Vorwort von John Nunn 8 Vorwort der Autoren 10 Einführung 12 Symbole 13



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Zwischenablage (Bilder, Texte,...)

Transkript:

INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis Vorwort von John Nunn 8 Vorwort der Autoren 10 Einführung 12 Symbole 13 1 Aktivität 14 A) Aktivität des Königs 14 A1) Ein Endspiel ist kein Mittelspiel 14 A2) Abschneiden des Königs 24 A3) Barriere 30 A4) Bodycheck 31 A5) Das Réti-Manöver 33 B) Aktivität der Türme 33 C) Aktivität im Allgemeinen 38 2 Die Kunst der Bauernführung 40 A) Freibauern 40 A1) Entfernte Freibauern 40 A2) Gedeckte Freibauern 42 A3) Verbundene Freibauern 44 A4) Freibauern müssen laufen! 45 A5) Blockade 46 B) Bildung eines Freibauern 50 B1) Mobilisierung einer Bauernmajorität 50 B2) Bauerndurchbruch 53 B3) Beseitigung gegnerischer Bauern 58 C) Minoritätsangriff 60 D) Unterminierung 61 E) Die Macht der Bauern 62 3 Übereilen Sie nichts! 68 A) Vorbereitende Maßnahmen 68 B) Subtile technische Züge 70 C) Zugwiederholungen 72 D) Die Kunst des Lavierens 73 E) Mit der ganzen Armee spielen 76

4 SCHACHENDSPIELE IN DER PRAXIS F) Zu große Eile 77 4 Der richtige Abtausch 80 A) Die Bedeutung des Abtauschs für die Schachpartie 80 B) Kritische Momente im Endspiel 83 C) Abtausch ins Bauernendspiel 87 D) Abtausch ins Turmendspiel 91 E) Abtausch eines Turmpaars 94 E1) Der Angreifer will ein Turmpaar tauschen 94 E2) Der Verteidiger will ein Turmpaar tauschen 96 F) Abwicklung ins Endspiel 98 G) Der Verteidiger tauscht Bauern, der Angreifer Figuren 101 H) Beseitigung des letzten Bauern 102 I) Verteidiger von Schwächen müssen abgetauscht werden 104 J) Transformation 106 K) ichtig ist, was auf dem Brett bleibt, nicht was vom Brett verschwindet 108 L) Vermeiden eines ungünstigen Abtauschs 108 5 Das Denken in Schemata 113 A) Zielpositionen 113 B) ünsch Dir was! 114 C) Verbesserung der Figurenstellung und Makogonows Prinzip 115 D) Pläne 117 6 Schwächen 121 A) Bauern- und Felderschwächen 121 A1) Bauernschwächen 121 A1a) Isolierte Bauern 121 A1b) Doppelbauern 122 A1c) Rückständige Bauern 123 A1d) Zu weit vorgepreschte Bauern 124 A2) Felderschwächen 125 B) Schwache Felderkomplexe 126 C) Schaffen und Fixieren von Schwächen 128 D) Lavieren 131 E) Das Prinzip zweier Schwächen 137 F) Die Ausnutzbarkeit von Schwächen 139 G) Fatale Passivität bei strukturellen Schwächen 140 7 Der Kampf um die Initiative 144 A) Die Bedeutung der Initiative 144 B) Freibauern und Initiative 147 C) Psychologie 147

INHALTSVERZEICHNIS 5 D) Strukturelle Opfer für die Initiative 148 E) Materialopfer für die Initiative 149 F) Ungleichfarbige Läufer 150 G) Die Dame in ihrem Element 151 8 Prophylaxe und das Verhindern von Gegenspiel 154 A) Die gegnerischen Pläne vereiteln 154 B) Mysteriöse Turmzüge 156 C) Gegenspiel verhindern 157 9 Das Läuferpaar im Endspiel 161 A) Die Steinitzsche Restriktionsmethode 161 B) Transformation 163 C) Kontrolle 165 D) Öffnung der Stellung für die Läufer 167 E) Unterstützung von Freibauern 170 F) Angriff 172 G) Zwei Läufer gegen Turm und Leichtfigur 174 H) Das Läuferpaar als Remiswaffe 177 I) Der Kampf gegen die Läufer 179 I1) Blockade 179 I2) Totale Abriegelung 180 I3) Stützpunkte für den Springer 182 10 Zugzwang 184 A) Eine mächtige Endspielwaffe 184 B) Theoretisch wichtige Endspiele 189 C) Gegenseitiger Zugzwang 191 D) Dreiecksmanöver und Reservetempi 192 11 Festungen 194 A) Elementare Festungen 194 B) Gesichertes Lager 202 B1) Festungen gegen einen Läufer 202 B1a) Awerbachs Barriere 202 B1b) Die Läufer leben in verschiedenen elten 202 B1c) Der verschanzte Springer 204 B2) Festungen gegen einen Turm 206 B2a) Der Springer kämpft gut auf engem Raum 206 B2b) Typische Remisfestungen mit Läufer gegen Turm 208 B3) Festungen gegen die Dame 211 C) Bauernbarrieren 212 D) Eingesperrte Figuren 216

6 SCHACHENDSPIELE IN DER PRAXIS D1) Der eingesperrte König 216 D2) Ausgeschlossene Figuren 220 E) Gebundene und gefesselte Figuren 222 E1) Anbindung an einen Bauern 222 E2) Anbindung 223 E3) Gefährliche Freibauern 223 E4) Fesselung 224 F) Ein typischer Fehler 226 12 Patt 229 A) Die letzte Chance 229 B) Theoretisch wichtige Pattstellungen 230 C) Desperado 232 D) Unterverwandlung zur Vermeidung von Patt 233 13 Matt 236 A) Eingesperrter König 236 B) Das alles entscheidende erste Schach 238 C) Türme im siebten Himmel 239 D) Angriff mit ungleichfarbigen Läufern 241 E) Der Springer im Angriff 245 F) Langfristiger Mattangriff 247 14 Dominanz 249 A) Totale Dominanz 249 B) Theoretisch wichtige Endspiele 251 C) Restriktionsmethoden 252 C1) Einschränkung eines Läufers 252 C2) Einschränkung eines Springers 254 C3) Einschränkung der gesamten gegnerischen Kräfte 256 C4) Einsperren einer Figur 257 15 Vorteilsverwertung 260 A) Transformation eines Vorteils in einen anderen 261 A1) Läufer lassen sich in der Regel leichter tauschen 261 A2) Transformation statischer Vorteile in dynamische 262 A3) Rückgabe von Material 264 A4) Grundsätzliche Überlegungen 265 B) Praktische Beispiele 266 B1) Raumvorteil 266 B1a) Verbreitern der Operationsfront 270 B2) Materialvorteil 272 B2a) Mehrbauer 272

INHALTSVERZEICHNIS 7 B2b) Verwertung einer Mehrqualität 273 16 Die Kunst der Verteidigung 276 A) Aktive Verteidigung 276 B) Prophylaxe in der Verteidigung 277 C) Die Blockade halten 277 D) Defensive Opfer 278 E) Kämpfen Sie bis zum Ende! 280 17 Typische Fehler 283 A) Mangelhafte Kenntnisse der Endspieltheorie 283 B) Sorglosigkeit/ Unaufmerksamkeit 288 C) Für die Galerie spielen 291 D) Verfrühte Aufgabe 292 D1) Leichtgläubigkeit gegenüber dem Gegner/ Schock nach einem unerwarteten Zug 293 E) Passivität 294 F) Unangemessene Aktivität 295 G) Spielen Sie nicht auf der Seite, wo der Gegner im Vorteil ist 296 H) Unnötige Aufgabe von Material 297 I) Gier 298 J) Zu automatisches Befolgen von Faustregeln 299 18 Faustregeln 300 A) 20 Goldene Endspielprinzipien 300 B) Faustregeln 300 Lösungen der Aufgaben 303 Literaturverzeichnis 361 Index 363

DIE KUNST DER BAUERNFÜHRUNG 2 Die Kunst der Bauernführung Die Bauern sind die Seele des Schachspiels. FRANÇOIS-ANDRÉ DANICAN PHILIDOR Je älter ich werde, desto mehr schätze ich den ert der Bauern. PAUL KERES Im Gegensatz zu allen anderen Figuren können Bauern nicht rückwärts ziehen. Sie bewegen sich in nur kleinen Schritten, und oft liegen längere Pausen zwischen ihren Zügen. Durch diese gemächliche Vorwärtsbewegung der Bauern ist es oft so, dass sich die Bauernstruktur nur sehr langsam verändert, womit sie der Stellung über einen beträchtlichen Zeitraum hinweg die prägenden Merkmale verleiht. Natürlich kann man allein aus der Betrachtung der Bauernstruktur niemals den besten Zug ableiten, aber oftmals bestimmt sie die Richtung, in der man suchen sollte. Diese Tatsache allein reicht aus, um die große Bedeutung der Bauern aufzuzeigen. Denken Sie also über jeden Bauernzug genau nach. Bevor wir nun in die Materie einsteigen, möchten wir Sie noch darauf hinweisen, dass es auch bei diesem Thema Überschneidungen mit anderen Kapiteln gibt. Verwandte Inhalte finden Sie z. B. im Kapitel 6 zum Thema Bauernschwächen, im Kapitel 5 zum Thema Vorposten für Figuren, sowie im Kapitel 4 zum Thema Abtausch von Bauern. Schließlich wird die wichtige Faustregel Ziehe keine Bauern auf der Seite, wo der Gegner stärker ist im Kapitel 17 näher beleuchtet. A) Freibauern Der Freibauer hat für mich eine Seele, genau wie der Mensch, ünsche, die unerkannt in ihm schlummern, und Befürchtungen, von deren Existenz er selbst kaum ahnt. ARON NIMZOITSCH Im Vergleich zu den anderen Partiephasen steigt die Bedeutung der Freibauern im Endspiel enorm an. Sie spielen dort entweder die Rolle eines ablenkenden oder gar die eines entscheidenden Faktors. Der erstgenannte Fall tritt dann auf, wenn die Freibauern so gefährlich sind, dass sie das Feuer der gegnerischen Kräfte auf sich ziehen und diese dadurch zwingen, den hauptsächlichen Kampfplatz zu verlassen. So lenken beispielsweise entfernte Freibauern (siehe A1) oftmals den gegnerischen König ab. Gedeckte Freibauern (siehe A2) haben den Vorteil, dass sie zwar gegnerische Figuren zu Verteidigungsaufgaben zwingen, aber nicht der Deckung durch eigene Figuren bedürfen. Daher erhöht die Existenz eines gedeckten Freibauern zumeist die Gesamtaktivität der entsprechenden Partei. Entscheidende Faktoren sind Freibauern meist dann, wenn sie derart mächtig sind, dass ihnen trotz aller Hindernisse die Umwandlung gelingt, oder wenn sie den Gegner zu materiellen Opfern zwingen, um ihren Vormarsch aufzuhalten. So sind z. B. verbundene Freibauern (siehe A3), wenn sie in geschlossener Formation vorrücken, in der Regel nur äußerst schwer zu stoppen. Zum einen können sie sich gegenseitig verteidigen, zum anderen können sie die Felder, die sie gerade betreten möchten, wechselseitig kontrollieren. Grundsätzlich gelten beim Vorhandensein von Freibauern folgende Faustregeln: 1. Freibauern müssen laufen. 2. Im ettrennen zwischen Freibauern zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität der Freibauern. Auf all diese Aspekte werden wir nun nach und nach eingehen. A1) Entfernte Freibauern Besonders in Bauern- und Leichtfigurenendspielen ist ein entfernter Freibauer eine große

DIE KUNST DER BAUERNFÜHRUNG 41 Macht, weil er einen der Hauptverteidiger ablenkt: Larsens König muss sich höchstpersönlich um den a-bauern kümmern, so dass sich der weiße König am Königsflügel schadlos halten kann: 1 Êd4 Êd6 2 a5 f6 3 a6 Êc6 4 a7 Êb7 5 Êd5 h4 5...f5 6 h4 +ø. 6 Êe6 1-0 Das nächste Beispiel zeigt die Bildung eines entfernten Freibauern: +-+-mp+- -+-+-+p+ +-+-+-+p P+-+-+-+ +-M-+-Z- -+-+-+-Z 2.01 R.Fischer B.Larsen Kandidatenmatch (5), Denver 1971 +-+-m-+- -+p+-z-+ z-+-+-+p +-+-+K+- PZ-+-+PZ 2.02 J.Hjartarson E.Gausel Nordische Meisterschaften, Reykjavik 1997 1 h4 Êe6 Die tatsächliche Partiefortsetzung war 1...f5 2 Êf4 Êf6 3 a4 c5 4 b3 (Zugzwang) 1-0. 2 g4 eiß schafft sich einen entscheidenden Freibauern auf der h-linie. 2...hxg4+ 3 Êxg4 Êf7 4 Êf5 a4 5 h5 c5 6 b3 axb3 7 axb3 Êg7 8 h6+ Êxh6 9 Êxf6 +ø Die von Botwinnik formulierte Regel Springerendspiele sind wie Bauernendspiele gilt insbesondere, wenn entfernte Freibauern vorhanden sind, da diese auch in Springerendspielen meist einen großen Vorteil darstellen. Der Springer kann kein Tempo verlieren, so dass der Zugzwang hier wie auch in Bauernendspielen eine wichtige Rolle spielt. Außerdem reicht ein solider Mehrbauer normalerweise zum Gewinn aus. Aber natürlich gibt es auch Unterschiede, wie Springeropfer und andere taktische Ressourcen des trickreichen Springers. Doch nun zurück zum entfernten Freibauern: -+-+-+k+ S-+-+pz- -s-+-+-z -+p+-+-+ Z-+-+-+P -+-+-ZP+ +-+-+K+- 2.03 N.Robson K.D.Müller Fernschach 2005 eiß steht auf Gewinn, weil sein Freibauer weiter entfernt ist und sein König etwas aktiver steht. 1 Êe2 Êf8 2 Ìc6 Êe8!? Der König sollte ins Spiel gebracht werden. In der Partie geschah 2...c3 3 Êd3 Ìc4 4 Ìd4 Ìxa3 5 Êxc3, und der Springer ist gefangen, denn nach 5...f5 6 Êb3 Ìb1 7 Ìf3 wird der Käfig geschlossen. Mit 7...g5 8 Êb2 g4 9 Êxb1

42 SCHACHENDSPIELE IN DER PRAXIS gxf3 konnte Schwarz zwar den sofortigen Materialverlust vermeiden, aber das Bauernendspiel ist hoffnungslos: 10 g3! (10 gxf3? Êf7 11 Êc2 Êg6 12 Êd3 Êg5 13 Êe3 h5 =) 10...Êf7 11 Êc2 Êg6 12 Êd3 Êf6 13 Êe3 1-0. 3 Ìb4 Êd7 4 Êe3 Êd6 5 Êd4 g6 6 Ìa2 Ìd5 7 h4 Ìb6 8 Ìc3 Êc6 9 a4 Êb7 10 Êc5 Êa6 11 Êb4 f5 12 f4 h5 13 g3 Êb7 14 Êb5 +ø ie gerade exemplarisch gezeigt wurde, ist ein entfernter Freibauer in Leichtfigurenendspielen in aller Regel eine sehr gefährliche affe. Aber sobald Türme dazukommen, ändert sich die Lage, wenn der verteidigende Turm hinter den Freibauern gelangt. So ist selbst die folgende Stellung noch remis: S R+-+-+-+ +-+-+-m- P+-+-+p+ +-+-+p+p -+-+-Z-Z t-+-+-z- -+-+-M-+ 2.04 G.Löwenfisch und.smyslow 1957 1...Êf7 2 Êe2 Nach 2 a7?! Êg7 kann sich der weiße König am Damenflügel nirgends mehr verstecken. 2...Êg7 2...Îxg3? läuft in den alten Umgehungstrick 3 a7 Îa3 4 Îh8 +ø. 3 Êd2 Îxg3 4 Îb8 Îa3 5 Îb7+ Êf6 6 Îb6+ 6 a7 Êe6 7 Êc2 Êd5 8 Êb2 Îa6 9 Êb3 Êc5 =. 6...Êg7 7 Êc2 (D) Nun bekommt Schwarz das dringend benötigte Gegenspiel: 7...g5!! 8 fxg5 8 hxg5 h4 9 Îh6 h3 10 Êb2 Îa5 11 Êc3 h2 12 Îxh2 Îxa6 13 Êd4 Îe6 =. S +-+-+-m- PT-+-+p+ +-+-+p+p -+-+-Z-Z t-+-+-+- -+K+-+-+ 8...f4 9 Êd2 f3 10 Îb7+ Êg6 11 a7 Îa2+ 12 Êe1 Êf5 13 Îf7+ Êg6 14 Îxf3 Îxa7 15 Îf6+ Êg7 16 Îh6 Îa4 17 Îxh5 Îa6 = Der weiße Turm ist eingesperrt. A2) Gedeckte Freibauern Hier hängt viel davon ab, welche Figur den Bauern blockiert und wie stark diese eingeschränkt ist. enn ein starker Blockadespringer vor ihm steht, verliert der Freibauer oft an Kraft und Einfluss. Im Bauernendspiel hingegen stellt er eine echte Macht dar, weil sich der Chef höchstpersönlich um ihn kümmern muss. zp+-m-+- P+-+-z-+ +-+-+K+- 2.05 N.Grigoriew (Ende einer Studie) 64, 1930 eiß kann selbst dann gewinnen, wenn er am Zug ist: 1 Êg4

DIE KUNST DER BAUERNFÜHRUNG 43 Nun muss Schwarz entweder seinen f-bauern aufgeben oder das Quadrat des Bauern b5 verlassen. 1...Êe4 1...Êe6 2 Êxf4 Êd6 3 Êe4 Êe6 4 Êd4 Êd6 5 Êc4 Êc7 6 Êd5 Êb7 7 Êd6 Êb6 (D). -m-m-+-+ zp+-+-+- P+-+-+-+ Jetzt gewinnt eiß den Kampf um die Opposition, weil Schwarz die Felder a6 und c6 nicht betreten kann: 8 Êe6 Êc7 9 Êe7 Êb6 10 Êd6 Êb7 11 Êd7 Êb6 12 Êc8 Êa7 13 Êc7 Êa8 14 Êb6 +ø. 2 b6 f3 3 Êg3! Ein sehr wichtiger Zwischenzug, der es dem Anziehenden nach der beidseitigen Umwandlung ermöglicht, in ein Bauernendspiel abzuwickeln. 3...Êe3 4 b7 f2 5 b8ë f1ë 6 Ëe5+ Êd2 7 Ëxa5+ Êd1 8 Ëd5+ Êc1 9 Ëc5+ Êd1 10 Ëd4+ Êc2 11 Ëf2+ +ø Natürlich möchten wir an dieser Stelle auch ein Beispiel für die Bedeutung eines gedeckten Freibauern in einem Figurenendspiel betrachten. ir müssen allerdings zugeben, dass es (für uns ein wenig überraschend) nicht ganz einfach war, eine geeignete Stellung aufzuspüren. In den Datenbanken finden sich in der Regel entweder Partien, in denen ein gedeckter Freibauer sicher blockiert ist, und die schließlich zu Gunsten der Blockadepartei ausgehen, oder aber Positionen, in denen die Partei mit dem gedeckten Freibauern so offensichtlich überlegen ist, dass sie sich als Lehrbeispiele für dieses Buch nicht eignen. Daraus sollte man aber keineswegs den falschen Schluss ziehen, dass ein gedeckter Freibauer nur in Bauernendspielen eine wichtige Rolle spielen kann. Es scheint vielmehr so zu sein, dass die Spieler großen Respekt vor einem gedeckten Freibauern haben und seine Entstehung nur dann zulassen, wenn sie sich entweder in größter Not befinden, oder aber, wenn sie sich sicher sind, dass er günstig blockiert werden kann. rs-t-+k+ zl+-+pvp -+-+-+p+ +pzpz-+- -+-+P+-+ +L+-VP+- PZ-+-+PZ +-MR+-SR 2.06 M.Botwinnik M.Tal eltmeisterschaft (13) Moskau 1961 1 Íc2 Botwinniks Plan besteht darin, die schwarzen Damenflügelbauern mit b3 nebst a4 zu unterminieren. 1...Ìd7 Hören wir uns an, was Botwinnik über diese Stellung zu sagen hat: Tal hat sich deutliche Gegenchancen verschafft. Sein direktes Ziel sollte sein, den Bauern mit seinem Springer zu blockieren, der in diesem Fall eine Menge nützlicher Aufgaben erfüllen würde, ohne selbst in Gefahr zu sein. Danach könnten die Damenflügelbauern langsam nach vorne stoßen. Konkret gesagt, hätte es folgendermaßen verlaufen können: 2 Ìe2 Îac8, und dann 3...Ìf6, 4...Ìe8 und 5...Ìd6. Natürlich müsste Schwarz sich bei diesem Manöver den Plänen und Zügen des Gegners anpassen. Aber selbst wenn 4...Ìf6, 6...Ìe8 und 8...Ìd6 geschähe, würde es Schwarz nicht schaden. Nachdem er diesen Plan verworfen hatte, war Tal mit der traurigen Notwendigkeit konfrontiert, den Bauern mit dem Turm zu