Glaubenskurs Leben aus der Kraft des Heiligen Geistes (3. Treffen)



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Transkript:

Glaubenskurs Leben aus der Kraft des Heiligen Geistes (3. Treffen) Was will der Heilige Geist in meinem Leben tun? Im ersten Kapitel haben wir gesehen, wie sehr Gott uns liebt. Dann haben wir darüber nachgedacht, was Jesus für uns getan hat: dass er uns durch sein Kommen, sein Kreuz und seine Auferstehung neues Leben schenkt. Nach seiner Aufnahme in den Himmel sendet er uns den Heiligen Geist, der die Quelle dieses neuen Lebens in uns ist (vgl. Apg 1,4-11). Papst Johannes XXIII. hatte vor Beginn des 2, Vatikanischen Konzils die Gläubigen aufgefordert, zu beten: Erneuere in unserer Zeit deine Pfingstwunder... Es ist die Bitte, dass Pfingsten heute erlebt wird! Dennoch - mit dem Heiligen Geist tun wir uns schwer. Sicher liegt es auch daran, dass wir in Bilder denken: Vater und Sohn kann ich mir vorstellen, aber Geist? Nicht wenige Theologen klagen, dass es bei uns eine gewisse Geistvergessenheit" gibt: wir rechnen nicht mit Ihm, Er bleibt unserem Reden und Denken so fern - und manchmal habe ich den Eindruck, dass unser frommes oder auch liturgisches Reden vom Geist etwas Floskelhaftes an sich hat! Das ist verständlich: Vielen von Ihnen mute ich ja schon einiges zu, wenn ich sage, Sie mögen doch bitte Jesus Christus als Person ansehen, die an Ihnen persönlich interessiert ist! An mir, ganz konkret, jetzt, hier er liebt, mich! Das ist nicht wenigen Gläubigen schon zu viel. Viel eher lassen sie sich darauf ein, Gebote zu erfüllen, Regeln zu befolgen und sich so das Heil zu verdienen": Man möchte dafür etwas tun, man möchte sich würdig" erweisen. Doch ist es genau das, was Christentum nicht ist und wovon es sich schon ganz am Anfang abzusetzen suchte: vom Heidentum! Denn das Heidentum möchte sich eine Gottheit erkaufen", möchte das Wohlwollen durch entsprechendes Handeln - wie auch immer das aussieht - verdienen. Dafür wird der Gottheit ja auch etwas geboten": Gebete, Opfer - dafür möchte der Mensch auch etwas erhalten. Sonst wechselt er die Gottheit! Dieses antike Denken des do ut des" (ich gebe, damit du gibst) ist tief in

uns Menschen eingeschrieben und unser Handeln ist in unserer Welt vielfach davon bestimmt. Jetzt zu lernen, dass es bei Gott anders ist? Wir möchten es glauben und sehnen uns letztlich auch danach - aber es bleibt immer ein Rest Misstrauen, was letztlich zur Absonderung, zur Sünde führt. Verstehen wir, was die Theologie mit dem Konzept der Erbsünde" meint!? Es ist die Verfallenheit in die eigenen Muster der Angst und des Misstrauens - wir bekommen das gleichsam vererbt" von unseren Vorfahren, wir bekommen es vermittelt durch unsere Umwelt. Auch wenn der Begriff Ursünde" sachlich richtiger ist (peccatum orginale), weil er den Akzent darauf legt, was am Anfang" war, nämlich ein Akt des Misstrauens gegenüber Gott, so ist der deutsche Begriff doch nicht falsch, da er das soziale Gefüge beleuchtet, in dem wir alle stehen. Hier sehen wir, was Christen der Welt als ein Zeugnis schenken könnten: Es geht auch anders! Das können wir aber erst dann glaubwürdig, wenn wir das auch spüren", wenn wir selbst von Gott so ergriffen" sind, dass wir genau hierfür Zeugen sind. Heiliger Geist - als Person? Das ist so schwer, auch für mich! Aber - worum geht es denn? Wer ist der Heilige Geist? In der Bibel gibt es viele Namen für ihn: Beistand, Tröster, Helfer, Geist der Wahrheit, Geist Gottes, Geist Jesu... Wenn man diese Namen anschaut, kann man schon erkennen: Er ist nicht bloß eine Kraft, die von Gott ausgeht, sondern eine Person, Die dritte Person der Dreifaltigkeit. Er ist genauso Person wie Jesus und wie Gott Vater. Ein schwieriges Bild, eine schwierige Vorstellung. Das liegt daran, dass wir alles in unserer Denkwelt begreifen wollen. Das geht aber nicht, wenn etwas einer Welt angehört, die unsere übersteigt. Das ahnen wir schon bei den, was wir von der Relativitätstheorie gehört haben: Zeit ist relativ. Und doch haben wir alle die Erfahrung gemacht: Eine Stunde kann lang oder kurz sein. Es ist immer dieselbe Stunde. Auf einer höheren Stufe ist das noch einmal in einer anderen Weise wahr. So ist es - so muss es - auch mit Gott sein. Das Wesentliche: Er ist Beziehung, Er ist Liebe, wie Christus sagt. Liebe gibt es nicht allein". Mehr können wir nicht wirklich sagen, aber das ist schon eine ganze Menge! Dann gibt es in der Bibel auch viele Bilder über den Heiligen Geist: Feuer (Apg 2,3-4; Pfingsten), Wasser (Joh 7,38: Ströme lebendigen Wassers"), Hauch, Wind, oder Taube" (Mt 3,16; Taufe Jesu). Er wird auch als Kraft bezeichnet. Das griechische Wort für Kraft heißt Dynamis. Wir kennen das davon abgeleitete Wort Dynamit" - also eine ganz gewaltige Kraft!

Die Bilder und Begriffe zeigen uns: Sein Wesen ist sanft und stark zugleich. Er ist wie ein Gentleman, der uns nicht überfällt und zu nichts zwingt sondern der einlädt und um uns wirbt. Und er ist voller Kraft. Wenn der Heilige Geist in das Leben eines Menschen eintritt und die Erlaubnis bekommt zu wirken, geschieht eine erstaunliche Veränderung. Was ist die Aufgabe" des Heiligen Geistes? Der Heilige Geist wirkt in der Welt, in der Geschichte, in der Kirche. Wir wollen uns hier auf einige Aspekte beschränken, wie er in unserem persönlichen Leben wirken möchte. 1. Er zeigt uns, wer Jesus ist. Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen (Joh 15,26), sagt Jesus seinen Jüngern. Gott ist in Jesus an einem geschichtlichen Zeitpunkt erschienen und lebte unter uns - gut für die, die das erlebt haben, Pech für uns?! So denken manche. Ganz falsch! Gott hat Seine Erscheinungsweise geändert, aber nicht Seine Präsenz - im Gegenteil: Durch den Heiligen Geist ist er universal präsent, was er in der geschichtlichen Gestalt Jesu damals nicht konnte. Es ist gut für euch, dass ich geh, sagt Jesus den Jüngern damals, denn auf diese Weise kann ER - Gott! - immer da sein: Im Heiligen Geist. Dieser Geist lässt uns verstehen, was Jesus damals gesagt und getan hat. Deshalb ist die Bibel als Wort Gottes auch nie langweilig" oder ausgelesen": In meiner jetzigen Situation spricht Jesus im Heiligen Geist zu mir, zu uns, um uns erkennen zu lassen, was heute und hier zu tun ist, wie ein Wort von damals heute zu verstehen ist. Wir bewahren keine toten Buchstaben - wir geben Erfahrungen mit Gott weiter und laden dazu ein, diese Erfahrungen selbst zu machen. Wir können Jesus in dieser Weise

genauso begegnen, wie es damals die Jünger taten. Das sichtbare oder Anfassbare ist sekundär - vergessen wir nicht: nicht wenige, die Ihn sahen oder anfassten, waren keineswegs von Ihm überzeugt oder haben Ihn verstanden! Daran hängt es nicht! Der Heilige Geist schenkt uns Begegnung mit Jesus, der Gott ein Gesicht" gegeben hat: Gott hat eine Meinung, eine Einstellung, eine Haltung - das ist nicht beliebig und da können wir eine ganze Menge sagen. Dieser Haltung Gottes treu zu sein - darum geht es. Deshalb braucht es den Heiligen Geist: Er ist der, der uns in unmittelbaren Kontakt mit Jesus bringt. Wie der Geist in jedem einzelnen von uns wirkt, ist ganz unterschiedlich - vor allem hängt es auch davon ab, ob ich es will", ob ich näher in Kontakt mit Ihm treten will. Er zwingt nicht! Aber Er ist da - vergessen wir nicht: Gott ist die Liebe, und überall, wo Menschen wirklich lieben, sind sie damit im Einflussbereich Gottes, ob sie das wissen oder nicht! 2. Er zeigt uns den Vater. Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater. So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind schreibt Paulus (Rom 8,15-16). Wer mit Jesus unterwegs ist damals wie heute! der wird auf den Weg zum Vater geführt. Dies ist ein lebenslanger Prozess. In einem Gespräch mit einem älteren Priester sagte dieser mir vor kurzem, dass für ihn das Gebet zum Vater zunehmend wichtiger werde. Unsere liturgischen Gebete richten sich in der Regel immer an den Vater - durch den Sohn. Oft sind unsere persönlichen Gebete und Vorstellungen jedoch mit dem Sohn verbunden - sicher auch deswegen, weil wir uns unter der Gestalt Jesu besser etwas vorstellen können. Nichtsdestotrotz: Jesus will uns alle zum Vater führen, dass ist Sein Anliegen, Sein Verlangen. Wenn Er durch den Geist uns begleitet und führt, dann wird der Geist zwangsläufig zum Vater führen. Das einzige, was wir zu tun haben: lassen, zulassen. 3. Wir können in neuer Weise beten. Wenn wir den Heiligen Geist neu erfahren, verändert sich unser Gebet. Wir erfahren Freude am Gebet und unser Beten wird stärker vom Lob und Dank geprägt sein. Es wird persönlich. Es dreht sich mehr um Gott und weniger um uns selbst. Welcher Mensch hat es nicht schon einmal mit dem Beten versucht? Der einstieg sind kleine Gebete, Kindergebete, die einfach das Vertrauen ausdrücken sollen. Wir lernen sie oft auswendig, es gehört dazu, wie einfach ein Grundvokabelschatz. Das ist gut - aber es sollte dem Leben und dem Alter, der Reife angemessen sein. Ein kurzes Gebet vor einer Klassenarbeit, vor einer schwierigen Situation, das Entzünden einer Kerze

(bei Maria); abends das Müde bin ich, geh zur Ruh" ist ja ganz nett, aber als Formel für einen Erwachsenen unangemessen. Wir dürfen das durchaus in Beziehung setzen zu unseren normalen" Unterhaltungen: Wie sprechen wir da mit unserem Partner, mit Freunden? Wenn wir da dauerhaft das Formelhafte verwenden würden, wäre die Freundschaft bald versandet, einfach weil wir uns nichts mehr wirklich Wichtiges zu sagen haben. Die kirchliche Tradition (Heilige!) sagt uns, dass das Beten immer einem Impuls des Geistes Gottes zu verdanken ist. Wir dürfen das Ernst nehmen: Der Geist wohnt schon in uns und wir sind der Tempel des Geistes" - Gott als Trinität, als Dreifaltigkeit, ist Beziehung, ist Liebe und so sehnt sich der Geist in uns nach diesem liebenden Austausch. Daran können wir teilhaben - wenn wir das wollen. Wir sind nicht gezwungen! Aber wir dürfen - das klingt ungewohnt - davon ausgehen, dass Gott schon längst in uns betet"! Das einzige, was das Gebet letztlich ist: Teilhabe an diesem Austausch! So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein. Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind; Rom 8, 26f. Ich werde an einer späteren Stelle darauf eingehen, wenn wir miteinander das Beten einmal üben" wollen und wir uns dem Geist durch unseren Atmen nähern und öffnen" können. 4. Die Bibel und die Sakramente werden lebendig. Vielleicht hat sich der eine oder andere schon gewundert, das wir vor einem Bibelgespräch immer - wenn auch kurz - beten. Das ist kein Formalismus! Es geht darum - das ist eine Entdeckung: Ich selbst werde die Wahrheit der Schrift für mich Jetzt" nur entdecken, erfahren, wenn ich durch den Geist dafür ein Verständnis bekomme. Ein Vergleich: Einen Liebesbrief werde ich nur dann in seiner Tiefe und Bedeutung erfassen, wenn ich selbst liebe, wenn ich in der Lage bin, das Nicht-Geschriebene zu erfassen, zu erspüren. Es geht um diese Liebe Gottes zu den Menschen, die in der Bibel verborgen ist: Der Geist lässt mich in dieser Gesinnung der Liebe" die Schrift verstehen. Das kann sich jeder auch angewöhnen: Vor dem Lesen der Schrift ein Kreuzzeichen - es geht nicht um exegetische Erkenntnisse. Die können ganz interessant sein, aber sie ernähren" nicht!

Ich habe es mit zur Angewohnheit gemacht, vor der Beschäftigung mit der Schrift und der daraus folgenden Predigt ganz bewusst dieses Kreuzzeichen zu vollziehen. Es geht nicht um mich, es geht um Den, der sich uns allen zeigen will! Das gleiche gilt für den Gottesdienst und die Feier der Sakramente: Das Hören und das Verstehen der Schrift ist vom Geist begleitet und gefördert. Wenn ich die Wandlungsworte spreche, so habe ich vorher ausdrücklich mit einem Wort und einer Handgeste um die Gabe des Geistes gebetet: Er ist es, der diese Worte, die ich dann sprechen werde, tatsächlich geschehen" lässt". So ist bei jedem der 7 Sakramente das Bitten um das Wirken des Geistes das eigentlich Entscheidende! 5. Der Heilige Geist schenkt Gaben (Charismen). Charismen" nennen der 1. Korintherbrief (Kap. 12-14} und der Römerbrief (Kap. 12} eine Vielzahl von Gaben, die der Heilige Geist schenkt: Vermitteln von Erkenntnis, prophetisches Reden, Beten in neuen Sprachen, Heilen, Trösten, Ermahnen, Lehren, Leiten, Üben von Barmherzigkeit und vieles mehr. Solche Gaben werden auch heute gegeben zum persönlichen Wachstum und zum Dienst am anderen. Das griechische Wort charisma" bedeutet Geschenk", Gabe". Gaben, sind wie es das Wort sagt von Gott geschenkte Befähigungen, die wir für andere einsetzen, um die Liebe Gottes weiterzuschenken. Sie sind wie die Kelle für den Maurer, die Säge für den Schreiner, das Rührgerät für den Koch - Werkzeuge, die helfen, effektiv für das Reich Gottes zu wirken. Das Neue Testament zählt eine Vielzahl von Charismen auf, mit denen der Heilige Geist uns beschenken möchte. Er knüpft dabei oft bei unseren natürlichen Fähigkeiten an und erweitert diese. Manche sagen: Ach, ist doch nicht nötig, oder: Ich habe das nicht verdient - aber da verhalten sie sich wie der Schreiner, der die Bretter statt mit der Säge mit dem Taschenmesser zuzuschneiden versucht! Manche Gaben sind uns eher vertraut, anders sind wenig praktiziert. Ich glaube, dass der Heilige Geist alle diese verschiedenen Gaben in der Kirche heute weckt, damit viele Menschen neu das Evangelium, die Gute Nachricht von der Liebe Gottes zu uns Menschen, hören und annehmen können. Die Kirche ermutigt uns, die Charismen zu empfangen und zu gebrauchen: Zum Vollzug dieses Apostolates schenkt der Heilige Geist [...] den Gläubigen auch noch besondere Gaben (vgl. 1 kor 12,7), einem jeden teilt er sie zu, wie er will (1 kor 12,11), [...] zum Aufbau des ganzen Leibes in der Liebe. Aus dem Empfang dieser Charismen, auch der schlichteren, erwächst jedem Glaubenden das Recht und die Pflicht, sie in Kirche und

Welt zum Wohl der Menschen und zum Aufbau der Kirche zu gebrauchen (2. Vatikanisches Konzil, Dekret über das Laienapostolat, Art 4) So spricht die Schrift und die Tradition bis heute z.b. auch vom Charisma des Heilens. Wir sollten das jetzt nicht zu schnell als Scharlatanerie abtun - auch wenn sicher vieles davon in diesen Bereich gehört. Gott ist es, der heilt - und dies in einem unfassenden Sinn. Wir sprechen auch heute im kath. Bereich von Wundern, die mit Heilung zu tun haben und es ist der Kirche wichtig, dabei auch die Meinung von unabhängigen Fachleuten zu hören, die zumindest feststellen: Was da geschehen ist, können wir uns medizinisch nicht erklären. Es ist eine zweischneidige Sache aufgrund eines Wunders zu glauben! Es geht um die Beziehung zu Christus, nicht um Wunderglauben. Es entsteht die Frage, warum diese geheilt werden und jene nicht?! Warum bevorzugt Gott einige Menschen? Damit kommen wir in eine Schieflage. Es muss zunächst ganz klar Festgehalten werden: Für einen gläubigen Menschen (jeder Religion!) ist dieses Leben nur eine Vorstufe ob es kürzer oder länger dauert ist eigentlich eine Nebensache. Mein Leben ist ein Geschenk und ich setze es ein für etwas, für eine Sache für die Person Jesu: In Seinem Namen der Bergpredigt Hände und Füße geben. Und dann kann es sein, dass in dieser Folge eben genau dies ein Zeichen sein kann die Heilung. Heilung bedeutet nicht, gesund sein! Es gibt in der Bibel eine Erzählung, wo jemand gesund wird, aber dennoch noch nicht geheilt ist: Der Gelähmte am Teich von Betesda! In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen gehören; dieser Teich heißt auf hebräisch Betesda. In diesen Hallen lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte. Dort lag auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh! Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging. Dieser Tag war aber ein Sabbat. Da sagten die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, du darfst deine Bahre nicht tragen. Er erwiderte: Der Mann, der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: Nimm deine Bahre und geh! Sie fragten ihn: Wer ist das denn, der zu dir gesagt hat: Nimm deine Bahre und geh? Der Geheilte wusste aber nicht, wer es war. Jesus war nämlich weggegangen, weil sich dort eine große Menschenmenge angesammelt hatte. Später traf

ihn Jesus im Tempel und sagte zu ihm: Jetzt bist du gesund; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt. Der Mann ging fort und teilte den Juden mit, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte. Dann dürfen wir Heilung nicht unbedingt nur im Sinne des Ärztlichen verstehen. Es genauso Worte, die heilen! Eine Geste, die heilt. Eine Nähe, die heilt! Erinnern Sie sich an Worte, die irgendjemand ausgesprochen hat und die wie Gespenster noch nach Jahrzehnten in Ihnen herumspuken? So gibt es auch Worte, die so heilend sind, dass sie beinahe lebenslang einen schützenden Begleiter darstellen. Das sind Hinweise darauf, wie wir Mensche uns - bewusst - dem Handeln Gottes (Seiner Gnade) öffnen können. Es ist einfach schön, das bewusst zu tun. Im Leben der meisten Menschen ist dies sicher meist unbewusst, sie haben keine Ahnung, dass Gott selbst durch sie wirkt - denn: Gott ist die Liebe! Gaben sind Geschenke von Gott - nichts, was wir uns verdienen müssen! Sie werden uns gegeben zum Dienst am Heil der anderen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt" (1 Kör 12,7). Und Paulus ermuntert: jagt der Liebe nach! Strebt aber auch nach den Geistesgaben" (1 Kor 14,1), Geistesgaben sind Mittel und Werkzeuge, um die Liebe Gottes zu den Menschen zu bringen. 6. Unser Leben verändert sich. Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung, schreibt Paulus im Galaterbrief (5,22). Diese Frucht entwickelt sich in unserem Leben. Der Heilige Geist lebt in uns, verändert uns und webt diese wunderbaren Charaktereigenschaften in unser Leben hinein. Die Frucht des Geistes" ist das Wesen Jesu. Er ist es, der diese Frucht in vollkommener Weise in seinem Leben entfaltet hat. Wir dürfen Jesus ähnlich werden - in unserer individuellen, persönlichen Prägung. Dies geschieht wie bei allen Früchten; Sie wachsen allmählich - sie sind nicht in einem Augenblick da. Das Gebet Herr, gib mir Geduld, am besten sofort funktioniert in der Regel nicht. Das Korn reift auch nicht schneller, wenn der Bauer durch Ziehen an den Halmen versucht, das Wachstum zu beschleunigen! Was wir tun können, ist, um das verändernde Wirken Gottes in unserem Leben zu bitten. Denn er ist es, der das Wollen und das Vollbringen bewirkt

(Phil 2,13). Und er zeigt uns dann auch, was wir tun können, um diese Erneuerung unseres Herzens, unseres Lebens zu unterstützen. Manches lernen wir durch Scheitern und Neuanfangen. Lebensveränderung ist ein Prozess, der unser Leben lang andauert und erst im Himmel abgeschlossen ist. Manchmal kommt es uns vor, als andere sich gar nichts und wir blieben immer die gleichen mit unseren Macken und Fehlern. Aber in der Rückschau und durch Rückmeldungen unserer Mitmenschen können wir erkennen, dass sich etwas geändert hat. Ganz entscheidend ist es auch: Möchte ich selbst von negativen Haltungen, Einstellungen geheilt werden? Oft erleben ich Menschen, die verletzt wurden und denen es schwer fällt zu verzeihen. Das scheint auf den ersten Blick verständlich und menschlich - aber auf den zweiten und entscheindenden Blick hin bleiben diese Menschen nicht nur verletzt, sie lassen dadurch die Wunde nicht heilen. Das, was an ihnen geschehen ist, kann nicht nur nicht heilen, sondern - und das ist wirklich das Entscheidende es kann nicht seinen Segen entfalten! Rubinen rot, die Wunden all, singen wir in einem Osterlied. Die Wunden bleiben, sie werden Teil meiner Identität aber sie gehören zur Auferstehung, sie können ihren Segen entfalten. Das ist uns im Blick auf viele Wunden, die Menschen einander zufügen können, nicht verständlich, und doch ist es so: als gläubiger Christ darf ich darauf vertrauen, dass gerade mein Scheitern und das, was mir auferlegt wurde, zu einer ganz Caravaggio, der ungläubige Thomas neuen Quelle werden kann. Durch die Berührung des Heiligen Geistes erfahren Menschen eine positive Veränderung auf ihrem Lebensweg und gewinnen dadurch innere Sicherheit und Freiheit. Diese Berührung ist letztlich nichts anderes, als die Berührung, die Jesus damals den Menschen schenkte! Leben aus dem Heiligen Geist Es geht letztlich darum, als Christen, als Gesalbte" tatsächlich zu leben. Wir sind mit Heiligem Geist gesalbt" - dies geschieht bei der Taufe und

wird in der Firmung bekräftigt. Dieser Geist ist in uns - darauf können wir bauen. Was aber soll geschehen? Im Bild gesprochen: Der Zucker" ist drin im Kaffee aber er liegt gleichsam am Boden. Der Kaffe muss umgerührt werden, damit sich der Zucker wirklich mit allem verbinden kann. Das ist unsere Aufgabe, oder besser: die Einladung! Dass wir es dem Geist Jesu erlauben, mit allen, wirklich allen Bereichen unseres Lebens in Kontakt zu kommen und sich damit zu verbinden, so dass Er wirklich Teil unseres Lebens sein kann und so wahrhaft wirken kann! Fragen für die Kleingruppen: - Welche Rolle" spielte der Heilige Geist bisher in meinem Leben? - Hat mir der Vortrag geholfen, etwas anders" zu sehen? - Bin ich bereit, den Geist Gottes in mir wirken" zu lassen (dass sich der Zucker mit dem Kaffe verbindet!)?