Paläolithische Funde vom Hahnenberg im schwäbisch-bayrischen Ries

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Transkript:

95 Paläolithische Funde vom Hahnenberg im schwäbisch-bayrischen Ries von Werner Schönweiß, Coburg (mit 5 Textbildern nach Zeichnungen des Verf.) Einen weiteren Beitrag zur Frage der Blattspitzen in Verbindung mit einer Facies des ausklingenden Magdaleoien liefert eine Fundstelle in der Nähe von Nördlingen im Ries. Im Laufe einer mehrjährigen Begehung des Fundplatzes konnten Silices gefunden werden, die nach ihrer Technik einer Blattspitzengruppe zuzuschreiben sind. Ohne die Problematik der Oberflächenfunde als solche zu berühren, möge die Vorlage des bisher an diesem Platze gefundenen Materials als Beitrag zur weiteren Diskussion dienen. Der Hahnenberg bei Appetshofen liegt in südostlieber Richtung von Nördlingen und ist eine der letzten größeren Erhebungen (435 m) zur Riesniederung. Er ragt nach Westen zum Egertal und fällt nicht allzu steil, leicht terrassiert ab. Nach Osten bildet der Hahnenberg einen langen auslaufenden Sattel, bis das Gelände zum Steinberg wieder ansteigt (494 m). Der Berg besitzt kein flaches Plateau, seine höchsten Erhebungen sind zwei kleinere Hügel. Der terrassierte Hang ist Ackerland, ebenso die Bergkuppe. An der südwestlichen Seite befinden sich kleine Mulden, die von alten Steinbrüchen herrühren. Die Bergkuppe ist im Gegensatz zu den Hängen von kleineren Steinen durchsetzt, der übrige Boden besteht aus lockerem Löß. Alle Funde wurden im Verlauf der letzten 5 Jahre auf der Oberfläche aufgelesen. Es ist nicht bekannt, daß schon in früheren Zeiten dort paläolithische Funde getätigt wurden. Das geht aus einer mündlichen Übermittlung Fr i c k in g er s hervor, der "auf dem schönen Hügel leider nichts finden konnte1". Trotz intensiven Studiums der einschlägigen Quellen konnten keine früheren Funde im unmittelbaren Bereich des Hahnenberges ermittelt werden. Unter dem Fundinventar, das sich zu 90 /o am leicht abfallenden westlichsten Teil des Berges aufsammeln ließ, lassen sich, typologisch gesehen, Geräte von mindestens drei verschiedenen steinzeitliehen Stadien unterscheiden. Demnach läßt sich zwischen einer Gruppe mit Blattformen, einer weiteren, sicher eines Epipaläolithikums mit Federmessern und Gravetten, sowie einer dritten, wahrscheinlich einem Tardenoisien, differenzieren. Einzelne Artefakte scheinen noch jüngeren Datums zu sein und vermutlich einer neolithischen oder bronzezeitlichen Kultur anzugehören. Jedoch sind die wenigen Tonscherben nicht bestimmbar. t Mündliche Mitteilung von Herrn H. J. Seitz, Lauingen.

96 Werner Schönweiß I 2b I \ I ~ /j I I 3a Sb Bild 1. Mittelpaläolithikum vom Hahnenberg. 1 /t n. Gr.

Paläolithische Funde vom Hahnenberg im schwäbisch-bayrischen Ries 97 8 ~10CI 10 b 7 Quartär 14 Bild 2. Mittelpaläolithikum vom Hahnenberg. 1 11 n. Gr.

98 Werner Schönweiß.zo b & 15 Bild 3. Jungpaläolithikum bis Epipaläolithikum vom Hahnenberg. 1/ 1 n. Gr.

Paläolithische Funde vom Hahnenberg im schwäbisch-bayrischen Ries 99 7 Bild 4. Jungpaläolithikum bis Epipaläolithikum vom Hahnenberg. 1/t n. Gr.

100 Werner Schönweiß Mit Vorbehalten lassen sich generell die vorher genannten drei Stadien gut unterscheiden. Es interessieren in diesem Rahmen jedoch nur die paläolithischen Artefakte. Hervorzuheben ist die mehr oder minder starke Patinierung des gesamten Fundkomplexes. Patina findet sich auf den Stücken, die man einer Blattspitzengruppe zurechnen kann, sowie auf den sichtlich epipaläolithischen Geräten; besonders deutlich tritt sie bei einigen Mikrolithen hervor. Zwei abgebildete Frühdreieckformen (Bild 5, S. IOO) tragen die gleiche Patina wie beispielsweise die Gravette oder das Federmesser, gehören vermutlich auch zu den BegleiHunden jener Typen. Weitere Dreiecksformen, zweischenklig retuschiert mit typischen Adjektiven des fränkischen Tardenoisien2, tragen keine Patina. Dasselbe gilt für alle anderen Geräte, die typologisch zum Tardenoisien gehören könnten. Das schwierige Problem der Patinierung paläolithischer Artefakte kann bei diesem Fundkomplex nicht erörtert werden, für das vorgelegte Material ist lediglich charakteristisch, daß Patina und zeitliche Stellung der Funde sich entsprechen3 Bei den Geräten der Fundstelle mit Merkmalen der älteren Technik finden sich als wichtigste Belege die Bruchstücke zweier Blattspitzen und Fragmente gleichen Bearbeitungsstils. Bei Bild I ; 1 liegt, wenn man die zeichnerische Ergänzung verfolgt, eine vermutlich breitere aber dünne, linsenförmige Blattform vor, die im schwäbisch-niederbayerischen Raum gute Parallelen findet. Bild I ; 2 ähnelt mehr einer neolithischen Lanzenspitze, doch als Gegenbeweis diene eine Parallele einer ähnlich dünnen vollständigen Spitze aus Plattenhornstein, die stratigraphisch fixiert im Paläolithikum der Oberneder- oder Marienhöhle bei Kehlheim gehoben werden konnte5 Ferner lassen sich die gleichen Feststellungen an zwei Bogenschabern (Bild I ; 4, s) treffen 6, die typologisch gesehen in den Formenkreis unserer Blattspitzen passen. Die Feststellung gilt gleichfalls für eine Reihe von Breitklingenformen. Einen größeren Komplex stellt das Material mit epipaläolithischen Merkmalen dar. 2 Feststellung des Verfassers nach eingehendem Studium des fränkischen Mesolithikums. 3 Über die Patinierung paläolithischer Geräte beispielsweise der Lyditgerölle von Kösten gibt L. Z o t z unter der Rubrik Rohstoff und Patinierung aufschlußreiche Auskunft in seinem Köstenbuch. Quartär Bibl. Bd. 3, 1959, S. 23 ff. 4 L. Zotz, Kösten, ein Werkplatz des Praesolutreen in Oberfranken. Bonn 1959. Hier finden sich auch Beispiele aller oberfränkischen Fundeinheiten. G. Fre und, Die Blattspitzen des Paläolithikums in Europa. Bonn 1952. L. Z o t z, Das Paläolithikum in den Weinberghöhten bei Mauern. Bonn 1955. Ders. in Bay. Vorg. BI. Fundnachrichten 1959, S. 78. F.Birkner, Untersuchung paläol. Wohnstätten im Ries. Jahrb. d. Histor. Vereins Nördlingen 3, 1914. R. R. S eh m i d t, Diluviale Vorzeit Deutschlands. Stuttgart 1912. Dort Solutreenfunde aus den Ofnethöhlen im Ries, die nach Freund 1952 aber dem Mittelpaläolithikum angehören. 5 Für entsprechende freundliche Mitteilung danke ich H errn Prof. Dr. Zotz und Frau Prof. Dr. G. Freund von der Universität Erlangen-Nürnberg. 6 L. Z o t z, Kösten 1959, S. 19 und Gerätebeschreibung.

Paläolithische Funde vom Hahnenberg im schwäbisch-bayrischen Ries 101 Hier treten charakteristische Formen in den Vordergrund. Federmesser wie Gravetten, letztere nicht gerade in vollendeter Gestalt, sind typologisch klar fixierbar 7 Vergleiche hierzu liefern im weiteren Umkreis Fundverbände im Raume Nürnberg 8, das Donaumoos9 und nicht zuletzt der in nächster Nachbarschaft des Hahnenbergs liegende Kaufertsberg10 Nach freundlicher Mitteilung von H. J. Seitz stellen die Funde der oberen gelbbraunen Sdtidtt vom Kaufertsberg eine unmittelbare Parallele des Epipaläolithikums von Karlskroon 1 im Donaumoos dar 11 Die untere gelbe Sdtidtt des Kaufertsberg ist mit Ren gekoppelt und ist nadt Seitz ein sehr spätes, aber reines Magdalenien. Aus der erstgenannten oberen Schidtt fehlt allem Ansmein nadt das Ren und ebenfalls jede echte Geometrik. Bessere Auskunft ergeben die genannten Bild 5. Jung- bis Epipaläol. vom Hahnenberg. 1 /1. Fundstellen um Nürnberg, die Stationen Atzenhof und Flexdorf im Landkreis Fürth, die z. Zt. von mir für eine Veröffentlichung vorbereitet werden. Hier sind Gravetten, Rücken- und Bogenmesser charakteristisch neben einer Vielzahl guter Eckstidtel. Die Stichel des Hahnenbergs sind bezeichnend, wenngleich audt soldte mit Endretusche nicht gerade häufig sind, hier kann eine Fundlücke vorliegen 12 Als markante Leitformen weisen sich auch Sdtaber und Klingenkratzer aus. Das Material in Tardenoisientedtnik ist gering, hat aber gute Aussagekraft. Neben zweischenkelig retuschierten Mikrolithen finden sidt einige dtarakteristisdte Kleingeräte, wie Klingen mit Kerben, perlretuschierte Sdtaberchen und Kleinklingen mit unregelmäßiger Bearbeitung. Das vom Hahnenberg bei Nördlingen vorliegende bisherige Fundmaterial zeigt, daß dieser Platz auf Grund seiner günstigen geographischen Lage schon frühzeitig vom Menschen begangen bzw. bewohnt wurde. Von Bedeutung mag sein, daß die Spuren der älteren Zeiten überwiegen, während mit den Relikten des Neolithikums oder der beginnenden Metallzeit die Anwesenheit des Mensdten auf diesem Berge ausklingt. Die Ursachen hierfür bedürfen nodt einer eingehenden Untersuchung. Die Vorlage 7 H. Schwabedissen, Die Federmessergruppen des nordwesteuropäischen Flachlandes. Neumünster 1954. 8 W. Sch önweiß in Bayr. Vorgesch. Blätter, Fundnachrichten 1957 und 1959. 9 H. J. Seit z, Die Steinzeit im Donaumoos. Erscheint demnächst. 1 F.Birkner, Ur- und Vorzeit Bayerns. München 1936, S.44ff. 11 Aus Sei tz, Die Steinzeit im Donaumoos. Dem Verfasser sei für die freundliche Übermittlung gedankt. u V gl. Fußnote 7.

102 Werner Schönweiß des hier von mu gesammelten Materials ist natürlich mit den Mängeln aller Oberflächenfunde und deren Typologie behaftet. Die Funde der Bilder 1-4 (S.96-99) I. Basisteil einer im Querschnitt linsenförmigen Blattform. Beidflächig über das ganze Stück retuschiert. Oberes und unteres Ende alt abgebrochen. Die frühere Form ist gut rekonstruierbar. Ursprünglich blaugrauer Plattenhornstein, das ganze Stück ist bläulich, meist weiß patiniert. Die Plattenrinde ist an wenigen Stellen an beiden Flächen noch sichtbar. 2. Blattspitze etwa zur Hälfte alt abgebrochen. Ventral (2a) ganzflächig, dorsal (2b) weitausgreifend flächig randretuschiert, mit Rindenrückstand. Plattenhornstein braungrauer Färbung. Dorsalfläche ganz patiniert, ventral nur schwache beigebraune Patina. 3. Basisteil einer vermuteten, alt gebrochenen Blattform. Beidflächig schwach flächig, retuschiert, stellenweise nur Randretusche. Plattenhornstein von braungrauer Färbung. Allseitig bläulichweiß patiniert. Die Rinde ist auf der Dorsalseite über die ganze Fläche erhalten. 4. Bogenschaber. Dorsal wenige flächige Abhiebe, leicht stufenförmig, meist randretuschiert Ventral wurde der Bulbus überschlagen. Die Kernsteinkruste des braunen Jaspis ist an der Basis erhalten. Allseitig schwach patiniert. 5. Bogenschaber von ähnlicher Formgebung wie der vorhergenannte. Grobe, teils steile flächige Randretusche. Auf der Ventralseite (5b) grob zubehauen. An der Schlagfläche ist die Rinde erhalten. Brauner, ins Blaue reichender Jaspis. 6. Breitklingenabschlag. Terminal und beidkantig mit leichten retuschierten Einkerbungen. Patinierter beiger Jurahornstein. 7. Kleine, leicht randretuschierte Breitklinge. Die Schlagfläche ist dorsal nach retuschiert. Leicht rötlicher, beiger, stark patinierter Jurahornstein. 8. Kleine Breitklinge mit Kratzerende, leicht randbearbeitet Schwarzbrauner Jaspis mit Feuereinwirkung. 9. Abgebrochene kleine Breitklinge mit unregelmäßiger Randbearbeitung und Kerbeinschnürungen. Schwach patinierter beiger Jurahornstein. 10. Basis einer Blattform ähnlich wie Bild 1 ; s oder einer Breitklinge. Dorsal ist der Beginn einer flächigen Retusche sichtbar, die Hauptfläche überzieht die Knollenrinde. Ventral wurde der Bulbus überschlagen. Patinierter beiger Jurahornstein. 1 I. Basis einer Breitklinge. Ventral, rechtskantig mit stielartiger Zurichtung. Alter Bruch. Weißgraue Patina auf beigern bis bläulichem Jurahornstein. 12. Breitklingenabschlag. Die Dorsalseite überzieht zu zwei Dritteln die Kernsteinkruste eines graugrünen Lyditgeschiebes. 13. Dreikantklinge mit bohrerartiger, spitzzulaufender Endretusche. Der Schlagbulbus ist seitenständig. Eine der drei Flächen bildet die Kernsteinkruste eines braunen leicht gebänderten J urahornsteins. 14. Breitklinge. Ventralseitig herausgearbeitete Kerbe. Grobe unregelmäßige Randretusche. Graugelber bis beiger Jurahornstein mit Rindenrückstand. 15. Federmesser mit durchlaufender steiler Rückenretusche und abgestumpfter Basis. Beigegrauer patinierter Jurahornstein. 16. Gravettespitze. Die Basis ist beidkantig stielartig zugerichtet. Die Rückenretusche ist steil und durchlaufend. Die Spitze weist rechtskantig eine harpunenartige Zähnung auf. Beiger leicht gebänderter Jurahornstein. 17. Beidkantig steil retuschierte abgebrochene Spitze. Könnte eine Art Kremser Spitzentypus darstellen oder einen Bohrer. Hellbeiger leichtpatinierter Jurahornstein.

Paläolithische Funde vom Hahnenberg im schwäbisch-bayrischen Ries 103 18. Abgebrochenes Rückenmesserchen, weißer Jurahornstein. 19. Bruchstück eines Bogenmessers. Rosabrauner Jurahornstein. 20. Gestielter Schaberkratzer mit ventralseitiger stielartiger Rückenretusche. An der Basis ausgebrochen. Weißer Jurahornstein mit leichter bläulicher Bänderung, patiniert. 21. DoppelsticheL Ein Stichelschlag sitzt linkskantig am Schlagbulbus. Ventralseitig leicht nachretuschiert wurde das untere Ende ebenfalls als Stichel benutzt. Stark patinierter gelblicher J urahornstein. 22. Stichel mit basalem Kratzerende. Unterende abgebrochen. Dorsalseitig mit Rindenrückstand, blaugrauer Jurahornstein, im Feuer gelegen. 23. MittelsticheL Stichelschlag an der Bulbusfläche. Leichte Rückenretusche. Graubeiger, gebänderter J urahornstein. 24. Abgebrochener Klingenkratzer. Die Kratzerstirne weist starke Abnützungsspuren auf. Graublau, weiß gebänderter Jurahornstein, stark patiniert. 25. Abgebrochener Klingenkratzer mit flach retuschiertem Kratzerende. Stark patinierter weißer J urahornstein. 26. Einfacher Stichel. Weißpatinierter blauschwarzer Feuerstein. 27. Zweischlag-Mittelstichel. Dorsal- und ventralseitig mit Verwitterungskruste, linkskantig mit Kernsteinkruste, rosafarbener stark patinierter Jurahornstein. 28. MittelsticheL Das Gerät wurde mittels einem Schlag (Stichelschlag) aus einem Plattenhornstein herausgearbeitet. Stark patiniert. 29. Mehrfachstichel, an einer Klinge mit Endretusche, als Zwillingseckstichel und Doppelstichel kombiniert. Rosafarbener Jurahornstein mit ventralseitiger Kalkansinterung. 30. Eckstichel mit konkaver Endretusche. Einschlageckstichel aus weißgrauem Jurahornstein, schwach patiniert. 31. Stichel an einer verwaschenen, rückenretuschierten gebrochenen Klinge. Graugefleckter Juraharnstein. 32. Zweischlag-Mittelstichel mit leicht nachretuschierten Stichelkanten. Stark patinierter weißer Jurahornstein mit Rindenrückstand. 33. Eckstichel mit hohler Endretusche, beidendig als Doppelstichel verwendet. Der Bulbus ist seitenständig. Weißgrauer J urahornstein, stark patiniert. 34. Querstichel mit nachgearbeiteter Stichelkante. Grauer gebänderter Jurahornstein. 35. Kleiner endretuschierter Zweischlag-Mittelstichel. Milchigweiß patinierter Jurahornstein. 36. KernsteinsticheL Die Arbeitskante wurde mittels zweier Schläge erzielt. Das Stück besitzt dorsal starke Schlagnarben, die von einem Schlagstein herrühren. Stark patinierter weißgrauer Jurahornstein, allseitig mit Rindenrückständen. 37. Klinge mit beidkantigen, verschieden retuschierten Einkerbungen. Stark patinierter gelblicher Jurahornstein. 38. Rundkratzer aus einem Knollenabschlag, flachretuschiert Graublauer bis beiger Jurahornstein. Dorsal Rindenüberdeckung. 39. Daumennagelkratzer, breitbogige kurze Kratzerform. Rotbrauner schwach patinierter Jaspis. 40. Diskusförmiger Hochkratzer mit flächig überschlagenen Ventralflächen. Randnachretuschiert Weißer bis gelblicher J urahornstein. 41. Kernkratzer. Kratzerzurichtung durch Überarbeitung der Aufschlagflächen. Hellbeiger stark patinierter Jurahornstein. 42. Nucleus mit beidflächigen Klingennegativen. Beigebrauner, patinierter Jurahornstein. 43. KernsteinsticheL Zwei Stichelschläge an einem oval-länglichen Nucleus mit beidflächigen Rindenbeständen. Gebänderter beigeblaugrauer Jurahornstein. 44. Breitklinge mit ventraler Spitzenzurichtung und dorsaler Schlagflächenüberarbeitung. Schmutzigbeiger Jurahornstein, patiniert.

104 Werner Schönweiß Bild 5, S. 101, gibt zwei einseitig bearbeitete Mikrolithen mit heller Patina, die dem Fundverband des Epipaläolithikums anzugliedern sind. (Alle Geräte, auch die der Tafeln 1-4, in natürlicher Größe.) Nach der Meinung von Herrn Prof. Zotz, der meine Funde besichtigt hat und dem ich hier Dank sage, handelt es sich bei den auf den Bildern 1 und 2 (S. 96 u. 97) dargestellten Silices um ein Mittelpaläolithikum, das dem Praesolutreen, mithin der "Köstener Kultur" nahesteht Die Bilder 3, 4 u. 5 dagegen geben ein spätes Jungpaläolithikum aus der Magdalenienverwandtschaft wieder.