Polyurethan für den Einsatz im Rohrgraben Worauf kommt es an?

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Sicherheitsrelevante Daten und Hinweise sowie erforderliche Kennzeichnungen können dem Sicherheitsdatenblatt Nr entnommen werden.

Transkript:

Vortrag Polyurethan für den Einsatz im Rohrgraben Worauf kommt es an? Im Rahmen des BFW Expertenforums 2019 Dipl.-Ing. Christof Grieser-Schmitz BASF Polyurethanes GmbH Lemförde

Agenda 1) Grundlagen der Polyurethanchemie 2) Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse 3) Lagerung und Sicherheitsaspekte

1. Grundlagen der Polyurethanchemie

Grundlagen der Polyurethanchemie Wie entsteht PU-Schaum eigentlich?

Grundlagen der Polyurethanchemie A-Komponente / Polyol-Komponente Polyole Katalysatoren Treibmittel (chemisch oder physikalisch) sonstige Additive Stabilisatoren B-Komponente Diisocyanat

Grundlagen der Polyurethanchemie Was ist das Mischungsverhältnis (MV)? Verhältnis von Polyol zu Isocyanat bei der Verarbeitung Angabe in Gewichtsteilen (GT) oder in Volumenteilen (VT) z.b. MV = 100 GT Polyol : 160 GT Isocyanat Dichte Isocyanat : 1,24 g/ml Dichte Polyol : 1,07 g/ml Umrechnung: 100 h h h 100 1,07 1,24 Das bedeutet: 2 Angaben für das gleiche System sind gültig: MV (gravimetrisch) MV (volumetrisch) 100 : 160 GT 100 : 138 VT

Grundlagen der Polyurethanchemie Welche Treibmittelarten gibt es? Chemische Treibmittel Gasbildung Wasser (-NCO + H 2 O CO 2 ) Physikalische Treibmittel Verdampfung cyclo-pentan (Kohlenwasserstoff, Siedepunkt 49 C)

Grundlagen der Polyurethanchemie Charakteristische Schaumparameter Startzeit: Zeit vom Beginn der Vermischung bis zur ersten Volumenvergrößerung Abbindezeit: Zeit vom Beginn der Vermischung bis zum Zeitpunkt, an dem aus dem aufsteigenden Reaktionsgemisch durch Eintauchen eines Stabes Fäden gezogen werden können (Fadenziehzeit) Steigzeit: Zeit vom Beginn der Vermischung bis zur vollendeten Volumenvergrößerung des Schaumes Rohdichte: Gewicht eines Schaumstückes bezogen auf sein Volumen (kg/m³)

Grundlagen der Polyurethanchemie Becherrohdichte Relevant für Qualtitätsprüfungen Schaumpilz am Becherrand abschneiden Kernrohdichte h h! h "# $ h#%& & h '() h *%&+ ') Relevant für Prüfung nach EN 489 Schaumstück aus dem Inneren der Muffe Dichtebestimmung über Wasserverdrängung, + h! h "# $ h#%&ü. '() /%&+ $ h#%&ü.')

Grundlagen der Polyurethanchemie Gesamtrohdichte Relevant für Auslegung der Schäumtabelle Gesamtheit aus Kernrohdichte und Randzonenverdichtung Dichtebestimmung über Muffenvolumen und eingefüllter Menge #& h! h +(0ü "+( $ h#%& '() "%00+*%&+ ')

2. Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse

PUR-System für die Muffenverschäumung Typische Polyolkomponente für die Muffenverschäumung z. B. Elastopor H 2130/38 (Treibmittel: cyclo-pentan) Mischungsverhältnis 100 : 160 ± 5 Gewichtsteile 100 : 138 ± 4 Volumenanteile Reaktionsparameter (Laborrührervermischung bei 20 C) Startzeit : 52 s Abbindezeit : 252 s Rohdichte (Labor) : 50 kg/m³ Viskosität Polyolkomponente: 950 mpa*s

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse Das Mischungsverhältnis Mischungsverhältnis zu hoch (Iso > 5 % zu viel) - spröde Schaumstruktur schlechte Haftung, mangelnde Flexibilität - hohe Rohdichte Füllgrad Mischungsverhältnis zu niedrig (Iso > 5 % zu wenig) - weiche Schaumstruktur ungenügende Druckfestigkeit zu hohe Wasseraufnahme geringe Temperaturstabilität

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse Einfluss der Mischqualität - schlechte Vermischung Schlieren inhomogene Schaumqualität Grobe, offene Zellen Spröde Schaumstruktur höhere Wasseraufnahme schlechtere Wärmeleitfähigkeitswerte ungenügende Scherfestigkeit schlechtere physikalische Eigenschaften

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse Einfluss der Komponententemperatur Poly- oder Iso-Komponente zu kalt (<< 20 C) - höhere Viskosität Probleme bei der Vermischung - Reaktion zu langsam hohe freie Rohdichte (Füllgrad) Poly- oder Iso-Komponente zu warm (>> 20 C) - Reaktion zu schnell schwieriges Einfüllen - Verlust von Treibmittel hohe freie Rohdichte (Füllgrad)

PUR-System für Muffenverschäumung

PUR-System für Muffenverschäumung

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse Oberflächentemperatur Stahl- oder Mantelrohr zu kalt (< 15 C) - langsame Reaktion an der Grenzfläche schlechtere Haftung höhere Rohdichte (mangelnde Füllung) Stahl- oder Mantelrohr zu warm (> 50 C) - schnelle Reaktion an der Grenzflächen schlechtere Haftung niedrigere Rohdichte (Überfüllung) Die Verschäumung außerhalb des angegebenen Temperaturfensters ist prinzipiell möglich. Bei entsprechender Arbeitsweise (Nachweis!) können Muffenverbindungen hergestellt werden, die - bei Qualitätseinbußen - die geforderten Eigenschaften besitzen.

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse Einfluss von Wasser, Ölen, Fetten, Staub Wasser auf Rohroberfläche ungenügende Haftung offene Zellen Wasser in den Komponenten - Poly-Komponente niedrige freie Rohdichte falsches Mischungsverhältnis - Iso-Komponente Bildung von Gas (Kohlendioxid) Haut- und Klumpenbildung

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse Staub auf Rohroberfläche ungenügende Haftung Staub in den Komponenten Verarbeitungsprobleme Öle, Fette auf Rohroberflächen keine Haftung Öle, Fette in den Komponenten grobe Zellstruktur weicher Schaum

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse So nicht!

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse So auch nicht!

Verarbeitungsbedingungen und Einflüsse Der Weg zur optimalen Muffe das ideale Rohr: vorgewärmt trocken sauber der ideale Schaum: richtiges Mischungsverhältnis intensiv vermischt optimale Komponententemperatur richtige Füllmenge (Schäumtabelle!)

Qualitätskontrolle Praktische Prüfung vor Ort Schaumprobe Schaumaustritt Erwärmung Klopfen Schaumprüfung nach EN 489 Kernrohdichte: > 60 kg/m³ Kochtest, Wasseraufnahme: < 10 Vol.% Geschlossenzelligkeit: > 88 % Zellgröße: < 0,5 mm Vermischung: keine Schlieren

3. Lagerung und Sicherheitsaspekte

Lagerung und Sicherheitsaspekte Lagerung der Polyol-Komponente Ideale Lagertemperatur: 15-25 C Dicht verschlossene Lagergebinde Schutz von Feuchtigkeit und Schmutz Bei tieferen Temperaturen kann es bereits nach einigen Stunden zum Entmischen der Komponente kommen. Bei höheren Temperaturen (z.b. direkte Sonneneinstrahlung): - Anstieg des Dampfdrucks Bersten des Fasses - Zersetzung der Katalyse Schaum reagiert langsamer Bei explosionsfähigem Treibmittel (z.b. cyclo-pentan): - Statische Aufladung vermeiden Polyol-Gebinde erden - Technische Geräte explosionsgeschützt auslegen

Lagerung und Sicherheitsaspekte Lagerung der Isocyanat-Komponente Ideale Lagertemperatur: 15-25 C Dicht verschlossene Lagergebinde Schutz vor Feuchtigkeit und Schmutz Längere Lagerung bei höheren Temperaturen irreversibler Anstieg der Viskosität Restmengen sorgfältig behandeln Feuchtigkeit führt zu Bildung von Kohlendioxid Gefahr: Bersten des Fasses Leere Gebinde nicht dicht verschließen! Polymeres Isocyanat (PMDI) ist gesundheitsschädlich (X n ) Vorschriften beachten

Lagerung und Sicherheitsaspekte Wichtige Punkte beim Umgang mit Polyurethansystemen Landesspezifische Vorschriften, aktuelle Sicherheitsdatenblätter, Technische Informationen beachten Sicherung der Komponenten (Diebstahl, spielende Kinder) Leckagen Lagerung auf versiegeltem Boden (z. B. Auffangwanne) Kontakt mit den Komponenten vermeiden Schutzkleidung tragen (Handschuhe, Schutzbrille, geschlossene Arbeitskleidung, Sicherheitsschuhe (antistatisch)) Gute Be- und Entlüftung des Lager- und Verarbeitungsplatzes Rauchverbot!!! Personen, die mit Chemikalien umgehen, müssen mit den Sicherheitsvorschriften und Unfallmaßnahmen vertraut sein! Weitere Sicherheitshinweise unter: http://www.isopa.org/walkthetalk/mdi_de.pdf

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!! Fragen???