse; Einzelfallprüfung erforderlich Quelle: Umweltministerium Baden-Württemberg Abb. 5 Machbarkeitskarte Baden-Württemberg: Hydrogeologische Kriterien Bergrechtliches Verfahren Grundsätzlich müssen Bohrungen nach dem Lagerstättengesetz rechtzeitig beim zuständigen Landesamt gemeldet werden. Zusätzlich kann entsprechend dem Bundesberggesetz eine Genehmigung für das Aufsuchen und Gewinnen nötig sein. Finden jedoch Gewinnung und Nutzung der Erdwärme auf demselben Grundstück statt und wird das Nachbargrundstück weder thermisch noch baulich beeinflusst, ist keine bergrechtliche Bewilligung für die Gewinnung nötig. Ob diese thermische Beeinflussung ausgeschlossen werden kann, muss teilweise durch Modellrechnungen nachgewiesen werden. Soll die Gewinnung von Erdwärme über eine Bohrtiefe von mehr als 100 m geschehen, so ist hierüber eine Anzeige vorzulegen. In diesem Fall müssen auch die Vorgaben für einen Betriebsplan beachtet werden. Für die Antragsunterlagen gelten die entsprechenden obigen Angaben. Erdwärmesondenanlagen, ein Fall für Fachleute Für die Wärmepumpe, die von der Verarbeitung und der Fertigung höchsten Anforderungskriterien unterliegt, gibt es das Gütesiegel Wärmepumpen. Dieses weist nach, dass der Wärmepumpentyp von einem unabhängigen Prüfinstitut überwacht wird und den Kriterien des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP e.v.), der dieses Gütesiegel in Deutschland verleiht, entspricht.eine Wärmepumpe kann 1/8 Seite Systema Sonderheft Oberflächennahe Geothermie 5

.. Rahmenbedingungen, Entwicklungen, Perspektiven 0 0,5 1 km wasserwirtschaftlich günstig Gebiete außerhalb von Trinkwasser- und Heilquellenschutzgebieten oder in deren weiteren qualitativen Schutz-zonen WSG IIIB oder HSQG III/2 Abb. 6 Auszug aus dem Leitfaden: Erdwärmenutzung in Hessen (2005) Topographische Grundlage: TK 50 der Hessischen Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation, Wiesbaden, Verv.-Nr. 2001-3-112 wasserwirtschaftlich ungünstig Gebiete in den Zonen WSG III, IIIA und HQSG III, III/1 und HQSG B wasserwirtschaftlich unzulässig Gebiete in den Zonen WSG I, II, vereinzelt IIIA und HQSG III, sowie HQSG A Quelle: Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) aber nur so gut und effektiv arbeiten, wie Ihre Anbindung an die Wärmequelle dies zulässt. Dies bedeutet, die effektive Qualität einer Wärmepumpenanlage für die Gewinnung von Erdwärme hängt maßgeblich von der Qualität und den Eigenschaften der verwendeten Erdwärmesonden- bzw. Erdkollektormaterialien sowie von der fachgerechten Auslegung und Installation dieser Anlagenkomponenten ab. Neben der optimalen Nutzung von Energie aus dem Erdreich ist der Schutz von Trinkwasser ein wichtiges Kriterium beim Errichten einer Erdwärmesondenanlage. Einerseits ist insbesondere bei den Bohrarbeiten sowie dem Verfüllen des Bohrloches mittels eingepresster Suspension darauf zu achten, das Grundwasserschichten intakt und wieder sicher verschlossen bzw. mehrere Grundwasserhorizonte wieder sicher voneinander getrennt werden. Auch müssen Bohrfirmen in der Lage sein, auf geologische und hydrogeologische Gegebenheiten entsprechend zu reagieren. Beispielsweise müssen Arteser beherrscht und sicher verschlossen werden. Denn aufgrund der z. T. großen Wassermengen kann es dabei zu erheblichen Schäden führen, die sich vermeiden lassen, wenn das Bohrpersonal versiert ist und das notwendige Equipment zur Verfügung steht. Im Zuge der Vorkonzeption von erdgekoppelten Wärmepumpenanlagen sollte in jedem Fall auch die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit der Anlage sowie mögliche Auflagen und Anforderungen abgeklärt werden. Dies kann zum einen direkt bei der zuständigen Genehmigungsbehörde oder mit Hilfe der entsprechenden Leitfäden, Kartenwerke oder Map-Server erfolgen. Ohne diese Voranfrage können mögliche Auflagen wie Tiefenbegrenzungen, spezielle Anforderungen an den Bohrdurchmesser oder das Wärmeträgermedium bei der Dimensionierung des Erdwärmetauschers bzw. bei der Ermittlung der Gesamtkosten keine Berücksichtigung finden. Die Kosten für die Errichtung der Wärmequelle können in manchen Fällen aufgrund von speziellen Auflagen stark ansteigen, damit die prognostizierte Amortisationsdauer der Anlage verlängern und die Wirtschaftlichkeit gefährden. Im schlimmsten Fall muss bei einer nicht Genehmigungsfähigkeit des Erdwärmetauschers zu einem späten Zeitpunkt im Bauablauf auf ein alternatives Heizsystem ausgewichen werden. Hier kann eine frühzeitige qualifizierte Beratung durch Fachpersonal helfen Fehlinvestitionen zu vermeiden. Des Weiteren ist es einem Bauherrn oft nicht möglich die Genehmigungsunterlagen selbst zusammen zu stellen. Bei einigen Unteren Wasserbehörden sind ent- 6 Sonderheft Oberflächennahe Geothermie

sprechende geologische/hydrogeologischen Gutachten erforderlich, die bestenfalls von Fachbehörden (kostenpflichtig) oder von Fachbüros zu erstellen sind. Insgesamt gibt es keine einheitliche Vorgehensweise bei wasser- und bergrechtlichen Genehmigungsverfahren für erdgekoppelte Wärmepumpenanlagen in Deutschland bzw. auch innerhalb der einzelnen Bundesländer. Was in einem Landkreis ohne Problem genehmigt wird, kann im benachbarten Kreis ein erhebliches Problem darstellen. Hier ist das Beispiel Grenzabstände zu nennen [1]. Das gleiche gilt für die entstehenden Kosten und den zeitlichen Rahmen. Die Kosten variieren von Kreis zu Kreis und werden ebenso unterschiedlich berechnet. Hierzu können keine pauschalen Voraussagen getroffen werden. Der zeitliche Rahmen für eine Genehmigung liegt typischerweise zwischen vier bis sechs Wochen. Die oben genannten Informationen können helfen die Verfahrensdauer für die Genehmigung deutlich zu beschleunigen, die Unterstützung durch qualifiziertes Fachpersonal sollten sie nicht ersetzen. Autoren: Dr. Markus Kübert, Dr. Simone Walker-Hertkorn Systherma, Planungsbüro für Erdwärmesysteme GmbH Am Haag 12 72181 Starzach-Felldorf Tel.: 07483 92899-0 Fax: 07483 92899-25 E-Mail: markus.kuebert@systherma.de, simone.walker-hertkorn.@systherma.de Internet: www.systherma.de Danksagung Dank für die finanzielle Unterstützung von S. Hähnlein gilt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU, Promotionsstipendienprogramm). Weiterer Dank der Arbeitsgruppe Hydrogeothermie in Tübingen geht an die Landesstiftung Baden-Württemberg (Eliteförderung für Postdoktoranden). Ebenso bedanken sich die Autoren bei Sven Rumohr für die zur Verfügung gestellten Informationen. Literatur [1] Walker-Hertkorn, S., Hähnlein, S., Kübert, M., Blum, P., Bayer, P.: Allgemeine rechtliche Situation bei der thermischen Grundwassernutzung in Deutschland; bbr Fachmagazin für Brunnenund Leitungsbau (10/2008) Dr. Philipp Blum, Dr. Peter Bayer, Dipl.-Geol. Stefanie Hähnlein Eberhard Karls Universität Tübingen, Zentrum für Angewandte Geowissenschaften Sigwartstr. 10 72076 Tübingen Tel.: 07071 29-731-85 (-78) (-70) Fax: 07071-5059 E-Mail: philipp.blum@uni-tuebingen.de, peter.bayer@uni-tuebingen.de, stefanie.haehnlein@ifg.uni-tuebingen.de Internet: www.ifg.uni-tuebingen.de 1/2 Seite Rehau Sonderheft Oberflächennahe Geothermie 7