Inhalt 6 9 Geleitwort George Resenberg, Walter Zahner I II III IV V VI VII 10 15 16 19 62 69 96 99 194 199 200 207 208 211 Kunst im Auftrag Peter B. Steiner Raum Kunst Liturgie Impressionen aus dem 21. Jahrhundert Albert Gerhards Sakralarchitektur aktuell Topographie, Tendenzen und Themenvielfalt Manuela Klauser Zukunft gestalten, nicht Untergang verwalten Neue Formen der (Um-)Nutzung von Kirchen Walter Zahner Zwischen Interior Design und Autonomer Kunst Die Gestaltung von Prinzipalstücken und die theologische Bedeutung ihrer Ästhetik Markus Zink Transzendentes durch Transparentes darstellen Zeitgenössische Kirchenfenster als Gestaltungselemente sakraler Räume Andreas Kühne Zeitgenössische Malerei im sakralen Raum Rückblicke, Überlegungen und Perspektiven Pietro Tondello Neubau Umbau Künstlerische Aufträge 213 20 58 112 Impressum
Neubau Kapelle im Feld, Bad Schwalbach Holger Walter, Berlin (Künstlerische Konzeption) Barbara Schmid, Baureferat der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (Raumgestalt) 2012 31 Mit dem Bau der Kapelle ist ein lang gehegter Wunsch der Langenseifener Bevölkerung in Erfüllung gegangen. Begünstigt wurde der heutige Bau ganz wesentlich durch die Schenkung des Ackerlands 2001 mit der ausdrücklichen Bitte, dort eine Kapelle zu errichten. Vier Jahre später schuf Holger Walter eine freistehende vier Meter hohe Basaltlavasäule, die in einem Festgottesdienst der Kirchengemeinde übergeben wurde. 2010 wurde der Grundstein gelegt für eine Kapelle aus Holz, die von der Architektin Barbara Schmid in Zusammenarbeit mit Prof. Ulrich Grimminger von der Hochschule Rosenheim geplant wurde. Die besondere Kuppelform des Gebäudes zeichnet den Hang nach und umhüllt wie ein Mantel den Altarstein. Geplant wurde sie als Holzbau und realisiert mit einer Tragkonstruktion aus gebogenen Leimholzbindern, welche sich in elliptisch divergierenden Abständen zur Säule biegen und mit einem abschließenden Stahlring über der Stele zentral verankert sind. Eine Zwischendecke stabilisiert den Raum statisch und wird von der Stele als Altarblock durchstoßen. Ein rundum eingelassenes Glasfenster erlaubt den Blick auf die sich in die Tiefe fortsetzende Gesamtskulptur. Inspiriert von der spiralförmigen Drehung der Skulptur, suchte die Architektin, die Dynamik in Konstruktion und Raumgestalt einzufangen. Die weitere liturgische Ausstattung ist streng minimalistisch und an die Handlung des Gottesdienstes gebunden. Ein Kreuz und ein Kerzenständer werden bei Bedarf hineingetragen, während eine schlichte Konsole in der hölzernen Raumhülle als Ablage für die Bibel dient. (BM) Standort: Vor der Horst, Bad Schwalbach/Langenseifen Auftraggeber: Privatinitiative/Evangelische Kirchengemeinde Bärstadt, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (Direktauftrag) Konstruktion: Ulrich Grimminger, Rosenheim 3 M 1 : 250
Künstlerische Neugestaltung der liturgischen Orte Markuskirche, München Benjamin Bergmann, München 2010 133 Die Markuskirche in München wurde 1877 erbaut und im zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Ein interpretierender Wiederaufbau durch Gustav Gsaenger (1900 1989, München) prägte den Raum bis zur letzten Umgestaltung 2010, in deren Rahmen der Architekt Eberhard Wimmer (München) ein kleines Gemeindezentrum an die Kirche anfügte und den Innenraum mit warmer Klarheit gestaltete. Die Prinzipalia von Benjamin Bergmann, deren Entwurf aus einem eingeladenen Wettbewerb hervorging, überzeugen in ihrer Positionierung im Raum und zueinander. Das Material Aluminium als Sandgussabdruck von Holzbrettern fungiert in seiner Massivität bei gleichzeitiger Lichtdurchlässigkeit als Bindeglied zwischen den einzelnen Elementen. Ein selbstbewusstes Be kenntnis zur geschlossenen, blockhaften Form, mit einer kaum zu erwartenden Leichtigkeit. Die besondere Qualität des Entwurfes ist ein gesellschaftlich kritischer Bezug: Mit einfachsten industriellen Materialien wird ein kirchlicher Würdeort gestaltet. Das Spiel mit Realitäten, die Verwischung der Grenzen und Verschiebung der Ebenen (von Holz zu Metall) unterstreichen den transitorischen Charakter der Arbeit in Verbindung mit der Lichtwirkung. Spiritualität vermittelt sich subtil, wird jedoch auch immer wieder unterlaufen und leise ironisiert. (HeB) 27 Standort: Gabelsbergerstraße 6, München Auftraggeber: Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Markus, Evang.-Luth. Kirche in Bayern (Eingeladener Wettbewerb) Technik: Bretter aus Aluminiumsandguss, Beleuchtung
Künstlerische Neugestaltung des Innenraums Kirche Maria-Hilfe der Christen, Goldscheuer Stefan Strumbel, Offenburg 2014 141 Im Jahr 2010 wurde die Genehmigung für eine schlichte Turmund Innenraumsanierung der Kirche Maria Hilfe der Christen seitens des Erzbischöflichen Ordinariates erteilt. Beauftragt für die Innenraumneugestaltung wurden der junge Offenburger Künstler Stefan Strumbel sowie der Steinmetz Hubert Benz. Beliebt war der innen grau gewordene Backsteinbau, gebaut 1963 von Anton Pichl (Obrigheim) mit freistehendem Glockenturm seit Jahren nicht mehr, weil ihm eine heimatliche Atmosphäre und Ausstrahlung fehlten. Dies änderte sich mit dem Farb- und Lichtkonzept Strumbels, das Gottes Botschaft Ich- Bin-Da! vergegenwärtigen soll. In seiner Neugestaltung des Kirchenraums geht Strumbel spielerisch mit den verschiedenen Stilen der Kunstgeschichte um und vereint Romanik, Gotik, Barock, Biedermeier und Pop- Art. So finden sich romanische Querstreifen an den Wänden, gotische Spitzbögen um die Madonna und um das Kreuz sowie barockes Gold um die Kreuzwegstationen. Türkis und Altrosa spiegeln das Lebensgefühl der Biedermeierzeit wider. In der Apsis prangt ein Pop-Art-Jesus am ausstrahlenden Kreuz in einem offenen Auferstehungsfenster. Über die Kirchendecke ist er durch ein Lichtband mit dem acht Meter hohen Wandbild der Madonna über dem Eingang der Kirche verbunden, einem Graffiti im Scherenschnitt-Stil, das Maria mit comicartigen Zügen zeigt. Im Arm hält sie das ernste Jesuskind. Maria trägt die ortsübliche Tracht des Rieds, des Hanauerlandes und des nahen Elsasses, eine sogenannte Maschenkapp. Das bunte Licht der ursprünglichen Kirchenfenster (Franz Frey) ergänzt den Farbreigen. Leere Comic-Blasen, die sich links und rechts des Kircheneingangs befinden und mit Spiegellack überzogen sind, reflektieren das Licht der dort aufgestellten Kerzen. Hervorzuheben ist auch das LED-Lichtkonzept Strumbels, das je nach Liturgie und Kirchenjahr die Farbe wechselt. (HaB) 30
142 Standort: Pfarrweg 1, Kehl-Goldscheuer Auftraggeber: Kath. Kirchenstiftung Maria-Hilfe der Christen, Erzbistum Freiburg (Direktauftrag) Technik: LED-Licht, Graffiti 30
Neugestaltung der Liturgischen Orte St. Paulus, Balingen-Frommern Sabine Straub, München Klumpp + Klumpp Architekten, Stuttgart 2015 Nach einem Brand der Kirche St. Paulus in Balingen-Frommern rief die Gemeinde einen offenen Wettbewerb aus, den Klumpp + Klumpp Architekten für sich entschieden, mit einer Hallenkirche, deren orthogonale Grundstruktur sich an der vorhandenen städtebaulichen Struktur orientiert. Sabine Straub wurde mit der Neugestaltung der liturgischen Orte betraut. Ihr Entwurf für den Altar bezieht sich mit der quadratischen Form auf die Lichtkuppel und in seiner Textur auf das Wandrelief auf der Altarrückwand. Im Gegensatz zu der strengen Linearität des Wandreliefs sind die horizontalen ge - spannten Flächen des Altars zueinander um 90 Grad versetzt. Es ergibt sich eine luftige bewegte Form mit Durchblicken und Verdichtungen. Assoziationen an Buchseiten, Bodensedimente oder Wasserwellen sind möglich. Die drei vergoldeten Zwischenräume bringen den Körper zum Leuchten. Die anderen liturgischen Ausstattungsteile sind in Material und Oberfläche gleich ausgeführt, ordnen sich aber unter. (BM) 39
168 169 Standort: St.-Paulus-Straße 2, Balingen-Frommern Auftraggeber: Kath. Kirchenstiftung St. Paulus Frommern, Bistum Rottenburg am Neckar (Offener Wettbewerb) Technik Altar und Ambo: brünierter Stahl mit Ölvergoldung 39