Regionalen Planungsverband Westmecklenburg

Ähnliche Dokumente
Kleinräumige Bevölkerungsprognose Region Stettiner Haff bis zum Jahr 2030

Kleinräumige Bevölkerungsprognose. für den Kreis Schleswig-Flensburg. Gertz Gutsche Rümenapp GbR Ruhrstraße Hamburg

Kleinräumige Bevölkerungsprognose - Methodik -

Kleinräumige Bevölkerungsprognose Landkreis Vorpommern-Greifswald

Aktualisierung der kleinräumigen Bevölkerungs- und Haushaltsprognose für den Kreis Steinburg bis zum Jahr Schlussbericht

Kleinräumige Bevölkerungsprognose. für den. Landkreis Vorpommern-Greifswald. Schlussbericht

Aktualisierung der. Kleinräumige Bevölkerungsprognose. für den. Landkreis Vorpommern-Greifswald. Schlussbericht

Bevölkerungs- und Haushaltsprognose

Kleinräumige Bevölkerungsprognose Ostholstein

Bevölkerungs- und Haushaltsprognose

1. Fortschreibung der kleinräumigen Bevölkerungs- und Haushaltsprognose für den Kreis Herzogtum Lauenburg bis zum Jahr 2030.

1. Fortschreibung der kleinräumigen Bevölkerungs- und Haushaltsprognose für den Kreis Stormarn bis zum Jahr Schlussbericht

Bevölkerungs- und Haushaltsprognose

1. Fortschreibung der kleinräumigen Bevölkerungs- und Haushaltsprognose für den Kreis Segeberg bis zum Jahr Schlussbericht

SWOT-ANALYSE Kreisentwicklungskonzept 2030 für den Landkreis Ludwigslust-Parchim

Abb. 1 und 2: Einwohnerentwicklung 1975 bis 2011 und Bevölkerungsvorausberechnung bis 2025 Basisjahr: 2011 Stützzeitraum:

6. Regionalisierte Bevölkerungsprognose Sachsen-Anhalt

ISEK-Fortschreibung 2014/2015. Workshop am

Grundstücksmarktbericht 2017 für den Bereich des Landkreises Ludwigslust-Parchim

STATISTISCHE Nr. 2/2014 INFORMATIONEN April 2014

Statistische Berichte

Bevölkerungsentwicklung im Bereich der Stadt-Umland- Kooperation (SUK) Pinneberg bis 2020

WOHNUNGSMARKT UND STADTENTWICKLUNG ALTE UND NEUE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE PLANUNG. Großräumiger Trend der Bevölkerungsentwicklung bis 2050

Statistik informiert... Nr. III/ März 2011

Bevölkerungsvorausschätzung für die Stadt Iserlohn für den Zeitraum 2007 bis 2022 Zusammenstellung der wichtigsten Ergebnisse

Demographie_Begründungsdokument_ von 5

Bevölkerungsprognose der Hansestadt Rostock bis 2035 Herausgabe: Februar 2016

Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen und Kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins bis 2030

Rheinland-Pfalz Vierte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2013) Ergebnisse für den Landkreis Trier-Saarburg

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Neustadt-Glewe

Rheinland-Pfalz Vierte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2013) Ergebnisse für den Landkreis Mainz-Bingen

Rheinland-Pfalz Vierte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2013) Ergebnisse für die kreisfreie Stadt Landau i. d.

Rheinland-Pfalz Vierte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2013) Ergebnisse für die kreisfreie Stadt Frankenthal (Pfalz)

2 Bevölkerung LGA. 2.1 Bevölkerungsgröße und -dichte. 2.2 Alter der Bevölkerung

Demographische Situation in Immerath. Überblick. Historische Bevölkerungsentwicklung

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Grevesmühlen

ISEK-Fortschreibung 2014/2015. Workshop am

Statistische Berichte

Demographische Situation in Schalkenmehren. Überblick. Historische Bevölkerungsentwicklung

4. Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern

BERICHT KLEINRÄUMIGE BEVÖLKERUNGSPROGNOSE BIS 2030 FÜR DEN LANDKREIS CUXHAVEN

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Demmin

Informationen der Statistikstelle

BEVÖLKERUNGSPROGNOSE BRANDENBURG HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Röbel / Müritz

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Ludwigslust

11. Bevölkerungsvorausberechnung

SWOT-ANALYSE Kreisentwicklungskonzept 2030 für den Landkreis Ludwigslust-Parchim

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Grevesmühlen

Ludwigslust-Parchim, LK

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Wismar

Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg

Statistische Berichte

Statistische Berichte

Statistik aktuell. Bevölkerungsprognose. für 2031 auf der Basis der Daten des LSKN. Für Stadt Goslar und Landkreis Goslar

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/ Wahlperiode

Bevölkerungsentwicklung: Zahl der Hochbetagten wird rasant zunehmen Stadtstaaten zeigen die Bandbreite der Zuwachsraten in Deutschland

DIE VORAUSSICHTLICHE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG BIS 2025

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Malchow

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Waren (Müritz)

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Rostock

Rheinland-Pfalz Dritte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2010) Ergebnisse für den Landkreis. Altenkirchen (Ww.

Bevölkerungsprognose 2018 Annahmen und Ergebnisse im Überblick

Historische Bevölkerungsentwicklung insgesamt und nach Geschlecht Bevölkerungsanstieg bis 1997, seit 1998 rückläufige Bevölkerungsentwicklung

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Rostock, LK

Demographiebericht. Mecklenburgische Seenplatte, LK. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Torgelow

Die demografische Entwicklung Deutschlands und Mecklenburg-Vorpommerns

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Grimmen

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Neubrandenburg

Nachfrage zur Kleinen Anfrage "Bevölkerungsentwicklung und Wahlkreiseinteilung (DS 6/15)"

Demographie und Fußball

Fakten helfen! 1/2006

Projektleitung: Dr. Thorsten Wiechmann Projektmitarbeiter: Daniel Eichhorn, Holger Oertel

Demografische Entwicklung in Sachsen-Anhalt. Manfred Scherschinski

Die Demographische Entwicklung im Saarland und seinen Landkreisen

Bremen rechnet mit weniger Schülern. Bertelsmann Stiftung: Deutschland schrumpft Stadtstaaten legen leicht zu

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Ribnitz-Damgarten

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Sylt

Statistik-Monitoring Delmenhorst. Thema Bevölkerung. Fachdienst Stadtentwicklung und Statistik (83) Stand: Oktober 2016

Einwohnerzahl in Berlin bleibt stabil. Bertelsmann Stiftung: Deutschland schrumpft Stadtstaaten legen leicht zu

Demographiebericht. Neustadt an der Weinstraße. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de

Hintergrundinformation

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Bergen auf Rügen

6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen 2015 bis 2030

6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen 2015 bis Ausgewählte Ergebnisse für Gemeinde Nebelschütz

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Barth

Bevölkerungsprognose der Hansestadt Rostock bis 2035

6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen 2015 bis 2030

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Sassnitz

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Landau-Land

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Bad Bergzabern

Südliche Weinstraße, LK

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Neustadt in Holstein

Demographiebericht. Ein Baustein des Wegweisers Kommune. wegweiser-kommune.de. Saarpfalz-Kreis, LK

Transkript:

für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg Schlussbericht Gertz Gutsche Rümenapp GbR Ruhrstraße 11 22761 Hamburg www.ggr-planung.de Dipl.-Ing. Jens Rümenapp Tel. 030 / 66 300 236 E-Mail: ruemenapp@ggr-planung.de Hamburg/Berlin, August 2013

Westmecklenburg Hintergrund und Vorgehensweise Kleinräumige Daten zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung stellen eine elementare Grundlage für planerische und politische Konzeptionen auf der kommunalen und regionalen Ebene dar. Dies gilt vor allem für den Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge, da die Nutzung sozialer Infrastrukturen besonders entfernungssensitiv ist und klein-räumliche Auslastungsgrade von erheblicher Bedeutung für die Effizienz technischer Ver- und Entsorgung sind. Im Rahmen des Aktionsprogramms Regionale Daseinsvorsorge wurde daher für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg eine kleinräumige Bevölkerungsprognose auf der Ebene der Gemeinden bis zum Jahr 2030 erarbeitet. Hauptzielsetzung war dabei die Bereitstellung der notwendigen Datengrundlage für die ebenfalls im Zuge des Aktionsprogramms Regionale Daseinsvorsorge durchzuführenden Bilanzierungen von Angebot und Nachfrage in Bezug auf soziale Infrastrukturen. Eine wesentliche Rahmenbedingung für die Erarbeitung der kleinräumigen Bevölkerungsprognose war, dass auch bei der kleinräumigen Prognose die Ergebnisse der aktuellen Aktualisierung der 4. Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung des Landes Mecklenburg- Vorpommern sowie der kreisfreien Städte und Landkreise bis 2030 als sogenannte feste Randsumme eingehalten werden. 1 Um dieses sicherstellen zu können, wurden bei der kleinräumigen Prognose die beiden Landkreise Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg separat betrachtet und bearbeitet. Abb. 1: Verbandsgebiet des Regionalen Planungsverbands Westmecklenburg 1 Vgl. Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Aktualisierte 4. Landesprognose (Basisjahr 2010). Bevölkerungsentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie der kreisfreien Städte und Landkreise bis 2030 nach Einzelalter. Statistischer Bericht A1832 2012 01. Schwerin 2013 2

Westmecklenburg Für die ebenfalls dem Gebiet des Regionalen Planungsverbands Westmecklenburg angehörige Landeshauptstadt Schwerin wurde in der vorliegenden Untersuchung keine weitergehende kleinräumige Bevölkerungsprognose erarbeitet, da aus der Landesprognose bereits differenzierte Prognosedaten für die Stadt Schwerin insgesamt und damit für die Gemeindeebene vorliegen. Entsprechend der separaten Erarbeitung von kleinräumigen Bevölkerungsprognose für die beiden Landkreise erfolgt auch die Dokumentation der Prognosemethodik, der getroffenen Annahmen sowie der kleinräumigen Prognoseergebnisse in zwei Schlussberichten. Die Berichte sind dabei unter bewusster Inkaufnahme von Redundanzen so aufgebaut, dass sie auch als eigenständige Dokumente in den beiden Landkreisen verwendet werden können. Die Schlussberichte Kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg Teil Landkreis Ludwigslust-Parchim und Kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg Teil Landkreis Nordwestmecklenburg sind als Anlagen dem vorliegenden Bericht beigefügt. 3

für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg Teil Landkreis Ludwigslust-Parchim Schlussbericht Gertz Gutsche Rümenapp GbR Ruhrstraße 11 22761 Hamburg www.ggr-planung.de Dipl.-Ing. Jens Rümenapp Tel. 030 / 66 300 236 E-Mail: ruemenapp@ggr-planung.de Hamburg/Berlin, August 2013

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 3 2. Prognosemethodik... 4 2.1. Simulationsmodell Bevölkerungsentwicklung... 4 2.2. Plausibilisierung und Abstimmung der Prognose... 12 2.3. Aussagekraft und Tragfähigkeit der Prognose... 12 3. Ergebnisse Bevölkerungsprognose... 13 3.1 Ergebnisse der Landesprognose... 13 3.2 Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungsprognose... 15 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Untergliederung des Untersuchungsraumes... 5 Abb. 2: Grundstruktur Simulationsmodell Bevölkerungsentwicklung... 6 Abb. 3: Geburtenraten... 8 Abb. 4: Korrekturfaktoren Geburten... 8 Abb. 5: Korrekturfaktoren Sterbefälle... 9 Abb. 6: Geschlechts- und altersgruppenspezifische Korrekturfaktoren Um- /Fortzüge... 9 Abb. 7: Eckzahlen der Landesprognosen... 14 Abb. 8: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 2004-2030... 15 Abb. 9: Relative Bevölkerungsentwicklung 2010-2030... 16 Abb. 10: Absolute Bevölkerungsentwicklung 2010-2030... 17 Abb. 11: Faktoren der Bevölkerungsentwicklung 2010-2030... 18 Abb. 12: Relative Bevölkerungsentwicklung der Unter-20-Jährigen 2010-2030... 19 Abb. 13: Relative Bevölkerungsentwicklung der 20- bis 64-Jährigen 2010-2030.. 20 Abb. 14: Relative Bevölkerungsentwicklung der 65-Jährigen und Älteren 2010-2030... 20 2

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim 1. Einleitung Kleinräumige Daten zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung stellen eine elementare Grundlage für planerische und politische Konzeptionen auf der kommunalen und regionalen Ebene dar. Dies gilt vor allem für den Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge, da die Nutzung sozialer Infrastrukturen besonders entfernungssensitiv ist und kleinräumliche Auslastungsgrade von erheblicher Bedeutung für die Effizienz technischer Ver- und Entsorgung sind. Im Rahmen des Aktionsprogramms Regionale Daseinsvorsorge wurde daher für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg eine kleinräumige Bevölkerungsprognose auf der Ebene der Gemeinden bis zum Jahr 2030 erarbeitet. Hauptzielsetzung war dabei die Bereitstellung der notwendigen Datengrundlage für die ebenfalls im Zuge des Aktionsprogramms Regionale Daseinsvorsorge durchzuführenden Bilanzierungen von Angebot und Nachfrage in Bezug auf soziale Infrastrukturen. In dem vorliegenden Bericht ist nachfolgend zunächst die Methodik der Bevölkerungs-prognose dokumentiert. Darauf aufbauend werden in Kapitel 3 die wesentlichen Ergebnisse der Landesprognose sowie der kleinräumigen Bevölkerungsprognose für den Bereich des Landkreises Ludwigslust-Parchim dargestellt. 3

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim 2. Prognosemethodik Zur Beschreibung der Prognosemethodik werden im Folgenden das verwendete Simulationsmodell, die durchgeführten Analysen der bisherigen Bevölkerungsentwicklung und die Ableitung der Modellparameter beschrieben. Darüber hinaus wird die generelle Aussagekraft und Tragfähigkeit einer kleinräumigen Bevölkerungsprognose diskutiert. 2.1. Simulationsmodell Bevölkerungsentwicklung Die in dieser Untersuchung erstellte kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Landkreis Ludwigslust-Parchim basiert auf Berechnungen mit einem beim Autor vorhandenen Computersimulationsmodell. Dieses Modell wurde in jeweils angepasster Form zuvor bereits für Szenarienberechnungen in zahlreichen Regionen und Landkreisen eingesetzt (u.a. Dresden, Kiel, Mecklenburgische-Seenplatte, Nordfriesland, Planungsregion Nordthüringen). Für die Prognose für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg wurde das Modell im Zuge der vorliegenden Untersuchung an die spezifischen Rahmenbedingungen des Untersuchungsraumes angepasst. Untergliederung des Untersuchungsraumes Das verwendete Bevölkerungssimulationsmodell sowie die ihm zugrunde liegenden Datenanalysen erfordern eine Untergliederung des Untersuchungsraums in mehrere Ebenen. Diese Untergliederung erfolgt in der Regel auf der Basis der administrativen Gliederung des Untersuchungsraums, so dass in den meisten Bundesländern Landkreise, Städte/eigenständige Gemeinden bzw. Zusammenschlüsse von Gemeinden zu Ämtern, Verwaltungsgemeinschaften etc. und schließlich die Gemeinden die drei Raumebenen bilden. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird die administrative Untergliederung des Landes durch die genannten drei Raumebenen Landkreise, Ämter bzw. amtsfreie Gemeinden/Städte und Gemeinden gebildet. Für die kleinräumige Bevölkerungsprognose wurde diese Gliederungsstruktur übernommen, da auf der 2. Raumebene alle Teilbereiche eine ausreichende statistische Größe aufweisen. Für die kleinräumige Bevölkerungsprognose wurden somit die folgenden drei Ebenen definiert, auf die bei der weiteren Modellbeschreibung Bezug genommen wird: 1. Ebene: Landkreis Ludwigslust-Parchim 2. Ebene: 22 Ämter bzw. amtsfreie Kommunen (Gebietsstand 04.09.2011) 3. Ebene: 162 Gemeinden (Gebietsstand 04.09.2011) 4

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Abb. 1: Untergliederung des Untersuchungsraumes Legende: Grenzen der... Landkreise: Dicke graue Umrandung Städte und Ämter: Farbige Hinterlegung Gemeinden: Dünne Umrandung innerhalb der einzelnen Farbbereiche Grundstruktur des Simulationsmodells Das verwendete Simulationsmodell berechnet ausgehend vom Bevölkerungsstand am 31.12.2010 statistische Erwartungswerte für die jährlichen Veränderungen der Bevölkerung in den Gemeinden (3. Ebene) des Landkreises Ludwigslust-Parchim bis zum Jahr 2030. Die Bevölkerung wird dabei differenziert nach Geschlecht und Altersjahren (0-90 Jahr + 90 Jahre und älter), d.h. in Form sogenannter Bevölkerungskohorten fortgeschrieben. Der Ablauf des Simulationsmodells ist in der folgenden Abbildung am Beispiel eines Simulationsjahres dargestellt. 5

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Abb. 2: Grundstruktur Simulationsmodell Bevölkerungsentwicklung Ausgehend von der Bevölkerungsstruktur des Ausgangsjahres wird im ersten Simulationsschritt zunächst die Alterung der Bevölkerung um ein Jahr durch eine einfache Fortschreibung der Kohorten abgebildet. Im Anschluss werden dann Erwartungswerte für die Geburten- und Sterbefälle anhand geschlechts- und altersspezifischer Fruchtbarkeits- bzw. Sterberaten berechnet. Regionale Unterschiede innerhalb des Kreises werden dabei mittels entsprechender Korrekturfaktoren auf der Ebene der Ämter berücksichtigt. Aufbauend auf den beschriebenen Prozessen der natürlichen Bevölkerungsentwicklung werden die verschiedenen Wanderungsbewegungen der Bevölkerung simuliert. Hierzu werden zunächst wiederum anhand von alters- und geschlechtsspezifischen Wahrscheinlichkeiten und räumlich differenzierten Korrekturfaktoren Erwartungswerte für die Zahl der Außenfortzüge 1 und die Zahl der Binnenumzüge 2 ermittelt. Während die Außenfortzüge im Anschluss einfach vom Bevölkerungsbestand abgezogen werden, müssen die Binnenumzüge noch auf die möglichen Umzugsziele (Ämter+Gemeinden) innerhalb des Kreises verteilt werden. Dies erfolgt anhand fester, geschlechts- und altersgruppenspezifischer Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Gleiches gilt im Hinblick auf die räumliche Verteilung der Außenzuzügler 3, deren Zahl differenziert nach Geschlecht und Altersjahren für jedes Simulationsjahr vorzugeben ist. 1 Fortzüge aus einer Gemeinde über die Grenze des zugehörigen Kreises. 2 Umzüge aus einer Gemeinde in eine andere Gemeinde desselben Kreises. 3 Zuzüge in eine Gemeinde, wobei die Herkunft außerhalb des jeweiligen Kreises liegt. 6

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Generierung der Modellparameter Wie in den vorangegangenen Erläuterungen deutlich wurde, sind als Grundlage für das Simulationsmodell diverse Modellparameter wie Geburten-, Sterbe- und Wanderungsraten, Zielverteilungen für die Wanderungsbewegungen sowie räumlich differenzierte Korrekturfaktoren festzulegen bzw. zu bestimmen. Für die kleinräumige Bevölkerungsprognose wurden diesbezüglich insbesondere die folgenden Daten des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern herangezogen: Bevölkerung in den Gemeinden nach Geschlecht und Altersgruppen 2004-2010 Bevölkerung in den Altkreisen Ludwigslust und Parchim nach Geschlecht und Altersjahren 2004-2010 Faktoren der Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden 2004-2010 Geburten- und Sterberaten nach Geschlecht und Altersjahren für das Land Mecklenburg-Vorpommern 2004-2010 Zu- und Fortzüge über die Gemeinde- bzw. Kreisgrenzen nach Geschlecht und Altersgruppen 2004-2010 Nicht berücksichtigt wurden die entsprechenden Daten aus den Einwohnerregistern der Ämter und Kommunen, da die flächendeckende Abfrage und Aufbereitung dieser Daten mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden ist, die Daten des Statistischen Amtes die einzige konsistente Datengrundlage für den gesamten Landkreis darstellen und der Abgleich mit den Ergebnissen der Landesprognose für die Kreise und Kreisfreien Städte Mecklenburg-Vorpommerns bis 2030 alleine aufgrund der unterschiedlichen Bevölkerungsdaten für das Prognosebasisjahr nur schwer bzw. eingeschränkt möglich wäre (s.u.). Aus den o.g. Statistiken wurden zunächst globale geschlechts- und altersspezifische Eintrittswahrscheinlichkeiten (Raten) für Geburten, Sterbefälle, Binnenumzüge und Außenfortzüge entnommen bzw. abgeleitet (vgl. beispielhaft Abb. 3). Darauf aufbauend wurden zur Abbildung der regionalen Unterschiede innerhalb des Kreises ämterspezifische Korrekturfaktoren (2. Ebene) berechnet. Hierzu wurden für die einzelnen Ämter die realen Geburten-, Sterbe- und Fortzugszahlen der Jahre 2004-2010 den anhand der globalen Raten modellmäßig berechneten Erwartungswerten gegenübergestellt. Diese Modellkalibrierung konnte nur auf der Ebene der Ämter (2. Ebene) durchgeführt werden, da die meisten Gemeinden (3. Ebene) eine für solche Analysen zu kleine statistische Masse aufweisen. Für die Geburten- und Sterbehäufigkeiten wurden dabei jeweils einheitliche, d.h. nicht weiter nach Geschlecht und/oder Altersgruppen differenzierte Korrekturfaktoren ermittelt. Für die Fortzugshäufigkeiten wurden hingegen geschlechts- und altersgruppenspezifische Korrekturfaktoren (12 Gruppen) abgeleitet und in das Simulationsmodell eingespeist. 7

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Abb. 3: Geburtenraten Die ermittelten bzw. für die Prognose angenommenen Korrekturfaktoren sind in den nachfolgenden Abbildungen dargestellt. Die Werte sind wie folgt zu interpretieren: Ämter mit einem Korrekturfaktor kleiner 1 wiesen in der Vergangenheit im Vergleich zum Landesdurchschnitt nur unterdurchschnittliche Geburten-/Sterbe-/Fortzugs-Häufigkeiten auf; Ämter mit einem Faktor größer 1 waren hingegen durch überdurchschnittliche Geburten- /Sterbe-/Fortzugs-Häufigkeiten in den Jahren 2004-2010 gekennzeichnet. Abb. 4: Korrekturfaktoren Geburten 8

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Abb. 5: Korrekturfaktoren Sterbefälle Abb. 6: Geschlechts- und altersgruppenspezifische Korrekturfaktoren Um-/Fortzüge Männer Frauen im Alter von... Stadt / Amt 0-17 18-24 25-29 30-49 50-64 65 0-17 18-24 25-29 30-49 50-64 65 Boizenburg-Land 3,12 2,67 2,74 2,91 2,11 1,28 2,98 1,49 2,16 2,48 2,28 1,51 Hagenow-Land 1,10 0,97 0,94 0,78 0,97 1,26 1,08 1,06 0,97 0,95 1,17 1,46 Ludwigslust-Land 0,81 0,87 0,91 0,82 1,01 0,98 0,88 1,09 0,95 0,91 1,03 1,04 Neustadt-Glewe 0,85 0,67 0,78 0,99 0,84 0,76 0,80 0,83 0,87 0,90 0,76 0,98 Stralendorf 0,85 1,17 1,29 1,07 1,07 1,50 0,94 1,10 1,19 1,15 1,07 1,27 Zarrentin 0,84 0,89 0,82 0,86 1,62 1,20 0,79 0,89 0,90 1,00 1,52 1,03 Wittenburg 0,82 0,91 0,83 0,94 0,94 0,86 0,85 0,95 0,91 0,90 0,93 1,14 Dömitz-Malliß 1,05 0,96 0,92 0,71 1,05 0,83 0,97 1,02 0,88 0,83 0,85 1,03 Grabow 0,81 0,90 0,83 0,79 0,86 1,08 0,87 0,99 0,88 0,84 0,97 0,96 Boizenburg/Elbe 0,83 0,73 1,02 1,45 0,86 0,64 0,69 0,70 0,79 0,75 0,71 0,50 Hagenow 0,95 0,81 0,83 0,95 1,06 0,89 0,94 0,79 0,90 0,90 1,09 0,90 Lübtheen 0,91 0,99 1,00 0,99 1,27 0,61 0,94 1,20 0,98 0,93 1,16 0,84 Ludwigslust 1,00 0,85 0,83 0,95 1,00 0,85 0,99 0,78 1,07 1,02 0,85 0,79 Banzkow 0,83 1,07 1,20 0,91 0,88 1,24 0,87 0,99 1,22 0,93 1,05 1,20 Crivitz 1,03 0,95 1,02 0,89 0,90 0,93 1,08 1,18 1,02 0,99 0,92 1,03 Ostufer Schweriner S. 0,84 1,16 1,26 1,12 1,29 1,47 1,03 1,08 1,19 1,32 1,18 1,43 Sternberger Seenland. 1,10 1,05 1,02 0,84 0,90 1,13 0,98 1,15 1,08 1,01 1,04 1,19 Eldenburg Lübz 0,96 1,07 0,96 0,82 0,81 0,86 0,96 1,24 0,93 0,83 0,91 1,02 9

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Männer Frauen im Alter von... Stadt / Amt 0-17 18-24 25-29 30-49 50-64 65 0-17 18-24 25-29 30-49 50-64 65 Parchimer Umland 0,81 0,96 0,90 0,79 0,93 1,04 0,93 1,14 1,02 0,85 0,82 1,24 Plau am See 1,06 1,10 0,80 0,87 0,94 1,08 1,01 1,11 1,04 1,02 1,19 0,93 Goldberg-Mildenitz 1,05 1,07 0,95 0,86 0,99 1,55 1,03 1,26 0,95 0,93 1,01 1,42 Parchim 0,78 0,82 0,78 0,94 0,67 0,65 0,87 0,86 0,75 0,87 0,65 0,55 Die Ursachen für diese kleinräumigen Differenzen sind sehr vielfältig. Entsprechend den diesbezüglich vorliegenden allgemeinen Erkenntnissen aus der Demographieforschung dürften vor allem Unterschiede in den Lebensstilen, der wirtschaftlichen Lage, den konfessionellen Prägungen, zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung etc. verantwortlich sein. Da diese Faktoren auch sehr eng miteinander zusammenhängen, ist eine Isolierung ihrer einzelnen Wirkungen analytisch nur sehr schwer möglich und alleine auf der Basis der allgemeinen Daten der Bevölkerungsstatistik nicht durchführbar. Die Zielverteilungen der Wanderungsbewegungen (Binnenumzüge+Außenzuzüge) wurden in einem zweistufigen Verfahren bestimmt. Der erste Schritt umfasste dabei die Ableitung von geschlechts- und altersgruppenspezifischen (12 Gruppen) Zuzugswahrscheinlichkeiten für die einzelnen Ämter (2. Ebene) aus den o. g. differenzierteren Wanderungsdaten für die Jahre 2004 bis 2010. Diese Wahrscheinlichkeiten wurden dann in einem zweiten Schritt anhand des Mittelwerts der Gesamtzuzüge der Jahre 2004-2010 auf die Gemeinden (3. Ebene) der einzelnen Ämter heruntergebrochen. Annahmen zur Entwicklung der Modellparameter im Prognosezeitraum Die Fortschreibung der Modellparameter bis zum Prognosehorizont 2030 orientiert sich an den Annahmen der aktuellen Landesprognose des Ministeriums für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung ( Aktualisierung der 4. Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung in M-V bis 2030 im Folgenden als Landesprognose bezeichnet), die wiederum auf der 12. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung (KBV) beruht. Im Einzelnen wurden die folgenden Annahmen übernommen: Anstieg der Geburtenhäufigkeit bis 2015 auf 1,5 Kinder je Frau; danach Konstanz bis 2030 Lineares Absinken der Sterbeziffern bis 2030, so dass die Lebenserwartung von Neugeborenen im Jahr 2030 um 4,63 Jahre bei Jungen und 3,24 Jahre bei Mädchen höher liegt als im Jahr 2009 Konstante Binnenumzugsraten (Umzüge innerhalb des Landkreises) Konstante Zielverteilung bei Binnenumzügen und Außenzuzügen Rückgang der Außenfortzüge aus Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 um ca. 50 % sowie der Zuzüge nach Mecklenburg-Vorpommern um ca. 10 % 10

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Einhaltung der Ergebnisse der Landesprognose Durch das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern wird alle ca. alle vier Jahr eine Bevölkerungsprognose für das Land Mecklenburg- Vorpommern sowie für die Kreise und kreisfreien Städte erstellt. Diese orientiert sich stets an den Ergebnisse der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnungen des Bundes und der Länder, bei denen die länderspezifischen Annahmen zu Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Wanderungen aufeinander abgestimmt werden, so dass eine Vergleichbarkeit der Länderergebnisse gegeben ist. Auch bei der Bevölkerungsprognose für die Kreise und kreisfreien Städte in Mecklenburg- Vorpommern werden die notwendigen Prognoseannahmen für die einzelnen Kreise bzw. kreisfreien Städte aufeinander abgestimmt, so dass die Vergleichbarkeit wie auch die Konsistenz dieser teilräumlichen Prognosen sichergestellt ist. Weiterhin wird die Bevölkerungsprognose im Rahmen einer interministeriellen Arbeitsgruppe abgestimmt. Die Bevölkerungsprognose für die Kreise und kreisfreien Städte stellt daher auch eine maßgebende Grundlage für die Landesplanung dar. Bei kleinräumigen Bevölkerungsprognosen unterhalb der Kreisebene ist aus unserer Sicht ebenfalls die Konsistenz der Prognose von entscheidender Bedeutung im Hinblick auf ihre Plausibilität, Realitätsnähe und Akzeptanz. Dies betrifft einerseits die Konsistenz der Prognose innerhalb des Untersuchungsgebiets, zum anderen aber auch gerade die Konsistenz mit räumlich übergeordneten Prognosen (wie bspw. Landesprognosen für Kreise und kreisfreie Städte). Nur so kann sichergestellt werden, dass die Erwartungen bzw. Prognosen einzelner Städte oder Gemeinden nicht in der Summe, auf der Kreisebene zu völlig unrealistischen Werten führen. Die Aktualisierung der 4. Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung in M-V bis 2030 stellt daher auch für die vorliegende kleinräumige Bevölkerungsprognose eine feste Rahmengröße dar. D.h., dass die Ergebnisse der aktuellen Bevölkerungsprognose für den Landkreis Ludwigslust-Parchim (s. Kap. 3.1) als feste Randsummen bei der kleinräumigen Prognose einzuhalten sind. Hierzu wurden in das Simulationsmodell die folgenden Parameter bzw. Datenanpassungen integriert (s.a. Abb. 2): In jedem Simulationsjahr bis 2030: Anpassung der im Modell berechneten Zahlen der Geburten und Sterbefälle an die entsprechenden Werte aus der Landesprognose (über entsprechende Korrekturfaktoren) Direkte Ableitung der Zahl der Zuzüge aus den in der Landesprognose für den Kreis ausgewiesenen Wanderungssalden (unter Verwendung der durch das Modell berechneten Zahl der Fortzüge) Abgleich der Gesamteinwohnerzahl Weiterhin wurde alle 5 Simulationsjahre ein Abgleich der Einwohnerzahlen des Landkreises differenziert nach 19 Altersgruppen in das Modell eingebaut. 11

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim 2.2. Plausibilisierung und Abstimmung der Prognose Zur Überprüfung der Plausibilität der Simulationsergebnisse wurden zusätzliche Auswertungen von Vergangenheitsdaten insbesondere zur Verteilung der Zuzüge auf die Gemeinden durchgeführt. In einzelnen Fällen wurden daraufhin die Wahrscheinlichkeitsverteilungen für die Zielwahl der Binnenumzüge und der Außenzuzüge manuell angepasst. Des Weiteren wurden die Simulationsergebnisse im Hinblick auf Ausreißer, d. h. extreme Entwicklungen in einzelnen Gemeinden überprüft. Auch hier wurden, insbesondere bei starken Abweichungen der Zuzugs- und/oder Fortzugszahlen manuelle Anpassungen der Korrekturfaktoren und/oder der Zielwahlverteilungen vorgenommen. Bei sämtlichen manuellen Anpassungen war zu beachten, dass methodisch bedingt lokale Sonderentwicklungen generell nur begrenzt berücksichtigt werden können. Dies gilt insbesondere für Struktur- und Entwicklungsbrüche, wie bspw. die Neuansiedlung von Großbetrieben mit einem entsprechenden Arbeitskräftezuzug, da diese Einflüsse in der Regel nicht der Landesprognose enthalten sind. Eine stärkere Berücksichtigung bei der vorliegenden kleinräumigen Bevölkerungsprognose hätte somit zu Inkonsistenzen mit der Landesprognose geführt, die auf jeden Fall zu vermeiden waren. 2.3. Aussagekraft und Tragfähigkeit der Prognose Bezüglich der Aussagekraft und Tragfähigkeit der vorliegenden kleinräumigen Bevölkerungsprognose ist zunächst zu beachten, dass dieser grundsätzlich das Wenn-Dann-Prinzip zugrunde liegt. D. h. nur, wenn alle getroffenen Annahmen zu Geburten- und Sterberaten, den Wanderungsbewegungen etc. eintreten, wird sich die Bevölkerung in den Gemeinden auch wie errechnet entwickeln. Im Hinblick auf planerisch-politische Fragestellungen in den Gemeinden, Ämtern bzw. Landkreisen sind die Prognoseergebnisse daher dahingehend zu interpretieren, dass sie in erster Linie eine Orientierung über die zukünftige kleinräumige Bevölkerungsentwicklung bieten, die bei weitgehender Beibehaltung der bisherigen Trends erwartet werden kann. D. h., dass die Ergebnisse sowohl hinsichtlich der Bevölkerungszahlen als auch der Bevölkerungsstrukturen (Geschlecht, Alter) vor allem die Richtung und das ungefähre Ausmaß der zukünftigen Entwicklungen in den einzelnen Gemeinden und Ortsteilen wiedergeben. Dies gilt vor allem je kleiner, d. h. je weniger Einwohner das betrachtete Bezugsgebiet hat, denn je kleiner das Gebiet ist, umso instabiler können dort die Bestimmungsfaktoren der Bevölkerungsentwicklung und damit umso größer die Ungenauigkeiten der Prognose sein. Während wir diesbezüglich die Tragfähigkeit der Prognose für die meisten Gemeinden als relativ gut einschätzen, dürfen die Ergebnisse bei kleineren Gemeinden (< 5.000 Einwohner) lediglich als Orientierungsgrößen angesehen werden, die einer weiteren sorgfältigen planerischen und politischen Bewertung bedürfen. 12

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim 3. Ergebnisse Bevölkerungsprognose Wie bei der Darstellung der Prognosemethodik ausgeführt, stellen die Ergebnisse der Aktualisierung der 4. Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 feste Eckwerte für die vorliegende kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Landkreis Ludwigslust-Parchim dar. Zur Einordnung der späteren Darstellungen der kleinräumigen Prognoseergebnisse werden daher im Folgenden zunächst die wichtigsten Ergebnisse der Landesprognose aufgeführt. Die sich anschließenden Darstellungen der Ergebnisse der kleinräumigen Prognose erfolgen dann aus den o. g. Gründen der Tragfähigkeit ausschließlich auf der Ebene der Städte und Ämter. 3.1 Ergebnisse der Landesprognose In der nachfolgenden Abbildung sind zunächst die wichtigsten Eckzahlen der aktuellen Aktualisierten 4. Landesprognose (Basisjahr 2010) im Vergleich zur alten 4. Landesprognose (Basisjahr 2006) zusammengestellt. Im Einzelnen werden daraus die folgenden Punkte deutlich: Die Bevölkerung im Landkreis Ludwigslust-Parchim wird zwischen 2010 und 2030 um 10,6 % bzw. ca. 23.000 Personen zurückgehen. Der Bevölkerungsrückgang fällt damit deutlich geringer als noch in der alten 4. Landesprognose vorhergesagt wurde. Die altersstrukturelle Veränderung der Bevölkerung ist von einer nur geringen Abnahme der jüngeren Bevölkerung (unter 20 Jahre) (ca. -2 %), einer dagegen starken Abnahmen der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20-65 Jahre) (ca. -29 %) und einer starken Zunahme der Bevölkerung ab 65 Jahren (ca. +39 %) gekennzeichnet. Die in der aktualisierten Landesprognose ermittelten altersstrukturellen Veränderungen weichen erheblich von den Ergebnissen der alten Landesprognose ab. So wird für die Altersgruppe der Unter-20-Jährigen nur noch ein sehr geringer Rückgang von ca. 2 % ausgewiesen, während in der alten Landesprognose noch ein Rückgang von fast 30 % vorhergesagt wurde. Gleichzeitig wird in der aktualisierten Prognose auch für die Gruppe der 65-Jährigen und Älteren ein erheblich geringeres Wachstum bis 2030 vorhergesagt. Die geringsten Abweichungen zwischen alter und aktueller Prognose bestehen bei der Gruppe der 20- bis Unter-65-Jährigen, wenngleich auch hier der Rückgang in der aktuellen Prognose deutlich geringer als in der alten ausfällt. Die skizzierten Abweichungen zwischen der Aktualisierten 4. Landesprognose und der alten 4. Landesprognose resultieren insbesondere aus den Ergebnissen der aktuellen Sterbetafeln des Statistischen Bundesamtes, die sich stärker an der Todesursachenstatistik orientieren und die in der Prognose zu einer höheren Anzahl an Sterbefällen führen 13

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim der Annahme eines deutlichen Rückgangs der Fortzüge insbesondere jüngerer Menschen, da das Hauptmigrationsmotiv fehlender Ausbildungs- und Arbeitsplätze aufgrund des schwachen Besatzes dieser jüngeren Altersgruppen deutlich abgeschwächt wird. 4 Abb. 7: Eckzahlen der Landesprognosen Aktualisierte 4. Landesprognose aus 2012 4. Landesprognose aus 2008 Bevölkerung 2006 228.589 2010 218.362 218.308 2030 195.226 187.059 Rel. Änderung -10,6% -14,3% Abs. Änderung -23.136-31.249 Altersgruppe 0-19 Jahre 2010 33.439 32.717 2030 32.854 23.196 Rel. Änderung -1,7% -29,1% Abs. Änderung -585-9.521 Altersgruppe 20-64 Jahre 2010 139.483 139.283 2030 99.050 90.722 Rel. Änderung -29,0% -34,9% Abs. Änderung -40.433-48.561 Altersgruppe 65 Jahre und älter 2010 45.440 46.308 2030 63.322 73.141 Rel. Änderung 39,4% 57,9% Abs. Änderung 17.882 26.833 Quelle: Eigene Zusammenstellung aus: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Bevölkerungsentwicklung der kreisfreien Städte und Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 (Basisjahr 2006). Statistischer Bericht A183K 2008 01. Schwerin 2009 Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Aktualisierte 4. Landesprognose (Basisjahr 2010). Bevölkerungsentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie der kreisfreien Städte und Landkreise bis 2030 nach Einzelalter. Statistischer Bericht A1832 2012 01. Schwerin 2013 4 Vgl. Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Aktualisierte 4. Landesprognose (Basisjahr 2010). Bevölkerungsentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie der kreisfreien Städte und Landkreise bis 2030 nach Einzelalter. Statistischer Bericht A1832 2012 01. Schwe-rin 2013, S. 5f. 14

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Die Ursachen für die oben dargestellte Bevölkerungsentwicklung entsprechend der Aktualisierten 4. Landesprognose werden aus der nachfolgenden Abbildung der Komponenten der Bevölkerungsentwicklung deutlich. Während in den vergangenen Jahren die Bevölkerungsentwicklung maßgebend durch die hohen negativen Wanderungssalden bestimmt wurde, werden in der Zukunft vor allem die zunehmenden Sterbeüberschüsse die Gesamtentwicklung prägen. Dabei führt zwar die Annahme eines deutlichen Rückgangs der Fortzugszahlen ab dem Jahr 2015 zu deutlichen positiven Wanderungssalden. Diese können jedoch die natürlichen Bevölkerungsverluste dauerhaft nur zu ca. 50 % ausgleichen. Abb. 8: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 2004-2030 3.2 Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungsprognose In den nachfolgenden Abbildungen sind ausgewählte Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungsprognose auf der Ebene der 22 Ämter bzw. amtsfreie Kommunen (Gebietsstand 04.09.2011) dargestellt. Bei der Interpretation der Darstellungen ist immer zu berücksichtigen, dass auch innerhalb der Ämter noch deutliche Unterschiede in der Entwicklung bestehen, womit sich ein direkter Rückschluss von der Entwicklung eines Amtes auf die Entwicklungen in den ihm angehörigen Gemeinden ausdrücklich verbietet. Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Ludwigslust-Parchim wird auch in der Zukunft durch deutliche räumliche Unterschiede geprägt sein. Wenngleich alle Ämter und amtsfreien Städte weitere Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen haben werden, weist die Entwicklung ein deutliches Nordwest-Südost-Gefälle auf. 15

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Die geringsten relativen Rückgänge sind für die nordwestlichen Bereiche des Kreises um die Landeshauptstadt Schwerin (Ämter Ostufer Schweriner See, Stralendorf und Banzkow: ca. -3 % bzw. -4 %) sowie an der Achse in Richtung Hamburg zu verzeichnen (Ämter Zarrentin und Wittenburg: ca. -5 % bzw. -6 %) zu erwarten. Nur unterdurchschnittliche Rückgänge wurden darüber hinaus vor allem für zentrale Orte wie Hagenow und Boizenburg (jeweils ca. -6 %) ermittelt. Abb. 9: Relative Bevölkerungsentwicklung 2010-2030 Überdurchschnittlich starke relative Bevölkerungsrückgänge bis zu -18 % sind dagegen für die am südlichen und östlichen Rand des Landkreises gelegenen Ämter zu erwarten. Die stärksten Rückgänge weisen dabei Goldberg-Mildnitz (-18 %), Eldenburg Lübz (-17 %) und Grabow (-16 %) auf. Der höchste absolute Rückgang ist im Amt Eldenburg Lübz zu erwarten (ca. -2.300). Bevölkerungsverluste von über 1.500 Personen wurden darüber hinaus für das Amt Sternberger Seenlandschaft (ca. -2.000), das Amt Grabow (ca. -1.900) und die Stadt Parchim (ca. - 1.900) ermittelt. 16

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Abb. 10: Absolute Bevölkerungsentwicklung 2010-2030 Die Ursachen für die skizzierte Bevölkerungsentwicklung werden aus der nachfolgenden Darstellung der verschiedenen Entwicklungskomponenten deutlich. Sämtliche Ämter und amtsfreien Städte/Gemeinden werden mit Ausnahme des Amtes Boizenburg-Land im Zeitraum 2010-2030 durch eine deutliche negative natürliche Entwicklung, d.h. einen höhere Zahl an Sterbefällen gegenüber der Zahl der Geburten, gekennzeichnet sein. Zwar ist auch für die weitaus überwiegende Zahl der Ämter und Städte von Bevölkerungsgewinnen durch Zuwanderung auszugehen. Diese Wanderungsgewinne können jedoch in keinem Bereich die natürlichen Bevölkerungsverluste vollständig ausgleichen. In einzelnen Ämtern (Boizenburg-Land, Hagenow-Land) wird die negative natürliche Entwicklung durch Wanderungsverluste noch weiter verstärkt. Dass die natürliche Bevölkerungsentwicklung weitgehend schon durch die heutige Bevölkerungsstruktur vorgegeben ist, verdeutlicht die Abbildung der Entwicklung in den einzelnen Ämtern sehr gut. Sie zeigt, in welch erheblichen Umfang zum Teil Wanderungsgewinne realisiert werden müssten, um die prognostizierten Bevölkerungsverluste ausgleichen zu können. 17

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Abb. 11: Faktoren der Bevölkerungsentwicklung 2010-2030 Die in den nachfolgenden Abbildungen dargestellten Entwicklungen der verschiedenen Altersgruppen der Bevölkerung zeigen sehr unterschiedliche räumliche Entwicklungen. Die Ursachen hierfür liegen einerseits in den bereits heute bestehenden Unterschieden zwischen den Bevölkerungsstrukturen der Ämter und andererseits in der unterschiedlichen Verteilung der Zuzüge in den Landkreis Im Hinblick auf die Unter-20-Jährigen ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. Während die Zahl der Unter-20-Jährigen im Landkreis insgesamt um ca. -2 % zurückgeht, gibt es eine ganze Reihe von Ämtern und Städten, für die sogar z.t. erhebliche Zuwächse von bis zu 11 % in dieser Altersgruppe ermittelt wurden. Es handelt sich hierbei vor allem um zentrale Orte (Ludwigslust, Hagenow, Parchim, Boizenburg) sowie die Bereich um die Landeshauptstadt Schwerin und auf der Achse in Richtung Hamburg. Hierhin spiegelt sich u.a. die Attraktivität von zentralen Orten für jüngere Personen wider, die auch in anderen bundesdeutschen Kreisen beobachtet werden kann. Neben den Ämtern mit Zuwächsen in der Altersgruppe der Unter-20-Jährigen gibt es jedoch auch eine Reihe von Ämtern insbesondere im südlichen und östlichen Teil des Kreisgebiets, für die z.t. erhebliche weitere Rückgänge in der Altersgruppe zu erwarten sind (Eldenburg Lübz, Goldberg-Mildenitz, Ludwigslust-Land). 18

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Abb. 12: Relative Bevölkerungsentwicklung der Unter-20-Jährigen 2010-2030 Bei der Altersgruppe der 20-64-Jährigen zeigt sich hingegen ein deutliches West-Ost-Gefälle der Entwicklungen. Während im Kreisdurchschnitt die Altersgruppe um ca. -29 % zurückgeht, sind in den westlichen Bereichen (Boizenburg, Zarrentin, Wittenburg, Hagenow) nur Rückgänge von -19 % bis -23 % zu erwarten. Überdurchschnittliche Rückgänge wurden wiederum für die am Rand des Kreises gelegenen Ämter Eldenburg Lübz, Goldberg-Mildenitz, Sternberger Seenlandschaft sowie Grabow ermittelt (ca. -34 % bis- -36 %). Für die Gruppe der 65-Jährigen und Älteren wurden in allen Ämtern Bevölkerungsgewinne ermittelt (Kreisdurchschnitt +39 %). Die stärksten relativen Zunahmen in dieser Altersgruppe entfielen dabei auf die Ämter Stralendorf und Benzkow, in denen sich die Zahl der 65-Jährigen und Älteren bis 2030 mehr als verdoppelt. Nur unterdurchschnittliche relative Zuwächse entfallen auf Ludwigslust, Plau am See, Grabow und Boizenburg (zwischen ca. +21 % und +26 %). Die Ursache hierfür liegt in der bereits heute überdurchschnittlich alten Bevölkerungsstruktur in diesen Gebieten. 19

Westmecklenburg Ludwigslust-Parchim Abb. 13: Relative Bevölkerungsentwicklung der 20- bis 64-Jährigen 2010-2030 Abb. 14: Relative Bevölkerungsentwicklung der 65-Jährigen und Älteren 2010-2030 20

für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg Teil Landkreis Nordwestmecklenburg Schlussbericht Gertz Gutsche Rümenapp GbR Ruhrstraße 11 22761 Hamburg www.ggr-planung.de Dipl.-Ing. Jens Rümenapp Tel. 030 / 66 300 236 E-Mail: ruemenapp@ggr-planung.de Hamburg/Berlin, August 2013

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 3 2. Prognosemethodik... 4 2.1. Simulationsmodell Bevölkerungsentwicklung... 4 2.2. Plausibilisierung und Abstimmung der Prognose... 11 2.3. Aussagekraft und Tragfähigkeit der Prognose... 12 3. Ergebnisse Bevölkerungsprognose... 13 3.1 Ergebnisse der Landesprognose... 13 3.2 Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungsprognose... 15 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Untergliederung des Untersuchungsraumes... 5 Abb. 2: Grundstruktur Simulationsmodell Bevölkerungsentwicklung... 6 Abb. 3: Geburtenraten... 8 Abb. 4: Korrekturfaktoren Geburten... 8 Abb. 5: Korrekturfaktoren Sterbefälle... 9 Abb. 6: Geschlechts- und altersgruppenspezifische Korrekturfaktoren Um- /Fortzüge... 9 Abb. 7: Eckzahlen der Landesprognosen... 14 Abb. 7: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 2004-2030... 15 Abb. 9: Relative Bevölkerungsentwicklung 2010-2030... 16 Abb. 10: Absolute Bevölkerungsentwicklung 2010-2030... 17 Abb. 11: Faktoren der Bevölkerungsentwicklung 2010-2030... 18 Abb. 12: Relative Bevölkerungsentwicklung der Unter-20-Jährigen 2010-2030... 19 Abb. 13: Relative Bevölkerungsentwicklung der 20- bis 64-Jährigen 2010-2030.. 20 Abb. 14: Relative Bevölkerungsentwicklung der 65-Jährigen und Älteren 2010-2030... 20 2

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg 1. Einleitung Kleinräumige Daten zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung stellen eine elementare Grundlage für planerische und politische Konzeptionen auf der kommunalen und regionalen Ebene dar. Dies gilt vor allem für den Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge, da die Nutzung sozialer Infrastrukturen besonders entfernungssensitiv ist und klein-räumliche Auslastungsgrade von erheblicher Bedeutung für die Effizienz technischer Ver- und Entsorgung sind. Im Rahmen des Aktionsprogramms Regionale Daseinsvorsorge wurde daher für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg eine kleinräumige Bevölkerungsprognose auf der Ebene der Gemeinden bis zum Jahr 2030 erarbeitet. Hauptzielsetzung war dabei die Bereitstellung der notwendigen Datengrundlage für die ebenfalls im Zuge des Aktionsprogramms Regionale Daseinsvorsorge durchzuführenden Bilanzierungen von Angebot und Nachfrage in Bezug auf soziale Infrastrukturen. In dem vorliegenden Bericht ist nachfolgend zunächst die Methodik der Bevölkerungs-prognose dokumentiert. Darauf aufbauend werden in Kapitel 3 die wesentlichen Ergebnisse der Landesprognose sowie der kleinräumigen Bevölkerungsprognose für den Bereich des Landkreises Nordwestmecklenburg dargestellt. 3

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg 2. Prognosemethodik Zur Beschreibung der Prognosemethodik werden im Folgenden das verwendete Simulationsmodell, die durchgeführten Analysen der bisherigen Bevölkerungsentwicklung und die Ableitung der Modellparameter beschrieben. Darüber hinaus wird die generelle Aussagekraft und Tragfähigkeit einer kleinräumigen Bevölkerungsprognose diskutiert. 2.1. Simulationsmodell Bevölkerungsentwicklung Die in dieser Untersuchung erstellte kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Landkreis Nordwestmecklenburg basiert auf Berechnungen mit einem beim Autor vorhandenen Computersimulationsmodell. Dieses Modell wurde in jeweils angepasster Form zuvor bereits für Szenarienberechnungen in zahlreichen Regionen und Landkreisen eingesetzt (u.a. Dresden, Kiel, Mecklenburgische-Seenplatte, Nordfriesland, Planungsregion Nordthüringen). Für die Prognose für den Regionalen Planungsverband Westmecklenburg wurde das Modell im Zuge der vorliegenden Untersuchung an die spezifischen Rahmenbedingungen des Untersuchungsraumes angepasst. Untergliederung des Untersuchungsraumes Das verwendete Bevölkerungssimulationsmodell sowie die ihm zugrunde liegenden Datenanalysen erfordern eine Untergliederung des Untersuchungsraums in mehrere Ebenen. Diese Untergliederung erfolgt in der Regel auf der Basis der administrativen Gliederung des Untersuchungsraums, so dass in den meisten Bundesländern Landkreise, Städte/eigenständige Gemeinden bzw. Zusammenschlüsse von Gemeinden zu Ämtern, Verwaltungsgemeinschaften etc. und schließlich die Gemeinden die drei Raumebenen bilden. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird die administrative Untergliederung des Landes durch die genannten drei Raumebenen Landkreise, Ämter bzw. amtsfreie Gemeinden/Städte und Gemeinden gebildet. Für die kleinräumige Bevölkerungsprognose wurde diese Gliederungsstruktur weitgehend übernommen, da auf der 2. Raumebene alle Teilbereiche eine ausreichende statistische Größe aufweisen. Das Amt Klützer Winkel wurde darüber hinaus in die Gemeinde Boltenhagen und das restliche Amt Klützer Winkel aufgeteilt, um so der besonderen, durch den Tourismus geprägten Situation Boltenhagens gerecht zu werden. Für die kleinräumige Bevölkerungsprognose wurden somit die folgenden drei Ebenen definiert, auf die bei der weiteren Modellbeschreibung Bezug genommen wird: 1. Ebene: Landkreis Nordwestmecklenburg 2. Ebene: 13 Ämter bzw. amtsfreie Kommunen (Gebietsstand 04.09.2011) 3. Ebene: 91 Gemeinden (Gebietsstand 04.09.2011) 4

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Abb. 1: Untergliederung des Untersuchungsraumes Legende: Grenzen der... Landkreise: Dicke graue Umrandung Städte und Ämter: Farbige Hinterlegung Gemeinden: Dünne Umrandung innerhalb der einzelnen Farbbereiche Grundstruktur des Simulationsmodells Das verwendete Simulationsmodell berechnet ausgehend vom Bevölkerungsstand am 31.12.2010 statistische Erwartungswerte für die jährlichen Veränderungen der Bevölkerung in den Gemeinden (3. Ebene) des Landkreises Nordwestmecklenburg bis zum Jahr 2030. Die Bevölkerung wird dabei differenziert nach Geschlecht und Altersjahren (0-90 Jahr + 90 Jahre und älter), d.h. in Form sogenannter Bevölkerungskohorten fortgeschrieben. Der Ablauf des Simulationsmodells ist in der folgenden Abbildung am Beispiel eines Simulationsjahres dargestellt. 5

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Abb. 2: Grundstruktur Simulationsmodell Bevölkerungsentwicklung Ausgehend von der Bevölkerungsstruktur des Ausgangsjahres wird im ersten Simulationsschritt zunächst die Alterung der Bevölkerung um ein Jahr durch eine einfache Fortschreibung der Kohorten abgebildet. Im Anschluss werden dann Erwartungswerte für die Geburten- und Sterbefälle anhand geschlechts- und altersspezifischer Fruchtbarkeits- bzw. Sterberaten berechnet. Regionale Unterschiede innerhalb des Kreises werden dabei mittels entsprechender Korrekturfaktoren auf der Ebene der Ämter berücksichtigt. Aufbauend auf den beschriebenen Prozessen der natürlichen Bevölkerungsentwicklung werden die verschiedenen Wanderungsbewegungen der Bevölkerung simuliert. Hierzu werden zunächst wiederum anhand von alters- und geschlechtsspezifischen Wahrscheinlichkeiten und räumlich differenzierten Korrekturfaktoren Erwartungswerte für die Zahl der Außenfortzüge 1 und die Zahl der Binnenumzüge 2 ermittelt. Während die Außenfortzüge im Anschluss einfach vom Bevölkerungsbestand abgezogen werden, müssen die Binnenumzüge noch auf die möglichen Umzugsziele (Ämter+Gemeinden) innerhalb des Kreises verteilt werden. Dies erfolgt anhand fester, geschlechts- und altersgruppenspezifischer Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Gleiches gilt im Hinblick auf die räumliche Verteilung der Außenzuzügler 3, deren Zahl differenziert nach Geschlecht und Altersjahren für jedes Simulationsjahr vorzugeben ist. 1 Fortzüge aus einer Gemeinde über die Grenze des zugehörigen Kreises. 2 Umzüge aus einer Gemeinde in eine andere Gemeinde desselben Kreises. 3 Zuzüge in eine Gemeinde, wobei die Herkunft außerhalb des jeweiligen Kreises liegt. 6

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Generierung der Modellparameter Wie in den vorangegangenen Erläuterungen deutlich wurde, sind als Grundlage für das Simulationsmodell diverse Modellparameter wie Geburten-, Sterbe- und Wanderungsraten, Zielverteilungen für die Wanderungsbewegungen sowie räumlich differenzierte Korrekturfaktoren festzulegen bzw. zu bestimmen. Für die kleinräumige Bevölkerungsprognose wurden diesbezüglich insbesondere die folgenden Daten des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern herangezogen: Bevölkerung in den Gemeinden nach Geschlecht und Altersgruppen 2004-2010 Bevölkerung im Altkreis Nordwestmecklenburg und in der Stadt Wismar nach Geschlecht und Altersjahren 2004-2010 Faktoren der Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden 2004-2010 Geburten- und Sterberaten nach Geschlecht und Altersjahren für das Land Mecklenburg-Vorpommern 2004-2010 Zu- und Fortzüge über die Gemeinde- bzw. Kreisgrenzen nach Geschlecht und Altersgruppen 2004-2010 Nicht berücksichtigt wurden die entsprechenden Daten aus den Einwohnerregistern der Ämter und Kommunen, da die flächendeckende Abfrage und Aufbereitung dieser Daten mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden ist, die Daten des Statistischen Amtes die einzige konsistente Datengrundlage für den gesamten Landkreis darstellen und der Abgleich mit den Ergebnissen der Landesprognose für die Kreise und Kreisfreien Städte Mecklenburg-Vorpommerns bis 2030 alleine aufgrund der unterschiedlichen Bevölkerungsdaten für das Prognosebasisjahr nur schwer bzw. eingeschränkt möglich wäre (s.u.). Aus den o.g. Statistiken wurden zunächst globale geschlechts- und altersspezifische Eintrittswahrscheinlichkeiten (Raten) für Geburten, Sterbefälle, Binnenumzüge und Außenfortzüge entnommen bzw. abgeleitet (vgl. beispielhaft Abb. 3). Darauf aufbauend wurden zur Abbildung der regionalen Unterschiede innerhalb des Kreises ämterspezifische Korrekturfaktoren (2. Ebene) berechnet. Hierzu wurden für die einzelnen Ämter die realen Geburten-, Sterbe- und Fortzugszahlen der Jahre 2004-2010 den anhand der globalen Raten modellmäßig berechneten Erwartungswerten gegenübergestellt. Diese Modellkalibrierung konnte nur auf der Ebene der Ämter (2. Ebene) durchgeführt werden, da die meisten Gemeinden (3. Ebene) eine für solche Analysen zu kleine statistische Masse aufweisen. Für die Geburten- und Sterbehäufigkeiten wurden dabei jeweils einheitliche, d.h. nicht weiter nach Geschlecht und/oder Altersgruppen differenzierte Korrekturfaktoren ermittelt. Für die Fortzugshäufigkeiten wurden hingegen geschlechts- und altersgruppenspezifische Korrekturfaktoren (12 Gruppen) abgeleitet und in das Simulationsmodell eingespeist. 7

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Abb. 3: Geburtenraten Die ermittelten bzw. für die Prognose angenommenen Korrekturfaktoren sind in den nachfolgenden Abbildungen dargestellt. Die Werte sind wie folgt zu interpretieren: Ämter mit einem Korrekturfaktor kleiner 1 wiesen in der Vergangenheit im Vergleich zum Landesdurchschnitt nur unterdurchschnittliche Geburten-/Sterbe-/Fortzugs-Häufigkeiten auf; Ämter mit einem Faktor größer 1 waren hingegen durch überdurchschnittliche Geburten- /Sterbe-/Fortzugs-Häufigkeiten in den Jahren 2004-2010 gekennzeichnet. Abb. 4: Korrekturfaktoren Geburten 8

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Abb. 5: Korrekturfaktoren Sterbefälle Abb. 6: Geschlechts- und altersgruppenspezifische Korrekturfaktoren Um-/Fortzüge Stadt / Amt Männer im Alter von... Frauen 0-17 18-24 25-29 30-49 50-64 65 0-17 18-24 25-29 30-49 50-64 65 Grevesmühlen-Land 1,15 1,08 1,06 0,95 1,06 1,51 1,21 1,17 1,24 1,14 1,13 1,73 Klützer Winkel (ohne Boltenhagen) 1,14 1,02 0,92 0,97 1,18 1,02 1,01 1,17 1,02 1,01 1,15 1,08 Neuburg 1,03 1,09 0,97 0,99 1,33 1,41 1,00 1,18 0,99 1,01 1,33 1,37 Rehna 1,15 0,99 1,12 1,04 0,96 1,43 1,43 1,18 1,02 1,23 1,37 1,35 Gadebusch 1,13 0,96 0,97 0,88 0,84 1,01 1,06 1,04 0,96 0,96 0,94 1,22 Schönberger Land 1,09 1,07 0,97 1,07 1,43 1,44 0,99 1,00 0,93 1,23 1,44 1,61 Neukloster-Warin 1,05 1,19 0,99 0,99 1,18 1,24 1,02 1,18 0,96 0,92 1,08 0,89 Dorf Mecklenburg- Bad Kleinen 0,98 1,31 1,12 1,22 1,04 1,33 1,06 1,20 1,09 0,95 1,24 1,43 Lützow-Lübstorf 0,88 1,20 1,12 0,83 0,84 1,30 0,91 1,34 1,12 0,92 1,11 1,29 Boltenhagen 1,36 1,37 1,08 1,20 1,58 1,49 1,46 1,17 0,91 1,40 1,13 1,61 Grevesmühlen 1,04 1,00 0,83 0,80 0,71 0,52 0,96 0,99 0,85 0,85 0,66 0,67 Insel Poel 0,88 0,82 0,67 0,76 1,00 0,99 0,80 0,97 1,08 0,84 0,92 0,93 Wismar 0,83 0,87 0,97 1,10 0,87 0,55 0,86 0,80 0,96 0,87 0,68 0,55 9

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Die Ursachen für diese kleinräumigen Differenzen sind sehr vielfältig. Entsprechend den diesbezüglich vorliegenden allgemeinen Erkenntnissen aus der Demographieforschung dürften vor allem Unterschiede in den Lebensstilen, der wirtschaftlichen Lage, den konfessionellen Prägungen, zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung etc. verantwortlich sein. Da diese Faktoren auch sehr eng miteinander zusammenhängen, ist eine Isolierung ihrer einzelnen Wirkungen analytisch nur sehr schwer möglich und alleine auf der Basis der allgemeinen Daten der Bevölkerungsstatistik nicht durchführbar. Die Zielverteilungen der Wanderungsbewegungen (Binnenumzüge+Außenzuzüge) wurden in einem zweistufigen Verfahren bestimmt. Der erste Schritt umfasste dabei die Ableitung von geschlechts- und altersgruppenspezifischen (12 Gruppen) Zuzugswahrscheinlichkeiten für die einzelnen Ämter (2. Ebene) aus den o. g. differenzierteren Wanderungsdaten für die Jahre 2004 bis 2010. Diese Wahrscheinlichkeiten wurden dann in einem zweiten Schritt anhand des Mittelwerts der Gesamtzuzüge der Jahre 2004-2010 auf die Gemeinden (3. Ebene) der einzelnen Ämter heruntergebrochen. Annahmen zur Entwicklung der Modellparameter im Prognosezeitraum Die Fortschreibung der Modellparameter bis zum Prognosehorizont 2030 orientiert sich an den Annahmen der aktuellen Landesprognose des Ministeriums für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung ( Aktualisierung der 4. Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung in M-V bis 2030 im Folgenden als Landesprognose bezeichnet), die wiederum auf der 12. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung (KBV) beruht. Im Einzelnen wurden die folgenden Annahmen übernommen: Anstieg der Geburtenhäufigkeit bis 2015 auf 1,5 Kinder je Frau; danach Konstanz bis 2030 Lineares Absinken der Sterbeziffern bis 2030, so dass die Lebenserwartung von Neugeborenen im Jahr 2030 um 4,63 Jahre bei Jungen und 3,24 Jahre bei Mädchen höher liegt als im Jahr 2009 Konstante Binnenumzugsraten (Umzüge innerhalb des Landkreises) Konstante Zielverteilung bei Binnenumzügen und Außenzuzügen Rückgang der Außenfortzüge aus Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 um ca. 50 % sowie der Zuzüge nach Mecklenburg-Vorpommern um ca. 10 % Einhaltung der Ergebnisse der Landesprognose Durch das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern wird alle ca. alle vier Jahr eine Bevölkerungsprognose für das Land Mecklenburg- Vorpommern sowie für die Kreise und kreisfreien Städte erstellt. Diese orientiert sich stets an den Ergebnisse der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnungen des Bundes und der Länder, bei denen die länderspezifischen Annahmen zu Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Wanderungen aufeinander abgestimmt werden, so dass eine Vergleichbarkeit der Länderergebnisse gegeben ist. 10

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Auch bei der Bevölkerungsprognose für die Kreise und kreisfreien Städte in Mecklenburg- Vorpommern werden die notwendigen Prognoseannahmen für die einzelnen Kreise bzw. kreisfreien Städte aufeinander abgestimmt, so dass die Vergleichbarkeit wie auch die Konsistenz dieser teilräumlichen Prognosen sichergestellt ist. Weiterhin wird die Bevölkerungsprognose im Rahmen einer interministeriellen Arbeitsgruppe abgestimmt. Die Bevölkerungsprognose für die Kreise und kreisfreien Städte stellt daher auch eine maßgebende Grundlage für die Landesplanung dar. Bei kleinräumigen Bevölkerungsprognosen unterhalb der Kreisebene ist aus unserer Sicht ebenfalls die Konsistenz der Prognose von entscheidender Bedeutung im Hinblick auf ihre Plausibilität, Realitätsnähe und Akzeptanz. Dies betrifft einerseits die Konsistenz der Prognose innerhalb des Untersuchungsgebiets, zum anderen aber auch gerade die Konsistenz mit räumlich übergeordneten Prognosen (wie bspw. Landesprognosen für Kreise und kreisfreie Städte). Nur so kann sichergestellt werden, dass die Erwartungen bzw. Prognosen einzelner Städte oder Gemeinden nicht in der Summe, auf der Kreisebene zu völlig unrealistischen Werten führen. Die Aktualisierung der 4. Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung in M-V bis 2030 stellt daher auch für die vorliegende kleinräumige Bevölkerungsprognose eine feste Rahmengröße dar. D.h., dass die Ergebnisse der aktuellen Bevölkerungsprognose für den Landkreis Nordwestmecklenburg (s. Kap. 3.1) als feste Randsummen bei der kleinräumigen Prognose einzuhalten sind. Hierzu wurden in das Simulationsmodell die folgenden Parameter bzw. Datenanpassungen integriert (s.a. Abb. 2): In jedem Simulationsjahr bis 2030: Anpassung der im Modell berechneten Zahlen der Geburten und Sterbefälle an die entsprechenden Werte aus der Landesprognose (über entsprechende Korrekturfaktoren) Direkte Ableitung der Zahl der Zuzüge aus den in der Landesprognose für den Kreis ausgewiesenen Wanderungssalden (unter Verwendung der durch das Modell berechneten Zahl der Fortzüge) Abgleich der Gesamteinwohnerzahl Weiterhin wurde alle 5 Simulationsjahre ein Abgleich der Einwohnerzahlen des Landkreises differenziert nach 19 Altersgruppen in das Modell eingebaut. 2.2. Plausibilisierung und Abstimmung der Prognose Zur Überprüfung der Plausibilität der Simulationsergebnisse wurden zusätzliche Auswertungen von Vergangenheitsdaten insbesondere zur Verteilung der Zuzüge auf die Gemeinden durchgeführt. In einzelnen Fällen wurden daraufhin die Wahrscheinlichkeitsverteilungen für die Zielwahl der Binnenumzüge und der Außenzuzüge manuell angepasst. Des Weiteren wurden die Simulationsergebnisse im Hinblick auf Ausreißer, d. h. extreme Entwicklungen in einzelnen Gemeinden überprüft. Auch hier wurden, insbesondere bei starken Abweichungen der Zuzugs- und/oder Fortzugszahlen manuelle Anpassungen der Korrekturfaktoren und/oder der Zielwahlverteilungen vorgenommen. 11

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Bei sämtlichen manuellen Anpassungen war zu beachten, dass methodisch bedingt lokale Sonderentwicklungen generell nur begrenzt berücksichtigt werden können. Dies gilt insbesondere für Struktur- und Entwicklungsbrüche, wie bspw. die Neuansiedlung von Großbetrieben mit einem entsprechenden Arbeitskräftezuzug, da diese Einflüsse in der Regel nicht der Landesprognose enthalten sind. Eine stärkere Berücksichtigung bei der vorliegenden kleinräumigen Bevölkerungsprognose hätte somit zu Inkonsistenzen mit der Landesprognose geführt, die auf jeden Fall zu vermeiden waren. 2.3. Aussagekraft und Tragfähigkeit der Prognose Bezüglich der Aussagekraft und Tragfähigkeit der vorliegenden kleinräumigen Bevölkerungsprognose ist zunächst zu beachten, dass dieser grundsätzlich das Wenn-Dann-Prinzip zugrunde liegt. D. h. nur, wenn alle getroffenen Annahmen zu Geburten- und Sterberaten, den Wanderungsbewegungen etc. eintreten, wird sich die Bevölkerung in den Gemeinden auch wie errechnet entwickeln. Im Hinblick auf planerisch-politische Fragestellungen in den Gemeinden, Ämtern bzw. Landkreisen sind die Prognoseergebnisse daher dahingehend zu interpretieren, dass sie in erster Linie eine Orientierung über die zukünftige kleinräumige Bevölkerungsentwicklung bieten, die bei weitgehender Beibehaltung der bisherigen Trends erwartet werden kann. D. h., dass die Ergebnisse sowohl hinsichtlich der Bevölkerungszahlen als auch der Bevölkerungsstrukturen (Geschlecht, Alter) vor allem die Richtung und das ungefähre Ausmaß der zukünftigen Entwicklungen in den einzelnen Gemeinden und Ortsteilen wiedergeben. Dies gilt vor allem je kleiner, d. h. je weniger Einwohner das betrachtete Bezugsgebiet hat, denn je kleiner das Gebiet ist, umso instabiler können dort die Bestimmungsfaktoren der Bevölkerungsentwicklung und damit umso größer die Ungenauigkeiten der Prognose sein. Während wir diesbezüglich die Tragfähigkeit der Prognose für die meisten Gemeinden als relativ gut einschätzen, dürfen die Ergebnisse bei kleineren Gemeinden (< 5.000 Einwohner) lediglich als Orientierungsgrößen angesehen werden, die einer weiteren sorgfältigen planerischen und politischen Bewertung bedürfen. 12

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg 3. Ergebnisse Bevölkerungsprognose Wie bei der Darstellung der Prognosemethodik ausgeführt, stellen die Ergebnisse der Aktualisierung der 4. Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung in M-V bis 2030 feste Eckwerte für die vorliegende kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Landkreis Nordwestmecklenburg dar. Zur Einordnung der späteren Darstellungen der kleinräumigen Prognoseergebnisse werden daher im Folgenden zunächst die wichtigsten Ergebnisse der Landesprognose aufgeführt. Die sich anschließenden Darstellungen der Ergebnisse der kleinräumigen Prognose erfolgen dann aus den o. g. Gründen der Tragfähigkeit ausschließlich auf der Ebene der Städte und Ämter. 3.1 Ergebnisse der Landesprognose In der nachfolgenden Abbildung sind zunächst die wichtigsten Eckzahlen der aktuellen Aktualisierten 4. Landesprognose (Basisjahr 2010) im Vergleich zur alten 4. Landesprognose (Basisjahr 2006) zusammengestellt. Im Einzelnen werden daraus die folgenden Punkte deutlich: Die Bevölkerung im Landkreis Nordwestmecklenburg wird zwischen 2010 und 2030 um 8,0 % bzw. ca. 13.000 Personen zurückgehen. Der Bevölkerungsrückgang fällt damit deutlich, d.h. ca. dreimal höher als noch in der alten 4. Landesprognose vorhergesagt wurde. Die altersstrukturelle Veränderung der Bevölkerung ist von einer nur geringen Abnahme der jüngeren Bevölkerung (unter 20 Jahre) (ca. -6 % bzw. ca. -1.400 Personen), einer dagegen starken Abnahmen der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20-65 Jahre) (-24 % bzw. ca. -24.200 Personen) und einer starken Zunahme der Bevölkerung ab 65 Jahren (+38 % bzw. ca. +12.600 Personen) gekennzeichnet. Die in der aktualisierten Landesprognose ermittelten altersstrukturellen Veränderungen weichen z.t. deutlich von den Ergebnissen der alten Landesprognose ab. So wird für die Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren in der aktualisierten Prognose eine erheblich geringere Zunahme bis 2030 prognostiziert als noch in der alten Prognose. Auch der Rückgang bei den Unter-20-Jährigen fällt gegenüber der alten Prognose etwas moderater aus. Für die Gruppe der 20- bis Unter-65-Jährigen wird hingegen aktuell ein erheblich stärkerer Rückgang vorhergesagt. Die skizzierten Abweichungen zwischen der Aktualisierten 4. Landesprognose und der alten 4. Landesprognose resultieren insbesondere aus den Ergebnissen der aktuellen Sterbetafeln des Statistischen Bundesamtes, die sich stärker an der Todesursachenstatistik orientieren und die in der Prognose zu einer höheren Anzahl an Sterbefällen führen 13

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg der Annahme eines deutlichen Rückgangs der Fortzüge insbesondere jüngerer Menschen, da das Hauptmigrationsmotiv fehlender Ausbildungs- und Arbeitsplätze aufgrund des schwachen Besatzes dieser jüngeren Altersgruppen deutlich abgeschwächt wird. 4 Abb. 7: Eckzahlen der Landesprognosen Aktualisierte 4. Landesprognose aus 2012 4. Landesprognose aus 2008 Bevölkerung 2006 164.544 2010 160.423 160.982 2030 147.517 157.202 Rel. Änderung -8,0% -2,3% Abs. Änderung -12.906-3.780 Altersgruppe 0-19 Jahre 2010 25.097 25.074 2030 23.725 22.736 Rel. Änderung -5,5% -9,3% Abs. Änderung -1.372-2.338 Altersgruppe 20-64 Jahre 2010 102.219 102.582 2030 78.063 83.289 Rel. Änderung -23,6% -18,8% Abs. Änderung -24.156-19.293 Altersgruppe 65 Jahre und älter 2010 33.107 33.326 2030 45.729 51.177 Rel. Änderung 38,1% 53,6% Abs. Änderung 12.622 17.851 Quelle: Eigene Zusammenstellung aus: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Bevölkerungsentwicklung der kreisfreien Städte und Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 (Basisjahr 2006). Statistischer Bericht A183K 2008 01. Schwerin 2009 Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Aktualisierte 4. Landesprognose (Basisjahr 2010). Bevölkerungsentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie der kreisfreien Städte und Landkreise bis 2030 nach Einzelalter. Statistischer Bericht A1832 2012 01. Schwerin 2013 4 Vgl. Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Aktualisierte 4. Landesprognose (Basisjahr 2010). Bevölkerungsentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie der kreisfreien Städte und Landkreise bis 2030 nach Einzelalter. Statistischer Bericht A1832 2012 01. Schwerin 2013, S. 5f. 14

Westmecklenburg Nordwestmecklenburg Die Ursachen für die oben dargestellte Bevölkerungsentwicklung entsprechend der Aktualisierten 4. Landesprognose werden aus der nachfolgenden Abbildung der Komponenten der Bevölkerungsentwicklung deutlich. Während in den vergangenen Jahren die Bevölkerungsentwicklung noch wesentlich durch die hohen negativen Wanderungssalden mitbestimmt wurde, werden in der Zukunft vor allem die stark zunehmenden Sterbeüberschüsse die Gesamtentwicklung prägen. Dabei führt zwar die Annahme eines deutlichen Rückgangs der Fortzugszahlen ab dem Jahr 2015 zu deutlichen positiven Wanderungssalden. Diese können jedoch die natürlichen Bevölkerungsverluste dauerhaft nur zu ca. 55 % ausgleichen. Abb. 8: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 2004-2030 3.2 Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungsprognose In den nachfolgenden Abbildungen sind ausgewählte Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungsprognose auf der Ebene der 13 Ämter bzw. amtsfreie Kommunen (Gebietsstand 04.09.2011) dargestellt. Bei der Interpretation der Darstellungen ist immer zu berücksichtigen, dass auch innerhalb der Ämter noch deutliche Unterschiede in der Entwicklung bestehen, womit sich ein direkter Rückschluss von der Entwicklung eines Amtes auf die Entwicklungen in den ihm angehörigen Gemeinden ausdrücklich verbietet. Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Nordwestmecklenburg wird auch bis zum Jahr 2030 durch deutliche räumliche Unterschiede geprägt sein. So sind (leichte) Bevölkerungszuwächse nur im Amt Schönberger Land zu erwarten. In allen anderen Ämter bzw. amtsfreien Kommunen wird hingegen die Bevölkerungszahl weiter zurückgehen. 15