Innendämmung Holzbau Holzfassaden hilft Massivbau Wieviel Lüftung hätten Sie denn gern? Dipl.-Ing. (FH) Daniel Kehl Büro für Holzbau und Bauphysik, Leipzig Bild: Daniel Kehl Gründe für Innendämmung 1. Strukturierte, stadtbildprägende Fassaden 2. Behaglichkeit 3. Energieeinsparung Bild:. Daniel Kehl 2 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 1
Die Bauphysik Diffusion bei Innendämmung Diffusion Ebene erhöhter Feuchte Feuchtelast: Bei 10 C: Bei 5 C: 55 ml/m²d 16 ml/m²d Winter Feuchtetransport über Diffusion von innen nach außen Feuchteverteilung über Sorption und Kapillarleitung Sommer Feuchtetransport über Diffusion von Wandmitte nach innen (!) und außen sd-wert Die Dampfbremse kann auch eine Trocknungsbremse sein! Bild:. Daniel Kehl 3 Die Bauphysik Schlagregen Schlagregen Feuchtelast der Wand je nach Oberfläche: Unverputztes Mauerwerk: 4 L/m²d Kalkputz: 3 L/m²d Kalkzementputz: 1-2 L/m²d Schlagregen wird durch Kapillaren der äußeren Schicht aufgenommen und weitergeleitet. (w-wert) Feuchte trocknet nach außen und innen aus (s d -Wert) Bild:. Daniel Kehl 4 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 2
Das bauphysikalische Verhalten hängt ab von Schlagregenschutz: Wasseraufnahme (w-wert) und Diffusion (s d -Wert) des Außenputzes Wasseraufnahme (w-wert) der Bestandoberfläche und dem Sorptionsverhalten des Dämmstoffes Austrocknung über die Innendämmung inkl. Dampfbremse (Diffusion / s d -Wert) Bild:. Daniel Kehl 5 Was braucht der Planer Regelkonstruktionen, die sicher funktionieren und deshalb von Nachweisrechnungen befreit sind. Dazu müssen zunächst die Risiken ausgeschlossen werden. Schlagregenbeanspruchung Hinterströmung der Innendämmung 6 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 3
Schlagregenschutz DIN 4108-3: 2014 Beanspruchungsgruppen: I = geringe Beanspruchung II = mittlere Beanspruchung III = hohe Beanspruchung Bild:. Holzbau die neue quadriga 01/2015 7 Schlagregenschutz Auszug DIN 4108-3: 2014 Beanspruchungsgruppe I geringe Schlagregenbeanspruchung Außenputz ohne besondere Anforderungen an den Schlagregenschutz auf Beanspruchungsgruppe II mittlere Schlagregenbeanspruchung Beanspruchungsgruppe III starke Schlagregenbeanspruchung wasserabweisender Außenputz nach Tabelle 4 auf - Außenwänden aus Mauerwerk, Wandbauplatten, Beton u. ä. - Einschaliges Sichtmauerwerk mit einer Dicke von 31 cm (mit Innenputz) Einschaliges Sichtmauerwerk mit einer Dicke von 37,5 cm (mit Innenputz) Wände mit hinterlüfteter Außenwandbekleidung Zweischaliges Verblendmauerwerk mit Luftschicht und Wärmedämmung oder mit Kerndämmung (mit Innenputz) 8 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 4
Schlagregenschutz Auszug DIN 4108-3: 2014 Tabelle 4 Kriterium für den Regenschutz Wasseraufnahme -koeffizient W W kg/(m² h) Wasserdampfäquivalente Luftschichtdicke s d m Produkt W W s d kg/(m h) wasserabweisend W W 0,5 2,0 0,2 ANMERKUNG: Bei innengedämmten Wänden siehe auch [12] und [13] a Siehe hierzu auch DIN 18550 Anforderung WTA 6.5 Erhöhte Anforderung W W 0,2 1,0 0,1 9 Weitere Risiken ausschließen Durchströmung Hinterströmung Bilder:. EA NRW 10 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 5
Einheitliche Vorgaben WTA- Merkblatt 6-4: 2009 5.2.2.2 Tauwasserausfall in Folge Konvektion Neben der Luftdichtigkeit der Gesamtkonstruktion muss eine Hinterströmung der Innendämmung unbedingt vermieden werden Hinsichtlich der Vermeidung der Konvektion ist bei der Planung und Ausführung insbesondere bei Durchdringungen sowie An- und Abschlüssen eine besondere Sorgfalt erforderlich. DIN 4108-3: 2014 Das Einströmen von Raumluft in bzw. hinter die Innendämmung ist durch geeignete Maßnahmen zu unterbinden. 11 Bemessungsdiagramm nach WTA 6.4: 2009 Wasserabweisend Wasserhemmend Wassersaugend 20 40 60 80 100 Dämmdicke [mm] bei = 0,040 W/mK 12 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 6
Rand- und Grenzbedingungen Ausreichender Schlagregenschutz Porenluftfeuchte an der Grenzschicht Dämmung alte Wand 95% r.f. ( kein Tauwasser, keine Frostgefährdung für den alten Innenputz) Wärmedurchlasswiderstand altes Mauerwerk: R vorh 0,39 m²k/w (z.b. 29 cm Vollziegelmauerwerk) Außenklima: Jahresmittel der Außentemperatur 7 C Innenklima: Normale Feuchtelast nach WTA 6.2 Maximale nachweisfreie Dämmdicke (WLF 040): 80 mm bei nicht saugfähigem oder unbekanntem Untergrund 100 mm bei saugfähigem Untergrund oder feuchtevariabler Dampfbremse 13 Innendämmung à la Holzrahmenbau außen 20mm Kalkzementputz innen 400 mm Vollziegelmauerwerk 20 mm Kalkputz Zellulosedämmung Ständerwerk 12 mm OSB 12.5 mm Gipskartonplatte Bild:. RBL 2014 / Holzbau die neue quadriga RBL 14 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 7
Die 7 guten Gründe für die Holzbaulösung Kein Ausgleichsputz erforderlich Keine Probleme mit der Haftzugfestigkeit des Altputzes Hinterströmungssicher durch Einblasverfahren Flexible Dimensionierung Tragfähige Innenbekleidung Sichere Kalkulationsbasis Trockenbau - keine Austrocknungszeiten Bild:. RBL 2014 / Holzbau die neue quadriga 15 Einfaches Bemessungsdiagramm nach WTA 6.4 Wasserabweisend 12 mm OSB μ = 200 / 300 s d = 2,4 m Wasserhemmend Wassersaugend 20 40 60 80 100 Dämmdicke [mm] bei = 0,040 W/mK 16 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 8
Nach der Fläche kommt der Anschluss Luftdichtung mit feuchtevariabler Folie und Wechselklebeband Hohlraumdämmung eingeblasen Bilder Robert Borsch-Laaks 17 Ach, da war noch was: Holzbalkenköpfe Zeichnung: IBA 1985 19 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 9
Ihnen wird was anvertraut Die Wand und der Holzbalken haben i.d.r. eine über 60jährige Geschichte (Bauphase, Fehlstellen, Leerstand, defekte Wasserleitungen, Bomben ) die man nicht alle kennt. Sie sollten mal nachgucken, wie es den Ihnen anvertrauten Balkenköpfen geht, bevor Sie weiter bauen. Es ist lästig aber nach über 60 Jahren Ruhe durchaus akzeptabel. Bild: Daniel Kehl 20 Zahlreiche Messungen - Holzbalkenköpfe 7 8 9 13 1 10 2 3-5 6 11 12 1. D - Hamburg (SRG III) 2. D - Berlin (SRG I) 3. D - Drebkau (SRG II) 4. D - Senftenberg (SRG I) 5. D - Brieske (SRG I-II) 6. D - Dresden (SRG II) 7. D - Wassenberg (SRG III) 8. D - Wiesbaden (SRG I-II) 9. D - Ludwigshafen (SRG II) 10. D Nürnberg (SRG II) 11. A - Waidhofen 12. A - Graz 13. CH-Zürich SRG = Schlagregengruppe nach DIN 4108-3 I = niedrige II = mittlere Schlagregenbeanspruchung III = große www.holzbauphysik.de Downloads [Kehl 2014] (siehe Literatur Ende Präsentation) 21 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 10
Fazit Schlagregenschutz und Luftdichtheit werden noch wichtiger! Grafik: Daniel Kehl 22 Konvektion - Soll der Holzbalken belüftet werden? In der gesamten Bauphysik hat (feuchte) Raumluft, die auf kalte Oberflächen trifft, zu Problemen geführt. Warum soll das bitte am Balkenkopf anders sein? Bild: unbekannt 23 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 11
Holzbau die neue quadriga 01-2015 Schlagregenschutz einhalten Innendämmung: 100 mm Einblas-Zellulose OSB-Platte Gipskartonbauplatte Grafik Holzbau die neue quadriga 01-2015 24 Luftdichter Anschluss 1 OSB-Platte ausschneiden 2 Primer und Dichtmasse 3 Klebeband in nass komplett oder Bilder Daniel Kehl 25 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 12
Luftdichter Anschluss 3 einputzbares Band + Klebeband Bilder Daniel Kehl 26 Durchdämmen! Bestand Ungedämmtes Gefach Gedämmtes Gefach 12,0 C 13,3 C 15,1 C 18,0 C 13,0 C 7.8 C 18,2 C 13,4 C 8.3 C 17,8 C 13,6 C 14,5 C 17.5 C Bilder Daniel Kehl 27 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 13
Fazit Innendämmungen können in vielen Fällen ohne Bedenken realisiert werden, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: Hohlraumfreie Dämmverfahren bzw. Verhinderung von Hinterströmung durch luftdichte Randanschlüsse Mauerwerk mit wasserhemmendem/ - abweisendem Außenputz gem. der Schlagregenbeanspruchung. Bei Trockenbausystemen mit Faserdämmstoffen erhöhen moderate oder variable Dampfbremsen die Sicherheit. Wenn auf Dampfbremsen gänzlich verzichtet werden soll (u.a. kapillaraktive Systeme) ist ein system- bzw. objektspezifischer Nachweis durch hygrothermische Simulation erforderlich. 28 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit büro für holz [bau] physik Daniel Kehl Nixenweg 14 04277 Leipzig kehl@holzbauphysik.de Bild: IBA 1985 29 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 14
Literatur [EA NRW 2004] [Holzbau 2015] [IBA 1985] [Kehl 2014] [RBL 2014] Hrsg.: EnergieAgentur NRW; Unterlagen für die Energieberatung, Stand 2004, Eigenverlag, Wuppertal 2004 Borsch-Laaks, R.; Kehl, D.; Schopbach, H.; Wagner, G.: Holzbalkendecke an Mauerwerk, Beitrag in der Zeitschrift Holzbau die neue quadriga Ausgabe 01-2015, Kastner-Verlag, Wolnzach 2015 Hrsg.: Internationale Bauausstellung Berlin, Sanierung von Holzbalkendecken, Verlag Ernst und Sohn, Berlin 1985 Kehl, D.: Holzbalkenköpfe bei innen gedämmten Mauerwerk Was können wir aus verschiedenen Projekten lernen?, Beitrag zu den 25. Hanseatischen Sanierungstagen, IRB-Verlag, Stuttgart 2014 Borsch-Laaks, R.: Keine Angst vor Innen-dämmung!, Beitrag in der Zeitschrift Holzbau die neue quadriga, Ausgabe 02-2014, Kastner-Verlag, Wolnzach 2014 30 Vortrag Holzbauphysik-Kongress 2015 15