Die kürzeste Weihnachtsgeschichte ist zu lesen beim Evangelisten Johannes:: 14Und die Weisheit wurde Materie und wohnte unter uns, (Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns) Johannes 1, 14 ist über allem. Wer von der Erde stammt, gehört der Erde an und redet von der Erde her. Wer aus dem Himmel kommt, ist über allem. 32Was der Erwählte Gottes gesehen und gehört hat, das bezeugt er... Johannes 3, 31-32 Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Punkt. Eine Weihnachtsgeschichte für Erwachsene. Keine Maria, kein Josef, kein Ochs, kein Esel, keine Hirten, keine Engel. Nichts, was man im Krippenspiel spielen könnte. Nichts, was man in eine Krippe hinein stellen könnte.... Höchst abstrakt beschreibt Johannes, was die anderen Evangelisten (Matthäus und Lukas) in den Geschichten erzählen, die uns vertraut sind. Weihnachten nach Johannes: Gott wird Mensch Und dabei hat er den erwachsenen Jesus vor Augen: Was er war und bedeutet hat, so dass wir sagen: in diesem Menschen war Gott in so besonderer Weise da, dass wir ihn Gottes Sohn nennen. Und dazu nehme ich einen Text aus Johannes 3, 31-32a 31Wer von oben kommt, Der von oben her kommt, ist über allem. An diesem Weihnachtsmorgen möchte ich mit Ihnen in die Höhe gehen; hinter uns lassen, was gestern war. Noch höher als in die Berge, nämlich auf einen Weltraumflug und von dort die Welt betrachten. Würde das meine/ihre Sicht verändern?
Was kann man von oben sehen, was von unten aus nicht zu sehen ist? Ein Astronaut, der Araber Al Saud, der in einer internationalen Crew mitflog, schildert seine Erfahrungen: Am ersten Tag, wenn man in dem Raumschiff um die Erde kreist, deutet noch jeder auf sein Land: Das ist mein Land, da bin ich zuhause. Am dritten oder vierten Tag zeigt jeder auf seinen Kontinent, in dem seine Heimat liegt. Wenn man aber fünf Tage oder länger unterwegs ist, sagte er, dann achtet niemand mehr auf die Kontinente. Da sieht jeder nur noch die Erde als einen ganzen Planeten. Dann sprechen wir nur noch von unserer Erde. Sie entdecken die Erde als ihre gemeinsame Heimat! Ein anderer Astronaut: Du blickst durch die Weite einer halben Million Kilometer schwarzen Weltraums zurück auf den schönsten Stern am Firmament - die Erde. Du verfolgst, wie sie sich dreht, und siehst, dass sie nicht von Seilen gehalten wird, während sie sich in einer Finsternis bewegt, die nahezu unvorstellbar ist. Sie ist so klein und verletzlich unsere Erde. Bewegt von der Schönheit dieser Erde und von der Kleinheit/Zerbrechlichkeit. Und Alexander Gerst, der Astronaut, der vor wenigen Tagen von Weltraum-Flug wieder zurück gekommen ist - gelandet mit zwei Kollegen in der Steppe von Kasachstan, wandte sich in einer Rede aus dem All an seine zukünftigen Enkelkinder: "Liebe Enkelkinder,... Ich befinde mich gerade auf der Internationalen Raumstation im 'Cupola'-Aussichtsmodul und schaue auf euren wunderschönen Planeten. Obwohl ich bis jetzt fast ein Jahr im All verbracht habe und an jedem einzelnen Tag da runter geschaut hab, kann ich mich einfach nicht daran sattsehen. Und wenn ich so auf den Planeten runterschaue, dann denke ich, dass ich mich bei euch wohl leider entschuldigen muss. Im Moment sieht es so aus, als ob wir, meine Generation, euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden... Ich würde mir wünschen, dass wir nicht bei euch als die Generation in Erinnerung bleiben, die eure Lebensgrundlage egoistisch und rücksichtslos zerstört hat."
Er sagte weiter, er hoffe, dass die Generation seiner Enkelkinder besser wisse als seine eigene, wie klein die Erde wirklich sei und wie limitiert auch die Ressourcen seien. Er schliesst:...ist das Einzige, was mir bleibt, zu versuchen, eure Zukunft möglich zu machen. Und zwar die beste, die ich mir vorstellen kann." Die Sorge um den wunderbaren Planeten weckt den Wunsch, etwas für ihn zu tun. Obwohl die Astronauten gestählte und technikorientierte Naturwissenschaftler sind, entwickeln sie aus der Distanz des Weltalls heraus eine ganz neue Sicht und Liebe zur Erde. Der Blick von oben verändert ihre Perspektive auf das unten. Wie wenn die Welt von oben zurecht gerückt würde. Brauchen wir den Blick von oben? Der, der dieses Johannes Evangelium schreibt, ist nicht Astronaut gewesen und hatte ein anderes Weltbild damals. Aber oft wird er im Symbol des Adlers dargestellt. Mit einem Blick von weit oben... Es ist, wie wenn er mit seinem ganzen Evangelium zeigen wollte: Es braucht diesen Blick, um manches zu verstehen. Der von oben her kommt, ist über allem... und er gibt Zeugnis von dem, was er gesehen hat... Und dieser Blick von oben, kommt auf die Erde. Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Das Wort/was Gott will/wie Gott die Welt/Menschen sieht, wurde Materie/real/erfahrbar im Menschen Jesus. Johannes drückt so Weihnachten aus: Gott bleibt nicht oben, sondern kommt nach unten ; will mitten unter uns sein. und bringt die göttliche Sicht mit nach unten! Auf die Erde. In einem Menschen, in Jesus. Um uns mit seiner Liebe anzustecken: Seiner Liebe zur Erde, Tieren, Menschen und zu uns selbst... Ich will Ihnen dazu eine Geschichte von einer Rachel Naomi Remen erzählen, um dies ein wenig mehr nach unten, zu holen. (aus Kalender Der andere Advent vor einigen Jahren). Remen erzählt, wie sie in ihrer Kindheit jeden Freitagnachmittag nach der Schule ihren Großvater besuchte.
Nachdem die beiden auf ganz besondere Weise ihren Tee zusammen getrunken hatten, stellte der Großvater zwei Kerzen auf den Tisch und zündete sie an. Ich zitiere: Dann wechselte er auf Hebräisch einige Worte mit Gott. Manchmal sprach er diese Wort laut aus, aber meist schloss er einfach die Augen und schwieg. Dann wusste ich, dass er in seinem Herzen mit Gott sprach. Ich saß da und wartete geduldig, denn ich wusste, jetzt würde gleich der beste Teil der Woche kommen. Wenn Großvater damit fertig war, mit Gott zu sprechen, dann wandte er sich mir zu und sagte: Komm her Neshumele. Ich baute mich dann vor ihm auf, und er legte mir sanft die Hände auf den Scheitel. Dann begann er stets, Gott dafür zu danken, dass es mich gab und dass Er ihn zum Großvater gemacht hatte. Er sprach dann immer irgendwelche Dinge an, mit denen ich mich im Verlauf der Woche herumgeschlagen hatte, und erzählte Gott etwas Echtes über mich. Jede Woche wartete ich bereits darauf, zu erfahren, was es diesmal sein würde. Wenn ich während der Woche irgendetwas angestellt hatte, dann lobte er meine Ehrlichkeit, darüber die Wahrheit gesagt zu haben. Wenn mir etwas misslungen war, dann brachte er seine Anerkennung dafür zum Ausdrucken, wie sehr ich mich bemüht hatte. Wenn ich auch nur kurze Zeit ohne das Licht meiner Nachttischlampe geschlafen hatte, dann pries er meine Tapferkeit, im Dunkeln zu schlafen. Und dann gab er mir seinen Segen und bat die Frauen aus ferner Vergangenheit, die ich aus den Geschichten kannte, die er mir aus der Bibel erzählte: Sara, Rahel, Rebekka und Lea, auf mich aufzupassen. Diese kurzen Momente waren in meiner ganzen Woche die einzige Zeit, in der ich mich völlig sicher und in Frieden fühlte. In meiner Familie von Ärzten und Krankenschwestern rang man unablässig darum, noch mehr zu lernen und noch mehr zu sein. Da gab es offenbar immer noch etwas mehr, das man wissen musste. Es war nie genug. Wenn ich nach einer Klassenarbeit mit einem Ergebnis von 98 von 100 Punkten nach Hause kam, dann fragte mein Vater: Und was ist mit den restlichen zwei Punkten? Während meiner ganzen Kindheit
rannte ich unablässig diesen zwei Punkten hinterher. Aber mein Großvater scherte sich nicht um solche Dinge. Für ihn war mein Dasein allein schon genug. Und wenn ich bei ihm war, dann wusste ich irgendwie mit absoluter Sicherheit, dass er Recht hatte. Mein Großvater starb, als ich sieben Jahre alt war. [...] es war schwer für mich, ohne ihn zu leben. Er hatte mich auf eine Weise angesehen, wie es sonst niemand tat, und er hatte mich bei einem ganz besonderen Namen genannt Neshumele, was geliebte kleine Seele bedeutet. Jetzt war niemand mehr da, der mich so nannte. Zuerst hatte ich Angst, dass ich, wenn er mich nicht mehr sehen und Gott erzählen würde, wer ich war, einfach verschwinden würde. Aber mit der Zeit begann ich zu begreifen, dass ich auf irgendeine geheimnisvolle Weise gelernt hatte, mich durch seine Augen zu sehen. wieder lieben lernen, auch, wenn es uns gerade an diesem Weihnachten nicht an Gründen fehlt über vieles in dieser Welt bestürzt und traurig zu sein! Neshumeles sind wir und können das nach unten, auf die Erde zur Wirkung bringen, Weihnachten ist das. Amen Unser Leben und das Leben derer, mit denen wir zusammen leben, die Welt von oben... mit solchen Augen zu sehen,