Kinder in Käfigen. Illegale Menschen sollen keine Menschen mehr sein. Dienstag, 26. Juni 2018, 12:00 Uhr ~5 Minuten Lesezeit

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Transkript:

Dienstag, 26. Juni 2018, 12:00 Uhr ~5 Minuten Lesezeit Kinder in Käfigen Illegale Menschen sollen keine Menschen mehr sein. von Rubikons Weltredaktion Foto: My Life Graphic/Shutterstock.com Wenn Politik unmenschlich ist, müssen wir Widerstand leisten. Wer dies nicht tut, macht sich mitschuldig. So sieht es Papst Franziskus. Widerstand fordert auch Counterpunch-Autor Patrick Higgins angesichts der brutalen Vorgehensweise von US- Beamten an der Grenze zu Mexiko: Über viele Wochen trennten sie illegal eingewanderte Eltern von ihren Kindern. Das sah das Gesetz so vor. Es ist nicht nur in diesem Fall höchste Zeit, auf den moralischen Imperativ zu hören, anstatt blind inhumane Gesetze zu befolgen.

Kinder in Käfigen von Patrick Higgins Sorgen Kinder in Käfigen für einen Wendepunkt? Unter großem öffentlichen Druck erließ Präsident Trump eine Verfügung, dass Kinder nun nicht mehr in Käfige gesteckt, sondern gemeinsam mit ihren Eltern eingesperrt werden würden. Krise gebannt lassen Sie uns nicht vergessen, dass es sich hier um Illegale handelt! Als brave Bürger geben wir zwar unserer Besorgnis Ausdruck, stellen aber letztlich die Obrigkeit bei so wichtigen Themen nicht in Frage. Jeder, der glaubt, der neueste Präsidentenerlass beende die Praxis der Unmenschlichkeit, ist auf dem Holzweg. Wir brauchen ein Erwachen der Restmoral, wie es der mexikanische Historiker und Friedenslehrer Pietro Ameglio nennt. In Augenblicken extremer Unmenschlichkeit muss die Öffentlichkeit eine einfache Forderung stellen: Beendet die Unmenschlichkeit! Um auch nur ansatzweise zu verstehen, wie verheerend die Lage ist, müssen wir uns mit unserem eigenen Verhältnis zum Gehorsam gegenüber Autoritäten auseinandersetzen. Sehen wir einen Erwachsenen, der ein Kind in der Öffentlichkeit misshandelt, werden wohl die Wenigsten nicht eingreifen. Unsere Gesellschaft hat sich dahingehend weiterentwickelt, einen derartigen Missbrauch zu erkennen und zu intervenieren hoffentlich auf gewaltfreie, deeskalierende Art. Wenn jedoch Kinder mit oder ohne ihre Familien misshandelt werden, indem man sie für das Verbrechen einsperrt, bessere Lebensumstände anzustreben oder auch einfach nur zu überleben, toleriert unsere Gesellschaft diese Misshandlung. Die Regierung macht das ja, um dem Recht Geltung zu verschaffen gegenüber Illegalen oder den Fremden, die die Grenzen überfluten.

Milgram-Experiment In einem Experiment in den 1960er-Jahren brachte der Yale- Psychologe Stanley Milgram normale Menschen dazu, ihnen unbekannten Personen Elektroschocks zuzufügen. Sie befolgten die Anweisungen einer Autoritätsperson. Selbst wenn ihre Handlungen ihrem Gewissen widersprachen und die Empfänger der Schocks litten und um eine Beendigung derselben baten (Anmerkung: es waren keine echten Schocks), befolgten die Menschen weiter die Befehle und erhöhten sogar die Intensität der Schocks. Heute verabreichen wir als Kollektiv Milgrams Elektroschocks an Tausende Asylsuchende, deren Körper Stop! sagen. Als Gesellschaft gehorchen wir einfach der rechtlichen Autorität. Warum kommen sie denn überhaupt hierher, wenn es nicht legal ist? Sind sie doch selbst schuld! Absolut nicht. Aus einer Perspektive der Menschlichkeit ist es vollkommen irrelevant, ob die Menschen, die unser Land betreten, Asylsuchende sind oder einfach nur ein besseres Leben für sich und ihre Familien wollen. Tatsächlich vermag der Gebrauch von Ausdrücken wie Illegale, Fremde, Recht und Gesetz nur schwach den Rassismus und den Fremdenhass zu maskieren, die hinter solchen unmoralischen Handlungen stehen. Angekündigte Unmenschlichkeit Hier ist kein verborgenes Motiv am Werk: Am Tag der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur äußerte sich Trump auf infame Art über die Mexikaner: Sie schicken Leute mit vielen Problemen, und diese Probleme bringen sie zu uns. Sie bringen Drogen. Sie bringen Kriminalität. Sie sind Vergewaltiger. Da brachte dann auch der lasche Nachsatz: Und manche sind, nehme ich an, auch gute Menschen, nichts mehr.

Die Nulltoleranz-Politik, die Justizminister Jeff Sessions im April 2018 verkündete, führte zur aktuellen Krise. In bester Goebbels- Manier werden entmenschlichende Unwahrheiten wieder und wieder vorgetragen, bis sie zur Wahrheit werden: Sie sind gefährlich, Wir müssen die Verseuchung aufhalten, Es ist unser Gesetz, und wir müssen ihm Geltung verschaffen. Im besten Falle ist es Rassismus, im schlechtesten Faschismus. Beides ist inakzeptabel. Moralisches Erwachen Trotz der furchtbaren Situation erleben wir eine Art moralischen Erwachens und moralischer Führerschaft. Abgeordnete wie Jeffrey Merkley aus Oregon und eine siebenköpfige Gruppe machten am Vatertag auf das Problem aufmerksam, indem sie sich absolut gewaltfrei den Zugang zu Hafteinrichtungen erzwangen. Noch wichtiger: Menschen, deren Job es war, auf Anweisung scharf gegen die Immigranten vorzugehen, weigerten sich, inhumane Befehle zu befolgen, sie kündigten und sagten ihre Meinung. Antar Davidson kündigte, als sein Gewissen ihm verbot, sich an der unmenschlichen Behandlung von Kindern in einer Hafteinrichtung in Tucson zu beteiligen. Jordon Dyrdahl-Roberts kündigte seine Stelle beim Arbeitsministerium von Montana. Aus moralischen Gründen weigerte er sich, arbeitsrelevante Daten an die USamerikanischen Einwanderungs- und Zollbehörden weiterzuleiten. Und es gibt sicher noch mehr solcher Menschen. Das nächste Mal, wenn wir die Entscheidungsträger als Autoritäten bezeichnen und uns selbst als gehorsame Bürger, sollten wir darüber nachdenken, was das Etikett illegal bedeutet. Viele Einwanderer, vor allem Kinder, haben kaum einen oder gar keinen Einfluss auf ihre Lebensumstände. Trotzdem werden sie, sobald sie die Grenze erreichen, als Illegale und Kriminelle abgestempelt. Und

deswegen müssen sie dann auch eingesperrt werden. Wie einst die Japaner in US-amerikanischen Internierungslagern, nur weil sie eben Japaner waren. Wie Juden in Konzentrationslagern, weil sie Juden waren. Wie Kinder, die in Australien oder in den USA ihren Eltern weggenommen wurden, weil sie Aborigines waren. Widerstand ist geboten Liebe Mitbürger, am Rand zu stehen und sich nur an politischen Debatten zu beteiligen, ist hier keine Option. Wir müssen vortreten und uns menschlich verhalten oder wir werden, mal wieder, zu einer Generation, die sich von der Nachwelt fragen lassen muss: Wie konnten sie das nur geschehen lassen? Wenn ein Gesetz unmenschlich ist, müssen wir uns diesem entgegenstellen. Wenn Politik unmenschlich ist, müssen wir Widerstand leisten. Wenn das System ungerecht ist, müssen wir es reformieren. Es gibt einige nahe liegende Vorgehensweisen: wählen gehen, protestieren, Petitionen schreiben, Abgeordnete anrufen. Um das System jedoch zu verändern, müssen wir, so die Anregung des Aktivisten und Schriftstellers Rivera Sun, Wege jenseits der Protest-Schiene einschlagen. Eine ernsthaftere Beteiligung an unserer Demokratie bedarf eines langfristigen Einsatzes und Bürgerengagements. Bis wir so weit sind, können wir die polarisierte Zweiparteienpolitik links liegen lassen, jede unmenschliche Anweisung verweigern und fordern: Stoppt die Unmenschlichkeit! Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel Children in Cages Create Glimmers of the Moral Reserve

(https://www.counterpunch.org/2018/06/22/children-incages-create-glimmers-of-the-moral-reserve/). Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam (https://www.rubikon.news/kontakt) übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam (https://www.rubikon.news/kontakt) korrigiert. Es bringt wenig, nur im eigenen, wenn auch exquisiten Saft zu schmoren. Deshalb sammelt und veröffentlicht die Rubikon-Weltredaktion unter Federführung von Susanne Holsteiner und Karin Leukefeld regelmäßig Stimmen aus aller Welt, vorwiegend aus dem angloamerikanischen und arabischen Raum. Wie denken kritische Zeitgenossen dort über geopolitische Ereignisse? Welche Ideen haben sie zur Lösung globaler Probleme? Welche Entwicklungen beobachten sie, die uns in Europa vielleicht auch bald bevorstehen? Der Blick über den Tellerrand ist dabei auch ermutigend, macht er doch deutlich: Wir sind viele, nicht allein! Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de)) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.