Hautschutz Nee, danke, ich benutze doch keine Handcreme, da hätte ich ja gleich Friseur werden können Die Friseure mögen mir diese Formulierung verzeihen, aber diese oder ähnliche Reaktionen schlagen einem oft entgegen, wenn man in Gerüstbaubetrieben versucht Hautschutzmaßnahmen einzuführen. Die Haut ist mit einer Größe von 2 m² das größte Organ des menschlichen Körpers. Die Hornschicht der Haut stellt eine Barriere gegen mechanische, physikalische und chemische Einwirkungen dar. Überfordert man diese Barrierefunktion sind Erkrankungen, bleibende Schädigungen oder allergische Reaktionen der Haut die Folgen. Die statistischen Zusammenstellungen hierzu sprechen eine deutliche Sprache. Ein Viertel aller Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit und ein Drittel aller bestätigten Berufserkrankungen entfallen bei den Beschäftigten auf Hauterkrankungen. Diese bedeuteten oft gravierende persönliche, soziale und wirtschaftliche Folgen für die Betroffenen, aber auch für das Gerüstbauunternehmen und den Unfallversicherungsträger. In Zeiten, in denen sich Personal zum wichtigsten Gut eines jeden Unternehmens entwickelt, ist auch der Hautschutz nicht zu vernachlässigen. Jedes Gerüstbauunternehmen ist aufgefordert mit Hilfe der Gefährdungsbeurteilung den Handlungsbedarf bezüglich eines systematischen Hautschutzes festzustellen. Grundsätzlich gilt auch hier: Technische und organisatorische Schutzmaßnahmen sind vorrangig zu der Benutzung der persönlichen Schutzausrüstung anzuwenden. Hautschutzmittel sind der Persönlichen Schutzausrüstung zuzuordnen. Während der Unternehmer verpflichtet ist diese zur Verfügung zu stellen, ist der verpflichtet die zur Verfügung gestellten Hautschutzmittel bestimmungsgemäß zu benutzen. Wo liegen die Gefährdungspotenziale, die einen konsequenten Hautschutz erforderlich machen? mechanische oder physikalische Einwirkungen von außen tragen von flüssigkeitsdichten Handschuhen (Gummihandschuhe) bei Außenarbeitsplätzen im Sommer, (starke UV-Strahlung) bei Außenarbeitsplätze im Winter, (Nässe und Kälte) Kontakt mit Gefahrstoffen
Die Haut ist ein vielseitiges Organ und übernimmt eine Vielzahl von Funktionen: Schutz vor mechanischen Einwirkungen Berührungs-, Temperaturund Schmerzempfinden Ausscheiden von Schweiß, Talg und anderen Stoffwechselprodukten nur eine gesunde Haut kann diese Funktionen erfüllen Abwehr von Krankheitserregern Schutz vor physikalischen Einflussfaktoren Temperatur- und Flüssigkeitsregulierung Grafik 1 VR Arbeitssicherheit im Gerüstbau
Grafik 2 Quelle DGUV "Hautschutz bestens gewappnet" Ein Wasser-Fett-Film, der sogenannte Hydrolipidmantel, ist der wichtigste Schutz gegen schädliche Einflüsse. Er bildet den Abschluss der Oberhaut. Wird er angegriffen oder zerstört können Allergien und Ekzeme die Folge sein. Hautschutzmittel schützen den Wasser-Fett- Film und erleichtern die Reinigung der Haut. Hierbei ist anzumerken, dass es ein Universalmittel nicht gibt. Wirksam ist ein Hautschutzmittel nur dann, wenn es auf die konkrete Belastung abgestimmt ist. Im Gerüstbau ist die Haut besonders im Bereich der Hände und Unterarme gefährdet.
Wie kann man die Haut gesund erhalten? Vor jeder Hautbelastung wird ein Hautschutzmittel aufgetragen. Wo Schutzhandschuhe vorgeschrieben sind, werden sie ausnahmslos getragen. Die Haut istgründlich aber schonend zu reinigen. Verdünner, Wurzelbürste oder scharfkantige Reibemittel sind tabu. Die Haut wird vor Pausen, nach dem Job und nach jeder Hautbelastung gepflegt. Vor Arbeiten in der prallen Sonne wird Sonnenschutzcremee verwendet. Grafik 3 VR Arbeitssicherheit im Gerüstbau
Der Hautschutzplan Unverzichtbar für den betrieblichen Hautschutz ist die Verwendung von geeigneten Hautschutzmitteln. Die Präparate sind auf die spezielle Belastung abzustimmen. Dem sind die Anwendungen der verschiedenen Hautschutz-, Reinigungs- und Pflegemittel mit Hilfe eines Hautschutzplanes und einer Unterweisung zu vermitteln. Hautschutzplan der Gerüstbaufirma Mustermann (Produkte beispielhaft ausgewählt) Was? Wann? Womit? Wie? Wer? Hautschutz vor Beginn der Arbeit Hautschutzcreme Rath s pr88 Einreiben vor der Arbeit und Abwaschen mit Wasser nach der Arbeit Hautreinigung nach der Arbeit, vor Arbeitspausen Konzentrierter, pastöser Handreiniger PEVASTAR Handreiniger in die verschmutzten, trockenen Hände einreiben bis der Schmutz sich löst. Etwas Wasser zugeben, gründlich waschen und gut abspülen. Hautreinigung bei häufigem Händewaschen nach der Arbeit, vor Arbeitspausen Active Soft Pearls (ASP) ohne scharfkantige oder harte Abrasiva IVRAXO AKTIVE PEARLS Handreiniger auf die trockene Haut verteilen Mit wenig Wasser weiter waschen Ist der Schmutz vollständig gelöst, Hände gründlich mit Wasser abspülen und sorgfältig abtrocknen Hautpflege nach der Händereinigung Pflegecreme für Hände und Gesicht LIGANA UREA Nach der Händereinigung auf die saubere und gründlich abgetrocknete Haut sparsam auftragen Besonders auf gefährdete Bereiche, wie zwischen den Fingern und an den Nägeln Grafik 4 VR Arbeitssicherheit im Gerüstbau
Für die Auswahl der Produkte stehen dem Unternehmer der Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit zur Verfügung. Das frühzeitige Einbeziehen der Benutzer und der vertreterr in die Auswahl der Hautschutzmittel ist für die Akzeptanz von großer Bedeutung. Wie cremt man die Hände richtig ein? Die Creme (Strang max. 1-1,5cm) auf den sauberen und trockenenn Handrücken auftragen Den Strang gleichmäßig auf beide Handrücken verteilen Die Creme mit den Fingern der einen Hand von oben in den Fingerzwischenräumen verteilen Die Cremee sorgfältigg in das Nagelbett, unter die Nägel und in die Handgelenkee einmassieren Die restliche Creme in den Handinnenflächen verreiben Grafik 5 VR Arbeitssicherheit im Gerüstbau
Wie reinigt man die Hände effektiv und schonend? Grobe Verschmutzungenn entfernt man zunächst mit Papiertüchern Das Reinigungsmittel in nur geringen Mengen auf die leicht angefeuch hten Hände gründlich verreiben und mit wenig Wasser weiter waschen Danach das Reinigungsmittel mit viel Wasser von den Händen abspülen Grafik 6 VR Arbeitssicherheit im Gerüstbau Hände mit einem sauberentuch, (besser mit einem Papiertuch) ganz sorgfältig abtrocknen Bei der Weiterarbeit wieder Hautschutzmittel auftragen, bei Arbeitsende Hautpflegemittell auftragen Fazit: Hautschutz ist auch ein Thema für harte Gerüstbauer. Die Haut ist zwar das größte Organ, aber selbst an den dicksten Stellen misst sie nur wenige Millimeter. Wer im Job ständig Arbeiten ausführt, die die Haut belasten, muss sie entsprechend schützen. Im Gerüstbaualltag werden der Haut geradee im Handbereich trotz des Tragens von Handschuhen extreme Belastungen zugemutet. Zudem trifft man immer wieder auf Gerüstbauer die keine Handschuhe tragen. Für alle gilt die Devise, die Verwendung von Hautschutzmitteln ist aktiver Gesundheitsschutz. Literatur: 1) Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, Lernen und Gesundheit, Hautschutz, bestens gewappnet, April 2012 2) Berufsgenossenschaftliche Information 8620 Allgemeine Präventionsleitlinie Hautschutz, Juni 2009 3) Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft Hautschutz bei der Arbeit, Juli 2010 Abbildungen: Alle Grafiken / Tabellen wurden durch VR Arbeitssicherheit im Gerüstbau erstellt, mit Ausnahme der Grafik 2.